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Studie - Mehrweg

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ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

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Rupert Fellinger<br />

Susanne Püls-<br />

Schlesinger<br />

Andrea Binder-<br />

Zehetner<br />

Die Verpackungszielverordnungsnovelle 2000 -<br />

Die Freiwillige Selbstverpflichtung zur Wiederbefüllung und<br />

umweltgerechten Verwertung von Getränkeverpackungen -<br />

Die <strong>Studie</strong> ”Volkswirtschaftlicher Vergleich von Einweg- und<br />

<strong>Mehrweg</strong>systemen” oder<br />

Das Ende der ordnungspolitischen<br />

Abfallvermeidungspolitik in Österreich<br />

im Auftrag der GRÜNEN<br />

April 2001


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Einleitung Seite 1<br />

Die Zielverordnung für Getränkeverpackungen und ihre<br />

Novellierungen Seite 4<br />

Die freiwillige Selbstverpflichtung Seite 12<br />

Internationale Beispiele Seite 17<br />

Die Quotenberechnung in der Zielverordnungsnovelle 2000 Seite 20<br />

Die Kosten-Nutzen-Analyse für EW- und MW-Verpackungen<br />

in der GUA-<strong>Studie</strong> Seite 28<br />

Zusammenfassung der Kosten-Nutzen-Analyse in der<br />

GUA-<strong>Studie</strong> Seite 46<br />

Traum und Wirklichkeit - Der Vergleich der Kosten-Nutzen-<br />

Analyse (GUA-<strong>Studie</strong>) mit Marktdaten Seite 50<br />

Die Vermeidungskosten in der GUA-<strong>Studie</strong> Seite 54<br />

Die Umweltauswirkungen Seite 60<br />

Die Beschäftigungs- und Wertschöpfungsanalyse in der<br />

GUA-<strong>Studie</strong> Seite 64<br />

Die Argumentation des BMLFUW Seite 66<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

1


EINLEITUNG<br />

Mit 29.12.2000 wurde die Verordnung über die Festsetzung von<br />

Zielen zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen von<br />

Getränkeverpackungen und sonstigen Verpackungen (im folgenden<br />

meist kurz ”Zielverordnung” oder ”Zielverordnung Getränkeverpackungen”genannt;<br />

die Novelle selbst heißt kurz ”Verpackungszielverordnungsnovelle<br />

2000”) novelliert.<br />

Der Entwurf der Novelle stieß bei Ländervertretern, Umweltinitiativen,<br />

Arbeiterkammer, Instituten, Abfallverbänden, Teilen der Wirtschaft<br />

und anderen Interessensverbänden auf massive Kritik. Diese<br />

blieb ungehört, und die Novelle wurde verabschiedet.<br />

Gleichzeitig mit dem Entwurf der Novelle wurde eine freiwillige<br />

Selbstverpflichtung zwischen Umweltminister und Wirtschaftskammer<br />

zur Wiederbefüllung und umweltgerechten Verwertung von<br />

Getränkeverpackungen unterzeichnet.<br />

Im Vorfeld zu diesen Maßnahmen wurde die GUA (Gesellschaft<br />

für umfassende Analysen GmbH., Wien) und das IFIP (Institut für<br />

Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, TU-Wien) mit der<br />

Erstellung einer <strong>Studie</strong> ”Volkswirtschaftlicher Vergleich von Einweg-<br />

und <strong>Mehrweg</strong>systemen” (im folgenden kurz ”GUA-<strong>Studie</strong>”<br />

genannt) beauftragt. Die <strong>Studie</strong> wurde im Zuge der Diskussion der<br />

Verpackungszielverordnungsnovelle 2000 vom Bundesministerium<br />

für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(BMLFUW) oft als Argumentationsgrundlage herangezogen. Die<br />

<strong>Studie</strong> wird ebenfalls, wie die Novelle, aufgrund tendenzieller<br />

Analysen und umstrittener Annahmen bzw. Ausgangslage auf<br />

breiter Front kritisiert.<br />

Aufgabe dieser Arbeit war es nun, die inhaltliche Bedeutung der<br />

Novellierung und der freiwilligen Selbstvereinbarung im Hinblick<br />

auf den Umweltschutz bzw. im besonderen auf die österreichische<br />

Abfallwirtschaft darzustellen. Außerdem sollten die Grundlagen,<br />

Annahmen und Argumentationsmuster der GUA-<strong>Studie</strong> in wesentlichen<br />

Punkten in bezug auf die Ergebnisse der <strong>Studie</strong> überprüft<br />

werden.<br />

2<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Freiwillige Selbstverpflichtung zur Wiederbefüllung<br />

und umweltgerechten Verwertung von Getränkeverpackungen<br />

Namens der in ihr vertretenen Abfüller, Importeure und<br />

Vertreiber von Getränken sowie Betreiber von Sammelund<br />

Verwertungssystemen für Getränkeverpackungen<br />

erklärt sich die Wirtschaftskammer Österreich im Sinne<br />

der Prinzipien der Nachhaltigkeit und der gemeinsamen<br />

Verantwortung der Wirtschaft und der Konsumenten für<br />

den Umweltschutz zu folgenden Beiträgen für eine<br />

umweltgerechte Verwendung und Verwertung von<br />

Getränkeverpackungen bereit:<br />

I. Ziel der Selbstverpflichtung<br />

Ziel der Selbstverpflichtung ist es,<br />

- die in Österreich etablierten <strong>Mehrweg</strong>systeme für<br />

Getränke zu erhalten und<br />

- Getränkeverpackungen umweltgerecht zu verwerten.<br />

...<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

3


DIE ZIELVER-<br />

ORDNUNG<br />

FÜR<br />

GETRÄNKE-<br />

VERPACKUN-<br />

GEN UND<br />

IHRE NOVEL-<br />

LIERUNGEN<br />

Die ”Verordnung über die Festsetzung von Zielen zur Vermeidung<br />

und Verwertung von Abfällen von Getränkeverpackungen und<br />

sonstigen Verpackungen” sollte ein Instrument sein, das die Vermeidung<br />

und umweltgerechte Verwertung von Getränkeverpackungen<br />

sicherstellt. Sie ist so aufgebaut, daß sie der Wirtschaft<br />

einen großen Freiraum läßt, dies selbst zu bewerkstelligen: Es<br />

werden Zielquoten für die Wiederbefüllung und umweltgerechte<br />

Verwertung von Getränkeverpackungen vorgegeben, bei Nichterreichen<br />

der Quoten sollten nach § 5 (bzw. § 4 in der Fassung vor<br />

1995) Verkehrs- und Abgabebeschränkungen durchgeführt werden<br />

(siehe rechter Kasten).<br />

Tatsache ist allerdings: Als sich abzeichnete, daß die Quoten<br />

nicht erreicht werden, wurden, anstatt die in der Verordnung vom<br />

Umweltminister geforderten Maßnahmen zu verwirklichen, Novellierungen<br />

durchgeführt, sodaß die tatsächlich zu niedrigen Sammelmengen<br />

nun den Quoten entsprachen. Dies gelang im besonderen<br />

durch die Berücksichtigung der thermischen Verbrennung<br />

(von Kunststoffen) und die Reduktion der Quoten für Mineralwasser<br />

und Bier.<br />

Die Änderungen durch die Novellierungen im Detail zeigt die<br />

Grafik auf den folgenden Seiten. Die wesentlichsten Änderungen<br />

in bezug auf Umweltrelevanz sind rot dargestellt.<br />

Einen neuen negativen Höhepunkt erreichte das ”Nachbessern”<br />

mit der Novellierung 2000 (BGBl. 426/2000 vom 29.12.2000)<br />

durch den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt<br />

und Wasserwirtschaft Dr. Molterer.<br />

4<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Bei Mineralwasser war die Situation wie folgt:<br />

1997 <strong>Mehrweg</strong>quote von 89 % Erreichte Zielquote 97 = 95%<br />

1998 <strong>Mehrweg</strong>quote von 72 %<br />

1999 <strong>Mehrweg</strong>quote von 59 %<br />

2000 <strong>Mehrweg</strong>quote von 53 % Zielquote 2000 = 96 %<br />

Die Kontrolluntersuchung zur Zielverordnung Verpackungsabfälle, die im<br />

Dezember 1998 erstellt wurde, weist ebenfalls bereits darauf hin ”daß im<br />

Jahr 2000 bei einigen Getränkearten vom jetzigen Standpunkt aus gesehen<br />

die Zielquoten verfehlt werden könnten” und hebt hier besonders die Situation<br />

bei Mineralwasser, aber auch bei Bier hervor.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

5


ORDNUNG<br />

FÜR<br />

Die Entwicklung der Zielverordnung für<br />

Verpackungsabfälle<br />

1990<br />

Das Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) wird erlassen,<br />

BGBl. 325/1990<br />

DIE ZIELVER-<br />

GETRÄNKE-<br />

VERPACKUN-<br />

GEN UND<br />

IHRE NOVEL-<br />

LIERUNGEN<br />

1992<br />

1995<br />

Die Verordnung ”Festsetzung von Zielen zur Vermeidung,<br />

Verringerung und Verwertung von<br />

Abfällen aus Getränkeverpackungen” wird erlassen,<br />

BGBl. 516/1990<br />

Flemming<br />

Die Zielverordnung für Getränkeverpackungen<br />

wird auf Grund des § 8 des AWG erlassen,<br />

BGBl. 646/1992. Sie stellt eine Neufassung der<br />

Verordnung von 1990 aufgrund der 1992 erlassenen<br />

Verpackungsverordnung dar.<br />

Feldgrill-Zankel<br />

Novellierung der Zielverordnung, BGBl.<br />

335/1995<br />

" Die Quoten für die Restmengen an Abfällen<br />

von sonstigen Verpackungen, die in Abfallbehandlungsanlagen<br />

behandelt werden dürfen,<br />

werden um ein Jahr verschoben, d.h.<br />

eine Festlegung erfolgt erst für 1998 und<br />

nicht 1997 (siehe auch Diagramm).<br />

" Vorschrift von Quoten zur stofflichen Verwertung<br />

von Packstoffen und Erklärung, daß<br />

diese vorgeschriebenen Ziele ab 1999<br />

erhöht werden.<br />

" Der Passus Wiederverwendung von Getränkeverpackungen<br />

fällt weg, es wird nur mehr<br />

Wiederbefüllung und umweltgerechte Verwertung<br />

gebraucht.<br />

Rauch Kallat<br />

6<br />

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1996<br />

1997<br />

2000<br />

Novellierung der Zielverordnung, BGBl. 649/1996<br />

" Zur Erfüllung der Quoten wird auch die energetische Nutzung von Getränkeverpackungen,<br />

d.h. die Verbrennung, erlaubt, das entspricht einer Erhöhung<br />

der Quoten für Kunststoff-, Verbund-, Papier- und Kartonverpackungen.<br />

" Die Quoten für die Restmengen an Abfällen von sonstigen Verpackungen, die<br />

in Abfallbehandlungsanlagen behandelt werden dürfen, werden für Kunststoff<br />

und Materialverbunde erhöht.<br />

Bartenstein<br />

Notifizierung der Zielverordnung mit europäischem Recht, BGBl. 232/1997;<br />

inhaltlich in bezug auf diese <strong>Studie</strong> nicht relevant.<br />

Bartenstein<br />

Novellierung der Zielverordnung, BGBl. 426/2000<br />

" Massive Reduktion der Zielquoten für die Getränkegruppen Mineralwasser,<br />

Tafelwasser, Sodawasser, Bier bzw. Reduktion der Zielquoten für alkoholfreie<br />

Erfrischungsgetränke<br />

" Die Quoten für Restmengen an Abfällen von sonstigen Verpackungen, die in<br />

Abfallbehandlungsanlagen behandelt werden, werden ausschließlich für<br />

Glas reduziert.<br />

" Die Feststellung der Zielerreichung, die laut der bisherigen Zielverordnung für<br />

2000 vorgesehen gewesen wäre, wird ausgesetzt (sie wäre auch nicht erfüllt<br />

worden) und erst für 2004 vorgesehen.<br />

" Die Erklärung, daß die Verwertungsquoten für die einzelnen Packstoffe erhöht<br />

werden (Novelle aus 95), wird aufgehoben; für verschiedene Packstoffe bestehen<br />

unterschiedliche Quoten, für Kunststoffe z.B. nur 20%, für Glas die höchste<br />

mit 70%.<br />

Molterer<br />

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7


DIE ZIELVER-<br />

ORDNUNG<br />

FÜR<br />

GETRÄNKE-<br />

VERPACKUN-<br />

GEN UND<br />

IHRE NOVEL-<br />

LIERUNGEN<br />

Aus umweltpolitischer Sicht besonders zu kritisieren ist:<br />

" Daß die Quoten für Mineralwasser und Bier bei der massiven<br />

Zunahme von Kunststoff-EW- und Metall-EW-Gebinden<br />

nicht eingehalten werden können, war bereits 1999 absehbar<br />

(siehe rechter Kasten). Der Umweltminister wäre verpflichtet<br />

gewesen, Maßnahmen nach § 4 einzuleiten.<br />

" Durch das Nivellieren von Umweltstandards nach unten<br />

werden falsche Signale gesetzt: 1997 sind die Zielquoten für<br />

alkoholfreie Erfrischungsgetränke nur erreicht worden, weil<br />

im Jahr davor ebenfalls durch eine Novellierung der Zielverordnung<br />

die Verbrennung von Getränkeverpackungen auch<br />

zur Zielerfüllung beiträgt. Mittlerweile sind die stofflichen<br />

Verwertungsanteile weiter gesunken.<br />

" Rechtssicherheit im Umweltbereich geht für Unternehmen völlig<br />

verloren. Unternehmen, die bestrebt waren, die Vorgaben<br />

der Zielverordnung zu erfüllen und dafür auch Investitionen<br />

getätigt haben, sind durch die Novellierung gegenüber den<br />

Unternehmen benachteiligt, die sich nicht um die Einhaltung<br />

der Quotenbestimmungen gekümmert haben. Das Umweltministerium<br />

setzt sich damit dem Verdacht aus, jene Unternehmen<br />

und Interessensgruppen zu unterstützen, die das<br />

geltende Umweltrecht als nicht bindend betrachten.<br />

" Die falsche Angabe der Quotenberechnung in der Novelle,<br />

die trotz zahlreicher Einwendungen in der Begutachtungsphase<br />

nicht verbessert wurde, zeigt, daß Einwendungen seitens<br />

des Bundesministers bzw. des Bundesministeriums übergangen<br />

wurden, und wirkt dilettantisch.<br />

" Die in der Zielverordnung vorgesehenen Kontrollmechanismen<br />

werden für das Jahr 2000 ausgeschalten. Es entsteht<br />

dadurch der Eindruck, daß damit verschleiert werden soll -<br />

was allgemein bekannt ist - daß die Quoten 2000 nicht<br />

erreicht wurden.<br />

" Die einseitige Senkung der Deponie-Restmengen für Glas ist<br />

eine einseitige Benachteiligung des Packstoffes Glas und<br />

erweckt den Eindruck, daß das Bundesministerium die Interessen<br />

der Kunststoffindustrie vertritt. Die Deponie-Restmenge<br />

beträgt für den schweren Packstoff Glas nur 25.000 t, für<br />

8<br />

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Alte Fassung des § 4, § 4 (2) entfällt mit der Novellierung<br />

Kunststoff 60.000 t. Die einseitige Senkung ist außerdem ein umweltpolitisch falsches Signal, da<br />

dieser Packstoff im Gegensatz zu anderen Packstoffen auf der Deponie völlig harmlos ist.<br />

" Verstärkt wird dieser Eindruck auch dadurch, daß durch die neue Quotenberechnung Glas überproportional<br />

zur Quotenerfüllung beitragen wird. In Zukunft kann die Quote trotz Ansteigen der<br />

Einweg-Kunststoffgebinde und Rückgang des stofflichen Recyclings von Kunststoff, leichter<br />

erfüllt werden (siehe dazu auch später).<br />

" Die Streichung des § 4 (2), d.h. die Festlegung, daß die Anteile der stofflich zu verwertenden<br />

Packstoffe ab 1999 erhöht werden, verhindert die Motivation zur Verbesserung der stofflichen<br />

Verwertung, besonders bei den Packstoffen, bei denen nur geringe stoffliche Verwertungsanteile<br />

vorgeschrieben sind (Kunststoffe, Getränkeverbundkarton, sonstige Metallverbunde).<br />

" Univ.-Prof.Dr. Bernhard Raschauer (Institut für Staats- und Verwaltungsrecht) meint in einer<br />

Stellungnahme zum Novellen-Entwurf für den ÖWAV (Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband),<br />

daß, wenn es zu keiner kompletten Überarbeitung des Entwurfes kommen würde<br />

(und das ist es nicht), ”es ehrlicher wäre, die gegenständliche Verordnung ersatzlos aufzuheben,<br />

da sie in der vorliegenden Fassung ohne abfallwirtschaftspolitischer Relevanz ist”. In der Stellungnahme<br />

wird auch betont, daß die Zielverordnungsnovelle gemeinschaftskonform sein dürfe,<br />

aber eine Mindestumsetzung ist. Explizit ruft die EU-Richtlinie die Mitgliedstaaten auf, die Wieder-<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

