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<strong>HIKAJAT</strong> <strong>ATJEH</strong><br />

Die Erzahlung von der Abkunft und den Jugendjahren des<br />

Sultan Iskandar Muda von Atjeh (Sumatra)<br />

von<br />

HANS PENTH<br />

OTTO HARRASSOWITZ • WIESBADEN


1969<br />

OTTO HARRASSOWITZ • WIESBADEN<br />

Veröffentlichungen des Ostasiatischen Seminars<br />

der Johann-Wolfgang-Goe<strong>the</strong>-Universitat, Frankfurt / Main<br />

herausgegeben von<br />

OTTO<br />

KAROW<br />

Reihe A: Südostasienkunde<br />

Band 2<br />

<strong>HIKAJAT</strong><br />

<strong>ATJEH</strong><br />

von<br />

HANS<br />

PENTH


Hl KA JAT <strong>ATJEH</strong><br />

Die Erzahlung von der Abkunft und den Jugendjahren des<br />

Sultan Iskandar Muda von Atjeh (Sumatra)<br />

von<br />

HANS<br />

PENTH<br />

1969<br />

OTTO HARRASSOWITZ • WIESBADEN


© Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1969<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Photomechanische und photographische Wiedergabe<br />

nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Veriages<br />

Reproduktion und Gesam<strong>the</strong>rstellung: Hoppenstedt • Hessische Druckerei GmbH, Darmstadt<br />

Printed in Germany


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Karte V I<br />

Vorwort<br />

^<br />

Die Hikajat Atjeh als Panegyrikon 5<br />

Historische Ereignisse in der Hikajat Atjeh 13<br />

Sjamsu Sjah und Ali Mughajat Sjah 13<br />

Salah ad-Din<br />

Ala ad-Din Riajat Sjah 1 6<br />

Ali Riajat Sjah ^<br />

Sultan Muda 1 8<br />

Seri Alam . . ". -| 8<br />

Zainal Abidin , ^<br />

Mansur Sjah ^0,<br />

Makota Bujung 20<br />

Ala ad-Din Riajat Sjah 21<br />

Die portugiesische Gesandtschaft 27<br />

1. Historischer Uberblick 27<br />

a. Die Zeit bis zum Waffenstillstand (1587) 28<br />

b. Die Zeit des Waffenstillstandes (1587-1605) 37<br />

c. Die Zeit naoh dem Waffenstillstand bis zur Einstellung<br />

der Bemühungen urn eine Festung (1606-1613) 47<br />

2. Verlauf der Gesandtschaft 52<br />

3. Datierung der Gesandtschaft 55<br />

4. Die Personen der Gesandtschaft 58<br />

Übersetzung der Hikajat Atjeh 61<br />

Abkürzungen<br />

Premdwort-Glossar<br />

Literaturverzeichnis<br />

-Igo,<br />

Index (1): Personennamen<br />

Index (2): Geographische und ethnographische Bezeichnungen . . . 204


Skizze von Nord-Sumatra<br />

und der Malaiischen<br />

Haltiinsel


VORWORT<br />

Die vorliegende erstmalige Gesamtübersetzung der Hikajat Atjeh<br />

basiert auf Teuku Iskandar's kritischer Textausgabe "De Hikajat Atjéh"<br />

und bildet, zusammen mit den einleitenden Untersuchungen zum Inhalt<br />

des Werkes, eine Fortsetzung der Bemühungen um die ErschlieBung der<br />

klassischen malaiischen und insbesondere der sumatranischen Gesehichtsliteratur<br />

.<br />

Indessen stellt die Hikajat Atjeh keine Geschichtsquelle im stangen<br />

Sinne dar, d. h. sie ist weder eine geschichtliche Darstellung des<br />

Fiirstenhauses von Atjeh (sedjarah, Genealogie 2 ), noch ein Bericht von<br />

den allgemeinen Ereignissen im Lande Atjeh. Sie gehort vielmehr zu<br />

einer über weite Bereiche Südost-Asiens verbreiteten literarischen<br />

Gattung, für welche ich den Begriff "My<strong>the</strong>nchronik" einführen möchte,<br />

in Unterscheidung zu der dort ebenfalls vertretenen "reinen" Chronik<br />

europaischen Stils^.<br />

Das Merkmal einer My<strong>the</strong>nchronik besteht darin, daB sie My<strong>the</strong>noder<br />

Sagenstoffe mit historischen Fakten vermischt; sie setzt sich aus<br />

mehreren Episoden oder Geschichten zusammen, die entsprechend der zeitlichen<br />

Reihenfolge ihrer Themen angeordnet sind. Die mythischen und<br />

geschichtlichen Elemente sind in ihr jedoch nicht gleichmaBig vertreten.<br />

Am Beginn überwiegt meistens der Mythos, welcher im Verlaufe der<br />

Schilderung<br />

abrupt zurücktreten kann und dann einer sachlichen, mit<br />

Daten versehenen Geschichtsschreibung Raum gibt, wie dies zum Beispiel<br />

in der Hikajat Atjeh der Fall ist.<br />

Innerhalb dieser Gattung der My<strong>the</strong>nchronik<br />

nimmt die Hikajat Atjeh<br />

insofern eine Sonderstellung ein, als sie gleichzeitig ein Panegyrikon<br />

ist, eine ruhmvolle Zur-Schau-Stellung der Abstammung und Jugendjahre<br />

des Sultan Iskandar Muda (Regierungszeit: 1607-1636). Dieser Herrscher<br />

welcher in der Hikajat Atjeh u. a. den Namen Perkasa Alam führt\ war<br />

einer der bedeutendsten<br />

atjehschen Sultane; unter ihm wurde das mosleminische<br />

Reich zu einer gefürchteten Militarmacht und gleichzeitig zu<br />

einem glanzvollen Kulturzentrum.<br />

1 Vgl. z. B. Brown, Sejarah Melayu; Hill, Hikayat Raja Raja Pasai<br />

2 Hill, Hikayat Raja Raja Pasai S. 25<br />

3 Vgl. z. B. die My<strong>the</strong>nchronik "Suwanna Chamdang" (Ubersetzung in<br />

Notton, Annales Bd. 1) und die rein sachlich berichtende Chronik<br />

"Tamnan Wat Phathat Döi Sutep" (auszugsweise Ubersetzung bei Penth,<br />

Geschichte) der Tai Njuon im Lan Na Tai, Nord-Thailand<br />

4 Vgl. unten S. 24 Anmerkung 68<br />

1


Die Auswertung der Hikajat Atjeh unter kulturgeschichtliohen<br />

Aspekten stellt, bei Ausklammerung sprachlicher und literarischer Gesichtspunkte,<br />

eine mehrfache Aufgabe dar: (1) Versuch einer Trennung<br />

zwischen My<strong>the</strong> und Historie. (2) Untersuchung der Zusammengehörigkeit<br />

und Herkunft der mythisohen Traditionen. (3) Vergleich der für die Geschichtewissenschaft<br />

relevanten Informationen mit anderen Quellen zur<br />

Vervollstandigung des Geschichtsbildes.<br />

Djajadiningrat, Winstedt und Iskandar^ haben in ihren Arbeiten<br />

bereits den Versuch unternommen, die Trennung zwischen mythischen Traditionen<br />

und historischen Tatsachen herbeizuführen und insbesondere<br />

die Chronologie der Fürsten in der Frühzeit Atjeh's herauszuarbeiten.<br />

Sie haben sich jedoch nicht naher mit den Mythologemen befaBt, und die<br />

Ausführungen zur Abfolge der Herrscher bedürfen einiger Erganzungen.<br />

Die übrigen in der Hikajat Atjeh berührten historischen Ereignisse, wie<br />

beispielsweise die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen des<br />

Landes Atjeh mit dem Ausland (Malakka, Djohor, Siam, Vorderer Oriënt,<br />

Europa) haben bislang wenig oder keine Aufmerksamkeit gefunden.<br />

Aus den Erzahlungen von geschichtswissenschaftlichem Interesse<br />

eine auswahlend, habe ich in den Vordergrund meiner Untersuchungenden<br />

Bericht über den Aufenthalt einer portugiesischen Gesandtschaft in<br />

Atjeh gestellt. Mir erschien diese Episode einer naheren Betrachtung<br />

wert, weil (1) sowohl die Rolle der Portugiesen im Archipel al-s auch<br />

die Geschichte des Landes Atjeh und die wechselvollen Beziehungen dieser<br />

beiden Staaten zueinander nicht ausreichend bekannt sind, und weil<br />

(2) diese Episode meines Wissens die einzige Beschreibung einer portugiesischen<br />

diplomatischen Mission aus atjehscher Sicht und damit eine<br />

wertvolle Erganzung zu europaischen Quellen ist.<br />

Die Untersuchung der "Portugiesischen Episode" ergibt, daB einer<br />

der Gründe für das Scheitern der Portugiesen im Archipel in ihrem Unvermögen<br />

zu sehen ist, sich mit der starken Lokalmacht Atjeh zu vergleichen<br />

und das bedeutungsvolle Dreiecksverhaltnis Atjeh-Djohor-Malakka<br />

zu ihren Gunsten zu gestalten. Zusammen mit den Resultaten anderer<br />

voraufgehender Untersuchungen ergibt sich ferner, daB die Hikajat<br />

Atjeh als historische Quelle nur von beschranktem Wert ist, aber<br />

in Einzelfallen wertvolle Erganzungen zu anderen Quellen bietet.<br />

Der Verfasser der Hikajat Atjeh und ihr Entstehungsdatum sind<br />

nicht bekannt. Da das Werk starke Merkmale einer Eulogie tragt, ist<br />

5 Djajadiningrat, Critisch Overzicht; Winstedt, Early Rulers;<br />

Iskandar, Hikajat Atjéh<br />

2


jedoch anzunehmen, daB der Autor ein Höfling war, der es wahrend der<br />

Regierungszeit des Iskandar Muda schrieb. Für weitere Fragen zur Textkritik<br />

verweise ich auf die Arbeit von Tsuku Iskandar; dort finden sich<br />

ausführliche Kommentare nicht nur zur Struktur und zum Stil der Hikajat<br />

Atjeh, sondern auch zur Art, Geschichte und zu den sprachlichen Besonderheiten<br />

der von Iskandar benutzten Handschriften. - Bei Anfertigung<br />

der Ubersetzung habe ich Eigennamen und nicht übersetzte Fachausdrücke<br />

in ihrer modernen indonesischen Schreibform wiedergegeben.<br />

Meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. Otto Karow, Frankfurt, möchte<br />

ich an dieser Stelle für die Anregung zu der vorliegenden Arbeit und<br />

für seine stete Hilfe herzlich danken. Ich danke auch Herrn Professor<br />

Coedès, Paris, für seine liebenswürdige Bereitschaft, mir die Einsichtnahme<br />

in mehrere Werke an der Bibliothèque Nationale zu erleichtern.<br />

Gleicherweise gilt mein Dank Herrn Professor Dr. Rudolf Sellheim,<br />

Frankfurt, für Hinweise bei der Ubersetzung arabischer Ausdrücke. Besonderen<br />

Dank schulde ich Herrn Professor Dr. Slametmuljana, Djakarta,<br />

welcher anlaBlich eines Deutschland-Aufenthaltes im Jahre 1963 niit mir<br />

den Text der Hikajat Atjeh durchsprach. Für seine freundliche Hilfe<br />

zur Erhellung mehrerer Textstellen danke ich Herrn Professor Dr. R.<br />

Roolvink, Leiden. Von Frau Dr. Paepe-van Steenacker und von Herrn<br />

Dr. Kooymans erhielt ich anlaBlich eines Besuches im Tropenmuseum,<br />

Amsterdam, und im Ethnographischen Reichsmuseum, Leiden, bei der Bestimmung<br />

mehrerer in der Hikajat Atjeh erwahnter Pflanzen sowie Kleidungs-<br />

und Schmuckgegenstande wertvolle Auskünfte, für die ich mich<br />

hier nochmals bedanke.<br />

Hans Georg Penth<br />

3


DIE <strong>HIKAJAT</strong> <strong>ATJEH</strong> AIS PANEGYRIKON<br />

Die Hikajat Atjeh enthalt zahlreiche sagenhafte und historische<br />

Begebenheiten in zeitlicher Reihenfolge, so daB man sie als My<strong>the</strong>nchronik<br />

bezeichnen kann. Aus der Art der Darstellung dieser Begebenheiten<br />

und ihrer Auswahl laBt sich aber ersehen, daB der Verfasser<br />

eigentlich Abstammung und Fahigkeiten des Sultan Iskandar Muda verherrlichen,<br />

nicht aber eine Landesgeschichte schreiben wollte. Er<br />

schuf die Hikajat Atjeh als Panegyrikon und wahlte als Gestaltungsmittel<br />

die Form der My<strong>the</strong>nchronik. Eine Inhaltsübersicht mit anschlie-<br />

Bender Analyse erzahlerischer Motive und eine Erörterung der mutmaBlichen<br />

Gründe für die Abfassung der Hikajat Atjeh werden dies verdeutlichen.<br />

(1) Der Text beginnt mit einer Beschreibung der Abstammung des Fürstengeschlechtes<br />

von Atjeh, dem auch Iskandar Muda angehört. Zu seinen<br />

Ahnen zahlen Alexander der GroBe (malaiisch: Iskandar Dzulkarnain)<br />

sowie zwei übernatürliche weibliche Wesen; es sind dies eine im Bambus<br />

gefundene Prinzessin aus dem Geschlecht des Gottes Bisnu (wischnu,<br />

Visnu), welche in der Folge durch HaarausreiBen getötet wird, und<br />

eine durch Stehlen der Flugweste gefangene und spater wieder entweichende<br />

Fee. Die Madchen heiraten zwei Brüder, Angehörige der Fürstenfamilie,<br />

die anscheinend über mehrere kleine<br />

Lokalreiche regieren, und<br />

zeugen mit ihnen je einen Sohn und eine Tochter. Diese vier Kinder<br />

heiraten dann untereinander, womit offenbar die mythische<br />

"Urzeit"<br />

des Landes abgeschlossen ist, denn ihre Nachkommen werden die Gründer<br />

und Herrscher des Staates Atjeh. Hieran schlieBen sich eine Aufzahlung<br />

der weiteren mannlichen<br />

Vorfahren des Iskandar Muda, sowohl der vaterlichen<br />

wie der mütterlichen Seite, und chronologisch angeordnete<br />

Episoden<br />

aus den Regierungszeiten atjehscher Herrscher. Dabei zeigt sich,<br />

daB nicht alle direkten Vorfahren des Iskandar Muda auch Herrscher<br />

von Atjeh waren, und daB das Fürstenhaus aus mehreren einfluBreichen<br />

Linien<br />

Es<br />

bestand.<br />

folgt die Beschreibung der prachtvollen Hochzeit der Eltern<br />

des Iskandar Muda. Seiner Geburt gehen verschiedene Omina voraus, welche<br />

auf seine spatere Macht und Bedeutung hinweisen:<br />

sein Vater erstrahlt<br />

in übernatürlichem Licht und traumt von einer Überschwemmung<br />

Atjehs durch seinen eigenen Urin; seine Mutter traumt wahrend der<br />

Schwangerschaft, daB sie den Mond als Haarnadel benutzt und sich ein<br />

Licht aufsetzt, welches den gesamten Palast erfüllt. Die Geburt geht<br />

unter Blitz und Donner und erst im Beisein aller Reichsinsignien vonstatten.<br />

5


Hieran schlieBt sich die ausführliohe Schilderung der Kindheit<br />

und Jugend des Iskandar Muda, die er unter der Obhut des Sultans von<br />

Atjeh verbringt, seinem GroBvater mütterlicherseits; sein eigener Vater<br />

tritt wenig in Ersoheinung. Iskandar Muda wird als jugendlicher<br />

Held dargestellt, der durch überragende Fahigkeiten Atjeher und Fremde<br />

in Erstaunen versetzt. Eine Einblendung in spatere Jahre zeigt ihn<br />

als den in Ost und West bekannten Herrscher, unter dessen Regierung<br />

das Reich und der islamische Glauben erstarken.<br />

Dann kehrt die Erzahlung in die Zeit seiner Jugend zurück und beschreibt<br />

den Abfall des Landes Ghori von Atjeh sowie die sich daraus<br />

ergebenden Feldzüge gegen die Aufstandischen. Wahrend dieser Kriegshandlungen<br />

fallt sein Vater im Kampf. Sein GroBvater, der sich nunmehr<br />

zu alt und schwach für die Erledigung der Staatsgeschafte fühlt, will<br />

ihm deshalb die Herrschaft übertragen. Iskandar Muda verzichtet aber<br />

zugunsten seiner beiden Onkel, Söhnen des Sultans, weil er als loyaler<br />

Frinz berühmt werden will (und zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch<br />

dia Mehrzahl der einfluBreichen Personen gegen sich hat; vgl. Hs. S. 278).<br />

Mit der Einsetzung einer seiner Onkel (zunachst wohl als Mitregent,<br />

vgl. unten S.24 f) bricht der Text ab.<br />

Von den 281 überlieferten Handschrift-Seiten befassen sich nur<br />

ein Drittel mit der gesamten Geschichte Atjehs bis hin zur Geburt des<br />

Iskandar Muda, zwei Drittel dagegen mit seiner Kindheit, Jugend und<br />

spateren Regierungszeit. Diese Einteilung ist ein erstes Indiz dafür,<br />

daB Schilderungen historischer Ereignisse dem Autor nur zur Ausschmükkung<br />

seiner Eulogie dienten, aber nicht sein Hauptanliegen waren. So<br />

sind auch die verschiedenen Episoden aus der Jugendzeit anscheinend<br />

nur eingefügt, um eine von Jahr zu Jahr gröBer werdende Überlegenheit<br />

des Iskandar Muda zu rühmen, welcher, wie es z. B. heiBt, sich bereits<br />

im Alter von 7 Jahren in der Elefantenjagd übte, als Zehnjahriger<br />

einen gefahrlichen Wettkampf gegen Portugiesen bestand und schlieBlich<br />

auf Wunsch des Königs von Siam der Nachfolger dieses machtigen Herrschers<br />

werden sollte.<br />

(2) Auch erzahlerische Motive deuten auf den panegyrischen Charakter<br />

der Hikajat Atjeh, soz.B. der AnschluB der Fürstengenealogie an Alexander,<br />

den Gott Wischnu und andere übernatürliche Wesen, die Omina vor<br />

der Geburt und die wiederholten Feststellungen mosleminischer Gelehrter,<br />

Iskandar Muda sei ein Auserwahlter Gottes. Abstammung von höheren<br />

Wesen und übernatürliche Ereignisse gehören zwar zum üblichen Merkmal<br />

der My<strong>the</strong>nchronik. Doch laBt sich ihre ausdrückliche Konzentration auf<br />

die Person des Sultans (vgl. etwa Hs. S. 14-16) nur als absichtsvolle<br />

Hervorhebung des Herrschers und vielleicht auch als Begründung seiner<br />

6


Thronansprüche<br />

verstenen.<br />

Die Erzahlungen, welohe den Sultan aufgrund günstiger Omina und<br />

einer Abstammung von höheren Wesen preisend herausstellen, gehen auf<br />

sehr untersohiedliohe Quellen zurück und sind nicht vom Verfasser der<br />

Hikajat Atjeh geschaffen, sondern nur angepaBt worden. Die Motive dieser<br />

Geschichten sind verschiedenen Religionen zugehörig und auf Sumatra<br />

als Traditionen mehrerer aufeinanderfolgender Kulturschichten zu<br />

erklaren. Die Verwendung einer solchen Vielfalt an Motiven, so scheint<br />

mir, drückt ebenfalls den Wunsch des Autors aus, den verehrten Herrscher<br />

zu rühmen.<br />

Die Geschichten von Alexander, dem welterobernden König der Makedonier,<br />

erreichten viele Völker und finden sich durch persisch-arabische<br />

Vermittlung auch im malaiischen Archipel, wo u. a. die Hikajat<br />

Iskandar Dzulkarnain 6 von seinen Heldentaten berichtet. Diese Uberlieferungen<br />

erfuhren je nach Zeit und Ort eine andere Deutung: "Everyrace<br />

judged <strong>the</strong> Macedonian conqueror according to its own lights: in one<br />

story he figures as a knight-errant, in ano<strong>the</strong>r as a squire of dames,<br />

in ano<strong>the</strong>r as a monkish ascetic, in ano<strong>the</strong>r as a missionary of Islam,<br />

in ano<strong>the</strong>r as an instance of <strong>the</strong> futility of human ambition"^. Im Archipel<br />

war Alexander als Verkünder des Islam bekannt, denn die Araber<br />

hatten ihn wegen seines Epi<strong>the</strong>ton "Dzulkarnain" mit einem im Koran<br />

erwahnten Propheten identifiziert und ihn'deshalb als einen bedeutenden<br />

Anhanger ihres Glaubens angesehen, welcher auszog, urn die Welt für<br />

den Islam zu erobern 8 . Ein Beispiel für Alexanders (angebliche) mosleminische<br />

Missionstatigkeit findet sich im ersten Kapitel der Sedjarah<br />

Melaju^.<br />

Alexander der GroBe gilt als Ahne sowohl vornehmer malaiischer<br />

Fürstengeschlechter, wie in der Sedjarah Melaju erwahnt, als auch lokaler<br />

Herrscher und Volksgruppen. Die Stammesführer im Bezirk Rantau<br />

Binuang auf Sumatra, am ZusammenfluB von Sosa und Siutam, halten sich<br />

für Nachkommen des Sultan Iskandar Dzulkarnain' 10 , und auch die Minangkabau<br />

glauben, von diesem abzustammen' 11 . Die Batak kennen ebenfalls<br />

die Geschichte von Alexander, der nach ihrer Version sein Reich unter<br />

6 Winstedt, History S. 77 ff; Winstedt, Date<br />

7 Wilkinson, in: Winstedt, History S. 77<br />

8 Winstedt, History S. 77-80<br />

9 Brown, Sejarah Melayu<br />

10 Schnitger, Eorgotten Kingdoms S. 71<br />

11 Senstius, Survey S. 3<br />

7


seinen drei Söhnen aufteilte, namlich den Sultanen von Rum (Konstan-tinopel<br />

), China und Minangkabau . In der Sedjarah Melaju heiBt es hierzu<br />

daB der Kaiser von China ein Nachkomme Alexanders und aus dem glei-<br />

13<br />

chen Geschlecht wie der Fürst von Malakka sei . Der Anfang der Hikajat<br />

Atjeh spielt ebenfalls auf eine Verbindung Alexanders zum chinesischen<br />

Kaiser an.<br />

Es ist demnach festzustellen, daB im malaiischen Archipel Alexander<br />

der GroBe sowohl als Moslem wie auch als Ahnherr von Familien und<br />

Volksgruppen eine aus der Uberlieferung wohlbekannte Gestalt war.<br />

Muda einst<br />

Die Hikajat Atjeh berichtet weiter, daB ein Ahne des Iskandar*<br />

sieben vom Himmel herabschwebende Feen beim Baden beobachtete<br />

und der jüngsten die Flugweste fortnahm, so daB sie nicht mehr<br />

zurückfliegen konnte; er heiratete sie und zeugte zwei Kinder mit ihr.<br />

Als er jedoch den Kindern fluchte, suchte die Fee ihre Flugweste und<br />

flog<br />

in den Himmel zurück.<br />

Das Motiv der durch einen Kleiderdiebstahl gefangenen Himmelsfee,<br />

welche spater wieder entweicht (Schwanenjungfrau-Motiv), ist in Europa<br />

14<br />

und weiten Teilen Asiens bekannt ; das Motiv der Fee, die ihren Mann<br />

verlaBt, weil er den Kindern flucht, findet sich auch in der atjehschen<br />

Hikajat Malém Diwa' 1 -'. Aus Pasemah (Süd-Sumatra) stammt folgender<br />

Teil einer Erzahlung, welche der in der Hikajat Atjeh wiedergegebenen<br />

Variante ahnlich ist: "For years (Serunting) lived without a wifeuntil<br />

one day he saw his reflection in a weil and suddenly feit lonesome.<br />

Soon after, seven nymphs hung <strong>the</strong>ir veils on <strong>the</strong> branches of a tree<br />

and began to dance by <strong>the</strong> weil. Serunting succeeded in seizing one of<br />

<strong>the</strong>se veils and so obtained <strong>the</strong> nymph Sanggul Bagulung as his wife.<br />

She bore him a son who became <strong>the</strong> founder of <strong>the</strong> Semidang tribe". Spater<br />

verlaBt ihn die Fee' 16 .<br />

Ohne auf die Frage einzugehen, ob dieses Motiv der gefangenen und<br />

spater fortfliegenden Himmelsfee hochkulturlichen oder vorkulturlichen<br />

Ursprungs ist, kann man festhalten, daB es jedenfalls nicht spezifisch<br />

islamisch<br />

ist.<br />

12 Burton u. Ward, Verslag S. 283 f; vgl. auch Newbold, Malayan Code<br />

S. 390<br />

13 Sedjarah Melaju, Ausgabe Abdullah Munsji, Kap. 15<br />

14 Thompson, Motif-Index B.652.1<br />

15 Iskandar, Hikajat Atjeh S. 22<br />

16 Schnitger, Forgotten Kingdoms S. 178 f<br />

8


Indischen Ursprungs könnte das Motiv eines der Omina sein, welches<br />

auf die spatere GröBe des Iskandar Muda hinweist: lm siebenten<br />

Monat ihrer Schwangerschaft traumt seine Mutter, daB sie den Mond als<br />

Haarnadel benutzt. Wahrend einer Grabung in Süd-Tapanuli (Sumatra)<br />

fand Sohnitger eine vierarmige Darstellung des elefantenköpfigen Gottes<br />

Ganesoha (Ganesa), welche er in das 8.-9. Jh. datiert. Dazu schreibt<br />

Schnitger: "... in <strong>the</strong> hair-dress are <strong>the</strong> new moon and <strong>the</strong> death's<br />

17<br />

head, symbols of life and death"<br />

Iskandar Muda ist auch ein Nachkomme des indischen Gottes Wischnu,<br />

da eine im Bambus gefundene Prinzessin dem Geschlecht dieses Gottes<br />

entstammt und durch<br />

Einheirat in die Fürstenfamilie zur Ahnin des Iskandar<br />

Muda wird. Ihr Gemahl tötet sie nach der Geburt von zwei Kindern,<br />

indem er ihr Haar ausreiBt. Hier verbinden sich zwei Traditionen:<br />

Die altindische Vorstellung, daB der irdische Herrscher in direktem<br />

Bezug zu einem Gott stehe (Gottkönigtum), und das Bambusmadchen-<br />

Mot iv.<br />

Die Vorstellung vom Gottkönigtum reicht in das alte Indien zurück.<br />

Dort dachte man den König als aus den Wesenzügen der acht Hauptgot<strong>the</strong>iten<br />

entstanden; damit besaB der König auch deren Eigenschaften. Unter<br />

diesen Got<strong>the</strong>iten war der Wind mit den für den Herrscher wichtigen<br />

Eigenschaften "ausbreiten, erobern". Diese Attribute wurden schon in<br />

früher Zeit ebenfalls Wischnu zugeschrieben. Dieser war es auch, der<br />

den<br />

ersten König krönte und dann selbst in dessen Körper einging. Deshalb<br />

beugt<br />

sich das Universum vor dem König als einem Gott, und deshalb<br />

besitzen alle Könige auf Erden die Macht und GröBe des Wischnu .<br />

In Südost-Asien findet sich der Gedanke des Gottkönigtums besonders<br />

ausgepragt im alten kambodschanischen Reich Angkor, das zu Beginn des<br />

9.Jh. gegründet wurde. Im Laufe der Zeit unterlag dort der Kult des<br />

Gottkönigtums allerdings einigen Veranderungen; hatte er sich am Beginn<br />

auf Schiwa<br />

(Siva) bezogen, so rückte in der Folge Wischnu in den<br />

Mittelpunkt, worauf im 12. Jh. der Kult eine buddhistische Form fand.<br />

Aus einem hinduistischen Dewaradja (Devarlja) wurde somit ein Buddha-<br />

— 19<br />

radja (Buddharaja) .<br />

Der Anschlufl der Genealogie des Iskandar Muda an Wischnu ist an-<br />

17 Schnitger, Forgotten Kingdoms S. 47. Auch der Vater von Hang Tuah<br />

traumt, "that <strong>the</strong> moon f e i l and illumined <strong>the</strong> head of his son",<br />

was als Vorzeichen für spatere Heldentaten des Hang Tuah gewertet<br />

wurde (Winstedt, Hikajat Hang Tuah S. 111)<br />

18 Gonda, Saored character S. 172-180<br />

19 Coedès, Etats S. 183-194; Thierry, Personne S. 219-230<br />

9


scheinend ein Relikt der hinduistischen Auffassung vom Gottkönigtum<br />

und wurzelt wohl in Traditionen der dem Islam in Südost-Asien vorangehenden<br />

hinduistischen<br />

Die<br />

Periode.<br />

Erzahlung von einem im Bambus gefundenen Madchen, das zur<br />

Ahnin eines Fürstengeschlechtes wird, findet sich in etwas abgewandelter<br />

Form auch in der Hikajat Seri Rama und in der Hikajat Radja<br />

20<br />

Radja Pasai . Die Verbreitung dieser My<strong>the</strong> ist im malaiischen Archipel<br />

nicht auf die Hochkulturen beschrankt; sie wird zwar von einzelnen<br />

Völkerschaften unterschiedlich wiedergegeben, doch lassen<br />

weitgehende<br />

Ubereinstimmungen den SchluB zu, daB es sich urn Variationen des<br />

gleichen Themas handelt. Beispielsweise kann das in die Welt tretende<br />

21 22<br />

übernatürliche Wesen ein Knabe sein und aus einer Frucht oder<br />

23<br />

Palmblüte hervorkommen.<br />

oh.<br />

Hill , der auch die Entstehung eines Madchens aus Wasserschaum<br />

als Variante hierzu ansieht, ist der Meinung, daB alle diese Erzahlungen<br />

auf frühe malaiische<br />

Versionen des Ramajana (Ramayana) zurückgingen.<br />

Dies t r i f f t meines Erachtens nicht zu, denn sie finden sich<br />

auch bei Völkerschaften, die kaum Gelegenheit oder Ursache<br />

Ramajana-Erzahlungen in ihr Weltbild<br />

hatten,<br />

einzugliedern und zu tradieren.<br />

Beispielsweise hatte das geschlossene Weltbild des altertümlichen<br />

Pflanzervolkes der Wemale 2^ auf Ceram wenig AnlaB für die Ubernahme<br />

indischer Traditionen geboten. Dennoch ist die Erzahlung ein wesentlicher<br />

Bestandteil ihrer Religion: "Die My<strong>the</strong> erzahlt, daB die ersten<br />

Menschen aus den reifen Früchten einer Banane entstanden. Eine unreife<br />

Frucht befand sich an diesem Bananenbaum und aus ihr entstand Sa-<br />

26<br />

tene, die die Herrscherin der Menschen in der Urzeit wurde"<br />

. Desgleichen<br />

wissen die Wemale von einem anderen überirdischen Wesen namens<br />

Hainuwele zu berichten; dieses Madchen entstand in der Urzeit<br />

aus der Blüte einer Kokospalme und wurde<br />

spater getötet. Aus Makassar<br />

wird berichtet, daB die Herrscher von Lubo aus dem Mark eines Bambus<br />

27<br />

hervorkamen '. Auch das altjapanische Taketori Monogatari überliefert<br />

20 Hill, Hikayat Raja Raja Pasai S. 168; 109 ff<br />

21 Hikajat Marong Mahawangsa, erwahnt in Hill, Hikayat Raja Raja<br />

Pasai S. 167<br />

22 Ein Beispiel aus Tjampa bei Landes, Contes tjames S. 90<br />

23 Aus Tjampa berichtet von der Sedjarah Melaju, Ausgabe Winstedt<br />

S. 134- f<br />

24 Hill, Hikayat Raja Raja Pasai S. 174 Anm. 5<br />

25 Jensen, Weltbild S. 34 ff<br />

26 Jensen, Weltbild S. 34<br />

27 Eredia, Malaca S. 39<br />

10


die Geschichte eines Madchens, das aus einem Bambus entsteht. Hieraus<br />

ist zu schlieBen, daB das Bambusmadchen-Motiv der Hikajat Atjeh ein<br />

vor-hoohkulturliches und nicht spezifisch hinduistisches Mythologem<br />

ist.<br />

Die betrachteten Motive lassen sich demnach mit drei aufeinander<br />

folgenden Kulturschichten verbinden. Das Bambusmadchen-Mythologem ist<br />

auf Sumatra vor-hochkulturlich. Die Einordnung des Gottes Wischnu in<br />

die Genealogie hat Bezug auf die nachfolgende Hinduisierung des Archipels.<br />

Alexander aber war für die Malaien ein Heros des zuletzt übernommenen<br />

Islam.<br />

Man muB annehmen, daB der Verfasser der Hikajat Atjeh bei seinen<br />

Lesern oder Hörern eine Kenntnis und gewisse Bejahung der alten religiösen<br />

Vorstellungen voraussetzen konnte, weil sonst das Publikum jene<br />

Episoden nicht verstanden oder eogar abgelehnt hatte. Hieraus ergibt<br />

sich, daB zu Beginn des 17- Jahrhunderts, zur Zeit der Abfassung<br />

der Hikajat Atjeh, in dem mosleminischen Reich Atjeh frühere religiöse<br />

Vorstellungen nicht verdrangt, sondern nur islamisch überformt waren.<br />

Vielleicht ist es kein Zufall, daB in Atjeh der Islam zu dieser<br />

28<br />

Zeit nicht rein orthodox war, sondern mystische Züge trug . Indemder<br />

Autor eine Bambusprinzessin, Wischnu und<br />

Alexander den GroBen als Vorfahren<br />

des Iskandar Muda bezeichnete, verband er diesen mit bedeutenden<br />

Reprasentanten der drei wichtigsten geistigen Traditionen jenes<br />

geographischen Raumes, und zweifellos erhöhte er hierdurch in den Augen<br />

seiner Landsleute das Prestige des Sultans.<br />

Zusammenfassend laBt sich feststellen, daB wichtige erzahlerische<br />

Motive, welche Iskandar Muda rühmend hervorheben, in der damaligen<br />

Zeit und in dem gegebenen geographischen Raum bereits vor der Entstehung<br />

der Hikajat Atjeh weitgehend bekannt waren und nicht nur in<br />

diesem Werk anzutreffen sind. Die Motive stellen Traditionen mehrerer<br />

aufeinander folgender Kulturschichten dar und konzentrieren sich ausschlieBlich<br />

auf die Person des Sultan Iskandar Muda; beides sind weitere<br />

Indizien dafür, daB die Hikajat Atjeh als Panegyrikon zu verstenen<br />

ist.<br />

(3) Der Grund für die Abfassung der Hikajat Atjeh wird im Text nicht<br />

genannt, -jedoch kann ein doppelter AnlaB vorgelegen haben:<br />

(a) Euphorische<br />

Würdigung. Iskandar Muda war bis dahin Atjeh's bedeutendster<br />

Herrscher, der das Land zu einer vorher nicht erreichten Machthöhe<br />

28 Nieuwenhuize, Samsu'l-din van Pasai<br />

11


und kulturellen Blüte geführt hatte, und der aus diesem Grunde zur<br />

Zentralfigur eines Panegyrikons wurde (oder zu werden wünschte). -<br />

(b) Rechtfertigung. Iskandar Muda hatte sich nach dem Tode des vorangehenden<br />

Sultans der Herrschaft bemachtigt, indem er einen seiner Onkel,<br />

der wahrscheinlich gröBere Thronansprüche besaB, aus der Nachfolge<br />

verdrangte. Es ist deshalb nicht auszuschlieBen, daB er spater für<br />

angezeigt hielt, sein Vorgehen durch Verweisen auf seine erhabene Abstammung<br />

und auf sein ruhmvolles Tun rechtfertigen zu lassen, etwa um<br />

die eigene Position gegenüber den Anhangern des übergangenen Thronfolgers<br />

zu starken.<br />

12


HISTORISCHE EREIGNISSE IN DER <strong>HIKAJAT</strong> <strong>ATJEH</strong><br />

Die folgenden Untersuchungen der historischen Ereignisse in der<br />

Hikajat Atjeh basieren auf kritischem Quellenvergleich und umfassen<br />

ungefahr die Jahre von 1500 bis 1600. Uber die davorliegende Zeit enthalt<br />

der Anfang des Textes Berichte mythischen Charakters, die sicherlich<br />

geschichtliche Begebenheiten enthalten, denen ich aus Quellenmangel<br />

aber nicht naehgegangen bin. Über die nachfolgende Zeit hat möglicherweise<br />

eine frühere Version der Hikajat Atjeh berichtet; der vorliegende<br />

Text bricht jedoch gegen 1600 ab.<br />

Die Untersuchungen konzentrieren sich in der Hauptsache auf das<br />

erste Drittel der Hikajat Atjeh, wo sich ein für die Geschichtswissenschaft<br />

recht ergiebiger Uberblick über die Amtsvorganger des Sultan<br />

Iskandar Muda findet. Die letzten zwei Drittel, welche sich mit den<br />

Jugendjahren des Iskandar Muda befassen, sind armer an historischen<br />

Pakten, und es ist mitunter zweifelhaft, ob die eine oder andere Episode<br />

noch von historischem Interesse ist. Beispielsweise hat sich ergeben,<br />

daB die Portugiesische Episode (vgl. unten) wohl nur einen geschichtlichen<br />

Kern besitzt, und daB die Siam-Episode 29 nahezu fiktiv<br />

ist. Erst am Ende des Textes, wo der Autor über den Abfall des Landes<br />

Ghori und den geplanten Rücktritt des Sultan Ala ad-Din berichtet, beziehen<br />

sich die Erzahlungen wieder deutlich auf konkrete Begebenheiten.<br />

Eine Beurteilung nach geschichtswissenschaftlichen Kriterien wird<br />

der Hikajat Atjeh jedoch nicht gerecht, weil ihr Autor sie als Eulogie<br />

und nicht als Chronik konzipierte. Aus diesem Grunde stellt das Werk,<br />

gemessen an seinem Umfang, keine ungewöhnlich reiche Quelle geschichtlicher<br />

Informationen dar. Darüber hinaus kann es wegen einer Vielzahl<br />

an sagenhaften, fiktiven oder halbhistorischen Elementen nur mit Umsicht<br />

verwendet werden, obwohl einheimische wie europaische Quellen<br />

einen erheblichen Teil der Angaben bestatigen. Die hier anschlieBenden<br />

Untersuchungen ergeben auBerdem, daB der Wert der Hikajat Atjeh<br />

mehr in der Erganzung bereits bekannter Quellen als im Beibringen neuer<br />

Fakten liegt.<br />

Sjamsu Sjah und Ali Mughajat<br />

Sjah<br />

Die erste Episode der Hikajat Atjeh, welche nicht mehr mythische<br />

Züge tragt, sondern durchgehend historischen Charakter aufweist, be-<br />

29 Penth, An account<br />

Penth, Zur Siam-Eoisode<br />

13


schreibt die zwangsweise Vereinigung zwei kleinerer Reiohe. Es heiBt<br />

dort, daB Muzaffar Sjah, Fairst von Makota Alam, das benachbarte Reioh<br />

Dar al-Kamal angriff, eroberte und seinem eigenen Lande anschloB. Im<br />

Jahre' 0<br />

1513/14 starb der Herrscher, und sein Sohn Ali Mughajat Sjah<br />

übernahm die Regierung (Hs. S. 16-22).<br />

Aus einer Grabinschrift^'' geht jedoch hervor, daB der Vater des<br />

Ali Mughajat Sjah den Namen Sultan Sjamsu Sjah bin Munawwar Sjah trug.<br />

Demnach leitete Sjamsu Sjah durch den ZusammenschluB zweier Lokalstaaten<br />

die Entstehung jenes machtigen Reiches Atjeh Dar as-Salam ein, welches<br />

sein politisches Zentrum in der Gegend des heutigen Kuta Radja<br />

hatte und unter den Nachfolgern des Sjamsu Sjah eine Vielzahl von an-<br />

32<br />

nektierten Landereien umfaBte. Die Chronik Bustan as-Salatin^ sieht<br />

deshalb wohl zu Unrecht in seinem Sohn Ali Mughajat<br />

Sjah den ersten<br />

Herrscher von Atjeh Dar as-Salam, vor dem es nur unbedeutende<br />

Befehlshaber (merah) gegeben habe.<br />

Die Regierungszeiten des Sjamsu Sjah und des Ali Mughajat<br />

33<br />

lokale<br />

Sjah<br />

sind nicht genau bekannt. Die Chronik Silsilah Atjetr^ erwahnt beide<br />

Fürsten nicht. Die Hikajat Atjeh gibt an, daB Ali Mughajat Sjah von<br />

1513/14 bis 1530/31, und die Bustan, daB er von 1507/08 bis 1521/22<br />

regierte; die entsprechenden<br />

Daten des Sjamsu Sjah werden in beiden<br />

Werken nicht genannt. Wahrscheinlich t r i f f t keine dieser Angaben zu,<br />

denn aus den Inschriften auf den Grabsteinen der beiden<br />

Herrscher ergibt<br />

sich, daB Sjamsu Sjah'* im Jahre 1531 und Ali Mughajat Sjah'-* a m<br />

7.8.1530 verschieden sind. Demzufolge überlebte der Vater seinen Sohn<br />

um etwa ein Jahr.<br />

Entgegen der Aussage der Hikajat Atjeh kam Ali Mughajat<br />

Sjah vermutlich<br />

durch die Abdankung seines Vaters an die Macht und nicht<br />

durch<br />

dessen Tod, denn Barros' 6 berichtet, daB Ali Mughajat Sjah (erschreibt<br />

allerdings Ibrahim; wohl eine Verwechslung der Brüder 1 ~) die Herrschaft<br />

30 Die malaiischen Quellen benutzen den mosleminischen Kalender, welcher<br />

das Jahr zu einem anderen Zeitpunkt als der gregorianische<br />

Kalender beginnen laBt; bei der Umrechnung können deshalb Uberschneidungen<br />

entstehen (vgl. Wüstenfeld u. Mahler, Vergleiobsfcabellen)<br />

31 Moquette, Verslag S. 78<br />

32 Bustan as-Salatin, in: Niemann, Bloemlezing<br />

33 Silsilah Aché, in: JIAEA (4) 1850<br />

34 Moquette, Verslag S. 80<br />

35 Moquette, Verslag S. 78<br />

36 Barros, Asia, Dec.3.2 S. 239-280<br />

37 Ibrahim, ebenfalls ein Sohn des Sjamsu Sjah, starb am 30.11.1523<br />

(Iskandar, Hikajat Atjeh S. 35)<br />

14


übernahm, weil sein Vater wegen honen Alters zurücktrat.<br />

38<br />

Iskandar datiert die Abdankung des Sjamsu Sjah, und somit den<br />

Regierungsantritt von A l i Mughajat Sjah, etwa in das Jahr 1516, weil<br />

letzterer nach seiner Grabinschrift 1530 starb und gemaB der Bustan<br />

14 Jahre regierte. Die Richtigkeit des Datums 1516 i s t aber zweifelhaft,<br />

denn die Bustan enthalt hinsichtlich dieses Fürsten die Angabe,<br />

er habe von 150?/08 bis zu seinem Lebensende 1521/22 regiert. Da sich<br />

letzteres Datum nach der Grabinschrift als unrichtig erweist, i s t auch<br />

unsicher, ob A l i Mughajat Sjah tatsachlich 14 Jahre regierte und 1516<br />

die Herrschaft übernahm.<br />

Die Hikajat Atjeh berichtet weiter (Hs. S. 22-29), daB Sultan<br />

Ma'arif Sjah aus Sjahr Deli (Pedir) den A l i Mughajat Sjah vergeblich<br />

angriff. Dieser Feldzug muB 1511 oder früher stattgefunden haben, denn<br />

Ma'arif Sjah starb nach seiner Grabinschrift 3 9 am 28.9.1511, was gleichzeitig<br />

bedeutet, daB A l i Mughajat Sjah bereits im Jahre 1511 Herrscher<br />

von Atjeh war.<br />

An gleicher Stelle heiBt es im Text, daB A l i Mughajat Sjah spater,<br />

nach dem Tode des Ma'arif Sjah, Pedir besetzte und sich dort inthronisieren<br />

lieB. Barros bestatigt und erganzt diese Angaben; er schreibt,<br />

daB die Atjeher 1521 Pedir eroberten, nachdem ihnen 1520 bereits die<br />

Einnahme von Daja gelungen war. Im Jahre 1524 eroberten sie zusatzlich<br />

Pasai, wo die Portugiesen seit 1520 eine Festung besaBen'*' 0 .<br />

Zusammenfassend i s t demnach festzustellen, daB Sjamsu Sjah durch<br />

Vereinigung zweier kleiner Reiche den Kern des spateren GroBreiches<br />

Atjeh Dar as-Salam schuf und spater vermutlich die Macht an seinen<br />

Sohn A l i Mughajat Sjah übergab, der einen Angriff aus Pedir abwehren<br />

muBte. Diese Begebenheiten ereigneten sich vor oder im Jahre 1511. In<br />

der Folge eroberte A l i Mughajat Sjah die benachbarten Lokal staat en Daja,<br />

Pedir und Pasai. Er starb 1530; sein Vater überlebte ihn noch urn ein<br />

Jahr.<br />

Sultan A l i Mughajat Sjah gelang es demnach, die Herrschaft Atjehs<br />

über groBe Teile Nord-Sumatras auszudehnen und die Portugiesen von dort<br />

zum Rückzug zu zwingen. Es mag sein, daB er wegen dieser groBen Erfolge<br />

einigen Chronisten, z. B. dem Autor der Bustan as-Salatin, als der<br />

Begründer des atjehschen Staates erschien.<br />

38 Iskandar, Hikajat Atjeh S. 35<br />

39 Iskandar, Hikajat Atjeh S. 35<br />

40 Barros, Asia, Dec. 3.2 S. 185 f f ; 239-290<br />

15


Salah ad-Din<br />

41<br />

Nach dem Tode des Ali Mughajat Sjah folgte ïhm sein Sohn Salah<br />

ad-Din in der Herrschaft nach. Die Hikajat Atjeh (Hs. S. 29-42) charakterisiert<br />

ihn als einen unfahigen Fürsten, der lieber seinem Vergnügen<br />

als den Regierungsgeschaften nachging, so daB seine Mutter<br />

einen Regenten für ihn anstellen lieB. Als Folge dieser MiBstande kam<br />

es zu einem Regierungswechsel, in dessen Verlauf Salah ad-Din von seinem<br />

Bruder Ala ad-Din abgesetzt wurde; er starb 1549/50, kurze Zeit<br />

nach der Entthronung.<br />

Auch in der Bustan erscheint Salah ad-Din als ungeeigneter Herrscher,<br />

und zusammen mit der Silsilah bestatigt diese Chronik seine Absetzung<br />

durch Ala ad-Din. Wahrscheinlich ist aber die Angabe, Salah ad-<br />

Din sei 1549/50 bald nach seinem Sturz verschieden, nicht ganz zutreff<br />

end.<br />

42<br />

Seiner Grabinschrift ist zu entnehmen, daB er am 25.11.1548<br />

verschied. Die Bustan datiert ebenfalls seinen Tod in das Jahr 1548/49<br />

und verzeichnet zusatzlich, daB er seinen Sturz urn 9 Jahre überlebte;<br />

demnach müBte die Absetzung etwa im Jahre 1559 erfolgt sein. Dieses<br />

43<br />

Datum wird von der Silsilah bestatigt. Auch Pinto J schreibt, daB Atjeh,<br />

welches Ende 1539 oder Anfang 15^0 das Reien Aru angriff, von einem<br />

Sultan "Laradin" oder "Alaradin" regiert wurde; diese Namensformen weisen<br />

eher auf Ala ad-Din als auf Salah ad-Din.<br />

Sultan Salah ad-Din regierte demnach von 1530 bis etwa 1539, wurde<br />

von seinem Bruder Ala ad-Din abgesetzt und starb im Jahre 1548.<br />

Ala ad-Din Riajat Sjah<br />

Die Hikajat Atjeh schreibt (Hs. S. 42-55), daB der Tyrann"^ Ala<br />

ad-Din im Laufe seiner Regierungszeit eine Prinzessin aus Djohor heiratete,<br />

welche aber mit Waffengewalt nach Atjeh gebracht werden muBte,<br />

obwohl die Heiratsverhandlungen vorher durchaus friedlich verlaufen<br />

waren. An dieser Stelle hat der Text eine Lücke, so daB nahere Einzelheiten<br />

fehlen. Ala ad-Din fuhr spater selber nach Djohor, urn seinen<br />

Schwiegervater zu begrüBen, doch floh dieser mit seinem Anhang in den<br />

Wald. Nachdem die Atjeher ihn dort aufgefunden hatten, führten sie ihn<br />

nach Samutera, wo Ala ad-Din seinem Schwiegervater befahl, ihm zu hul-<br />

41 Moquette, Verslag S. 78<br />

42 Moquette, Verslag S. 78<br />

43 Pinto, Reise S. 49; 53<br />

44 Silsilah S. 598<br />

16


digen. Nach einer Regierungszeit von 30 Jahren<br />

Jahre 1578/79.<br />

starb der Herrscher im<br />

Es ist mir nicht möglich, diese Ereignisse zu datieren oder in ihren<br />

Zusammenhang zu stellen. Aus mehreren Quellen ist jedoch ersichtlich,<br />

daB Atjeh in jener Zeit den wiederholten Versuch unternahm, Djohor<br />

zu unterwerfen und zur Errichtung einer gemeinsamen Front gegen die<br />

Portugiesen zu bewegen, denn diese<br />

suchten die Ausdehnung der atjehschen<br />

Macht mit militarischen MaBnahmen zu verhindern und operierten<br />

mehrfach mit Unterstützung Djohors gegen die Atjeher. Es ist<br />

deshalb<br />

nicht auszuschlieBen, daB Ala ad-Din bel seiner Bemühung urn eine Schwachung<br />

der portugiesischen<br />

Position die persönliche Verbindung zum Fürstenhaus<br />

von Djohor als für seine Plane vorteilhaft erachtete.<br />

Die Hikajat Atjeh datiert den Tod des Fürsten wahrscheinlich zu<br />

Unrecht in das Jahr 1578/79, denn nach seiner Grabinschrift" 1 " 5 starb er<br />

bereits am 28.9.1571.<br />

Ali Riajat Sjah (Sultan Husain)<br />

Nachfolger des verstorbenen Ala ad-Din wurde sein Sohn Ali Riaiat<br />

Sjah, auch genannt Sultan Husain . Dieser muBte sich gemaB der Hikajat<br />

Atjeh gegen seine Brüder, die Fürsten von Ghori und Mughal, zur Wehr<br />

setzen, weil diese in Atjeh zu einem nicht genannten Zeitpunkt den Versuch<br />

unternahmen, ihn aus der Herrschaft zu verdrangen. Das Unternehmen<br />

miBlang jedoch, und der Fürst von Mughal wurde wahrend der Kampfe<br />

im Palast getötet (Hs. S. 55-68).<br />

laBt<br />

Durch eine zeitgenössische portugiesische Quelle, Couto's Decadas,<br />

sich möglicherweise diese Angabe bestatigen und das Ereignis datieren*<br />

7 . Im Februar 1575 griffen starke atjehsche Truppenverbande die<br />

portugiesische Festung und Handelsstadt Malakka an. Da dies innerhalb<br />

von weniger als 30 Monaten die dritte Belagerung der Stadt war (1573<br />

Belagerung durch Atjeher, 1574 durch Javanen), befand sich die Festung<br />

in schlechtestem Zustand. Mangel an Menschen, Nahrungsmitteln und Material<br />

hatte zu auBerster Not geführt. Mehrere Sturmangriffe natten die<br />

Stadt mit Sicherheit in die Hande der Atjeher fallen lassen. Aber der<br />

Besitz dieser von ihnen seit Jahrzehnten begehrten und wiederholt angegriffenen<br />

