Das katholische Kirchenlied im Frankreich der ... - Historicum.net
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Philippe Martin<br />
einen VOll Se ileCa inspirierten Trakt'lf über das gllickliche Lehen (144<br />
Seiten) ergänzr. <strong>Das</strong> Lied auf Französisch begleitet demn ac h die <strong>im</strong><br />
Chor auf Larein gesungenen Psa lmen und erlauht so, dem Gebet <strong>der</strong><br />
Mönche zu folgen. Der Aurar sche<strong>im</strong> jedoch an einen an<strong>der</strong>en Gebrauch<br />
gedacht zu haben. In seiner Einführung wendet er sich seinen<br />
Töchtern zu und »fleht die gönliche Güte an, ihnen die Gnade zu gewähren,<br />
daraus Nutzen zu ziehen". Wir können uns also eine Lektüre<br />
vorstellen, die aulle rh alb <strong>der</strong> Zeit des liturgischen Stundenge bets liegt.<br />
Die Melodien si nd klar, wahrscheinlich ZlI klar, weil di e Lie<strong>der</strong> räglich<br />
geberer we rden. Mit dem Buch in <strong>der</strong> Hand wird aber ein an<strong>der</strong>er Prozess<br />
in Gang gesetzr. Der Leser summt die französischen Lie<strong>der</strong> auf<br />
Melodien, die er gut kennt. Der Gebrauch <strong>der</strong> französischen Sprache<br />
verleih t dem Geber einen beson<strong>der</strong>en Rei z, es wi rd ein wen ig leichter<br />
und einfacher.<br />
Ähnliche Strategien wurden für Laien benutzt, etwa von Fran~ois<br />
Auifray in Les Hymnes Cl cantiques de l'Eglise (1625). Um über die<br />
göttliche Macht zu sprec hen, verfasst er eine Paraphrase des Vaterunsers,<br />
die zu eine r höfi schen Melodie gesungen wird: »Qu'ont servy<br />
tant de pleurs et lanl de healtx langages? " (Was ha ben so viele Tränen<br />
und so viele schöne Rede n gebracht'). Um die Frage <strong>der</strong> Erlösung zu<br />
behandeln, verleitet er dazu, die Lie<strong>der</strong> und Strophen des römisc hen<br />
Breviers zur Melodie von »Adorable pril1cesse ... « (H<strong>im</strong>mlische Prinzessin)<br />
zu summen. Sogleich bi etet er eine zwei te Version an, die auf<br />
eine Kirchenmelodie zu si ngen isr. Die Ge rechtigkeit Gones wird<br />
durch die Anpassung des " Verbum superma11 prodies « behandelt,<br />
das in <strong>der</strong> Frühmerte des 1. Adventssonntags auf die Mel odie von<br />
»Beaux yeux dOll! j'est<strong>im</strong>ois les regards sans malice ... « (Schöne Augen,<br />
<strong>der</strong>en Blicke ohne List ich sc härzte ... ) gesungen wird. Die von<br />
<strong>der</strong> Inkarnation handelnden Lie<strong>der</strong> sind ein Mosa ik von Stellen auS<br />
<strong>der</strong> HI. Schrift, die während <strong>der</strong> Adventsze it gelesen werden und die<br />
auf <strong>der</strong> Melodie von »QulInd presse du depart Dap"nis dessus la<br />
Ivre ... " lAis er wegen <strong>der</strong> Abreise in Eile war, spielte Daphnis die Lei<br />
; r ... ) gesungen werden. Auffray stellt die Person Jes li in den MitteIpunkt<br />
seines Buches und lässt die Hei ligen und die Jungfrau Ma na<br />
ganz weg.<br />
Di ese Grundhalrung ist bei unseren AutOren weir ve rbreitet. Pater<br />
Caulbris formuliert seine Divins ca17tiques de I'ame fidele ... (1657) in<br />
120<br />
0,,, katholisc he Kirchenli ed <strong>im</strong> <strong>Frankreich</strong> des 17. Jhs.<br />
dezidie rt pii dagogischer Absic ht. Am Anfang stehen das Vaterunser<br />
und das Ave Maria. Es folgen die Grund sä ulen des Glaubens: das<br />
.lpostoli sc he Glaubensbekenntnis, di e Ze hn Gebote, die Gebote <strong>der</strong><br />
Kirche. Nachd em er so die Fundamen te des Gl aubens dargelegt hat<br />
verweilt Pater Ca ulbris lange bei Christus: 17 <strong>der</strong> 89 Lie<strong>der</strong> des Bu:<br />
ehes werden dessen Passion gewidmet. Mit fünf Lie<strong>der</strong>n n<strong>im</strong>mt die<br />
Jungfrau NIaria einen viel kleineren Raum ein. Neun Lie<strong>der</strong> sind <strong>der</strong><br />
Sündhaftigk eit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen gewi dmet.<br />
<strong>Das</strong> Werk wird mit dem " Canlique des grandeurs de la Ste Vierge«<br />
(Lied von <strong>der</strong> Erha benheit <strong>der</strong> Heiligen Jungfrau Maria) beendet weil<br />
Maria die pri vilegiene Fürsprech erin ist. So liefert Pater Ca ulbris mit<br />
seinen 89 Lie<strong>der</strong>n ein in sich gesc hlossenes theologisches Werk. <strong>Das</strong><br />
\"On ihm angebotene Programm lä sst den Gl äubigen einen geistlichen<br />
Weg beschreiten: Zuerst gilt es zu glauben, dann über den Tod Christi<br />
ZU meditieren und dann sein eigenes Los zu bedenken.<br />
Jea n I'Evange liste d'Arras wählt eine an<strong>der</strong>e Votge hensweise. Seine<br />
Philomele seraphique (1632) besteht aus vier Teilen, <strong>der</strong>en Anordnung<br />
von <strong>der</strong> Nä he des Aurars zu mystischen Strömungen geprägt ist.<br />
Der erSte Teil handelt vom frommen und sehnlichen Verlangen <strong>der</strong><br />
büßenden Seele, die sich auf den Weg zur Voll kommenheit begibt.<br />
Der zweite, <strong>der</strong> .Chrisliade« heillt, ist beson<strong>der</strong>s dem Gehe<strong>im</strong>nis <strong>der</strong><br />
Passion gewidmet. Der dritte, namens »Mariade", erzählt vom M ystenum<br />
des Rose nkranzes. Der vierte Teil schließlich bietet Lie<strong>der</strong> zu<br />
Ehren mehrerer Heiliger. Der Akzent ist hier weniger auf das Glaubenswissen<br />
o<strong>der</strong> die innere Reform gerichtet, wie bei Caulbris o<strong>der</strong><br />
Auffray, son<strong>der</strong>n mehr auf die Frömmigkeitsü bungen. <strong>Das</strong> angesprochene<br />
Publikum ist ohne Zweifel ni cht da sse lbe. Hier ist <strong>der</strong> Leser ein<br />
Gläubiger, <strong>der</strong> schon den rechten Weg <strong>der</strong> Spiritualität gefunden hat.<br />
<strong>Das</strong> Lied XXI alls <strong>der</strong> »Mariade« ist ein Aufruf zur Selbstverleugnung<br />
und zu r remen Kontemplation, die den Mystikern so wertvoll ist:<br />
Puisgu ' i1 n'est pas de vrai plaisir<br />
Qu'en vous bon Jesus que j'embrasse<br />
Pourroi-je avoir plus beau des ir<br />
Que de jouy" de vostre fa ce.<br />
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