Pfarrbrief 01_06 - des Pfarrverbandes Bilk-Friedrichstadt
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Liebe Pfarrangehörige von St. Martin<br />
von Franz Karger © (Copyright)<br />
Die wohl kürzeste Osterpredigt der<br />
Geschichte hat der Hl. Hieronymus<br />
im Jahre 384 in Rom gehalten. Er<br />
trat vor die Gemeinde und predigte<br />
nur diesen Satz:<br />
„Der Herr ist wahrhaft auferstanden!<br />
Halleluja.“<br />
Damit ist alles gesagt, was uns in<br />
der Osternacht bewegt:<br />
weswegen wir unsere<br />
Kirche festlich schmücken,<br />
warum wir die<br />
Osterkerze entzünden,<br />
das Taufwasser weihen<br />
und das Österliche<br />
Mahl miteinander teilen.<br />
Alle Lesungen und<br />
Gesänge, all die uralten<br />
Riten unserer Liturgie,<br />
all die großen Symbole<br />
unserer Kirche zielen<br />
nur in eine Richtung,<br />
bezeugen und deuten<br />
nur dieses Geheimnis:<br />
„Der Herr ist wahrhaft auferstanden!<br />
Halleluja.“<br />
Denn das Osterfest ist ein Geheimnis,<br />
das man nur im Glauben feiern<br />
und im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes<br />
begehen kann. Ab dem Palmsonntag<br />
werden wir in der Feier der Heiligen<br />
Woche von Station zu Station mit<br />
dem Herrn unterwegs sein und damit<br />
in der Nachfolge Jesu stehen.<br />
Wir erleben den Wandel vom<br />
„Hosianna!“ zum „Kreuzige ihn!“,<br />
Editorial<br />
von der Frage <strong>des</strong> Pilatus: „Bist du<br />
der König der Juden?“, zum Bekenntnis<br />
<strong>des</strong> heidnischen Hauptmanns:<br />
„Wahrlich, dieser Mensch<br />
war Gottes Sohn“, vom Grabesdunkel<br />
<strong>des</strong> To<strong>des</strong>schweigens in das<br />
Himmelslicht <strong>des</strong> Lebenswortes:<br />
„Der Herr ist wahrhaft auferstanden!<br />
Halleluja.“<br />
Dieser Wandlungsweg,<br />
der Weg <strong>des</strong> Weizenkorns,<br />
umgreift<br />
menschliches Leben in<br />
Gänze: Gesetzesenge<br />
und Herzensweite,<br />
Freundschaft und Verrat,<br />
Nachfolge und<br />
Flucht, Hass und Liebe,<br />
Nähe und Verlassenheit,<br />
Glaube und Verzweiflung,<br />
Trauer und<br />
Jubel.<br />
Unser ganzes Leben hat<br />
Platz in dem einen<br />
Wort, das all dieses zusammenbindet<br />
und auf den Punkt<br />
bringt:<br />
„Der Herr ist wahrhaft auferstanden!<br />
Halleluja.“<br />
Glaubt man das nicht – und glauben<br />
heißt auch: mit dem Zweifel rechnen<br />
und ringen, wie Thomas: „Ich glaube,<br />
Herr, hilf meinem Unglauben!“,<br />
glaubt man es also in diesem Sinne<br />
nicht, und bei fast 50 % aller Christen<br />
ist das so, dann feiert man in<br />
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