Festung entging ihnen urn die Dauer von wenigen Tagen, denn<br />

45 Moquette, Verslag S. 78<br />

46 Moquette, Verslag S. 78; Hikajat Atjeh; Bustan S. 122<br />

47 Couto, Asia, Dec. 9 S. 241-245<br />

17


ereits am 17. Februar rückten die Atjeher plötzlich ab, nachdem sie<br />

zuvor umfangreiche Vorbereitungen für die Belagerung getroffen hatten.<br />

Couto konnte keinen Grund für diesen plötzlichen Rückzug angeben und<br />

sohrieb ihn einem göttlichen Wunder zu.<br />

Die eilige Aufhebung der Belagerung und die Rückführung der Truppen<br />

nach Atjeh könnten in Zusammenhang mit wichtigen Ereignissen in<br />

Atjeh selbst stehen. Es ist denkbar, daB der von seinen Brüdern bedrohte<br />

Sultan Ali Riajat Sjah die Streitkrafte zu seiner eigenen Sicherheit<br />

von Malakka zurückrief. Sollte eine Verbindung zwischen diesen Begebenheiten<br />

in Malakka und Atjeh bestehen, dann wurde die geplante Absetzung<br />

des Sultan durch seine Bruder in den Anfang des Jahres 1575 zu datieren<br />

sein.<br />

Sultan Ali Riajat Sjah starb nach der Inschrift auf seinem Grab-<br />

48<br />

stein am 8.6.1579 und nicht 1585/86, wie es in der Hikajat Atjeh<br />

heiBt.<br />

Sultan Muda<br />

Über die Nachfolge des Ali Riajat Sjah entstanden offenbar erhebliche<br />

innenpolitische Differenzen; innerhalb weniger Monate wurden drei<br />

Herrscher ein- und wieder abgesetzt. Die Hikajat Atjeh , Bustan und<br />

Silsilah verzeichnen für diese Zeit übereinstimmend die gleiche Herrscherabfolge<br />

und kurze Regierungszeiten; allerdings erwahnt die Hikajat<br />

Atjeh den Sultan Muda nicht, und die Daten der Chroniken weichen voneinander<br />

ab. Für die Schwierigkeit der Datierung ist bezeichnend, daB<br />

die Bustan auf mehrere unterschiedlich überlieferte Regierungsdaten<br />

hinweist. Wahrscheinlich verhielt es sich so, daB nach dem Tode des<br />

Ali Riajat Sjah nominell sein Sohn, Sultan Muda, in der Herrschaft<br />

folgte. Dieser war jedoch ein Saugling von 4 Monaten und starb, nachdem<br />

er 7 Monate "regiert" hatte, wie die Bustan und Silsilah berichten.<br />

Seri Alam<br />

(Abangta Radja Periaman)<br />

Nach der Hikajat Atjeh war der nun folgende Sultan Seri Alam,<br />

Fürst von Periaman in Südwest-Sumatra, sehr groBzügig besonders gegenüber<br />

den Hulubalang aus dem Gebiet seines alten Reiches. Hierdurch<br />

erschöpfte sich der atjehsche Staatsschatz, was auf den Widerstand der<br />

ReichsgroBen stieB; der Sultan wurde schlieBlich abgesetzt und starb<br />

im Jahre 1588/89 (Hs. S. 68-71). Die Bustan schildert ihn gleichfalls<br />

als einen ungeeigneten Herrscher, der im Jahre 1576/77 verschied, und<br />

48 Moquette, Verslag S. 78<br />

18


die Silsilah verzeichnet, daB er am 30.5.1577 ermordet wurde.<br />

Weder von Seri Alam noch von Sultan Muda sind meines Wissens Grabinschriften<br />

bekannt. Wie aus der Grabinschrift (?, vgl. unten) des<br />

Zainal Abidin zu ersehen ist, datieren die Bustan und Silsilah diese<br />

beiden Fürsten zu früh, wogegen die Hikajat Atjeh Seri Alam zu spat<br />

datiert.<br />

Zainal Abidin (Radja Zainal)<br />

Der neu eingesetzte Sultan Zainal Abidin konnte sich ebenfalls<br />

nicht lange behaupten. Die Hikajat Atjeh (Hs. S. 71-74) charakterisiert<br />

ihn, den Neffen des Ali Riajat Sjah, als einen grausamen Tyrannen,<br />

der schlieBlich von den ReichsgroBen fortgeführt wurde. Der Text<br />

hat auf Hs. S. 74 eine Lücke, so daB der SchluB des Berichtes über<br />

Zainal Abidin fehlt.<br />

Nach der Bustan, die ihn als Enkel des Ali Riajat Sjah<br />

schmeckte ihm das Essen nur, wenn er vorher<br />

bezeichnet,<br />

Blut gesehen hatte; die<br />

Silsilah und Bustan berichten übereinstimmend, daB er ermordet wurde.<br />

49<br />

GemaB ENI , welche sich möglicherweise auf eine Grabinschrift bezieht,<br />

wurde Zainal Abidin am 5.10.1579 ermordet.<br />

Demnach waren die Regierungszeiten der drei letztgenannten Sultane<br />

Muda, Seri Alam und Zainal Abidin in die Zeit zwischen dem8.6.1579<br />

(Tod des Ali Riajat Sjah) und 5.10.1579 zu datieren. In dieser Zeit<br />

innenpolitischer Wirren starb auch, am 25.6.1579, ein aus den Chroniken<br />

nicht bekannter Sultan Jusuf 5 0 .<br />

MansurSjah<br />

(Ala ad-Din Perak)<br />

Nach dem Tode des Zainal Abidin übernahm ein Fremder die Regierung,<br />

Sultan Mansur Sjah aus Perak, welcher in Atjeh lebte und in die<br />

dortige Fürstenfamilie eingeheiratet hatte. Die Bustan und Silsilah<br />

verzeichnen übereinstimmend, daB er der Nachfolger des Zainal Abidin<br />

wurde.<br />

In der Hikajat Atjeh fehlt auch eine Schilderung der Regierungszeit<br />

des MansurSjah. Dennoch hat vermutlich<br />

eine frühere Fassung der<br />

Hikajat Atjeh einen Bericht über MansurSjah enthalten, denn auf Hs.<br />

S. 77 beginnt eine Episode mit den Worten: "Zur Zeit des Sultan Ala<br />

49 ENI, Bd. 1 S. 74<br />

50 Moquette, Verslag S. 78. Es ist möglich, daB Sultan Jusuf identisch<br />

ist mit dem in der Hikajat Atjeh erwahnten Radja Jusuf, der<br />

auf Befehl des Ali Riajat Sjah den Sultan von Ghori zur ümkehr<br />

bewegte (Hs. S. 63, 64)<br />

19


ad-Din, des Sohnes von Sultan Ahmad von Perak ..."; wie der Bustan zu<br />

entnehmen<br />

ist, war Ala ad-Din ein weiterer Name des Mansur Sjah. Ein<br />

Hinweis auf diesen Fürsten hatte wohl keinen Sinn, wenn nicht vorher<br />

von<br />

ihm berichtet worden ware.<br />

Sultan Mansur Sjah, der gemaB der Bustan<br />

sehr religiös und an den<br />

Wissenschaften interessiert war, wurde nach einigen Jahren ermordet.<br />

Die Bustan und Silsilah bezeichnen seinen Todestag nahezu übereinstimmend<br />

als den 12. bzw. 19.1.1585. Diese Daten finden in etwa eine Bestatigung<br />

durch Couto, nach dessen Angaben Mansur Sjah bis Ende 1586<br />

reeiert haben könnte 5 ''. Der Grabstein des Sultans befindet sich in<br />

52<br />

Kuta Alam, doch konnte Moquette sein Datum nicht bestimmen^ .<br />

Makota Bujung<br />

Die Silsilah und Bustan berichten, daB Sultan (Makota) Bujung<br />

nach dem Tode des Mansur Sjah die Herrschaft übernahm. Diese Angaben<br />

werden durch den Bericht eines Fürsten von Indrapura aus dem Jahre<br />

1673 bestatigt und erganzt. Es heiBt dort, daB seinerzeit Sultan Bujung<br />

von Indrapura nach Atjeh reiste, urn seine Schwester zu besuchen, welche<br />

in die dortige Fürstenfamilie eingeheiratet hatte. Wahrend seines<br />

Aufenthaltes wurde der damalige Sultan (Mansur Sjah) ermordet, worauf<br />

Sultan Bujung der neue Herrscher von Atjeh wurde. Er regierte 4 Jahre<br />

und wurde ebenfalls ermordert^ . Die Bustan und Silsilah stimmen jedoch<br />

darin überein, daB er zwei Jahre und 11 Monate regierte und am<br />

8.10.1588 den Tod fand 5 *. Laut seiner Grabinschrift 5 5 starb er jedoch<br />

am 28.6.1589. - Die Hikajat Atjeh erwahnt Sultan Bujung nicht. Es heiBt<br />

dort (Hs. S. 74-76), daB Zainal Abidin nach zweijahriger Hegierungden<br />

Tod fand und daB Ala ad-Din Hiajat Sjah sein Nachfolger wurde.<br />

An dieser Stelle hat jedoch der vorliegende Text der Hikajat Atjeh<br />

eine Unterbrechung erfahren. Dies geht einmal aus dem Text selbst hervor,<br />

dessen Zusammenhang gestort ist, und zum anderen aus einem Vergleich<br />

mit der Bustan und Silsilah. Auf Hs. S. 74 heiBt es über Zainal<br />

Abidin: "Als der Sultan Makota Alam erreichte, der Sultan hatte den<br />

Thron zwei Jahre lang innegehabt, als er starb. Zwischen "erreichte"<br />

51 Couto, Asia, Dec.10.2 S. 362<br />

52 Moquette, Verslag S. 80<br />

53 Djajadiningrat, Critisch Overzicht S. 165<br />

54 Die Bustan schreibt nur H. 996 = 1587/88<br />

55 ENI, Bd. 1 S. 74<br />

20


und "der Sultan" fehlt offensichtlich ein Textstück; fortan befaBt sich<br />

die Hikajat Atjeh mit dem Regierungsbeginn des Ala ad-Din Riajat Sjah.<br />

Die Chroniken Bustan und Silsilah verzeichnen dagegen zwischen Zainal<br />

Abidin und Ala ad-Din noch die Regierung des Mansur<br />

Bujung.<br />

Sjah und des Makota<br />

Gegen die Annahme einer Textlücke spricht die Aussage der Hikajat<br />

Atjeh auf Hs. S. 75/76, daB Ala ad-Din Riajat Sjah der Nachfolger des<br />

56<br />

Zainal Abidin wurde. Man darf aber mit Iskandar vermuten, daB der<br />

Kopist einen dort stehenden anderen Namen zu Zainal Abidin "verbesserte",<br />

weil er wohl die Textlücke nicht erkannte und diese Stelle für<br />

eine Weiterführung der Erzahlung von Zainal Abidin hielt.<br />

Der Umfang der Textlücke laBt sich nicht genau bestimmen, und<br />

demzufolge ist nicht mit Sicherheit festzulegen, auf wen sich die angegebene<br />

zweijahrige Regierungszeit bezieht. Der SchluB des Berichtes<br />

über Zainal Abidin fehlt, und es dürfte auch eine Erzahlung über Mansur<br />

Sjah ausgefallen sein, weil der Text spater auf ihn Bezug nimmt<br />

57<br />

(Hs. S. 77)- Iskandar ist der Auffassung, daB zusatzlich noch ein<br />

Bericht über Makota Bujung fehle, des Amtsvorgangers von Ala ad-Din<br />

(Sjah Alam), weil sich die unmittelbar vor diesem angegebene zweijahrige<br />

Regierungszeit auf dessen Vorganger, Makota Bujung, beziehen müsse.<br />

Diese Meinung ist insofern begründet, als die Bustan und Silsilah angeben,<br />

Sultan Bujung habe als Vorganger des Ala ad-Din nicht ganz drei<br />

Jahre regiert. Dennoch ist unsicher, ob die ursprüngliche Fassung der<br />

Hikajat Atjeh einen Bericht über Makota Bujung enthielt, denn der vorliegende<br />

Text bezieht sich nicht eindeutig auf ihn, und zeitgenössische<br />

europaische Quellen wie Davis, Eredia, Vitré, Beaulieu, erwahnen<br />

ihn nicht (vgl. hierzu den folgenden Abschnitt über Ala ad-Din).<br />

Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum Sajjid al-Mukammil<br />

(Sjah Alam)<br />

Ein GroBteil der Quellenangaben zur Epoche des Ala ad-Din sind<br />

widersprüchlich. Es ist nicht mit Sicherheit erkennbar, ob er Mansur<br />

Sjah oder Makota Bujung nachfolgte; auch sind sein Regierungsbeginn<br />

CD<br />

(es werden Daten zwischen 1586 und 1596 genannt ) und sein Regierungsende<br />

nicht genau zu datieren.<br />

56 Iskandar, Hikajat Atjeh S. 41<br />

57 Iskandar, Hikajat Atjeh S. 40<br />

58 lm Handbook of Oriental History liest man das Datum 1586; Hall,<br />

History S. 883, gibt 1596 an<br />

21


Die Quellen, welche über den Regierungsantritt des Ala ad-Din berichten,<br />

lassen sich, entsprechend ihrer unterschiedlichen Versionen<br />

über den Verlauf der Ereignisse, in drei Gruppen gliedern. Zur ersten<br />

Gruppe gehören mehrere europaische Quellen, die seinen Herrschaftsbeginn<br />

in Zusammenhang mit der Ermordung des Mansur Sjah stellen. Die<br />

Berichte über den Mord besagen, daB einer der obersten militarischen<br />

Befehlshaber, ein gewisser Moora Ratissa, der früher Skiave des Sultans<br />

oder Fischer gewesen, darm aber zu höchsten Würden gelangt war<br />

und eine nahe Verwandte des Sultans geheiratet hatte, sich gegen diesen<br />

wandte und ihn ermordete. Danach erklarte er sich zum Beschützer<br />

des rechtmaBigen, aber noch jungen Thronerben und lieB viele aufrührerische<br />

Hulubalang hinrichten. Als darauf der Thronerbe starb, sei es<br />

mit oder ohne sein Zutun, übernahm er die Herrschaft und regierte unter<br />

dem Namen Ala ad-Din Riajat Sjah 5 9 . Makota Bujung wird in diesen Berichten<br />

nicht erwahnt.<br />

Zur zweiten Gruppe gehören der erwahnte Brief des Fürsten von<br />

Indrapura, die Bustan und die Silsilah. Dort heiBt es, daB nach dem<br />

Tode des Mansur Sjah die Herrschaft an Sultan Bujung überging, dem<br />

seinerseits Ala ad-Din nachfolgte.<br />

Zur dritten Gruppe sind die Hikajat Atjeh (Hs. S. 75-76) und die<br />

Angaben des Beaulieu zu rechnen, nach denen Ala ad-Din wegen seines<br />

Alters und seiner Weisheit rechtmafiig zum Sultan gewahlt wurde. GemaS<br />

Beaulieu, der 1621 Atjeh bereiste, waren etwa 40 Jahre zuvor die ReLchsgroBen<br />

über die Wahl eines neuen Sultans unschlüssig gewesen. Sie eLnigten<br />

sich schlieBlich auf einen Adligen, der auBerhalb der streitenden<br />

Parteien stand, der schon 70 Jahre alt war, als weise galt und zu einer<br />

nicht sehr angesehenen Familie zahlte. Nachdem er sich zuerst geweigert<br />

hatte, die Wahl anzunehmen, regierte der neue Sultan mit Strenge<br />

und lieB viele Adlige hinrichten.<br />

Die tatsachlichen Vorgange lassen sich demnach nicht mit Sicherheit<br />

rekonstruieren. Djajadiningrat halt es für das wahrscheinlichste,<br />

daB nach dem Tode des Mansur Sjah (um 1586) in Atjeh zwei rivalisierende<br />

Parteien entstanden. Die eine wahlte Makota Bujung aus Indrapura<br />

zum Sultan, wohingegen die andere Ala ad-Din wahlte; dieser erklarte<br />

sich möglicherweise zum Beschützer des rechtmaBigen, aber noch unmün-<br />

59 Couto, Asia, Dec.10.2 S. 361-563; Davis, Briefe Relation S. 318f<br />

(berichtet nicht, daB Mansur von Ala ad-Din ermordet wurde);<br />

Vitré, Description S. 39; Eredia, Informa";ao S. 95<br />

60 Beaulieu, in: Thévenot II, S. 110 ff<br />

22


digen Thronerben, urn seine eigene Position gegenüber dem Konkurrenten<br />

zu starken. Als dann Makota Bujung nach etwa drei Jahren ermordet wurde,<br />

bemachtigte er sich der Herrschaft und lieB auch den Thronerben<br />

toten 6 1 .<br />

Vermutlich haben sich die Ereignisse in der von Djajadiningrat<br />

geschilderten oder aber sehr ahnlichen Weise zugetragen, denn auch die<br />

diplomatische Korrespondenz aus Lissabon enthalt Hinweise auf die damalige<br />

Schwache und Zersplitterung Atjehs . Unter AuBerachtlassung<br />

der Einzelheiten wird man deshalb aus diesen Berichten folgern dürfen,<br />

daB ab etwa 1586 (Tod des Mansur Sjah) bis Mitte 1589 (Tod des Makota<br />

Bujung) in Atjeh groBe Uneinigkeit<br />

bestand, die erst ein Ende nahm,<br />

als Ala ad-Din die Herrschaft übernahm und fortan straff regierte.<br />

Die Hikajat Atjeh schildert ausführlich (Hs. S. 243 - 277), wie<br />

zur Zeit des Ala ad-Din das Atjeh unterstehende Eeich Ghori abfiel und<br />

sich Djohor anschloB. Zwei Kriegszüge waren notwendig, um Ghori<br />

wieder<br />

zu unterwerfen; eine Strafexpedition nach Djohor mit dem Ziel der Erstürmung<br />

der Stadt und der Gefangennahme des Fürsten, weil<br />

dieser die<br />

Herrschaft über Ghori akzeptiert hatte, brachten jedoch keinen Erfolg.<br />

63<br />

Djajadiningrat " identifiziert Ghori mit Aru, denn er schreibt in<br />

seiner Zusammenfassung dieses Berichtes der Hikajat Atjeh, daB sich<br />

Aru von Atjeh trennte und Djohor anschloB; auch die Bustan<br />

64<br />

stellt Ghori<br />

mit Aru gleich . Die Hikajat Atjeh (Hs. S. 243) unterscheidet jedoch<br />

zu Beginn der Episode<br />

zwischen Ghori und Aru und erwahnt weiterhin Aru<br />

und Ghori. Eine Karte (Ende 16. Jahrhundert) des portugiesischen Geographen<br />

Godinho de Eredia 6 5 bestatigt, daB Ghori und Aru zwei verschiedene<br />

Gebiete waren; auf ihr sind die Namen der Reiche an der sumatranischen<br />

Nordostküste in der Reihenfolge Atjeh, Pedir, Pasai, Ghori,<br />

Aru<br />

eingetragen.<br />

Möglicherweise hatten sich sowohl Ghori wie Aru von Atjeh getiennt,<br />

denn Davis 6 6 , der sich 1599 in Atjeh aufhielt, schrieb über die damaligen<br />

Verhaltnisse: "Aru holdeth with <strong>the</strong> King of Jor, and refuseth<br />

61 Djajadiningrat, Critisch Overzicht S. 168; ahnlich Winstedt, Early<br />

Rulers; ENI Bd. 1 S. 74<br />

62 Vgl. unten den Abschnitt "Die Zeit des Waffenstillstandes"<br />

63 Djajadiningrat, Critisch Overzicht S. 170 f<br />

64 Es heiBt auf S. 121: Gurai iaitu Haru = Ghori, das ist Aru<br />

65 Eredia, Malaca. Die Karte ist beschrieben in: Mills, Description<br />

S. 213<br />

66 Davis, Briefe Relation S. 323<br />

23


subjection". An gleicher Stelle<br />

Fehde zwischen Atjeh und Djohor, daB der seinerzeit<br />

ermordete unmündige<br />

schreibt Davis über den Hintergrund der<br />

Thronfolger des Mansur Sjah ein Sohn des Fürsten von Djohor war, der<br />

die Tochter des Mansur Sjah geheiratet hatte. Als nun Ala ad-Din die<br />

Herrschaft in Atjeh übernahm, "arose great Warre betweene him and <strong>the</strong><br />

King of Jor, which continueth to this day". Eredia berichtet erganzend,<br />

daB der Fürst von Djohor anstelle seines ermordeten Sohnes die Herrschaft<br />

über Atjeh beanspruchte 6 7 .<br />

Der vorliegende Text der Hikajat Atjeh bricht ab mit einem Bericht,<br />

gemaB dem der alternde Sultan Ala ad-Din seinen Enkel Perkasa<br />

Alam (Iskandar Muda ) zum Nachfolger erheben wollte; als dieser sich<br />

weigerte, bot er einem<br />

Andere Quellen<br />

seiner Söhne, Sultan Muda, die Herrschaft an.<br />

erganzen die hier unvollstandig geschilderten Begebenheiten<br />

und ermöglichen ihre ungefahre Datierung; aus ihnen ergibt sich,<br />

daB Ala ad-Din seinen Sohn Sultan Muda zum Mitregenten erhob, und daB<br />

dieser den Vater spater absetzte. Nachfolger des Sultan Muda, der nur<br />

wenige Jahre an der Macht blieb, wurde Iskandar Muda.<br />

Der<br />

Hollander Houtman, welcher bis zum 29. November 1601 in Atjeh<br />

69<br />

lebte, berichtet noch nichts von einem Regierungswechsel . Pyrard<br />

gibt an, daB de la Bardelière im Juli 1602 von dem Sultan und seinem<br />

Sohn empfangen wurde 70 . Nach Vitré war ein Sohn des Sultans im<br />

71<br />

Jahre<br />

1602 Mitregent des Vaters . Der Hollander Joris van Spilbergen, welcher<br />

sich vom 16. September 1602 bis zum 3. April 1603 in Atjeh aufhielt,<br />

spricht in einer Notiz, die sich auf die letzten Wochen seines<br />

Aufenthaltes bezieht, von einem "ouden Coninck" und einem "Jongen<br />

Prins" 7 2 . Warwijck, ein hollandischer Admiral, der ebenfalls in jener<br />

Zeit Atjeh besuchte, notierte für den 3. April 1603 die Existenz eines<br />

67 Eredia, Informacao S. 70; 79<br />

68 Die Hikajat Atjeh nennt ihn Perkasa Alam, Djohan Berdaulat u. a. m.,<br />

was anscheinend zu seinen Lebzeiten der offizielle Name war, denn<br />

in einem Brief an James I von England bezeichnete er sich als Seri<br />

Sultan Perkasa Alam Djohan Berdaulat (Iskandar, Hikajat Atjeh S.<br />

18). Dagegen scheint Iskandar Muda (= Alexander der GroBe junior)<br />

eine posthume Benennung zu sein, denn in der Bustan as-Salatin,<br />

die zwei Jahre nach seinem Tode verfafit wurde, erscheint er nunmehr<br />

als Radja Iskandar Muda Djohan Berdaulat.<br />

69 Houtman, Cort verhael S. 64 Anm. 1<br />

70 Nach Tiele, Europeers (4.6.) 1882 S. 209<br />

71 Vitré, Description S. 39<br />

72 Spilbergen, De reis S. 79<br />

24


jungen Königs neben dem alten' 3 . Demnach wurde Sultan Muda zwischen<br />

Ende 1601 und Mitte 1602 zum Mitregenten<br />

erhoben.<br />

Die Absetzung des Ala ad-Din durch seinen Sohn 7 * muB vor Dezember<br />

1604 erfolgt sein, da zu diesem Zeitpunkt atjehsche Gesandte aus Holland<br />

zurückkamen und einen neuen Herrscher antrafen: Sultan Muda, nun<br />

75<br />

Ali Riajat Sjah genannt . Die Bustan datiert seine Absetzung in den<br />

April 1604.<br />

Zusammenfassend ist demnach festzustellen, daB der Beginn der Regierungszeit<br />

des Ala ad-Din in das Jahr 1589 fallen dürfte, wobei<br />

eine<br />

provisorische Regierung über zunachst einen Teil des Reiches seit Ende<br />

1586 oder Anfang 1587 nicht ausgeschlossen ist. Vermutlich im Frühjahr<br />

1602 ernannte der Herrscher seinen Sohn, Sultan Muda,zum Mitregenten<br />

und<br />

wurde von diesem 1604 abgesetzt.<br />

Sultan Muda, nun Ali Riajat Sjah, regierte bis 1607, als er plötzlich<br />

starb. Es gelang darauf Iskandar Muda, der sich 1606 im Kampf gegen<br />

die Portugiesen ausgezeichnet hatte und sei<strong>the</strong>r hohes Ansehen genoB<br />

7 6 , sich noch am gleichen Tage zum Sultan proklamieren zu lassen.<br />

Als<br />

am folgenden Tage der Fürst von Pedir, sein Onkel und Bruder des<br />

Verstorbenen,<br />

nach Atjeh kam, urn die Herrschaft zu übernehmen, lieB der<br />

neue Sultan diesen gefangennehmen und spater töten. Iskandar Muda regierte<br />

bis 1636; unter ihm erreichte Atjeh seine gröBte Ausdehnung und<br />

77<br />

hohe kulturelle Bedeutung '.<br />

73 Warwijck, bei Purchas (V) S. 214<br />

74 Davis, Second Voyage S. 355; Bustan S. 125; Silsilah S. 599<br />

75 Tiele, Europeers (4.6) 1882 S. 225<br />

76 Vgl. unten den Abschnitt "Die Zeit nach dem Waffenstillstand ..."<br />

77 Bustan S. 126 ff; Silsilah S. 599; Beaulieu, in: Thévenot, Relation<br />

S. 113 f; Banck, Verheffing S. 27; Damsté, Atjeh-historie S. 324 f<br />

25


DIE PORTUGIESISCHE GESANDTSCHAPT<br />

1. Historisoher Uberblick<br />

Die Hikajat Atjeh enthalt den Bericht über eine portugiesische<br />

diplomatische Mission nach Atjeh, welche zum Ziel hatte, das Einverstandnis<br />

des atjehschen Sultans zur Abtretung einer Festung in Atjeh<br />

an die Portugiesen zu erhalten (Hs. S. 162-179). Unbeachtet bleibt im<br />

Text jedoch der politische Zusammenhang der Gesandtschaft. Zwar werden<br />

die Portugiesen in der Hikajat Atjeh mehrfach erwahnt; beispielweise<br />

heiBt es (Hs. S. 17), daB der Fürst von lamri eine eroberte portugiesische<br />

Kanone besaB, und daB Perkasa Alam seine Kameraden zum Kriegsspiel<br />

in "Portugiesen" und "Atjeher" einteilte (Hs. S. 148-161). Der<br />

Text nimmt auch Bezug auf portugiesische Kinder in Atjeh (Hs. S. 174 f),<br />

was auf die Existenz einer lokalen portugiesischen Kolonie deutet, und'<br />

weist schlieBlich auf das freundschaftliche Verhaltnis zwischen Atjeh<br />

und (dem portugiesisch besetzten) Malakka hin (Hs. S. 269). Diese Angaben<br />

haben indessen untereinander keine Verbindung und lassen nicht<br />

den AnlaB der erwahnten portugiesischen Mission erkennen. Im Folgenden<br />

soll deshalb die aus ihrem geschichtlichen Verband geloste Gesandtschaft<br />

anhand europaischer Quellen in den Rahmen der portugiesisch-atjehschen<br />

Beziehungen eingeordnet werden.<br />

Es wird sich zeigen, daB von etwa 1540 bis 1613 portugiesische<br />

Plane bestanden, in Atjeh eine Festung zur Sicherung der Schiffahrt<br />

und des Handels anzulegen, daB aber diese Plane nicht verwirklicht werden<br />

konnten. Die Versuche einer Invasion Atjehs scheiterten ebenso wie<br />

die Verhandlungen diplomatischer Gesandter in den Jahren 1587-1605.<br />

Zwar zeigten atjehsche Fürsten gleichfalls Interesse an dem Projekt<br />

und unterbreiteten wiederholt Vorschlage, doch erschienen den Portugiesen<br />

die angebotenen Platze nicht vorteilhaft genug.<br />

Es ist mir nicht möglich, die in der Hikajat Atjeh beschriebene<br />

Gesandtschaft<br />

mit einer aus zeitgenössischen europaischen Quellen bekannten<br />

Mission zu identifizieren, und es scheint nicht ausgeschlossen,<br />

daB der Episode nur ein historischer Kern zugrunde liegt. Dieser ist<br />

jedoch mit Sicherheit vorhanden, denn die Aussagen europaischer<br />

Quellen<br />

stimmen mit der Hikajat Atjeh überein, in der es heiBt, der Sultan<br />

habe den portugiesischen Gesandten zur Antwort gegeben (Hs. S. 179):<br />

..."sagt meine Botschaft an den Radja von Portugal: zwar<br />

bittet er um<br />

den Besitz von Kota Biram, doch ist Kota Biram eine Festung, welche<br />

die FluBmündung von Atjeh schützt. Wenn der Radja von Portugal um einen<br />

27


anderen Platz bittet, werde ich ihn gewiB abtreten."<br />

Bis zum Befehl Philipp III, die Bemühungen um eine Festung in<br />

Atjeh einzustellen, laBt sich das Verhaltnis der beiden Lander Atjeh<br />

und Portugal in drei Phasen gliedern: a) Die Zeit bis zum Waffenstillstand<br />

im Jahre 158? (militarische MaBnahmen mit dem Ziel der Eroberung<br />

Atjehs und Errichtung einer Festung); b) die Zeit des Waffenstillstandes<br />

1587-1605 (beiderseits angestrebte Verhandlungen um eine Festung);<br />

c) die Zeit nach dem Waffenstillstand bis zur Einstellung der Bemühungen<br />

um eine Festung im Jahre 1613 (erneute militarische MaBnahmen).<br />

a. Die Zeit bis zum Waffenstillstand (1587)<br />

Als Affonso de Albuquerque im Jahre 1511 das wichtige Handelszentrum<br />

Malakka eroberte und den einheimischen Sultan Mahmud zum Rückzug<br />

zwang, besetzte er nur die Hauptstadt Malakka, unterwarf aber nicht<br />

den davon abhangigen malaiischen Staat, so daB die Macht des Sultans<br />

keineswegs gebrochen war. Der zunachst heimatlose Herrscher und seine<br />

Nachfolger, die spateren Sultane von Djohor, gaben deshalb die Hoffnung<br />

nicht auf, im Laufe der Zeit den Sitz ihrer Vorfahren wieder einnehmen<br />

zu kö'nnen. Obwohl sie wahrend der nachsten Jahrzehnte aus der<br />

Not des Augenblicks mehrmals Bündnisse mit den Portugiesen gegen den<br />

gemeinsamen Feind Atjeh eingingen, blieb es doch das Ziel der djohorischen<br />

Politik, die Portugiesen aus Malakka zu verdrangen. In der Folge<br />

kam es deshalb immer wieder zu militarischen Auseinandersetzungen mit<br />

diesen.<br />

Das Reich Atjeh war vermutlich erst kurze Zeit vor der Eroberung<br />

Malakkas durch die Portugiesen aus einem ZusammenschluB kleiner Lokalstaaten<br />

entstanden. Obwohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts nur ein wenig<br />

bedeutender Küstenplatz, konnten Sultan Ali Mughajat Sjah und seine<br />

Nachfolger ihre Macht erheblich vergröBern. Es gelang ihnen, den Handel<br />

von den traditionellen Ausfuhr- und Umschlaghafen Pasai und Pedir 7 8<br />

abzuziehen und gröBtenteils nach Atjeh zu verlagern, womit eine wirtschaftliche<br />

Basis für die spateren Kriegszüge und Eroberungen gegeben<br />

war. Um 1520 vermochte Radja Ibrahim, der Bruder des Sultans und Befehlshaber<br />

der Armee, das benachbarte Reich Daja zu erobern und Atjeh<br />

anzuschlieBen; dieser Erfolg leitete spatere Gebietserweiterungen ein.<br />

Als Folge ihrer Expansionspolitik gerieten die Atjeher bald in<br />

Konflikt mit benachbarten Staaten und deren Verbündeten. Durch die<br />

78 Meilink-Roelofsz, Asian Trade S. 19-21; 32-34-, 89-90<br />

28


geographische Lage Atjehs bedingt, führten sie zunachst Krieg gegen<br />

die unmittelbar südlich gelegenen Staaten Pedir, Pasai und spater gegen<br />

Batak und Aru, welche mit Malakka oder Djohor freundschaftliche<br />

und kommerzielle Beziehungen unterhielten und von dort militarisch<br />

unterstützt wurden. Die Portugiesen betrieben beispielsweise in Pasai 7 9<br />

umfangreichen Handel und besaBen dort für einige Zeit sogar eine Festung;<br />

sie vermochten jedoch nicht, den Atjehern auf Sumatra erfolgreichen<br />

Widerstand zu leisten und verloren ihren Stützpunkt Pasai im<br />

Jahre 1524.<br />

Das Verhaltnis zwischen dem erstarkenden Atjeh und dem portugiesisch<br />

besetzten Malakka war offenbar von Beginn an durch beiderseitige<br />

militarische Aktionen belastet, denen hauptsachlich einander überschneidende<br />

kommerzielle Interessen zugrunde lagen, denn Portugiesen wie Atjeher<br />

suchten den Handel, besonders den Gewürzhandel, an sich zu zie-<br />

80<br />

hen . Hinzu kam, daB portugiesische wie atjehsche Kapitane haufig die<br />

Fahrzeuge fremder Kaufleute als wohlfeile Beute betrachteten, wodurch<br />

es schon 1511 zu Feindseligkeiten zwischen Atjehern und Portugiesen<br />

kam, als letztere in Atjeh Trinkwasser fassen wollten, aber nicht landen<br />

durften; die portugiesische Armada, welche Malakka erobern sollte,<br />

hatte namlich auf ihrer Uberfahrt von Goa mehrere Handelsschiffe einheimischer<br />

Kaufleute aufgebracht. Da sich die Nachricht von diesen<br />

Kapereien schnell verbreitet hatte, verwehrten die Atjeher den Portu-<br />

81<br />

giesen die Landung . - Als 1519 ein portugiesisches Schiff vor der<br />

atjehschen Küste strandete, nahmen die Atjeher das Fahrzeug<br />

inBesitz,<br />

töteten einen Teil der Mannschaft und nahmen die übrigen gefangen 8 2 .<br />

Zwei Jahre spater versuchten portugiesische Kapitane vergeblich, Atjeh<br />

79 Vgl. vorige Anmerkung<br />

80 Meilink-Roelofsz, Asian Trade S. 140-146<br />

81 Barros, Asia, Decada 2.2 S. 1-36<br />

Nach Tiele (Europeers 4.1; 1877; S. 337) schreibt dazu Castanheda<br />

(III S. 73): "ein Fischerdorf im Reiche Achê" (hua povoacao de<br />

pescadores no reyno de AchS). Dieses Achë will Tiele nicht mit<br />

Atjeh gleichsetzen; möglicherweise sei Ajer Labu gemeint. An<br />

gleichem Ort macht Tiele noch auf eine andere Stelle bei Castanheda<br />

aufmerksam, wo es heiBt (S. 273): " Ace ist ein Hafen des<br />

Königs von Pasai" (Ace hu porto del rey de Pacë). Barros und<br />

Couto umschreiben Atjeh mit "Achem", die Atjeher mit "Achens"<br />

und Pasai mit "Pacem"; wenn "Pacë" bei Castanheda Pasai bedeutet,<br />

dann sollte "Achë" wohl Atjeh bezeichnen.<br />

82 Tiele, Europeers (4.1) 1877 S. 363<br />

29


83<br />

zu erobern . Weitere Zwischenfalle blieben nicht aus. Um 1527 bohrten<br />

Portugiesen vor der Reede von Atjeh ein atjehsches<br />

Schiff in den<br />

Grund, wobei die gesamte Besatzung das Leben verlor , 1528 töteten<br />

die Atjeher fast alle Besatzungsmitglieder eines vor Atjeh in Seenot<br />

fiS<br />

geratenen portugiesischen Schiffes , 1529 lieB Sultan Ali Mughajat<br />

Sjah die portugiesische Gesandtschaft in Atjeh ermorden , und 1537<br />

erschien eine atjehsche Plotte mit (angeblich) 3000 Mann vor Malakka,<br />

um die Festung zu erobern; allerdings konnten die Portugiesen sie<br />

zurückschlagen .<br />

Die unerbittliche Feindschaft zwischen Malakka und Atjeh hatte<br />

auBer einander entgegenstehenden kommerziellen und militarpolitischen<br />

Interessen noch einen anderen Grund. Im Gegensatz zu den spater in die<br />

Südsee fahrenden Englandern, Hollandern und Franzosen hatten die Portugiesen<br />

(und Spanier) gewöhnlich zwei Ziele: Sie suchten sowohl den<br />

Handel an sich zu ziehen als auch ihre Religion auszubreiten und den<br />

Islam zu bekampfen. Indem sie unter<br />

Ausschalten der hauptsachlich mohammedanischen<br />

Zwischenhandler die begehrten Produkte Asiens nach<br />

Europa transportierten, konnten sie nicht nur erhebliche Gewinne<br />

erzielen,<br />

sondern auch ihrem alten Feinde, dem Islam, Abbruch tun. In den<br />

streng mohammedanischen Atjehern, deren<br />

Glaubenseifer mitunter in Fanatismus<br />

überging, und die zu ihren Glaubensbrüdern im Vorderen Oriënt<br />

enge Kontakte unterhielten, sahen die Portugiesen offenbar nicht nur<br />

eine unerwünschte Konkurrenz, sondern auch einen verhaBten und schon<br />

aus ihrem eigenen Lande bekannten religiösen Gegner, den es mit allen<br />

Mitteln zu unterdrücken galt. Es ist bezeichnend, daB die Portugiesen<br />

mit nicht-mohammedanischen Staaten, wie z. B. Siam, oder mit solchen,<br />

die weniger stark vom Islam durchdrungen waren, wie etwa in Ost-Indonesien,<br />

gröBtenteils in gutem Einvernehmen lebten, wenn auch<br />

gute Verhaltnis in einzelnen Fallen durch die Feuerkraft<br />

aufrechterhalten wurde. - Dieser doppelte<br />

dieses<br />

ihrer Kanonen<br />

Aspekt des Religiösen und<br />

Kommerziellen führte von Beginn an zu militarischen Auseinandersetzun-<br />

83 Barros, Asia 3.1 S. 535-546;<br />

Castanheda, Correa (nach Tiele Europeers 4.1; 1877; S. 368 ff<br />

84 Djajadiningrat, Critisch Overzicht S. 147<br />

85 Couto, Asia, Deo.4.1 S. 282-292<br />

86 Tiele, Europeers (4.1) 1877 S. 401-403<br />

87 Barros, Asia, Deo.4.2 S. 548-550.<br />

Nach Graaf, Geschiedenis S. 300, hatte Malakka in den 130 Jahren<br />

portugiesischer Herrschaft 25 Uberfalle zu verzeichnen; allein<br />

14 wurden durch die Atjeher ausgeführt<br />

30


gen und erschwerte oder verhinderte das Praktizieren eines modus vivendi<br />

zwischen Malakka und Atjeh.<br />

Bis etwa 154-0 entsprangen die portugiesischen Angriffe auf Atjeh<br />

und atjehsche Fahrzeuge der Initiative einzelner Kapitane. Nach der<br />

versuchten Eroberung der Festung Malakka durch atjehsche Truppen im<br />

Jahre 1537 und der ebenfalls versuchten Eroberung des Reiches Aru,<br />

einer taktisch wertvollen Ausgangsbasis für die Eroberung von Malakka,<br />

begann man sowohl dort wie in Goa und Lissabon an Planen für eine militarische<br />

Invasion in Atjeh zu arbeiten. Pinto schreibt zu dem Versuch<br />

der Atjeher, Aru als Ausgangspunkt für einen Angriff auf Malakka zu<br />

unterwerfen: "Ich habe schon weiter oben meine Uberzeugung ausgesprochen,<br />

daB es die erste Aufgabe der Portugiesen sein müsse, die Macht<br />

des Königs von Achem zu brechen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen,<br />

alsbald ihre wichtigsten Besitzungen in diesen Gegenden zu verlieren<br />

und ihren Handel nach den weiter östlich gelegenen Insein und nach<br />

China und Japan ganzlich vernichtet zu sehen. Die Ratgeber des Königs<br />

von Achem waren sehr gut unterrichtet und sahen klar die Zukunft, indem<br />

sie ihn beredeten, das Königreich Aaru zu erobern, denn von hier aus<br />

konnte er nicht nur fortwahrend die Festung von Malacca bedrohen, sondern<br />

auch durch die Besetzung und Sperrung der Meerengen den Verkehr<br />

unsicher machen und storen." 8 8<br />

In den folgenden Jahren vertiefte Atjeh seine Handelsbeziehungen<br />

zu den einzelnen mohammedanischen Reichen entlang des Indischen Ozeans.<br />

Diesen kommerziellen Erfolgen, welche die Macht Atjehs weiter vergrö-<br />

Berten, vermochten die Portugiesen nicht tatenlos zuzusehen, zumal sie<br />

vermutlich selbst an diesem Zwischenhandel teilhaben wollten. Francisco<br />

Barreto, von 1555 bis 1558 Gouverneur von Indien, zog deshalb eine machtige<br />

Flotte zusammen, um mit ihr Atjeh zu erobern und dort eine Festung<br />

zu errichten. Hierzu schreibt Couto: "... der Gouverneur ... beschloB,<br />

Anfang September nach Atjeh zu reisen, um einen Befehl des Königs auszuführen,<br />

in welchem ihm der König auftrug, diese Reise zu unternehmen,<br />

um jenen Feind aus der Nahe von Malakka zu entfernen, und wegen des<br />

Gerüchtes über den Reichtum jener Insel und der Schatze jenes Königs.. ," 89 ;<br />

" ... der Gouverneur (befaBte sich) mit dem Aufstellen einer gewaltigen<br />

Armada ... um nach Atjeh zu fahren, falls für ihn kein Nach-<br />

QQ<br />

folger kame." "... und darauf begann der Gouverneur mit dem Aufstel-<br />

88 Pinto, Reise, Kap. 26 S. 48<br />

89 Couto, Asia, Dec.7-1 S. 377 (von mir übersetzt)<br />

90 Couto, Asia, Dec.7-1 S. 395 (von mir übersetzt)<br />

31


len der Armada, mit der er nach Atjeh fahren wollte, um eine Festung<br />

91<br />

zu errichten, wie der König befohlen hatte ..." "Und als man den Beginn<br />

des Septembers (1558) erreicht hatte, lag auf dem FluB von Goa<br />

die machtigste Armada, die es in Indien gab, denn es waren 25 Galeos<br />

92<br />

und Caravelas, 10 Gales und mehr als 70 Galeotas und Fustas ..."<br />

Es kam jedoch nicht zur Ausführung dieses Planes, denn Barreto wurde<br />

am 3. September 1558 durch D. Constantino de Braganca abgelöst. Dieser<br />

verwirklichte das Vorhaben des Barreto nicht, sondern setzte die Flotte<br />

anderweitig ein.<br />

Francisco Coutinho, Graf von Rodendo und Vizekönig von Goa, folgte<br />

D. Constantino 1561 nach, und unter ihm<br />

sollte die Besetzung Atjehs<br />

durchgefiihrt werden. Allerdings hielt er seine eigene Flotte für nicht<br />

stark genug, um mit ihr einen so machtigen Feind erfolgreich angreifen<br />

zu können, denn er beauftragte den Kommandanten von Malakka,<br />

Francisco<br />

Deca, ihn im Oktober 1565 mit allen in Malakka zur Verfügung stehenden<br />

Schiffen an der sumatranischen Küste zu erwarten, damit man gemeinsam<br />

gegen Atjeh vorgehen könne. Der Kommandant von Malakka kam dem Befehl<br />

des Gouverneurs nach und wartete zur angegebenen<br />

93<br />

Zeit vor Sumatra. Die<br />

Flotte aus Indien traf jedoch nicht ein. Couto berichtet hierüber:<br />

"... schrieb der Graf an D. Francisco Deija, den Befehlshaber in Malakka,<br />

unter auBerster Geheimhaltung einen Brief, in welchem er diesen<br />

aufforderte, ihn mit seiner gesamten<br />

Flotte und allen verfügbaren Truppen<br />

im folgenden Oktober an der Küste von Atjeh zu erwarten; er solle<br />

auch über die Starke und die Lage der Stadt Erkundigungen einziehen,<br />

denn der König beauftrage ihn, den Vizekönig, sie zu zerstören, um<br />

diesen Nachbarn von der Festung in Malakka zu entfernen. Auf diesen<br />

Brief hin bereitete sich D. Francisco Deca im Geheimen vor und lief<br />

zur angegebenen Zeit mit 11 Schiffen aus, welche sehr gut mit Truppen<br />

und Munition versehen waren. Er begab<br />

sich an den vom Grafen bestimmten<br />

Platz vor der atjehschen Küste, wo er bis Anfang Dezember kreuzte.<br />

Darauf zog er sich<br />

muBte, war abgeflaut."<br />

zurück, denn der Monsun, mit dem der Graf kommen<br />

Warum die Flotte aus Indien nicht eintraf, vermag Couto nicht<br />

zu erklaren: "Der Vizekönig verbrachte den Winter mit dem<br />

94<br />

Herrichten<br />

der Flotte, die er dazu bestimmt hatte, Anfang September nach Atjeh<br />

91 Couto, Asia, Dec.7.1 S. 396 (von mir übersetzt)<br />

92 Couto, Asia, Dec.7.1 S. 397 (von mir übersetzt)<br />

93 Couto, Asia, Dec.7-2 S. 520 (von mir übersetzt)<br />

94 Couto, Asia, Dec.7-2 S. 560f (von mir übersetzt)<br />

32


auszulaufen, wie er an D. Francisco Deca ... geschrieben hatte ...<br />

und traf für diese Expedition alle Vorbereitungen, die ihm wichtig<br />

erschienen. Und dann trafen Anfang September (1563) auf der Heede von<br />

Goa drei Schiffe aus dem Mutterland ein ... und er gab die Atjeh-Flotte<br />

auf; wir wissen nicht, aus welchem Grund. Möglicherweise erhielt er<br />

neue Instruktionen, von denen wir keine Kenntnis haben." - Der Graf<br />

von Rodendo starb im Februar 1564, womit wiederum der Plan einer Eroberung<br />

Atjehs zur Seite gelegt wurde.<br />

Nachdem die Atjeher 1564 Djohor<br />

95<br />

angegriffen und spater Aru erobert<br />

natten^, versuchten sie 1568 mit einer bedeutenden Streitmacht, Malakka<br />

einzunehmen. Die einen Monat wahrende Belagerung brachte ihnen<br />

96<br />

jedoch keinen Erfolg' . Zwei Jahre spater kam es zu erneuten schweren<br />

Kampfen zwischen Portugiesen und Atjehern, weil die letzteren in der<br />

Umgebung von Malakka die Dó'rfer in Brand steckten; dieser Landstrich<br />

gehorte zum Reich des damals mit Malakka befreundeten Sultans von<br />

Djohor 9 7 .<br />

Die Gefahr, in welcher sich Malakka durch die Atjeher befand,<br />

führte in Portugal zu dem BeschluB, Malakka eine selbstandige und von<br />

Indien unabhangige Regierung zu gewahren, damit die Stadt, ahnlich<br />

Goa, direkt vom Mutterland unterstützt werden könnte. Im Jahre 1571<br />

reiste der erste Gouverneur von Malakka, Antonio Moniz Barreto, nach<br />

Indien ab. Er trug den Titel "Gouverneur des Südens und der Eroberung<br />

(von) Sumatra" 7 . Unter "Süden" sind hier der malaiische Archipel und<br />

Macao zu verstenen.<br />

99<br />

Macgregor'^ schreibt in diesem Zusammenhang: "Nachrichten über<br />

atjehsche Taten in den malaiischen Gewassern verursachten nach der<br />

Belagerung Malakkas im Jahre 1568 in Portugal Bestürzung. Die Portugiesen<br />

begannen nun daran zu denken, eine Expedition abzusenden, um<br />

Atjeh zu erobern. Es ist möglich, daB dieser Gedanke mitspielte, als<br />

die Regierung Portugiesisch-Indiens im Jahre 1571 zwischen drei Gouverneuren<br />

aufgeteilt wurde." - Wie oben gezeigt, planten die Portugiesen<br />

nicht erst nach 1568, Atjeh zu erobern; auch war nicht nur eine<br />

95 Macgr.egor, Johore Lama S. 86-87; vgl. auch Gibson-Hill, Johore<br />

Lama S. 144-146; Couto, Asia Dec.8 S. 130<br />

96 Ein ausführlicher Bericht über diese Belagerung findet sich bei<br />

Couto, Asia Dec.8 S. 103; 130-172, 255<br />

97 Couto, Asia Dec.8 S. 246-252<br />

98 Macgregor, Johore Lama S. 94 Anm. 190<br />

99 Macgregor, Sea Fight S. 6f (von mir übersetzt)<br />

33


Eroberung vorgesehen, sondern es sollte auch eine Festung, ein Stützpunkt,<br />

angelegt werden. Dennoch kann man mit Macgregor annehmen, daB<br />

der Gedanke einer Eroberung Atjehs eine gewisse Rolle spielte, als die<br />

portugiesischen Besitzungen unter die Verwaltung mehrerer Gouverneure<br />

gestellt werden sollten; der Titel des Barreto ware sonst<br />

unverstandlich.<br />

Es kam allerdings weder zur Bildung einer unabhangigen<br />

Regierung<br />

in Malakka noch zu einer Eroberung Sumatras; die Gründe sind in den<br />

Intrigen zu sehen, welche Couto in der 9. Decada 1 0 0 beschreibt. Dennoch<br />

wurde die Eroberung Atjehs nicht aufgegeben und blieb noch<br />

Jahre<br />

danach mit dem Plan der Einsetzung einer eigenen Regierung für Malakka<br />

verknüpft. Dies geht aus dem Werk des Padre Alexandro Valignano hervor,<br />

der 1579 einen Bericht über die Provinz Ostindien und deren Verwaltung<br />

schrieb. Valignano legt darin zunachst die Gründe dar, welche es nicht<br />

ratsam erscheinen lassen, die ganze Provinz (Indien, den Archipel und<br />

Macao) aufzuteilen. Dann fahrt er fort: "Wenn sich<br />

der<br />

allerdings im Laufe<br />

Zeit die Verhaltnisse in jener Gegend so anderten, daB seine Majestat<br />

(der König von Portugal) sich zum König von Atjeh machte ... in<br />

diesem Falie ware es vorteilhaft, die Provinz aufzuteilen." Im Verlauf<br />

der Abhandlung<br />

prazisiert er: " ... und obschon man im Augenblick für<br />

Sofala, Malakka und die Molukken ohne Unterregierung auskommen kann ...<br />

so wird es doch angebracht und nötig sein, für das Südseegebiet eine<br />

Unterregierung zu errichten, wenn einmal das Reich<br />

Atjeh erobert ist,<br />

denn dann werden die Residentschaften stark anwachsen, und es werden<br />

101<br />

sich viele Wege für die Bekehrung öffnen."<br />

zwischen<br />

In der Zwischenzeit war es wiederum zu kriegerischen Begegnungen<br />

Portugiesen und Atjehern gekommen, als die letzteren 1573 und<br />

1575 Malakka aufs neue belagerten. Da die Festung durch eine javanische<br />

Belagerung (1574) aufs auBerste geschwacht war, ware den Atjehern<br />

1575 die Einnahme geglückt, wenn nicht auf Grund innenpolitischer<br />

Schwierigkeiten die acjesche Streitmacht überraschend zurückgezogen<br />

10?<br />

worden ware (vgl. S. 17 und Hikajat Atjeh Hs. S. 56 f).<br />

Nach 1574 vertiefte sich die Freundschaft zwischen Atjeh und Djohor<br />

und wurde schlieBlich durch die Heirat einer atjehschen Prinzessin<br />

mit einem Fürsten von Djohor bekraftigt. Infolge dieser guten Beziehun-<br />

100 Couto, Asia Dec.9 S. 49-54; 104-116<br />

101 Valignano, Sumario (in: Sa, Documentacao IV S. 155, 158; von mir<br />

übersetzt)<br />

102 Couto, Asia Dec.9 S. 121-130; 226-245<br />

34


gen konnten die Atjeher sterke Verbande am Eingang der StraBe von Singapur<br />

operieren<br />

lassen und die Handelsschiffahrt von und nach Malakka<br />

blockieren 1 5 . Zur Bekampfung der Piraten wurde deshalb Mathias de<br />

Albuquerque in die malaiischen Gewasser entsandt. Er faBte schlieBlich<br />

den Plan, die nach dem Tode des atjehschen Sultans Ali Riajat Sjah<br />

(1579) in Atjeh ausbrechenden Unruhen und inneren Streitigkeiten zu<br />

nützen und das Land wahrend dieser Schwacheperiode zu erobern. 1580<br />

fuhx er deshalb nach Goa, wo er um ünterstützung für seinen Plan nachsuchte.<br />