9


DIE ZIELVER-<br />

ORDNUNG<br />

FÜR<br />

GETRÄNKE-<br />

VERPACKUN-<br />

GEN UND<br />

IHRE NOVEL-<br />

LIERUNGEN<br />

verwendung von Verpackungen zu fördern. Durch die<br />

Novelle wird die Zerstörung der bestehenden Systeme zur<br />

Wiederverwendung (<strong>Mehrweg</strong>systeme) allerdings weiter<br />

vorangetrieben.<br />

10<br />

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DIE FREI-<br />

WILLIGE<br />

SELBSTVER-<br />

PFLICHTUNG<br />

Die freiwillige Selbstverpflichtung zur Wiederbefüllung und<br />

umweltgerechten Verwertung von Getränkeverpackungen, die von<br />

Bundesminister Molterer und Wirtschaftskammerpräsident Leitl<br />

unterzeichnet wurde, ist der begleitende Ökoschmäh zur Novellierung<br />

der Zielverordnung. In einer Presseinformation der Wirtschaftskammer<br />

heißt es dazu:<br />

”Am 11. September 2000 wurde in einer Pressekonferenz<br />

zu Wien Geschichte geschrieben. Zugegebenermaßen nicht<br />

Weltgeschichte, dennoch ist für österreichische Verhältnisse<br />

Bahnbrechendes passiert:<br />

Erstmals soll ein umweltpolitisches Ziel nicht durch gesetzliche<br />

Ge- und Verbote erreicht werden, sondern durch den<br />

Abschluß einer freiwilligen Vereinbarung. Zwischen Landwirtschafts-<br />

und Umweltminister Mag. Molterer und der<br />

österreichischen Wirtschaft, vertreten durch den WKÖ-Präsidenten<br />

Dr. Leitl, wurde vereinbart, dass die Wirtschaft einen<br />

wesentlichen Beitrag für den Umweltschutz in Österreich freiwillig<br />

zu leisten übernimmt.”<br />

Der Text ist selbsterklärend - angemerkt sei dazu:<br />

Die Wirtschaftskammer rühmt sich, daß ”die Wirtschaft<br />

einen wesentlichen Beitrag für den Umweltschutz in Österreich<br />

freiwillig zu leisten bereit ist”. Tatsache ist, daß weite<br />

Teile der Wirtschaft bisher nicht die gesetzlichen Vorgaben<br />

für den Umweltschutz in Österreich verfolgt haben - die<br />

Quoten nach der Zielverordnung wurden für 1999 und<br />

2000 nicht erreicht. Bahnbrechend - wenn auch nicht im<br />

positiven Sinne - mag es vielleicht sein, daß ein Umweltminister<br />

das unterstützt und die Verordnung seines eigenen Ressorts<br />

ändert, anstatt die darin vorgeschriebenen Maßnahmen<br />

umzusetzen.<br />

Weiter heißt es in der Presseaussendung:<br />

”Minister Molterer sprach sich im Rahmen der Pressekonferenz<br />

strikt gegen von mancher Seite vorgeschlagene<br />

"planwirtschaftliche Vorgangsweisen" und eine Lenkungsabgabe<br />

aus.”<br />

12<br />

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13


DIE FREI-<br />

WILLIGE<br />

SELBSTVER-<br />

PFLICHTUNG<br />

Hier zur Klarstellung:<br />

Die Zielnovelle wurde als marktnahe Regelung konzipiert,<br />

die der Wirtschaft den Freiraum läßt, die Quoten - ohne<br />

Vorgabe auf welchem Weg - zu erfüllen. Die betreffende<br />

Stelle im Abfallwirtschaftsgesetz (§8), die auch Grundlage<br />

für die Zielverordnung ist, findet sich rechtsstehend.<br />

Die Selbstgestaltung der Wirtschaft hat das Ziel der notwendigen<br />

Verringerung der Menge an Abfällen nicht geschafft,<br />

naiv ist es zu glauben, daß dies jetzt durch eine freiwillige<br />

Selbstvereinbarung passiert.<br />

Im folgenden nun weitere Anmerkungen zur freiwilligen Selbstvereinbarung:<br />

" Die Selbstvereinbarung bleibt weit hinter dem zurück, was<br />

die Vorgaben des Abfallwirtschaftgesetzes und der EU-Richtlinie<br />

sind.<br />

Bedeutend in diesem Zusammenhang ist auch, daß in der<br />

freiwilligen Vereinbarung festgehalten wird, daß die stoffliche<br />

PET-Verwertungsquote von derzeit 30% auf 50% im<br />

Jahre 2004 angehoben wird.<br />

Der eigentliche Platz, wo dies festgehalten werden sollte, ist<br />

der § 4 der Zielverordnung, wo festgelegt ist, welche Mengen<br />

der in Österreich in Verkehr gesetzten Packstoffe (nicht<br />

nur Getränkeverpackungen) in eine Anlage zur stofflichen<br />

Verwertung einzubringen sind. Dort ist für Kunststoffe lediglich<br />

ein Anteil von 20% festgeschrieben (andere Packstoffe<br />

müssen in einem wesentlich höheren Anteil stofflich verwertet<br />

werden: Glas 70%, Papier, Karton zu 60%). Weiters war in<br />

der Zielverordnung § 4 (2) festgelegt, daß diese Quoten<br />

erhöht werden. Der Absatz wurde bei der Novellierung<br />

gestrichen, siehe weiter vorne.<br />

Ebenso verwunderlich ist, daß in der freiwilligen Vereinbarung<br />

von einer bisherigen stofflichen PET-Verwertungsquote<br />

bei Getränkeverpackungen von 30% gesprochen wird,<br />

während die Kontrolluntersuchungen zur Zielverordnung, die<br />

14<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie durchgeührt wurden (jetzt<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft), für 1994 von<br />

einer stofflichen Verwertungsrate für Getränke-Kunststoffflaschen (diese sind praktisch ausschließlich<br />

PET) von 40% bzw. von 48% für 1997 ausgeht /Wiederbefüllung, Verwertung und energetische<br />

Nutzung von Getränkeverpackungen 1997, Schriftenreihe des BMUJF Band 5/; im Kontrollzeitraum<br />

für die Zielverordnung 1997 sogar von 51,8%. Die in der Selbstverpflichtung angepriesene<br />

Erhöhung bis zum Jahr 2004 ist also entweder bereits jetzt erreicht, die Verwertungsraten<br />

in den Kontrolluntersuchungen sind tatsächlich wesentlich niedriger als offiziell angegeben oder<br />

in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die zukünftige Steigerung der Verwertungsraten<br />

als Erfolg verkaufen zu wollen, ist auf alle Fälle nur ein ”Ökoschmäh” von Umweltminister Molterer<br />

und Wirtschaftskammerpräsident Leitl.<br />

" Besonders problematisch ist, nach Meinung der Autoren, die Tatsache, daß in der freiwilligen Vereinbarung<br />

vage festgehalten wird, ”Getränke werden auch weiterhin ausreichend in <strong>Mehrweg</strong>systemen<br />

angeboten, um den Konsumenten die Wahlmöglichkeit zu erhalten”. Es erfolgt keine<br />

Detaillierung, was das konkret heißt. Tatsache ist, wenn der <strong>Mehrweg</strong>anteil zurückgeht, werden<br />

Getränke in <strong>Mehrweg</strong>verpackungen automatisch teurer. Der Konsument hat dann defakto keine<br />

Wahlfreiheit mehr.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

15


INTERNATIO-<br />

NALE<br />

BEISPIELE<br />

Internationale Beispiele, vor allem nordeuropäischer Länder, zeigen,<br />

daß es auch anders gehen könnte. Durch geeignete Maßnahmen<br />

konnten in diesen Ländern <strong>Mehrweg</strong>systeme forciert und<br />

ihr Bestand erhalten werden. In Deutschland, wo eine ähnliche<br />

Zielverordnung wie in Österreich existiert, wird, nachdem sich<br />

zeigte, daß die Quoten nicht erreicht werden, ein Pfand eingeführt<br />

und nicht wie in Österreich die Quoten angepaßt (es wurde schon<br />

vorher erwähnt, daß die österreichische Vorgehensweise gegen<br />

den § 5 der Zielverordnung verstößt). Wesentlich ist auch, daß die<br />

Beispiele zum überwiegenden Teil aus EU-Ländern stammen, die<br />

Gemeinschaftskonformität also kein Argument ist.<br />

Finnland<br />

In Finnland gibt es eine Steuer auf Einweg-Getränkeverpackungen.<br />

Diese ist abhängig davon, ob ein Pfand für das Gebinde<br />

besteht. Die Steuer beträgt für Einweg ohne Pfand 4 FIM (9,6 ATS)<br />

pro Liter, reduziert sich für Einweg mit Pfand auf 1 FIM (2,4 ATS)<br />

pro Liter. Durch diese Besteuerung werden in Finnland Getränke<br />

überwiegend in <strong>Mehrweg</strong>systemen angeboten. Der Handel erhält<br />

für die Rücknahme und Manipulation der Getränkebehälter über<br />

eine neutrale Clearingstelle einen Kostenersatz /Fa. Tomra/,<br />

/Ökologie-Institut/.<br />

Norwegen<br />

In Norwegen gibt es für alle Einweggetränkeverpackungen eine<br />

Grundabgabe von 0,70 NKR (1,24 ATS) pro Verpackungseinheit.<br />

Die Abgabe wird entweder bei der Einfuhr oder bei der Abfüllung/Fertigstellung<br />

eingehoben, nicht jedoch auf exportierte Verpackungen.<br />

Weiters gibt es mit dieser Grundabgabe eine differenzierte<br />

Umweltsteuer auf grundsätzlich alle Getränkeverpackungen.<br />

Sie ist entsprechend der Recyclingrate für jede Behältnisart gestaffelt.<br />

Der volle Steuersatz beträgt NKR 3,- (5,34 ATS) pro Verpackungseinheit,<br />

der ermäßigte für wiederverwendete Glasbehälter<br />

NKR 1,05,- (1,86 ATS). Derzeit existieren in Norwegen nur<br />

Sammel- und Recyclingsysteme für Glasverpackungen /Österreichisches<br />

Ökologie-Institut/.<br />

16<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Dänemark<br />

In Dänemark existiert ein Einwegverbot für kohlensäurehältige-alkoholfreie Getränke, Bier und Wasser.<br />

Die <strong>Mehrweg</strong>quoten in diesem Bereich betragen daher 100%. Dieses Einwegverbot wurde seit längerem<br />

auf EU-Ebene bekämpft. Am 21.4.1999 hat die Kommission entschieden, gegen Dänemark wegen seines<br />

Einwegverbots vor dem EuGH ein Verfahren einzuleiten.<br />

Zusätzlich wird in Dänemark eine Verpackungssteuer eingehoben. Je nach Verpackungsmaterial (Glasund<br />

Kunststoffflaschen, Metalldosen; Getränkekartons) und –volumen wird eine Steuer zwischen<br />

DKr 0,15,- (0,28 ATS) und 3,20,- (6,0 ATS) erhoben.<br />

Das Beispiel Aldi, einem der größten Discounter Europas, zeigt die Wirkung von Verpackungssteuern.<br />

Neben jenen Getränken, die in <strong>Mehrweg</strong>systemen angeboten werden müssen, werden von Aldi aus rein<br />

wirtschaftlichen Überlegungen in Dänemark auch alkoholische Getränke in Pfand- und <strong>Mehrweg</strong>systemen<br />

angeboten /Ökologie-Institut/.<br />

Deutschland<br />

Die Novellierung der deutschen Verpackungsverordnung beinhaltet eine bundesweite <strong>Mehrweg</strong>quote<br />

von 72 %, bei deren Unterschreitung in zwei aufeinander folgenden Jahren eine Zwangsbepfandung<br />

auf Einweggetränkeverpackungen greifen soll. Für das Jahr 1997 wurde erstmals eine Unterschreitung<br />

der <strong>Mehrweg</strong>quote festgestellt: Sie betrug 71,33 %. Mit der Veröffentlichung dieser Quote am 28. Januar<br />

1999 im Bundesanzeiger begann der zwölfmonatige Nacherhebungszeitraum.<br />

Die deutsche Bundesregierung wird in Folge eine Pfandpflicht für Getränkedosen und Einwegflaschen<br />

ab 1. Jänner 2002 einführen. Mit Beginn nächsten Jahres soll ein Pfand in Höhe von 0,5 DM (3,6 ATS /<br />

Verpackung (bei Füllvolumen größer 1,5 Liter 1 DM ) eingehoben werden. Darauf haben sich Umweltund<br />

Wirtschaftsminister geeinigt. Das Pfand auf ökologisch nachteilige Verpackungen soll den Vormarsch<br />

von Dosen und Einwegflaschen bremsen und den Anteil ökologisch vorteilhafter <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

stabilisieren. Durch die Pfandeinführung ergeben sich jährliche Zusatzkosten in Höhe von<br />

265 Millionen DM, dies bedeutet umgerechnet zusätzliche Kosten pro Verpackung von 1,84 Pfennig<br />

oder 0,13 Schilling /Dt. Bundesministerium für Umwelt/.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

17


INTERNATIO-<br />

NALE<br />

BEISPIELE<br />

Die Beispiele aus Skandinavien zeigen deutlich, dass durch die<br />

Einführung von Steuern und anderen monetären Maßnahmen bis<br />

hin zu Verboten die <strong>Mehrweg</strong>verpackungen gefördert werden.<br />

Deutschland steht nun nach der Unterschreitung der in der Verpackungsverordnung<br />

festgeschriebenen 72 %-<strong>Mehrweg</strong>quote<br />

unmittelbar vor der Einführung eines Pfandsystems für Einweggetränkeverpackungen.<br />

QUELLENANGABEN:<br />

• Dt. Bundesministerium für Umwelt, Bericht an das Bundeskanzleramt,<br />

Schätzung der Kosten bei Einführung eines<br />

Pflichtpfandes auf Einweg-Getränkeverpackungen, 2001<br />

• Österreichisches Ökologie-Institut, Forcierung von Pfandsystemen,<br />

1999<br />

• Fa. Tomra, mündlich<br />

18<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

19


DIE QUOTEN-<br />

BERECHNUNG<br />

IN DER ZIEL-<br />

VERORD-<br />

NUNGSNO-<br />

VELLE 2000<br />

In den Erläuterungen der Zielverordnungsnovelle wird festgehalten:<br />

”Die Methode zur Berechnung der Quote soll ausdrücklich<br />

festgeschrieben werden”.<br />

Tatsächlich konnte der Umweltminister Mag. Molterer als Verantwortlicher<br />

für die Erstellung der Novelle keine korrekte Berechnungsmethode<br />

im Verordnungstext (BGBl. 426/2000) angeben.<br />

Diesbezüglich hat es viele Anmerkungen und Stellungnahmen zum<br />

Entwurf der Novelle gegeben, der Bundesminister Molterer ist darauf<br />

allerdings in keinster Weise eingegangen.<br />

Der Text in der Zielverordnungsnovelle lautet:<br />

”Diese Quote errechnet sich als Summe des Anteils der in<br />

<strong>Mehrweg</strong>gebinden in Verkehr gesetzten Getränke, bezogen<br />

auf die im Inland insgesamt in Verkehr gesetzte Abfüllmenge<br />

(Füllvolumen), und des Anteils der umweltgerecht verwerteten<br />

oder energetisch genutzten Getränkeverpackungen, bezogen<br />

auf die Masse der im Inland in Verkehr gesetzten Getränkeverpackungen,<br />

die nicht wiederbefüllt werden.”<br />

Nach dem Verordnungstext wird das Füllvolumen, das über verschiedene<br />

Getränkeverpackungen in Verkehr gesetzt wird, nicht<br />

berücksichtigt. Wendet man die im Verordnungstext angegebene<br />

Berechnungsmethode an, ergibt das völlig unrealistische Quoten,<br />

großteils über 100%.<br />

In einer Beantwortung eines Schreibens an die Frau Abgeordnete<br />

Dr. Eva Glawischnig (Grüne) vom 19. Oktober 2000 stellt der<br />

Bundesminister zwar fest, ”daß selbstverständlich weiterhin auf<br />

das Füllvolumen bezogen wird”, berücksichtigte das aber nicht in<br />

geeigneter Form in der Novelle, die erst am 29. Dezember 2000<br />

ausgegeben wurde. Aus der Formulierung des Bundesministers in<br />

dem Schreiben an Frau Abgeordnete Glawischnig ist ebenfalls<br />

kein korrektes Berechnungsverfahren unmittelbar ableitbar; in dem<br />

Schreiben heißt es:<br />

20<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


”Bewertet werden die insgesamt in nicht wiederbefüllbaren Gebinden abgesetzten Getränkevolumina.<br />

Diese sind mit bestimmten Massen der jeweiligen Packstoffe verbunden. Diese Gewichte<br />

werden letztendlich zu einer Gesamtmenge an Einweggebinden addiert. Bezogen wird diese<br />

Menge aber - wie auch die <strong>Mehrweg</strong>-Quote - weiterhin sebstverständlich auf das Füllvolumen.”<br />

Die Formulierung ergibt keinen Sinn:<br />

• Durch die Quote werden nicht die in nicht wiederbefüllbaren Gebinden abgesetzten Getränkevolumina<br />

bewertet - sondern die umweltgerecht verwerteten Packstoffmengen.<br />

• Außerdem ergibt es keinen Sinn, Gewichte auf das Füllvolumen zu beziehen, die Quote hätte<br />

dann die Einheit kg/l; Quoten sind allerdings dimensionslose Kennzahlen.<br />

Aus der weiteren Formulierung des Bundesministers ”Entscheidend ist aber dennoch, daß von jedem<br />

Packstoff entsprechende Massenprozentanteile erfaßt und verwertet werden müssen...” läßt sich die Vermutung<br />

ableiten, daß die Formel für die Berechnung der Quote wie folgt aussieht:<br />

GM MW [l] VM EW-verw. [kg] GM EW [l]<br />

+ *<br />

GM ges. [l] VM EW-ges. [kg] GM ges. [l]<br />

GM MW [l].....Getränkemenge (Füllvolumen) <strong>Mehrweg</strong> in Liter<br />

GM ges. [l] .....gesamte Getränkemenge (Füllvolumen) in Liter<br />

GM EW [l].....Getränkemenge (Füllvolumen) Einweg in Liter<br />

VM EW-verw. [kg] .....umweltgerecht verwertete Verpackungsmenge von<br />

Einwegverpackungen in Kilogramm<br />

VM EW-ges. [kg] .....gesamte Verpackungsmenge von Einwegverpackungen<br />

in Kilogramm<br />

Der entsprechende Novellentext müßte dann etwa so lauten:<br />

Diese Quote errechnet sich als Summe des Anteils der in <strong>Mehrweg</strong>gebinden in Verkehr gesetzten<br />

Getränke, bezogen auf die im Inland insgesamt in Verkehr gesetzte Abfüllmenge (Füllvolumen)<br />

und des Anteils der umweltgerecht verwerteten oder energetisch genutzten Getränkeverpackungen,<br />

bezogen auf die Masse der im Inland in Verkehr gesetzten nicht wiederbefüllbaren Getränkeverpackungen<br />

und multipliziert mit dem Anteil der Abfüllmenge dieser nicht wiederbefüllbaren<br />

Getränkeverpackungen bezogen auf die insgesamt in Verkehr gesetzte Getränkemenge.<br />

bzw. einfacher auch:<br />

.......bezogen auf die Masse der im Inland in Verkehr gesetzten nicht wiederbefüllbaren Getränkeverpackungen<br />

und gewichtet mit dem Einweg-Füllvolumen (Einweg-Füllvolumen für diese<br />

Getränkegruppe pro gesamtes Füllvolumen für diese Getränkegruppe).<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

