Pfarrbrief 01_06 - des Pfarrverbandes Bilk-Friedrichstadt
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<strong>Bilk</strong>er Pastor - Anton Joseph Binterim<br />
von 1805- 1855 (Teil 2)<br />
von Franz-Joseph Simon<br />
Als Pfarrer seiner Gemeinde wirkte<br />
er mit seinem heiteren und schlichten<br />
Wesen sehr segensreich und war<br />
sehr beliebt; insbesondere über die<br />
Treue seiner Pfarrkinder ist folgen<strong>des</strong><br />
zu berichten:<br />
Seit dem 2o. November 1837<br />
(Verhaftung <strong>des</strong> Erzbischofs) beobachtete<br />
man Binterim wie einen<br />
Verschwörer. Unsinnige Gerüchte,<br />
er wolle den Protestantismus und<br />
den preußischen Staat umstürzen,<br />
liefen um. Am Mittwoch vor seiner<br />
Verhaftung sei der Erzbischof bei<br />
ihm gewesen, habe die ganze Nacht<br />
hindurch mit ihm beraten, auch<br />
wichtige Papiere übergeben, worunter<br />
man die Korrespondenz mit Rom<br />
vermutete. Stimmen wurden laut,<br />
die Regierung solle ihn abführen<br />
und die Papiere beschlagnahmen.<br />
Was der Pfarrer daraufhin erlebte,<br />
wollen wir ihn selbst schildern lassen:<br />
„Samstag, den 2. Dezember<br />
brachte ein Freund mir gegen 2 Uhr<br />
nachmittags die Nachricht (über jene<br />
Gerüchte und Forderungen). Ich<br />
lachte darüber, aber nach dem<br />
Nachtessen abends 9 Uhr kam der<br />
Wirt aus der gegenüber meinem<br />
Haus liegenden Schenke und zeigte<br />
mir an, es seien bei ihm zwei wahrscheinlich<br />
preußische Beamte eingekehrt,<br />
die allerlei Fragen über den<br />
Historisches<br />
Pastor machten.<br />
Die Sache schien<br />
ihm verdächtig.<br />
Dies wurde bald<br />
ruchbar in der<br />
Pfarrgemeinde,<br />
auch in Düsseldorf. Um 10 Uhr war<br />
meine Pfarre bewacht, von innen<br />
und außen mit Pfarrgenossen. Gegen<br />
1/2 11 Uhr fanden sich Studenten<br />
von Düsseldorf ein, die mit weinenden<br />
Augen die Nachricht bekräftigten,<br />
bemerkend, es seien auch Militärpersonen<br />
beordert. Die Bewegung<br />
wurde trotz meiner Widerrede mit<br />
jedem Augenblick stärker. In den<br />
Häusern blieben alle wachend. Auf<br />
der Kirchentüre sah man eine Proklamation.<br />
Ich war voll Angst wegen<br />
der Dinge, die da kommen<br />
könnten, denn Widerstand war sicher<br />
und so sicher auch Opfer. So<br />
wären die Schafe für den Hirten gefallen<br />
und nicht der Hirt für die<br />
Schafe. So ging die erste, so auch<br />
die zweite Nacht vorüber, und nun<br />
hörte ich, von Köln sei der Bericht<br />
eingegangen, der Erzbischof sei<br />
nicht zu <strong>Bilk</strong> gewesen, wodurch sich<br />
der gegen mich erhobene Sturm legte."<br />
Auf Schritt und Tritt wurde er überwacht.<br />
Man beobachtete, in welchem<br />
Haus er einkehrte, wer ihn<br />
begleitete. „So werde ich in der<br />
Freiheit wie ein Gefangener über-<br />
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