Aber auch diesmal fand keine Invasion statt, weil die portugiesischen<br />

Truppen auf Ceylon eingesetzt werden muBten" 104 .<br />

In diesen Jahren vor 1580 trug sich auch der Gouverneur der (spanischen)<br />

Philippinen, Dr. Francisco de Sande, mit dem Gedanken einer<br />

Eroberung Atjehs. Sein Vorschlag, Spanien solle Atjeh unterwerfen,<br />

wurde jedoch niaht ausgeführt 105 .<br />

Nachdem die Atjeher 1582 erneut versucht hatten, Malakka zu besetzen<br />

, sollten die Plane einer Eroberung Atjehs zur Ausführung<br />

kommen. "Es existiert in Lissabon<br />

... ein Schriftstück, wèlches vermutlich<br />

in den frühen achtziger Jahren<br />

abgefaBt wurde; es gibt Gründe<br />

für eine Zerstörung Atjehs an und unterbreitet Vorschlage, wie dabei<br />

107<br />

vorgegangen werden sollte." ' - D. Duarte de Menezes, der Vizekönig,<br />

erhielt vermutlich 1585 den Befehl, (erneut) über die Möglichkeiten<br />

einer Eroberung Atjehs zu berichten. Es ist "ziemlich<br />

sicher, daB der<br />

Vizekönig 1586 über diesen Plan Bericht erstattete"' 1 0 8 . - Linschoten,<br />

der sich von September 1583 bis Januar 1589 in Indien aufhielt, vermerkt<br />

in seinem Itinerario 1 0 9 , daB die Könige von Portugal und die<br />

Vizekönige schon<br />

seit langem angeordnet hatten, Eroberungen auf Sumatra<br />

vorzunehmen.<br />

Der oder die Befehlshaber der geplanten Invasion waren offenbar<br />

schon nominiert, denn am 11. Marz 1585 schrieb Philipp II (seit 1580<br />

König von Spanien und Portugal) an seinen Vizekönig in Goa: "In einem<br />

103 Macgregor, Johore Lama S. 86 f<br />

Macgregor, Sea Fight S. 6<br />

104 Macgregor, Johore Lama S. 87; S. 94 Anm. 190<br />

Macgregor, Sea Fight S. 7; 10 ff; 17 ff<br />

105 Boxer, South China S. 1 (nach: Macgregor, Johore Lama S. 94<br />

Anm. 190)<br />

106 Couto, Asia, Dec. 10.1 S. 271-287<br />

107 Macgregor, Johore Lama S. 94 Anm. 190 (von mir übersetzt)<br />

108 Macgregor, Johore Lama S. 94 Anm. 190 (von mir übersetzt)<br />

109 Linschoten, Itinerario I S. 75<br />

35


esonderen Brief schreibe ich Ihnen über die Angelegenheit Atjeh und<br />

110<br />

darüber, wie Sie Ruy Goncalvez de Camara einsetzen sollen" ...<br />

Ruy Goncalvez kam offenbar als möglicher Leiter des "Unternehmens At-<br />

111<br />

jeh" in Betracht, denn Couto berichtet , als 1587 D. Paulo de Lima<br />

mit einer Plotte nach Malakka fuhr, habe der Vizekönig eigentlich seinem<br />

Onkel Ruy Goncalvez die Ehre dieser Reise als Admiral (capitSo mor)<br />

und Eroberer von Atjeh (conquistador do Achem) zufallen lassen wollen. -<br />

112<br />

Erganzend schreibt dazu Linschoten , daB zu seiner Zeit Kapitane<br />

(Capiteynen; Befehlshaber) in Indien lebten, die im Hinblick auf diese<br />

Eroberungen vom König bezahlt wurden und auch den Titel "Leiter der<br />

Eroberung"<br />

trugen.<br />

Man wird diesen Angaben entnehmen können, daB die Unterwerfung<br />

Atjehs nunmehr fest beschlossen und bereits eingeleitet war. Die Portugiesen<br />

warteten<br />

offenbar nur noch auf eine günstige Gelegenheit für<br />

ihren Angriff oder auf einen Zeitpunkt, an dem genügend Schiffe, Kriegsmaterial<br />

und Truppen bereit stehen würden.<br />

Die Beziehungen zwischen Djohor und Malakka verschlechterten sich<br />

11-5<br />

nach 1585 so sehr , daB die Djohorer dazu übergingen, nach Malakka<br />

bestimmte Handelsfahrzeuge zu erbeuten. Es gelang ihnen schlieBlich,<br />

die Festung fast völlig von der Zufuhr an Nahrungsmitteln abzuschneiden.<br />

Als Folge davon brach in der Stadt eine ernste Hungersnot aus,<br />

die<br />

erst 1587 behoben wurde, als D. Paulo de Lima eine kleine Entsatzflotte<br />

nach Malakka führte. In einem Vergeltungsschlag fügten die Por-<br />

114<br />

tugiesen den Malaien in Djohor eine vernichtende Niederlage zu<br />

Dieser entscheidende Sieg gegen die Djohorer beeindruckte die um-<br />

115<br />

liegenden Staaten sehr. Linschoten<br />

Gesandter aus Atjeh eintraf, um D. Paulo in Malakka<br />

schreibt, daB danach sogar ein<br />

ein Friedensangebot<br />

zu unterbreiten. In der Folgezeit waren die SeestraBen wieder frei,<br />

welche Atjeher und Djohorer bislang besetzt hatten, so daB die Schiffe<br />

fortan ohne Geleitschutz in den Archipel<br />

fahren konnten. Das Ausschalten<br />

Djohors und das Freiwerden der engen Durchfahrten zwischen Sumatra<br />

und dem Festland bewirkten zusammen mit dem Frieden zwischen<br />

Atjeh und<br />

110 Livro das Moncö'es, AHEI No. 3-A (in: Sa, Documentacao V S. 36)<br />

111 Couto, Asia, Dec.10.2 3. 380<br />

112 Linschoten, Itinerario S. 75<br />

113 Der Grund liegt in kommerziellen Interessen; vgl. Couto, Asia<br />

Dec.10.2 S. 37-39; 118<br />

114 Couto, Asia Dec.10.2 S.205-213; 268-274; 353-355; 357-361; 363-<br />

371; 373-385; 436-446; 474-511<br />

115 Linschoten, Itinerario II S. 114<br />

36


Malakka, daB der Handel beider Nationen einen groBen Aufschwung nahm.<br />

In Goa beschaftigte man sich inzwischen weiter mit dem Projekt<br />

der Eroberung Atjehs. Nach dem Tode des Vizekönigs, Duarte de Menezes,<br />

im Mai 1588, fand sich unter seinen Papieren der ausgearbeitete Plan<br />

eines groBen Feldzuges gegen Atjeh. Da aber "dieses Dinge waren, welche<br />

sich im Geheimen abspielten, wurden sowohl seine Papiere als auch<br />

die Briefe ins Mutterland gebracht, und wir wissen nichts über ihren<br />

Inhalt. Wir horten nur sagen, daB ihm der König geschrieben habe, er<br />

solle sich vorbereiten, um die Atjeh-Angelegenheit auszuführen, und<br />

die gesamte Plotte mobilisieren" ... "In der Abhandlung waren die Galionen<br />

mit ihren Kapitanen verzeichnet ... ebenfalls die Ruderfahrzeuge,<br />

die Offiziere der Belagerungsartillerie und alle Kriegsgerate ...<br />

und man hoffte, daB der König ihm im nachsten Jahre Truppen und Geld<br />

senden würde, um jene Eroberung in die Wege leiten zu können" ...' 1 '' 6<br />

117<br />

Tiele schreibt, die Portugiesen hatten vermutlich durch den<br />

FriedensschluB von 1587 ihre geplante Expedition nach Atjeh aufgegeben.<br />

Das ist möglich. AuBerdem war aber zu jener Zeit im Mutterland<br />

nicht genügend Geld verfügbar, wie aus einem Brief Philipp II vom<br />

25. Februar 1588 hervorgeht. Es heiBt darin, daB die Staatskasse wegen<br />

der Ausgaben für zwei in Europa benötigte Flotten erschöpft war;<br />

hierbei handelt es sich um eine Flotte, die 1587 in die Azoren fuhr,<br />

und um eine Armada, welche 1588 nach England auslaufen sollte. Aus<br />

diesem Grunde, so teilte Philipp II seinem Vizekönig mit, sei er auBerstande,<br />

die zugesagte Unterstützung zu senden, und die Eroberung At-<br />

118<br />

jehs müsse verschoben werden<br />

b. Die Zeit des Waffenstillstandes (1587-1605)<br />

Wenngleich die Portugiesen in den folgenden Jahren mit Atjeh in<br />

einem friedlichen Verhaltnis lebten, gaben sie doch den Plan einer<br />

Eroberung nicht auf, obwohl das Mutterland keine finanzielle Hilfe gewahren<br />

konnte. Mathias de Albuquerque, von 1591 bis 1597 Vizekönig in<br />

Goa, wurde mehrmals dringend von Philipp II aufgefordert, Atjeh bei<br />

gunstiger Gelegenheit, etwa wahrend einer Zeit innerer Uneinigkeit,<br />

116 Couto, Asia Dec.10.2 S. 684 (von mir übersetzt)<br />

117 Tiele, Europeers (4.5) 1881 S. 177<br />

118 Macgregor, Johore Lama S. 115<br />

37


anzugreifen. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die damalige<br />

Atjehs, wenn die Portugiesen für dieses<br />

Starke<br />

wichtige Unternehmen auf einen<br />

Zufall hoffen muBten' 1 . Am 12. Januar 1591 schrieb Philipp II an Albuquerque:<br />

"Auch sagte er mir (Manuel de Sousa Coutinho,<br />

der Vorganger<br />

von Albuquerque), die Verhaltnisse Atjehs waren gegenwartig so, daB<br />

sich mit wenigen Truppen und Kraften groBe Erfolge erzielen<br />

lieflen,<br />

da sich bestatigt hat, daB der Herrscher tot ist. Und da diese Angelegenheit<br />

auch von Ihnen gelaufiger Bedeutung ist und in Ihrer Gegenwart<br />

in meinem Rat durchgesprochen wurde, trage ich Ihnen sehr dringend<br />

auf, nicht die Gelegenheiten vorübergehen zu lassen, welche die<br />

Zeit Ihnen bietet, und die mit den Mitteln verwirklicht werden können,<br />

120<br />

welche diese Provinz selbst aufbringen kann" . Wahrscheinlich hatte<br />

nach der Ermordung von Sultan Mansur Sjah (um 1586)<br />

über seine Nachfolge<br />

eine groBe Uneinigkeit bestanden, welche erst nach dem Tode von<br />

Sultan Bujung ein Ende fand, als 1589 Sultan Ala ad-Din die Herrschaft<br />

übernahm und fortan mit Strenge<br />

jedoch um wenigstens zwei Jahre zu spat.<br />

regierte. Der Befehl des Königs kam<br />

Ein Brief an den Vizekönig, am 15.2.1593 geschrieben, spricht von<br />

erneuten inneren Auseinandersetzungen in Atjeh, die eine Invasion erleichtern<br />

würden. Diese<br />

Information kam für den Vizekönig entweder zu<br />

spat oder war unzutreffend, denn anscheinend war die Macht Atjehs ungebrochen,<br />

wie aus dem Bericht der Hikajat Atjeh über den Feldzugnach<br />

Ghori hervorgeht (Hs. S. 24-3-276). In dem Brief heiBt es: ... "da das<br />

Thema Atjeh noch von überragender Wichtigkeit ist - ich besprach<br />

mit Ihnen vor Ihrer Abreise von hier und habe Ihnen auch in den letzten<br />

Jahren darüber geschrieben, wobei ich Ihnen sehr dringend aufgetragen<br />

habe, nicht die Gelegenheiten<br />

es<br />

vorübergehen zu lassen, welche die Zeit<br />

Ihnen bietet, und die mit den Mitteln verwirklicht werden können, welche<br />

diese Provinz selbst aufbringen kann - und da ich nun Informationen<br />

besitze, die ich darüber einzuziehen befahl, welche besagen, daB<br />

das Reich Atjeh im Augenblick einer ebensolchen Zersplitterung unterliegt<br />

wie bereits früher, da halte ich es für ganz gewiB, daB Sie besondere<br />

Sorgfalt anwenden werden, um bei einer sich bietenden Gelegen-<br />

119 Verschiedene Belege dafür, daB der Plan einer Eroberung Atjehs<br />

zwischen 1590-1600 bestand, finden sich nach Macgregor bei Cunha<br />

Rivara, Archivo Portuguez-Oriental fase. 3 (1881) S. 278; 380 f;<br />

597; 669; 848 (Macgregor, Johore Lama S. 94 Anm. 190; 123).<br />

Diese Quellen waren für mich nicht erreichbar<br />

120 Livro das Moncöes No 3-B; in: Sa, Documentacao V S. 194 (von mir<br />

übersetzt)<br />

38


heit das ins Werk zu setzen, was ich aus vielen wichtigen und klaren<br />

Gründen für stark in meinem Interesse halte" er vertraue auch<br />

darauf, daB der Vizekönig diese Angelegenheit zu Ende Dringen werde<br />

und halte es für besonders dienlich, die gegenwartig gunstige Lage<br />

auszunutzen, da die Eroberung zweifellos (hohe) Kosten verursachen<br />

würde, wenn Atjeh in seinen ursprünglichen Zustand zurückkehrte 12 " 1 . -<br />

Botelho de Sousa vermerkt in diesem Zusammenhang, die Zerstörung Atjehs<br />

sollte "por todas as vias e modos" durchgeführt werden, d. h.<br />

auf jegliche Art und Weise' 122 .<br />

Wenn es das geheime Ziel der portugiesisch-spanischen Politik war,<br />

in diesen Jahren Atjeh zu besetzen, so zeigte sich dies nach auBen nur<br />

wenig oder gar nicht, denn der Handel der beiden Stadte Atjeh und Malakka<br />

blühte wahrend dieser friedlichen Zeit, und die Atjeher schickten<br />

sogar Gesandte nach Goa. Aus einem Brief der Stadt Goa von 1596<br />

an den König geht hervor, daB in diesem Jahre eine atjehsche Gesandtschaft<br />

eintraf, die aber unzufrieden wieder abreiste 1 2 5 . Auch 1597<br />

fuhr eine atjehsche Gesandtschaft nach Goa; ihre Aufgabe ist allerdings<br />

nicht recht klar. Es heiBt, die Botschafter hatten "einen starken<br />

Wunsch nach Prieden und Preundschaft mit dem Estado (Portugie -<br />

sisch-Indien)" gehabt, waren aber (ebenfalls) unzufrieden zurückgekehrt<br />

. - Nach Lage der Dinge könnte dies bedeuten, daB die Atjeher<br />

"Prieden und Freundschaft" mit den Portugiesen vertiefen und über ein<br />

bestimmtes Thema verhandeln wollten, wobei es aber zu kelner Einigung<br />

kam.<br />

In einer vertraulichen Anweisung für den Vizekönig vom 7. Marz<br />

1596 wurde jedoch das Atjeh-Untemehmen weiterhin als "eine der wichtigsten<br />

Angelegenheiten des Estado da India"(Portugiesisch-Indiens)<br />

bezeichnet. Obwohl Atjeh mit Malakka in Prieden lebte und sich als<br />

Freund des Estado zeigte, "darf der Frieden nicht einer Eroberung hinderlich<br />

sein, denn ebenso wie man der friedlichen Haltung der Mohammedaner<br />

(mouros) nicht vertrauen kann, es sei denn, sie nützte ihnen,<br />

ebenso sollte den Mohammedanern seitens meiner Amtstrager keine gröflere<br />

Sicherheit für den Prieden gegeben werden, als notwendig ist, damit<br />

121 Livro das Moncöes, N0.2-A; in Sa, Documentacao V S. 216 f<br />

(von mir übersetzt)<br />

122 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 322<br />

123 Wessels, Missiegeschiedenis S. 7 Anm. 6<br />

124 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 365<br />

39


man<br />

mit ihnen ohne ein Gefühl des Unreohts so verfahren kann, wie es<br />

am meisten in meinem Interesse ist". Der Vizekönig solle die Atjeh-<br />

Angelegenheit nicht aus dem Auge verlieren und die gegenwartige Gele-<br />

125<br />

genheit oder spatere, bessere, ausnutzen . - Hieraus geht eindeutig<br />

hervor, daB Atjeh trotz seiner friedlichen Haltung bei guter Gelegenheit<br />

überfallen werden<br />

sollte.<br />

Unterdessen muBte Mathias de Albuquerque, der in dieser Zeit über<br />

wenig Mittel verfügte, von einer Eroberung Atjehs Abstand nehmen. Er<br />

zog es daher vor, "die Freundschaft fortzusetzen, durch welche man von<br />

Malakka aus in seinen<br />

(Atjehs) Hafen Handel treiben kann, und zuzulassen,<br />

daB sie unsere Festung besuchen". Allerdings war noch kein<br />

offizieller<br />

Frieden zwischen Portugiesen und Atjehern geschlossen worden,<br />

damit der Estado auf ihn keine Rücksicht zu nehmen brauchte.<br />

ordnete nun im Laufe des Jahres 1597 an, diesen<br />

Der König<br />

Frieden zu schlieBen,<br />

empfahl jedoch, niemals viele Atjeher in die Stadt einzulassen, um<br />

1 ?6<br />

keinen verraterischen Überfall zu ermöglichen .<br />

Wie sehr man im Mutterland aber trotz des Friedensvertrages auf<br />

die Macht Atjehs Rücksicht nehmen muBte, geht aus zwei Briefen des<br />

Königs an den Vizekönig hervor. Am 26.1.1598 wurde dem Vizekönig empfohlen,<br />

sich besonders um den Sultan von Atjeh zu bemühen und ihn in<br />

seinen Angelegenheiten zu respektieren, weil es sich nicht empfehle,<br />

mit Atjeh offen in Feindschaft zu leben, zumal hollandische Schiffe<br />

(zum ersten Male) in jenan Gebieten eingetroffen waren 1 2 7 . Am 5-5.1598<br />

teilte der König seinem Vizekönig mit, auf Grund der Nachrichten,<br />

welche<br />

er über die hollandischen Schiffe habe, scheine es ihm angebracht,<br />

eine Gesandtschaft nach Atjeh zu senden, um über kommerzielle Angelegenheiten<br />

zu verhandeln, doch überlasse er dies dem Ermessen des Vize-<br />

128<br />

königs<br />

Trotz aller Eroberungsplane der Portugiesen scheinen die Beziehungen<br />

zwischen Atjeh und Malakka bzw. Goa in diesen Jahren nicht<br />

schlecht gewesen zu sein, denn noch bevor es wohl zu der eben erwahnten<br />

portugiesischen Gesandtschaft kommen konnte, schickte Sultan Ala<br />

ad-Din mit dem Monsun im April 1599 zwei Botschafter nach Goa; die Atjeher<br />

brachten u. a. einen<br />

Brief des Kommandanten von Malakka, in welchem<br />

es hieB, der Sultan von Atjeh<br />

biete den Portugiesen an, in seinem<br />

125 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 322 (von mir übersetzt)<br />

126 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 365 (von mir übersetzt)<br />

127 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 365 f<br />

128 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 365<br />

40


Reich eine Festung zu errichten. Daraufhin versammelte der Vizekönig<br />

den Rat, wobei entschieden wurde, das Angebot nicht anzunehmen, weil<br />

der für die Festung angebotene Platz nicht an der Reede von Gomespola<br />

lag; in der Antwort an den Sultan sollte aber keineswegs dessen Argwohn<br />

geweckt und ihm kein Grund zu einem "schandlichen Verdach" gegeben<br />

werden. Der Vizekönig antwortete den Botschaftern entsprechend,<br />

und diese fuhren am 3. Mai zufrieden zurück 129 .<br />

Allerdings fand diese Entscheidung des Rates spater nicht die Zustimmung<br />

Philipp III, welcher, als er die Nachricht davon erhielt,<br />

nach Goa schrieb:<br />

..."es ist besser, das Angebot anzunehmen, denn es<br />

empfiehlt sich, zunachst Eingang in das Land zu finden, um die Posi-<br />

1 -50<br />

tion darauf zu verbessern" J . ~ Couto schreibt, er könne über die<br />

Hauptpunkte, welche zur Verhandlung standen, nichts aussagen, denn er<br />

habe keine<br />

sie<br />

Aufzeichnungen hierüber finden können, "aber ich weiB, daB<br />

(die Gesandten) zufrieden waren"' 1 '''.<br />

Nach den Verhandlungen in Goa fuhren die Atjeher<br />

nicht direkt in<br />

ihr Land zurück, sondern reisten zunachst nach Malakka, wo ihnen, wie<br />

auch in Goa, hohe Ehrungen<br />

zuteil wurden. ... "der Befehlshaber (von<br />

Malakka), welcher zu jener Zeit Fernao de Albuquerque war, lieB sie<br />

darauf an Bord einer prachtigen Galeota gehen und übergab sie der Obhut<br />

des Affonso<br />

Vicente, der in Malakka ansassig war und den er als Botschafter<br />

wahlte, um ihn zu jenem Sultan zu senden; er sollte dessen<br />

Botschafter zurückbegleiten und in wichtigen<br />

Angelegenheiten Verhandlungen<br />

fiihren. Dieser Affonso Vicente war dem Sultan bereits bekannt,<br />

und mit ihm fuhr Bruder Amaro, ein Mönch aus dem Orden des Heiligen<br />

Augustin, den man wegen seiner Sprachkenntnisse und sonstigen hervorragenden<br />

Eigenschaften bei derart wichtigen Angelegenheiten schatzte"' 1 ' 2 .<br />

Leider wird nicht berichtet, welche diese "negocios de tanta import<br />

ancia" waren. Man darf jedoch vermuten, daB zu jener Zeit das Hauptanliegen<br />

der Atjeher an Malakka gewesen ist, portugiesische Hilfe gegen<br />

Djohor zu erlangen, und daB die Portugiesen durch Vicente nochmalsüber<br />

die Festung und über Handelsrechte in Atjeh verhandeln wollten.<br />

Als Vicente, Amaro und die beiden Atjeher in Atjeh ankamen, trafen<br />

sie dort auf hollandische<br />

Schiffe, die zum ersten Male in Atjeh ankerten.<br />

Diese neue Konkurrenz muBte den Portugiesen sehr miBfallen,<br />

obschon<br />

129 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 375 f<br />

130 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 376 (von mir übersetzt)<br />

131 Couto, Asia Dec.12 S. 242<br />

132 Couto, Asia Dec.12 3. 512f (von mir übersetzt)<br />

41


auch sie die Hollander freundlich willkommen hieBen; allerdings gingen<br />

die Handelsgeschafte zwischen Atjehern und Hollandern vorerst nicht so<br />

gut voran, wie die letzteren gehofft hatten 1 ".<br />

Gegen Ende August oder Anfang September kamen zwei Dschunken<br />

ein Banting von Malakka nach Atjeh, auf denen sich neben Simon Nunes,<br />

der als Botschafter nach Atjeh fuhr, auch zwei Botschafter des Sultans<br />

von<br />

Atjeh befanden, die in Malakka gewesen waren 1 '"*'. Leider ist nichts<br />

über den Auftrag des Nunes bekannt; es laBt sich nur vermuten, daB seine<br />

Ankunft auch im Zusammenhang mit den schwebenden Verhandlungen um<br />

portugiesische Militarhilfe gegen Djohor bzw. um Uberlassung oder Errichtung<br />

einer Festung in Atjeh stand.<br />

Der Sultan war sehr von den groBen Ehrungen beeindruckt, die man<br />

135<br />

seinen Gesandten hatte zuteil werden lassen ^; wahrscheinlich war<br />

eine weitgehende und enge Zusammenarbeit vereinbart- worden, die für<br />

beide Teile in der Zukunft groBe Vorteile bringen sollte. Allerdings<br />

berichteten die Gesandten auch, daB die Portugiesen zwar eine ernsthafte<br />

Freundschaft mit Atjeh anstrebten, dafür aber forderten, daB nur<br />

und<br />

133 Houtman, Cort verhael S. 70-73<br />

134 Houtman, Cort verhael S. 70.<br />

Es ist nicht eindeutig klar, ob es sich bei diesen mit Nunes eintreffenden<br />

atjehschen Botschaftern um die gleichen handelt, welche<br />

von den Verhandlungen in Goa via Malakka zurückkehrten, wie<br />

Tiele meint; Houtman schreibt nur, daB die mit Nunes ankommenden<br />

Gesandten in Malakka gewesen waren. - Es ist möglich, daB sich<br />

Couto tauschte, als er schrieb, daB die Atjeher, welche in Goa<br />

verhandelt hatten, mit Vicente und Amaro zurückkehrten. Auffall<br />

i g ist jedoch, daB Couto den gesamten Komplex der mit Nunes eintreffenden<br />

Gesandtschaft ignoriert und weder seinen Landsmann<br />

noch dessen atjehsche Begleiter erwahnt; möglicherweise besaB er<br />

keine Informationen darüber. - Houtman und Davis ignorieren<br />

ihrerseits, daB vor Nunes mit Vicente und Amaro auch zwei atjehsche<br />

Gesandte zurückkehrten (wie Couto schreibt); möglicherweise<br />

besaBen sie als Neuankömmlinge nicht den entsprechenden Über -<br />

bliek.<br />

Da diese Berichte einander nicht widersprechen, sondern erganzen<br />

und sogar teilweise bestatigen, wird man zwei verschiedene Gesandtschaf<br />

ten annehmen dürfen, wovon die eine (aus Goa via Malakka)<br />

mit Vicente und Amaro und die andere (aus Malakka) mit Nunes<br />

zurückkehrte. - Zusammenfassend ergibt sich folgender Ablauf:<br />

Vicente kam kurze Zeit nach den Hollandern in Atjeh an (Couto,<br />

Houtman, Davis); in seiner Begleitung befanden sich Amaro und<br />

zwei atjehsche Gesandte, die von Goa via Malakka zurückkehrten<br />

(Couto). Einige Wochen darauf traf Nunes ein, mit welchem zwei<br />

atjehsche Gesandte aus Malakka kamen (Houtman). (Tiele, Europeers<br />

4.6, 1882, S. 153; Couto, Asia Dec.12 S. 513; Davis, Briefe<br />

Relation S. 312; Houtman, Cort Verhael S. 73)<br />

135 Couto, Asia Dec.12 S. 513 f<br />

42


allein und nicht auch die Hollander in Atjeh Handel treiben dürf-<br />

sie<br />

ten<br />

Diese für die Portugiesen günstige Situation konnte Vicente gegen<br />

die anwesenden Hollander ausspielen, denn er war, wie Couto' 137 schreibt,<br />

ein Experte und mit dem Sultan gut bekannt. Vicente nutzte die günsti- '<br />

ge Lage, um den Sultan zu überzeugen, daB die Hollander Korsaren waren,<br />

die dem Handel schadeten, und er legte ihm nahe, jetzt einmal seine<br />

Freundschaft zu den Portugiesen durch Taten zu bekraftigen. Er veranlaBte<br />

den Sultan, auf die hollandischen Schiffe am 11. September 1599<br />

einen Anschlag verüben zu lassen, in dessen Verlaufe Mannschaften und<br />

Offiziere bei einem Pestessen an Bord vergiftet und dann überfallen<br />

werden sollten. Dieser Plan gelang jedoch nicht völlig und scheiterte<br />

hauptsachlich an der Wachsamkeit des englischen Steuermanns Davis und<br />

anderer, die sich entsprechend vorgesehen und gerüstet hatten. Die Hollander<br />

waren jedoch gezwungen, Atjeh zu verlassen 1 3 8 . - Dieser von den<br />

Portugiesen als Freundschaftsbeweis für sie gewertete Anschlag stellt<br />

einen Höhepunkt in dem atjehsch-portugiesischen Verhaltnis dar.<br />

Auch fernerhin suchten die Portugiesen bei den Atjehern um Hilfe<br />

nach, denn sie verfügten über keine ausreichende Seemacht, um den Hollandern<br />

wirksam entgegentreten und sie an der Fahrt zu den Gewürzinseln<br />

hindern zu können. Philipp III muBte deshalb mehrere einheimische Fürsten<br />

bitten, den Portugiesen gegen die Hollander beizustehen. Der Brief<br />

an den Sultan von Atjeh, Ala ad-Din, ist mit dem 4. Marz 1600 datiert;<br />

es heiBt darin: "Machtiger König von Atjeh. Ich habe ... (meinem Vizekönig)<br />

aufgetragen, die Hollander zu strafen, denn sie hatten die Dreistigkeit,<br />

in jenen Gebieten, auf den Sunda-Inseln, Handel zu treiben...<br />

deshalb bitte ich Sie sehr dringend, meinen Vizekönig dahingehend zu<br />

unterstützen, daB bei entsprechender Gelegenheit hierin ein guter Erfolg<br />

erzielt werden kann. Ich vertraue darauf, daB Sie so handeln werden,<br />

denn ich höre, daB Ihnen an der Freundschaft dieses Estado viel<br />

gelegen ist; ich werde mich immer daran erinnern, um Sie in Ihren Angelegenheiten<br />

zu unterstützen ... und Ihnen meinen guten Willen Ihnen<br />

gegenüber zu zeigen" ... 139 .<br />

136 Spilbergen, Reise, Einleitung S. XXX<br />

Tiele, Europeers 4-.6, 1882, S. 153<br />

137 Couto, Asia Dec.12 S. 514<br />

138 Couto, Asia Dec.12 S. 514-516<br />

Houtman, Cort verhael S. 75-84<br />

139 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 440 (von mir übersetzt)<br />

43


Wie wenig fest tatsachlich die Freundscnaft zwischen den Portugiesen<br />

und Atjeh war, zeigte sich immer wieder in kleineren oder gröBeren<br />

Zwischenfallen. Als beispielsweise "Atjeh nach Malakka<br />

schickte, um<br />

einige Ausrüstungsgegenstande für seine Flotte zu erstehen, wurden diese<br />

nicht nur nicht gegeben, obwohl man den Leuten das hierfür mitgebrachte<br />

Kaufgeld abnahm, sondern lieB es auch derartig an Höflichkeit<br />

fehlen, daB die atjehsche Flotte über ein Fahrzeug aus Malakka herfiel<br />

14-0<br />

und dabei einige Christen tötete" . Diese Handlungsweise der Portugiesen<br />

fand übrigens nicht den Beifall Philipp III. Man fürchtete im<br />

Mutterland einen hieraus resultierenden Bruch in dem bis dahin guten<br />

Verhaltnis zu Atjeh. Dem Vizekönig wurde deshalb im Jahre 1602 befohlen,<br />

den Schuldigen mit einer solchen Strafe zu belegen, welche ein<br />

"tao v i l e baixo<br />

caso", ein solch gemeiner und niedertrachtiger Vorf<br />

a l l ,<br />

verdiene, was gleichzeitig dazu beitragen würde, die Freundschaft<br />

mit Atjeh zu erhalten 1 ' 4 '' 1 . Gerade in jener Zeit war ein gutes Verhaltnis<br />

mit Atjeh besonders wichtig, denn die Festung Malakka war "sehr<br />

schlecht mit Geschützen, Munition und Artilleristen ausgerüstet", und<br />

es war bekannt, daB ein neuer Feind, der König von Siam, sowohl<br />

Djohor<br />

als auch Atjeh aufgefordert hatte, mit ihm zusammen Malakka anzugrei-<br />

- 142<br />

f en<br />

Am 15. November 1600 lief in Atjeh ein aus Malakka kommendes<br />

Schiff ein, auf welchem sich der schon erwahnte Pater Amaro befand;<br />

ihn<br />

begleitete Matijs Meau, sein Hamburger Sekretar. Amaro sollte als<br />

Botschafter im Auftrage des Königs mit dem Sultan um die Überlassung<br />

der wichtigsten Festung von Atjeh an die Portugiesen verhandeln. Diese<br />

Festung trug den Namen Lubock. Als Gegenleistung boten die Portugiesen<br />

an, die Atjeher bei der Eroberung von Djohor zu unterstützen. Der Sultan<br />

antwortete jedoch, die Portugiesen oder andere in ihrem Auftrag<br />

müBten ihm zunachst Djohor übergeben, dann würde er ihnen keine Festung<br />

14-3<br />

verweigern<br />

Inzwischen war es den Portugiesen gelungen, eine machtige Flotte<br />

aufzustellen, die unter dem Befehl des André Furtado<br />

de Mendo^a den<br />

Auftrag hatte, nach Sumatra, Java und in die Molukken zu fahren, umdie<br />

eingeborenen Fürsten zu veranlassen oder zu zwingen, keinen Handel mit<br />

14C Botelho de Sousa, Subsidios I S. 392 (von mir übersetzt)<br />

141 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 392<br />

142 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 467<br />

143 Wessels, Missiegeschiedenis S. 7f<br />

Botelho de Sousa, Subsidios S. 416f<br />

Houtman, Cort verhael S. 89; 95<br />

44


den Hollandern zu treiben . Auf dieser Reise plante Furtado auch<br />

einen Besuch in Atjeh, denn er schrieb am 18. Mai 1601 an den König,<br />

er fürchte, daB sich die Hollander der Insel Sumatra bemachtigen wollten,<br />

angelockt von dem Reichtum At jehs, und um von Sumatra aus den Archipel<br />

zu beherrschen. Um diesem vorzubeugen, wolle er als erstes den<br />

Sultan von Atjeh aufsuchen, damit er weiterhin ein Freund des Estado<br />

bliebe 1 * 5 .<br />

Die Portugiesen verloren allerdings mehr und mehr ihren EinfluB<br />

in Atjeh, denn der Sultan sympathisierte fortan mit den hollandischen<br />

Kaufleuten, die ihm weniger Grund zur Klage gaben und vielleicht<br />

höhere Preise zahlten; Ala ad-Din schickte sogar eine Gesandtschaft<br />

nach Holland. Dennoch oder gerade deshalb,<br />

auch<br />

verzichteten die Portugiesen<br />

nicht auf ihr lange geplantes Projekt, in Atjeh eine Festung zu<br />

errichten. Nachdem André Furtado<br />

im Dezember 1601 Malakka verlassen<br />

hatte, fuhr er nach Atjeh, wo er für die von den Atjehern zugesagte<br />

Festung eine Insel innerhalb des Hafens forderte; die Festung sollte,<br />

wie es hieB, dem Schutz des Handels dienen und den Hollandern die Einfahrt<br />

verwehren. Der Sultan widersetzte sich jedoch diesem Plan 1 * 6 .<br />

Vollends deutlich wurde des Sultans schwindendes Wohlwollen für<br />

die Portugiesen, als Mitte 1602 der Englander James Lancaster in Atjeh<br />

eintraf. Da Lancaster nicht genug Geld zum Einkauf des Pfeffers besafi,<br />

bewog er den Sultan, den portugiesischen Botschafter in Atjeh wahrend<br />

mehrerer Wochen zurückzuhalten, um ungestört mit dem hollandischen Kapitein<br />

Spilbergen ein nach Malakka bestimmtes portugiesisches Handelsschiff<br />

aufzubringen. Mit dem Erlös der Beute konnte er dann seinen<br />

Wareneinkauf in Atjeh<br />

Lancaster<br />

begleichen.<br />

schloB auBerdem im Namen der englischen Königin mit dem<br />

Sultan von Atjeh einen Freundschafts- und Handelsvertrag, worin die<br />

Notwendigkeit eines solchen Vertrages mit 12 angeführten Punkten belegt<br />

wurde. Aus den Punkten 6 und 11 geht klar hervor, daB der Vertrag<br />

auch geschlossen<br />

wurde, um gemeinsam gegen die Portugiesen vorgehen zu<br />

können. In dem Brief, welchen der Sultan Lancaster für die englische<br />

Königin mitgab, spricht er auch seine Genugtuung darüber aus, daB sie<br />

ein Feind des Sultans von Afrangi (Spanien) sei. Zwischen Lancaster<br />

144 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 482<br />

145 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 459<br />

146 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 482; allerdings schreibt<br />

Houtman, Cort verhael S. 105-108, daB schon im Juni 1601<br />

Schiffe aus Furtados Flotte in Atjeh einliefen<br />

45


und dem Sultan bestand ein so gutes Einvernehmen, daB letzterer und<br />

einige seiner Würdentrager zum Abschied des Lancaster am 9. November<br />

1602 mit den Europaern einen Psalm sangen'' i, ' 7 .<br />

Zur Zeit des Aufenthaltes der Englander (5. Juni bis 9. November<br />

1602) wurde der portugiesische Botschafter, sein Name wird nicht genannt,<br />

erneut um eine Festung am Hafeneingang vorstellig. Er begründete<br />

seinen Antrag mit dem Hinweis, daB dort die Handelsgüter sicherer<br />

aufgehoben waren, weil in der Stadt immer Feuergefahr herrsche (im<br />

14R<br />

Januar war die hollandische Faktorei abgebrannt ). "Aber der König,<br />

welcher seine Absicht merkte, gab ihm diese Antwort:'Besitzt Euer Herr<br />

eine Tochter, die er meinem Sohn geben will, weil er sich so sehr um<br />

die Erhaltung meines Landes bemüht? Er soll nicht so groBe Ausgaben<br />

haben, wie sie die Errichtung einer Festung verursachen würde, denn<br />

ich besitze etwa zwei Meilen von der Stadt entfernt, ein geeignetes<br />

Haus, das ich ihm für seine Faktorei abtreten will, und wo weder Feinde<br />

noch Peuer gefürchtet werden müssen, denn ich werde den Schutz übernehmen.'<br />

Der König war sehr verstimmt über diesen unverschamten Antrag,<br />

und der Botschafter verlieB unzufrieden den Hof."<br />

J<br />

Trotz<br />

dieses "insolent<br />

demand" bot der Sultan ein Jahr darauf den Portugiesen aufs<br />

neue eine Festung an; die Beziehungen zwischen Atjeh und Portugal können<br />

also noch nicht allzu schlecht gewesen sein.<br />

Im übrigen versuchten auch die Hollander, in Atjeh eine kleine<br />

Befestigung einzurichten, denn sie gingen daran, ihre am Strom gelegene<br />

Faktorei zu umzaunen und eine Verstarkung aus Pfahlreihen anzulegen.<br />

Dies wurde ihnen jedoch nicht gestattet, und sie muBten sich,<br />

wie die Portugiesen, mit einem normalen und unbefestigten Haus begnü-<br />

150<br />

gen J .<br />

Für die Portugiesen brachten diese Jahre in bezug auf ihr Verhaltnis<br />

zu Atjeh nochmals einen Höhepunkt, denn 1603 trafen atjehsche Gesandte<br />

in Goa ein und boten aufs neue eine Festung in Atjeh oder die<br />

Errichtung einer solchen an. Jedoch wurde auch diesmal das Angebot abgelehnt.<br />

In einem Brief des Rates von Goa aus dem Jahre 1603 heiBt es<br />

dazu: "Atjeh schickte Botschafter und bot eine Festung an; der Estado<br />

konnte jedoch das Angebot nicht akzeptieren. Darauf kehrten die Bot-<br />

14-7 Zum Besuch von Lancaster in Atjeh, vgl. Lancaster, First<br />

Voyage S. 392 ff<br />

148 Spilbergen, De reis S. XXXIV<br />

14-9 Lancaster, First Voyage S. 416 f (von mir übersetzt)<br />

150 de Jonge, Opkomst III S, 9f<br />

46


schafter zurück. Atjeh hat andere Botschafter nach England<br />

geschickt<br />

und laBt verlauten, wer der erste sei, dem würde die Festung gegeben<br />

werden. Deshalb muB Eure Majestat den Süden des Reiches mit einer<br />

151<br />

Flot-<br />

te versehen und diese nach Malakka senden ..." y . - Man darf vermuten,<br />

daB die Portugiesen das Angebot deshalb ablehnten, weil die Lage der<br />

angebotenen Festung nicht ihren Vorstellungen entsprach. Aus dem gleichen<br />

Gründe war bereits 1599 ein atjehsches Angebot abgelehnt worden.<br />

Ein aus dem Jahre 1603 datiertes Schreiben des Königs an seinen Vizekönig,<br />

André Furtado de Mendoza, nahm den Entscheid des Rates von Goa<br />

vorweg oder bestatigte ihn. In dem Brief heiBt es, André Furtado möge<br />

dafür Sorge tragen, daB der Sultan von Atjeh ihm die Festung überlieBe,<br />

welche er bei jener Reede besitze, um zu versuchen,<br />

sie vor den Hollandern<br />

zu erhalten. Die vom Sultan zugesagte Festung solle jedoch nicht<br />

152<br />

an einer anderen Stelle errichtet werden ' . - Dies war allerdings das<br />

Gegenteil einer früheren Instruktion, in der es hieB, man solle zunachst<br />

einmal irgendwo in Atjeh FuB fassen (vgl. S. 4-1).<br />

Die folgenden Jahre führten zu einer weiteren Verschlechterung<br />

der portugiesisch-atjehschen Beziehungen, weil Hollander und Englander<br />

eine blutigen Kaperkrieg gegen portugiesische Schiffe führten; da beide<br />

Nationen jedoch in Atjeh zum Nachteil der Portugiesen Handel treiben<br />

tans<br />

durften, wurde dies in Portugal als unfreundliche Haltung des Sul-<br />

153<br />

vermerkt<br />

C. Die Zeit nach dem Waffenstillstand bis zur Einstellung der<br />

Bemühungen um eine Festung (1606-1613)<br />

Anfang Mai 1606 lief in Goa unter dem Befehl des Vizekönigs,<br />

D. Martim Affonso de Castro, eine Kriegsflotte von 14- Galionen, 4 Galeeren<br />

und weiteren Hilfsfahrzeugen aus, welche zunachst einen Vergeltungsschlag<br />

gegen Atjeh führen sollte, weil der Sultan entgegen früheren<br />

Zusagen auch Hollander am Handel teilhaben lieB. AuBerdem sollte<br />

diesmal der seit einem halben Jahrhundert gefaBte Plan, in Atjeh eine<br />

portugiesische Festung zu errichten, zur Ausführung<br />

gelangen.<br />

151 Carta da Camara de Goa (nach: Botelho de Sousa, Subsidios I<br />

S. 526 Anm. 3; von mir übersetzt)<br />

152 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 526<br />

153 Die Hollander hatten inzwischen Befehl erhalten, auch offensiv<br />

vorzugehen und "zum Nutzen des Südseehandels und um sich seiner<br />

zu versichern, die Spanier, Portugiesen und ihre Anhanger auf<br />

jegliche Weise anzugreifen", wie es anscheinend in einem Geheimbefehl<br />

hieB, den der Kommandant van der Haghen erst jenseits des<br />

Squators öffnen durfte (Tiele, Europeers 4.6, 1882, S. 224; von<br />

mir übersetzt).<br />

4?