21


DIE QUOTEN-<br />

BERECHNUNG<br />

IN DER ZIEL-<br />

VERORD-<br />

NUNGSNO-<br />

VELLE 2000<br />

Interpretierbar durch das Schreiben von Herrn Minister Mag. Molterer<br />

an Frau Dr. Glawischnig bzw. nach Auskunft des Ministeriums<br />

wäre auch eine Gewichtung der einzelnen umweltgerecht<br />

verwerteten Getränkepackstoffe nach der Füllmenge. Dann ergäbe<br />

die Formel das gleiche Ergebnis wie die bisherige Berechnungsmethode<br />

und der Hinweis in der Novelle ”bezogen auf die Masse”<br />

wäre vollkommen sinnlos.<br />

Wir gehen daher davon aus, daß die Berechnung entsprechend<br />

der oben dargestellten Formel erfolgen soll. Auch von seiten des<br />

BMLFUW wurde mitgeteilt, daß eine Gewichtung mit der Einwegfüllmenge<br />

bei eigenen Berechnungen mitberücksichtigt wird /Auskunft<br />

Österreichisches Ökologie-Institut/.<br />

Bei der dargestellten Berechnung ist genau der Sachverhalt gegeben,<br />

der in vielen Stellungnahmen zum Verordnungsentwurf vorgebracht<br />

und seitens des Ministers nicht berücksichtigt wurde,<br />

nämlich, daß das Recycling von Packstoffen mit hohem Gewicht<br />

und hohem Recyclinganteil den Packstoffen mit geringem Gewicht<br />

und niedrigem Recyclinganteil ”hilft, die Quote zu erfüllen”. Im<br />

folgenden erfolgt die Darstellung von fünf berechneten Szenarien<br />

mit unterschiedlichen EW/MW-Anteilen und unterschiedlichen<br />

Recyclingquoten.<br />

Aus den Diagrammen ist zu ersehen, daß bei allen Varianten<br />

die Quote nach der neuen Berechnungsmethode aufgrund des<br />

EW-Anteils von Glas stets leichter erreicht wird als nach der bisherigen<br />

Berechnungsmethode. Selbst bei einem PET-Einweganteil<br />

von 45% und einer Recyclingquote von nur 15% würde die Quote<br />

noch erreicht werden, wenn der MW-Anteil 50% und der Glas-<br />

EW-Anteil 5% betragen würde. Ebenso könnte bei einem <strong>Mehrweg</strong>anteil<br />

von nur 30%, einem PET-Einweganteil von 55% einer<br />

stofflichen Verwertungsquote von nur 20% die 80%-Quote erfüllt<br />

werden, wenn der Glas-Einweganteil bei 15% liegt. Nach der bisherigen<br />

Berechnungsmethode lagen die Quoten bei diesen Szenarien<br />

unter 50%. In Zukunft können also die Quoten bei minimalen<br />

PET-Verwertungsmengen trotz hoher PET-EW-Mengen leicht erfüllt<br />

22<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Quotenberechnung nach der Zielverordnung<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

Berechnung entsprechend dem Novellentext<br />

"gemeinte" Berechnung des BM und BMLFUW<br />

bisherige Berechnung - vor der Novelle<br />

1,1<br />

Quote<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

Szenario<br />

<strong>Mehrweg</strong>anteil 50%<br />

<strong>Mehrweg</strong>schwund 1%<br />

Einweganteil 50 %<br />

Glasverpackungsgewicht =<br />

20*Verpackungsgewicht Pet<br />

Recyclingquote Glas = 80%<br />

Recyclingquote Pet = 30 %<br />

100% Glas-EW<br />

90% Glas-EW, 10% Pet-EW<br />

80% Glas-EW, 20% Pet-EW<br />

70% Glas-EW, 30% Pet-EW<br />

60% Glas-EW, 40% Pet-EW<br />

50% Glas-EW, 50% Pet-EW<br />

40% Glas-EW, 60% Pet-EW<br />

30% Glas-EW, 70% Pet-EW<br />

20% Glas-EW, 80% Pet-EW<br />

10% Glas-EW, 90% Pet-EW<br />

100% Pet-EW<br />

Der Bereich zwischen grüner<br />

(mittlerer) und blauer (unterer)<br />

Linie, ist der Bereich, um den die<br />

Quote bei einem bestimmten<br />

Verhältnis PET-EW zu Glas-EW<br />

leichter erreicht wird. Insbesondere<br />

bei einem hohen PET Anteil wird die<br />

Quote deutlich leichter erreicht.<br />

Anteil an Einweggebinden<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

23


DIE QUOTEN-<br />

BERECHNUNG<br />

IN DER ZIEL-<br />

VERORD-<br />

NUNGSNO-<br />

VELLE 2000<br />

werden.<br />

Selbst bei der Annahme einer wesentlich niedrigeren Glasrecyclingrate<br />

als bisher werden die Quoten wesentlich leichter als bisher<br />

erreicht.<br />

Nur bei der Annahme von geringeren Verwertungsraten für Glas<br />

als für Kunststoff - was vollkommen unrealistisch ist - würden die<br />

Quoten schwerer erreicht als nach der alten Berechnungsmethode.<br />

Zusammengefaßt ergibt sich, daß in Zukunft für alle Getränkearten,<br />

bei denen es EW-Glasverpackungen und EW-Verpackungen<br />

aus leichten Packstoffen gibt, die Quoten viel leichter, auch bei<br />

sehr niedriger Verwertung der leichten Packstoffe (z.B. Kunststoffe),<br />

erfüllt werden. Die Folge wird eine weitere massive<br />

Zunahme von Kunststoff-Einwegverpackungen sein.<br />

24<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Quotenberechnung nach der Zielverordnung<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

Berechnung entsprechend dem Novellentext<br />

"gemeinte" Berechnung des BM und BMLFUW<br />

bisherige Berechnung - vor der Novelle<br />

1,1<br />

Quote<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

Szenario<br />

<strong>Mehrweg</strong>anteil 50%<br />

<strong>Mehrweg</strong>schwund 1%<br />

Einweganteil 50%<br />

Glasverpackungsgewicht =<br />

20*Verpackungsgewicht Pet<br />

Recyclingquote Glas = 80%<br />

Recyclingquote Pet = 15 %<br />

100% Glas-EW<br />

90% Glas-EW, 10% Pet-EW<br />

80% Glas-EW, 20% Pet-EW<br />

70% Glas-EW, 30% Pet-EW<br />

60% Glas-EW, 40% Pet-EW<br />

50% Glas-EW, 50% Pet-EW<br />

40% Glas-EW, 60% Pet-EW<br />

30% Glas-EW, 70% Pet-EW<br />

20% Glas-EW, 80% Pet-EW<br />

10% Glas-EW, 90% Pet-EW<br />

100% Pet-EW<br />

Der Bereich zwischen grüner<br />

(mittlerer) und blauer (unterer)<br />

Linie, ist der Bereich, um den die<br />

Quote bei einem bestimmten<br />

Verhältnis PET-EW zu Glas-EW<br />

leichter erreicht wird. Insbesondere<br />

bei einem hohen PET Anteil wird die<br />

Quote deutlich leichter erreicht.<br />

Anteil an Einweggebinden<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

25


DIE QUOTEN-<br />

BERECHNUNG<br />

IN DER ZIEL-<br />

VERORD-<br />

NUNGSNO-<br />

VELLE 2000<br />

Quotenberechnung nach der Zielverordnung<br />

1,2<br />

1,1<br />

1<br />

Berechnung entsprechend dem Novellentext<br />

"gemeinte" Berechnung des BM und BMLFUW<br />

bisherige Berechnung - vor der Novelle<br />

0,9<br />

Quote<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

Szenario<br />

<strong>Mehrweg</strong>anteil 30%<br />

<strong>Mehrweg</strong>schwund 1%<br />

Einweganteil 70%<br />

Glasverpackungsgewicht =<br />

20*Verpackungsgewicht Pet<br />

Recyclingquote Glas = 80%<br />

Recyclingquote Pet = 30 %<br />

100% Glas-EW<br />

90% Glas-EW, 10% Pet-EW<br />

80% Glas-EW, 20% Pet-EW<br />

70% Glas-EW, 30% Pet-EW<br />

60% Glas-EW, 40% Pet-EW<br />

50% Glas-EW, 50% Pet-EW<br />

40% Glas-EW, 60% Pet-EW<br />

30% Glas-EW, 70% Pet-EW<br />

20% Glas-EW, 80% Pet-EW<br />

10% Glas-EW, 90% Pet-EW<br />

100% Pet-EW<br />

Der Bereich zwischen grüner<br />

(mittlerer) und blauer (unterer)<br />

Linie, ist der Bereich, um den die<br />

Quote bei einem bestimmten<br />

Verhältnis PET-EW zu Glas-EW<br />

leichter erreicht wird. Insbesondere<br />

bei einem hohen PET Anteil wird die<br />

Quote deutlich leichter erreicht.<br />

Anteil an Einweggebinden<br />

26<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Quotenberechnung nach der Zielverordnung<br />

1,2<br />

1,1<br />

1<br />

Berechnung entsprechend dem Novellentext<br />

"gemeinte" Berechnung des BM und BMLFUW<br />

bisherige Berechnung - vor der Novelle<br />

0,9<br />

Quote<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

Szenario<br />

<strong>Mehrweg</strong>anteil 30%<br />

<strong>Mehrweg</strong>schwund 1%<br />

Einweganteil 70%<br />

Glasverpackungsgewicht =<br />

20*Verpackungsgewicht Pet<br />

Recyclingquote Glas = 80%<br />

Recyclingquote Pet = 20 %<br />

100% Glas-EW<br />

90% Glas-EW, 10% Pet-EW<br />

80% Glas-EW, 20% Pet-EW<br />

70% Glas-EW, 30% Pet-EW<br />

60% Glas-EW, 40% Pet-EW<br />

50% Glas-EW, 50% Pet-EW<br />

40% Glas-EW, 60% Pet-EW<br />

30% Glas-EW, 70% Pet-EW<br />

20% Glas-EW, 80% Pet-EW<br />

10% Glas-EW, 90% Pet-EW<br />

100% Pet-EW<br />

Der Bereich zwischen grüner<br />

(mittlerer) und blauer (unterer)<br />

Linie, ist der Bereich, um den die<br />

Quote bei einem bestimmten<br />

Verhältnis PET-EW zu Glas-EW<br />

leichter erreicht wird. Insbesondere<br />

bei einem hohen PET Anteil wird die<br />

Quote deutlich leichter erreicht.<br />

Anteil an Einweggebinden<br />

Quotenberechnung nach der Zielverordnung<br />

1,3<br />

1,2<br />

Berechnung entsprechend dem Novellentext<br />

"gemeinte" Berechnung des BM und BMLFUW<br />

bisherige Berechnung - vor der Novelle<br />

1,1<br />

Quote<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

Szenario<br />

<strong>Mehrweg</strong>anteil 50%<br />

<strong>Mehrweg</strong>schwund 1%<br />

Einweganteil 50%<br />

Glasverpackungsgewicht =<br />

20*Verpackungsgewicht Pet<br />

Recyclingquote Glas = 70%<br />

Recyclingquote Pet = 30%<br />

100% Glas-EW<br />

90% Glas-EW, 10% Pet-EW<br />

80% Glas-EW, 20% Pet-EW<br />

70% Glas-EW, 30% Pet-EW<br />

60% Glas-EW, 40% Pet-EW<br />

50% Glas-EW, 50% Pet-EW<br />

40% Glas-EW, 60% Pet-EW<br />

30% Glas-EW, 70% Pet-EW<br />

20% Glas-EW, 80% Pet-EW<br />

10% Glas-EW, 90% Pet-EW<br />

100% Pet-EW<br />

Der Bereich zwischen grüner<br />

(mittlerer) und blauer (unterer)<br />

Linie, ist der Bereich, um den die<br />

Quote bei einem bestimmten<br />

Verhältnis PET-EW zu Glas-EW<br />

leichter erreicht wird. Insbesondere<br />

bei einem hohen PET Anteil wird die<br />

Quote deutlich leichter erreicht.<br />

Anteil an Einweggebinden<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

27


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Von der GUA (Gesellschaft für umfassende Analysen GmbH.,<br />

Wien) und dem IFIP (Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik,<br />

TU-Wien) wurde die <strong>Studie</strong> ”Volkswirtschaftlicher Vergleich<br />

von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen” (im folgenden kurz<br />

”GUA-<strong>Studie</strong>” genannt) im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, dem Verband<br />

der Getränkehersteller Österreichs und des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Arbeit erstellt.<br />

Die Ziele, die Vorgangsweise und die zusammengefaßten Ergebnisse<br />

der <strong>Studie</strong> sind dem rechts stehenden Kasten zu entnehmen,<br />

der Text stammt aus der Zusammenfassung der <strong>Studie</strong>. Die Zusammenfassung<br />

und die gesamte <strong>Studie</strong> sind über die Hompage des<br />

BMLFUW und der GUA ladbar.<br />

Bei näherer Betrachtung der Arbeit zeigt sich, daß diese einer kritischen<br />

Überprüfung in vielen Punkten nicht standhält. Insgesamt<br />

beurteilen wir und viele andere mit der Thematik <strong>Mehrweg</strong>/Einweg<br />

befaßte Personen und Gruppen die Arbeit als tendenziös im<br />

Hinblick auf die Forcierung von Einweggetränkeverpackungen.<br />

Auf die Problematik, daß gerade diese <strong>Studie</strong> als wesentlichste<br />

Argumentationsgrundlage des BMLFUW verwendet wird, gehen<br />

wir später noch ausführlich ein.<br />

Die Analyse der GUA-<strong>Studie</strong> war deshalb ein wichtiger Punkt der<br />

hier vorliegenden Arbeit.<br />

Im folgenden erfolgt eine Analyse und Interpretation der Kosten-<br />

Nutzen-Analyse für die unterschiedlichen Gebinde- und Getränkearten.<br />

Eine komplette Nachrechnung der Analyse ist einerseits aufgrund<br />

des Rahmens unseres Projektes und aufgrund der Angaben in der<br />

<strong>Studie</strong> nicht möglich. Zum Beispiel ist aus der <strong>Studie</strong> nicht ersichtlich,<br />

wie die angeführten Investitionskosten in die Rechnung eingehen<br />

(welcher Abschreibungszeitraum wird gewählt, Kapitalverzinsung,<br />

etc.). Vorweg kann aber<br />

28<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


schon gesagt werden, daß die Nachrechnung in den wesentlichsten Punkten eindeutig zeigt, daß viele<br />

angenommene Daten nicht zutreffen und bei Berücksichtigung dieser ein komplett anderes Ergebnis<br />

erhalten wird.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

29


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt das Ergebnis der Kosten-Nutzen-<br />

Analyse der GUA-<strong>Studie</strong> für die Getränkegruppen Wasser und<br />

Bier. Deutlich wird aus diesen, daß es für die gesamten betriebswirtschaftlichen<br />

Kosten nur drei wesentliche Kostenfaktoren gibt,<br />

es sind dies die Kosten für<br />

• Getränkeabfüllung<br />

• Transport<br />

• Handel (Rücknahme und Sortierung).<br />

Im folgenden werden vor allem diese Bereiche anhand der<br />

Getränkegruppen Wasser und Bier überprüft. Zur Überprüfung<br />

wurden diese beiden Getränkegruppen herangezogen, weil<br />

• diese Getränkegruppen aufgrund der Änderungen der Quoten<br />

durch die Zielverordnungsnovelle relevant sind,<br />

• es bei diesen Getränkegruppen noch funktionierende <strong>Mehrweg</strong>systeme<br />

gibt (bzw. je nach Interpretation gegeben hat,<br />

da bei Wässern der <strong>Mehrweg</strong>anteil in den letzten Jahren<br />

dramatisch gesunken ist)<br />

• und uns hier auch die meisten Daten vorliegen.<br />

Die ”Annahmen” bei der <strong>Studie</strong><br />

Im Zuge der Erstellung der Kosten-Nutzen-Analyse zeigten<br />

bereits erste Zwischenergebnisse, daß die Vergleiche klar<br />

zugunsten der Einwegverpackungen ausfallen. Daher wurden<br />

im Zuge der weiteren Bearbeitung im Zweifelsfall bzw.<br />

bei Vereinfachungen grundsätzlich die für <strong>Mehrweg</strong> günstigeren<br />

bzw. die für Einweg ungünstigeren Daten verwendet.<br />

Die auf dieser Basis berechneten Ergebnisse sind dadurch<br />

insofern abgesichert, als der „Gewinner“ tendenziell<br />

benachteiligt und der „Verlierer“ tendenziell bevorzugt<br />

wurde. Veränderungen der Daten in den entsprechenden<br />

Bereichen würden die Einwegschiene nur weiter verbessern<br />

bzw. die <strong>Mehrweg</strong>schiene weiter verschlechtern. Im folgenden<br />

Text wird dieser Ansatz mit der Phrase ”im Zweifelsfall<br />

konservative Annahmen für <strong>Mehrweg</strong>“ zusammengefaßt.<br />

30<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Gesamtkosten nach Gebindeart nach GUA-<strong>Studie</strong><br />

450,0<br />

400,0<br />

350,0<br />

300,0<br />

250,0<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

Gutschriften<br />

Deponie, Müllverbrennung,<br />

thermische Verwertung<br />

Stoffliche Verwertung<br />

Sortierung<br />

Sammlung<br />

Handel (Rückn. & K.sort.)<br />

Transporte (Getr. & Leerg.)<br />

Getränkeabfüllung<br />

Primärproduktion Verp.<br />

-50,0<br />

Wasser<br />

PET EW<br />

Wasser<br />

Glas MW<br />

Wasser<br />

PET MW<br />

Bier<br />

Dose EW<br />

Bier<br />

Glas MW<br />

-100,0<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

31


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Der Ansatz ”im Zweifelsfall konservative Annahmen für <strong>Mehrweg</strong>“<br />

klingt zwar gut, aber einerseits stimmt er nicht und außerdem<br />

wird er selbst in der <strong>Studie</strong> dann wieder als Gegenargument<br />

für <strong>Mehrweg</strong> verwendet.<br />

Zum ersten Punkt:<br />

Bei der Kosten-Nutzenanalyse zeigte sich, daß die Kosten für die<br />

Rücknahme von <strong>Mehrweg</strong>flaschen viel zu hoch angesetzt wurden<br />