In dem "Journall" des englischen Kaufmanns W. Finoh, der sich<br />

kurze Zeit nach diesen Ereignissen in Indien aufhielt, liest man, der<br />

Vizekönig sei mit einer gewaltigen Flotte und 4000 Soldaten aufgebrochen,<br />

"da ihm vom König befohlen worden war, Atjeh zu besetzen,<br />

dort<br />

eine Festung anzulegen und eine Faktorei zu errichten; ferner sollte<br />

er Djohor vernichten und die Molukken<br />

strafen, weil sie mit den Hollandern<br />

Handel getrieben hatten. Alles sollte zu dem Zweck geschehen,<br />

154<br />

den Namen "Holland" aus jenen Gegenden gründlich zu entfernen" .<br />

155<br />

Die Flotte erreichte Atjeh am 13. Juni 1606 ^ . Die Invasion begann<br />

aber nicht sofort, da Castro zunachst mit dem Sultan verhandelte,<br />

der sich inzwischen mit den anwesenden Hollandern beriet. Die Verhandlungen<br />

zwischen Castro und dem Sultan verliefen offenbar ergebnislos,<br />

denn der portugiesische Befehlshaber lieB seine Truppen landen; sie<br />

erzielten gute Anfangserfolge. -<br />

Bei Banck und Damsté liest man in<br />

diesem Zusammenhang ein wichtiges Detail. Als de Castro Atjeh angriff,<br />

befand sich Perkasa Alam (Iskandar Muda) bei seinem Onkel, dem regierenden<br />

Sultan, in Gefangenschaft. (Wie aus der Hikajat Atjeh<br />

hervorgeht,<br />

war er schon in jungen Jahren ein hervorragender Soldat.) Als<br />

nun die Portugiesen die erste Schanze erobert hatten und sich anschickten,<br />

die zweite zu erstürmen, bat der Gefangene darum, lieber gegen die<br />

Portugiesen für sein Land zu fallen, als im Gefangnis<br />

umzukommen. Da<br />

man in dieser bedrohlichen Lage nicht auf sein kriegerisches Können<br />

verzichten mochte, wurde ihm seine Bitte gewahrt, und er zeigte sich<br />

als ein so guter Befehlshaber, daB die Portugiesen zurückgeschlagen<br />

werden konnten. Auf Grund dieses Erfolges glückte es ihm ein Jahr dar-<br />

156<br />

auf, sich vor seinem anderen Onkel zum Sultan wahlen zu lassen .<br />

Aber auch diesmal konnten die Portugiesen Atjeh nicht besetzen,<br />

denn de Castro erhielt vermutlich wahrend der Kampfe die Nachricht,<br />

daB<br />

ein starker hollandischer Flottenverband gemeinsam mit den Djohorern<br />

die Festung Malakka angriff und in groBe Gef ahr bracht e. Anders ist<br />

es nicht zu erklaren, daB der portugiesische Befehlshaber die seit langem<br />

vorbereitete und wichtige Invasion abbrach. Der Verlust einiger<br />

Hilfsfahrzeuge sowie die Aufgabe eroberter Stellungen dürfte für die<br />

kriegserfahrenen Portugiesen<br />

kein Grund zum Abbruch gewesen sein. De<br />

Castro hatte wahrscheinlich die Absicht, nach Vertreibung der Hollan-<br />

154 Finch, Journall S. 21 f (von mir übersetzt)<br />

155 Tiele, Europeers 4.8, 1884, S. 62; bei Danvers, Portuguese II<br />

liest man: 29. Mai (S. 136)<br />

156 Banck. Atchin's verheffing S. 27<br />

Damste, Atjeh-historie S. 324f<br />

48


der und Djohorer durch seine überlegenen Streitkrafte, die Invasion<br />

neu zu beginnen. Er zog seine Truppen aus Atjeh zurück und fuhr nach<br />

Malakka, um die Festung zu entsetzen. Dieses Vorhaben gelang, doch verlor<br />

de Castro durch einen schwerwiegenden taktischen Fehler kurze Zeit<br />

darauf etwa die Halfte seiner Kriegsflotte gegen die erneut angreifenden<br />

Hollander.<br />

Damit war die letzte Möglichkeit einer Eroberung Atjehs und der<br />

Errichtung einer Festung vorüber. Wertvolle Kriegsschiffe waren verloren,<br />

und Atjeh wurde nach der versuchten Invasion wieder zum offenen<br />

Feind. AuBerdem bedeutete dieser schwere Verlust für die Portugiesen<br />

eine zusatzliche Erschütterung ihrer durch dauernde Kampfe gegen einheimische<br />

und fremde Nationen schwacher werdenden Position. Hatten sie<br />

schon vorher groBe Schwierigkeiten gehabt, den Handel der anderen Nationen<br />

durch militarische Aktionen zu unterbrechen, so war dies fortan<br />

in steigendem MaBe der Fall.<br />

Dennoch befahlen die Briefe aus dem Mutterland weiterhin,<br />

Atjeh zu erobern, als auch den Handel der anderen Völker,<br />

der<br />

sowohl<br />

besonders<br />

Hollander, zu unterbrechen. Am 18. Januar 1607 schrieb Philipp III<br />

an de Castro:<br />

"Ich habe gehort, daB es die Absichten der hollandischen<br />

Rebellen sind, sich des Gewürzhandels im Süden zu bemachtigen, und daB<br />

sie deshalb eine Festung in Atjeh und eine in Gale errichten wollen,<br />

um durch sie die Schiffahrt in jenen Gebieten zu sichern. Deshalb trage<br />

ich Ihnen dringend auf, sich damit zu befassen, sie daran zu hindern<br />

... auch sollen Sie suchen, das auszuführen, was ich Ihnen bezüglich<br />

der Errichtung einer Festung in Atjeh aufgetragen habe"... 1 5 7 .<br />

Am 27. Januar 1607 heiBt es in einem<br />

Brief an den Vizekönig, es sei<br />

dringend notwendig, in Atjeh eine Festung anzulegen. Die Wichtigkeit<br />

dieses Unternehmens sei ja seit langem bekannt, und Castro, der sich<br />

augenblicklich in diesen Gebieten aufhalte, könne sicherlich noch besser<br />

seine Notwendigkeit einsehen. Dennoch sei die Angelegenheit von<br />

solcher Art, "daB ich nicht<br />

nachlassen kann, Ihnen immer von neuem aufzutragen,<br />

wie ich auch jetzt tue, daB Sie aus keinem Grund davon abgehen<br />

sollen, die Festung anlegen zu lassen". - Es sollten auBerdem noch<br />

weitere Festungen errichtet werden: "Ebenso halte ich es für wichtig,<br />

in den Engen von Sabang und Singapur Festungen anlegen zu lassen, um<br />

die Schiffahrt meiner Vasallen zu sichern"...' 1 5 8 .<br />

157 BulhSo Pato, Colleccao I S. 98 f (von mir übersetzt)<br />

158 Bulhao Pato, Colleccao I S. 131 (von mir übersetzt)<br />

Sabang bei Singapur, nicht vor Kuta Radja. Vgl. "Sabam" in<br />

Eredia, Malacca (Karte).<br />

49


Vermutlich am gleichen Tage schrieb Philipp<br />

III an seinen Vizekönig,<br />

er sei überzeugt, daB de Castro durch<br />

seine verfügbare Macht<br />

die hollandischen Rebellen und die Eingeborenen bereits gestraft habe,<br />

so daB sie sich in Zukunft<br />

nicht mehr erdreisten würden, miteinander<br />

Handel zu treiben. "Indessen wird es sich empfehlen, um diesen Zustand<br />

zu erhalten, daB Sie bei Ihrer Rückkehr nach Goa in jenen Gebieten<br />

159<br />

eine für diesen Zweck ausreichend starke Plotte belassen" ... .<br />

Tatsachlich<br />

aber waren die Portugiesen zu jener Zeit weder in der<br />

Lage, das unter Iskandar Muda erstarkende<br />

Atjeh zu erobern, noch den<br />

Handel der anderen Nationen zu unterbinden, weil sie nicht mehr über<br />

eine genügende Anzahl von geeigneten<br />

Hochsee-Segelschiffen verfügten.<br />

Dieser Mangel an Hochseeschiffen, und nur diese konnten im Kampf gegen<br />

die<br />

schnellen und wendigen Fahrzeuge der Hollander und Englander bestehen,<br />

wird deutlich aus einem Brief, den der Rat von Goa 1607 an<br />

Philipp III sandte. In dem Brief wurde um eine Plotte von mindestens<br />

12 gut ausgerüsteten Galionen gebeten, die im Kampf gegen die Hollan-<br />

160<br />

der eingesetzt werden sollten . Aus dem Mutterland kam jedoch keine<br />

entsprechende<br />

Hilfe.<br />

In den folgenden Jahren hielt man es in Lissabon weiterhin für<br />

geboten, in Atjeh eine Festung zu besitzen.<br />

Am 24.12.1610 schrieb der König an seinen Vizekönig, Ruy Lourenco<br />

de Tavora: "Es scheint mir, daB die Angelegenheit des Reiches Atjeh in<br />

jenen Gebieten von gröBter Wichtigkeit ist, weil sich dort mehr Pfeffer<br />

als im übrigen Süden findet ... und weil es dort viel Gold und andere<br />

wertvolle Handelswaren gibt. Es ware daher von groBer Bedeutung,<br />

dort eine Festung zu errichten, wie schon dem Vizekönig Martim Affonso<br />

de Castro befohlen wurde, durch welche sich nicht nur meine Vasallen<br />

im Handel behaupten, sondern<br />

sich auch die Ertrage der Faktoreien bedeutend<br />

erhöhen konnten, wobei die Schiffahrt in jenen Gewassern sidierer<br />

würde." Durch die Errichtung dieser Festung könnte den Hollandern<br />

der Handel entzogen werden, die, falls keine portugiesische Festung<br />

dort bestehe, möglicherweise selbst eine solche errichten würden, wie<br />

1 ft1<br />

es ihnen bereits der Onkel des heutigen Sultans angeboten habe .<br />

159 Bulhao Pato, Colleccao I S. 134 (von mir übersetzt)<br />

160 Botelho de Sousa, Subsidios I S. 434<br />

161 Bulhao Pato, Colleccao I S. 415f (von mir übersetzt). In der Tat<br />

hatten hollandische Unterhandler schon im Jahre 1610 auf die<br />

Erfüllung des Vertrages von 1607 gedrangt, der sie zum Bau einer<br />

Festung in Atjeh berechtigte. Allerdings natte sich Iskandar Muda<br />

geweigert, den Wünschen der Hollander nachzukommen (de Jonge,<br />

Opkomst III S. 51 f; 223 f)<br />

50


Indessen erfuhr die portugiesische Position durch Verluste in<br />

fortwahrenden Auseinandersetzungen mit europaischen und lokalen Machten<br />

eine stetig zunehmende Schwachung. Obwohl die Portugiesen in den<br />

folgenden Jahren mit Djohor in Frieden lebten, konnte dies ihre Situation<br />

nicht wesentlich verbessern, zumal die Atjeher 1613 Djohor überfielen<br />

und verwüsteten, weil es mit Malakka in Freundschaft lebte.<br />

Djohor wurde anschlieBend der Vasall Atjehs, konnte sich aber befreien<br />

und schloB sich 1615 wieder den Portugiesen an. Für die militarische<br />

Schwache der letzteren ist es bezeichnend, daB sie weder den Über<br />

f a l l verhinderten, noch einen nachtraglichen Vergeltungsschlag führten<br />

In jenen Jahren begann sich im Mutterland die Erkenntnis vom Aufstieg<br />

der atjehschen und vom Niedergang der portugiesischen Macht<br />

durchzusetzen. Philipp III verfügte am 16.1.1613 in einem Brief die<br />

Einstellung der Bemühungen, Atjeh zu besetzen und dort eine Festung zu<br />

errichten. In diesem Schreiben kommt der König auf seinen Brief vom<br />

24.12.1610 zurück, in welchem er die Bedeutung des Besitzes einer Festung<br />

in Atjeh hervorgehoben hatte. Auch nach neuerlicher Überlegung<br />

und Beratung "ist die Eroberung Atjehs von erwahnter Bedeutung. Meine<br />

königlichen Vorganger haben sie viele Male befohlen; sie ist durch<br />

vielerlei Ereignisse und wegen der Nachlassigkeit einiger Amtstrager<br />

nicht zur Ausführung gekommen. Aus dem Angriff, den der Vizekönig Dom<br />

Martim Affonso de Castro im Jahre 1606 gegen das Reich führte, laBt<br />

sich (jedoch) folgern, daB es (Atjeh) zum gegenwartigen Zeitpunkt<br />

(noch) starker vorbereitet und befestigt ist". In der augenblicklich<br />

bedrangten Lage des Estado sei es deshalb besser, das bisher Erreichte<br />

zu bewahren, als es in einer Eroberung, deren Ausgang unbestimmt sei,<br />

aufs Spiel zu setzen 1 6 2 .<br />

162 Bulhao Pato, Colleccao II S. 293 (von mir übersetzt)<br />

51


2. Verlauf der Gesandtschaft<br />

Als Perkasa Alam (Iskandar Muda) 10 Jahre alt war, trafen bei dem<br />

damaligen Sultan Sjah Alam zwei portugiesische Gesandte ein, Dong Dawis<br />

und Dong Tumis, begleitet von einem Stallmeister namens Sinjor Bangka.<br />

Sie brachten ein Schreiben ihres Königs an den Sultan und neben anderen<br />

Kostbarkeiten zwei schnelle Hennpferde als Geschenk. - Einige Tage<br />

darauf fragte der Sultan die Gesandten nach ihrem Begehr. Sie erwiderten,<br />

der König von Portugal erbitte die Überlassung einer bestimmten<br />

Festung an der Meeresküste. Zur Unterstützung des Antrags priesen<br />

sie den Wert der von ihnen überreichten Pferde, welche im Rennen unschlagbar<br />

waren, und forderten zum Wettkampf auf, um die Behauptung<br />

zu beweisen. - In dem vor groBem Publikum ausgetragenen Wettkampf liefen,<br />

wie vorausgesagt, die portugiesischen Pferde schneller als die<br />

aus Atjeh; auch vermochte der atjehsche Stallmeister nicht, auf einem<br />

der portugiesischen Pferde zu reiten und wurde abgeworfen. Der Sultan<br />

fühlte sich beschamt. Nun bestieg Perkasa Alam das portugiesische<br />

Pferd und ritt es sogar ungesattelt. Dann forderte er den portugiesischen<br />

Stallmeister auf, ihm gleichzutun; dieser konnte sich nicht halten<br />

und wurde abgeworfen. Nun waren die Portugiesen beschamt. - Als<br />

die Gesandten abreisen wollten, schlug der Sultan ihren Antrag mit der<br />

Begründung ab, die von ihnen gewünschte Festung schütze die FluBmündung<br />

von Atjeh; jeden anderen Platz würde er aber hergeben.<br />

Diese "Portugiesische Episode" (Hs. S. 162-180) handelt weniger<br />

von einer glücklosen diplomatischen Mission als von ihren dramatischen<br />

Begleitumstanden, denn der Verhandlungsgegenstand, die Festung, wird<br />

nur zu Beginn und am Ende erwahnt. Das zentrale Thema ist vielmehr der<br />

Wettkampf, und in dessen Mittelpunkt steht der jugendliche Iskandar<br />

Muda, welcher sich auch bei dieser Gelegenheit höchst rühmlich verhalt<br />

und seinem Lande Ehre bringt. Vom literarischen Standpunkt gesehen,<br />

ist die Episode ein weiterer Baustein des Panegyrikons; sie ist als<br />

Rahmenerzahlung gestaltet (Wettbewerb in politische Mission eingebettet)<br />

und gewinnt gegen SchluB sehr an Spannung.<br />

Für die Geschichtswissenschaft lassen sich der Episode einmal bare<br />

Informationen entnehmen: Antrag auf Festung, Ablehnung des Antrags,<br />

Personen und ungefahres Datum der Mission. Zum anderen wirft die Geschichte<br />

auch ein Licht auf diplomatische Gepflogenheiten jener Zeit,<br />

und darüber hinaus auch auf diplomatisches Taktieren und auf psychologische<br />

Pressionen, wie sie seinerzeit im Umgang mit und von lokalen<br />

Landesfürsten geübt wurden.<br />

Jedoch soll hier das umfangreiche Thema des üblichen Procedere<br />

52


ei einem Diplomaten-Empfang in Atjeh nicht behandelt werden, obschon<br />

die Hikajat Atjeh hierzu wertvolle Informationen enthalt. Es sei nur<br />

darauf hingewiesen, daB der von den Gesandten überbrachte Brief offensichtlich<br />

allgemeinen, höflichen Inhalts war und nicht auf den Zweck<br />

der Mission einging; dieser wurde erst Tage nach der ersten, feierlichen<br />

Audienz miindlich vorgetragen.<br />

Ich möchte an dieser Stelle vielmehr auf das Taktieren der portugiesischen<br />

Diplomaten eingehen und aufzeigen, daB der Wettkampf keine<br />

sportliche Angelegenheit war, sondern eine hintergründige Veranstal -<br />

tung, welche die Portugiesen zur Durchsetzung ihrer Wünsche den Atjehern<br />

aufzwangen, und in deren Verlauf sie selbst den Kürzeren zogen.<br />

Das Verstandnis dieser Vorgange erfordert jedoch ein Wort der Erlauterung<br />

zu Art und Spielregeln des hier behandelten Wettkampfes.<br />

Das Moment des Erscheinens in der öffentlichkeit und sein spezieller<br />

Pall, der öffentliche Zweikampf oder Wettkampf, spielten im südöstlichen<br />

Asien eine bedeutende Rolle. Dies kommt in historischen Quellen<br />

oft zum Ausdruck. Dabei mussen die Kontrahenten ihre Fahigkeiten nicht<br />

jedesmal am gleichen Objekt messen. Vielmehr versuchen sie, einander<br />

durch immer schwierigere Kunststücke zu übertrumpfen. Wer am Ende nichts<br />

Neues oder Auffalligeres mehr zu bieten hat, ist Verlierer. Der Wettbewerb<br />

führt zu einer Entscheidung, selten zu einem Unentschieden.<br />

So liest man z. B. in der Chronik von Tschiang Mai (Kord-Thailand),<br />

daB im 13. Jh. ein im Süden wohnender Tai-Herrscher nach Norden zu<br />

Fürst Mang Hai schickte, um diesem stolz ein Produkt handwerklichen<br />

Könnens seiner Untertanen vor Augen zu führen. Hieraus entwickelte sich<br />

am Ort und unter Beisein des Fürsten ein Geschicklichkeits-Wettbewerb<br />

zwischen je einem Zimmermann aus dem Süden und dem Norden. Nachdem<br />

schlieBlich der Meister aus dem Norden den Kopf des Kontrahenten mit<br />

dem Beil glattrasiert hatte, gaben sich die Leute aus dem Süden geschlagen<br />

und erkannten die höhere Geschicklichkeit der anderen an 1 6 5 .<br />

Ahnlich muB der Wettkampf zwischen Atjehern und Portugiesen verstanden<br />

werden. In den Augen seiner Landsleute zog Perkasa Alam durch<br />

seinen Sieg im zweiten "Gang" nicht nur gleich; er gewann den Wettkampf,<br />

weil die Gesandten nichts mehr zuzusetzen hatten. - Man wird annehmen<br />

dürfen, daB die Portugiesen, welche damals seit fast 100 Jahren in jenen<br />

Landern verkehrten, um die Regeln eines solchen öffentlichen Zweikampfes<br />

wufiten - und auch um die kurzzeitige demoralisierende Wirkung<br />

einer Niederlage sowie um das Machtgefühl des aiegers. Vor diesem Hintergrund<br />

gewinnt nun die Portugiesische Episode einen neuen, weniger<br />

harmlosen Aspekt.<br />

163 Notton, Annales Bd. 3 S. 49 f<br />

53


Die Gesandten wünschten die Uberlassung einer Festung in Atjeh.<br />

Selbstverstandlich kamen sie nicht mit leeren Handen, sondern machten<br />

dem Sultan u. a. wertvolle Pferde zum Geschenk. Eine solche Gabe entsprach<br />

den damaligen Gepflogenheiten 1 6 4 . Weil aber die Pferde sehr<br />

schnell waren, konnten die Gesandten, falls eine negative Antwort zu<br />

befürchten war, zu einem öffentlichen Pferde-Wettkampf herausfordern,<br />

den die Atjeher verlieren würden. Die Niederlage hatte als psychologisches<br />

Druckmittel gewirkt. Sie hatte den Atjehern ein Gefühl der Unterlegenheit<br />

suggeriert und den selbstbewuBten Sultan gedemütigt, was voraussichtlich<br />

seinen Widerstand bezüglich der Festung für eine gewisse<br />

Zeit gelahmt haben würde. - Als der Sultan sich nun zu keiner positiven<br />

Antwort entschlieBen mochte, bestanden die Gesandten auf der Durchführung<br />

eines Wettkampfes, den die bei ihrer Ehre gepackten Atjeher<br />

erwartungsgemafi annahmen und verloren. Die List schien zu gelingen,<br />

denn der Text berichtet, daB der Sultan argerlich wurde und sich beschamt<br />

fühlte.<br />

In diesem Augenblick hoher Spannung ereignete sich etwas, das die<br />

Portugiesen anscheinend nicht in ihr Kalkül einbezogen hatten: Die Atjeher,<br />

vertreten durch Perkasa Alam, boten einen zweiten, gesteigerten<br />

Gang an. Hatte der erste Gang aus einem simplen Schnelligkeitsvergleich<br />

der Pferde bestanden, mit anschlieBender Aufforderung an den atjehschen<br />

Stallmeister, eines der portugiesischen Pferde zu reiten, so bestand<br />

der zweite Gang nun aus einem schwierigeren Program: Ein Reiter-<br />

Geschicklichkeitsvergleich auf einem ungesattelten portugiesischen<br />

Pferd. Hierbei zeigte Perkasa Alam eine meisterliche Beherrschung des<br />

fremden Tieres, wohingegen der portugiesische Stallmeister vom eigenen<br />

Pferd abgeworfen wurde.<br />

Als nun die Portugiesen keinen neuen Gang anboten, waren sie die<br />

Verlierer. Mehr noch: Indem Perkasa Alam das Ringen um die psychologisch<br />

starkere Position des Gewinners für sich entschied, richtete er<br />

seine bereits gedemütigten Landsleute wieder auf und gab ihnen das<br />

Selbstvertrauen zurück. Die Spannung löste sich, und das Gefühl der<br />

Unterlegenheit, suggeriert durch den Sieg der Portugiesen im ersten<br />

Gang, wich dem einer zufriedenen Uberlegenheit.<br />

AnschlieBend traf der Sultan seine Entscheidung: Er lehnte das<br />

Ersuchen der Portugiesen selbstsicher ab. Die Gesandten waren das<br />

Opfer ihrer eigenen Strategie geworden.<br />

164 Vg. Hs. S. 269<br />

54


Die in der Hikajat<br />

3. Datierung der Gesandtschaft<br />

Atjeh erwahnte portugiesische Gesandtschaft<br />

ist nicht datiert. Für ihre zeitliche Bestimmung finden sich aber zwei<br />

Hinweise, die mit Angaben weiterer Quellen kombiniert werden können.<br />

Es heiBt zu Beginn des Berichtes über das Eintreffen der Portugiesen:<br />

... "als Abangta Radja Munawwar Sjah ... das Alter von 10 Jahren erreichte,<br />

zu einer Zeit, als Sjah Alam den Thron des Reiches innehatte"<br />

für die Datierung der portugiesischen Gesandtschaft ist deshalb<br />

die Pixierung des Geburtsjahres des Iskandar Muda (Abangta Radja<br />

Munawwar Sjah) sowie der Regierungszeit seines GroBvaters Ala ad-Din<br />

Riajat Sjah (Sjah Alam) von Bedeutung.<br />

Die Geburt des Iskandar Muda wird allerdings unterschiedlich datiert.<br />

Damste 1 6 5 und Winstedt 1 6 5 nehmen an, er sei etwa 1590 geboren,<br />

und das gleiche Datum findet sich auch in ENI 1 6 7 ; jedoch ist nicht ersichtlich,<br />

auf welchen<br />

168<br />

Informationen diese Angaben basieren. Auch Djajadiningrat<br />

schlieBt sich der Ansicht der genannten Autoren an. Er<br />

stützt sich hierbei auf den Bericht des Hollanders Frederick de Hout-<br />

169<br />

man , der einige Zeit als Gefangener in Atjeh lebte und für das Jahr<br />

1600 von einer portugiesischen Gesandtschaft berichtet, welche Verhandlungen<br />

um Überlassung der atjehschen Festung Lubock führte. Diese<br />

Gesandtschaft<br />

identifiziert Djajadiningrat mit der in der Hikajat Atjeh<br />

erwahnten. Da er auBerdem mit der Hikajat Atjeh annimmt, Iskandar Muda<br />

sei zum Zeitpunkt der Gesandtschaft 10 Jahre alt gewesen, schlieBt er,<br />

daB Iskandar Muda 1590 geboren sein müsse. - Es scheint allerdings<br />

fraglich, ob diese beiden Gesandtschaften miteinander identisch sind.<br />

Houtman berichtet, daB die portugiesische Delegation aus zwei Personen<br />

170<br />

bestand, genauer gesagt, aus dem (Augustiner-) Pater Amaro ' und sei-<br />

171<br />

nem deutschen Sekretar Matijs Meau . Die in der Hikajat Atjeh geschilderte<br />

Gesandtschaft setzt sich aber aus drei Personen zusammen,<br />

namlich den beiden Diplomaten Dawis und Tumis und dem Stallmeister<br />

Bangka. Diese unterschiedlichen Angaben über Namen, Zahl und Nationa-<br />

165 Damsté, Atjeh-historie S. 324<br />

166 Winstedt, Early Rulers S. 4-3<br />

167 ENI, Artikel "Atjeh", Genealogische Übersicht nach S. 72<br />

168 Djajadiningrat, Critisch Overzicht S. 170<br />

169 Houtman, Cort verhael S. 89; 95<br />

170 Wessels, Missiegeschiedenis S. 7f<br />

171 Houtman, Cort verhael S. 95<br />

55


litat der Gesandtschaftsmitglieder lassen keinen Zusammenhang<br />

beiden Missionen erkennen.<br />

zwischen<br />

Da weiterhin für die Zeit um 1600 fünf Gesandtschaf<br />

ten nach Atjeh belegt sind, von denen mindestens drei, wahrscheinlich<br />

aber alle fünf den gleichen Auftrag hatten, ist es wenig<br />

wahrscheinlich, daB die von Djajadiningrat vorgeschlagene Identifizierung<br />

zutrifft. - Hiermit wird auch die Angabe, Iskandar Muda sei um<br />

1590 geboren, ihrer Stütze beraubt.<br />

Iskandar Muda wurde aber möglicherweise mehrere Jahre vor 1590<br />

geboren. Dies ergibt sich aus einer Tagebuchnotiz des englischen Geist-<br />

172<br />

lichen Patrick Copland , der 1613 vermerkte: "This king of Achen is<br />

... of thirty two yeares" ... Copland befand sich damals mit der Plotte<br />

des englischen Kapitans Th. Best in Atjeh.<br />

Sultan Iskandar Muda,<br />

auf den sich die Notiz bezieht, bereitete den Englandern einen ausnehmend<br />

freundlichen Empfang. Best wurde sogar wahrend seines Auf enthaltes<br />

in den atjehschen Adelsstand erhoben.<br />

Copland, ein Zeitgenosse des Sultans,<br />

gehorte demnach zu einer Gruppe von Auslandern, die unter sehr<br />

ehrenvollen Bedingungen am Hofe verkehrten. Man sollte deshalb erwarten,<br />

daB er auch über gute einheimische Informanten verfügte; ob jedoch<br />

deren Wissen den Tatsachen entsprach, ist unbekannt. - Iskandar Muda<br />

wurde demnach um 1581 geboren. - Die Angabe des Copland<br />

eine Passage in der Hikajat<br />

wird durch<br />

Atjeh (Hs. S. 77 ff) bestatigt; es heiBt<br />

dort, daB die Eltern des Iskandar Muda zur Zeit des Sultans Ala ad-<br />

Din (Mansur Sjah) heirateten. Dieser regierte von 1579 bis ca. 1586.<br />

Iskandar Muda ware hiernach zwischen 1580 und 1587 geboren<br />

Nimmt man nun mit der Hikajat<br />

worden.<br />

Atjeh an, die Gesandtschaft habe<br />

10 Jahre nach der Geburt des Iskandar Muda stattgefunden, so konnte<br />

sie zwischen etwa 1590 und 1597 eingetroffen sein. Akzeptiert man 1590<br />

als Geburtsdatum, dann konnte sie auch noch um 1600 erfolgt sein.<br />

Der zweite Hinweis auf den Zeitpunkt der Gesandtschaft besagt,<br />

sie habe wahrend der Regierungszeit des Ala ad-Din Riajat Sjah stattgef<br />

unden. Aus den auf S. 21 ff dargelegten Gründen ist es jedoch<br />

möglich, dessen Herrschaft prazise zu datieren, weil beispielsweise<br />

nicht<br />

für seine Inthronisierung Daten zwischen 1586 und 1596 genannt werden.<br />

Es ist nicht ausgeschlossen, daB er schon 1586 Regierungsgewalt besaB,<br />

und wir wissen, daB er 1604 von seinem<br />

wurde. Als Alleinherrscher, so .erscheint er an dieser<br />

Sohn und Mitregenten abgesetzt<br />

Hikajat Atjeh, regierte er vermutlich von 1589 bis 1602.<br />

Stelle in der<br />

172 Copland, Tractate S. 153<br />

56


Aus beiden erwahnten Hinweisen lassen sich somit annahernd dieselben<br />

Zeitspannen erschlieBen (1590-1597 (um 1600?); bzw. 1589-1602).<br />

Eine Bestatigung finden die genannten Daten durch die Ausführungen im<br />

Kapitel "Historischer Oberblick" (S.27-51). Dort wird dargelegt, daB<br />

die Portugiesen zwischen etwa 1540 und 1596 unter anderem die Eroberung<br />

Atjehs vorbereiteten, um dort eine Pestung anzulegen. Schon seit<br />

1587 war es aber in dem atjehsch-portugiesischen Verhaltnis zu einer<br />

Entspannung gekommen, welche bis 1605 dauerte. In dieser Zeit des Waffenstillstandes<br />

boten die Atjeher den Portugiesen wahrend der Jahre um<br />

die Jahrhundertwende (wenigstens) zwei Mal eine Pestung an, und die<br />

Portugiesen verhandelten drei Mal (höchstwahrscheinlich aber fünf Mal<br />

oder noch öfter), um eine andere, für sie günstiger gelegene Festung<br />

zu erhalten. Erst ab 1506 unternahmen die Portugiesen neue Versuche,<br />

Atjeh militarisch zu besetzen. - Durch das Friedensangebot der Atjeher<br />

an D. Paulo de Lima (1587) muB mit Verhandlungen ab 1587 gerechnet<br />

werden. Die eigentliche Zeit der Entspannung, und nur in dieser hatten<br />

Verhandlungen um eine Festung erfolgreich abgeschlossen werden können,<br />

begann erst .in der Mitte der neunziger Jahre. Es ist demnach wenig<br />

wahrscheinlich, daB auBer zwischen 1595 und 1605 Verhandlungen um eine<br />

Festung geführt würden. Auch die in der Hikajat Atjeh geschilderte Gesandtschaft<br />

ist vermutlich zu dieser Zeit erfolgt.<br />

57


4. Die Personen der Gesandtschaft<br />

GemaB der Hikajat Atjeh bestand die Gesandtschaft aus den Diplomaten<br />

Dong Dawis und Dong Tumis, welche von dem Stallmeister Sinjor<br />

Bangka begleitet würden. In einer Anmerkung zu Hs. S. 171 schreibt<br />

Iskandar mit Bezug auf den Namen Bangka: " er staat als b (of m).ngk..".<br />

Die Lesung "Bangka" ist demnach zweifelhaft. - In dem "Dong" erkennt<br />

man die Bezeichnung Don oder besser Dom, da es sich um eine portugiesische<br />

Abordnung handeln soll. Dom war ein Titel, der hohe Abstammung<br />

kennzeichnete und nur Adligen oder dem König selber zustand; in der<br />

Schreibung wurde er vor den Vor- und Pamiliennamen gesetzt. "Sinjor"<br />

ist die Wiedergabe des portugiesischen Senhor und deutet auf die niedrigere<br />

Rangstufe des Stallmeisters gegenüber seinen Vorgesetzten.<br />

Die Namen Dawis und Tumis muten nicht sehr portugiesisch an. AuBerdem<br />

würde man bei portugiesischen Edelleuten einen langeren Namen erwarten,<br />

wenn man nicht annehmen will, daB entweder Dawis und Tumis Vorna-<br />

173<br />

men waren, wie John Davis auch von Don Alfonso spricht, oder daB<br />

Dawis und Tumis nicht adlig, sondern bürgerlich waren und ihnen der<br />

Verfasser der Hikajat Atjeh den Titel Dom beilegte, um die zwei Gesandten<br />

des machtigen Herrschers in Portugal ehrenvoll von ihrem Stallmeister,<br />

einem Senhor, zu unterscheiden.<br />

174<br />

Djajadiningrat ' vermutet in dem Dong Dawis die Person des wohlbekannten<br />

englischen Südsee-Steuermanns John Davis. Dieser unternahm<br />

um die Wende des 16. zum 17- Jahrhundert mehrere Fahrten in die Südsee.<br />

Er fuhr sowohl für hollandische als auch englische Auftraggeber und war<br />

als Kenner der Gewasser und<br />

der Handelsmöglichkeiten sehr geschatzt.<br />

Als am 15. Marz 1598 der hollandische Reeder und Kaufmann Balthazar<br />

de Moucheron zwei Schiffe auf eine Südseereise schickte, war Davis auf<br />

ihnen als Obersteuermann angestellt. Es war die erste hollandische Flot-<br />

175<br />

te, welche Atjeh anlief; sie erreichte Nord-Sumatra am 21. Juni 1599 •<br />

Nun berichtet aber die Hikajat Atjeh nicht von einem, sondern von<br />

zwei Diplomaten, die gleichzeitig eintrafen und gemeinsam ihre Mission<br />

durchführten. Zur zweiten Person, Dong Tumis, gab Djajadiningrat keine<br />

176<br />

Erklarung. Auch van der Linden ' konnte Dawis und Tumis nicht identi-<br />

173 Davis, Briefe Relation S. 314<br />

174 Djajadiningrat, Critisch Overzicht S. 170<br />

175 Davis, Briefe Relation S. 312<br />

176 Linden, Europeaan S. 458<br />

58


fizieren. - Sollte tatsachlich die in der Hikajat Atjeh geschilderte<br />

Gesandtschaft in einer Beziehung zu dem englischen Steuermann stehen,<br />

dann muB versucht werden, "Dong Tumis" als eine Person in der naheren<br />

Umgebung des Davis festzustellen.<br />

Aus dem Tagecuch des John Davis'' 7 '' über seine erste<br />

Südsee geht<br />

Reise in die<br />

hervor, daB sich bei ihm an Bord ein gewisser Master Tomkins<br />

befand, der ebenfalls Englander war. Tomkins stand gleich Davis<br />

in<br />

einer höheren Position, denn Davis erwahnt mehrmals, daB Tomkins<br />

ihn begleitete. Berücksichtigt man die strengen Rangunterschiede an<br />

Bord, so scheint es ausgeschlossen, daB Tomkins ein Mitglied der Mannschaft<br />

war. Das gemeinsame Auftreten von Davis und Tomkins geht<br />

beispielsweise<br />

aus der Schilderung hervor, die Davis von den Ereignissen<br />

des 11. September 1599 auf der Reede von Atjeh gibt. Der Oberbefehlshaber<br />

der beiden hollandischen Schiffe,<br />

an Bord<br />

Cornelis de Houtman, empfing<br />

eine Gruppe Atjeher; diese begannen, mit den Hollandern ein<br />

Fest zu feiern und hatten unter die von ihnen mitgebrachten<br />

Speisen<br />

ein leichtes Gift gemischt, so daB viele Hollander wie von Sinnen auf<br />

und ab liefen und nicht mehr erkennen konnten, was mit ihnen geschah.<br />

In diesem Augenblick wurden die Schiffe von bewaffneten Atjehern angegriffen.<br />

Allerdings hatten Davis und einige andere bereits vorher Verdacht<br />

geschöpft und sich entsprechend vorgesehen und gerüstet. Dieser<br />

Umsicht und dem entscheidenden<br />

Eingreifen des Davis hatten es die Hollander<br />

zu danken, daB sie die Herrschaft über ihre Schiffe nicht verloren<br />

und die Atjeher zurückschlagen konnten. - Davis berichtet nun,<br />

daB er bei dem erwahnten Festessen zusammen mit Master Tomkins und dem<br />

Sjahbandar<br />

(Hafenvorsteher) speiste: "Wahrend des Festessens schickten<br />

der Sjahbandar und sein Sekretar nach mir, und Master Tomkins beglei-<br />

1*78<br />

tete mich" ... '°. In dem anschlieBenden Gefecht kampfte er gemeinsam<br />

mit Tomkins gegen die Atjeher: "Plötzlich ... stürzten sie sich auf<br />

uns, ermordeten unseren Kapitan und erschlugen einige andere; Master<br />

Tomkins, ich und ein Pranzose verteidigten das Heek" ,..'' 79 . "ich<br />

sprang vom Heek (-Kastell), um sie zu verfolgen. Als Master Tomkins<br />

mir nachsprang, kam ein Türke aus der Kajüte und verwundete ihn schwer;<br />

sie kampf ten miteinander um ihr Leben. Als ich das sah, stieB ich mei-<br />

1RO<br />

nen Degen in den Türken" — . Der Sultan von Atjeh hatte vor diesen<br />

177 Davis, Briefe Relation S. 306 ff<br />

178 Davis, Briefe Relation S. 315 (von mir übersetzt)<br />

179 Davis, Briefe Relation S. 316 (von mir übersetzt)<br />

180 Davis, Briefe Relation S. 316 (von mir übersetzt)<br />

59


Ereignissen Houtman mehrmals gebeten, er möge ihm die sich an Bord befindlichen<br />

Englander senden, weil er sich mit ihnen unterhalten wollte:<br />

"Der<br />

König ... sagte zu unserem Kapitan: "Warum kommt der englische<br />

Steuermann nicht zu mir?" (Denn er (der Kapitan Houtman) lieB weder<br />

181<br />

mich noch Master Tomkins an Land)" ...<br />

Davis und Tomkins traten also gemeinsam auf und mögen durch die<br />

erregenden Vorfalle im Hafen den Atjehern als "Paar" in Erinnerung geblieben<br />

sein. Sollte eine Identitat zwischen Tumis und Tomkins bestehen,<br />

dann muB eine Verstümmelung des Namens Tomkins zu Tomis (> Tumis)<br />

stattgefunden haben. Dies erscheint nicht unmöglich, wenn man bedenkt,<br />

daB Namen in jener Zeit meist mündlich weitergegeben würden; der Verfasser<br />

der Hikajat Atjeh hatte den auslandischen Namen vielleicht<br />

auf Umwegen erfahren. - Auch der Wechsel des Vokals o zu u scheint im<br />

Bereich des Möglichen, zumal die Hikajat Atjeh<br />

(jedenfalls in den Iskandar<br />

vorliegenden<br />

erst<br />

Handschriften) in arabisch-persischer Schrift geschrieben<br />

war, welche beide Vokale mit dem gleichen Zeichen notiert.<br />

Aus einem Tomis mag so ein Tumis geworden sein.<br />

Eine weitergehende<br />

Identifizierung von Dawis/Tumis mit Davis/Tomkins<br />

ist mir nicht möglich. Der Text<br />

die<br />

schreibt Dong Dawis und Dong Tumis<br />

Rollen portugiesischer Gesandter zu, welche im Namen ihres Königs<br />

um Überlassung einer Pestung verhandeln. Es ist jedoch nicht bekannt,<br />

daB die beiden Englander in portugiesischem Auftrag nach Atjeh fuhren;<br />

182<br />

im Gegenteil, Davis reiste in englischem Auftrag . Perner ist nicht<br />

bekannt, daB Davis in englischem Auftrag um eine Pestung verhandelte.<br />

Auch von einem Pferdewettkampf liest man bei Davis oder Houtman nichts.<br />

Überprüft man die weiter oben ausführlicher dargestellten portugiesischen<br />

Gesandtschaften, so ergibt sich ebenfalls kein Anhaltspunkt für<br />

eine Identifizierung; 1599 trafen Affonso Vicente und spater Simao Nunes<br />

ein; 1600 kamen Amaro und 1601 André Furtado de Mendoza. Der Botschafter<br />

aus dem Jahre 1602 ist zwar nicht genannt, wird aber als eine Person<br />

geschildert. Allein diese Namen lassen einen Vergleich mit Dawis/<br />

Tumis nicht zu. So laBt<br />

sich nur folgern, daB die Hikajat Atjeh auf<br />

eine andere als die eben genannten Gesandtschaften Bezug nimmt.<br />

Ich möchte aber vermuten, daB in dieser Schilderung der Hikajat<br />

Atjeh mehrere erfolglose portugiesische Missionen ihren Niederschlag<br />

gefunden haben. Um Details weiterer Ereignisse bereichert (Pferdegeschenk,<br />

Pferdewettkampf, Davis und Tomkins), ergab sich hieraus ein<br />

vorzüglicher Stoff für das Panegyrikon eines energischen, erfolgreichen<br />

und körperlich gewandten<br />

Herrschers.<br />

181 Davis, Briefe Relation S. 314 (von mir übersetzt)<br />

182 Davis, Brief an den Earl of Essex vom 1.6.1600<br />

60


UBERSETZUNG DER <strong>HIKAJAT</strong> <strong>ATJEH</strong><br />

Dies ist die Geschichte der Radja von Atjeh seit Anbeginn ihrer<br />

Geschlechterabfolge.<br />

183<br />

1 ... auch vom Fleisch des gejagten Wildes .<br />

Nun<br />

geleitete man Radja Indera Sjah zum Radja von China,<br />

der ihn ehrte und ihm das Erbe des Radja Iskandar übergab. Der<br />

Radja von China befahl,<br />

einen Palast im Garten des Palastes zu<br />

errichten, und gab Radja Indera Sjah Arekanüsse. Darauf lieB<br />

sich Radja Indera Sjah (dort) für die Dauer seines Aufenthaltes<br />

mit allen seinen Inangda und Kakanda nieder, und die Hofdamen<br />

1 8 5<br />

warteten ihm auf.<br />

Der Erzahler berichtet: Radja Indera Sjah hatte eine Gemahlin<br />

mit Namen Prinzessin Nur Kamarain. Wahrend er sich in China<br />

befand, wurde Prinzessin Nur Kamarain schwanger. Als nach einiger<br />

Zeit der neunte Monat ihrer Schwangerschaft gekommen war,<br />

gab Gott, der Erhabene, dem Herzen der Prinzessin eine Uberlegung<br />

ein: "Es ware gut, wenn ich das Kind in diesem Lande zur<br />

Welt<br />

bringe, denn mein Kind ist ein Nachkomme machtiger Radja/...<br />

(Textlücke)<br />

2 ... leuchten. Staunend sah es Radja Sjah Muhammad und befahl,<br />

183 Die Hikajat Atjeh ist in der vorliegenden Form nicht vollstandig,<br />

weil in den Iskandar zur Verfügung stehenden Handschriften<br />

sowohl Anfang und Ende der Erzahlung wie auch Stellen im Text<br />

fehlten. Für die Ubersetzung habe ich die von Iskandar angegebene<br />

Paginierung übernommen und durch das Zeichen / mit der dazugehörigen<br />

Seitenzahl (am Textrand) wiedergegeben<br />

184 Nicht übersetzte Fachwörter werden, soweit möglich, im Fremdwort-<br />

Glossar erlautert<br />

185 dajang-dajang; aus der Gegend südöstlich des Korintji-Sees berichtet<br />

Schnitger: "The dajang-dajang are <strong>the</strong> property of <strong>the</strong><br />

poesakas (Familien-Erbstücke). Formerly <strong>the</strong>y were public women<br />

who while dancing made <strong>the</strong>mselves tipsy by drinking great quantities<br />

of palm wine. Some of <strong>the</strong>m became possessed by spirits<br />

and uttered confused cries, which were supposed to be a message<br />

from <strong>the</strong> gods ... It appears that formerly <strong>the</strong> dajang-dajang<br />

and ... were entrusted with <strong>the</strong> care of <strong>the</strong> poesakas. The chief<br />

gave <strong>the</strong>m a part of his income but <strong>the</strong>y had to collect it <strong>the</strong>mselves.<br />

They formed a special caste and were held in bad repute.<br />

Now this condition has ceased to exist."<br />

(Schnitger, Forgotten Kingdoms S. 173)<br />

186 melihat dia; hier zweifellos auf gemerlap (leuchten) bezogen.<br />

61


den Bambus zu fallen und zu spalten. Mit Willen Gottes, des über<br />

allem Erhabenen, kam aus dem Bambus ein sehr schönes Madchen hervor,<br />

gebürtig aus dem Geschlecht der Feen. Ihr Antlitz glich dem<br />

Vollmond, und in ihrem Auftreten gab es nicht ihresgleichen. Da<br />

war Radja Sjah Muhammad sehr erfreut. Die Prinzessin beugte sich<br />

scheu, weil sie den Radja sah. Radja Sjah Muhammad sprach zu ihr:<br />

"Prinzessin, warum seid Ihr so verschamt, wenn Ihr mich anschaut?<br />

Dadurch, daB Gott, der über allem Erhabene, heute das Zusammentreffen<br />

zwischen Euch und mir hat zustandekommen lassen, sollte<br />

offenbar werden, daB unsere Begegnung schicksalhaft (bestimmt)<br />

ist."<br />

Radja Sjah Muhammad gebot darauf, die Prinzessin auf einen<br />

Elefanten zu heben, der einen überdachten Sitz trug, und befahl<br />

den Hofdamen, sie zu begleiten. Als die Prinzessin den Palast<br />

3 erreichte,/ wurde sie von seinen Inangda und Kakanda ehrenvoll<br />

empfangen; auch seine Eltern waren sehr erfreut, die Feenprinzessin<br />

zu sehen. Sultan Munawwar Sjah lieB nun Festlichkeiten für<br />

die Hochzeit von Radja Sjah Muhammad mit Prinzessin Dewi Indera<br />

veranstalten, welche eine weiBblütige Fee und eine Radja des Himmels<br />

war.<br />

187<br />

An einem Tage, von einem Donnerstag an , vermahlte sich<br />

Radja Sjah Muhammad mit der himmlischen Prinzessin Dewi Indera.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, besaB Radja<br />