(Kapitel 6.12.6 Berücksichtigung neuerer Informationen zur Leergutrücknahme<br />

nach Redaktionsschluß), die für das Ergebnis der<br />

Arbeit wesentlichen Änderungen fließen aber nicht in das Endergebnis<br />

ein.<br />

Gleichzeitig - zweiter Punkt - wird argumentiert<br />

”Eine deutliche Verringerung des Netto-Vorteils von Einweg<br />

gegenüber <strong>Mehrweg</strong> in der Kosten-Nutzen-Bilanz würde<br />

verlangen, daß an jenen Stellen, wo Annahmen oder Vereinfachungen<br />

grundsätzlich zugunsten von <strong>Mehrweg</strong> getroffen<br />

wurden, durch Verbesserung der Datenbasis und Detaillierung<br />

der Berechnungen ein ausgewogeneres Bild geschaffen<br />

werden müßte. Die Kosten für <strong>Mehrweg</strong> würden sich dabei<br />

voraussichtlich unter anderem in den folgenden Bereichen<br />

erhöhen:..... und weiter....Die Verbesserung der Datengrundlagen<br />

in allen Bereichen wird daher in Summe die ausgewiesenen<br />

Endergebnisse aller Wahrscheinlichkeit nach kaum<br />

bzw. nur geringfügig zugunsten von Einweg verändern.”<br />

”Im Zweifelsfall konservative Annahmen für <strong>Mehrweg</strong>” bedeutet,<br />

daß trotz kalkulierter Unsicherheiten <strong>Mehrweg</strong> nicht schlechter<br />

bewertet wird. Es kann aber nicht angenommen werden, wie oben<br />

argumentiert wird, daß diese ”Unsicherheiten” sowieso eintreffen<br />

und andere falsche Datengrundlagen aufheben; dies ist eine<br />

unwissenschaftliche und unseriöse Argumentation. Daß die<br />

falschen Annahmen zur <strong>Mehrweg</strong>rücknahme tatsächlich das<br />

Ergebnis stark verändern, und zwar zu Gunsten von <strong>Mehrweg</strong>,<br />

wird im folgenden dargestellt.<br />

32<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Die Berechnung der Kosten im Handel<br />

Wie oben kurz erwähnt und von den AutorInnen der <strong>Studie</strong> ausgeführt, ergab eine ”Überprüfung der<br />

oben genannten Daten für den Prozeß Leergutrücknahme zwischen den bedeutendsten Herstellern von<br />

Rücknahmeautomaten, dem Handel, dem Umweltministerium und der GUA” geänderte Daten bezüglich<br />

der Leergutrücknahme im Handel. Die Änderungen im Detail sind:<br />

• durchschnittliche Investitionskosten für einen Flaschen-Rücknahmeautomaten von ATS 340.000,-<br />

statt ATS 489.000,-<br />

• Flächenbedarf für Automat und Rollbahn inkl. Platz für Sortiertätigkeit von 12m 2 gegenüber 20m 2<br />

für Rücknahmeautomaten und Rollbahn plus 30m 2 Lagerfläche.<br />

• Betriebskosten von ATS 12.400,- gegenüber ATS 20.000,-<br />

• Personalbedarf von 0,3 MitarbeiterInnen gegenüber 0,5 MitarbeiterInnen<br />

Obwohl sich diese Kosten wesentlich im Gesamtergebnis auswirken, <strong>Mehrweg</strong>verpackungen werden<br />

dadurch um bis zu 0,71 ATS pro Liter billiger (das sind 45% der angenommenen Kosten für die Flaschenrücknahme),<br />

wurden die geänderten Annahmen nicht im Ergebnis der <strong>Studie</strong> berücksichtigt. Stattdessen<br />

wurde, wie weiter vorne gezeigt, ”herumargumentiert”. Bei Bier ist die Veränderung der Ergebnisse<br />

noch stärker.<br />

Falsch sind auch die in der GUA-<strong>Studie</strong> angegebenen Werte, die sich durch die geänderten Datengrundlagen<br />

ergeben würden (aber nicht berücksichtigt wurden); Änderung der Kosten für die Leergutrücknahme:<br />

Verbesserte Datenbasis und Flaschendurchsatz von 250.000 Fl./a: Kostensenkung von 0,12 ATS/Fl.<br />

Verbesserte Datenbasis und Flaschendurchsatz von 300.000 Fl./a: Kostensenkung von 0,18 ATS/Fl.<br />

Verbesserte Datenbasis und Flaschendurchsatz von 350.000 Fl./a: Kostensenkung von 0,23 ATS/Fl.<br />

/GUA-<strong>Studie</strong>/<br />

Bei einem gleichen Flaschendurchsatz von 350.000 Fl./a betragen allein die Änderungen durch die<br />

geänderten Personalkosten ATS 0,234 ATS/Fl. (vorher 0,5 Personen, jetzt 0,3; bei Personalkosten von<br />

39 Groschen), dieser Betrag erhöht sich noch durch die geringeren Investitionskosten.<br />

Ein weiterer Fehler besteht darin, daß für die Flaschendurchsatzmenge das Jahr 1999 herangezogen<br />

wurde, während die sonstigen Bilanzdaten vom Jahr 1998 bzw. 1997 ausgehen und ja auch die Veränderung<br />

von 1997 zu 2000 bzw. 2004 beschreiben sollen. Durch diese falsche Annahme wird der<br />

Flaschendurchsatz pro Rücknahmeautomat kleiner (da Einweg auf Kosten von <strong>Mehrweg</strong> zugenommen<br />

hat) und dadurch auch die Rücknahmekosten für <strong>Mehrweg</strong> teurer.<br />

Grundsätzlich kann aber davon ausgegangen werden, daß der Flaschendurchsatz, der in der GUA-Stu-<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

33


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

die angenommen wurde, den unteren Wert darstellt. Eigene<br />

Berechnungen zeigen, daß 1997 unter Berücksichtung der aufgestellten<br />

Flaschenautomaten, der rückgenommenen Flaschen und<br />

der Aufteilung dieser auf die Märkte, in denen Flaschenautomaten<br />

aufgestellt sind, je nach Annahme des Gastronomieanteils an den<br />

verkauften Flaschen bei 480.000 bzw. 520.000 zurückgenommenen<br />

Flaschen pro Automat liegt (siehe rechts stehende Tabellen).<br />

Zur Berechnung wurde davon ausgegangen, daß Flaschenrücknahmeautomaten<br />

in allen Verbraucher- und Supermärkten und in<br />

der Hälfte der großen Geschäfte des Lebensmitteleinzelhandel aufgestellt<br />

sind. Aus dieser Annahme ergibt sich die Anzahl der aufgestellten<br />

Flaschenautomaten mit 2686, dies entspricht den Herstellerangaben<br />

von2500 und ist somit eine passende Annahme.<br />

Wenn der tatsächliche Flaschendurchsatz mit 500.000, anstatt wie<br />

in der GUA-<strong>Studie</strong> mit 350.000, angenommen wird, verringern<br />

sich die Flaschenrücknahmekosten um 30%. Werden sowohl die<br />

geänderten Datengrundlagen und der höhere Flaschendurchsatz<br />

je Flaschenrücknahmeautomat berücksichtigt, ergeben sich für<br />

Glas-<strong>Mehrweg</strong> für die Position Flaschen-Rücknahme im Handel<br />

geringere Kosten von ATS 0,35.<br />

Zur Berechnung des Flaschendurchsatzes bermerkt die GUA-<strong>Studie</strong><br />

selbst:<br />

”Auf der anderen Seite führen Abschätzungen auf Basis der<br />

Gesamtmenge an <strong>Mehrweg</strong>gebinden auf dem österreichischen<br />

Getränkemarkt zu höheren Werten für den durchschnittlichen<br />

Flaschendurchsatz.”<br />

Aufgrund von Angaben des Handels wird dann aber davon ausgegangen,<br />

daß der Flaschendurchsatz geringer als 350.000 ist.<br />

Nachvollziehbar ist diese Annahme in der GUA-<strong>Studie</strong> allerdings<br />

nicht.<br />

Besonders verfälschend wirken sich die zu hoch angesetzten<br />

Kosten für die Flaschenrücknahme im Handel bei Bier aus. Da Bier<br />

in 0,5l Gebinden angeboten wird und die Kosten für Rücknahmeautomat<br />

und Personal pro Getränkeverpackung bezogen werden,<br />

34<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

35


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

sind diese Kosten pro Liter berechnet sehr hoch. Grundsätzlich<br />

scheint der Bezug auf die Anzahl zurückgegebener Gebinde sinnvoll.<br />

Wird allerdings berücksichtigt, daß oft auch ganze Kisten<br />

zurückgegeben werden, ist der Ansatz nicht mehr passend: Der<br />

Arbeitsaufwand für eine zurückgegebene Kiste Mineralwasser und<br />

eine zurückgegebene Kiste Bier ist gleich. Da aber in einer Bierkiste<br />

20 Flaschen enthalten sind und in einer Mineralwasserkiste nur<br />

12, ergeben sich die Personalkosten im Handel zur Flaschenrücknahme<br />

in der GUA-<strong>Studie</strong> bei der Bierkiste 1,7fach so hoch.<br />

Wesentlich in bezug auf die ”falschen” Annahmen in der <strong>Studie</strong><br />

zum Personaleinsatz (0,5 Personen) bei der Flaschenrücknahme ist<br />

auch, daß die ”neuen” Werte (0,3 Personen) außerhalb des<br />

Bereichs der unter Kapitel 7.5 der GUA-<strong>Studie</strong> durchgeführten<br />

Sensitivitätsanalyse liegt. Tatsächlich müßte eine Sensitivitätsanalyse<br />

genügend weite Bereiche abdecken, um auch Extremfälle zu<br />

berücksichtigen. Wie sich in der GUA-<strong>Studie</strong> zeigt, wurde die<br />

Sensitivitätsanalyse in einem nur derartig geringen Bereich<br />

gewählt, daß nicht einmal die Bedingungen durch eine geänderte<br />

Datenlage (Personalaufwand für Flaschenautomat 0,3 statt 0,5)<br />

abgebildet werden. Umso problematischer ist dies, da die Personalkosten<br />

einerseits einen Faktor mit großer Ungenauigkeit darstellen<br />

(es kann schwer festgestellt werden, wie groß der tatsächliche<br />

Personalaufwand für die Flaschenrücknahme ist), auf der<br />

anderen Seite aber einen großen Einfluß auf das Endergebnis<br />

haben.<br />

Nicht nachvollziehbar ist auch, mit welchen Abschreibungszeiträumen<br />

zur Berechnung der Annuität für die Investitionen der Flaschenrücknahmeautomaten<br />

und der Lagerflächen gerechnet<br />

wurde. Die Nachrechnung, soweit dies möglich war, ergibt, daß<br />

der durchschnittlich gewählte Abschreibungszeitraum (für Flaschenrücknahmeautomat<br />

und Lagerflächen) bei 8 Jahren liegen<br />

dürfte. Die Lagerflächen scheinen demnach mit einem deutlich zu<br />

kurzen Abschreibungszeitraum in die Berechnung eingegangen zu<br />

sein.<br />

36<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Gleichzeitig wie die Rücknahme der <strong>Mehrweg</strong>flaschen im Handel viel zu teuer bewertet wurde, wurde<br />

die Manipulation der Einwegverpackungen im Handel unterbewertet. Generell wurden nur Kosten für<br />

die Flaschenrücknahme angesetzt. Tatsächlich besteht aber im Handel in einigen Bereichen ein Mehraufwand<br />

bei Einwegverpackungen im Vergleich zu <strong>Mehrweg</strong>verpackungen. Schrumpffolien und Kartonagen<br />

müssen aufgeschnitten und entfernt werden. Für die Abfälle ist wiederum zusätzlicher Lagerraum<br />

notwendig. Weiters von Bedeutung ist, daß Getränke in <strong>Mehrweg</strong>kisten innerhalb des Geschäftes mit<br />

einfachen Rodeln direkt zum Aufstellungsort transportiert werden können. Paletten mit Einweggebinden<br />

können nur mit teuren und in mittelgroßen und kleinen Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels sowie<br />

in Supermärkten meist nicht vorhandenen Hubstaplern oder hydraulischen Handwägen direkt zum Aufstellungsort<br />

transportiert werden. Probleme kann es auch in kleineren Geschäften geben, wenn nicht<br />

ausreichend Platz für die Paletten vorhanden ist. Alternativ müssen die Getränke einzeln oder in Trays<br />

händisch in die Regale sortiert werden, was einen deutlichen Mehraufwand gegenüber <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

bedeutet. All dieser Mehraufwand für Einweggetränkeverpackungen wird in der GUA-<strong>Studie</strong><br />

nicht berücksichtigt; die Kosten dafür werden mit 0,- ATS angesetzt.<br />

Die Kosten für die automatische Kistensortierung<br />

In der GUA-<strong>Studie</strong> werden Kosten für die automatische Kistensortierung von ATS 1,82 pro sortierter<br />

Kiste in der Kosten-Nutzen-Analyse berücksichtigt. Nach Angaben verschiedener Brancheninsider gibt<br />

es derzeit nur eine einzige derartige Anlage. Diese wird vom Billa-Konzern (dazu gehört auch Merkur<br />

und Mondo) betrieben. Die Kisten anderer Handelsketten laufen nicht über eine derartige Sortieranlage.<br />

Die Sortierung der Kisten erfolgt dort, ohne daß ein personeller Mehraufwand ausgewiesen wird,<br />

dezentral. Bei Handelsbetrieben, die über kein Zentrallager verfügen, entfällt außerdem eine spezielle<br />

Kistensortierung, weil diese direkt von den Abfüllbetrieben beliefert werden.<br />

Wie auch noch an anderer Stelle gezeigt wird, ist die GUA-<strong>Studie</strong> speziell auf den Billa-Konzern zugeschnitten,<br />

die Kosten geben allenfalls die Kosten des Billa-Konzerns wieder und sind nicht allgemein<br />

gültig. Die Kosten für die Kistensortierung sind eine spezielle Infrastruktureinrichtung des Billa-Konzerns<br />

und sind daher im Rahmen einer allgemeinen Kosten-Nutzen-Analyse für Getränkeverpackungen als<br />

willkürlich angenommen anzusehen.<br />

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37


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Kosten für die Getränkeabfüllung<br />

Die Kosten für die Getränkeabfüllung und die Primärproduktion<br />

der Verpackung sind für die Getränkegruppen Wasser und Bier in<br />

der nebenstehenden Tabelle dargestellt. Folgende Annahmen sind<br />

dabei unseres Erachtens nach nicht zutreffend.<br />

" Anlagen in der Größe, wie sie zur Wasser-Abfüllung von<br />

der GUA kalkuliert wurden, werden nur von zwei Betrieben<br />

eingesetzt. Die durchschnittliche Anlagengröße und das<br />

durchschnittliche jährliche Abfüllvolumen sind wesentlich<br />

kleiner. Damit liegen auch die kakulierten Kosten in einem<br />

anderen Bereich.<br />

" Für die Abfüllung von Wasser in PET-EW-Gebinden wird<br />

davon ausgegangen, daß die Anlage PET-Preforms zu Flaschen<br />

blasen kann und damit der Einsatz bereits fertig<br />

geblasener PET-Flaschen nicht notwendig ist. Tatsächlich setzten<br />

einige Abfüllbetriebe bereits fertig geblasene PET-Flaschen<br />

ein. Der Preis von fertig geblasenen PET-Flaschen wird<br />

mit ATS 1,00 bis 1,40 angegeben. Die Abfüllung ist damit<br />

wesentlich teurer als in der GUA-<strong>Studie</strong> für Preforms kalkuliert.<br />

Zum Bezugszeitpunkt 1997 haben vermutlich noch<br />

wesentlich mehr Anlagen in Östereich als derzeit mit fertig<br />

geblasenen PET-Flaschen gearbeitet.<br />

" Der Preis für die PET-Preforms ist mit ATS 0,70 niedrig. Er<br />

entspricht damit vermutlich dem Preis von 1997 bzw. 1998,<br />

den Bezugsjahren für die GUA-<strong>Studie</strong>. Derzeit ist der Preis<br />

aufgrund eines stark steigenden PET-Weltmarktpreises<br />

wesentlich höher und liegt bei ca. 0,85 ATS. Steigende PET-<br />

Preise hätten in der <strong>Studie</strong> in Form der Sensitivitätsanalyse<br />

bzw. in Form eines eigenen Szenarios berücksichtigt werden<br />

sollen.<br />

" Laut Angaben der Brau-Union beträgt die durchschnittliche<br />

Umlaufzahl für Glas-<strong>Mehrweg</strong>-Bierflaschen ca. 40 Umläufe.<br />

In der GUA-<strong>Studie</strong> wurde von nur 20 Umläufen ausgegangen.<br />

Bei 40 Umläufen verringern sich die Abfüllkosten für<br />

Bier-Glas-MW um 6 Groschen pro Liter. Die Kosten für den<br />

38<br />

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Mineralwasser Glas MW Mineralwasser PET MW Mineralwasser PET EW<br />

94.080.000 pro l 94.000.000 pro<br />

l[g/l] 94.000.000 pro l[g/l]<br />

ATS [Groschen/l] ATS [Groschen/l] ATS [Groschen/l]<br />

ABFÜLLPROZESS<br />

Investitionskosten<br />

Bauteil 25.000.000 24.000.000 22.800.000<br />

Maschinentechnik 125.000.000 115.219.948 76.582.863<br />

Lager 15.000.000 15.000.000 16.710.000<br />

Mobile Geräte 2.500.000 2.500.000 2.898.232<br />

Planung 800.000 780.000 779.800<br />

Investitionen<br />

für Flaschen-pool 29.355.361 0<br />

Investitionen<br />

für Kastenpool 42.653.024 28.435.349<br />

SUMME 240.308.385 185.935.297 119.770.895<br />

Verpackungskosten<br />

Glasflasche MW-Ersatz ATS/Stück 2,60 bzw. PET-Flasche MW-Ersatz ATS/Stück 4,50 bzw. PE 4.892.160 5,20 25.658.182 27,27 43.904.000 46,71<br />

Verschluß ATS/Stück 0,10 bzw. Verschluß ATS/Stück 0,11 (PET MW) bzw. Verschluß ATS/Stü 9.408.000 10,00 6.648.320 7,07 6.272.000 6,67<br />

Etikette ATS/Stück 0,08 bzw. Etikette ATS/Stück 0,04 bzw. Etikette ATS/Stück 0,05 7.526.400 8,00 2.508.800 2,67 3.136.000 3,34<br />

Kleber ATS/Flasche 0,01 bzw. Kleber ATS/Flasche 0,01 bzw. Kleber ATS/Flasche 0,003 1.128.960 1,20 752.640 0,80 188.160 0,20<br />

Kasten MW-Ersatz ATS/Stück 34,00 bzw. Kasten MW-Ersatz ATS/Stück 34,00 2.665.600 2,83 1.184.711 1,26<br />

Palette ATS/Palette 80,00 196.000bzw. Palette ATS/Palette 80,00 99.556 196.000 0,21 130.667 0,14 99.556 0,11<br />

Band f. Palette ATS/Palette 0,04 bzw. Band f. Palette ATS/Palette 0,04 9.800 0,01 6.533 0,01<br />