Sjah Muhammad einige Zeit spater zwei Kinder, einen Sohn mit Namen<br />

Sultan Ibrahim Sjah und eine Tochter mit Namen Prinzessin<br />

Sapiah.<br />

Der Erzahler berichtet: Die Prinzessin hatte am Körper,<br />

4 rechts unter dem Kinn, (ein) sehr langes, schneeweiBes Haar.<br />

Radja Sjah Muhammad freute sich nicht über den Anblick dieses<br />

Haares und sprach eines Tages zu Prinzessin Dewi Indera: "Prinzessin,<br />

reiBt das Haar unter Eurem Kinn aus, denn ich finde es<br />

nicht schon." Da antwortete Prinzessin Dewi Indera: "Majestat,<br />

wenn das Haar aus meinem Körper gezogen wird, kommt es bestimmt<br />

zu einer Trennung zwischen uns beiden." Radja Sjah Muhammad<br />

schwieg, als er die Worte der Prinzessin vernahm.<br />

18? daripada hari Chamis-, die Heiratszeremonie erstreckt sich nach<br />

atjehschem Brauch über 7 Tage. Erst in der siebenten Nacht wird<br />

die Ehe vollzogen. (Kreemer, Atjeh II, S. 323 u. 332; Loeb/<br />

Heine-Geldern, Sumatra, S. 236)<br />

62


Einige Zeit spater erging sich Radja Sjah Muhammad an irgendeinem<br />

Ort; Prinzessin Dewi Indera hatte sich zu dieser Zeit in<br />

ihrem Schlafgemach zur Ruhe gelegt und war eingeschlafen. Da kam<br />

mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, Radja Sjah Muhammad<br />

herbei und suchte die Prinzessin. Er ging zu ihrem Bett / und<br />

5 fand sie in tiefem Schlafe. Radja Sjah Muhammad dachte: "Jetzt<br />

kann ich das Haar unter dem Kinn der Prinzessin herausziehen",<br />

und zog es heraus. Nachdem er das Haar ausgerissen hatte, traten<br />

aus der Pore (in welcher das Haar gewachsen war) drei weiBe Bluttropfen<br />

hervor, worauf die Prinzessin erschrak und starb. Als nun<br />

Radja Sjah Muhammad sah, daB Prinzessin Dewi Indera tot war, machte<br />

er sich Vorwürfe.<br />

Einige Zeit darauf ergötzte sich Radja Sjah Mahmud, der<br />

Bruder von Radja Sjah Muhammad, mit seinem Volk zu Seratjan, wo<br />

er einen sehr groBen und sehr tiefen Teich erblickte, dessen Wasser<br />

ganz klar und dessen Sand so weiB wie feine Perlen waren. In<br />

ihm wuchsen Djengkelenar-Blumen, und am üfer des Teiches gediehen<br />

6 einige der schönsten Blumen und Prüchte. / Radja Sjah Mahmud fand<br />

hieran groBen Gefallen und wollte den Teich nicht verlassen. Er<br />

befahl, an einer Stelle ein Rasthaus zu errichten, welches am<br />

Ufer erbaut werden sollte.<br />

Einige Zeit weilte der Radja dort. Als er sich an einem Donnerstagabend<br />

in der Nahe des Teiches erging, sah er Himmelsfeen<br />

herabschweben, welche in dem Teich baden wollten. Jede legte ihre<br />

Plugjacke gesondert für sich unter einen Baum am Teichufer, und<br />

dann gingen alle sieben Himmelsfeen zum Teich hinab, um zu baden.<br />

Radja Sjah Mahmud war überrascht, als er dies sah. Nach dem Bade<br />

nahm jede der Himmelsfeen ihre Plugjacke, und als sie diese angezogen<br />

hatten, flogen sie hoch hinauf in die Luft, so daB sie<br />

nicht mehr zu sehen waren./<br />

7 Jeden Donnerstagabend geschah das gleiche. Radja Sjah Mahmud<br />

war sehr erstaunt, die Gestalt der Himmelsfeen zu sehen und überlegte<br />

immerzu, um eine List zu finden, mit der er sie fangen konnte.<br />

Zwei oder drei Mal hatte sich das Ereignis wiederholt, als<br />

Radja Sjah Mahmud durch Gott, den über alles Erhabenen, der Rat<br />

züteil wurde, sich ihrer (Plug-) Jacken zu bemachtigen.<br />

An einem Donnerstagabend kamen die Himmelsfeen wieder zum<br />

Teich, um ihr Bad zu nehmen, so wie sie es schon früher getan<br />

hatten. Jede Himmelsfee legte ihre Plugjacke auf einen besonderen<br />

Platz, wonach sie (zum Wasser) hinabgingen und unter SpaBen und<br />

Scherzen badeten. Radja Sjah Mahmud naherte sich darauf, um seine<br />

63


List auszuführen, und nahm die Jacke der jüngsten Prinzessin.<br />

Schnell ging er dann fort und versteckte die Jacke; er selber<br />

8 verbarg sich an einer geschützten Stelle nahe dem / Teiche.<br />

Der Erzahler berichtet: Nachdem die sieben Prinzessinnen ihr<br />

Bad genommen hatten, stiegen sie ans Ufer, und jede nahm ihre<br />

Jacke. Da sah die jüngste Prinzessin, daB ihre Jacke nicht an der<br />

Stelle war, an der sie sie niedergelegt hatte, wohingegen alle<br />

übrigen sechs Prinzessinnen ihre Jacken vorfanden. Als sie das<br />

sahen, erstaunten sie. Die jüngste Prinzessin begann zu weinen,<br />

und dann weinten alle sieben (Himmelsfeen) miteinander. Radja<br />

Sjah Mahmud kam nun herbei. Als die sechs Prinzessinnen den Radja<br />

kommen sahen, umarmten und küBten sie ihre Schwester und sprachen:<br />

"Diesmal müssen wir uns von der jüngsten Prinzessin trennen",<br />

worauf sie in den Luftraum zurückflogen.<br />

9 Als nun Radja Sjah Mahmud zu der Prinzessin trat, / war sie<br />

verwundert und weinte. Da sprach er verschiedenes zu ihr mit Worten<br />

voller Rat und solchen, die das Herz der Prinzessin rührten;<br />

aber die Prinzessin schwieg. Der Radja sprach darauf: "Prinzessin,<br />

ergebt Euch in den Willen Gottes, des Erhabenen, denn Gott, der<br />

über allem Erhabene, hat offenbar werden lassen, daB unser Zusammentreffen<br />

von Ewigkeit her bestimmt ist." Hierauf antwortete die<br />

Prinzessin: ""Ihr habt recht."<br />

Radja Sjah Mahmud gebot nun, einen Elefanten mit überdachtem<br />

Sitz zu holen. Nachdem dieser eingetroffen war, lieB er die Prinzessin<br />

aufsitzen und befahl den Hofdamen, sie zu begleiten. Nun<br />

10 kehrte Radja Sjah Mahmud in sein Land Lamri zurück und / führte<br />

die Peenprinzessin mit sich. Wahrend die Prinzessin den Palast<br />

erreichte, kamen alle Inangda und Kakanda des Radja herbei, um<br />

sie ehrenvoll zu begrüBen und in den Palast zu führen.<br />

Als die Eltern des Radjas die jungfrauliche, himmlische<br />

Prinzessin eintreffen sahen, freuten sie sich sehr. Sultan Munawwar<br />

Sjah dankte Gott, dem über allem Erhabenen, weil er sah, daB<br />

seine beiden Kinder eine himmlische Prinzessin erhalten hatten,<br />

und er befahl, wahrend sieben Tagen und sieben Nachten (Hochzeits-)<br />

Festlichkeiten zu veranstalten. An einem Montag vermahlte sich<br />

Radja Sjah Mahmud mit Prinzessin Medini Tjandera.<br />

11 Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, / gebar die<br />

Prinzessin nach einiger Zeit zwei Kinder, einen Knaben mit Namen<br />

Radja Sulaiman Sjah und ein Madchen mit Namen Prinzessin Arkiah.<br />

Einmal sprach die Prinzessin zu Radja Sjah Mahmud:"Wenn Ihr<br />

64


mich liebt, dann bitte ich Euch, daB Ihr niemals meinen Kindern<br />

als "Geisterkinder" oder "Nymphenkinder" flucht." Radja Sjah<br />

Mahmud antwortete: "So Gott, der Erhabene, will, werde ich Eure<br />

Worte befolgen und ihrer eingedenk sein."<br />

Aber mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen,<br />

vergaB<br />

Radja Sjah Mahmud nach einer Weile die Worte der Prinzessin. Als<br />

der Radja einst Platz genommen hatte und die noch kleinen Kinder<br />

an der Seite ihrer Eltern saBen, scherzten jene miteinander und<br />

berührten dabei die Schulter des Vaters. Da wurde Radja<br />

188<br />

Sjah<br />

Mahmud zornig und fluchte seinen Kindern: "Ihr Geister- und<br />

Nymphenkinder, warum benehmt ihr euch so?" - Als Prinzessin Medini<br />

12 Tjandera hörte, / daB Radja Sjah Mahmud ihren Kindern auf diese<br />

Weise fluchte, wurde sie sehr zornig und hatte nichts anderes mehr<br />

im Sinn, als ihre (Flug-) Jacke zu suchen; es gelang ihr schlieBlich,<br />

diese unter dem Herd in einem Bambusbehalter zu finden. Sie<br />

nahm die Jacke, wusch sie und zog sie an. Ihre beiden Kinder beweinend,<br />

flog sie nun auf den First des Palastes, worauf Radja<br />

Sjah Mahmud herbeieilte; sie sprach zu ihm: "Radja, bleibt mit<br />

den Kindern hier. Ich kehre zu meinen Geschwistern zurück." Dann<br />

flog sie zu einer Kokospalme, aber von dort flog sie wieder auf<br />

den First des Palastes zurück; dies tat sie zwei oder drei Mal<br />

aus Schmerz und Liebe zu ihren Kindern. SchlieBlich flog sie<br />

(hoch) in den Luftraum, bis sie dem Bliek von Radja Sjah Mahmud<br />

entschwand. Dieser war sehr betrübt, er weinte, klagte sich an /<br />

13 und gab sich die Schuld, seinen Kindern als "Geisterkindern" geflucht<br />

zu haben.<br />

Sultan Munawwar Sjah rief eines Tages Radja Sjah Muhammad<br />

und Radja Sjah Mahmud zu sich und sprach: "Ihr meine beiden Söhne,<br />

ich möchte meine zwei Enkel mit ihren jeweiligen Kusinen<br />

189<br />

verhei-<br />

raten , solange ich noch am Leben bin." Beide Radja sprachen<br />

ehrerbietig zu ihrem Vater: "Majestat, was auch immer Euer Befehl<br />

sei, wir werden ihm nicht zuwiderhandeln." Sultan Munawwar Sjah<br />

war über die Antwort seiner zwei Söhne erfreut.<br />

Einige Tage darauf lieB Sultan Munawwar Sjah die Hochzeits-<br />

188 Verbot, den Herrscher zu berühren? Vgl. Sejarah Melayu, Winstedt/<br />

Blagden, Malay Reader S. 65<br />

189 marilah tjutjuku jang kedua ini kududukkan sai-sainja; sai =<br />

gegabelter Stock, mit dem der Übeltater gegen eine Wand gepreBt<br />

wird (Wilk.). Wie aus dem folgenden ersichtlich, handelt es sich<br />

um eine Überkreuzheirat der vier Enkelkinder<br />

65


feierlichkeiten veranstalten. Beide Radja erfreuten sich mit<br />

ihrem gesamten Volk und allen Palastbewohnern wahrend sieben<br />

Tagen und sieben Nachten (an dem Pest).<br />

Sultan Munawwar Sjah verheiratete seinen Enkel, den Sohn<br />

des Radja Muhammad namens Radja Ibrahim Sjah, mit seiner Enkelin<br />

Arkiah. Einige Tage spater verheiratete er seinen Enkel, den Sohn<br />

des Radja Sjah Mahmud namens Sulaiman Sjah, mit seiner Enkelin /<br />

14 Sapiah.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, hatte Radja ...<br />

(Textlücke) Sjah einige Zeit darauf zwei Söhne, von denen der<br />

eine Radja Muzaffar Sjah und der andere Radja Sjamsu Sjah hieB.<br />

Es verhalt sich so, wie die oben erwahnte Geschichte zeigt,<br />

daB sowohl Radja Munawwar Sjah, der Radja im Lande Lamri war, und<br />

der die Peenprinzessin mit weiBem Blut, eine Radja des Himmels,<br />

erhielt, als auch der Radja, welcher die Peenprinzessin mit wei­<br />

Bem Blut, eine Radja des Himmels, in Seratjan erhielt, von Radja<br />

Iskandar<br />

Dzulkarnain abstammen.<br />

Der Erzahler sagt: Seine Majestat, der gesegnete Sultan<br />

Perkasa Alam Djohan stammt (erstens) aus dem Geschlecht seiner<br />

Hoheit des Radja, der die Peenprinzessin mit weiBem Blut, eine<br />

Radja des Himmels, erhielt, welcher seinerseits ein Abkömmling<br />

aus dem Geschlecht und der Pamilie des Radja Iskandar Dzulkarnain<br />

war; und (zweitens) aus dem Geschlecht und der Pamilie, welche<br />

15 von der Feenprinzessin / mit weiBem Blut, der Radja des Himmels,<br />

abstammte, die ihrerseits aus dem Geschlecht und der Pamilie des<br />

Wischnu, des höchsten aller Herrscher des Himmels, hervorging;<br />

denn ebenso, wie Dasarata Maharadja einstmals als Mutter von Seri<br />

Rama eine Prinzessin namens Mandaduri aus einem Bambusstock er-<br />

191<br />

hielt , so erhielt auch einstmals Radja Sjah Muhammad, der Ahnherr<br />

von seiner Majestat, Sultan Perkasa Alam, eine Peenprinzessin<br />

mit weiBem Blut, eine Radja des Himmels, aus einem Bambusstock.<br />

Der Erzahler sagt: Wenn Gott, der über allem Erhabene, als<br />

Beweis seiner Gunst irgendeinem Radja eine Feenprinzessin aus<br />

einem Bambusstock zur Gemahlin gibt, dann stammt diese gewiB von<br />

190<br />

190 berdaulat<br />

191 Anspielung auf eine Episode aus der Hikajat Seri Rama. Eine englische<br />

Ubersetzung (von W. E. Maxwell) der entsprechenden Textstelle<br />

findet sich in MBRAS (33.2) 1960, S. 168<br />

66


Wischnu ab. Der Ursprung des Geschlechtes seiner Majestat, des<br />

gesegneten Sultans Perkasa Alam Djohan, seitens seines Vaters<br />

ist so, wie es oben dargestellt wurde.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Es heiBt über den Ursprung des Geschlechtes seitens der<br />

16 Mutter seiner Majestat, des gesegneten Sultans / Perkasa Alam<br />

Djohan, daB Sultan Inajat Sjah, welcher in Dar al-Kamal herrschte,<br />

Sultan Firman Sjah Paduka Marhum zeugte. Dieser zeugte Paduka<br />

Marhum Sajjid al-Mukammil, welcher Paduka Sjah Alam zeugte, die<br />

Mutter seiner Majestat, des gesegneten Sultans Perkasa Alam Djohan.<br />

Es verhalt sich auch so, daB Radja Muzaffar Sjah, der die<br />

gleichen Eltern wie Radja Munawwar Sjah besaB, Radja Sjamsu Sjah<br />

zeugte. Dieser zeugte Sajjid al-Marhum; dieser zeugte Paduka Marhum,<br />

welcher Marhum Muda zeugte.<br />

Der Erzahler sagt: Radja Muzaffar Sjah, der Radja in Makota<br />

Alam war, ist der Vater des GroBvaters von Perkasa Alam vaterlicherseits,<br />

und Radja Inajat Sjah, der Radja in Dar al-Kamal war,<br />

ist der Vater des GroBvaters von Perkasa Alam mütterlicherseits.<br />

Alle kühnen Hulubalang und das ganze unzahlbare Volk des Landes<br />

Atjeh Dar as-Salam waren (damals) in zwei Gruppen gespalten. Die<br />

Grenze zwischen beiden Parteien bildete ein FluB; die eine Halfte<br />

gehorte dem Radja von Makota Alam, die andere dem Radja von<br />

1? Dar al-Kamal. Radja Muzaffar Sjah führte / fortwahrend mit Radja<br />

Inajat Sjah Krieg. Die Kampfe dauerten lange Zeit an; es konnte<br />

jedoch niemand den Sieg davontragen, so daB schlieBlich Jahrzehnte<br />

darüber verstrichen.<br />

Der Erzahler sagt: Radja Muzaffar Sjah besaB in der Bucht<br />

von Lamri eine von den Portugiesen eroberte Kanone, die er nun<br />

im Krieg gegen Dar al-Kamal einzusetzen befahl. Als Sultan Inajat<br />

Sjah und seine Hulubalang die Nachricht von der Kanone horten,<br />

sprachen sie: "Warum sollen wir diesen Feuerfurzer fürchten?" Die<br />

Uberbringer der Neuigkeit antworteten ihnen: "Wie kommt es, daB<br />

ihr euch nicht fürchtet? Die Kanone hat namlich Kugeln aus Eisen,<br />

so groB wie Kokosnüsse." Darauf antworteten sie den Uberbringern<br />

der Nachricht: "Wenn es so ist, dann wollen wir Körbe anfertigen;<br />

jedesmal, wenn eine Kanonenkugel herfliegt, werden wir sie mit<br />

den Körben aufhalten."<br />

Der Erzahler sagt: Sie sprachen und handelten nur deshalb so,<br />

weil sie es nicht besser verstanden, weil sie auBerdem mutig waren<br />

67


und weil sie im Inneren des Landes wohnten. Aber Radja Muzaffar<br />

Sjah und seine Hulubalang hatten eine gute Vorstellung (von der<br />

Wirkung der Kanone), denn sie wohnten an der Küste. Zweifellos<br />

würden sie haufig von Auslandern besucht; deshalb besaBen sie<br />

18 eine klare Anschauung. / Die Hulubalang des Radja von Makota Alam<br />

brachten die Kanone nach Dar al-Kamal. Als sie dann die Kanone<br />

abfeuerten, wehrten die Hulubalang von Dar al-Kamal die auf sie<br />

und ihr Kriegsvolk zufliegenden Kanonenkugeln mit den Körben ab,<br />

wobei etliche Köpfe, Leiber und Beine gebrochen würden und Hunderte<br />

der Leute aus Dar al-Kamal starben.<br />

192<br />

Solche Kriegszüge ereigneten sich bis zu zehn Mal , und<br />

dabei erlitten die Hulubalang von Dar al-Kamal durch ihre Unerschütterlichkeit<br />

und Tapferkeit keine Niederlage.<br />

Nun wurde mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, der<br />

die Starke seiner Allmacht zu offanbaren wünschte, durch Gott,<br />

den Erhabenen, dem Herzen des Radja Muzaffar Sjah ein Gedanke eingegeben.<br />

Er sandte seine Botschafter zu Radja Inajat Sjah von Dar<br />

al-Kamal mit dem Auftrag, um die Hand der Tochter des Radja Inajat<br />

Sjah mit Namen Setia Indera zu bitten. Als Radja Indera Sjah diese<br />

freundlichen Worte hörte, gab er seine Zustimmung zur Verschwagerung<br />

mit Radja Muzaffar Sjah.<br />

Die Botschafter des Radja Muzaffar Sjah suchten mehrmals<br />

Radja Inajat Sjah auf und brachten ihm Geschenke von hohem Wert.<br />

Als Radja Muzaffar Sjah von der Zustimmung des Radja Inajat Sjah<br />

19 hörte, / die Geschenke von ihm anzunehmen, freute er sich sehr,<br />

weil es nun unvermeidlich so kommen muBte, wie er gewünscht hatte.<br />

Radja Inajat Sjah war recht sorglos gegenüber Kriegslisten, wie<br />

sie früher üblich waren. Er dachte: "Mein Feind wird dann mein<br />

Freund." Er wuBte nicht, daB Radja Muzaffar Sjah ihn überlisten<br />

wollte.<br />

Eines Tages befahl Radja Muzaffar Sjah seinen Botschaftern,<br />

Radja Inajat Sjah mitzuteilen, er wolle den Brautschatz und alle<br />

kostbaren Geschenke feierlich überbringen, wie es unter sich verschwagernden<br />

Radjafamilien Brauch sei, und er bestimmte den Tag<br />

für die Überbringung des Brautschatzes und der Geschenke. Da freute<br />

sich Radja Inajat Sjah und gab seine Zustimmung für den Tag<br />

der Überbringung des Brautschatzes. Nachdem die Botschafter zurück-<br />

192 perang demikian itu datang kepada berpuluh kali; oder ereigneten<br />

sich "Dutzende" (berpuluh-puluh kali) von Malen?<br />

68


gekehrt waren, traf Radja Inajat Sjah die Vorbereitungen für die<br />

Bewirtung der Begleiter und Uberbringer des Brautschatzes und<br />

schmückte seinen Palast und alles, was (gemaB dem<br />

geschmückt werden muBte.<br />

Zeremoniell)<br />

193<br />

Als der Tag des Verlöbnisses herangekommen war, rüstete<br />

sich Radja Muzaffar Sjah und richtete mehrere der goldenen Zere-<br />

194- /<br />

20 monialwagen / und goldenen Tragesessel her; in allen Zeremonialwagen<br />

und goldenen Tragesesseln verbarg man Waffen - Speere,<br />

195<br />

Lanzen, Rundschilde, Schwerter, Sabel<br />

J<br />

und andere Waffen.<br />

Alles<br />

wurde mit gelbem, goldgemustertem Stoff umhüllt, geradeso, wie es<br />

das<br />

Zeremoniell für die Ausrüstung eines den Brautschatz überbringenden<br />

Radjas vorsieht. Darauf lieB der Radja die Zeremonialwagen<br />

und<br />

Tragesessel nach Dar al-Kamal befördern.<br />

Nachdem man in Dar al-Kamal angekommen war, befahl Radja<br />

Inajat Sjah seinen Hulubalang und Würdentragern, hinauszugehen<br />

und die Hulubalang<br />

zu begrüBen, welche von Makota Alam kamen und<br />

den Brautschatz in einer feierlichen Prozession begleiteten. Als<br />

nun die Zeremonialwagen und die Hulubalang aus Makota Alam den Hof<br />

des Radja Inajat Sjah erreicht hatten und sie gerade durch dessen<br />

Hulubalang begrüBt werden<br />

sollten, nahmen die Hulubalang des Radja<br />

Muzaffar Sjah schnell die Waffen aus den Zeremonialwagen und Tragesesseln.<br />

Mit diesen Waffen töteten, erschlugen und erdolchten die<br />

Hulubalang<br />

aus Makota Alam die Hulubalang von Dar al-Kamal.<br />

21 Der Erzahler sagt: / Die Hulubalang und das Volk von Dar al-<br />

Kamal lagen wie ein Hügel aufgehauft, und ihr Blut strömte wie ein<br />

kleiner FluB. Da war das Reich Dar al-Kamal besiegt, und Radja<br />

Inajat Sjah unterwarf sich Radja Muzaffar Sjah. Alle Reichtümer<br />

und alle militarischen Ausrüstungsgegenstande des Radja Inajat<br />

Sjah ... (Textlücke)<br />

Der Erzahler sagt: Nachdem Atjeh in die Hand von Radja Muzaffar<br />

Sjah gegeben war, entschied er über jegliche Angelegenheiten<br />

der Hulubalang von Atjeh Dar as -Salam und über jegliche Angelegenheiten,<br />

welche das Wohlergehen des Landes Atjeh betrafen.<br />

Als er einige Zeit über das Land Atjeh geherrscht und unter<br />

den Hulubalang und dem Volk von Atjeh Dar as -Salam Recht gespro-<br />

193 hari perdjandjiannja = der Tag, an welchem der (Ehe-) Vertrag<br />

feierlich geschlossen werden sollte<br />

194- perarakan; das Wort kann auch Sanfte bedeuten. Vgl. Hs. 3. 92,<br />

wo p. gezogen, und Hs. S. 98, wo p. getragen wird<br />

195 tombak, lembing, perisai, utar-utar, pedang, sjamsir<br />

69


chen hatte, starb Radja Muzaffar Sjah im Jahre 1513/14. Noch im<br />

gleichen Jahre ging die Herrschaft an seinen Sohn, Sultan Ali<br />

Mughajat Sjah, über.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und ver -<br />

steht am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

22 berichtet: / Wenn Gott, der über allem Erhabene, seine Macht und<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern zeigen will, dann macht er einen<br />

seiner Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja in<br />

einem Lande.<br />

Zu jener Zeit, als Sultan Ali Mughajat Sjah im Lande Dar as-<br />

Salam herrschte, regierte Sultan Ma'arif Sjah im Lande Sjahr Deli.<br />

Nun hatte Sultan Ali Mughajat Sjah zwei Schwestern mit NamenRadja<br />

Mas und Siti ... (Textlücke). Von ihnen hörte Sultan Ma'arif Sjah<br />

in Sjahr Deli, und nachdem er die Kunde von den Prinzessinnen, den<br />

Schwestern des Sultans Ali Mughajat Sjah, vernommen hatte, war er<br />

sehr verliebt.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, schickte Sultan<br />

Ma'arif Sjah einige Zeit spater Brautwerber zu Sultan Ali Mughajat<br />

Sjah. Dieser antwortete: "Wie kann ich meine Schwester Sultan /<br />

23 Ma'arif Sjah zur Gemahlin geben, da Sultan Ma'arif Sjah von geringer<br />

Abkunft ist und dazu noch zusammen mit gewöhnlichen Menschen<br />

speist - wohingegen unser Geschlecht himmlischer Abstammung<br />

ist." Hierauf gingen die Brautwerber zum Sultan in das Land Sjahr<br />

Deli zurück und informierten ihn über die Worte des Sultans Ali<br />

Mughajat Sjah. Als nun Sultan Ma'arif Sjah den Bericht seiner<br />

Brautwerber vernahm, wurde er sehr zornig und schwur beim Namen<br />

Gottes: "Wenn ich nicht das Land Atjeh besiege und Radja Sultan<br />

Ali und seine Schwestern gefangennehme, dann will ich in die'ser<br />

Welt noch nicht heiraten."<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, entsandte Sultan<br />

Ma'arif Sjah seine Botschafter nach Atjeh zu Sultan Ali Mughajat<br />

Sjah. Dort angekommen überbrachten sie ihm alle Worte des<br />

Sultans Ma'arif Sjah. Zum SchluB sagten die Gesandten zu Sultan<br />

Ali": "Majestat, seine Hoheit, der Kakanda, sprach: Falls seine<br />

24 Brautwerbung abgelehnt werden sollte, / dann mögt Ihr, Majestat,<br />

Eure Stadt befestigen, um den Angriff der Hulubalang von Sjahr<br />

Deli abzuwehren, denn seine Hoheit, der Kakanda, wird nach Atjeh<br />

kommen. Weiterhin lauten die Worte seiner Hoheit, des Kakanda:<br />

Ich werde das vornehme Adelsgeschlecht demütigen und das hochmütige<br />

Volk erniedrigen."<br />

70


Wit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, zog Sultan<br />

Ma'arif Sjah einige Zeit spater seine Hulubalang und sein unzahlbares<br />

Volk zusammen und versah sich mit vielen seiner Elèfanten,<br />

Pferden und Waffen. Dann brach Sultan Ma'arif Sjah vom Lande Sjahr<br />

Deli auf und schlug den Weg nach Atjeh ein.<br />

Als Sultan Ali Mughajat Sjah die Nachricht hörte, daB Sultan<br />

Ma'arif Sjah mit seinen Hulubalang und seinem Volk im Hinterland<br />

von Atjeh eingetroffen war, befahl er, die Kanone abzufeuern, um<br />

alles Volk zusammenzurufen und die Waffen bereitstellen zu lassen.<br />

Hiernach brach Sultan Ali auf, gefolgt von seinen Hulubalang und<br />

25 seinem Kriegsvolk, um Sultan Ma'arif / Sjah zu begegnen (und marschierte),<br />

bis er am Oberlauf des Flusses zu einem Rastplatz gelangte,<br />

genannt Dar as-Safa, der am PuBe des Berges Kelas Intan<br />

lag.<br />

Das Kriegsvolk des Sultans Ma'arif Sjah kam in vier Heereszügen:<br />

einer von der Küste, einer von der Höhe des Hügels, einer<br />

vom FluB des Hügels und einer vom FluB des Berges Perawis.<br />

Die ersten des gesamten Kriegsvolkes (,welche auf die Atjeher<br />

stieBen,) waren diejenigen (Truppen) vom Oberlauf der Flüsse; sie<br />

nahmen (sogleich) den Kampf auf. Wahrend der Kampfhandlungen kamen<br />

(ihnen)die Hulubalang und ihre Krieger von der Küste her zu<br />

Hilfe. Beide Armeen lieferten sich nun eine Schlacht; die Truppen<br />

verstrickten sich ineinander, so daB man nicht mehr wuBte, wer zu<br />

welchem Volk gehorte.<br />

Mit Willen Gottes, dee über allem Erhabenen, konnten die<br />

Truppen aus Sjahr Deli die Atjeher nicht besiegen, weil Gott, der<br />

über allem Erhabene, beiden Radja Hilfe gewahrte.<br />

Eines Tages gab Gott, der Erhabene, dem Herzen des Sultan<br />

Ali eine Eingebung. Der Sultan versammelte seine Hulubalang und<br />

fragte: "Wie sollen wir nach eurer Meinung unserem Peinde Widerstand<br />

leisten?" Da sagten die Hulubalang ehrerbietig: "Majestat,<br />

wir werden jeglichen Befehl befolgen." Sultan Ali sprach nun:<br />

"Also werden wir den Kampf für ein paar Tage aussetzen, um die<br />

anderen sorglos zu machen. Aber seid bereit, wenn jemand meinen<br />

26 Befehl bringt, schnell in Aktion zu treten." / Sie steilten darauf<br />

den Kampf ein, wie es der Sultan angeordnet hatte.<br />

Eines Abends sahen die atjehschen Hulubalang, daB die Hulubalang<br />

von Sjahr Deli schliefen und die Wachen unaufmerksam waren.<br />

Da befahl der Sultan, unverzüglich anzugreifen; eine Anzahl der<br />

Leute aus Sjahr Deli wurde dabei getötet oder verwundet, ihre<br />

i 71


Kampflinie wurde durchstoBen und sie selber bis zum FluB am Berg<br />

Perawis zerstreut. Nach errungenem Siege kehrte Sultan Ali mit<br />

vielen Hulubalang aus Sjahr Deli, die von den atjehschen Hulubalang<br />

gefangen worden waren, nach Atjeh zurück.<br />

Der Erzahler sagt: Tieftraurig zog sich Sultan Ma'arif Sjah<br />

nach Sjahr Deli zurück; er lebte noch einige Zeit und starb dann.<br />

Die Herrschaft ging an seinen Sohn, Sultan Ahmad, über.<br />

Nach einiger'Zeit erfuhr Sultan Ali, daB Sultan Ma'arif Sjah<br />

gestorben war. Die Hulubalang von Sjahr Deli gingen in groBer<br />

Zahl nach Atjeh zu den seinerzeit im Kampfe bei Dar as-Safa von<br />

den Atjehern gefangenen Hulubalang, von denen sich viele in Atjeh<br />

Dar as-Salam aufhielten, denn die Hulubalang und das Volk von<br />

Sjahr Deli mochten Sultan Ahmad nicht leiden./<br />

27 Eines Tages versammelte Sultan Ali Mughajat Sjah die Hulubalang<br />

aus Atjeh und Sjahr Deli und sprach zu ihnen: "Ihr Hulubalang!<br />

Als Sultan Ma'arif Sjah Radja war, hat er uns überfallen.<br />

Jetzt bin ich der Meinung, daB es günstig ware, seinen Sohn anzugreifen,<br />

um uns für seines Vaters Verhalten zu rachen." Die Hulubalang<br />

sprachen ehrerbietig: "Majestat haben recht gesprochen."<br />

Der Sultan befahl nun den Hulubalang und dem Volk, sich zurüsten.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, begaben sie sich<br />

zu guter Stunde mit vielen Elefanten und Pferden auf den Weg zum<br />

Lande Sjahr Deli. Als nun Sultan Ali auf einen hohen Berg mit Namen<br />

Serokan Djamil kam und die Pannen und Banner der atjehschen<br />

Hulubalang der Bevölkerung von Sjahr Deli sichtbar würden, da war<br />

diese verwirrt und beunruhigt.<br />

Auf die Nachricht hin, Sultan Ali komme mit seinem Kriegsvolk,<br />

um Sjahr Deli anzugreifen, gab Sultan Ahmad Befehl, die Kanone abzufeuern,<br />

um sein Volk in Kenntnis zu setzen. Aber niemand von<br />

28 den Hulubalang und / dem Volk aus Sjahr Deli wollte sich einfinden.<br />

Sie alle sagten: "Als seinerzeit unser Herr, Sultan Ma'arif Sjah,<br />

das Land Atjeh Dar as-Salam angriff, wollte Sultan Ahmad keineswegs<br />

Atjeh Dar as-Salam besiegen. Jetzt aber steht der Sultandem<br />

Sultan Ali feindlich gegenüber."<br />

Die Hulubalang und das gesamte Volk desertierten; diejenigen,<br />

die bei ihm blieben, waren nur etwa 400 seiner Schuldskiaven.<br />

Dann gingen sie mit dem Sultan aus der Stadt hinaus und nahmen<br />

den Weg zur Meeresküste von Kuala Merdu Isjki, wo der Sultan ein<br />

Schiff bestieg und nach Malakka segelte.<br />

72


Hierauf besetzte Sultan Ali mit seinen Hulubalang und seinem<br />

Kriegsvolk die Stadt Sjahr Deli, und als er in den Palast des Sultans<br />

Ahmad im Lande Sjahr Deli einzog, sohlug man die Krönungs-<br />

Trommel.<br />

Eine Zeitlang blieb der Sultan in Sjahr Deli, um die Angelegenheiten<br />

der Hulubalang<br />

und des Volkes von Sjahr Deli zu ordnen.<br />

Der Sultan gewahrte denjenigen unter den Hulubalang Ehrengewandeo,/<br />

29 die ihm ihre Aufwartung machen wollten; wer dazu nicht bereit war,<br />

den lieB er toten. Nachdem er einen seiner Hulubalang zum Gouverneur<br />

des Landes Sjahr Deli bestellt hatte, kehrte der Sultan nach<br />

Atjeh zurück, wo<br />

dem Lande Sjahr Deli Freudenfeste<br />

er wegen des erlangten Sieges und der Beute aus<br />

veranstaltete.<br />

Sultan Ali Mughajat Sjah starb nach einer Regierungszeit<br />

18 Jahren im Jahre 1530/31. Noch im gleichen Jahr ging die Herrschaft<br />

an Sultan Salah ad-Din, einen Sohn des Sultans Ali Mughajat<br />

Sjah, über.<br />

am besten,<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Wenn Gott, der über allem Erhabene, seine Macht und<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern zeigen will, dann macht er einen<br />

seiner Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja in<br />

30 einem / Lande.<br />

Nachdem die Herrschaft über Atjeh Dar as-Salam und alle seine<br />

Untertanen<br />

von<br />

in die Hand von Sultan Salah ad-Din gegeben war, regierte<br />

dieser einige Zeit das Reich Atjeh. Dann aber bestand seine<br />

Tatigkeit nur noch darin, von einem Ort zum<br />

und<br />

anderen zu wechseln<br />

seinen Vergnügungen zu leben. Er kümmerte sich weder um die<br />

Staatsgeschafte noch um etwas<br />

anderes.<br />

Sultan Salah ad-Din, dessen Bruder Sultan Ala ad-Din<br />

war,<br />

hatte wenig Verstand und war unfahig, das Land zu regieren. Als<br />

seine Mutter Paduka Sjah Alam dies erkannte,<br />

bestelite sie einen<br />

Adligen namens Kastin als Regenten für Sultan Salah ad-Din.<br />

befahl jener und besorgte die Geschafte des Landes Atjeh in jeglicher<br />

Angelegenheit, sowohl in solchen der Hulubalang<br />

Nun<br />

als auch<br />

in denen des Volkes; Sultan Salah ad-Din lieB dessen Haus im<br />

31 Palastbezirk / errichten. Paduka Sjah Alam gab ihm den Namen Radja<br />

196<br />

Bungsu und gewahrte ihm einen grünen Sonnenschirm . Portan<br />

196 pajung; es handelt sich um einen den Rang des Besitzers anzeigenden<br />

Zeremonialschirm. Am Hofe des Sultans von Malakka war ein grüner<br />

73


egleitete der Schirm Radja Bungsu, und viele Hulubalang umgaben<br />

ihn.<br />

Nachdem dies einige Zeit so gewesen war, kam die Nachricht<br />

davon zu Sultan Ala ad-Din, der sich in Samutera aufhielt. Da<br />

wurde er sehr zornig und dachte in seinem Herzen: "Was soll ich<br />

wohl tun?" Er versammelte die Hulubalang von Samutera und sprach<br />

zu ihnen: "Ihr Hulubalang, habt ihr auch die Neuigkeit aus Atjeh<br />

Dar as-Salam gehort?" Sie sagten ehrerbietig: "Alle, die wir hier<br />

zuhören, haben sie bereits vernommen." Da sprach der Sultan:<br />

"WiBt ihr wohl irgendeinen Rat?" Die Hulubalang antworteten ehrerbietig:<br />

"Majestat, was diesen Rat betrifft, so ist Euer Rat<br />

sicherlich der beste. Aber diese Angelegenheit sollte nicht aufgeschoben<br />

und verzögert werden, denn sie ist von höchster Wichtigkeit<br />

und auBerdem ein Vorzeichen des auf uns alle herabkommenden<br />

Verderbens."<br />

32 Als der Sultan diese Antwort der Hulubalang / hörte, erhob<br />

sich das Feuer seines Zornes, und er befahl den Hulubalang und<br />

allem Volk, sich zu riisten und nach Atjeh Dar as-Salam aufzubrechen.<br />

Er gab den meisten Hulubalang und dem Volk gegenüber als<br />

Grund an, er wolle seiner Mutter, Paduka Sjah Alam, einen Besuch<br />

abstatten und auch das Grab seines Vaters Sajjid al-Marhum aufsuchen.<br />

Darauf sprach ein alter Hulubalang ehrerbietig: "Majestat,<br />

so Gott, der Erhabene, will, sollten wir, wenn wir nach Atjeh Dar<br />

as-Salam kommen, einmal das Tun und Lassen der Leute betrachten,<br />

über welches wir informiert worden sind, ob es mit den Berichten<br />

unserer Informanten übereinstimmt oder nicht." Der Sultan sprach:<br />

"Es ist richtig, wie du sagst."<br />

Am anderen Morgen brach der Sultan nach Atjeh Dar as-Salam<br />

auf, gefolgt von seinen Hulubalang, deren Zahl etwa 200 betrug.<br />

In Atjeh angekommen, begrüBte der Sultan von Samutera seine Mutter<br />

und seinen Bruder, Sultan Salah ad-Din.<br />

Nachdem er sich einige Tage in Atjeh Dar as-Salam aufgehal-<br />

33 ten hatte, / sah er Radja Bungsu, und was er sah, stimmte mit den<br />

Angaben der Leute überein, die ihm von (der Tatigkeit des) Radja<br />

Bungsu berichtet hatten. Daraufhin war der Sultan tief betrübt<br />

und speiste (nur) einmal am Tage oder einmal in zwei Tagen; aber<br />

er lieB sich nichts anmerken. Standig, bei Tage und bei Nacht,<br />

196 (Fortsetzung von S. 73) Schirm mit dem Range des Hulubalang verbunden<br />

(Sedjarah Melaju, Ubersetzung von Devic, S. 133)<br />

74


ging der Sultan mit sich zu Rate und suchte nach einem Mittel, um<br />

Radja Bungsu zu toten. Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen,<br />

begab er sich unter dem Vorwand, Zerstreuung zu suchen, nach<br />

Dar al-Isjki. An diesem Ort beriet er sich mit seinen Hulubalang<br />

und sprach zu ihnen: "Ihr Hulubalang, was ist wohl euer Rat in dieser<br />

Angelegenheit?" Sie sagten ehrerbietig: "Majestat, jeglichen<br />

guten Rat werden wir befolgen." Darauf sprach der Sultan: "Ich<br />

weiB einen guten Rat. Ich werde einigen von uns hier den Befehl<br />

erteilen, nach Samutera zurückzukehren. Tatsachlich aber gehen<br />

sie nicht nach Samutera, sondern nur bis nach Pidada und kehren<br />

dann nach Atjeh Dar as-Salam zurück. Und wenn man sie fragt:<br />

34 "Warum seid ihr / so schnell zurückgekommen?", dann antworten sie:<br />

"Wir waren bereits in Samutera. Wir haben gesehen, daB Samutera<br />

von den Aruern angegriffen und besiegt worden ist. Die gesamte<br />

Bevölkerung und auch alle Prauen und Kinder der Hulubalang, die<br />

in Samutera zurückblieben, sind gefangengenommen worden." Gebt<br />

ferner den Leuten die Anweisung: Wenn sie kommen, um zu melden,<br />

daB Samutera von den Aruern überfallen und die Landesbewohner besiegt<br />

und gefangengenommen worden sind, dann sollen sie dies noch<br />

am gleichen Abend tun." Hiernach gingen alle vom Sultan bezeichneten<br />

Leute, um die Angelegenheit dem Befehl des Sultans entsprechend<br />

auszuführen.<br />

Einige Tage spater begaben sie sich nach Pidada, worauf sie<br />

nach Atjeh Dar as-Salam zurückkehrten. Sie erreichten Medan<br />

(Chajjali) und das (Tanni-) Tor mitten in der Nacht bei starkem<br />

Regen und heftigem Gewitter. Als sie nun vor dem Tanni-Tor angekommen<br />

waren, zerrissen sie ihre Jacken, warfen ihre Kopfbedeckung<br />

35 fort, / weinten, schrien und sagten: "Weh, verloren sind wir mit<br />

allen unseren Kindern und Prauen!" Die Torhüter, welche dieschreienden<br />

Stimmen horten, fragten: "Wer schreit so nahe bei dem Tor?"<br />

Da antworteten sie: "Wir gehören zu den Dienern unseres Herrn,<br />

des Sultans von Samutera. Ihr Leute, die ihr das Tor bewacht, wo<br />

ist unser Herr, der Sultan von Samutera? Wir wollen die Nachricht<br />

bringen, daB das Land Samutera von den Aruern überwaltigt worden<br />

ist." Die Torwachter antworteten: "Seine Majestat, der Sultan von<br />

Samutera, befindet sich im Palast." Darauf sagten sie: "Wenn sich<br />

seine Majestat im Palast aufhalt, dann überbringt ihm schnell unsere<br />

Nachricht, daB Samutera von den Aruern überfallen und besiegt<br />

worden ist. AuBerdem würden alle Prauen von den Aruern zu Gefangenen<br />

gemacht." Die Torwachter fragten: "Wie sind eure Namen?"<br />

Sie antworteten: "Seine Majestat, der Sultan von Samutera, nennt<br />

uns Mendarang, Runtun Manau, Tatang Gunung und Timba Tasik. Wir<br />

75


würden als Wache für das Land Samutera zurückgelassen. Weil wir<br />

36 nichts gegen die Aruer ausrichten konnten, / wandten wir uns<br />

schnell hierher." Darauf meideten die Torhüter dem Sultan von<br />

Samutera ihre Botschaft.<br />

Als der Sultan diese Nachricht von den Torhütern hörte, fing<br />

er an zu schreien, zerriB die Jacke, welche er auf dem Leibe trug,<br />

und warf seine Kopfbedeckung fort. Er stand auf, ging unter lautem<br />

Jammern und Geschrei in den Hof des Palastes und klagte: "Weh,<br />

verloren sind sie alle! Weh, ich habe sie alle verloren!"<br />

Radja Bungsu hörte das Schreien und die Stimme des Sultans<br />

von Samutera. Er erschrak, erhob sich von seiner Schlafstelle und<br />

sprach: "Wer schreit im Palasthof?" Da sagten die Hofdamen: "Nach<br />

dem Klang der Stimme zu urteilen, ist es der Sultan von Samutera."<br />

Hierauf erhob er sich und stieg von seinem Haus hinab, das in dem<br />

Palasthof stand; er trug keine Jacke und sein Sarong schleifte<br />

hinterher. Radja Bungsu befahl, den Sultan von Samutera zu rufen;<br />

dieser kam und weinte und schrie noch immer. Er lieB sich / gegen<br />

37 Radja Bungsu fallen, der ihn umarmte und sprach: "Kann ich auch<br />

die Nachricht hören, auf die hin Ihr Euch jetzt in diesem Zustand<br />

befindet?" Unter Tranen und Klagen antwortete der Sultan von Samutera:<br />

"Bruder, was hat es noch für einen Sinn, daB ich weiter<br />

auf der Welt lebe, denn mein Land wurde von den Aruern überfallen,<br />

und alle Bewohner, einschlieBlich der meines Palastes, würden von<br />

ihnen gefangengenommen." Da sprach Radja Bungsu: "Wer brachte die<br />

Nachricht?" Der Sultan von Samutera antwortete: "Die Uberbringer<br />

der Nachricht waren Mendarang, Runtun Manau, Tatang Gunung und<br />

Timba Tasik. Ich hatte sie in Samutera als Schutz für das Land<br />

zurückgelassen. Soeben kamen sie an und brachten mir die Nachricht.<br />

Diese vier Leute sind im Augenblick vor dem Tanni-Tor."<br />

Da sprach Radja Bungsu: "LaBt uns ruhen, Sultan, denn heute<br />

am Tage hat es geregnet, und es regnet jetzt in der Nacht noch<br />

immer. So Gott, der Erhabene, will, werden wir (die Uberbringer<br />

der Nachricht) morgen befragen. Wenn es irgendeinen Rat gibt,<br />

38 werdet Ihr ihn morgen schaffen." Darauf sprach der Sultan / von<br />

Samutera: "Bruder, wenn man nicht noch heute (die Ankömmlinge)<br />

befragt, möge man mich gleich töten."<br />

Als Radja Bungsu diese Antwort des Sultans von Samutera hörte,<br />

sprach er: "Man soll die Manner , welche aus Samutera gekommen<br />

sind, zu mir schicken." Die Leute würden an einen Platz auBerhalb<br />

der (Festung) Kota Batu gerufen, und Radja Bungsu lieB schnell<br />

seinen Reitelefanten holen. Da sprach der Sultan von Samutera:<br />

76


"Bruder, ich habe einen Elefanten." Radja Bungsu befahl nun, diesen<br />

Elefanten herbeizuführen. Hierauf verlieBen der Sultan<br />

von Samutera und Radja Bungsu ihr Haus und bestlegen den Elefanten<br />

des Sultans von Samutera. Auf dem Elefant saB ein Hulubalang;<br />

dieser saB vorn am Kopf, der Sultan von Samutera in der Mitte und<br />

Radja Bungsu hinten. Sie trieben den Elefanten an und verlieBen<br />

(die Pestung) Kota Batu.<br />

Der Erzahler sagt: Die Hulubalang des Sultans von Samutera<br />

hielten sich mit ihren Waffen an einer Stelle nahe der (Pestung)<br />

Kota Batu auf, weil sie es vorher mit dem Sultan abgesprochen<br />

39 hatten. Als nun die / Hulubalang ihre Schwerter zogen, sahen die<br />

Begleiter des Radja Bungsu das Aufblitzen der Schwerter, und sie<br />

sagten zu ihm: "Majestat, das sieht wie blinkende Schwerter aus."<br />

Darauf sprach der Sultan von Samutera: "Es sind Gewitterblitze,<br />

die dort aufleuchten."<br />

Dann stach Mendarang auf Radja Bungsu ein. Als dieser den<br />

Stich verspürte, riB er den Elefantenhaken aus der Hand des vorn<br />

auf dem Elefanten sitzenden Hulubalang und schlug nach dem Sultan<br />

von Samutera. Runtun Manau zerrte nun an Radja Bungsu, welcher<br />

daraufhin den Sultan von Samutera umfaBte und mit ihm auf den Boden<br />

f i e l . Timba Tasik befreite den Sultan von Samutera aus der<br />

Umklammerung des Radja Bungsu, und sobald der Sultan von Samutera<br />

frei war, schlug und stach Tatang Gunung den Radja Bungsu zu Tode.<br />

Da weinte der Sultan von Samutera, schrie und schlug sich vor<br />

Schmerz auf die Brust, warf seine Kopfbedeckung fort, zerriB die<br />

Jacke, welche er auf dem Leibe trug, und sprach: "Weh, gestorben<br />

4-0 ist mein Bruder! Wer / hat diese Tat vollbracht?" Da antworteten<br />

die Hulubalang: "Majestat, ein Mann aus Aru ist Amok gelaufen."<br />

Der Sultan von Samutera befahl: "Sucht den Mörder meines Bruders!<br />

Wenn ihr ihn nicht fangt, werde ich euch alle toten."<br />

Der Erzahler berichtet: Darauf brachten die Hulubalang einen<br />

Aruer um und meideten dem Sultan von Samutera: "Majestat, wir haben<br />

tatsachlich den Mörder des Radja Bungsu aufgespürt. Wir haben<br />

ihn bereits getötet." Der Sultan von Samutera antwortete: "Gott<br />

sei gepriesen! Ich bin zufrieden, denn der Mörder meines Bruders<br />

ist gefunden."<br />

Danach wurde die Leiche des Radja Bungsu in den Palast überführt.<br />

Paduka Sjah Alam und alle Palastbewohner stieBen Schreie<br />

aus und schnitten sich die Haare ab. Hierauf verfuhr Sultan Salah<br />

ad-Din mit dem Leichnam des Radja Bungsu so, wie es das Zeremaüell<br />

beim Ableben der Radja vorschreibt; Radja Bungsu wurde im Pürsten-<br />

77


grab zu Bait ar-Ridjal beigesetzt. /<br />

41 Nach einigen Tagen vergröBerte der Sultan von Samutera von<br />

Tag zu Tag seine Macht.<br />

Die Nachricht, daB der Sultan von Samutera den Radja Bungsu<br />

getötet hatte, verbreitete sich und kam auch zu Ohren von Paduka<br />

Sjah Alam. Sie sprach: "Dies ist also die Handlungsweise meines<br />

Sohnes, des Sultans von Samutera, mir gegenüber. Nun gab es einen<br />

Menschen, der, wie ich hoffte, die Geschafte meines Sohnes Salah<br />

ad-Din erledigen konnte, und er tötet ihn. So Gott, der Erhabene,<br />

will, werde ich ihm seine Tat heimzahlen."<br />

Diese Worte der Paduka Sjah Alam gelangten aber auch zum<br />

Sultan von Samutera, welcher sofort befahl, die Hulubalang aus<br />

Atjeh Dar as-Salam gefangenzunehmen; einige von ihnen würden getötet.<br />

Damals erging auch der Befehl, den Leichnam des Radja Bungsu<br />

nach Pulau Sabda zu überführen. Da ergrimmte Paduka Sjah Alam<br />

42 gegen / den Sultan von Samutera.<br />

Als dieser den Zorn seiner Mutter bemerkte, lieB er den<br />

Leichnam des Radja Bungsu ins Meer werfen, Paduka Sjah Alam an<br />

einem Ort im Palast mit Namen Tangkap einkerkern und Sultan Salah<br />

ad-Din an einer Statte im Palast mit Namen Daulat Chana gefangensetzen.<br />

Nachdem Sultan Salah ad-Din einige Tage in diesem Gefangnis<br />

verbracht hatte, erkrankte er und starb. Sultan Salah ad-Din starb<br />

nach einer Regierungszeit von 19 Jahren im Jahre 1549/50. Noch in<br />

diesem Jahre ging die Herrschaft an Sultan Ala ad-Din Riajat Sjah<br />

über.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

43 Der Erzahler sagt, / namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Wenn Gott, der über allem Erhabene, seine Macht und<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern offenbaren will, dann macht er<br />

einen seiner Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja<br />

in einem Lande.<br />

Nach dem Tode des Sultans Salah ad-Din übernahm Sultan Ala<br />

ad-Din die Herrschaft im Lande Atjeh Dar as-Salam. Zur Zeit seiner<br />

Herrschaft befahl er dem Penghulu Anbia, Radja Besar in Udjung<br />

Tanah einen Brief zu überbringen. In diesem Schreiben warb der<br />

Sultan um eine Prinzessin, namlich um die Tochter von Radja Besar<br />

in Udjung Tanah, zu welchem Lande Penghulu Anbia nun absegelte.<br />

78


44 Als / der Gesandte Udjung Tanah erreichte, hörte Radja Besar<br />

die Nachricht, daB ein Gesandter aus Atjeh Dar as-Salam gekommen<br />

sei, und er befahl einem seiner Hulubalang mit Namen Tun Bidjaja<br />

Pekerma, den Gesandten mit allen Ehren willkommen zu heiBen und<br />

ihn im Namen von Radja Besar zu bewirten. Hiernach geleitete Tun<br />

Bidjaja Pekerma den atjehschen Gesandten zur Audienz. Radja Besar<br />

gab seinem Bendahara Befehl, den Brief unter allen Ehrenbezeigungen,<br />

umgeben von den Hulubalang, feierlich zu überbringen. Als er<br />

dann hereingetragen wurde, nahm ihn der Radja selber aus der Hand<br />

des Gesandten in Empfang. Dann öffnete er den Brief, las ihn /<br />

45 und sah alle Worte, die in ihm aufgezeichnet waren, und er dankte<br />

Gott, dem Erhabenen. Darauf sprach Radja Besar zu dem Gesandten:<br />

"GewiB werde ich meine Tochter diesem Radja, dem Streiter des<br />

Glaubens, zur Gemahlin geben."<br />

Der Gesandte verbrachte nun einige Tage in Udjung Tanah und<br />

bat dann, zurückkehren zu dürfen. Radja Besar befahl darauf zwei<br />

Botschaftern mit Namen Tun Bidjaja Pekerma und Tun Saif Allah, in<br />

einem prachtigen Boot nach Atjeh zu fahren, um das (Antwort-)<br />

Schreiben zu überbringen. Darauf segelten die beiden Boote fort<br />

und erreichten die FluBmündung von Atjeh.<br />

46 Als man die /Ankunft der Botschafter aus Udjung Tanah meldete,<br />

befahl der Sultan den Adjutanten y ', die eingetroffenen Gesandten<br />

zu empfangen und ihnen vielerlei Früchte zu bringen. Die<br />

Gesandten verlieBen ihr Schiff und begaben sich zur Audienz. Darauf<br />

baten sie, wieder an Bord gehen zu dürfen und fragten (den<br />

Fürsten), wann sie den mitgeführten Brief aushandigen dürften.<br />

Da sprach der Sultan: "So Gott, der Erhabene, will, werde ich<br />

Befehl geben, morgen den Brief feierlich herzubringen."<br />

Am nachsten Tage wurde der Brief feierlich übergeben. Als<br />

47 man / ihn zum Sultan brachte, nahm dieser ihn selber in Empfang,<br />

öffnete und las ihn und sah alle Worte, die in ihm aufgezeichnet<br />

waren. Da war der Sultan hoch erfreut und dankte Gott, dem Erhabenen.<br />

Nachdem sich die Gesandten des Radja Besar einige Tage in<br />

Atjeh Dar as-Salam aufgehalten hatten, baten sie Sultan Ala ad-<br />

Din um die Erlaubnis, heimkehren zu dürfen.<br />

197 abintara; vgl. Kli. S. 184 (bantara); der bantara kiri überbringt<br />

dem Volk die fürstlichen Befehle, der bantara kanan überbringt<br />

dem Fürsten die Worte des Volkes.<br />

79


Sultan Ala ad-Din befahl nun dem Penghulu Anbia, zeremonielle<br />

Geschenke zu bringen, bestehend aus goldenen Haarnadeln, gol-<br />

198<br />

denen Ohrpflöcken, goldenen Armreifen und verschiedenen Klei-<br />

48 dungsstücken. Darauf / segelten sie nach Udjung Tanah.<br />

Als sie dort angekommen waren, gingen sie zur Audienz und<br />

überbrachten den Brief zusammen mit den oben erwahnten Gegenstanden.<br />

Freudig las Radja Besar den Brief und nahm die Geschenke an,<br />

wobei er sprach: "Ihr Herren Gesandten aus Atjeh, kehrt schnell<br />

zurück; ich werde keine Botschafter mehr senden, denn Sultan Ala<br />

ad-Din ist bereits mein (Schwieger-) Sohn, und er hat befohlen,<br />

die Prinzessin abzuholen. Ich beeile mich, das Boot klarzumachen<br />

und (ihm) meine Tochter zu übergeben." Darauf bat der Penghulu<br />

Anbia, nach Atjeh zurückkehren zu dürfen.<br />

4-9 Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, / erreichte er<br />

Atjeh. Er begab sich zur Audienz und überbrachte alle Worte, die<br />

er von Radja Besar gehort hatte. Als der Sultan die Botschaft des<br />

Penghulu Anbia vernomen hatte, wandte er sich an den Wesir Setia<br />

Guna ad-Diradja und befahl, mehrere Ghorab, Fusta und Dendang<br />

auszurüsten.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, war nach einigen<br />

Tagen die Expedition bereit, die Prinzessin abzuholen.<br />

Nun suchte der Wesir den Fürsten auf und meldete ehrerbietig:<br />

"Majestat, Herrscher der Welt, die gesamte von Eurer Majestat befohlene<br />

Expedition ist bereitgestellt und mit allen benötigten<br />

Geratschaften ausgerüstet." Da sprach der Sultan zu dem Wesir<br />

Setia Guna ad-Diradja: "Du wirst die Streitkrafte, welche die<br />

Prinzessin abholen sollen, als Befehlshaber leiten. Lob sei Gott,<br />

wenn er sie gutwillig übergibt; übergibt er sie aber nicht gutwillig,<br />

dann holt ihr sie mit der Gewalt unserer Waffen." Unterwürfig<br />

bat der Wesir darauf, den Auftrag übernehmen und abreisen<br />

50 zu dürfen / ... (Textlücke) bestehend aus Gütern und Waffen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, versammelten<br />

sich einige Tage spater die Hulubalang und das Volk, um über die<br />

Rückkehr nach Atjeh Dar as-Salam zu heraten. Dann setzten sie die<br />

Segel (und durchfuhren das Meer), bis sie wohlbehalten in der<br />

Bucht von Atjeh eintrafen.<br />

198 gelang; das Wort bezeichnet am (Unter-) Arm oder um den PuBknöchel<br />

getragene Reifen<br />

80


Als<br />

Sultan Ala ad-Din die Nachricht von dem Sieg und dem angestrebten<br />

Erfolg hörte, freute er sich und dankte Gott, dem Erhabenen.<br />

Der Sultan befahl, (sowohl) einen<br />

Reitelefanten mit seinem<br />

Zubehör aufzuzaumen, um die Prinzessin abzuholen, (als auch)<br />

einige weitere Reitelefanten für ihre Inangda und Kakanda (auszurüsten).<br />

Nun stieg die Prinzessin mit allen<br />

ihren Inangda und<br />

Kakanda an Land und begab sich zu ihrem Palast. Da freute sich<br />

Sultan Ala ad-Din sehr, spendete dem Wesir<br />

Setia Guna ad-Diradja<br />

vielfaches Lob und überreichte allen Hulubalang Ehrengewander als<br />

Gunstbeweis.<br />

Mit<br />

Willen Gottes, des über allem Erhabenen, gab einige Tage<br />

51 darauf Sultan Ala ad-Din / Befehl, daB die Hulubalang und das<br />

Volk bei der Hochzeitszeremonie mit der Prinzessin anwesend<br />

sollten; er befahl den Hulubalang,<br />

sein<br />

sich zu vergnügen und die Festlichkeiten<br />

gemaB dem dafür vorgesehenen Adat mit vielerlei<br />

Musik<br />

zu veranstalten. Er selber zeigte sich dem ganzen Lande mildtatig.<br />

Dann heiratete Sultan Ala ad-Din.<br />

Der Erzahler berichtet: Nach einiger Zeit kamen Sultan Ala<br />

ad-Din seine<br />

Schwiegereltern in Udjung Tanah in den Sinn, und er<br />

befahl den Hulubalang, die Ghorab auszurüsten und alle militarischen<br />

Vorbereitungen<br />

zu treffen. Dann sprach der Sultan zu den<br />

Hulubalang: "Ich will meinen Vater aufsuchen." Nach einigen Tagen<br />

war die Expedition zur Abfahrt<br />

bereit.<br />

Zu einem günstigen Zeitpunkt brach der Sultan auf, gefolgt<br />

von den Hulubalang und dem Volk, jeder einzelne in seinem Ghorab.<br />

Sultan Ala ad-Din segelte von Bucht zu Bucht, bis er Udjung Tanah<br />

erreichte.<br />

Auf die Nachricht<br />

hin, daB Sultan Ala ad-Din auf der Fahrt<br />

nach Udjung Tanah sei, fuhren alle Djunken und Hochseeschiffe 1 "<br />

aus der Bucht von Udjung Tanah heraus, wo sie Handel<br />

52 hatten, / und retteten sich auf das offene Meer.<br />

getrieben<br />

Als die atjehschen Hulubalang die Schiffe aus der FluBmündung<br />

von Djohor herausfahren sahen, sagten sie: "Wir, Eure Diener,<br />

bitten, die Schiffe dort aufzubringen." Da sprach Sultan Ala ad-<br />

199 kapal; eingedecktes, seegehendes Schiff europaischer oder asiatischer<br />

Bauart. Da hier und mehrmals im folgenden das Kapal den<br />

(ebenfalls seegehenden) Schiffstypen Djunke, Fusta, Ghorab usw.<br />

gegenübergestellt wird und offenbar als besonders see- und kriegstauglich<br />

gilt (vgl. Hs. S. 254 u. 259), wird hier und im folgenden<br />

Kapal als "Hochseeschiff" übersetzt<br />

81


Din: "Nein, Dringt sie nicht auf; laBt die Kaufleute fliehen."<br />

Hierauf sprach der Sultan zu Seri Darja: "Pahre stromauf ins Land,<br />

um meinen Vater aufzusuchen."<br />

Seri Darja bat, dorthin aufbrechen zu dürfen. Mit ihm fuhren<br />

fünf Banting. Als Seri Darja den Palast des Radjas erreichte, traf<br />

er niemand an; der Radja war mit seinem gesamten Haushalt stromauf<br />

geflohen. Da kehrte Seri Darja um und berichtete dem Sultan<br />

seine Beobachtung.<br />

Der Erzahler berichtet: Radja Besar hatte seinen Palast zurückgelassen<br />

und war geflohen, weil er sich in seinem Herzen bewuBt<br />

war, daB er den Namen des Sultans Ala ad-Din trug. Er dachte<br />

bei sich: "GroB ist meine Schuld gegenüber dem Radja von Atjeh,<br />

denn ich habe seinen Namen für meinen Namen genommen, und er ist<br />

53 sicher zornig auf mich." Deshalb / war Radja Besar davongelaufen<br />

und hielt sich nun im Walde verborgen.<br />

Nachdem der Sultan den Bericht des Seri Darja gehort hatte,<br />

begab er sich auf den Weg ins Land hinein zum Palast des Radja<br />

Besar. Als er den Palast und das Land verlassen sah, lieB er die<br />

Hulubalang rufen, und als sich diese vor ihm versammelt hatten,<br />

sprach der Sultan zu Setia Guna ad-Diradja: "Du gehst mit den<br />

Hulubalang, um meinen Vater stromaufwarts aufzusuchen. Wenn Du<br />

auf Leute meines Vaters stöBt, dann vernichte sie nicht und nimm<br />

auch nicht ihren Besitz zur Beute, denn ich bin nur hierher gekommen,<br />

um meinem Vater einen Besuch abzustatten. Wenn Du mit<br />

meinem Vater zusammentriff st, dann geleite ihn ehrenvoll (zu mir)".<br />

Als Setia Guna ad-Diradja diesen Befehl vernomen hatte, bat<br />

er, mit den Hulubalang und 100 Bidar ins Innere aufbrechen zu dürfen.<br />

Auf dem PluBweg erreichten sie Selujut, wo Setia Guna ad-Diradja<br />

und die Hulubalang mit Willen Gottes, des Erhabenen, Radja<br />

54 Besar / und seinen Enkel, Radja Megat, antrafen.<br />

Der Erzahler berichtet: Radja Megat, der Enkel des Radja<br />

Besar, war ein Sohn von Sultan Ahmad, welcher (seinerseits) der<br />

Schwiegervater von Sultan Ali Riajat Sjah war.<br />

Radja Besar wollte nun fliehen, aber die Hulubalang aus Atjeh<br />

verfolgten ihn schnell; sie fingen ihn mit seinem Enkel und allen<br />

ihren Leuten und ihrem gesamten Besitz. Setia Guna ad-Diradja<br />

brachte sie zur Audienz und erstattete Sultan Ala ad-Din Bericht.<br />

Dieser freute sich sehr, gewahrte Radja Besar Ehrengewander und<br />

lieB ihn auf einem Schiff Platz nehmen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, wehte ein star-<br />

82


ker Wind. Schnell bereiteten sich der Sultan und seine<br />

Hulubalang<br />

vor, um nach Atjeh zurück zu segeln. (Sie durchfuhren das Meer,)<br />

bis sie die Bucht von Samutera erreichten, wo sie die Fahrt unterbrachen.<br />

Der Erzahler berichtet: Nun kam Sultan Ala ad-Din in den<br />

Sinn: "Ich sollte Radja Besar befehlen, mir zu huldigen." Darauf<br />

55 sprach / der Sultan zu einem Adjutanten: "Sage meinem Vater, daB<br />

ich ihm befehle, mir zu huldigen." Der Adjutant<br />

ging, um Radja<br />

Besar diese Weisung zu überbringen. Als Radja Besar den Befehl<br />

vernahm, der ihm von dem Adjutanten überbracht wurde, antwortete<br />

er:<br />

"Jeglichen Befehl meines Sohnes werde ich ehrerbietig entgegennehmen."<br />

Dann stand<br />

Radja Besar auf und erschien vor Sultan<br />

Ala ad-Din; er brachte diesem seine Ehrerbietung dar und huldigte<br />

ihm. Als der Sultan sah, daB Radja Besar ihm huldigte, war er<br />

höchst<br />

erfreut und bezeigte ihm seine Gunst, indem er ihm Sarong,<br />

200<br />

Jacken und Kleidungsstücke schenkte. Darauf segelte Sultan Ala<br />

ad-Din mit seiner ganzen Flotte zurück nach Atjeh.<br />

nach<br />

Lange<br />

blieb der Sultan im Lande Atjeh Dar as-Salam; er starb<br />

einer Regierungszeit von 30 Jahren im Jahre 1578/79. Noch im<br />

gleichen Jahre ging die Herrschaft an seinen Sohn Ali Riajat Sjah<br />

über.<br />

56 Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten / und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Wenn Gott, der über allem Erhabene,<br />

seine Macht und<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern zeigen will, dann macht er einen<br />

seiner<br />

einem Lande.<br />

Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja in<br />

Nach dem Tode von Sultan Ala ad-Din folgte ihm sein Sohn Ali<br />

Riajat Sjah in der Herrschaft nach. Sultan Ali hatte zwei Brüder;<br />

einer herrschte im Lande Ghori und der andere im Lande Mughal.<br />

regiert<br />

Nachdem Sultan Ali eine Zeitlang das Land Atjeh Dar as-Salam<br />

hatte, würden der Sultan von Ghori und der Sultan von<br />

Mughal auf ihren Bruder neidisch. Mit Willen Gottes, des über allem<br />

Erhabenen, sandte der Sultan von Ghori Botschafter in geheimer<br />

Mission mit einem<br />

Brief an den Sultan von Mughal. So stand es<br />

in dem Brief: "Du weiBt, mein Bruder, daB wir beide<br />

nicht so be-<br />

200 kain badju pakaian<br />

83


57 handelt werden, / wie es sich für Söhne des Paduka Marhum ziemt,<br />

denn er setzte uns in diesen Randgebieten als Radja ein, wogegen<br />

er unseren Bruder, Sultan Ali, zum Radja im wohlhabenden Reich<br />

Atjeh D a r as-Salam machte. Unter diesen Umstanden hatte er uns<br />

Pferde und Elefanten geben mussen, nicht wahr? Weil man uns beide<br />

an den auBersten Zipfel des Landes Atjeh Dar as-Salam gesetzt<br />

hat, sind wir gleichsam (nur) Wachter seines Landes, nicht wahr?<br />

Wenn er (schon) Hulubalang zu Gouverneuren des Staates macht und<br />

diesen Wachtern des Landes selbstverstandlich Elefanten und Waffen<br />

gibt - um wieviel mehr uns, seinen Brüdern!"<br />

Als der Brief eintraf, nahm der Sultan von Mughal ihn in<br />

Empfang und ehrte die Botschafter. Dann las der Sultan den Brief<br />

und sah alle Worte, die in ihm aufgezeichnet waren, worauf er<br />

weinte und zu den Botschaftern sprach: "Gott sei gepriesen, denn<br />

wenn mein Bruder euch nicht befohlen hatte, mir den Brief zuüber-<br />

58 bringen, / hatte ich zweifelsohne meine Leute beordert, meinen<br />

Bruder aufzusuchen, um diese Angelegenheit zu besprechen. Jetzt<br />

aber kehrt zurück. Sagt meinem Bruder, daB ich schnell Vorbereitungen<br />

treffen werde. Auf die Nachricht hin, daB ich in Atjeh angekommen<br />

bin, möge mein Bruder schnell im Lande Atjeh Dar as-Salam<br />

zu mir stoBen." Darauf kehrten die Botschafter zurück.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, rüstete sich<br />

danach der Sultan, um nach Atjeh Dar as-Salam aufzubrechen. Zu<br />

einem günstigen Zeitpunkt segelte der Sultan von Mughal bis zum<br />

Lande Fansur, wo er an Land ging und sich einige Tage aufhielt.<br />

Der Erzahler berichtet: Der Sultan beriet nun mit den Hulubalang<br />

von Mughal und den Hulubalang von Fansur über die Fahrt<br />

nach Atjeh Dar as-Salam. Der Sultan von Mughal sprach zu den Hu-<br />

59 lubalang: "Was meint ihr zu dem Plan, / meinen Bruder in Atjeh zu<br />

entthronen? Allerdings sind dort viele Hulubalang. Wenn wir uns<br />

keiner guten List bedienen, wird es sicherlich schwierig sein,<br />

das Land Atjeh (in die Hand) zu bekommen." Da sprach ein Hulubalang<br />

aus Fansur mit Namen Seri Dewa Radja: "Majestat, Gott, der<br />

Erhabene, möge die Absicht Eurer Majestat unterstützen. Es leben<br />

im Innern des Landes Fansur zwei Bataker, wovon der eine Datu<br />

Tenggaran und der andere Datu Negara heiBt; beide sind wohlbewandert<br />

in Magie und Zauberei. Sie werden alles verwirklichen, was<br />

wir von ihnen verlangen." Da befahl der Sultan von Mughal, beide<br />

Datu zu rufen. Diese kamen herbei und traten vor den Sultan, der<br />

ihnen Ehre erwies. Dann sprach der Sultan zu ihnen: "Ihr Datu,<br />

ich habe eine Bitte an Euch. Könnt ihr jemanden durch eure Zau-<br />

84


erei sterben lassen?" Die Datu antworteten: "Mit dem göttliohen<br />

Segen Eurer Majestat können wir den Wunsch Eurer Majestat erfuilen."<br />

Hierauf gab der Sultan den beiden Datu Ehrengewander.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, segelte nun /<br />

60 der Sultan zum Lande Atjeh, bis er die Bucht von Isjkidar erreichte,<br />

wo er vor Anker ging.<br />

Als Sultan Ali die Nachricht hörte, daB sein Bruder, der Sultan<br />

von Mughal, eingetroffen war, befahl er, ihn mit verschiedensten<br />

Speisen und Getranken und allerlei Früchten willkommen zu<br />

heiBen. Darauf befahl Sultan Ali einigen Hulubalang, den Sultan<br />

von Mughal herzugeleiten, worauf dieser mit seinen Hulubalang an<br />

Land ging, um seinen Bruder, Sultan Ali, zu begrüBen. Als Sultan<br />

Ali seinen Bruder kommen sah, erhob er sich und umarmte und küBte<br />

ihn liebevoll. An diesem Tage vergnügten sich die Sultane mit allen<br />

ihren Hulubalang bei Speise und Trank.<br />

Als es Nacht wurde, baten die Hulubalang, den Palastbezirk<br />

verlassen zu dürfen. Sultan Ali und der Sultan von Mughal gingen<br />

dann, ihre Mutter im Palast zu begrüBen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, gingen die beiden<br />

Sultane und Brüder tagein, tagaus mit ihren Hulubalang Ver-<br />

61 gnügungen nach. / Der Sultan von Mughal bewohnte ein Nebengebauie<br />

des Fürstenpalastes.<br />

Der Erzahler berichtet: Obwohl sich der Sultan von Mughal<br />

mit seinem Bruder, Sultan Ali, an vergnüglichem Zeitvertreib erfreute,<br />

so suchte er doch immer nach einer Möglichkeit, Sultan<br />

Ali zu überlisten. Eines Tages lieB der Sultan von Mughal den Datu<br />

Tenggaran und den Datu Negara rufen. Als beide Datu herbeigekommen<br />

waren, sprach er zu ihnen: "Wie steht es mit dem Versprechen,<br />

das ihr mir gegeben habt? Führt es jetzt aus!" Die beiden Datu<br />

vernahmen den Befehl des Sultans von Mughal und sagten ehrerbietig:<br />

" Eure Diener bitten, hinausgehen und das Werk verrichten zu<br />

dürfen." Sie zogen sich in einen Raum zurück, um die Zauberei auszuführen.<br />

Nachdem sie nun einige Tage ihre Zauberei betrieben hatten,<br />

erkrankte der Sultan tatsachlich. Darauf steilten sie mittels<br />

Zauberei ein Zaubermittel her, taten es in einen neuen Topf<br />

62 und lieBen es unter dem Palast, (und zwar) unter dem Schlafgemach<br />

von / Sultan Ali, eingraben. Danach verschlimmerte sich die Krankheit<br />

des Sultans sehr.<br />

Der Erzahler berichtet: Als der Sultan von Ghori die Nachricht<br />

hörte, daB sich der Sultan von Mughal in Atjeh Dar as-Salam<br />

85


efand, rief er seine Hulubalang zur Beratung zusammen.<br />

Der Sultan sprach nun zu seinem Wesir namens Seri Nara:<br />

"Bruder, gib den Hulubalang und dem Volk bekannt, daB sie ihre<br />

Waffen und jeder einen kurzen Kris bereithalten sollen." Sie taten,<br />

wie ihnen der Sultan befahl.<br />

Nachdem mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, die<br />

Ghorab und kleinen und groBen Dendang mit ihrem gesamten Zubehör<br />

ausgerüstet waren, segelte der Sultan von Ghori mit seiner Flotte<br />

ab und erreichte nach einigen Tagen die Bucht von Atjeh Dar<br />

as-Salam, wo er vor Anker ging.<br />

Als nun Sultan Ali hörte, daB sein Bruder, der Sultan von<br />

63 Ghori, eingetroffen war, beauftragte er den Wesir Maharadja, /mit<br />

allen Kriegselefanten und allen Schützen in der FluBmündung Wache<br />

zu halten; er befahl seinem Wesir: "DaB Du meinen Bruder nicht an<br />

Land gehen laBt!" Hierauf gingen jene, an der FluBmündung entlang<br />

der Küste Wache zu halten. Als nun der Sultan von Ghori an Land<br />

gehen wollte, hinderten ihn die Wachen in der FluBmündung daran,<br />

worauf er zu seinem Ghorab zurückkehrte. Es blies ein Ostwind,<br />

und die Flotte des Sultans von Ghori holte die Anker ein, um spater<br />

in der Bucht von Isjkidar vor Anker zu gehen.<br />

Der Erzahler berichtet: Hierauf befahl Sultan Ali dem Sultan<br />

von Mughal und dem Radja Jusuf, den Sultan von Ghori aufzusuchen<br />

und ihm allerlei Speisen, Getranke und Früchte zu überbringen.<br />

Sultan Ali sprach: "Sagt meinem Bruder meine Worte: So Gott, der<br />

64 Erhabene, will, / wird mich mein Bruder an einem anderen Tage besuchen.<br />

Jetzt aber möge er in das Land Ghori zurückreisen." Der<br />

Sultan von Mughal und Radja Jusuf kehrten darauf um, und der Sultan<br />

von Ghori sah sich nun gezwungen, nach Ghori zurückzukehren;<br />

er fuhr zurück.<br />

Der Erzahler berichtet: Danach beriet sich der Sultan von<br />

Mughal mit seinen Hulubalang: "Was ist euer aller Meinung, nun,<br />

da mein Bruder sehr krank ist?" Da sagten die Hulubalang aus Mughal:<br />

"Majestat, dies ist eine interne Palastangelegenheit; ware<br />

es eine Angelegenheit auBerhalb des Palastes, wüBten wir sie zu<br />

erledigen." Der Sultan von Mughal sprach darauf: "Wenn es so ist,<br />

dann erachte ich es für gut, daB ich euch in den Palast(bezirk)<br />

hineinlasse und in dem Nebengebaude verberge. Wenn ihr dann hereinkommt,<br />

nehmt die Reitelefanten und alle Waffen mit."<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, kamen nun innerhalb<br />

der uachsten Tage die Hulubalang in den Palast, jeden Tag<br />

86


65 zwei oder drei Elefanten, / bis daB alle Hulubalang hereingekommen<br />

waren und sich nun im Nebengebeude verbargen, in welchem Sultan<br />

Mughal wohnte.<br />

Dies kam Sultan Ali zu Gehör, und er befahl, den Ministerpresidenten<br />

namens Radja Makota zu rufen. Dieser kam schnell herbei<br />

und wurde in den Palast bestellt. Sultan Ali berichtete ihm<br />

vertraulich über das Verhalten des Sultans von Mughal, der alle<br />

seine Hulubalang in dem Palastteil zusammengezogen hatte, der<br />

Andjung hieB. Der Ministerpresident stieg darauf schnell hinab,<br />

um mit den atjehschen Hulubalang und den Streitern des Glaubens<br />

Rat zu halten, und er berichtete den Hulubalang, was Sultan Ali<br />

ihm gesagt hatte. Da waren alle Hulubalang erstaunt, und sie sagten:<br />

"Was ist unser aller Meinung dazu?" Darauf antworteten sie:<br />

"Wenn der Herr Ministerpresident einverstanden ist, bringen wir<br />

jeder ein Bündel Palmblatter zum Dachdecken heran; darin verstekken<br />

wir unsere Waffen. Dann sagen wir, daB wir das Palastdach dek-<br />

66 ken wollen." Hierauf sprach der Ministerpresident: / "Dieser Rat<br />

ist gut. "<br />

Jeder von ihnen brachte nun ein Bündel Palmbietter. Darauf<br />

gingen sie in den Palast(bezirk) hinein, und viele von ihnenstiegen<br />

zum Palast hinauf; diese Hulubalang hielten Wache zwischen<br />

dem Nebengebaude und dem Palastgebeude. Nun stocherten und stie-<br />

Ben die Hulubalang, welche unten am Palast standen, (mit ihren<br />

Waffen) in das Nebengebeude, die Schützen feuerten ihre Gewehre<br />

ab, und ein Teil von ihnen brach die Wende auf. Dann stiegen die<br />

Hulubalang aus Atjeh Dar as-Salam in das Nebengebeude, worauf die<br />

Hulubalang aus Mughal von den atjehschen Hulubalang getötet würden.<br />

Man ergriff den Sultan von Mughal und brachte ihn zum Palasthof.<br />

Da sprach Sultan Ali: "Um Gottes willen, ihr Hulubalang,<br />

sollt ihr meinen Bruder nicht toten." Wegen des gewaltigen Lerms<br />

und Tumultes der kempfenden Hulubalang aus Atjeh und Mughal hör-<br />

67 ten die atjehschen Hulubalang nicht die Worte des Sultans aus Atjeh,<br />

/ und so wurde der Sultan von Mughal doch getötet. Darauf<br />

sprach Sultan Ali zu den Hulubalang aus Atjeh Dar as-Salam: "Tötet<br />

\ alle Hulubalang und alles Volk aus Mughal!" Aber nur etwa zwei<br />

Stunden, nachdem Sultan Ali befohlen hatte, die Leute aus Mughal<br />

zu töten, sprach er aufs neue zu seinen Hulubalang: "Tötet die<br />

Leute aus Mughal nicht! Sie sind auch meine Untertanen."<br />

Der Erzahler berichtet: Nach diesem Geschehen befahl Sultan<br />

Ali, den Leichnam seines Bruders, des Sultans von Mughal, herbeizuholen;<br />

er richtete für ihn ein Begrebnis, wie es das Adat für<br />

87


alle<br />

Ridjal.<br />

Radja vorschreibt, und begrub ihn im Fürstengrab zu Bait ar-<br />

Es verhalt sich so, daB Sultan Ali Riajat Sjah, ein Sohn des<br />

Sultans Ala ad-Din Riajat Sjah, im Jahre 1585/86 starb, nachdem<br />

68 er 8 Jahre den Thron von Atjeh Dar as-Salam innegehabt hatte. /<br />

In diesem Jahre ging die Herrschaft an Sultan Seri Alam, einen<br />

Bruder des Sultans Ali, über.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Wenn Gott, der über allem Erhabene,<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern offenbaren<br />

seine Macht und<br />

will, dann macht er<br />

einen seiner Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja<br />

in einem Lande.<br />

Als nun die Herrschaft von Atjeh Dar as-Salam und dessen Untertanen<br />

in die Hand von Sultan Seri Alam gegeben waren, da zeigte<br />

sich dieser Sultan auBerst groBzügig. Jeden Tag, vom Morgen<br />

P01<br />

bis zur Zeit des Abendgebetes, residierte er in der Gebetshalle<br />

lm Palasthof standen, um ihre Aufwartung zu machen, Radja,<br />

Richter, die bedeutendsten Hulubalang, Rechtsgelehrte, Adjutanten,<br />

Budjang Sabil Allah, Budjang Chajjal Allah, Budjang Dandani und<br />

69 die Streiter des Glaubens mit ihrem jeweiligen Gefolge. / Gingen<br />

sie dann zur Audienz, scheukte ihnen Sultan Seri Alam Gold, Silber<br />

und Prachtgewander, jedem nach seinem Rang. Durch die vielen<br />

Gunstbeweise des Sultans würden sie alle<br />

In dieser Zeit waren<br />

wohlhabend.<br />

(der Minister) Maharadja und die Richter<br />

sowie die Würdentrager mit diesem Verhalten des Sultans nicht<br />

einverstanden. Eines Abends versammelten sich die Radja, Richter<br />

und bedeutendsten Hulubalang, und Maharadja und Malik az-Zahir<br />

sagten: "Ihr Herren Hulubalang, wie denkt ihr darüber, unserem<br />

Herren zu gestatten, Tag für Tag Wertgegenstande aus der Schatzkammer<br />

des Reiches<br />

herauszunehmen und sie dorthin zu verschleudern,<br />

wohin sie nicht gehören? Was sich spater ereignen wird, wis-<br />

70 sen wir nicht. Nur Gott, der Erhabene, weiB es. Wenn / einmal ein<br />

Feind aus Westen oder Osten kame, wie konnten wir dann die Kriegskosten<br />

bezahlen, denn unser Herr, Sultan Seri Alam, ist ein wei-<br />

201 lepau Djumat; Versammlungsraum für das Freitagsgebet. Hier offensichtlich<br />

in der Bedeutung "Audienzhalle"<br />

88


ischer Radja mit wenig Vernunft und Uberlegung. Aber wir Hulubalang<br />

sollten darauf achten, daB er in der Zwischenzeit nicht<br />

alle Wertgegenstande an die Radja und Hulubalang des Landes Fansur<br />

fortgibt." Hierauf antworteten die Hulubalang und Würdentrager:<br />

"Es verhalt sich so, daB wir alle hier zusammen mit den ehrwürdigen<br />

Herren Hulubalang gleichsam wie ein Schiff sind; und von<br />

einem Schiff geht niemals nur ein Teil unter. Wie auch der Rat<br />

der zwei Herren sei, wir werden uns ihm anschlieBen." Nun sprachen<br />

Maharadja und Malik az-Zahir: "Nach unserer Meinung sollten<br />

wir unseren Herren Seri Alam absetzen und unserem Herren, Sultan<br />

Zainal, dem Sohne des Sultans von Ghori, die Herrschaft übertragen,<br />

damit nicht die Thronfolge des Geschlechtes von Sajjid al-<br />

Marhum unterbrochen wird." Damals wurde Sultan Seri Alam abgesetzt,<br />

und die Herrschaft ging an Sultan Zainal über.<br />

71 Der Sultan starb nach einer Regierungszeit / von einem Jahr<br />

im Jahre 1586/87- Sultan Zainal-Abidin, Sohn des Sultans von Ghori,<br />

welcher ein Bruder des Sultans Ali Riajat Sjah war, übernahm im<br />

gleichen Jahre die Herrschaft.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Wenn Gott, der über allem Erhabene, seine Macht und<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern offenbaren will, dann macht er<br />

einen seiner Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja<br />

in einem Lande.<br />

Als nun die Herrschaft von Atjeh Dar as-Salam und dessen<br />

Untertanen in die Hand von Sultan Zainal-Abidin gegeben waren, da<br />

suchte dieser Sultan standig sein Vergnügen auBerhalb des Pala-<br />

^ j stes auf dem Lande. Er lieB wilde und gezahmte Elefanten gegeneinander<br />

kampfen, wobei einige Menschen von den Elefanten aufgespieBt<br />

und getötet würden. Der Palast Bunga Setangkai wurde dabei<br />

von den Elefanten gerammt, so daB er mitsamt seiner Veranda zusammenbrach.<br />

Er lieB auch kleine Elefanten kampfen und hetzte Wasserbüffel,<br />

Rinder und Schafe gegeneinander. Als er Wasserbüffel kamp-<br />

72 fen lieB / starben einige Menschen, andere brachen sich die GliedmaBen,<br />

würden lahm und blind. Er befahl den Leuten, Schwerthiebe<br />

abzuwehren und Schildspiele aufzuführen, und er befahl den Fechtmeistern<br />

aus Atjeh, mit denen aus Keling zu fechten; etliche Menschen<br />

starben durch die Fechtmeister aus Atjeh und Keling; andere<br />

wurden verwundet. Auch befahl er den Leuten zu ringen, einander<br />

89


zu Fall zu bringen und gegeneinander zu kampfen ; er befahl den<br />

Leuten aus Pigu, Faustkampfe auszuführen, wobei einigen das Gesicht<br />

zerschlagen wurde und die Wangen anschwollen. Er befahl Leuten<br />

aus Tiku und aus Periaman, mit langen Kris zu fechten,<br />

wobei<br />

einige verwundet würden; er befahl Javanern, Lanzenspiele aufzuführen,<br />

Wajang und Gender zu spielen, (und befahl) den Leuten,<br />

203<br />

y<br />

javanische und sundanesischeTanze aufzuführen; er befahl fortwahrend<br />

zu singen,<br />

Harbab, Ketjapi und Bangsi zu spielen und ahnliche<br />

Vergnügungen (zu veranstalten).<br />

So trieb es der Sultan immerzu. Wenn er in seinem Palast<br />

Bunga Setangkai residierte, der auf freiem Feld lag, oder wenn er<br />

zum FluB<br />

sah,<br />

aufbraoh - sobald er einen Wasserbüffel oder ein Rind<br />

73 fahl er, sie zu töten. / Hielt sich der Sultan in seinem Palast<br />

Bunga Setangkai<br />

den<br />

auf, dann befahl er den Budjang Chajjal Allah und<br />

Budjang Dandani sogar, die vorbeilaufenden Hunde zu fangen.<br />

Konnten sie die Hunde nicht fangen, wurde der Sultan auf sie<br />

zornig;<br />

wenn der Sultan befahl, Hirsche oder Schweine zu jagen, und<br />

befahl er, es niederzusteohen; sah er Schafe und Ziegen, be-<br />

diese dann jemandem entkamen, dann ergrimmte der Sultan gegen die<br />

Leute.<br />

Überall, wo sich der Sultan aufhielt, muBten ihm die Huluba-<br />

. lang bei jeder Gelegenheit, ob Hitze oder Regen, ihre Aufwartung<br />

machen.<br />

und<br />

nicht<br />

und<br />

Wenn der Sultan beim Ausritt<br />

seinem Pferde die Sporen gab<br />

dann ein Hulubalang zurückblieb und dem Pferd des Sultans<br />

folgen konnte, zog er sich den Zorn des Sultans zu.<br />

Als nun die Hulubalang dieses Verhalten des Sultans sahen<br />

bemerkten, daB es von Tag zu Tag schlimmer wurde, sagten sie<br />

zueinander: "Was ist unsere Meinung zum Verhalten unseres Herrn<br />

und<br />

Sultans uns gegenüber, jetzt, wo es noch kleine AusmaBe an-<br />

74- nimmt - aber wie, wenn es gröBere AusmaBe annimmt? / Nach unserer<br />

Meinung wird<br />

zweifellos Unheil auf uns herabkommen, wenn er weiterhin<br />

an der Macht bleibt." Da sprach Sjarif al-Muluk Maharadja<br />

Léla: "Wenn es so ist, dann sollten wir unseren Herrn, den Sultan,<br />

absetzen."<br />

202 dan menjuruh orang njerama; serama bedeutet hier vermutlich eine<br />

Art Schwertspiel oder Fechtvorführung (K., Isk. Glossar). Für<br />

weitere Bedeutungen von serama vgl. Anm. 233<br />

203 tandak; auf javanische Weise tanzen (Kli., Wilk. "tandak" und<br />

"igal"). Anm. auf der Hs.: "met de houwer en schild al dansende<br />

vechten" (Isk. Anm. Hs. S. 90). Demnach eine Art Kriegstanz<br />

90


Nachdem die Hulubalang diesen Plan besprochen hatten, rief<br />

der Sultan eines Abends die Lobsanger Gottes 20 * und zugleich mit<br />

ihnen die Hulubalang. Wahrend man nun in der Gebetshalle das<br />

Dzikir anstimmte, wurde der Sultan auf einen Elefanten gesetzt<br />

und nach Makota Alam gebracht. Als der Sultan Makota Alam erreichte<br />

... (Textlücke) der Sultan hatte den Thron zwei Jahre lang<br />

innegehabt, als er starb; der. Sultan verschied im Jahre 1588/89.<br />

Noch in diesem Jahre ging die Herrschaft an Sultan Ala ad-Din<br />

Riajat Sjah Marhum Sajjid al-Mukammil über.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen. /<br />

75 Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Wenn Gott, der über allem Erhabene, seine Macht und<br />

Erhabenheit den Erdenbewohnern offenbaren will, dann macht er<br />

einen seiner Diener, auf den seine Wahl gefallen ist, zum Radja<br />

in einem Lande. Als Gott, der über allem Erhabene, wünschte, sein<br />

Wissen und die Starke seines Willens und seiner ewigen Allmacht<br />

den Erdenbewohnern zu offenbaren, indem er das ursprüngliche Radja-<br />

Geschlecht wieder an die Macht kommen lieB, da machte er Sultan<br />

Ala ad-Din, Sohn seiner Hoheit des verstorbenen Sultans Firman<br />

Sjah, zum Herrscher. Sultan Firman Sjah war ein Sohn des verstorbenen<br />

Sultans Inajat Sjah, welcher mütterlicherseits ein Vorfahre<br />

seiner Majestat, des Sultans Perkasa Alam, war, aus dem Geschlecht<br />

der Radja im Lande Dar al-Kamal stammte und in Feindschaft und<br />

Krieg gelegen hatte mit Sultan Muzaffar Sjah im Lande Makota Alam,<br />

der vaterlicherseits ein Vorfahre seiner Majestat, des Sultans<br />

Perkasa Alam, war.<br />

Als nun Sultan Zainal-Abidin gestorben war, besprachen sich<br />

die Radja und Hulubalang und wünschten Ala ad-Din die Regierungs-<br />

76 gewalt zu übertragen. / Sultan Ala ad-Din war ein Nachfahre von<br />

Sultan Inajat Sjah, der im Lande Dar al-Kamal geherrscht hatte.<br />

Sultan Ala ad-Din sprach zu den Radja und Hulubalang: "Wie<br />

kann ich euch regieren, wenn noch andere da sind, die Herrschaftsansprüche<br />

haben? Der für die Herrschaft geeignete ist Sultan Mansur<br />

Sjah." Dieser war damals zugegen, und er sprach: "Majestat,<br />

204- orang Dzikir Allah; berdzikir = Gott singend lobpreisen unter<br />

Aufzahlung seiner Eigenschaften (Kli. S. 4-75). Vgl. auch Fremdwort-Glossar<br />

"Dzikir"<br />

91


es ist so, wie es Eure Herrlichkeit gesagt hat; aber ich bin ein<br />

junger Mann und habe auBerdem noch nicht genügend Verstand, ein<br />

Reich zu regieren. Indessen seid Ihr ein alter Radja; Ihr habt<br />

überdies seit langem Einsicht (in die Staatsangelegenheiten) und<br />

wiBt guten Rat bei der Behandlung jeglicher Fragen um das Wohlergehen<br />

des Reichsthrones - wenn Ihr Radja werdet, dann werde ich<br />

mich als der Radja fühlen." Hierauf antwortete Sultan Ala ad-Din<br />

auf die Worte von Sultan Mansur Sjah: "Allem, was mein Kind ge-<br />

20S<br />

sagt hat , stimme ich bei." Darauf ging die Herrschaft an Sultan<br />

Ala ad-Din über.<br />

Sultan Ala ad-Din hatte sechs Kinder und als Enkel einen<br />

77 Sohn des Sultans Mansur Sjah. / Unter ihnen waren zwei Töchter<br />

mit Namen Paduka Sjah Alam, die Mutter des gesegneten Perkasa<br />

Alam Djohan, und Radja Puteri. Die Söhne des Sultans hieBen Sultan<br />

Muda, Sultan Husain Sjah, Abangta Radja Muzaffar Sjah und<br />

Maharadja ad-Diradja. Der (erwahnte) Enkel mit Namen Abangta Radja<br />

Munawwar Sjah ist seine Majestat, der gesegnete Sultan Perkasa<br />

Alam Djohan.<br />

Als der Sultan nun den Thron innehatte, kamen dank seiner<br />

Gerechtigkeit und Mildtatigkeit das Land Atjeh Dar as-Salam, seine<br />

Dörfer und Untertanen, zu groBem Wohlstand; standig disputierte<br />

der Sultan mit Leuten, die in der Wahrheit (der Religion ) wohlbewandert<br />

waren. Lange Zeit widmete sich der Sultan dieser Beschaf<br />

tigung.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Zur Zeit des Sultans Ala ad-Din, des Sohnes von Sultan<br />

78 Ahmad / (von) Perak, gab es unter den Radja von Atjeh einen mit<br />

Namen Sultan Abdul Djalil. Dieser Sultan hatte einen Sohn mit Namen<br />

Radja Mansur Sjah, der sehr gut aussah und dazu noch starkund<br />

weiterhin klug und verstandig war. Zu jener Zeit hatte Sjah Alam<br />

205 anakanda; Ala ad-Din bezeichnet Mansur Sjah als sein anakanda<br />

(Kind). Hier wie auch an anderen Stellen werden Verwandtschaftsbezeichnungen<br />