Unterkarton für Tray ATS/Stück 0,20 1.672.533 1,78<br />

Schrumpffolie für Tray ATS/Tray 0,30 3.136.000 3,34<br />

Tragegriff für Tray ATS/Tray 0,15 1.568.000 1,67<br />

Bezettelung am Tray ATS/Tray 0,07 731.733 0,78<br />

Zwischenkarton für Palette ATS/Stück 3,21 1.597.867 1,70<br />

Folie für Palette ATS/Palette 2,35 292.444 0,31<br />

Bezettelung<br />

für Palette ATS/Palette 2,00 248.889 0,26<br />

ZWISCHENSUMME 27,45 39,21 66,86<br />

Energieträger 3,00 0,40 3<br />

Personalkosten 8,00 6,00 5<br />

Betriebsmittel<br />

und Sonstiges 12,00 8,00 6,5<br />

Abfall und Abwasser 2,00 0,10 0,13<br />

Erlöse aus Glasbruch -0,20<br />

SUMME 52,25 53,71 81,49<br />

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39


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Austausch des Flaschenparks sind extra in den Investitionskosten<br />

berücksichtigt.<br />

" Der Flaschenverschluß wird in der Güterbilanz laut Angaben<br />

der GUA-<strong>Studie</strong> nicht berücksichtigt, weil er einen vernachlässigbar<br />

kleinen Massenstrom darstellt. Mit 2 g/l Getränk<br />

macht der Flaschenverschluß bei der 1,5 l EW-Flasche mehr<br />

als 7% des Flaschengewichts und fast ebensoviel wie der in<br />

der <strong>Studie</strong> berücksichtigte Verpackungskarton aus.<br />

" Ein ganz wesentlicher Fehler in der GUA-<strong>Studie</strong> ist, daß in<br />

der Kosten-Nutzen-Analyse die ARA-Beiträge nicht berücksichtigt<br />

sind. Entweder müßten diese in den Kosten der<br />

Getränkeabfüllung oder in den Sammel-, Sortier-, Behandlungs-,<br />

Verwertungs- und Entsorgungskosten aufscheinen.<br />

Die genannten Kosten sind allerdings wesentlich geringer als<br />

die zu entrichtenden ARA-Beiträge, siehe nebenstehende<br />

Tabelle. Daraus ist zu ersehen, daß bei den PET-EW-Flaschen<br />

(Wässer) zumindestens ein ARA-Lizenzbeitrag um 30<br />

Groschen/abgefülltem Liter (= Differenz Sammel-, Sortier,<br />

Verwertungs- und Behandlungskosten gegenüber ARA-<br />

Lizenzbeitrag) in der GUA-<strong>Studie</strong> nicht berücksichtigt<br />

wurde. Das sind tatsächliche Kosten, die auch der Konsument<br />

zahlen muß. Um diesen Betrag ist unter anderem die<br />

PET-EW-Flasche in der GUA <strong>Studie</strong> zu günstig gegenüber<br />

der PET-MW- und der Glas-MW-Flasche beurteilt.<br />

" Bier in 0,33l Dosen wird nicht berücksichtigt, obwohl dies<br />

die Bilanz zugunsten von Glas <strong>Mehrweg</strong> merkbar verbessern<br />

würde.<br />

40<br />

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41


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Transportkosten<br />

Daß die Personalkosten für den Transport Abfüller-Zentrallager<br />

von <strong>Mehrweg</strong>gebinden um 40% höher als von Einweggebinden<br />

angesetzt werden, ist unverständlich. Zwar kann ev. ein höherer<br />

Zeitbedarf durch das Wiedereinladen von Leergut entstehen, allerdings<br />

kann dieser gerade bei einer Transportentfernung von 200<br />

bzw. 400 km nicht 40% Mehraufwand bedeuten, wo ja auch nur<br />

der Transport zum Zentrallager angegeben wird, d.h. vollständige<br />

Be- und Entladung auf einmal. Dazu kommt noch, daß das Ladegewicht<br />

des LKWs aufgrund des höheren Verpackungsgewichtes<br />

bei den <strong>Mehrweg</strong>gebinden geringer ist (14,3 t gegenüber 16,1 t<br />

bei Wässern), sodaß pro LKW bei den <strong>Mehrweg</strong>gebinden eine<br />

geringere Tonnage manipuliert werden muß. Mathematisch ist der<br />

Ansatz zur Berechnung ebenfalls nicht korrekt: Wenn mit den<br />

höheren Personalkosten für <strong>Mehrweg</strong>transport die eventuell höheren<br />

Manipulationskosten abgebildet weden sollen, können diese<br />

nicht kilometerabhängig sein, d.h., daß bei doppelter Transportentfernung<br />

auch der Manipulationsaufwand doppelt so hoch ist.<br />

Beim in der GUA-<strong>Studie</strong> gewählten Berechnungsansatz ist das<br />

aber der Fall. Besonders nachteilig wirkt sich diese falsche Berechnung<br />

aufgrund der langen durschnittlichen Transportentfernung<br />

bei der Berechnung der Transportkosten für Bier in Glas-MW aus.<br />

Die Personalkosten für den Transport scheinen grundsätzlich sehr<br />

hoch angesetzt zu sein, beim Wassertransport in GLAS-MW<br />

betragen diese 1,9 Mill. ATS pro LKW. Verwunderlich bei den<br />

Daten der GUA-<strong>Studie</strong> ist auch, daß beim Biertransport, obwohl<br />

die doppelte durchschnittliche Transportentfernung angenommen<br />

wurde, von der gleichen Tourenanzahl (2,5 pro Tag) ausgegangen<br />

wurde.<br />

Die Transportkosten Zentrallager-Handelsfilialen werden für alle<br />

Gebinde gleich angenommen (Gesamtkosten von ATS 22,22/km).<br />

Ebenso wird für den Transport der <strong>Mehrweg</strong>gebinde ein Betriebsmittelverbrauch<br />

(Diesel) von 41% mehr angenommen (ATS 3,25<br />

42<br />

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43


DIE KOSTEN-<br />

NUTZEN-<br />

ANALYSE FÜR<br />

EW- UND<br />

MW-VER-<br />

PACKUNGEN<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

gegen ATS 4,59). Ein Mehrverbrauch von Diesel kann durch das<br />

zusätzliche Ladegewicht durch den Rücktransport der leeren<br />

Gebinde entstehen. Der Diesel-Mehrverbrauch durch die geringere<br />

Transportmenge von MW-Gebinden wird an anderer Stelle in<br />

der GUA-Berechnung berücksichtigt. Da der Dieselverbrauch<br />

allerdings nicht so stark mit der Beladung ansteigt (d.h. der Dieselverbrauch<br />

ist zwischen Leerfahrt und beladener Fahrt nicht so<br />

stark unterschiedlich), ist diese Zahl ebenfalls zu hoch angesetzt.<br />

Eigene Berechnungen, denen Dieselverbrauchsfunktionen (d.h.<br />

Dieselverbrauch in Abhängigkeit der Beladung) zugrundeliegen,<br />

zeigen einen Mehrverbrauch durch den Rücktransport des Leergutes<br />

von insgesamt 6% /ÖkoConsult, Vergleichende Umweltbilanz<br />

von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>verpackungen am Beispiel der<br />

Mineralwasserverwendung in Wien/. In dieser <strong>Studie</strong> wurden<br />

ebenfalls die transportierten Liter Getränke pro LKW von einem<br />

Abfüller erhoben. Dabei zeigten sich geringere Unterschiede in<br />

der transportierten Menge Getränk in MW oder EW. Die GUA-<br />

<strong>Studie</strong> geht davon aus, daß pro LKW ca. zweimal soviel l Getränk<br />

in EW wie in MW transportiert werden kann. Tatsächlich dürfte<br />

der Faktor nur 1,7 betragen, d.h. mit einem LKW kann das<br />

1,7fache Getränkevolumen in EW-Gebinden als in Glas-<strong>Mehrweg</strong>gebinden<br />

transportiert werden. Ebenso ist das Verhältnis pro<br />

LKW transportierte Menge PET-MW zu PET-EW günstiger als in<br />

der GUA-<strong>Studie</strong> angenommen.<br />

Bezüglich des Energieverbrauchs durch den Getränketransport<br />

kommen andere <strong>Studie</strong>n /Stenum, Hauer, Argumente: Einweggebinde<br />

- <strong>Mehrweg</strong>gebinde, im Auftrag des BMUJF, Jänner 2000/<br />

ebenfalls zu ähnlichen Ergebnissen wie unsere (ÖkoConsult)<br />

Untersuchung.<br />

Völlig außer Acht gelassen werden in der GUA-<strong>Studie</strong> Fragen<br />

bezüglich der Optimierung des Geträketransportes. Der Transport<br />

vom Abfüller zu einem Zentrallager und von dort zu den Handelsfilialen<br />

ist, weil die Transportwege auf alle Fälle bedeutend länger<br />

sind, ökologisch und oft auch ökonomisch ungünstiger als der<br />

44<br />

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195<br />

Treibstoffverbrauch<br />

[l/100km]<br />

190<br />

185<br />

180<br />

175<br />

170<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Beladung<br />

Reihe1<br />

Treibstoffverbrauch eines Sattelzugs in Abhängigkeit der<br />

Beladung<br />

direkte Transport vom Abfüller zu den Handelsfilialen.<br />

Werden die unterschiedlichen Angaben miteinander verglichen, kann einer groben Abschätzung zufolge<br />

davon ausgegangen werden, daß in der GUA-<strong>Studie</strong> die Transportkosten für Wasser und Bier in den<br />

MW-Gebinden um 25 - 35% zu hoch angesetzt sind, d.h. daß die Transportkosten pro l Getränk für<br />

Wasser um 23 - 32 Groschen und für Bier um 28 - 40 Groschen billiger sind; bei PET-MW um ca. 25%,<br />

d.h. 18 Groschen.<br />

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45


ZUSAMMEN-<br />

FASSUNG DER<br />

KOSTEN-NUT-<br />

ZEN-ANALYSE<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Die zusammengefaßte Überprüfung der Kosten-Nutzen-Analyse<br />

zeigen die nebenstehende Tabelle und Abbildung.<br />

Dabei zeigt sich, daß bei Berücksichtigung der in der GUA-<strong>Studie</strong><br />

gemachten Angaben (Kap. 6.12.6 ”Berücksichtigung neuer Informationen<br />

zur Leergutrücknahme nach Redaktionsschluß”), Recherchen<br />

bei Branchenexperten, Literaturrecherchen und eigenen<br />

Berechnungen, wesentlich andere Ergebnisse erhalten werden.<br />

Die wesentlichsten ”Falsch”-Annahmen in der GUA-<strong>Studie</strong> sind:<br />

" Für die Flaschenrücknahme im Handel wurden, wie selbst in<br />

der GUA-<strong>Studie</strong> erwähnt, zu hohe Kosten angesetzt.<br />

" Die automatische Kistensortierung ist eine spezielle Infrastruktureinrichtung<br />

des Billa-Konzerns und kann nicht als allgemein<br />

verwendet angenommen werden.<br />

" Die Personalkosten und Investitionen im Handel für den Einweg-spezifischen<br />

Aufwand bleiben vollkommen unberücksichtigt.<br />

" Der ARA-Beitrag bleibt ebenfalls vollkommen unberücksichtigt.<br />

Ein Teil steckt möglicherweise in den Kosten für Sammlung,<br />

Sortierung, Verwertung und Entsorgung. Die Differenz<br />

dazu beträgt allerdings bei PET-EW-Wasser-Gebinden 30<br />

Groschen; d.h., auf einen Anteil von zumindestens 30 Groschen<br />

ARA-Beitrag wurde in der GUA-<strong>Studie</strong> vergessen.<br />

" Die Transportkosten wurden zu hoch angesetzt, andere <strong>Studie</strong>n<br />

kommen zu geringeren Kosten. Entsprechend der GUA-<br />

<strong>Studie</strong> sind die Personalkosten (!) für den Transport von<br />

<strong>Mehrweg</strong>gebinden pro transportiertem Kilometer um 40%<br />

höher als für den Transport von Einweggebinden (ohne Beund<br />

Entladevorgänge zwischen Start- und Zielort, da Transport<br />

zum Zentrallager und unabhängig von der Beladung !).<br />

" Für Bierflaschen wurde eine durchschnittliche Umlaufzahl<br />

von 20 angenommen, nach Auskunft der Brau-Union beträgt<br />

die durchschnittliche Umlaufzahl von Bierflaschen ca. 40.<br />

" In Österreich gibt es zur Abfüllung von Mineralwasser in<br />

PET-EW-Gebinde entgegen den Annahmen der GUA-<strong>Studie</strong><br />

46<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Kosten-Nutzen-Analyse-GUA-Daten<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

Wasser PET-EW<br />

Wasser Glas-MW<br />

Wasser PET-MW<br />

Bier Dose-EW<br />

Bier Glas-MW<br />

Kosten [Groschen/l]<br />

Primärproduktion Verp.<br />

Getränkeabfüllung<br />

Transporte (Getr. & Leerg.)<br />

Handel<br />

Sammlung<br />

Sortierung<br />

Stoffliche Verwertung<br />

Deponie, Müllverbr., therm.V.<br />

Gutschriften<br />

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47


ZUSAMMEN-<br />

FASSUNG DER<br />

KOSTEN-NUT-<br />

ZEN-ANALYSE<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

auch Anlagen, die in fertige Flaschen abfüllen, diese Art der<br />

Abfüllung ist wesentlich teurer.<br />

Die Abweichungen der Annahmen der GUA-<strong>Studie</strong> von den<br />

Ergebnissen unserer Überprüfung sind derartig groß, daß auch<br />

das Gesamtergebnis der Kosten-Nutzen-Analyse das Gegenteil<br />

der Aussagen der GUA-<strong>Studie</strong> ist, d.h., daß <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

nicht nur ökologisch, sondern auch in einer betriebswirtschaftlichen<br />

Kosten-Nutzen-Analyse günstiger zu bewerten sind. Dabei<br />

ergeben sich Schwankungsbreiten. Bei Wasser sind die <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

leicht bis deutlich günstiger, bei Bier ist bei<br />

allen Varianten die <strong>Mehrweg</strong>verpackung deutlich günstiger.<br />

48<br />

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Kosten-Nutzen-Analyse-Überprüfung-Szenario 1<br />

500<br />

Kosten [Groschen/l]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Primärproduktion Verp.<br />

Getränkeabfüllung<br />

Transporte (Getr. & Leerg.)<br />

Handel<br />

Sammlung<br />

Sortierung<br />

Stoffliche Verwertung<br />

Deponie, Müllverbr., therm.V.<br />

Gutschriften<br />

-100<br />

Wasser PET-EW<br />

Wasser Glas-MW<br />

Wasser PET-MW<br />

Bier Dose-EW<br />

Bier Glas-MW<br />

Kosten-Nutzen-Analyse-Überprüfung-Szenario 2<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

Wasser PET-EW<br />

Wasser Glas-MW<br />

Wasser PET-MW<br />

Bier Dose-EW<br />

Bier Glas-MW<br />

Kosten [Groschen/l]<br />

Primärproduktion Verp.<br />

Getränkeabfüllung<br />

Transporte (Getr. & Leerg.)<br />

Handel<br />

Sammlung<br />

Sortierung<br />

Stoffliche Verwertung<br />

Deponie, Müllverbr., therm.V.<br />

Gutschriften<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

49


TRAUM UND<br />

WIRKLICHKEIT<br />

DER VER-<br />

GLEICH DER<br />

KOSTEN-NUT-<br />

ZEN-ANALYSE<br />

(GUA-STUDIE)<br />

MIT MARKT-<br />

DATEN<br />

Wenn die Kosten-Nutzen-Analyse realistische Werte liefert, müßten<br />

sich die Ergebnisse auch in den realen Marktpreisen widerspiegeln.<br />

Im Rahmen der Erstellung dieser Arbeit wurde ein Preisvergleich<br />

von Mineralwasser in unterschiedlichen Gebinden in 5 Wiener<br />

Filialen von großen Lebensmittel-Handelsketten durchgeführt.<br />

Dabei wurden in einer Filiale jeweils die Preise jener Mineralwassermarken<br />

verglichen, die in der betreffenden Filiale sowohl in<br />

Glas-<strong>Mehrweg</strong> als auch PET-Einweg angeboten wurde; Sonderaktionen<br />

wurden nicht berücksichtigt. Diese Art des Vergleiches<br />

erlaubte eine objektive Beurteilung, weil dadurch der Einfluß der<br />

unterschiedlichen Preisgestaltung der einzelnen Mineralwassermarken<br />

im Ergebnis des Vergleiches ausgeschlossen wurde.<br />

Auch in der GUA-<strong>Studie</strong> wurde ein Preisvergleich durchgeführt,<br />

allerdings nur bei einem Handelskonzern (siehe dazu auch später).<br />

Außerdem wurden nicht die Preise einzelner Mineralwassermarken<br />

in MW und EW verglichen. Der Vergleich der Mittelwerte,<br />

wie er in der GUA-<strong>Studie</strong> ausschließlich durchgeführt wurde, ist<br />

allerdings nur von geringer Aussagekraft, weil die Preisschwankungen<br />

zwischen einzelnen Marken wesentlich größer sind als die<br />

Kostenunterschiede zwischen MW-EW.<br />

Die Ergebnisse (rechte Tabelle) zeigen ein eindeutiges Bild: In 10<br />

von 13 Preisvergleichen ist Mineralwasser in der <strong>Mehrweg</strong>verpackung<br />

günstiger als in der EW-Verpackung. Nur bei 3 Preisvergleichen<br />

war Einweg günstiger. Darüberhinaus lieferte der Vergleich<br />

noch weitere interessante Details:<br />

" Der Markt mit der bei weitaus größten Verkaufsfläche (Merkur)<br />

gehört zu den Märkten, die die geringste Anzahl an<br />

Marken von Mineralwasser in <strong>Mehrweg</strong>gebinden anbieten<br />

(2). Märkte mit weitaus geringeren Verkaufsflächen bieten<br />

dagegen zum Teil ein größeres Sortiment an (4). Merkur hat<br />

dafür das größte Sortiment an Mineralwasser-Produkten in<br />

50<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

51


TRAUM UND<br />

WIRKLICHKEIT<br />

DER VER-<br />

GLEICH DER<br />

KOSTEN-NUT-<br />

ZEN-ANALYSE<br />

(GUA-STUDIE)<br />

MIT MARKT-<br />

DATEN<br />

Einweggebinden.<br />

" Merkur ist der einzige Lebensmittelmarkt, bei dem alle Mineralwassermarken<br />

in <strong>Mehrweg</strong>verpackungen teurer sind als<br />

in Einwegverpackungen. Möglicherweise erfolgt eine strategische<br />

Forcierung von Einweg, oder die Logistik und Infrastruktur<br />

(z.B. Kistensortieranlage) bedingt diese Preisgestaltung.<br />

Im Hinblick auf die GUA-<strong>Studie</strong> ist dies wesentlich, da<br />

die Preiserhebungen nur bei Betrieben des Billa-Konzerns<br />

(Billa und Merkur) durchgeführt wurden und damit kein<br />

repräsentatives Bild gegeben werden kann.<br />

" In diesem Zusammenhang soll auch darauf hingewiesen<br />

werden, daß der Vereinsobmann der ARGEV (die für die<br />

Sammlung, Sortierung und Verwertung der Kunststoffabfälle<br />

zuständig ist) gleichzeitig der Umweltbeauftragte des Billa-<br />

Konzerns ist. Inwieweit hier strategische Allianzen zwischen<br />

der ARGEV und dem größten Lebensmittelhandels-Konzern<br />

in Österreich vorliegen, die zu einer Forcierung von Einwegverpackungen<br />

im Handel führen, kann im Rahmen dieser<br />

<strong>Studie</strong> nicht umfassend beurteilt werden. Allerdings sind Vermutungen<br />

darüber aufgrund der personellen Verflechtungen<br />

nicht von der Hand zu weisen. Zur Illustration ein Zitat von<br />

Matousek beim ARGEV-Pressegespräch am 28. Juni 2000:<br />

”Aus Sicht der österreichischen Wirtschaft ist daher -<br />

wie schon im Vorjahr - zu fordern, daß die erfolgreichen<br />

Optimierungen der letzten Jahre nicht durch eine<br />

überzogene Quotenjagd konterkariert werden. Quantitative<br />

Vorgaben für die Wirtschaft - Erfassungsquoten,<br />

Verwertungsquoten und Wiederverwendungsquoten<br />

(für Getränkeverpackungen) - müssen angesichts<br />

der enormen Kosten einer volkswirtschaftlichen<br />

Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen werden.”<br />

Erfolgreiche Optimierungen hat es in den letzten Jahren bei<br />

der PET-Sammlung und Verwertung nicht gegeben, die Verwertungsquoten<br />

sind gesunken. Ebenso kann der Rückgang<br />

der erfüllten Quoten nicht als Erfolg verkauft werden. Die<br />

Kosten sind für <strong>Mehrweg</strong>systeme ebenfalls nicht enorm. Wie<br />

wir zeigen konnten, sind sie sogar günstiger als für Einweg-<br />

52<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


systeme. Matousek spricht hier als Obmann der ARGEV zweifelsohne für eine Reduktion der Quoten,<br />

um das nicht funktionierende teure System der ARGEV - in dem Sinne, daß die stofflichen Verwertungsmengen<br />

sinken, die stofflichen Verwertungskapazitäten nicht vorhanden sind und die<br />

Quoten nach der Zielverordnung für 2000 nicht erreicht wurden - weiter bestehen zu lassen.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

53


DIE VER-<br />

MEIDUNGS-<br />

KOSTEN IN<br />

DER GUA-<br />

STUDIE<br />

In der GUA-<strong>Studie</strong> wird zur Bewertung der Umweltauswirkungen,<br />

die durch unterschiedliche Getränkeverpackungen verursacht werden,<br />

der Vermeidungskostenansatz gewählt.<br />

Vermeidungskosten stellen ein Konzept zur Bewertung der externen<br />

Kosten (monetär bewertete ökologische Effekte) dar. Es werden<br />

Kosten erfasst, die zur Vermeidung dieser externen Kosten<br />

getätigt werden müssen.<br />

Ziel des Vermeidungskostenansatzes ist es, Grundlagen für das<br />

Erkennen von Prioritäten und Entscheidungshilfen zu bieten.<br />

Aufgabe der Umweltpolitik ist es dann, möglichst effizient ein festgelegtes<br />

Ziel zu erreichen, indem bestimmte Programme forciert<br />

und Schwerpunkte gesetzt werden.<br />

Auf Grenzen stößt der Vermeidungskostenansatz überall dort, wo<br />

Aussagen<br />

• zur Größe von Emissionsminderungspotenzialen hinter den<br />

jeweiligen Optionen festgestellt werden sollen und<br />

• zur Lenkung getroffen werden müssen.<br />

Probleme ergeben sich beim Vermeidungskostenansatz sowie<br />

generell bei Kosten-Nutzen-Analysen sowohl in der Frage der<br />

Bewertung, als auch in der Festlegung der zeitlichen Dimension.<br />

Während z.B. die Kosten des Klimaschutzes unmittelbar in der<br />

Gegenwart anfallen, treten die Nutzen erst mit großer zeitlicher<br />

Verzögerung auf /Rahmeyer/.<br />

Bedeutung hat der Vermeidungskostenansatz vor allem mit dem<br />

Klimaschutz erlangt. Das Toronto- bzw. das Kyoto-Ziel geben<br />

CO 2 -Reduktionsziele vor. Durch Berechnung der Vermeidungskosten<br />

lassen sich Aussagen treffen, wie diese Ziele am effizientesten<br />

erreicht werden können. Naturgemäß sind die ersten Einsparungen<br />

leicht und kostengünstig zu erzielen, die späteren wesentlich<br />

schwieriger und teurer.<br />

Voraussetzung für das Instrument des Vermeidungskostenansatzes<br />

54<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


ilden folgende Kriterien:<br />

• Bei der Ermittlung der verschiedenen Kostenangaben muß die gleiche wirtschaftliche Perspektive<br />

eingenommen werden (volkswirtschaftlich oder einzelwirtschaftlich).<br />

• Bei der Berechnung der spezifischen Vermeidungskosten muß ein vergleichbares Berechnungsverfahren<br />

angewendet werden.<br />

• Für die Berechnung müssen jeweils gleiche Rahmendaten verwendet werden.<br />

• Vermeidungskostenansatz setzt Kompensierbarkeit voraus, d.h. Kompensation des Schadens von<br />

Nutzer A durch Nutzer B (z.B. Steigerung der Emission) ist möglich.<br />

Bei der vorliegenden <strong>Studie</strong> werden die ökologischen Auswirkungen der Umstellung von Getränkeverpackungen<br />

mit Hilfe des Vermeidungskostenansatzes bewertet.<br />

Es wird davon ausgegangen, daß sich die externen Kosten in Folge der entwickelten Szenarien (Umstellung<br />

von Glas-MW auf PET-EW und PET-MW auf PET-EW bei Wasser, Glas-MW auf Alu- bzw.<br />

Weißblech-EW bei Bier, PET-MW auf PET-EW bei alkoholfreien Getränken) erhöhen. Da die Autoren<br />

davon ausgehen, daß die betriebswirtschaftliche Kosteneinsparung bei den Einwegsystemen sehr hoch<br />

ist (wie wir weiter vorne zeigten, trifft dies nicht zu), können die im Vergleich dazu gering bewerteten<br />

ökologischen Nachteile in diesem Sektor in Kauf genommen werden. Die im Rahmen der Umstellung auf<br />

Einweggebinde gestiegene Menge an emittierten Luftschadstoffen soll lt. der <strong>Studie</strong> anderswo in der<br />

Volkswirtschaft eingespart werden. Als Beispiel für eine mögliche Kompensationsmaßnahme wird die<br />

Investition in die Wärmedämmung genannt.<br />

Ausgegangen wird dabei von einem in der <strong>Studie</strong> ”Kosteneffektivitätsanalyse von CO 2 -Emissionsminderungsoptionen<br />

- Eine Fallstudie für Österreich” /Balandynowicz/ angegebenen Satz von 870,-- ATS / t<br />

CO 2 Vermeidungskosten. Grundlage für die Berechnung ist das Torontoziel. Um die von der Bundesregierung<br />

angestrebten 20 % CO 2 -Minderung zu erreichen, sind Mehraufwendungen, die in der <strong>Studie</strong><br />

mit 84 Mrd. ATS verbunden sind, erforderlich. Daraus ergibt sich der Satz von 870,-- ATS / t CO 2 .<br />

Betrachtet man die internationalen Klimaschutzverpflichtungen (Toronto, Kyoto) und die CO 2 -Emissionsentwicklung,<br />

müssen Produktionsumstellungen, die zu stärkeren CO 2 -Emissionen führen (und dies<br />

erfolgt beim Umstieg von <strong>Mehrweg</strong> auf Einweg), besonders hinterfragt werden. Beim Kyotoabkommen<br />

stellt 1990 das Bezugsjahr dar. In diesem betrug die CO 2 -Emissionsrate 62,1 Mio t. Für 2010 ist<br />

eine 13%ige Senkung - das sind 54,03 Mio t CO 2 - das Ziel. 1999 wird der Wert des Bezugsjahres<br />

überschritten, es werden für Österreich 65,8 Mio t CO 2 /Ritter/ gemessen. Das heißt, die Klimaschutzziele<br />

werden nicht erreicht werden und die Vermeidungskostenberechnungen bleiben hypothetisch. Die<br />

Umweltverschlechterung durch Umstieg von Mehr- auf Einweg wird nicht durch andere Maßnahmen<br />

kompensiert.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

55


DIE VER-<br />

MEIDUNGS-<br />

KOSTEN IN<br />

DER GUA-<br />

STUDIE<br />

In der GUA-<strong>Studie</strong> werden Szenarien für den Umstieg von Glas-<br />

MW auf PET-EW und PET-MW auf PET-EW bei Wasser, Glas MW<br />

auf Alu- bzw. Weißblech-EW bei Bier, PET-MW auf PET-EW bei<br />

alkoholfreien Getränken erstellt. Bei diesen entstehen 65.100 t<br />

zusätzliche CO 2 -Emissionen pro Jahr, dies ergibt multipliziert mit<br />

870 ATS/t – 56,6 Mio ATS / a. Würde man diese Summe wie<br />

vorgeschlagen in die Wärmedämmung investieren, ergeben sich,<br />

wenn man als Datengrundlage CO 2 -Vermeidungskosten für die<br />

Wärmedämmung nach /Kosz/ annimmt, folgende Abschätzung.<br />

In dem Beitrag ”Ökonomische Konzepte zur Berechnung der<br />

Kosten von Maßnahmen zur CO 2 -Vermeidung” /Kosz/ werden<br />

für die kostengünstigere Wärmedämmung 1,83 ATS für die<br />

Reduktion von 1 kg CO 2 und Jahr, als teurere Variante das Doppelte:<br />

3,66 ATS / kg CO 2 und Jahr, benötigt. Stehen nun 56,6<br />

Mio ATS zur Verfügung, können bei der kostengünstigen Wärmedämmung<br />

nur 30.950 t CO 2 , bei der teureren Variante nur<br />

15.475 t CO 2 eingespart werden, das ist bei Variante 1 nicht einmal<br />

die Hälfte (47 %), bei Variante 2 ca. ein Viertel (24 %) der<br />

zusätzlich emittierten CO 2 -Menge (siehe rechts stehende Grafik).<br />

Dieser Unterschied ergibt sich, da die Kosten zur CO 2 -Einsparungen<br />

mit Wärmedämmung deutlich höher sind als die durchschnittlichen<br />

CO 2 -Vermeidungskosten. Wärmedämmung ist also eine<br />

nicht besonders kostengünstige Maßnahme, um CO 2 einzusparen<br />

(siehe dazu auch später über die Argumentation des<br />

BMLFUW). Durch die Überprüfung der Kosten-Nutzen-Analyse<br />

zeigt sich, daß die Verwendung von <strong>Mehrweg</strong>gebinden ein<br />

wesentlich kostengünstigerer Weg ist, CO 2 einzusparen. Diesem<br />

Weg wird allerdings vom BMLFUW durch die Novellierung der<br />

Zielverordnung (Verteuerung von <strong>Mehrweg</strong>) und der unreflektierten<br />

Verbreitung der GUA-<strong>Studie</strong>, mit nachweislich falschen<br />

Annahmen, entgegengewirkt.<br />

Abgesehen vom zahlenmäßigen Vergleich liegt die für den Vermeidungskostenansatz<br />

erforderliche Kompensierbarkeit im gegenständlichen<br />

Fall nicht vor, weil offen bleibt, wie und wer die höheren<br />

Umweltauswirkungen, die durch Einwegverpackungen hervor-<br />

56<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


70000<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

Zustätzliche CO2-Emissionen (t/a)<br />

PET-EW statt PET-MW bei afG<br />

Alu/Fe-Dose statt Glas-MW bei<br />

Bier<br />

PET-EW statt PET-MW bei Wasser<br />

Zusätzliche CO2 Emissionen<br />

zu Vermeidungskosten<br />

PET-EW statt Glas-MW bei Wasser<br />

56,64 Mio ATS/a<br />

70000<br />

60000<br />

50000<br />

Investition in die<br />

Wärmedämmung<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

CO2 Reduktion bei Wärmedämmung Var. 1 CO2 Reduktion bei Wärmedämmung Var. 2<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

57


DIE VER-<br />

MEIDUNGS-<br />

KOSTEN IN<br />

DER GUA-<br />

STUDIE<br />

gerufen werden, kompensieren soll.<br />

Die <strong>Studie</strong> lässt vollkommen offen, wie die Lenkung der freiwerdenden<br />

Ressourcen erfolgen soll. Es bleibt den einzelnen Konsumenten<br />

offen, die (vermeintliche) Ersparnis durch den (vermeintlich)<br />

günstigeren Kauf für die Dämmung seines Eigenheimes zu<br />

nehmen. Dabei bleibt auch der Zeithorizont völlig unberücksichtigt.<br />

Nach wieviel Jahren haben sich die Konsumenten so viel<br />

erspart, um in die Wärmedämmung zu investieren?<br />

Um das Potenzial, das in dieser freiwilligen Lenkung liegt, zu verdeutlichen,<br />

sei ein Rechenbeispiel eines durchschnittlichen Haushaltes<br />

angeführt.<br />

Es leben 3,182 Mio. Haushalte mit durchschnittlich 2,49 Personen<br />

in Österreich (Angaben für 1997) /ÖSTAT/. Zwecks Kosteneinsparung<br />

werden in dem Musterhaushalt nur mehr Einweggebinde<br />

gekauft. So können im Jahr pro Musterhaushalt insgesamt 400<br />

ATS eingespart werden (nach Berechnungen in der GUA-<strong>Studie</strong>;<br />

wie die Überprüfung der GUA-Daten und Marktanalysen zeigten,<br />

können Konsumenten durch den Umstieg auf Einwegverpackungen<br />

bei Wasser und Bier tatsächlich keine Einsparungen erzielen).<br />

Nimmt man nun wieder durchschnittliche Sanierungskosten von<br />

Kosz, so sind für die Sanierung eines 100 m 2 großen Hauses<br />

120.000 ATS erforderlich. Würden nun sämtliche Einsparungen<br />

für die Sanierung verwendet werden, vernachlässigt man Teuerung<br />

und Zinssätze, müsste der Musterhaushalt 300 Jahre sparen,<br />

um die Maßnahmen durchführen zu können. Dieses Beispiel soll<br />

verdeutlichen, dass der Konsument sich mit einem Jahresbudget<br />

von 400,-- ATS wohl kaum für die Wärmedämmung entscheiden<br />

wird.<br />

58<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


In der 10. Generation wird<br />

es möglich. Das Eigenheim<br />

kann wärmegedämmt<br />

werden!<br />

400,-- ATS / Jahr<br />

Kosteneinsparung durch<br />

den Umstieg aus<br />

Einweggebinde<br />

In dieser Zeitspanne fallen<br />

2.050 kg mehr Restmüll und<br />

1.250 kg mehr Abfall in die therm.<br />

Verwertung und MVA an.<br />

2001 2301<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

59


DIE UMWELT-<br />

AUSWIRKUN-<br />

GEN<br />

Die durch den Umstieg von <strong>Mehrweg</strong>getränkeverpackungen auf<br />

Einweggetränkeverpackungen verursachten Umweltauswirkungen<br />

sollen im Rahmen dieser Arbeit nur am Rande erwähnt werden.<br />

Zahlreiche Arbeiten haben sich damit beschäftigt, im besonderen<br />

/Hauer, Stenum/, /UBA-Berlin/, /Öko-Consult/. Die GUA-<strong>Studie</strong><br />

stellt selbst unmißverständlich klar, daß der Umstieg von <strong>Mehrweg</strong><br />

zu Einweg eine höhere Umweltbelastung bedeutet. Wesentlich ist<br />

hier allerdings hinzuzufügen, daß bei der Berücksichtigung der<br />

externen Kosten (=monetär bewertete ökologische Auswirkungen)<br />

nur ein sehr schmaler Ausschnitt an Umweltbelastungen berücksichtigt<br />

wurde. Betrachtet wurden die energetischen Emissionen,<br />

vor allem CO 2 , und die deponierten Abfälle. Nicht berücksichtigt<br />

wurden:<br />

" Abfallanfall zur Herstellung der Verpackungsmaterialien. Die<br />

Herstellung von Aluminium- und Weißblechdosen ist mit<br />

einer großen Menge von Abraum- und Schlackenabfällen<br />

verbunden, diese bleiben unberücksichtigt.<br />

" Inwieweit und auf welcher Datengrundlage der Transport der<br />

Verpackungsmaterialien zum Abfüller berücksichtigt wird,<br />

geht aus der GUA-<strong>Studie</strong> nicht hervor. Jedenfalls ist der<br />

Transport der von PET-Einwegverpackungsmaterialien aufgrund<br />

der viel höheren Transportentfernungen für PET und<br />

der größeren zu transportierenden Menge mit deutlich höheren<br />

Umweltbelastungen verbunden als der Transport der Einwegverpackungen.<br />

" Die Nutzung fossiler bzw. nicht nachwachsender Rohstoffe<br />

und die Abfälle werden nicht, wie die anderen externen<br />

Kosten, als Vermeidungskosten gerechnet, sondern als reale<br />

Deponiekosten ev. mit Zuschlägen und in Form von Verteuerungsszenarien.<br />

Damit werden in der Kosten-Nutzen-Analyse<br />

die Abfälle und der Verbrauch fossiler Rohstoffe<br />

grundsätzlich unterbewertet.<br />

" Ebenso bleiben die Umweltauswirkungen durch die thermische<br />

Verwertung von Kunststoffen und insbesondere durch<br />

die Müllverbrennung weitgehend unberücksichtigt.<br />

" Die nebenstehenden Diagramme verdeutlichen die erhöhten<br />

Umweltbelastungen durch Einwegverpackungen. Das erste<br />

60<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Jährliches Müllaufkommen<br />