als ehrende Anrede gebraucht, obwohl keine Verwandtschaft<br />

in dem ausgedrückten Sinne vorliegt (kakanda, mamanda,<br />

ajah, abang). (So werden beispielsweise die Blutsverwandten<br />

des Brautigams, sof ern sie jünger sind als dieser, als jüngere<br />

Brüder der Braut angesehen, auch wenn sie alter als diese sind.<br />

Mann und Prau sprechen im allgemeinen die Blutsverwandten der<br />

anderen Seite so an, wie es diese tut, so daB beispielsweise ein<br />

alter Mann einen Jüngling seinen "abang" (alteren Bruder) nennt,<br />

sofern er der abang seiner Prau ist. Snouck Hurgronje, Atjehers<br />

I S. 330 Anm. 2)<br />

206 hakikat<br />

92


Marhum Sajjid al-Mukammil eine Tochter mit Namen Puteri Radja<br />

Indera Bangsa.<br />

Eines Tages sohiokte Sultan Abdul-Djalil Brautwerber zuSjah<br />

Alam. Die Gruppe der abreisenden Brautwerber bestand aus Edelfrauen<br />

und einigen Begleitpersonen in prachtigen Kleidern.<br />

Als die Brautwerber<br />

mannigfache Ehren zu erweisen. Dann sprachen<br />

zu Sjah Alam kamen, befahl dieser, ihnen<br />

sie: "Friede und Gebet<br />

seiner Hoheit des Kakanda an Eure Majestat. Seine Hoheit, der<br />

Kakanda, bittet, seinen Sohn, Radja Mansur Sjah, als Kind anzunehmen<br />

und zu lieben." Als Sjah Alam die Worte der Brautwerber ver-<br />

79 nahm, war er sehr / erfreut und pries Gott, den über allem Erhabenen.<br />

Dann sprach er: "Wahrhaftig, mein Bruder Abdul-Djalil<br />

wünscht, eine Verbindung zwischen ihm und mir herzustellen. Nach<br />

meiner Meinung ist es sehr angebracht, daB ich Radja Mansur Sjah<br />

als Kind annehme und ihn liebe. In der Tat ist er ein Nachkomme<br />

des<br />

verstorbenen Radjas von Makota Alam, der aus einem Radja-Geschlecht<br />

hervorging und von der Himmelsfee mit dem weiBen Blut abstammte."<br />

Hierauf befahl Sjah Alam, die Brautwerber mit einem Festmahl<br />

zu bewirten und ihnen vielerlei Speisen zu servieren. Erfreut kehrten<br />

die Brautwerber<br />

zurück.<br />

Nachdem sie wieder bei Sultan Abdul-Djalil<br />

eingetroffen waren,<br />

berichteten sie alles, was sie von Sjah Alam vernommen hatten. Da<br />

war Sultan Abdul-Djalil sehr erfreut und pries Gott, den Erhabe-<br />

80 nen, worauf er zu den Brautwerbern sprach/: "Ihr Herren, die ich<br />

als Brautwerber zu Sjah Alam befahl, wiBt ihr alle, daB ich euch<br />

zu Sjah Alam sandte,<br />

weil ich meine, ich sollte meinen Sohn, Radja<br />

Mansur Sjah, nicht woandershin, sondern nur zu Sjah Alam geben?<br />

Denn Sjah Alam ist ein Nachkomme des verstorbenen Radjas zu Dar<br />

al-Kamal. Der einst in Dar al-Kamal<br />

verstorbene (Fürst) war gleichrangig<br />

mit dem verstorbenen (Fürsten), welcher mein Ahne und Radja<br />

in Makota Alam war. Aus diesem<br />

Bruder<br />

Sjah Alam."<br />

Gründe befahl ich euch zu meinem<br />

Darauf befahl Sultan Abdul-Djalil, (folgendes) herbeizubringen:<br />

Sirih in einer Zeremonialtasche, goldene, mit Edelsteinen<br />

besetzte Betelschalen, Körbe aus Flechtwerk und goldene<br />

Kalkbehalter;<br />

dies alles war mit Edelsteinen von unschatzbarem Wert verziert.<br />

Sirih und Arekanüsse würden mit Narde, Kasturi und Ambra<br />

81 besprüht. Man legte auf den Sirih filigranartiges Blattgold /<br />

(und schloB ihn) mit Deckeln (ab), die mit Gold tauschiert und<br />

93


mit<br />

Edelsteinen besetzt waren und einen Besatz von herabhangenden<br />

Perlen hatten. Nachdem dieser (zeremonielle) Sirih nun hergerichtet<br />

war, wurde(n) (eine) goldene und<br />

goldlegierte 2 0 'Sirihschale(n)<br />

als (entsprechende) Erganzung bereitgestellt, welche mit Stickereiarbeit<br />

bedeckt würden, die mit Strangen von aufgezogenen Marmorstücken<br />

besetzt war.<br />

Einige schöngestaltete Frauen hatten sich mit edelsteinbe -<br />

setzten Armreifen und Ohrpflöcken geschmückt. Sie trugen (auBerdem):<br />

Vergoldete Sarong und farbige Jacken, deren (Knopf-)Ver-<br />

208<br />

schlüsse mit Edelsteinen besetzt waren; auf dem Kopf StrauBe<br />

aus goldenen, mit Edelsteinen besetzten Djengkelenar-Blumen; klin-<br />

209<br />

gende Goldringe J \ Goldringe mit einer (ein)gehammerten Setangkai-Blume;<br />

Einge mit Saphiren und Smaragden und Einge mit kleinen,<br />

roten<br />

die<br />

der<br />

Diamantsplittern - so war die Ausstattung derjenigen, welche<br />

Sirihschalen und Zeremonialtaschen (gemaB der Hofsitte) vor<br />

Brust trugen.<br />

Ihre Anführer waren Radja Permaisuri, Seri Dewi, Seri Pebawa<br />

82 und Seri Nana. / Alle vier hatten sich so gekleidet, wie es das<br />

Adat für Standespersonen vorschreibt; sie nahmen auf Elefanten<br />

Platz, die einen überdachten Sitz<br />

trugen. Diejenigen, welche den<br />

Sirih in goldenen und goldlegierten Zeremonialtaschen trugen, r i t ­<br />

ten auf je einem Elefanten. Die Zeremonialtaschen befanden sich<br />

auf<br />

Elefanten, die mit ausgebreiteten Teppichen geschmückt und<br />

deren Köpfe mit besticktem, netzartigem Taft bedeckt waren. Ebenfalls<br />

auf Elefanten ritten diejenigen, welche die Sirihschalen im<br />

Gefolge der Zeremonialtaschen vor der Brust trugen.<br />

Nun brachen sie auf, und einige von den mit Armreifen und mit<br />

Ohrpflöcken geschmückten leuten<br />

begleiteten die Elefanten. Als dann<br />

207 suasa; der Rev. Patrick Copland, welcher 1613 Atjeh besuchte, notierte<br />

in seinem Tagebuch, "Swasse" sei "a mettall halfe Copper<br />

halfe Gold" (Tractate S. 150). Wap, Valentijn zitierend, erlautert:<br />

"een metaal uit goud en koper bestande, en by de Inlanders<br />

voor veel waardiger gehouden als zuiver goud" (Gezantschap S. 21).<br />

Veltman gibt die Formel für gutes Suasa an: 4 Teile Gold, 3 Teile<br />

Silber, 9 Teile Kupfer (Nota, S. 346)<br />

208 kantjing; vgl. Anm. 216<br />

209 tjintjin mas bergenta = "Goldring mit Glöckchen". Da gelang bergenta<br />

einen hohlen Armreif bezeichnet, in welchem Gegenstande bei<br />

Körperbewegungen klappernde Gerausche erzeugen (Kli. S. 864; vgl.<br />

Hs. S. 108), sind "tjintjin bergenta" wohl Ringe mit einem hohlen<br />

Aufsatz, in welchem bestimmte Gegenstande eingeschlossen sind.<br />

94


die Brautwerber zu Sjah Alam kamen, befahl er, ihnen Ehre zu erweisen<br />

und lieB sie auf Teppichen niedersitzen. Dann erhoben sich<br />

Radja Permaisuri sowie Seri Dewi und nahmen die goldene und die<br />

goldlegierte Betelschale von denen, welche sie vor der Brust trugen;<br />

Radja Permaisuri brachte nun die goldene Betelschale zu Sjah<br />

Alam, grüBte ehrfurchtsvoll und sprach: "Majestat, dies ist ein<br />

Sirihbissen von seiner Hoheit, dem Kakanda." Darauf kostete Sjah<br />

Alam von diesem Sirih. /<br />

83 Tun Seri Dewi brachte nun die goldlegierte Zeremonialtasche<br />

zur Pürstin, grüBte ehrfurchtsvoll und sprach: "Majestat, dies<br />

ist ein Sirihbissen von seiner Hoheit, dem Kakanda aus Makota Alam."<br />

Darauf kostete die Pürstin von diesem Sirih. Nun befahl Sjah Alam,<br />

den übrigen Betel, der sich auf den Platten befand, anzunehmen;<br />

den anwesenden Radja, den Inangda und Kakanda von Sjah Alam wurde<br />

davon angeboten.<br />

Radja Permaisuri sprach darauf ehrerbietig: "Majestat, wir<br />

Diener sind von seiner Hoheit, dem Kakanda, zu Euch gesandt worden,<br />

um die Innigkeit der Beziehung zwischen seiner Hoheit, dem<br />

Kakanda, und Euch auszudrücken und um Ehrlichkeit, Treue und Liebe<br />

seitens seiner Hoheit, des (zukünftigen Schwieger-)Sohnes, Radja<br />

Mansur Sjah, zu bezeugen."<br />

Sjah Alam ordnete nun an, ein Pestmahl mit mehreren Reisgerichten<br />

und verschiedenen anderen Gerichten aufzutragen. Als sie<br />

gegessen hatten, befahl die Herrscherin, den von ihnen mitgebrach-<br />

84 ten und schon / verzierten Sirih anzubieten. Da waren sie hoch<br />

erfreut und baten, zurückgehen zu dürfen. Nun sprach Sjah Alam:<br />

"Überbringt meinem Bruder respektvolle GrüBe von mir und ein Gebet<br />

für meinen Sohn, Radja Mansur Sjah." Darauf gingen sie zurück.<br />

Als die Brautwerber bei Sultan Abdul-Djalil angekommen waren,<br />

überbrachten sie ihm die respektvollen GrüBe und das Gebet für<br />

Radja Mansur Sjah. Einige Tage darauf auBerte im Verlaufe einer<br />

Audienz Sultan Abdul-Djalil den Wunsch, zu Sjah Alam zu schicken,<br />

um die Prage des Brautschatzes zu regeln. Sultan Abdul-Djalil befahl,<br />

Sirih auf überaus kunstvolle Weise zu verzieren und rüstete<br />

die Uberbringer des Sirih, ihre Zeremonialtaschen, ihren Schmuck<br />

und ihre Elefanten noch viel prachtiger als vorher aus.<br />

Nachdem nun die nötigen Vorbereitungen getroffen waren, begaben<br />

sie sich auf den Weg zu Sjah Alam. Als die Brautwerber mit<br />

85 ihrem Sirih dort eintrafen, befahl Sjah Alam, /den Sirih anzunehmen,<br />

die Uberbringer ehrenvoll zu empfangen und sie, jeden nach<br />

seinem Rang, auf einem Teppich sitzen zu lassen. Dann erhob sich<br />

95


Radja Permaisuri, der ehrerbietig eine Betelschale vor der Brust<br />

hielt, kniete vor Sjah Alam nieder und hob den filigranartigen<br />

Deckel der goldenen Betelschale auf; Sjah Alam kostete von diesem<br />

Sirih. Darauf erhob sich Tun Indera Dewi, nahm ehrerbietig eine<br />

goldlegierte Betelschale auf und kniete vor der Fürstin nieder,<br />

2io<br />

welche von diesem Sirih kostete.<br />

Dann setzten beide ihre Schalen auf dem Teppich ab, und Radja<br />

Permaisuri sprach ehrerbietig: "Majestat, GruB und Gebet seiner<br />

Hoheit, des Kakanda, an Euch. Uns wurde von seiner Hoheit<br />

aufgetragen,<br />

Euch hier aufzusuchen, und wir bitten, die Angelegenheit<br />

des Brautschatzes seiner Hoheit zu regeln." Als Sjah Alam ihre<br />

Worte vernahm, sprach er: "Sagt meinem Bruder Abdul-Djalil: "WeiB<br />

86 mein Bruder denn nicht, was das Adat / bezüglich des Brautschatzes<br />

der Radjakinder vorschreibt, so daB er fragen muB? Dies sagt meinem<br />

Bruder I" Darauf errichtete man eine Festtafel, und alle Brautwerber<br />

würden mit den verschiedensten Gerichten bewirtet. Nachdem<br />

sie das Essen empfangen hatten, baten sie, zurückkehren zu dürfen.<br />

Als<br />

sie nun zu Sultan Abdul-Djalil kamen, überbrachten sie<br />

ihm alle Worte des Sjah Alam. Der Sultan hörte ihre Botschaft und<br />

lieB die zum Brautschatz gehörenden Schmucksachen<br />

bereitstellen.<br />

Er befahl, Ohrkrabben zu hammern, die mit Korallen besetzt ware<br />

£11<br />

und deren Rand abwechselnd mit kleinen Edelsteinen und Diamanten<br />

P1 p<br />

besetzt war. Er lieB (dazu noch) Armreifen mit einer Platte<br />

hammern, die in der Mitte rote Diamanten trug, um welche herum<br />

sich<br />

Saphire, untermischt mit kleinen Edelsteinen, gruppierten;<br />

210 Der Text schreibt wohl zu Unrecht: Sjah Alam; mit "Fürstin" oder<br />

"Ihre Majestat" (Jang Dipertuan) wird hiervor und und spater nicht<br />

Sjah Alam, sondern seine Gemahlin bezeichnet. Vgl. Hs. S. 179<br />

211 subang berdjentera beradjuk-adjukkan biram.<br />

Subang berdjentera = atj. subang mötjintra? Eine etwas konkave<br />

Ohrkrabbe, sternförmig und mit scharfen Spitzen versehen; typisch<br />

für Pedir. Der Name soll von tjintra (Vogelbauer) abgeleitet sein<br />

(Pischer, KER S. 33; Abb. Tafel 1,2). La. schreibt: tjintra = Rad,<br />

Vogelkafig (?). Es ist auffallig, daB auf Hs. S. 9* u. 108 ein<br />

subang (ber)djentera paksi erwahnt wird; paksi ist ein poetisches<br />

Wort für Vogel und auch ein Kunst-Motiv (Wilk., Kli. S. 698).<br />

Biram: 1) Elefant (Kli., Wilk.); 2) mythische Schlange mit Kopf<br />

an jedem Ende (Wilk.). Im siamesischen Epos "Khun Tschang Khun<br />

Phan" schenkt der König von Ayuthia seiner neuen Gemahlin, einen<br />

Ring mit Schlangenmotiv (Sibunruang, Khun Chang S. 102); 3) rot<br />

(Wilk.); biramani: Korallenperlen (Wilk.); Schnur mit goldenen<br />

und anderen Korallen (Kli). Nach Professor Slametmuljana ist hier<br />

die Ubersetzung mit "Koralle" vorzuziehen (mündl. Mitteilung)<br />

212 gelang bermuka; Armreif mit einer Platte, welcher oberhalb des<br />

Ellenbogens getragen wird (Kli. S. 864)<br />

96


ferner runde Armreifen mit (eingelegten roten Rubinen, die) aufgeplatzten<br />

Granatapfeln (ahnelten) 2 1 3 ; mit Edelsteinen besetzte<br />

und mit einem (Knopf-)VersohluB versehene Armreifen ; gebogene<br />

(Haar-)Hadeln mit (dem Aussehen von) herabhangenden Wolken 2 1 5 ;<br />

zwei Paar gehammerter (Knopf-)Verschlüsse , die einen Garuda<br />

zeigten, der auf einen Drachenvogel hinabstöBt; zwei Paar gehammerter<br />

(Knopf-)Versohlüsse, die Korallen 2 1 7 aufwiesen, und zwei<br />

Paar gehammerter (Knopf-)Verschlüsse in der Form von Achtecken .<br />

87 Aber alle / diese Verschlüsse können nicht weiter beschrieben werden.<br />

Ferner lieB er aus dünnem, weichem Gold vier runde Ringe ham-<br />

219<br />

mem , die Edelsteine trugen; weiterhin vier Goldringe mit (eingelegten<br />

roten Rubinen, die) aufgeplatzten Granatapfeln (ahnel -<br />

ten) ; vier klingende Goldringe ; vier runde, mit Edelsteinen<br />

222<br />

besetzte Ringe aus Goldlegierung und vier mit Edelsteinen besetzte<br />

Ringe in Form eines Vielecks 2 2 '. Dazu kamen noch zehn Ringe<br />

mit Edelsteinen, worunter zwei gehammerte Ringe waren,<br />

auf denen<br />

die Sasaigan-Blume, welche rote Edelsteine trug, abgebildet<br />

war. Auf zwei (weiteren) gehammerten Ringen war die Setangkai- V<br />

Blume nachgebildet; diese beiden Ringe waren mit Diamanten besetzt,<br />

um welche herum sich feine Diamantsplitter kreisförmig<br />

213 gelang bulat delima melekah; gelang bulat = ein gelang (vgl. Anm.<br />

198) mit rundem Querschnitt (Veltman, Nota, S. 372)<br />

214- gelang berkantjing; ist mit kant ping hier ein VerschluB gemeint,<br />

der den aufklappbaren Reifen am Öffnen hindert, oder ein Zierat<br />

in Knopf-Form an der AuBenseite des Reifens?<br />

215 tjutjuk gelung berumbai-rumbai awan tergantung. Gelung kann sowohl<br />

"Haarknoten" (K.) als auch "gebogen" (Kli. S. 865) bedeuten.<br />

Bezüglich dieses Begriffes findet sich auf der Hs. die Anmerkung<br />

"een pennage"<br />

216 kantjing; es handelt sich um keine "angenahten" Knöpfe, sondern<br />

um angesteckte Knöpfe, ahnlich den Kleiderfibeln, die sich auch<br />

untereinander mit einer Schnur oder Kette zu einer Art Band verbinden<br />

lassen. Abb. bei Kreemer, Atjeh I, Plaat VIII<br />

217 biram; vgl. Anm. 211<br />

218 dan tempa astakuna; kurz für "dan kantjing tempa astakuna"?<br />

219 tjintjin mas bulat tatal; für bulat vgl. Anm. 213. Nach mündlicher<br />

Auskunft von Professor Slametmuljana sind hiermit spiralförmige<br />

Ringe gemeint; von Professor Roolvink erhielt ich die<br />

briefliche Auskunft: "a (gold) ring of thin smooth gold."<br />

220 tjintjin mas delima melekah<br />

221 tjintjin mas bergenta; vgl. Anm. 209<br />

222 tjintjin suasa bulat bepermata; für bulat vgl. Anm. 213<br />

223 tjintjin sepatah bepermata; der Ring wird so genannt "naar de<br />

gebroken lijn, die deze soeasa-ring vertoont. De buitenste omtrek<br />

van den ring is dus een veelhoek" (Veltman, Nota, S. 371)<br />

97


gruppierten; ferner zwei mit Diamanten besetzte Sambosa-Ringe 22 *;<br />

zwei mit grünen Smaragden<br />

besetzte, gehammerte Ringe, die piekende<br />

Vogel zeigten, und zwei mit Opalen besetzte, gehammerte ...<br />

Ringe, welche Korallen trugen<br />

-\ AuBerdem befahl er, sowohl aus<br />

Gold als auch aus Goldlegierung je zwei mit Edelsteinen<br />

künstliche Fingernagel zu hammern; ein Paar mit roten<br />

besetzte<br />

Diamanten<br />

besetzte Spangen anzufertigen, um den Haarknoten zu befestagen 226 ,<br />

und ein Paar goldene Kamme herzustellen, deren<br />

goldlegierter<br />

Schaft mit Diamanten besetzt war. Ferner lieB er zwei Paar eol-<br />

227<br />

dene Rangabzeichen<br />

hammern, die einander beiBende Nagaköpfe<br />

zeigten, deren Augen links und rechts aus roten Diamanten bestanden.<br />

/<br />

88 Als alle diese Sohmucksachen fertiggestellt waren, befahl<br />

der<br />

Sultan, 500 vergoldete Zeremonialwagen für die (Überbringung<br />

der) Sirih- und Speisenbehalter anzufertigen 2 2 8 und das fürstliche<br />

Gefahrt<br />

herzustellen.<br />

Nachdem nun alle diese Dinge bereit waren, befahl Sultan<br />

Abdul-Djalil dem<br />

aufzusuchen:<br />

Radja Permaisuri und Radja Seri Pebawa, Sjah Alam<br />

"Sagt meinem Bruder Sjah Alam GruB und Gebet von mir.<br />

Ich möchte meinem Bruder die Setangkai-Blume überbringen, und er<br />

möge den Tag bestimmen."<br />

Radja Permaisuri und Radja Seri Pebawa begaben sich darauf<br />

zu Sjah Alam und überbrachten ihm alle Worte des Sultans. Da<br />

sprach Sjah Alam: "Sagt meinem Bruder, so Gott, der Erhabene, will<br />

und uns beisteht, werde ich am Donnerstag, dem 14. Tage des Monats,<br />

224 dua bentuk tempa sambosa. Professor Karow weist mich darauf hin,<br />

daB Sambosa mit Zabag, Zabaj identisch sein könnte, denn es handele<br />

sich wahrscheinlich um eine spatere 'volkssprachliche Variante,<br />

die sich im Laufe der Zeit aus dem ursprünglichen Begriff Srï<br />

Vijaja entwickelt habe; hierfür sprachen auch die phonetischen<br />

Transkriptionen der chinesischen Quellen (mdl. Mitteilung). Vgl.<br />

die Aussprache der Tai Njuön "Sali Widjai". Tempa sambosa = hergestellt<br />

in Sambosa(er Art)?<br />

225 dua bentuk tempa pelana keti jang berbiram; keti = Wespe? Im siamesischen<br />

Epos "Khun Tschang Khun Phan" schenkt der König von<br />

Ayuthia seiner neuen Gemahlin einen Ring mit Wespennest-Motiv<br />

(Sibunruang, Khun Chang S. 102). Für biram vgl. Anm. 211<br />

226 tungkul tjemara; tjemara = fremdes Haar, um den eigenen Haarknoten<br />

zu vergröBern (Kli.). Nach mündlicher Auskunft von Professor<br />

Slametmuljana ist tjemara eine Art Band oder Spange, welche den<br />

Haarknoten halten<br />

227 tandai; distinguishing mark (Wilk.)<br />

228 sultanpun menjuruh berbuat perarakan keemasan akan tempat sirih<br />

dan akan tempat segala makan-makanan lima ratus; für perarakan<br />

vgl. Anm. 194<br />

98


die Vorbereitungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten treffen. Ihr<br />

aber kommt am Montag." Darauf kehrten Radja Permaisuri und Radja<br />

Seri Pebawa zurück und überbrachten Sultan Abdul-Djalil die Worte<br />

von Sjah Alam. /<br />

8<br />

9 Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, befahlen am Donnerstag<br />

Sjah Alam und Sultan Abdul-Djalil, Vorbereitungen für die<br />

Hochzeitsfeierlichkeiten zu treffen. Zugleich ordneten sie an, che<br />

Palaste mit Vorhangen aus Seresari-Tuch, Samt, Brokat und mit Teppichen<br />

zu schmücken, welche Muster in allen Farben<br />

und von den<br />

verschiedensten Arten trugen; ebenfalls würden Baldachine aus vergoldetem<br />

Dewangga-Stoff ausgebreitet und zwei Zierverkleidungen<br />

angebracht,<br />

wovon die eine im Schlafgemach und die andere im Speisesaal<br />

und luftdurchwehten Pavillon befestigt wurde. Unter den<br />

aufgehangten Ziertüchern trugen<br />

einige Sungkit-Stickerei und Goldmuster,<br />

andere trugen Sungkit-Stickerei und Bambusspitzen-Muster.<br />

ppq<br />

'<br />

vielfarbige Sungkit-Stickerei 7 oder durchlaufende Stickereien<br />

und Bambusspitzen-Muster in mannigfachen Farben. Hinzu kamen mit<br />

Bambusspitzen-Muster bestickte Seidenstoffe, goldbedruckte Baumwollstoffe,<br />

goldgemusterter Taft mit einem Saum aus Maschenwerk<br />

und feinmaschige Netzseide mit Schlangenmuster. / (Für das Braut-<br />

90 paar) legte man eine siebenfach gefaltete fürstliche Sitzmatte<br />

230<br />

zurecht , welche aus rotem Samt bestand und an der Seite Stickerei<br />

im Wolkenhaufen-Muster trug. Auf diese Matte wurde nun eine<br />

kleinere, dreifach gefaltete Ehrenmatte 2 5 1 gelegt, die aus einem<br />

goldenen, mit Edelsteinen besetzten Ketzwerk bestand und mit einem<br />

Perlenbehang versehen war. An zwei Orten würden Zierkissen angeordnet:<br />

lm Schlafgemach und im Speisesaal und luftdurchwehten Pavillon.<br />

Die Langsteile der Kissen waren teilweise aus Seresari-<br />

Tuch, Goldbrokat, rotem und grünem Samt, Bunduki-Satin . .. 2 ' 2 und<br />

229 sungkit pelangi<br />

230 mementang petarana daripada mukmal jang mérah bertampuk sudji awan<br />

bertjampur méga. Unter den bei Kli. u. Wilk. aufgeführten Bedeutungen<br />

für peterana (Podium; Baldachin; Ehrenmatte; Ehrensitz auf<br />

dem Singgasana) dürfte hier "Matte" zutreffen, denn es heiBt, daB<br />

p. ausgebreitet wurde (mementang; auch Hs. S. 120: meng(h)ampar<br />

peterana); Wilk. (Stichwort "chiu") erlautert, daB es sich bei p.<br />

um eine siebenfach gefaltete, königliche Sitzmatte handelt. Vgl.<br />

Anm. 248. Tampuk (Deckel) ist die seitliche Bedeckung des peterana<br />

oder eines Kissens (Kli. S. 298)<br />

231 tjiu; eine dreifach gefaltete Sitzmatte, weniger auszeichnend als<br />

die sieoenfach gefaltete, königliche Sitzmatte (Wilk.); eine kleine,<br />

vierkantige Ehrenmatte für Braut und Brautigam (Kli. S. 424)<br />

232 dan daripada sungkit seluar tubuh = ?<br />

99


vielfarbiger Sungkit-Stickerei. Was die Seitenteile der Kissen<br />

betrifft, so bestanden sie teilweise aus Gold und waren mit Edelsteinen<br />

verziert; teilweise aus Filigrangold, in welches kristallene<br />

Spiegel eingesetzt waren; teilweise aus Gold, in das einander<br />

anfallende Löwen eingearbeitet waren - und es gab noch weitere,<br />

die man nicht beschreiben kann.<br />

Dann wurden Genderang, Gongs, Dap und (überhaupt) alle Musikinstrumente<br />

gespielt; ihr Klang war überaus schön. Einige der leute<br />

schlugen auf der Trommel Rhythmen für die Tanzerinnen 2 ", und<br />

234<br />

91 man tanzte javanisch J , / spielte Wajang und Gender.<br />

Am Sonntagabend waren die Leute damit beschaftigt, Sirih und<br />

Speisen in die vergoldeten Zeremonialwagen zu laden und Tuche an<br />

dem fürstlichen Gefahrt anzubringen, welches Schnitzwerk trug und<br />

mit Gold belegt war. Unter diesen Tuchen befanden sich Goldgewebe<br />

, (gold)gemusterte Stoffe mit Sungkit-Stickerei und Bambusspitzen-Muster,<br />

Stoffe mit durchlaufender Stickerei und einem Saum<br />

aus Maschenwerk, mit Raja- und Serodja-Blumen bestickte Stoffe,<br />

bestickte Seidenstoffe mit einem Saum aus sonnenstrahlförmigem<br />

Maschenwerk 2 ' 6 , Taft (in der Farbe) von Goldlegierung, (Taft von<br />

der Farbe der) Sonne mit (eingefaBtem) Rand, (Taft von der Farbe<br />

des) Kardamom, mit Juwelen besetzt 2 ' 7 , - und es gab noch weitere<br />

Stoffe,<br />

deren Namen nicht erwahnt werden können.<br />

233 Beberapa daripada orang njerama dan pedikiran.<br />

Serama = gleichmaBig, im Takt (KI. S. 552). Gend(er)ang serama =<br />

eine Trommel, um den Takt für Tanzer(innen) zu schlagen (Wilk.<br />

"serama"); eine Trommel, wovon die eine Seite mit einem Stock,<br />

die andere mit der Hand geschlagen wird (Kli. S. 878 "gendang").<br />

Serama bzw. menjerama bedeutet auch fechten, ein Schwertspiel<br />

aufführen, kampfen (pentjak) (K., Isk. Glossar).<br />

Auf Hs. S. 72 steht serama in Zusammenhang mit Kriegsspielen, weshalb<br />

es sinngemaS erscheint, dort "gegeneinander kampfen" zu übersetzen.<br />

- Hier und auf Hs. S. 104, 247, 248, steht serama in Verbindung<br />

mit musikalischen Darbietungen, weshalb in diesen Fallen<br />

"Tanz-Rhythmen auf der Trommel schlagen" übersetzt wird.<br />

Pedikiran sind Tanzer(innen), denn es heiBt auf Hs. S. 105:<br />

pedikiran jang menari. - Es handelt sich hier offensichtlich um<br />

eine Art "öffentlicher Unterhaltung" mit Musik, Tanz und (religiösem)<br />

Gesang (vgl. Wilk. "dzikir"; Anm. 204 und Premdwort-Glossar<br />

"Dzikir")<br />

234 bertandak; vgl. Anm. 203<br />

235 kain keemasan; eigentlich "vergoldeter Stoff"<br />

236 bertepi bersirat daripada sinar matahari = am Rande mit einem<br />

Maschenwerk von Sonnenstrahlen<br />

237 dan tafta suasa dan matahari betepi dan kapulaga manikam<br />

100


Darauf würden alle oben erwahnten Kleider, Armreifen, Ohrpflöcke,<br />

Ringe, Jackenknöpfe, gebogene (Haar-)Nadeln, Kamme und<br />

künstlichen Fingernagel in die mit Edelsteinen besetzten goldenen<br />

und goldlegierten Zeremonialtaschen gelegt.<br />

In jeder Zeremonialtasche befanden sich etwa 1000 rote Sunria-<br />

92 Goldstücke von 12 Mutu 2 ' 8 . / Es gab auch Zierat von goldenen Fruohten,<br />

die mit schonen Edelsteinen besetzt waren, 10 Ratl groBer<br />

Perlen und mehrere Ratl Kasturi und Ambra. Zu dem Gold kamen noch<br />

einige mit Goldbehang verzierte Leuchter, die wie Sterne am Himmel<br />

glanzten und Stander aus Gold und Goldlegierung hatten, sowie<br />

einige goldene chinesische laternen mit durchbrochenen Mustern,<br />

die inwendig mit Kerzen versehen waren.<br />

Die Zeremonialtaschen, (nach der Hofsitte) vor der Brust gehalten,<br />

sollten durch Frauen von schönem Aussehen überbracht werden;<br />

sie trugen Sarong mit Stickereiarbeit, (gold)gemusterte Sarong,<br />

Sarong aus bedrucktem Baumwollstoff und farbige Jacken aus<br />

Taft mit (Knopf-)Verschlüssen 2 ' 9 , auBerdem Armreifen, Ohrpflöcke<br />

und noch verschiedene weitere Reifen und Ringe. Vier Tanzerinnen,<br />

auf einem von Menschen gezogenen Zeremonialwagen tanzend, sollten<br />

das Gold begleiten. Hinzu kamen noch allerlei Früchte wie Durian,<br />

Manggis, Rambutan, Langsat und mancherlei wohlschmeckendes, /<br />

93 weiterhin gefarbte Eier in bestimmter Anordnung, Sirih Djantung<br />

und Sirih Tjulika - insgesamt etwa 200-300 Traglasten, die in gelben,<br />

vergoldeten Stoff eingeschlagen waren.<br />

Nachdem alle diese Dinge fertiggestellt waren, lieB man am<br />

folgenden Morgen die Elefanten am Podest niederknien und belud sie<br />

mit den zum Brautschatz gehörenden Artikeln. Ihre Anführer waren<br />

Radja Indera Suari und einige der edelsten Manner und Frauen, die<br />

das Gold begleiteten. So formte sich nun ein Zug von Elefanten,<br />

Zeremonialwagen, dem fürstlichen Gefahrt und verschiedenen verzierten<br />

Leuchtern, und die Uberbringer der Früchte bildeten eine<br />

endlose Kette, die bis zum Tor des Sjah Alam nicht abriB.<br />

238 mas sunnia jang mérah duabelas mutu.<br />

Zwei Anm. auf der Hs. beziehen sich auf mas sunnia; Hs. S. 91:<br />

hooch fijn goud; Hs. ü . 96: "suna" hindustanice, goud (Isk., Hikajat<br />

Atjeh S. 106 bzw. 108, Anm.). Professor Roolvink weist mich<br />

brief lich auf die Möglichkeit hin, daB es sich bei sunnia um Kuniah<br />

(Iconium), eine Stadt in Kleinasien, handeln könne. Mas Sunnia<br />

würde dann bedeuten: Goldstücke aus Kuniah. Diese Interpretation<br />

erfahrt eine Bekraftigung durch die Beschreibung weiterer Goldmünzen<br />

auf Hs. S. 96<br />

239 kantjing; vgl. Anm. 216<br />

101


Prinzessin Radja Indera Bangsa wurde von der Pürstin geschmückt.<br />

Die Prinzessin trug einen golddurchwebten Dewangga-<br />

94- Sarong, der einen goldenen Saum hatte, / mit Edelsteinen und Maschenwerk<br />

besetzt war, eine Quaste aus Golddraht und netzartig<br />

angeordnete Perlen aufwies. Ferner trug die Prinzessin eine f lammend<br />

rote Jacke mit Saphir-(Knopf-)Verschlüssen und abwechselnd<br />

groBen und kleinen Edelsteinen, Ohrkrabben mit (der<br />

Abbildung<br />

eines) VogeXs) 2 * 0 , Armreifen mit einer Platte, die mit kleinen<br />

241<br />

Edelsteinen und Korallen besetzt war , runde, mit Edelsteinen<br />

besetzte Armreifen, Ringe mit kleinen Diamanten, ein goldenes,<br />

242<br />

mit Edelsteinen besetztes Taschchen , gebogene (Haar-)Nadeln<br />

Tuch lag - angesichts der Radja, Hofdamen und Leute, die Armreifen,<br />

Ohrpflöcke, bestickte Sarong und mit (Knopf-)Verschlüssen<br />

und ein (goldenes) Zierat um den Haarknoten.<br />

Als Prinzessin Radja Indera Bangsa nun angekleidet und geschmückt<br />

war, lieB die Pürstin sie auf der siebenfach gefalteten<br />

243<br />

fürstlichen Sitzmatte Platz nehmen, welche auf einem Seresari-<br />

versehene<br />

Jacken in vielerlei Farben trugen, auf dem Kopf StrauBe aus<br />

Djengkelenar-Blumen und im Haar BIurnen hatten.<br />

Nun wurde das Gold in einer Prozession herbeigetragen. Als<br />

mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, alle Gegenstande angekommen<br />

waren, befahl Sjah Alam den Würdentragern, die das Gold<br />

überbringenden Manner und Frauen ehrenvoll zu empfangen / und in<br />

95 den Palast zu führen. Jeder wurde nach seinem Rang plaziert. Dann<br />

stand Radja Permaisuri auf; er hielt eine goldene, mit Edelsteinen<br />

besetzte Betelschale vor der Brust, kniete vor Sjah Alam nieder<br />

und öffnete den Deckel der Betelschale.<br />

Darauf sprach er ehrerbietig: "Majestat, dieser Betelbissen<br />

kommt von seiner Hoheit, dem Kakanda", und zugleich überbrachte<br />

er den GruB von Sultan Mansur Sjah.<br />

Sjah Alam kostete von dem<br />

Sirih, und Radja Indera Suari sprach ehrerbietig: "Majestat, seine<br />

Hoheit, der Kakanda, entbietet Eurer Majestat seinen GruB.<br />

240 bersubang dj entera paksi; vgl. Anm. 211<br />

241 bergelang bermuka pudi manikam; für gelang bermuka<br />

vgl. Anm. 212<br />

242 bertjintjin pudi manikam, berpundi mas bepermata; Isk.übersetzt<br />

(Anm. Hs. S. 94); droeg een ring bezet met gruis van edelstenen,<br />

gevat in goud dat voorzien was van een steen<br />

243 peterana; vgl. Anm. 230<br />

102


Euer untertanigster Diener, Radja Indera Suari, überbringt auf<br />

Befehl seiner Hoheit, des Kakanda, die Setangkai-Blume. Bitte,<br />

verachtet sie nicht." Da sprach Sjah Alam: "Warum spricht mein<br />

Bruder so? Ich mö'chte kein Gold und keine Juwelen. Mir liegt nur<br />

die Verbindung zwischen meinem Bruder und mir am Herzen, damit<br />

die verwandtschaftliche Beziehung zwischen uns beiden nicht zerstört<br />

werde." /<br />

96 Dann erhob sich Radja Indera Dewi; er hielt eine mit Edelsteinen<br />

verzierte und mit Aufsatzen von grünen Juwelen versehene<br />

Betelschale aus Goldlegierung vor der Brust,<br />

kniete vor der Fürstin<br />

nieder, öffnete den Deckel der Betelschale und sprach ehrerbietig:<br />

"Dieser Betelbissen kommt von seiner Hoheit, dem Kakanda",<br />

und danach überbrachte er ehrerbietige GrüBe von Sultan Mansur<br />

Sjah. Nun kostete die Fürstin von diesem Sirih.<br />

Darauf würden die Kleidungsstücke, die Sunnia-Goldstücke,<br />

1000 Pfund Venezianer Golddukaten, 1000 Pfund mohammedanischer<br />

244<br />

Golddukaten , mehrere kleine rote Edelsteine von unschatzbarem<br />

Wert, einige groBe Perlen, Diamanten, Opale, Saphire und Juwelen<br />

von unschatzbarem<br />

Sjah Alam<br />

Wert an Sjah Alam und die Fürstin übergeben.<br />

lieB die Geschenke in Empfang nehmen und (die Verpak-<br />

97 kung) öffnen. Als nun Sjah Alam und die Fürstin / Schmuckstücke<br />

wie Ohrpflöcke, Armreifen, Fingerringe, (Knopf-)Verschlüsse, Rangabzeichen<br />

und gebogene (Haar-)Nadeln, (ferner) die Sunnia-Goldstücke,<br />

die venezianischen Golddukaten und die 1000 Pfund mohammedanischer<br />

Golddukaten, die Edelsteine und Perlen erblickten -<br />

da waren sie noch<br />

erfreut.<br />

Nun sprach Radja Indera Suari ehrerbietig: "Majestat, dürfen<br />

Eure untertanigen Diener bitten, ihrer Hoheit, Eurer Tochter,<br />

ihre Aufwartung zu machen?" Sjah Alam antwortete: "Warum nicht,<br />

ist Radja Indera Bangsa nicht Eure Tochter?" Darauf gingen Radja<br />

244 segala pakaian, dan mas sunnia dan mas asjrafi bunduki seribu<br />

keti, dan Ibrahimi Misri seribu keti;<br />

- pakaian "Kleidungsstücke" schlieBt auch Schmuck ein<br />

- für "mas sunnia" vgl. Anm. 238<br />

- asjrafi bunduki und Ibrahimi Misri sind nach Vermerken auf der<br />

Hs. Venezianer bzw. mohammedanische Dukaten (Isk., Hik. Atjeh<br />

S. 108 Anm.)<br />

- seribu keti; eigentlich tausendmal Hunderttausend = 100 Millionen.<br />

Wegen dieser erstaunlich hohen Zahl (auf Hs. S. 91 heiBt<br />

es nur "etwa 1000 Goldstücke") neige ich dazu, keti als "kati"<br />

zu lesen. Kati = indisches Pfund; für genauere Angaben vgl,<br />

Wilk., Kli. S. 743<br />

103


Indera Suari, Radja Permaisuri, Radja Indera Dewi und Radja Seri<br />

Pebawa, um Radja<br />

Indera Bangsa ihre Aufwartung zu machen. Als sie<br />

den Rad der siebenfach gefalteten fürstlichen Sitzmatte 2 * 5 erreichten,<br />

knieten sie nieder und grüBten ehrerbietig. Dann sprach<br />

Radja Indera Suari: "Meine Herrin, seine Hoheit, der (zukünftige<br />

Schwieger-)Vater, und ihre Hoheit, die (zukünftige Schwieger-)<br />

98 zessin. / Nun wurde den Ëmbuwai Tuan befohlen, jedem von ihnen<br />

eine Schale mit Sirih zu bringen; da verweilten sie noch einen<br />

Augenblick in der Audienz und baten dann, zurückkehren zu dürfen.<br />

Sjah Alam sprach: "LaBt sie alle, Manner und Frauen, jeden<br />

nach seinem Rang niedersitzen." Nun breitete man einen<br />

Mutter entbieten Euch ein Gebet." Hierauf verneigte sich die Prin-<br />

Bodenteppich<br />

aus, um darauf zu speisen, und es würden Platten mit mannigfachen<br />

Gerichten aufgestellt, wie Nasi Kabuli, Berendji, Scherbet,<br />

Arisja,<br />

Bughra, Kaskia, Halwa, Mahlabi und allerlei Artén von<br />

Früchten. Jeder der Manner und Frauen empfing Speisen, bis hin zu<br />

den Tragern der Sanften und Sessel. Nachdem alle ihr Essen empfan-<br />

99 gen und Sirih gekaut hatten, befahl Sjah Alam, /Rosenwasser aus<br />

Yazd zu versprühen, welches<br />

sich in einer langhalsigen, mit Smaragden<br />

besetzten Flasche befand.<br />

Nun baten<br />

sie, zurückkehren zu dürfen.<br />

Die Pürstin befahl darauf den Embuwai Tuan,<br />

mit Reis und vielerlei<br />

Zeremonialtaschen<br />

Speisen zu füllen, und Korallen, ein mit Edelsteinen<br />

besetztes Kopftuch und goldene, mit Edelsteinen belegte<br />

246<br />

Tjempaka-Blumen in eine mit grünen Smaragden besetzte Zeremo-<br />

245 peterana; vgl. Anm. 230<br />

246 bunga karang mastuli jang bermutu tjempaka mas bepermata. Auf Hs.<br />

S. 102 findet sich eine Parallelstelle: bunga karang, mastul jang<br />

bermata tjempa mas bepermata.<br />

- für bunga karang vgl. Anm. 273<br />

- da auf Hs. S. 102 an der zitierten und zwei weiteren Stellen<br />

mastul (Kopftuch) steht, wird man mastuli hier zu mastul verandern<br />

dürfen<br />

- unsicher ist, ob man bermutu (mit Perlen; mit Geranke aus Flittergold?<br />

Kli S. 996) oder (vermutlich) bermata (mit Edelsteinen)<br />

verstehen muB<br />

- es ist auffallig, daB die Tjempaka-Blume nicht, wie sonst bei<br />

Blumennamen im Text üblich, als bunga tjempaka (analog zu<br />

bunga setangkai usw.), sondern nur als tjempaka bezeichnet wird.<br />

Dies scheint darauf zu deuten, daB hier vielleicht nicht eine<br />

Blume, sondern ein Gegenstand gemeint ist. Fischer, KER S. 28,<br />

beschreibt ein tjempaka, eine Haarnadel, die über der Stirne<br />

in das Haar gesteckt wird. Jesper/Pimgadie bilden auf S. 158<br />

eine reich verzierte Tjempaka-Blume ab, die als Haarnadel gestaltet<br />

ist. Vgl. auch Veltman, Nota, S. 365. Vgl. Anm. 247<br />

104


nialtasche zu legen, deren mit einem Perlenbehang versehener Dekkel<br />

aus Filigrangold bestand. Eine (weitere) goldene Zeremonialtasche<br />

enthielt Blumen verschiedenster Arten; ihr Deckel bestand<br />

aus mit Gold belegtem Samt und war mit Edelsteinen besetzt. Eine<br />

goldlegierte Zeremonialtasche enthielt Chelembak, Narde und allerlei<br />

Raucherwerk, deren Geruch sich nicht beschreiben laBt; der<br />

Deckel dieser Tasche war aus golddurchwebtem Dewangga-Tuch mit<br />

netzartig angeordnetem Marmor. Danach würden alle Speisen und Duft-<br />

100 wasser bereitgestellt. / Alle, die diese Zeremonialtaschen trugen,<br />

waren ganz junge Frauen, welche in farbige, bestickte Sarong und<br />

Taft von verschiedensten Farben gekleidet waren; einige trugen<br />

Armreifen und Ohrpflöcke. Ihre Tragbander bestanden aus vergoldetem<br />

Stoff.<br />

Nachdem ihr Gepack bereitgestellt war, stiegen sie alle auf<br />

Elefanten, die überdachte Sitze und eine Umkleidung von Teppichen<br />

trugen. Der Kopfüberzug der Elefanten bestand aus netzartigem Seresari-Tuch;<br />

daneben (aber) gab es noch weitere Elefanten mit überdachten<br />

Sitzen. Als Anführer fungierten die Embuwai Tuan Tun Sahdani<br />

und einige der adligen Manner und Frauen, welche die Güter begleiteten.<br />

Als sie nun zu Sultan Abdul-Djalil kamen, lieB dieser ihnen<br />

101 einen prachtvollen Empfang zuteil werden. / Alle eintreffenden<br />

Manner und Frauen würden je nach ihrem Rang plaziert.<br />

Danach erhob sich die Embuwai Tuan namens Tun Sahdani, die<br />

vor der Brust eine goldene Betelschale hielt: sie kniete nieder,<br />

wobei sie ehrerbietig grüBte, und öffnete den Deckel der Schale,<br />

welcher aus Blattgold bestand und mit einem Perlengehange besetzt<br />

war. Darauf sprach sie ehrerbietig: "Majestat, dieser Sirih kommt<br />

von ihrer Hoheit, der Adinda." Sultan Abdul-Djalil kostete nun<br />

von dem Sirih.<br />

Dann erhob sich auch die Nenenda namens Tun Indera Naja, die<br />

eine Betelschale vor der Brust hielt. Sie begab sich ehrerbietig<br />

vor die Mutter von Sultan Mansur Sjah, kniete nieder und grüBte<br />

ehrfurchtsvoll. Der Deckel der Betelschale, welcher aus mit Gold<br />

belegtem Samt bestand und mit Edelsteinen besetzt war, wurde nun<br />

angehoben, und sie sprach ehrerbietig: "Majestat, dieser Betelbissen<br />

kommt von ihrer Hoheit, der Adinda." Die Radja kostete nun<br />

von diesem Sirih.<br />

Darauf sprachen beide ehrerbietig: "Majestat, die untertanigen<br />

Dienerinnen bitten, seiner Hoheit, dem Sohn, ihre Aufwartung<br />

105


machen zu dürfen." Sultan Abdul-Djalil sprach: "Sehr wohl."<br />

102 Hierauf erhoben sie sich und begaben sich zu Sultan / Mansur Sjah.<br />

Die Embuwai Tuan namens Tun Sahdani trug vor der Brust eine mit<br />

grünen Smaragden besetzte Zeremonialtasche, deren mit einem Perlenbehang<br />

versehener Deckel aus Filigrangold bestand. Die Zeremonialtasche<br />

enthielt Korallen, ein mit Edelsteinen besetztes Kopftuch<br />

und mit Edelsteinen belegte, goldene Tjempaka-Blumen 2 ' 1 "' 7 .<br />

Tun Indera Dewi trug eine Zeremonialtasche, welche Duftwasser<br />

enthielt.<br />

Beide gingen nun, Sultan Mansur Sjah ihre Aufwartung zu machen.<br />

Als sie zu ihm traten, hatte er auf einem vergoldeten Sessel<br />

Platz genommen, der mit einer siebenfach gefalteten fürstlichen<br />

Sitzmatte bedeckt war. Sultan Mansur Sjah trug (die) vollstandige<br />

(der Zeremonie entsprechende) Kleidung; vor ihm befanden<br />

sich die Inangda und Kakanda und alle seine Hofdamen, unter denen<br />

einige Armreifen, Ohrpflöcke und Fingerringe trugen.<br />

Die Embuwai Tuan namens Tun Sahdani sprach nun ehrerbietig:<br />

"Hoheit, der Befehl seiner Majestat, des (zukünftigen Schwieger-)<br />

Vaters, an uns untertanige Dienerinnen lautet: Legt ihr selbst<br />

meinem Kinde dieses Kopftuch um und benetzt ihn mit den Duftwassern!"<br />

Der Sultan lachelte, lachte dann und befahl, ihm das Kopf-<br />

103 tuch umzubinden/ und ihn mit den Duftwassern zu besprengen.<br />

Beide baten nun, sich von Sultan Mansur Sjah verabschieden<br />

zu dürfen. Sultan Abdul-Djalil lieB darauf alle Manner und Frauen,<br />

jeden nach seinem Rang, vor den Gerichten auf dem EBteppich niedersitzen;<br />

sie empfingen alle Speise. AnschlieBend versprühte man<br />

Rosenwasser aus Yazd, welches sich in einer langhalsigen, mit Saphiren<br />

besetzten Flasche befand. Dann baten sie, zurückkehren zu<br />

dürfen.<br />

Sultan Abdul-Djalil befahl nun Tun Indera Naja und Tun Indera<br />

Dewi, mit der zurückkehrenden Embuwai Tuan Tun Sahdani zu gehen,<br />

und er sprach zu ihr: "Wenn Ihr zu meinem Bruder kommt, dann wollt<br />

24-7 bunga karang, mastul jang bermata tjempa mas bepermata. Auf Hs.<br />

S. 99 fmdet sich eine Parallelstelle, vgl. Anm. 24-6. Tjempa ist<br />

nach Wilk. eine Blumenart (tjempaka), nach Kli. S. 405 der Name<br />

eines Ortes in Kambodscha (= Champa?), bekannt wegen seiner geblumten<br />

Seidenstoffe. Analog zu Hs. S. 99 wird man wohl tjempaka<br />

lesen dürfen.<br />

24-8 geta jang keemasan bepeteranakan zarbaf; für peterana vgl.Anm.230-<br />

geta kann sowohl Sessel (Kli. S. 852) als auch Podium, Estrade<br />

(Wilk.) bedeuten<br />

106


Ihr den Tag festsetzen lassen, an dem Sultan Mansur Sjah seine<br />

Aufwartung machen soll."<br />

Als die Embuwai Tuan Tun Sahdani, Tun Indera Naja und Tun<br />

104 Indera Dewi / zu Sjah Alam kamen, sprach Tun Sahdani ehrerbietig:<br />

"Majestat, seine Hoheit, der Kakanda, hat der untertanigen Dienerin<br />

einen Auftrag gegeben; er lafit fragen, wann seine Hoheit, der<br />

Sohn Sultan Mansur Sjah, seine Aufwartung machen soll." Darauf<br />

dachte Sjah Alam einen Augenblick nach und sprach dann: "So Gott,<br />

der Erhabene, will, wird mein Kind am Montag, dem 12. Tage des<br />

Monats Rabi al-awal, heiraten 9,1 .<br />

Mit<br />

Willen Gottes, des über allem Erhabenen, schmückte an<br />

einem glückverheiBenden Tage jeder der beiden Sultane seinen Palast<br />

auf gleiche Weise, wie es oben von dem Tag der Ubergabe des<br />

Brautschatzes<br />

berichtet wurde; sie veranstalteten Feste mit mannigfacher<br />

und sehr schön klingender Musik der Genderang, Gongs,<br />

Dap, Harbab, Dandi, Ketjapi und Bangsi. Einige Leute schlugen<br />

250<br />

Tanz-Rhythmen auf der Trommel ^<br />

und tanzten malaiische Tanze,<br />

man spielte Wajang und Gender und tanzte sundanesische und java-<br />

105 nische Tanze - / das Gerausch ihrer klatschenden Hande und ihres<br />

Beifallrufens war sehr fröhlich. Auf der Veranda des Palastes<br />

führten einige prachtvoll geschmückte Tanzerinnen malaiische Tan-<br />

251<br />

ze vor, und Sanger mit überaus schonen Stimmen gaben Darbie -<br />

tungen. Jeden Tag schlachtete man Wasserbüffel, Rinder, Fettschwanzschafe,<br />

indische Schafe und Ziegen<br />

als Speise für die feiernden<br />

Menschen.<br />

Mit<br />

EheschlieBung<br />

Willen Gottes, des über allem Erhabenen, kam der Tag der<br />

heran. Der Sultan rief die honen Hulubalang, die<br />

adligen Krieger und die jungen Söhne der Hulubalang zusammen und<br />

lieB die Elefanten und Pferde an einer Stelle zusammenkommen. Als<br />

sie alle vor ihm erschienen waren, breitete man den EBteppich aus<br />

und trug vielerlei Gerichte auf - Ta'am Kabuli, Berendji, Scher-<br />

106 bet, Arisja, Bughra, Kasjkia, verschiedene Dampuk / und Kebab,<br />

einige<br />

Arten von Halwa Berginta, Halwa Kapuri, Halwa Sabuni und<br />

Halwa Sjakar Nabati; verschiedene<br />

langhalsige Flaschen mit in Ro-<br />

249 naik mempelai; Brautigam werden (Kli. S. 1007); den Hochzeits-<br />

Ehrensitz besteigen, heiraten (Wilk.)<br />

250 njerama; vgl. Anm. 235<br />

251 biduan; das Wort "bidu" bezeichnet auch die Sanger bei einer<br />

schamanistischen Zeremonie; sie singen das "lagu pemanggil"<br />

(Anrufungsgesang) (Wilk.)<br />

107


senwasser aus Yazd vermischtem Scherbet; mehrere mit Chelembak<br />

angeraucherte und mit Rosenwasser vermischte Scherbet(-Sorten);<br />

252<br />

ferner einige Behalter , die ein Getrank aus Honigwasser mit<br />

253 252<br />

... enthielten, und verschiedene Behalter mit schonen, köstlich<br />

schmeckenden Früchten.<br />

Sie alle empfingen Speise.<br />

Darauf wurde Sultan Mansur Sjah von seinem Vater aufgesucht,<br />

um angekleidet zu werden. Der Sultan kleidete sich in einen Sarong<br />

mit vielfarbiger Sungkit-Stickerei und Bambusspitzen-Muster, der<br />

einen mit Edelsteinen besetzten Goldrand hatte. Ferner trug er<br />

eine Hose aus Goldbrokat mit einem Saum aus Istambuler Gewebe und<br />

einen goldenen, nach der Weise der Iraker geflochtenen Gürtel,<br />

254<br />

welcher mit langlichen Knöpfen besetzt war, die kleine Edelsteine<br />

trugen. Er band auch<br />

eine Scharpe mit Schlangenmuster aus<br />

107 Goldbrokat um, / welche mit Istambuler Golddraht durchwebt war,<br />

ein Maschenwerk goldener Quasten und einen Perlenbehang aufwie<br />

Weiterhin kleidete sich der Sultan in eine purpurne, glanzende<br />

Jacke 2 5 6 , deren Knöpfe fliegende Garuda zeigten; dazu trug er ein<br />

flammend rotes Kopftuch mit Goldsaum, auf dem Koransprüche angebracht<br />

waren, abgesetzt mit goldgewebter Seide. Auf dem Oberarm<br />

257<br />

trug er ein Armband aus siebenfach gewundener Schlange ... .<br />

Rechts und links<br />

hatte er Amulette angelegt, die auf Drachenvögel<br />

herabstoBende Garuda zeigten; er trug rechts Ringe mit (eingelegten<br />

roten Rubinen, die) aufgeplatzten Granatapfeln (ahnelten),<br />

und links klingende Ringe, rechts Smaragd-Ringe und links Ringe<br />

mit der Setangkai-Blume.<br />

Der Erzahler berichtet: Wahrend sich Sultan Mansur Sjah ankleidete,<br />

wurde Prinzessin Radja Indera Bangsa in Gegenwart<br />

ihrer<br />

252 daksa = ?<br />

253 mas'udi = ?<br />

254 buah ru. Ru = Casuarina equisetifolia; es handelt sich um langliche<br />

Metallperlen, die der Verzierung dienen und eine Ahnlichkeit<br />

mit der Frucht des Tjemara-Baumes (= Ru) haben (Wilk; Anm.<br />

auf Hs. S. 106). Buah ru (boh ru) auch am Sirihsack (vgl. La. S.<br />

128 u. Fischer, KER S. 16)<br />

255 berikat pinggang tjindai dzarzari / berdjukitkan kasab Istambuli<br />

bersirat berambu mas berdjala-djala, berumbai-rumbaikan mutiara;<br />

Ubersetzung?<br />

256 berdjadju (= berbadju?) ungu digangsur; oder: eine purpurne Jacke<br />

mit weicher Oberflache<br />

257 berpuntu naga tudjuh belit berpenjangga iskadham; sangga = stützen,<br />

helfen; fassen; iskadham = ?<br />

108


Mutter geschmückt. Die Prinzessin trug einen purpurnen Sarong .mit<br />

durchlaufender<br />

Stickerei und einem Saum aufgezogener Perlen; die-<br />

108 ser Sarong besaB Maschenwerk aus Istambuler Gewebe, / hatte ein<br />

goldenes Netzwerk,<br />

dessen Maschen aus gezogenem Golddraht bestanden,<br />

und war abwechselnd mit Perlen und Korallen"" 5 8<br />

versehen.<br />

Ferner trug sie eine flammend rote Jacke, deren Knöpfe tanzende<br />

259<br />

Pfauen zeigten, ...<br />

P60<br />

; klingende Armreifen in der Form von zweiköpfigen<br />

Schlangen ; Armreifen mit einem (Knopf-)VerschluB und<br />

(eingelegten roten Rubinen,<br />

P61<br />

die) aufgeplatzten Granatapfeln (ahnelten)<br />

, und mit einer Platte versehene Armreifen, die nach ceylonesischer<br />

Art gehammert waren und gemischte<br />

?6?<br />

Diamantsplitter trugen<br />

. Rechts trug sie Goldringe mit einer eingravierten flie -<br />

genden Naga und links vieleckige Fingerringe mit Filigranarbeit.<br />

Ferner trug<br />

sie Fingerringe mit Smaragden, roten Edelsteinen,<br />

Saphiren und Diamanten von unschatzbarem<br />

Wert, als ob die Finger<br />

mit goldenen, künstlichen Fingernageln aus Lapislazuli bedeckt<br />

waren. Dazu trug sie Ohrkrabbenmit (der Abbildung eines) Vogelfe) 2 6 5 ,<br />

in welche helle Saphire eingesetzt waren; Halsketten; drei Schnüre<br />

prachtvoller, groBer Perlen, zwischen denen sich Marmorstück-<br />

109 chen befanden; / goldene, mit Edelsteinen besetzte gebogene (Haar-)<br />

Nadeln 2 6 *; um den Haarknoten ein goldenes Zierat in Gestalt einer<br />

gewundenen, diamantenbesetzten Schlange 2 6 5 und ... 266 .<br />

258 biram, vgl. Anm. 211<br />

259 bermasri mas bepermata = ?<br />

260 gelang biram bergenta; für gelang vgl. Anm. 198; für biram vgl.<br />

Anm. 211; für genta vgl. Anm. 209<br />

261 gelang berkantjing delima melekah; vgl. Anm. 214<br />

262 gelang bermuka tempa Sailani bepermata pudi tjampur baur.<br />

Für gelang bermuka vgl. Anm. 212; eine Anm. in der Hs. weist darauf<br />

hin, daB mit Sailani ceylonesische Rubine gemeint sind<br />

263 subang berdjentera paksi; vgl. Anm. 211<br />

264 tjutjuk gelung mas bepermata; vgl. Anm. 215<br />

265 bertekan kundai mas naga berbelit bepermata<br />

266 dan bertiat (Isk. liest: bertian) seramba bertelakan mas sehari<br />

bulan, bermalai mutia dikarang berkembar lébar setulang, buah<br />

putat biram bergenta.<br />

Professor Slametmuljana versteht: trug einen Gürtel (seramba = ?),<br />

ruhend auf einer goldenen Flache in Form des noch schmalen, zunehmenden<br />

Mondes; der Gürtel hatte Schnüre mit aufgezogenen Perlen,von<br />

denen jeweils zwei im Abstand von einem Tulang miteinander verflochten<br />

waren, und ferner Schnüre mit Edelsteinen in Glockenform,<br />

so groB wie Putat-Früchte (mündl. Auskunft)<br />

109


Nachdem Prinzessin Indera Bangsa angekleidet war, lieB man<br />

sie auf der siebenfach gefalteten, fürstlichen Sitzmatte Platz<br />

nehmen, welche sich auf dem Hauptthron befand 2 6 7 - angesichts der<br />

Radja, Hofdamen und jungen Leute, welche bestickte Sarong, gebatikte<br />

Sarong und Sarong in vielerlei Farben trugen; ihre Jacken<br />

bestanden aus Purpurtaft und aus Taft in der Farbe des Kumbang-<br />

Padang-Kafers und waren mit verschiedenen Arten von Knöpfen versehen;<br />

an den Fingern trugen sie Ringe . Auch einige der Inangda<br />

und Kakanda befanden sich vor der Prinzessin.<br />

Der Erzahler berichtet: Nachdem Sultan Mansur Sjah angekleidet<br />

war, wurde auch der für die Prozession vorgesehene Reitele-<br />

110 fant des Sultans / auf verschiedene Weise geschmückt. Dann lieB<br />

man den Elefanten vor dem Podest niederknien und half Sultan Mansur<br />

Sjah hinauf auf den Elefanten, der einen überdachten Sitz<br />

trug. Maharadja ad-Diradja, Sohn des Maharadja Lila Putih, saB<br />

auf dem Kopf des Elefanten und führte diesen. Hinten auf dem Elefanten<br />

saB Merah Saraf-Chan, der eine Zeremonialtasche vor der<br />

Brust hielt.<br />

Nun zog der Sultan in feierlichem, langgewundenem Zuge und<br />

unter dem erhabenen Klang verschiedenster Musikinstrumente dahin,<br />

wobei man den Segen Gottes erbat, was wie ein Donner klang. Der<br />

Sultan wurde von den Hulubalang und adligen Kriegern auf Elefanten<br />

und Pferden eskortiert; einige Kinder der Radja, Hulubalang<br />

und Altesten begleiteten zu FuB den Elefanten des Sultans. Mehrere<br />

der jungen Frauen hatten sich bunt gekleidet, die Zipfel ihrer<br />

111 Schultertücher leuchteten, / und sie trugen Armreifen und Fingerringe<br />

.<br />

Als man die Klange der Genderang und die Gebete in Atjeh hörte,<br />

befahl Sjah Alam, die Ankömmlinge mit einigen hundert verzierten<br />

Sirihschalen feierlich willkommen zu heiBen. Die Diener, welche<br />

die BegrüBung vornahmen, trafen nun mit den Begleitern des<br />

Sultans zusammen und bewirteten sie mit Betel.<br />

Als der Sultan im Palasthof eintraf, lieB Maharadja ad-Diradja<br />

267 pada peterana diatas Murdagam Singgahasana. Für peterana vgl.<br />

Anm. 230; murdagam ^skr. mürdhan = forehead, ... <strong>the</strong> highest or<br />