Vergleich MW und EW<br />

35.000.000<br />

30.000.000<br />

25.000.000<br />

20.000.000<br />

15.000.000<br />

10.000.000<br />

stoffliche Verwertung Glas<br />

stoffliche Verwertung Kunsstoff<br />

stoffliche Verwertung Metall<br />

thermische Verwertung und MVA<br />

Kunsstoff<br />

Restmüll (Glas, Metall, Kunsstoff)<br />

5.000.000<br />

0<br />

Verbrauch 100 % MW<br />

(Glas und PET)<br />

Verbrauch 100% EW<br />

(PET und Metall)<br />

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61


DIE UMWELT-<br />

AUSWIRKUN-<br />

GEN<br />

Diagramm zeigt das jährlich zu verwertende Müllaufkommen,<br />

das durch den Österreichischen Getränkekonsum<br />

(1997) von Wasser, Bier und afG (alkoholfreie Erfrischungsgetränke)<br />

entweder bei 100%iger Verwendung von <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

oder 100%iger Verwendung von Einwegverpackungen<br />

entsteht. Das zweite Diagramm zeigt die Energiebilanz<br />

für unterschiedliche Getränkeverpackungen von<br />

Mineralwasser.<br />

" Wesentlich zu erwähnen ist auch, daß die in der <strong>Studie</strong> herangezogenen<br />

stofflichen Verwertungsmengen für PET jene<br />

von 1997 sind. 1999 war der stofflich verwertete Anteil an<br />

PET deutlich geringer. Bei der weiteren Zunahme von PET-<br />

Einwegverpackungen stehen die Kapazitäten für die stoffliche<br />

Verwertung für PET nicht zur Verfügung und können<br />

auch nicht kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Eine<br />

geringere stoffliche Verwertung bedeutet in der Kosten-Nutzen-Analyse<br />

eine Verschlechterung von PET-EW-Gebinden,<br />

diese wurde in der GUA-<strong>Studie</strong> nicht berücksichtigt.<br />

62<br />

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DIE BESCHÄFTI-<br />

GUNGS- UND<br />

WERT-<br />

SCHÖPFUNGS-<br />

ANALYSE<br />

IN DER GUA-<br />

STUDIE<br />

Durch die zu ändernden Annahmen der Kosten-Nutzen-Analyse<br />

werden auch die Ergebnisse der Wertschöpfungs- und Beschäftigungsanalyse<br />

verändert. In welche Richtung dies geschieht, kann<br />

im Rahmen dieser Arbeit nicht abgeschätzt werden. Im Hinblick<br />

auf diese Arbeit sind folgende Punkt in bezug auf die Beschäftigungs-<br />

und Wertschöpfungsanalyse für uns von Bedeutung:<br />

" Die Wertschöpfungsanalyse beruht zu einem bedeutenden<br />

Teil auf Annahmen aus dem Jahre 1990 (z.B. Produktionstechnologie).<br />

1990 war die Verwendung von Einweggebinden<br />

in den Bereichen Wasser und Bier unbedeutend. Inwieweit<br />

hier die Übertragbarkeit gegeben ist, ist unseres Erachtens<br />

fraglich.<br />

" Die Analyse geht in einem Szenario bei Wasser von steigendem<br />

Verbrauch und steigenden Exportmengen aus. Tatsächlich<br />

ist dieses Szenario, zumindestens im angegebenen<br />

Umfang, nicht eingetreten. Es ist das einzige Szenario bei<br />

Wasser und Bier, wo eine positive Wertschöpfung und positive<br />

Beschäftigungseffekte entstünden.<br />

" Die Sensitivitätsanalysen für das Rücknahmepersonal und<br />

die Umlaufzahl bei Bier wurden, wie schon bei der Kosten-<br />

Nutzen-Analyse, in einem zu engen Bereich durchgeführt.<br />

Die tatsächlichen Variationsbreiten werden, wie weiter vorne<br />

gezeigt wurde, nicht abgedeckt. Für Rücknahmepersonal<br />

wurde in der Sensitivitätsanalyse 0,4 Personen statt 0,5<br />

angesetzt, tatsächlich ist der Personalbedarf 0,3; für die<br />

Umlaufzahl für Bier wird in der Sensitivitätsanalyse 30 statt<br />

20 angesetzt, tatsächlich liegt die Umlaufzahl bei 40.<br />

" Die inländischen Wertschöpfungseffekte sind bei den Szenarien<br />

Umstieg bei Wasser von Glas-MW zu PET-EW und<br />

Umstieg bei Bier von Glas-MW zu Dose deutlich negativ.<br />

64<br />

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DIE ARGU-<br />

MENTATION<br />

DES<br />

BMLFUW<br />

Die GUA-<strong>Studie</strong> wurde vom BMLFUW unkritisch als wesentliche<br />

Argumentationsgrundlage (auch im Zusammenhang mit der<br />

Novellierung der Zielverordnung) herangezogen, während andere<br />

<strong>Studie</strong>n zu diesem Thema unberücksichtigt bleiben. Dies ist vor<br />

allem aufgrund des umstrittenen Berechnungsansatzes und der,<br />

wie gezeigt wurde, völlig unzutreffenden Annahmen problematisch.<br />

In einer 5-teiligen redaktionellen Serie der Tageszeitung ”der<br />

Standard” wurde die <strong>Studie</strong>, und ausschließlich diese, ausführlichst<br />

vorgestellt. Die Serie hatte die immer wiederkehrende Aussage,<br />

daß Einwegverpackungen volkswirtschaftlich günstiger sind<br />

und die ökologischen Nachteile demgegenüber vernachlässigbar<br />

sein. Der Kostenpunkt dieser redaktionellen Serie betrug laut Auskunft<br />

des Standard ATS 450.000,-. Diese wurden vermutlich vom<br />

BMLFUW aus Steurgeldern bezahlt. Aufgabe des Ministeriums,<br />

und dies ist auch in einer EU-Richtlinie enthalten, wäre allerdings,<br />

die Wiederverwendung von Verpackungen und das heißt <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

zu forcieren.<br />

"Wenn man unterstellt, dass die Entwicklung des Marktes<br />

nicht zu beeinflussen ist und man die in der Zielverordnung<br />

festgeschriebenen Getränkequoten trotzdem erfüllen hätte<br />

müssen, wäre eine vorübergehende Erhöhung der Sammelmengen<br />

notwendig gewesen.” Harald Pilz von der GUA<br />

Für Harald Pilz von der Gesellschaft für umfassende Analysen<br />

(GUA), einen der Autoren der vom Umweltministerium in<br />

Auftrag gegebenen <strong>Studie</strong> "Volkswirtschaftlicher Vergleich<br />

von Einweg-und <strong>Mehrweg</strong>systemen", war es daher vernünftig,<br />

die überhöhten und unrealistischen Quoten durch eine<br />

Novellierung anzupassen. "Hätte das Umweltministerium die<br />

Quoten nicht adaptiert, hätte der <strong>Mehrweg</strong>anteil zumindest<br />

beibehalten werden müssen oder die getrennte Sammlung<br />

und Verwertung intensiviert werden müssen", so der GUA-<br />

Experte.<br />

Aus diesen beiden ausgewählten Zitaten, in denen zwei Vertreter<br />

der GUA in der vom Umweltministerium beauftragten Standardse-<br />

66<br />

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ie das Umweltministerium scheinbar unabhängig unterstützen, wird einiges an Argumentationsmustern<br />

sowohl von GUA als auch dem Bundesminister(ium) deutlich:<br />

" Umweltziele werden als unbeeinflußbar gesehen. Unter der Politik des Bundesministers Molterer<br />

mag das auch stimmen, wenn nicht darauf geachtet wird, daß gesetzliche Verordnungen umgesetzt<br />

werden (Quotenerfüllung), sondern die Verordnungen bei Nichterfüllung entsprechend geändert<br />

werden (”sprich: wenn alle Umwelt verschmutzen, ist Umweltverschmutzung plötzlich nach<br />

einer entsprechenden Novellierung legal”). Daß diese Annahme im internationalen Vergleich völlig<br />

unzutreffend ist, zeigen die weiter vorne gezeigten Beispiele - die Entwicklung des Marktes ist zu<br />

beeinflussen.<br />

" ”Daß der <strong>Mehrweg</strong>anteil zumindestens beibehalten werden hätte müssen” ist eine Formulierung,<br />

die nahe legt, daß das nicht gewünscht war. Auch hier zeigen Beispiele, daß in anderen Ländern<br />

sogar eine Erhöhung des <strong>Mehrweg</strong>anteils möglich war.<br />

Insgesamt ist die Serie peinlich sowohl im Hinblick darauf, daß das Umweltministerium eine Serie<br />

beauftragt, die einseitig die Akzeptanzsteigerung von umweltbelastenden Verpackungen unterstützt, als<br />

auch für den Journalismus, der diesen Werbeeinschaltungen den Eindruck von journalistischen Beiträgen<br />

verleiht. Wir müssen aber auch der Fairneß und Vollständigkeit wegen dazufügen, daß uns der<br />

Standard die Möglichkeit eines ausführlichen ”Kommentars der Anderen” gegeben hätte. Dies haben<br />

wir bisher nicht genutzt, weil wir ausführlichere Recherchen durchführen wollten. Die Verfassung redaktioneller<br />

Serien ist meines Erachtens trotzdem problematisch. In diesem Fall besonders problematisch,<br />

wenn das BMLFUW als öffentliche Einrichtung eine ausgewogene Darstellung verhindert und entgegen<br />

seinem Auftrag (Forcierung von Vermeidungsmaßnahmen) agiert.<br />

Die Argumentation des BMLFUW betreffend die Ergebnisse der <strong>Studie</strong> wird in der Standard-Serie angeführt<br />

und besonders deutlich auch in den Foliendarstellungen von Dr. Christian Keri vom BMLFUW, die<br />

im Rahmen des ”Kommunikations-Netzwerks für AbfallberaterInnen am 30.11.2000” gezeigt wurden<br />

(siehe übernächste Seite). In der Standardserie wurde die gleiche Argumentation von Harald Pilz (GUA;<br />

Mitautor der GUA-<strong>Studie</strong>) zitiert:<br />

Harald Pilz hat auch gleich ein konkretes Beispiel für eine solche ökologische Kompensation parat.<br />

Nach Berechnungen der GUA beträgt der finanzielle Umweltnutzen, wenn der Jahresbedarf eines<br />

Österreichers an Mineralwasser von 130 Litern in Glas-<strong>Mehrweg</strong>flaschen statt in PET-Einwegflaschen<br />

gekauft wird, rund einen Euro (13,76 Schilling). Die volkswirtschaftlichen Kosten für Glas-<br />

<strong>Mehrweg</strong> seien aber bei diesen 130 Litern um etwa zehn Euro höher.<br />

"Kauft der Konsument nun das Mineralwasser in PET-Einwegflaschen, so geht zwar der Umweltnutzen<br />

von einem Euro verloren, die Kompensation dieses Nachteils wäre aber leicht möglich",<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

67


DIE ARGU-<br />

MENTATION<br />

DES<br />

BMLFUW<br />

erklärt Pilz. Die Erzeugung des Umweltnutzens auf eine<br />

andere Art koste nur einen Euro. "Der Konsument muss also<br />

für den gleichen Umweltnutzen insgesamt neun Euro weniger<br />

bezahlen." Pilz rechnet damit, dass dieser Kostenvorteil aufgrund<br />

des starken Wettbewerbs im Handel letztendlich dem<br />

Konsumenten zugute kommen werde.<br />

Die Argumentation ist in vielen Punkten für Vertreter des österreichischen<br />

Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft,<br />

Umwelt und Wasserwirtschaft peinlich:<br />

" Von ökologischer Kompensation kann keine Rede sein, da<br />

der ökologische Nachteil durch Einwegverpackungen nicht<br />

kompensiert wird. Ohne legistische Lenkung wird der Konsument/die<br />

Konsumentin Ersparnisse nicht für den Umweltschutz<br />

ausgeben.<br />

" Die Argumentation ist die völlige Aufgabe einer politischen<br />

Verantwortung für Umweltschutz. Genausogut könnte Dr.<br />

Keri vom BMLFUW argumentieren: ”Lebensmittelüberprüfungen<br />

auf Antibiotika sind übertrieben, der Konsument kann<br />

billigeres ”Antibiotika-Fleisch” kaufen, die Ersparnis davon<br />

kann er in das Gesundheitssystem investieren”.<br />

" Daß die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse der GUA<br />

auf falschen Annahmen beruhen, müßte dem BMLFUW<br />

ebenso bekannt sein, wie die Tatsache, daß viele Umweltaspekte<br />

in der GUA-<strong>Studie</strong> ausgeblendet wurden bzw. gar<br />

nicht monetär zu bewerten sind.<br />

" Die derzeitige Politik des BMLFUW, die einzig und alleine<br />

darauf hofft, daß die Konsumenten Umweltpolitik betreiben,<br />

und es daher auch legitim findet, bestehende legistische<br />

Umweltziele (bisherige Zielverordnung) durch Novellierungen<br />

zu umgehen - damit sogar gesetzwidrig handelt - macht<br />

sich selbst überflüssig und ist sinnlos.<br />

68<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

69


DIE SERIÖSE<br />

BEFASSUNG<br />

MIT MW/EW<br />

Neben der GUA und dem BMLFUW gibt es eine große Anzahl<br />

von wissenschaftlichen Instituten und Initiativen, die sich fundiert,<br />

wissenschaftlich seriös mit der <strong>Mehrweg</strong>/Einwegthematik und den<br />

Auswirkungen auf die österreichische Abfallpolitik befassen.<br />

Die im Anhang zusammengestellten Einwendungen gegen die<br />

Zielverordnung und weitere Materialien geben einen Einblick<br />

davon, wie abseits das BMLFUW bezüglich der Zielverordnungsnovelle<br />

steht.<br />

Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Unser Anliegen ist jedoch eine möglichst vollständige Erfassung<br />

aller Aktivitäten. Wir bitten daher alle Einrichtungen, Institute,<br />

Organisationen, Initiativen, etc., die auf der Liste noch nicht vertreten<br />

sind, sich bei uns zu melden; die Liste wird ständig aktualisiert.<br />

" Technisches Büro Hauer, Umweltwirtschaft<br />

" Stenum, Stoff, Energie, Umwelt<br />

" Österreichisches Ökologie-Institut<br />

" ÖWAF<br />

" ARGE Abfallverbände<br />

" Initiative <strong>Mehrweg</strong><br />

" ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

" BOKU, Abteilung Abfallwirtschaft<br />

" WU-Wien, Institut für Warenwirtschaftslehre<br />

" Wiener Umweltanwaltschaft<br />

" Arbeiterkammer<br />

" Greenpeace<br />

" Gemeindeverband<br />

" Abfallberater der Stadt Wien, MA 48<br />

70<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


KURZFASSUNG<br />

Mit 29.12.2000 wurde die Verordnung über die Festsetzung von Zielen zur Vermeidung und Verwertung<br />

von Abfällen von Getränkeverpackungen und sonstigen Verpackungen (im folgenden meist kurz<br />

”Zielverordnung” oder ”Zielverordnung Getränkeverpackungen”genannt; die Novelle selbst heißt kurz<br />

”Verpackungszielverordnungsnovelle 2000”) novelliert.<br />

Der Entwurf der Novelle stieß bei Ländervertretern, Umweltinitiativen, Arbeiterkammer, Instituten, Abfallverbänden,<br />

Teilen der Wirtschaft, und anderer Interessensvertretungen auf massive Kritik. Diese blieb<br />

ungehört, und die Novelle wurde verabschiedet.<br />

Gleichzeitig mit dem Entwurf der Novelle wurde eine freiwillige Selbstverpflichtung zwischen Umweltminister<br />

und Wirtschaftskammer zur Wiederbefüllung und umweltgerechten Verwertung von Getränkeverpackungen<br />

unterzeichnet.<br />

Im Vorfeld zu diesen Maßnahmen wurde die GUA (Gesellschaft für umfassende Analysen GmbH.,<br />

Wien) und das IFIP (Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, TU-Wien) mit der Erstellung<br />

einer <strong>Studie</strong> ”Volkswirtschaftlicher Vergleich von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen” (im folgenden kurz<br />

”GUA-<strong>Studie</strong>” genannt) beauftragt. Die <strong>Studie</strong> wurde im Zuge der Diskussion der Verpackungszielverordnungsnovelle<br />

2000 vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(BMLFUW) oft als Argumentationsgrundlage herangezogen. Die <strong>Studie</strong> wird ebenfalls, wie die<br />

Novelle, aufgrund tendenzieller Analysen und umstrittener Annahmen bzw. Ausgangslage auf breiter<br />

Front kritisiert.<br />

Aufgabe dieser Arbeit war es, die inhaltliche Bedeutung der Novellierung und der freiwilligen Selbstvereinbarung<br />

im Hinblick auf den Umweltschutz bzw. im besonderen auf die österreichische Abfallwirtschaft<br />

darzustellen. Außerdem sollten die Grundlagen, Annahmen und Argumentationsmuster der GUA-<br />

<strong>Studie</strong> in wesentlichen Punkten in bezug auf die Ergebnisse der <strong>Studie</strong> überprüft werden.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

I


An der Verpackungszielverordnungsnovelle 2000 ist aus umweltpolitischer<br />

Sicht besonders zu kritisieren:<br />

" Daß die Quoten für Mineralwasser und Bier bei der massiven<br />

Zunahme von Kunststoff-EW- und Metall-EW-Gebinden<br />

nicht eingehalten werden können, war bereits 1999 absehbar.<br />

Der Umweltminister wäre verpflichtet gewesen, Maßnahmen<br />

nach § 4 der Zielverordnung (Pfand, Verwertungsoder<br />

Entsorgungsbeitrag, etc.) einzuleiten.<br />

" Durch das Nivellieren von Umweltstandards nach unten<br />

werden falsche Signale gesetzt: 1997 sind die Zielquoten für<br />

alkoholfreie Erfrischungsgetränke nur erreicht worden, weil<br />

im Jahr davor ebenfalls durch eine Novellierung der Zielverordnung<br />

die Verbrennung von Getränkeverpackungen auch<br />

zur Zielerfüllung beiträgt. Mittlerweile sind die stofflichen<br />

Verwertungsanteile weiter gesunken.<br />

" Rechtssicherheit im Umweltbereich geht für Unternehmen völlig<br />

verloren. Unternehmen, die bestrebt waren, die Vorgaben<br />

der Zielverordnung zu erfüllen und dafür auch Investitionen<br />

getätigt haben, sind durch die Novellierung gegenüber den<br />

Unternehmen benachteiligt, die sich nicht um die Einhaltung<br />

der Quotenbestimmungen gekümmert haben. Das Umweltministerium<br />

setzt sich damit dem Verdacht aus, jene Unternehmen<br />

und Interessensgruppen zu unterstützen, die das<br />

geltende Umweltrecht als nicht bindend betrachten.<br />

" Die falsche Angabe der Quotenberechnung in der Novelle,<br />

die trotz zahlreicher Einwendungen in der Begutachtungsphase<br />

nicht verbessert wurde, zeigt, daß Einwendungen seitens<br />

des Bundesministers bzw. des Bundesministeriums übergangen<br />

wurden, und wirkt dilettantisch.<br />

" Die in der Zielverordnung vorgesehenen Kontrollmechanismen<br />

werden für das Jahr 2000 ausgeschalten. Es entsteht<br />

dadurch der Eindruck, daß damit verschleiert werden soll -<br />

was allgemein bekannt ist - daß die Quoten 2000 nicht<br />

erreicht wurden.<br />

" Die einseitige Senkung der Deponie-Restmengen für Glas ist<br />

eine einseitige Benachteiligung des Packstoffes Glas und<br />

erweckt den Eindruck, daß das Bundesministerium die Inter-<br />

KURZ-<br />

FASSUNG<br />

II<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


essen der Kunststoffindustrie vertritt. Die Deponie-Restmenge beträgt für den schweren Packstoff<br />

Glas nur 25.000 t, für Kunststoff 60.000 t. Die einseitige Senkung ist außerdem ein umweltpolitisch<br />

falsches Signal, da dieser Packstoff im Gegensatz zu anderen Packstoffen auf der Deponie<br />

völlig harmlos ist.<br />

" Verstärkt wird dieser Eindruck auch dadurch, daß durch die neue Quotenberechnung Glas überproportional<br />

zur Quotenerfüllung beitragen wird. In Zukunft kann die Quote trotz Ansteigen der<br />

Einweg-Kunststoffgebinde und Rückgang des stofflichen Recyclings von Kunststoff leichter erfüllt<br />

werden.<br />

" Die Streichung des § 4 (2), d.h. die Festlegung, daß die Anteile der stofflich zu verwertenden<br />

Packstoffe ab 1999 erhöht werden, verhindert die Motivation zur Verbesserung der stofflichen<br />

Verwertung, besonders bei den Packstoffen, bei denen nur geringe stoffliche Verwertungsanteile<br />

vorgeschrieben sind (Kunststoffe, Getränkeverbundkarton, sonstige Metallverbunde).<br />

" Univ.-Prof.Dr. Bernhard Raschauer (Institut für Staats- und Verwaltungsrecht) meint in einer<br />

Stellungnahme zum Novellen-Entwurf für den ÖWAV (Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband),<br />

daß, wenn es zu keiner kompletten Überarbeitung des Entwurfes kommen würde<br />

(und das ist es nicht), ”es ehrlicher wäre, die gegenständliche Verordnung ersatzlos aufzuheben,<br />

da sie in der vorliegenden Fassung ohne abfallwirtschaftspolitische Relevanz ist”. In der Stellungnahme<br />

wird auch betont, daß die Zielverordnungsnovelle gemeinschaftskonform sein dürfe, aber<br />

eine Mindestumsetzung ist. Explizit ruft die EU-Richtlinie die Mitgliedstaaten auf, die Wiederverwendung<br />

von Verpackungen zu fördern. Durch die Novelle wird die Zerstörung der bestehenden<br />

Systeme zur Wiederverwendung (<strong>Mehrweg</strong>systeme) allerdings weiter vorangetrieben.<br />

Die Freiwillige Selbstverpflichtung zur Wiederbefüllung und umweltgerechten Verwertung von<br />

Getränkeverpackungen wurde begleitend zur Novellierung der Zielverordnung von Bundesminister<br />

Molterer und Wirtschaftskammerpräsident Leitl unterzeichnet. Die Zielnovelle wurde als marktnahe<br />

Regelung aufgrund des § 8 des AWG (Abfallwirtschaftsgesetz) konzipiert, die der Wirtschaft den Freiraum<br />

läßt, die Quoten - ohne Vorgabe auf welchem Weg - zu erfüllen. Die Selbstgestaltung der Wirtschaft<br />

hat das Ziel der notwendigen Verringerung der Menge an Abfällen nicht geschafft, naiv ist es zu<br />

glauben, daß dies jetzt durch eine freiwillige Selbstvereinbarung passiert. Folgende Punkte sind weiters<br />

an der freiwilligen Selbstvereinbarung zu kritisieren:<br />

" Die Selbstvereinbarung bleibt weit hinter dem zurück, was die Vorgaben des Abfallwirtschaftsgesetzes<br />

und der EU-Richtlinie sind. Beudeutend in diesem Zusammenhang ist auch, daß in der freiwilligen<br />

Vereinbarung festgehalten wird, daß die stoffliche PET-Verwertungsquote von derzeit 30%<br />

auf 50% im Jahre 2004 angehoben wird.<br />

Der eigentliche Platz, wo dies festgehalten werden sollte, ist der § 4 der Zielverordnung. In diesem<br />

wird festgelegt, welche Mengen der in Österreich in Verkehr gesetzten Packstoffe (nicht nur<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

III


KURZ-<br />

FASSUNG<br />

Getränkeverpackungen) in eine Anlage zur stofflichen Verwertung<br />

einzubringen sind. Dort ist für Kunststoffe lediglich<br />

ein Anteil von 20% festgeschrieben (andere Packstoffe müssen<br />

in einem wesentlich höheren Anteil stofflich verwertet<br />

werden: Glas 70%, Papier, Karton zu 60%). Weiters war in<br />

der Zielverordnung §4 (2) festgelegt, daß diese Quoten<br />

erhöht werden. Der Absatz wurde bei der Novellierung<br />

gestrichen.<br />

Ebenso verwunderlich ist, daß in der freiwilligen Vereinbarung<br />

von einer bisherigen stofflichen PET-Verwertungsquote<br />

bei Getränkeverpackungen von 30% gesprochen wird,<br />

während die Kontrolluntersuchungen zur Zielverordnung, die<br />

im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und<br />

Familie durchgeführt wurden (jetzt Bundesministerium für<br />

Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft), für<br />

1994 von einer stofflichen Verwertungsrate für Getränke-<br />

Kunststoffflaschen (diese sind praktisch ausschließlich PET-<br />

Flaschen) von 40% bzw. von 48% für 1997 ausgeht; im Kontrollzeitraum<br />

für die Zielverordnung 1997 sogar von 51,8%.<br />

Die in der Selbstverpflichtung angepriesene Erhöhung bis<br />

zum Jahr 2004 ist also entweder bereits jetzt erreicht, die<br />

Verwertungsraten in den Kontrolluntersuchungen sind<br />

tatsächlich wesentlich niedriger als offiziell angegeben,<br />

oder in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die<br />

zukünftige Steigerung der Verwertungsraten als Erfolg verkaufen<br />

zu wollen, ist auf alle Fälle ein Schwindel von<br />

Umweltminister Molterer und Wirtschaftskammerpräsident<br />

Leitl.<br />

" Besonders problematisch ist, nach Meinung der Autoren, die<br />

Tatsache, daß in der freiwilligen Vereinbarung vage festgehalten<br />

wird, ”Getränke werden auch weiterhin ausreichend<br />

in <strong>Mehrweg</strong>systemen angeboten, um den Konsumenten die<br />

Wahlmöglichkeit zu erhalten”. Es erfolgt keine Detaillierung,<br />

was das konkret heißt. Tatsache ist, wenn der <strong>Mehrweg</strong>anteil<br />

zurückgeht, werden Getränke in <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

automatisch teurer. Der Konsument hat dann defakto<br />

keine Wahlfreiheit mehr.<br />

IV<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Internationale Beispiele aus Dänemark, Finnland und Deutschland zeigen, daß durch engagierte<br />

Abfallpolitik höhere <strong>Mehrweg</strong>quoten erzielt werden können, die Marktentwicklung <strong>Mehrweg</strong>/Einweg<br />

nicht unabänderlich ist und daß, wie das Beispiel Deutschland zeigt, eine Einführung eines Pfands bei<br />

Nichterreichen von Zielquoten möglich und notwendig ist.<br />

Die Berechnungsmethode für die Quote in der Zielverordnungsnovelle 2000 wurde, trotz zahlreicher<br />

Einwendungen während der Begutachtungsphase, im Bundesgesetzblatt (mathematisch) falsch angegeben.<br />

Wird berücksichtigt, wie<br />

die Quotenberechnung von<br />

Quotenberechnung nach der Zielverordnung<br />

seiten des Bundesministeriums<br />

gemeint war, ergibt sich, daß<br />

1,4<br />

1,3<br />

Berechnung entsprechend dem Novellentext<br />

"gemeinte" Berechnung des BM und BMLFUW<br />

in Zukunft für alle Getränkearten,<br />

bei denen es EW-Glasverpackungen<br />

und EW-Verpackungen<br />

aus leichten Packstoffen<br />

gibt, die Quoten viel<br />

1,2<br />

1,1<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

bisherige Berechnung - vor der Novelle<br />

Szenario<br />

<strong>Mehrweg</strong>anteil 50%<br />

0,7<br />

<strong>Mehrweg</strong>schwund 1%<br />

leichter, auch bei sehr niedriger<br />

Einweganteil 50%<br />

Verwertung der leichten<br />

20*Verpackungsgewicht Pet<br />

Glasverpackungsgewicht =<br />

0,6<br />

Packstoffe (z.B. Kunststoffe),<br />

erfüllt werden. Die Folge wird<br />

eine weitere massive Zunahme<br />

von Kunststoff-Einwegverpackungen<br />

sein.<br />

0,5<br />

Recyclingquote Glas = 80%<br />

Recyclingquote Pet = 15 %<br />

Quote<br />

100% Glas-EW<br />

90% Glas-EW, 10% Pet-EW<br />

80% Glas-EW, 20% Pet-EW<br />

70% Glas-EW, 30% Pet-EW<br />

60% Glas-EW, 40% Pet-EW<br />

50% Glas-EW, 50% Pet-EW<br />

40% Glas-EW, 60% Pet-EW<br />

30% Glas-EW, 70% Pet-EW<br />

20% Glas-EW, 80% Pet-EW<br />

10% Glas-EW, 90% Pet-EW<br />

Anteil an Einweggebinden<br />

100% Pet-EW<br />

Der Bereich zwischen grüner<br />

(mittlerer) und blauer (unterer)<br />

Linie, ist der Bereich, um den die<br />

Quote bei einem bestimmten<br />

Verhältnis PET-EW zu Glas-EW<br />

leichter erreicht wird. Insbesondere<br />

bei einem hohen PET Anteil wird die<br />

Quote deutlich leichter erreicht.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

V


KURZ-<br />

FASSUNG<br />

In der GUA-<strong>Studie</strong> wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse für unterschiedliche<br />

Gebinde und Getränke durchgeführt. Die Annahmen<br />

und Berechnungen wurden von der ÖkoConsult für die Getränkegruppen<br />

Mineralwasser und Bier überprüft.<br />

Dabei zeigt sich, daß bei Berücksichtigung der in der GUA-<strong>Studie</strong><br />

gemachten Angaben (Kap. 6.12.6 ”Berücksichtigung neuer Informationen<br />

zur Leergutrücknahme nach Redaktionsschluß”), Recherchen<br />

bei Branchenexperten, Literaturrecherchen und eigenen<br />

Berechnungen, wesentlich andere Ergebnisse erhalten werden.<br />

Die wesentlichsten ”Falsch”-Annahmen in der GUA-<strong>Studie</strong> sind:<br />

" Für die Flaschenrücknahme im Handel wurden, wie selbst in<br />

der GUA-<strong>Studie</strong> erwähnt, zu hohe Kosten angesetzt.<br />

" Die Automatische Kistensortierung ist eine spezielle Infrastruktureinrichtung<br />

des Billa-Konzerns und kann nicht als allgemein<br />

verwendet angenommen werden.<br />

" Die Personalkosten und Investitionen im Handel für den Einweg<br />

spezifischen Aufwand bleiben vollkommen unberücksichtigt.<br />

" Der ARA-Beitrag bleibt vollkommen unberücksichtigt. Ein Teil<br />

steckt möglicherweise in den Kosten für Sammlung, Sortierung,<br />

Verwertung und Entsorgung. Die Differenz dazu<br />

beträgt allerdings bei PET-EW-Wasser-Gebinden 30 Groschen;<br />

d.h., auf einen Anteil von zumindestens 30 Groschen<br />

ARA-Beitrag wurde in der GUA-<strong>Studie</strong> vergessen.<br />

" Die Transportkosten wurden zu hoch angesetzt, andere <strong>Studie</strong>n<br />

kommen zu geringeren Kosten. Entsprechend der GUA-<br />

<strong>Studie</strong> sind die Personalkosten (!) für den Transport von<br />

<strong>Mehrweg</strong>gebinden pro transportiertem Kilometer um 40%<br />

höher als für den Transport von Einweggebinden .<br />

" Für Bierflaschen wurde eine durchschnittliche Umlaufzahl<br />

von 20 angenommen, nach Auskunft der Brau-Union beträgt<br />

die durchschnittliche Umlaufzahl von Bierflaschen ca. 40.<br />

" In Österreich gibt es zur Abfüllung von Mineralwasser in<br />

PET-EW-Gebinde entgegen den Annahmen der GUA-<strong>Studie</strong><br />

VI<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Kosten-Nutzen-Analyse-Überprüfung-Szenario 1<br />

500<br />

Kosten [Groschen/l]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Primärproduktion Verp.<br />

Getränkeabfüllung<br />

Transporte (Getr. & Leerg.)<br />

Handel<br />

Sammlung<br />

Sortierung<br />

Stoffliche Verwertung<br />

Deponie, Müllverbr., therm.V.<br />

Gutschriften<br />

-100<br />

Wasser PET-EW<br />

Wasser Glas-MW<br />

Wasser PET-MW<br />

Bier Dose-EW<br />

Bier Glas-MW<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

VII


KURZ-<br />

FASSUNG<br />

auch Anlagen, die in fertige Flaschen abfüllen, diese Art der<br />

Abfüllung ist wesentlich teurer.<br />

Die Abweichungen der Annahmen der GUA-<strong>Studie</strong> von den<br />

Ergebnissen unserer Überprüfung sind derartig groß, daß auch<br />

das Gesamtergebnis der Kosten-Nutzen-Analyse das Gegenteil<br />

der Aussagen der GUA-<strong>Studie</strong> ist, d.h., daß <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

nicht nur ökologisch, sondern auch in einer betriebswirtschaftlichen<br />

Kosten-Nutzen-Analyse günstiger zu bewerten sind. Dabei<br />

ergeben sich Schwankungsbreiten. Bei Wasser sind die <strong>Mehrweg</strong>verpackungen<br />

leicht bis deutlich günstiger, bei Bier ist bei<br />

allen Varianten die <strong>Mehrweg</strong>verpackung deutlich günstiger.<br />

Die Ergebnisse der Überprüfung werden durch reale Preisvergleiche<br />

im Lebensmittelhandel bestätigt. Die Ergebnisse zeigen ein<br />

eindeutiges Bild: In 10 von 13 Preisvergleichen ist Mineralwasser<br />

in der <strong>Mehrweg</strong>verpackung günstiger als in der EW-Verpackung,<br />

nur bei 3 Preisvergleichen war Einweg günstiger.<br />

In einer Betrachtung des in der GUA-<strong>Studie</strong> gewählten Vermeidungskostenansatzes<br />

konnte gezeigt werden, daß dieser für die<br />

gegebene Problemstellung nicht zutreffend ist: Vermeidungskosten<br />

sind dann sinnvoll zu errechnen, wenn man Umweltauswirkungen<br />

reduzieren will und das kostengünstigste Szenario wählen<br />

will. Durch den Umstieg von <strong>Mehrweg</strong> auf Einweg entstehen<br />

zusätzliche Umweltbelastungen, die nicht kompensiert werden,<br />

weil es keine Rahmenbedingungen dafür gibt. Das in der GUA-<br />

<strong>Studie</strong> und vom BMLFUW oft zitierte Beispiel der Wärmedämmung<br />

zur Kompensation ist ein denkbar schlechtes Beispiel, da es<br />

billiger ist, CO 2 über den Kauf von <strong>Mehrweg</strong>verpackungen einzusparen<br />

als über Wärmedämmaßnahmen. Außerdem ist der Zeithorizont<br />

völlig unterschiedlich - ein derartiger Vergleich ist unter<br />

wissenschaftlichen Gesichtspunkten unzulässig. Wesentliche<br />

Umweltauswirkungen werden durch den Vermeidungskostenansatz<br />

in der GUA-<strong>Studie</strong> entweder nicht oder nur unzureichend<br />

berücksichtigt, insbesondere die Abfallproblematik.<br />

VIII<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.


Kosten-Nutzen-Analyse-Überprüfung-Szenario 2<br />

500<br />

Kosten [Groschen/l]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Primärproduktion Verp.<br />

Getränkeabfüllung<br />

Transporte (Getr. & Leerg.)<br />

Handel<br />

Sammlung<br />

Sortierung<br />

Stoffliche Verwertung<br />

Deponie, Müllverbr., therm.V.<br />

Gutschriften<br />

-100<br />

Wasser PET-EW<br />

Wasser Glas-MW<br />

Wasser PET-MW<br />

Bier Dose-EW<br />

Bier Glas-MW<br />

Im letzten Teil der hier vorliegenden Arbeit werden die Argumentationslinien des BMLFUW aufgezeigt.<br />

Dabei zeigt sich, daß das BMLFUW eine Abfallpolitik im Sinne von Abfallvermeidung völlig aufgegeben<br />

hat. Diese wird alleine den KonsumentInnen überlassen. Zusätzlich wird in einer beauftragten<br />

Serie in der Tageszeitung ”der Standard” durch einseitige Darstellung der Thematik <strong>Mehrweg</strong>-Einweg<br />

(in einer 5-teiligen Serie wird alleine die GUA-<strong>Studie</strong> erwähnt) die Akzeptanz für Einwegverpackungen<br />

gefördert. Dementgegen ruft die Verpackungsrichtlinie der EU die Mitgliedstaaten explizit dazu auf, die<br />

Wiederverwendung von Verpackungen zu fördern, das heißt konkret die Förderung von <strong>Mehrweg</strong>getränkeverpackungen.<br />

In Österreich scheint aber Seitens des BMLFUW keinerlei Interesse mehr an legistischen<br />

Maßnahmen zur Abfallvermeidung zu bestehen.<br />

ÖkoConsult Ges.m.b.H.<br />

IX

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