first part of anything, top, point, summit ... (Mo.Wi.).<br />

Singgasana ist die Erhebung oder Estrade (Podium), auf welcher<br />

der Herrscher sitzt (= "Thron") (Wilk.). Oder ist Murdagam<br />

Singgasana der Name des Palastes? Vgl. Anm. 269<br />

268 bertjintjin serap djari; serap = ?<br />

110


den Elefanten am Podest niederknien, und die jungen Leute liefen<br />

herbei, um den Sultan zu empfangen; sie verstreuten<br />

gelben, enthülsten<br />

Beis, vermischt mit Blattgold, Perlen und Dinaren.<br />

begrüBte man den Sultan und lieB ihn auf der siebenfach<br />

Darauf<br />

gefalteten,<br />

fürstlichen Sitzmatte aus Goldgewebe Platz nehmen; einige<br />

der Rollkissen hatten vergoldete, mit Edelsteinen geschmückte<br />

Seitenteile, und ihre Langsteile bestanden aus Seresari, Samt,<br />

112 Brokat und Plüsch. / Mehrere der verzierten Leuchter besaBen<br />

PüBe aus Gold und<br />

Goldlegierung.<br />

Hierauf heiratete Sultan Mansur Sjah. Derjenige, der den<br />

Sultan ehelich verband, war Seri Radja Chatib. Wahrend der Zeremonie<br />

schlugen<br />

die Leute Genderang, Gongs und Dap - sehr gerauschvoll<br />

waren deren Klange. Als die Heiratszeremonie vorüber war,<br />

erhob sich der Sultan, und Seri Radja Chatib betete zum Propheten,<br />

Gott segne ihn und gebe ihm Frieden. Die Gemeinde respondierte,<br />

und ehrfurchtgebietend wie ein Donner klang das Gerausch ihrer<br />

Stimmen.<br />

Als nun der Sultan nach oben ging, umarmten ihn seine Inangda<br />

und Kakanda, nahmen ihn bei der Hand, führten ihn in den Palast<br />

269<br />

des Hauptthrones ' hinauf und setzten ihn auf die siebenfach gefaltete,<br />

fürstliche Sitzmatte, auf welcher eine dreifach gefalte-<br />

113 te, goldene Ehrenmatte lag, die ein Perlengehange trug; / seine<br />

Inangda und Kakanda warteten ihm auf. Danach wurden Platten mit<br />

verschiedensten<br />

Arten von Speisen für die Begleiter des Sultans<br />

aufgetragen, und als diese ihre Speisen empfangen hatten, baten<br />

sie, heimkehren zu dürfen; sie begaben sich zurück. Nachdem der<br />

Sultan geheiratet hatte, gab es standig Peste und Vergnügungen.<br />

Der Erzahler sagt: Sultan Mansur Sjah, der Vater des gesegneten<br />

Djohan, erhielt, als er noch klein war und etwa sieben Jahre<br />

zahlte, von seinem Vater den Befehl, bei dem Fakih Chodja Manassih<br />

(Koran-)Studiën zu treiben. Nachdem der Sultan<br />

einige Zeit<br />

der Unterweisung gefolgt war, sah der Fakih, daB das Antlitz des<br />

Sultans Mansur Sjah in einem Licht erstrahlte,<br />

Anschein hatte, bis zu seiner Brust<br />

welches, wie es den<br />

reichte. Da dachte der Fakih<br />

bei sich: "Nach meiner Meinung ist dem Sultan Mansur Sjah ein be-<br />

270<br />

114 deutendes Geschick beschieden./ Möglicherweise wird der Sohn<br />

dieses Sultans das Reich seiner verstorbenen GroBeltern zum Blühen<br />

bringen."<br />

269 keatas Murdagam Singgahasana; vgl. Anm. 267<br />

270 dzurriat; eigentlich: Samen<br />

111


Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, traumte Sultan<br />

Mansur Sjah eines Nachts zur Zeit der Morgenröte. Es traumte dem<br />

Sultan, er befande sich auf der Kota Biram, welche "die Festung"<br />

genannt wird 2 7 ' 1 , und stehe auf einem groBen Stein. Als der Sultan<br />

nun urinierte, bildete sein Urin ein Meer, welches das ganze Atjeh-Reich<br />

überschwemmte, bis es in den groBen Ozean mündete. Da<br />

erschrak der Sultan sehr und setzte sich von seinem Schlaf auf.<br />

Als nun der Tag dammerte, ging er zu seinem Lehrer, dem Fakih<br />

Chodja Manassih, und erzahlte ihm seinen Traum. Der Lehrer des<br />

115 Sultans dachte nach, überrascht / bei sich selbst, und sprach<br />

dann: "Hoheit, Euer Traum ist ganz zutreffend." Sultan Mansur<br />

sprach: "Deutet mir, was ich getraumt habe." Da antwortete der<br />

Fakih: "Hoheit, dies ist die Bedeutung Eures Traumes: So Gott,<br />

der Erhabene, will, wird ganz gewiB aus Eurem Samen ein überaus<br />

machtiger Sultan hervorgehen; sein Ruhm wird sehr groB sein, und<br />

er wird der Herrscher über alle Radja im Osten und Westen sein.<br />

Seine Hoheit, Euer Sohn, wird das Licht seiner Gerechtigkeit überflieBen<br />

lassen, und er wird die Sonne sein, welche der östlichen<br />

Welt leuchtet." 2 ? 2<br />

Nachdem die Feste und Vergnügungen einige Zeit angedauert<br />

hatten, wurde die Prinzessin mit Willen Gottes, des über allem<br />

Erhabenen, schwanger. Als nun seine Mutter den gesegneten Perkasa<br />

Alam in ihrem Leibe trug, kam das Land zu groBem Wohlstand;<br />

116 Reis war billig, / der Hafen war sehr belebt, unaufhörlich l i e -<br />

fen Schiffe ein und brachten wunderschöne, wertvolle Dinge, die<br />

Baume trieben junge SchöBlinge, die Blumen blühten, und Baume,<br />

die (bisher) nicht getragen hatten, trugen nun Früchte. Die Früchte<br />

zeigten ein kraftiges Rot, und Einwohner wie fremde Handier<br />

waren sehr fröhlich.<br />

Im siebenten Monat ihrer Schwangerschaft hatte seine Mutter<br />

des Nachts einen Traum: Der Mond, dessen Licht heil strahlte,<br />

diente ihr als Haarnadel, und sie trug eine Scharpe von aufgereihten<br />

Sternen.<br />

Im neunten Monat ihrer Schwangerschaft hatte seine Mutter<br />

117 wiederum, zur Zeit der Morgenröte, einen Traum. / Sie traumte von<br />

271 kota biram jang bernama Burudj<br />

272 Dan paduka anakda itulah melimpahkan tjahaja 'adilnja dan ialah<br />

matahari jang betak dibumi masjrik ini; betak = ?<br />

112


einem Licht, das wie Korallen ' 5 aussah, und welches sie sich auf<br />

den Kopf setzte, worauf es nach allen Seiten lose herab hing.<br />

An einem Donnerstagabend darauf lag die Mutter seiner Hoheit<br />

ausgestreckt unter dem Betthimmel ihres Schlafgemachs auf einem<br />

prachtigen Diwan, und zwischen Schlafen und Wachen sah die Prinzessin<br />

etwas, das einem Vollmond glich.<br />

Der Schein umhüllte vollstandig<br />

ihren Körper, überflutete den<br />

(herabhangenden) Betthimmel, erfüllte den ganzen Palast und brachte<br />

den Schein der Papierlaternen, Leuchter und Kerzen zum Erlöschen.<br />

Da erschrak die Prinzessin und erzahlte niemandem von ihrem Gesicht.<br />

Aber am Nachmittag (des folgenden Tages) berichtete die Prinzessin<br />

alles, was sie gesehen hatte, Sjah Alam. Da sprach dieser<br />

zur Prinzessin Radja Indera Bangsa: "(Meine) Tochter, die Bedeutung<br />

dieses Lichtes ist: Du wirst durch die Gnade der Erhabenheit<br />

meines (zukünftigen) Enkels groBes Heil erlangen; diese (auf mei-<br />

118 nem Enkel ruhende Gnade Gottes) wird auch Dir Segen bringen. Sei<br />

unbesorgt! / Wegen der Ehre und des Ansehens, die Du erlangen<br />

wirst,<br />

weil auf meinem Enkel, den Du tragst, (so groBer) Segen<br />

ruht, solist Du niemandem von diesem Geheimnis erzahlen. So Gott,<br />

der Erhabene, will, wirst Du spater zweifellos (die Richtigkeit<br />

meiner Worte) gewahr werden." Darauf bat die Prinzessin, sichverabschieden<br />

zu dürfen, und zog sich zurück.<br />

Der Erzahler berichtet: Sjah Alam liebte unter seinen Söhnen<br />

und Töchtern niemanden so sehr wie Prinzessin Radja Indera Bangsa.<br />

Als diese nunmitdem gesegneten Djohan schwanger ging, vergröBerten<br />

sich noch seine Liebe und Sorge für sie. Darüber hinaus hörte<br />

er die Geschichte von dem Traum der Prinzessin, in welchem der Mond<br />

ihre<br />

Haarnadel gewesen war und sie eine Scharpe von aufgereihten<br />

Sternen getragen hatte; er hörte auch von dem Traum, in dem die<br />

Prinzessin ein Licht gesehen hatte, welches wie Korallen aussah 2 7 *<br />

273 suatu tjahaja rupanja bunga karang.<br />

Bunga karang = Schwamm (Kli.S. 208); Korallenschwamm (Wilk.).<br />

Oder muB man karang bunga (Blumenkoralle, Kli. S. 208) oder<br />

bunga sekarang (ein StrauB, Kli. S. 74-7) verstenen? Atj. bungong<br />

(mal. bunga) kann auch Pigur, Ornament bedeuten (La.).<br />

- Die gleicne Textstelle wird Hs. S. 118 wiederholt.<br />

- Eine Ubersetzung mit "aufgezogenen (bzw. angeordneten) Korallen"<br />

erscheint deshalb zweifelhaft, weil der Text, handelt es<br />

sich um etwas, das aufgezogen oder angeordnet ist, terkarang<br />

oder dikarang schreibt (vgl. Hs. S. 116: bintang terkarang;<br />

118: bintang dikarang).<br />

- Der Ausdruck bunga karang erscheint auch auf Hs. S. 99 und 102<br />

274 suatu tjahaja rupanja seperti bunga karang; vgl. Anm. 273<br />

113


und, nachdem sie es auf den Kopf gesetzt hatte, nach allen Seiten<br />

lose herabhing; und er hörte die Geschichte, wie die Prinzessin<br />

am Donnerstagabend ausgestreckt unter dem Betthimmel ihres<br />

119 Schlafgemachs auf einem prachtigen Diwan lag / und zwischen<br />

Schlafen und Wachen ein Licht sah, das dem Vollmond glich, wie das<br />

Licht dann vollstandig ihren Körper umhüllte und wie es den (herabhangenden)<br />

Betthimmel überflutete und den ganzen Palast erfüllte<br />

- da hatte die Liebe von Sjah Alam zur Prinzessin keine Grenzen<br />

mehr.<br />

Nun lieB Gott, der Erhabene, dem Sjah Alam deutlich werden:<br />

"Gott, der Erhabene, wird gewiB in dieser Welt meinen Enkel zu<br />

einem höchst bedeutenden Radja werden lassen. Unter allen Radja,<br />

die vor ihm waren und nach ihm kommen, wird er groBes Heil und<br />

27 5<br />

hohe Geltung erringen." Daraufhin umsorgte Sjah Alam die Prinzessin<br />

Radja Indera Bangsa über alle MaBen zartlich.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, war nun die Zeit<br />

der Geburt herangekommen, als die Monate der Prinzessin vollzahlig<br />

waren, und zur Zeit des Sonnenunterganges stöhnte und klagte<br />

sie. Da befahl die Pürstin schnell, den Palast zu schmücken, Lampen<br />

aus Gold und Goldlegierung, Papierlaternen und Leuchter anzu-<br />

120 zünden, Vorhange und Baldachine aufzuhangen, /Teppiche und die<br />

siebenfach gefaltete, fürstliche Sitzmatte aus Goldgewebe ' auszubreiten<br />

und Kissen aufzuhaufen. Mit Willen Gottes, des über allem<br />

Erhabenen, wurde der gesegnete Djohan noch nicht am frühen<br />

Abend geboren. Sjah Alam war bestürzt und sprach: "Warum verzögert<br />

sich die Geburt meines Enkels?" Hierauf sprach er: "Holt die<br />

Reichsinsignien, damit mein Enkel schnell geboren werde !" Nun<br />

brachte man eilig die Reichsinsignien herbei, und als sie vollzahlig<br />

zur Stelle waren, gebar die Prinzessin. Wahrend der Geburt<br />

des Perkasa Alam gingen Gewitter nieder und Blitze wüteten. Der<br />

Donner war über alle MaBen schrecklich, die Erde bewegte sich wie<br />

bei Erdbeben, Regen prasselte herab, ein Taifun erhob sich, so<br />

daB es stockfinster wurde und man keinen Menschen mehr von einem<br />

anderen unterscheiden konnte, und das Wasser stieg gewaltig an.<br />

Darauf wurde es Tag.<br />

Der Erzahler berichtet: Ein Hakim mit Namen Hakim Mahmud<br />

traf ein. Er machte seine Aufwartung und erwies Sjah Alam Ehre<br />

275 ialah beroleh daulat jang keras lagi tinggi<br />

276 mengampar peterana jang keemasan; vgl. Anm. 230<br />

114


121 und Huldigung. / Dann sprach er ehrerbietig: "Majestat, die Geburt<br />

dieses Enkels bedeutet, daB Gott, der Erhabene, Euch sehr<br />

hohe Gnade widerfahren laBt. Weiterhin hat Gott, der Erhabene,<br />

seinem untertanigen Diener offenbart, daB dieser Enkel gewiB ein<br />

sehr groBes Reich erhalten wird." Sjah Alam war hoch erfreut,<br />

diese Worte des Hakim zu horen; er dankte Gott, und wahrend er<br />

das Gesicht in beide Hande legte,<br />

277<br />

sprach er: "Alhamdu l i l l a h i<br />

rabbi'l-'alamin das bedeutet, höchstes Lob sei Gott, dem Herren<br />

der gesamten Welt, der mir solchermaBen einen Enkel schenkt."<br />

Darauf gab Sjah Alam dem Hakim als Zeichen seiner Gunst Kleidergeschenke.<br />

Nun veranstaltete Sjah Alam Feste mit Genderang, Dap, Gongs<br />

und allen Musikinstrumenten, Harbab, Dandi und Ketjapi; einige<br />

der Leute tanzten javanische und sundanesische Tanze und schmückten<br />

die Tanzerinnen zum (malaiischen) Tanz. Sjah Alam und die<br />

122 Pürstin freuten sich sehr. Sjah Alam / verteilte nun Geschenke<br />

an die Inangda, die Djohan stillen sollte, und wahlte unter den<br />

Jungen und Madchen die Nenenda, Embuwai Tuan und Kakanda aus. Die<br />

Liebe und Sorge von Sjah Alam waren im Vergleich zu anderen ganz<br />

besonders groB, so daB er, wenn er speisen wollte, zunachst den<br />

gesegneten Djohan umarmte und küfite und erst dann speiste.<br />

Nach einiger Zeit konnte seine Hoheit laufen. Der Erzahler<br />

der Geschichte sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte berichtet:<br />

Als Abangta Radja Munawwar Sjah das Alter von drei Jahren<br />

erreichte, trug er die Namen Radja Zainal und Radja Abidin.<br />

Eines Tages brach Sjah Alam ins Land auf, um Leute zu inspizieren,<br />

die Ghorab bauten. Als er wieder zurückkam, ging er sei-<br />

123 nen Enkel aufsuchen. / Er traf diesen an, wie er mit den Inang,<br />

die ihn aufzogen, den Kakanda und den Embuwai Tuan in dem Elfenbein-Saal<br />

spielte, der auf Karah-Bambusstangen ruhte, mit Planken<br />

aus Kampferholz gedeckt und mit Kristallspiegeln ausgekleidet war.<br />

Da schaute Sjah Alam voller Liebe auf seinen Enkel, lieB sich<br />

dann in dem Saai nieder, nahm ihn auf den SchoB und küBte ihn -<br />

dann brach er zum Palast auf.<br />

Darauf sprach Sjah Alam zur Pürstin: "Dieser Enkel soll nicht<br />

Radja Zainal und Radja Silan genannt werden. Nun hat mir Gott, der<br />

über allem Erhabene, eine Eingebung zuteil werden lassen: Wir soll-<br />

277 Lob sei Gott, dem Herren der Menschen in aller Welt<br />

115


ten ihn Radja Munawwar Sjah heiBen, weil auf diesen meinen<br />

Enkel<br />

die Wahl Gottes, des Erhabenen, gefallen ist, und weil ihm auBerdem<br />

ein bedeutendes Geschick beschieden sein wird. Der Radja, welcher<br />

den Namen Radja Munawwar Sjah trug, stammte von einer Himmelsfee<br />

ab, einer Radja des Himmels 2 7 8 ; er war der Vorfahre dieses<br />

Enkels." Als die Fürstin Sjah Alam so sprechen hörte, war sie sehr<br />

124 erfreut. Hierauf erhielt seine Hoheit / den Namen Abangta Radja<br />

Munawwar<br />

Der<br />

Sjah.<br />

Erzahler berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah das<br />

Alter von 4 Jahren erreicht hatte, wuchs von Tag zu Tag auch die<br />

Liebe der Nenenda seiner Majestat, Sjah Alam, zu dem Enkel seiner<br />

Majestat. Eines Abends schmiedete seine Majestat einen goldenen<br />

Elefanten und ein goldenes Pferd als Spielzeug für seinen Enkel;<br />

er befahl (auBerdem), zwei goldene Schaf e herzustellen, die auf<br />

einem goldenen Brett standen. An ihren Hörnern trugen<br />

sie goldene<br />

Ketten, die über Rollen liefen, und um ihre Halse hingen goldene<br />

Glocken. Wenn man die über Rollen geführten Ketten nach unten zog,<br />

279<br />

stieBen die beiden goldenen Schafe einander mit den Hornern .<br />

Sjah Alam befahl darauf,<br />

Kreisel aus Gold und Goldlegierung herzustellen,<br />

die mit Gpldschnüren umwickelt waren; ferner mit Edelsteinen<br />

besetzte Murmeln aus Gold und Goldlegierung und noch verschiedene<br />

andere Spielsachen, alle aus Gold und Goldlegierung, und alle<br />

mit<br />

Edelsteinen besetzt. Nachdem sie angefertigt waren, gab Sjah<br />

125 Alam alle diese Spielsachen Abangta / Radja Munawwar Sjah, der<br />

darüber sehr glücklich war; und wenn seine Hoheit irgendetwas aB,<br />

dann stopfte er auch einen<br />

Elefanten.<br />

Bissen davon in das Maul des goldenen<br />

Eines Abends speiste seine Hoheit Sojabohnen und fütterte<br />

auch den Goldelefanten.<br />

Hierauf gab er ihm Wasser zu trinken. Die<br />

Sojabohnen blieben jedoch in seinem Maul stecken und konnten weder<br />

herausgeholt noch hineingeschoben werden. Da wurde Abangta Radja<br />

Munawwar Sjah<br />

zornig, nahm den goldenen Elefanten, warf ihn auf<br />

278 Auf Hs. S. 3-16 erscheint Munawwar Sjah allerdings nicht als Abkömmling<br />

einer Himmelsfee, sondern als Vater der beiden Söhne,<br />

die eine Himmelsfee heiraten. Oder sollte diese Textstelle auf<br />

eine (verlorene) Episode anspielen, in der auch Munawwar Sjah<br />

als Abkömmling einer Himmelsfee geschildert wurde?<br />

279 biri-biri ... berkedudukan papan mas digulung; kalunganpun mas<br />

berdjentera pada tanduknja dan digantungkan genta mas pada léhérnja.<br />

Maka apabila dihela rantai jang berdjentera itu kebawah,<br />

maka djadi beterkuk kedua biri-biri mas itu; digulung = ?<br />

116


den Boden und weinte. Die Nenenda und Kakanda sprachen, wahrend<br />

sie ihn besanftigten: "Hoheit, warum weint Ihr?" Abangta Radja<br />

Munawwar Sjah antwortete: "Nenek, mein Elefant Raksjasa friBt<br />

alles, was ich ihm gebe, aber dann hat er weder Stuhlgang noch<br />

uriniert er. Vielleicht ist mein Elefant sogar krank." Als die<br />

126 Inangda diese Worte seiner Hoheit horten, / lachten sie alle. Dann<br />

sprach eine Nenenda, wobei sie ihn mit süBen Worten beschwichtigte:<br />

"Hoheit, weint nicht. LaBt die untertanige Dienerin den Elefanten<br />

zum Elefantenwarter bringen; die untertanige Dienerin wird<br />

ihm auftragen, dem Elefanten ein Heilmittel zu geben." Darauf brachte<br />

die Nenenda den Elefanten zu Sjah Alam und erzahlte ihm den ganzen<br />

Vorgang, wie Abangta Radja Munawwar Sjah geweint und den goldenen<br />

Elefanten auf den Boden geworfen hatte, weil der Elefant wohl<br />

fressen und saufen, nicht aber groBe und kleine Geschafte verrichten<br />

wollte.<br />

Sjah Alam lieB Radja Indera Djari rufen. Dieser kam eilig<br />

herbei und erschien vor seiner Majestat Sjah Alam; darauf bezeugte<br />

er ihm seine Ehrerbietung, indem er beide Hande über den Kopf<br />

hielt und sich dabei verbeugte. Nun sprach Sjah Alam: "Radja Indera<br />

Djari, du wirst in diesen Elefanten ein Loch bohren, damit alles<br />

Essen, womit ihn mein Enkel gefüttert hat, und das noch in seinem<br />

Bauch ist, wieder herauskommt." Da sprach Radja Indera Djari ehrerbietig:<br />

"Heil Eurer Majestat Sjah Alam! Was immer Eure Herrlich-<br />

127 keit sagt, Euer untertaniger Diener / wird es befolgen." Er grüBte<br />

ehrerbietig und ging schnell mit dem goldenen Elefanten hinaus.<br />

Als er in ihn ein Loch gebohrt hatte, gab er ihn der Nenenda, welche<br />

den Elefanten zurückbrachte, ihn Abangta Radja Munawwar Sjah<br />

überreichte und sprach: "Hoheit, Euer Elefant ist schon geheilt.<br />

Die unterta' ïge Dienerin beauftragte Euren Elefantenwarter, ihm<br />

ein Heilmit'el einzugeben. Gebt ihm nun sein Futter." Da war Abangta<br />

Radja Munawwar Sjah glücklich, nahm Speise und stopfte sie in das<br />

Maul des Elefanten. Das Essen rutschte hinunter in seinen Bauch,<br />

und heraus kamen sein Kot und sein Urin. Seine Hoheit war nun über<br />

alle MaBen glücklich zu sehen, wie das Essen, das er dem Elefanten<br />

zusteckte, hineinging und wieder herauskam, denn nun war erreicht,<br />

was er gewünscht hatte. Jetzt verrichtete der Elefant groBe und<br />

kleine Geschafte.<br />

Nach einiger Zeit war Abangta Radja Munawwar Sjah groB ge-<br />

128 worden. Von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr / zu Jahr nahm<br />

seine Schönheit zu, vergröBerte sich (die Anmut) seiner Haltung<br />

und vermehrte sich seine Heldenhaftigkeit; Gott, der über allem<br />

117


Erhabene, lieB bei ihm einen klaren Verstand hervortreten und ein<br />

besonnenes Urteil beim Anführen jeglicher Spiele.<br />

Der<br />

Erzahler berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der<br />

den Kosenamen Pantjagah trug, das Alter von 5 Jahren erreichte,<br />

da gab es einen kleinen Elefanten, ein Elefantenkind, dessen Vater<br />

aus dem Lande Tangsir stammte, und dessen Mutter TatangDajang<br />

hieB. Dieser kleine Elefant trug den Namen Indera Djaja und war<br />

sehr schön von Gestalt.<br />

Sein Schwanz hing bis auf die Erde und<br />

hatte die Form eines chinesischen Fachers. Nachdem Sjah Alam diesen<br />

schonen Elefanten gesehen hatte, sprach er: "Dieser Elef ant<br />

ist ein passender Spielgefahrte für meinen Enkel Pantjagah."<br />

Darauf lieB Sjah Alam seinem Enkel den Elefanten anbieten. Als<br />

Pantjagah den Elefanten sah, war er sehr glücklich und befahl,<br />

Indera Djaja zu betreuen,<br />

Bulbul<br />

trug.<br />

(was jemand übernahm, der) den Namen<br />

129 Eines / Tages spielte Pantjagah und ging dann zum FluB baden,<br />

280<br />

wobei er auf Indera Djaja saB und einen weiBen Schirm trug,<br />

der eine goldene Spitze und Perlengehange hatte. Als Pantjagah den<br />

FluB erreichte, wurde Indera Djaja frei in das Wasser gelassen.<br />

Darauf badete Pantjagah mit seinen Kakanda, den Hulubalangkindern,<br />

P81<br />

allen Knaben und allen jungen ... . Einige hundert Menschen badeten<br />

mit Pantjagah in dem PluB. Pantjagah versammelte die Kakan-<br />

281<br />

da, Hulubalangkinder und die jungen ... und befahl ihnen, sich<br />

von<br />

einem zum anderen Ufer bei der Hand zu fassen; sie steilten<br />

ein Netz dar. Einige von ihnen, ungefahr 60-70 Personen, waren<br />

die<br />

Fische.<br />

Die Kakanda wollten Pantjagah<br />

eine Freude bereiten; einige<br />

130 tauchten und nannten sich Siakap-Fisch, andere Bawai-Fisch, / und<br />

schnellten sich (wie Fische aus dem Wasser); verschiedene nannten<br />

sich<br />

Delphin und andere Hai. Als die Fische in das Netz gerieten,<br />

zerrissen sie es. Hierauf riefen alle, die sich als Netz aufgestellt<br />

hatten: "Hoheit Pantjagah, die Fische haben das Netz zer-<br />

280 GemaB dem Hofzeremoniell zu Malakka hatte nur der Herrscher<br />

Anspruch auf einen weiBen, die Prinzen dagegen auf einen gelben<br />

Sonnenschirm (Sejarah Melayu, Ausg. Winstedt S. 84-). Die<br />

weiBen Schirme würden höher geschatzt als die gelben, weil man<br />

sie schon auf groBe Entfernung ausmachen konnte (Sedjarah Melaju,<br />

Ausg. Devic S. 129)<br />

281 njelia; die Hs. schreibt einmal th.lj. und einmal n j . l l j . ; Isk.<br />

liest njelia, Ableitung von selia = verstandiger Mensch (Isk.<br />

Hik. Atjeh, S. 122 Anm.)<br />

118


issen und sind völlig frei." Da rief Pantjagah: "Kakanda Timur<br />

und Kakanda Putih, geht zu diesen 200-300 Leuten, die sich Netz<br />

nennen und von den Ufern aus bei der Hand halten-warum habt ihr<br />

die Fische freigelassen?" Sie antworteten: "Die Fische haben unser<br />

Netz entzwei gerissen." Als Pantjagah ihre Worte hörte, befahl er<br />

seinen Kakanda: "Greift jeder einen Fisch", worauf jeder einen<br />

Fisch fing. Die gefaBten Fische zappelten sich (jedoch) wieder<br />

frei.<br />

-131 Da rangen / sie miteinander wie wütende Elefanten und kampften,<br />

und das Wasser war aufgewühlt wie die Wellen im Meer.<br />

Nun befahl Pantjagah dem Bulbul, welcher Indera Djaja hütete,<br />

sich an einer Stelle zu verstecken. Als Indera Djaja den Bulbul<br />

nicht mehr sah, suchte er ihn in der Menschenmenge, brüllte und<br />

schwang seinen Rüssel, so daB alle, die mit Pantjagah badeten,<br />

auseinanderstoben.<br />

Da erstaunten die fremden Handier, Kapitane, Gesandten und<br />

das zu Tausenden versammelte Volk, als sie sahen, wie Pantjagah<br />

badete, und wie<br />

Indera Djaja den Bulbul suchte. Hierauf erkundigten<br />

sich die Kapitane, Gesandten und Handier bei Leuten, die über das<br />

Verhalten von Indera Djaja Bescheid wuBten, und diese antworteten:<br />

"Pantjagah hat Bulbul, den Warter von Indera Djaja, versteekt. /<br />

132 Indera Djaja brüllt nun, weil er Bulbul sehr zugetan ist. " Da erstaunten<br />

die Kapitane, als sie einen solchen Bericht von den Leuten<br />

vernahmen.<br />

Das Volk auf beiden Seiten des Flusses freute sich sehr und<br />

lachte schallend, als es das Verhalten des Indera Djaja sah. -<br />

Als Pantjagah aus dem tiefen Wasser des Flusses herauskam, so daB<br />

282<br />

es ihm nur noch bis zur Hüfte reiohte, tollte er wegen seiner<br />

groBen Starke so im Wasser herum, wie<br />

(andere) Leute auf dem Lande<br />

laufen. - Indera Djaja hatte zu dieser Zeit Bulbul noch nicht gefunden<br />

und folgte nun Pantjagah, der schnell davonsprang, worauf<br />

Indera Djaja ihm hinterherlief. Da bestieg Bulbul einen anderen<br />

Elefanten und rief. Sobald Indera Djaja die Stimme Bulbuls hörte,/<br />

133 stieB er nach dem Elefanten, der Bulbul trug, und dieser Elefant<br />

schrie auf. Pantjagah rief deshalb Bulbul zu: "Bulbul, steige herab,<br />

sonst tötet Indera Djaja den anderen Elefanten." Darauf stieg<br />

Bulbul herab, und Indera Djaja folgte ihm.<br />

282 berdangkap-dangkapanlah; eigentlich: umfassen, paeken (Kli. S. 4-55)<br />

119


Pantjagah spielte auch an der Pantai Tjuatja; er befahl,<br />

Bulbul in Gegenwart von Indera Djaja den Boden entlang zu schleifen.<br />

Da brüllte Indera Djaja, verteidigte Bulbul und zerrte an<br />

denen, die Bulbul jeweils an einer Hand gefaBt hatten. Aber diese<br />

kamen von Indera Djaja frei, worauf man Bulbul schnell in die tausendköpfige<br />

Menge brachte. Indera Djaja faBte nun Bulbul, der sich<br />

in der Tausende zahlenden Menge befand, und Bulbul schrie<br />

134 Indera Djaja brüllte aus groBer Liebe / zu Bulbul. Da gab es in<br />

der Menge und unter den fremden Handlern eine groBe Bewegung.<br />

Einigen loste sich das Kopftuch, anderen wurde die Jacke abgerissen,<br />

der Turban vom Kopf gestoBen<br />

und<br />

Djaja<br />

und<br />

oder die Krisscheide zerbrochen,<br />

einige stürzten nieder und wurden getreten, weil sie von Indera<br />

(mit dem Rüssel) umfaBt wurden.<br />

Alle lachten fröhlich, als sie sahen, wie sich Indera Djaja<br />

wegen Bulbul gebardete. Da sagten die alten Leute<br />

untereinander:<br />

"Solange wir schon im Lande Atjeh leben, und wieviele Kinder es<br />

auch von den verschiedenen Hadja gegeben hat,<br />

solch ein Tun wie<br />

das unseres Herrn Pantjagah haben wir unter den Spielkameraden<br />

und Helden noch nicht gesehen." Weil sie das Verhalten von Indera<br />

Djaja sahen, dachten sie auch darüber nach und sagten dann: "Seht<br />

das Tier, welches sich solchermaBen verhalt, weil es den Menschen<br />

liebt, der ihm Futter<br />

bringt; umsomehr sollten wir Menschen unsere<br />

Nachkommen lieben."<br />

135 Nun / sprach Kakanda Putih ehrerbietig: "Hoheit, der Nachmittag<br />

geht zu Ende." Pantjagah antwortete: "Bleibt noch einen Augenblick,<br />

damit wir uns noch ein wenig weiter darüber amüsieren kön-<br />

283<br />

nen, wie Indera Djaja mit Bulbul herumtollt<br />

." Als der Abend<br />

herankam, sagte Pantjagah: "Deckt Indera Djaja, der Bulbul umfaBt<br />

halt, mit einer Matte ab." Darauf kehrte Pantjagah in die Stadt<br />

zurück. Dort angekommen, sprach er zu den Kakanda und Hulubalangkindern:<br />

"Wer von euch hier drinnen zur Wache eingeteilt ist, der<br />

soll hier drinnen schlafen, und wer von euch für die Wache drau-<br />

Ben eingeteilt ist, der soll nach drauBen gehen." Darauf gingen<br />

diejenigen, die für die auBere Wache eingeteilt waren, hinaus.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen<br />

Pantjagah trug, das Alter von 6 Jahren erreichte, spielte seine<br />

136 Hoheit immer mit den Kindern der Radja, / der adligen Krieger und<br />

283 berdangkap-dangkapan; vgl. Anm. 282<br />

120


Hulubalang sowie mit allen (übrigen) Kindern, die ihn beim Spielen<br />

umgaben; ferner waren mit ihm die Inang, Pengasuh, Nenda, Kakanda,<br />

und die Embuwai Tuan. Die bedeutendsten Kakanda waren: Kakanda<br />

Seri Bangsa, Kakanda Tengah, Kakanda Dilamsah, Kakanda<br />

Sofjan,<br />

Kakanda Abdur-Rahman, Kakanda Putih, Kakanda Hitam, Kakanda Mahmud,<br />

Kakanda Megat, Kakanda Muhammad, Kakanda Abdullah, Kakanda Kamah,<br />

Kakanda Rudj, Kakanda Amin Chan und noch einige weitere Kakanda.<br />

Dazu kamen hunderte von Knaben, die seine Hoheit beim Spielen urnringt<br />

en.<br />

Seine Hoheit hatte auch mehrere ganz kleine und sehr schone<br />

Elefanten als Spielgefahrten. Bei einigen war der StoBzahn eine<br />

284 28*5 286<br />

Spanne , bei anderen eine Elle , einen FuB oder einen Zeigefinger<br />

lang. Es waren dies vor allem die Elefanten Raksjasa, Ra-<br />

137 wana, Biram Mutia, / Gangsar, Mutia Sedjemput, Léla Genta, Tjeratjap<br />

Tjina, Tinggal Piatu, Tjaping Lunggi, Tinggal Gumit, Ratna<br />

Bundai, Bibi Katja, Indera Djaja, Bundai Ratna, Léla Mutia, Dara<br />

Nirah, Gelang Katja, Bibi Daulat, Bibi Patung und Bunga Seganda.<br />

Unter diesen vielen Elefanten liebte seine Hoheit besonders den<br />

Elefantenbullen Raksjasa und die Elefantenkuh Dang Ambar Kasturi.<br />

pon<br />

Alle diese Elefanten besaBen ... aus Gold und Goldlegierung<br />

und hatten ... aus Gold und Goldlegierung für die StoBzahne.<br />

BesaBen die Elefanten ..,^87 aus Gold, dann war auch ihre ganze<br />

Ausrüstung aus Gold; hatten sie ...^R7 aus Goldlegierung, dann<br />

war auch ihre ganze Ausrüstung aus Goldlegierung. Dabei waren aber<br />

Raksjasa und Dang Ambar Kasturi am besten bekleidet. Alle diese<br />

138 Elefanten trugen an einer goldenen Kette Glocken aus Goldlegierung<br />

/ und besaBen Rangabzeichen 28^ aus Gold und aus Goldlegie -<br />

rung. Sie hatten ferner Elefantenhaken aus Gold und Goldlegierung<br />

und Dreizack aus Goldlegierung, für jeden einzelnen passend. Was<br />

den Elefanten Raksjasa betrifft, so war seine Erscheinung über<br />

alle MaBen schön.<br />

284 djengkal; eine Spanne, gemessen vom Daumen zur Mittelfingerspitze<br />

(K., Wilk.); also etwa 20 cm<br />

285 hasta; eine Elle, gemessen vom Ellenbogen zur Fingerspitze (Ka.,<br />

Wilk.); etwa 2 FuB (Kli. S. 1026. Dies durfte jedoch zuviel<br />

sein); etwa 50 cm<br />

286 tampak (tapak); PuBsohle oder Handflache; ein LangenmaB (Kli.<br />

S. 242, Wilk.)<br />

287 samban = ?<br />

288 salup; Schutzhülle für die Zahne?<br />

289 tandai; vgl. Anm. 227<br />

121


Eines Tages befahl Sjah Alam, einen Elefanten vom Aussehen<br />

des Raksjasa in Gold zu gieBen; er wollte ihn seinem Enkel als<br />

Spielzeug geben. Radja Indera Djaja ging nun ans GieBen; drei Mal<br />

goB er, und es gelang ihm doch nicht, die Gestalt des Raksjasa<br />

zu treffen.<br />

Eine Elefantenkuh seiner Hoheit trug den Namen Dang Ambar<br />

Kasturi. Ihr Wachter war ein Knabe namens Bulbul, den Dang Ambar<br />

Kasturi sehr liebte. Wurde Bulbul geschlagen, brüllte und schrie<br />

sie, schlug mit dem Rüssel auf den Boden, lieB ihn schlapp herabhangen<br />

und wollte nichts (mehr) fressen. Gab man ihr Bananen oder<br />

139 Zuckerrohr oder irgend ein anderes Futter, / dann fraB sie einen<br />

Teil davon und gab den anderen Teil an Bulbul. Solcher Art war die<br />

Liebe von Dang Ambar Kasturi zu Bulbul. Wenn Pantjagah irgendeine<br />

Speise oder Reis aB, gab er ihr davon; dann fraB sie so, wie die<br />

Menschen aBen. Die Atjeher, die fremden Handier und die Gesandten,<br />

welche sie sahen, waren sehr erstaunt, überrascht und erschreckt.<br />

Wenn Dang Ambar Kasturi im FluB badete, wollte sie nicht das Wasser<br />

verlassen und das Ufer erklimmen, um zurückzukehren. Schlugen<br />

die Leute Bulbul und hörte Dang Ambar Kasturi seine Stimme weinen<br />

und schreien, kam sie schnell herbeigelaufen und umfaBte ihn. Die<br />

Volksmenge, welche dieses Verhalten von Dang Ambar Kasturi sah,<br />

war sehr verwundert und überrascht. Einige lachten und andere senkten<br />

und schüttelten den Kopf, weil sie unter den vielen Elefanten<br />

noch nie ein Tier gesehen hatten, das so wie Dang Ambar Kasturi war.<br />

140 Da sagten die vielen Leute, / welche das mitansahen: "Es ist, als ob<br />

unser Herr Pantjagah unter allen übrigen Radjakindern von Gott,<br />

dem Erhabenen, bevorzugt wird. Unter den Spielgefahrten der übrigen<br />

Radjakinder sind seine gewiB die sonderbarsten."<br />

Der Erzahler berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der<br />

den Kosenamen Pantjagah trug, das Alter von 7 Jahren erreichte,<br />

spielte er eines Tages an der Pantai Tjuatja und befahl, alle Elefanten<br />

zu versammeln; als ersten Raksjasa, weiterhin Léla Mandja,<br />

Djarum Mas, Gasing Djawa, Mas Kangkur, Tinggal Gumit, Ratna Mengendara,<br />

Mutia Djemput, Rawana, Bunga Pergola, Ratna Bundai, Bundai<br />

Ratna, Bunga Seganda, Dara Nirah und Bibi Patung. Er lieB auch<br />

alle Elefanten, die überdachte Sitze trugen, und alle Elefanten<br />

der Hulubalangkinder herbeiholen. Auf der Insel Rahmat standen so<br />

viele Bananenbaume, daB sie einen Wald bildeten; man lieB nun die<br />

Elefanten auf dieser Insel frei. Die Elefanten trugen kleine Leder-<br />

141 riemen, / um die kleinen Elefanten auf der Insel Rahmat zu fesseln.<br />

Pantjagah saB auf Raksjasa und begleitete Kakanda Pidir;<br />

122


ihr Lockelefant war Léla Mandja. Bei ihnen waren Kudja Aru<br />

und Megat Sadr Alam, deren Lockelefant Gasing Djawa war; weiterhin<br />

waren mit ihnen Tun Sarung und Kakanda Talib mit den Lockelefanten<br />

Pantja Warna; Siak Nalang und Kakanda Seri Bangsa mit Mahai<br />

Selangkur; ... (Textlücke) und Kakanda Mansur mit Tinggal Gumit;<br />

Arif und Kakanda Puluh mit Ratna Mengendara; Alam Chan und<br />

Tun Bidjaja Singa mit Bunga Pergola; Kampung und Sida Umar, betitelt<br />

Mansur Chan, mit Mutia<br />

Sedjemput; Sanggung und Kakanda Manai<br />

142 mit Pantja Warna; / Siak Hidup und Sida Umrah, betitelt Megat Dilamsah,<br />

welche die Provianttasche trugen, mit Ratna Bundai; Sida<br />

Tuha, betitelt Megat Dilamtjaja, welcher ein Becken mit Trinkwasser<br />

bei sich führte, mit Bundai Ratna; Sida Sarung mit Bunga ...<br />

(Textlücke). Man belud die Elefanten mit Manggis, Rambutan, Langsat,<br />

Setul Ketjapi, Serbanjaman und mit den Speisefrüchten. Sida<br />

Selamat, dessen Lockelefant<br />

Bunga Seganda war, hatte auf seinen<br />

Elefanten Seile mit Schlingen geladen, und auch Sida Djabib, dessen<br />

Lockelefant Dara Nirah war, führte Seile bei sich. Sida Djernak<br />

mit dem Lockelefanten Bibi Patung, Sida Taban mit Ganggang<br />

und Sida Saidi, betitelt Megat Setia Djaja, mit Bibi Kasturi,<br />

führten Tabak und goldene Pfeifen bei sich, die mit kleinen<br />

Edelsteinen,<br />

Saphiren und Smaragden besetzt waren. Darauf luden die<br />

Mamanda und Sida die Speisen auf Sunting Dajang, der einen überdachten<br />

Sitz aus Kasuarina-Holz trug; Sjah Alam befahl ihnen, bei-<br />

143 einander zu bleib en, damit / Pantjagah sich an die übliche Art<br />

der<br />

Elefantenjagd gewöhne.<br />

(An Ort und Stelle angelangt,) wurden dann die Elefanten mit<br />

den überdachten Sitzen sowie die Elefanten der Hafenvorsteher und<br />

der Hulubalangsöhne an einer<br />

Stelle versammelt und von ihren Lasten<br />

befreit; die Taue behielt man zurück. Hierauf lieB man die<br />

29'<br />

Elefanten auf der Insel Rahmat im Unterholz der Benggala-Bananen<br />

frei; es waren etwa 200-300 Tiere. Die Elefanten betrugen<br />

sich wie<br />

Waldelefanten. Nun befahl Pantjagah den Spahern mit Kamen Tun Manai<br />

und Tun Kundja Mutia und den Waldkundschaftern, die Elefanten<br />

zu beobachten: "Geht und beobachtet für mich die Elefanten, welche<br />

auf der Insel Rahmat sind - ob dort wirklich Elefanten sind<br />

oder<br />

nicht."<br />

290 gadjah penganti; Isk. schreibt (Anmerkung S. 127): penganti, van<br />

ganti, Atj gantoe, 'lokvogel', hier 'lokolifant'<br />

291 pisang benggala = ?<br />

123


Die Spaher liefen zur Insel Rahmat und<br />

erblickten dort sehr<br />

viele Waldelefanten, worauf sie schnell zu Pantjagah zurückkehrten.<br />

Zu jenem Zeitpunkt spielte Pantjagah an der Pantai Tjuatja.<br />

Die Spaher sagten: "Hoheit, es gibt auf der Insel zwischen<br />

Benggala-Bananen gute Elefanten." Da sprach Pantjagah: "Können wir<br />

144 jetzt diese Elefanten fangen?" / Die Waldkundschafter und ihre<br />

Kameraden antworteten:<br />

den<br />

"Hoheit, wir können sie jetzt fangen, denn<br />

es ist früher Tag." Hierauf sprach Pantjagah zu Kakanda Pidir :<br />

"Versammele für mich alle Elefanten mit ihren Treibern und Pangseilen."<br />

Nun kamen die Elefanten herbei, und jeder trug Seile auf<br />

dem Rücken.<br />

Jetzt<br />

stieg auch Pantjagah auf Raksjasa und sprach zu den<br />

292<br />

Elefantenführern: "Stellt alle ... 7 bereit, entrollt die Seile<br />

und gebt bekannt, daB man die Pferde besteigen und daB das Volk<br />

sich bereit halten soll." Dann befahl Pantjagah ihnen, zusammen<br />

mit den Waldkundschaftern das Gehege aufzubauen. AuBerdem befahl<br />

er dem Sida Selamat, Wache zu halten und nach dem Volk zu sehen,<br />

welches das Gehege errichtete. Sida Selamat ging schnell davon.<br />

Nach einiger Zeit aber kam er wieder zu Pantjagah zurück und<br />

145 sprach ehrerbietig: "Hoheit, / das zu Tausenden zahlende Volk hat<br />

das Gehege bereits aufgestellt." Hierauf lieB Pantjagah den Waldkundschaftern<br />

Gongs aus Goldlegierung und Kupfer geben. Die Kundschafter<br />

waren zu Pferde und schreckten nun die Elefanten auf,<br />

welche von der Insel Rahmat zur Pantai Tjuatja überwechselten.<br />

Unmittelbar danach begaben sich die fremden Handier<br />

eilig zu seiner Hoheit. Pantjagah umzingelte die Elefantenherde<br />

und Kakanda Pidir gab ihm<br />

und<br />

293<br />

Seile. Dann sprang Pantjagah auf Raksjasa<br />

und warf Seile nach den PüBen eines Waldelefanten. Durch die<br />

Gunst Gottes, des über allem Erhabenen, konnte<br />

dieser Elefant<br />

gefaBt werden, worauf die fremden Handier und das Volk den Segen<br />

146 Gottes erbaten; die Stimmen der betenden Menschen / klangen wie<br />

ein Donner am Himmel. Darauf bestieg Pantjagah Raksjasa. Die übrigen<br />

Elefanten rannten (inzwischen) teils nach Nimah Puri,<br />

nach Bait al-Mamur, Kota Chalwat, Pantai Tjermin, Dar<br />

und<br />

teils<br />

al-Isjki<br />

teils nach Dar al-Kamal. Pantjagah, die Kakanda, Elefantenund<br />

Pferdestallmeister und alles Volk liefen nun, um die Elefanten<br />

292 kenakanlah oleh kamu segala kiap gadjah; kiap gadjah = ?<br />

293 Es ist möglich, daB hier ein oder mehrere Ausdrücke fehlen,<br />

etwa "Gesandte", analog zu vorangehenden Textstellen<br />

124


aufzuhalten, welche auf die verschiedenen kleinen Walder zwischen<br />

Dar al-Isjki und Dar al-Kamal zuliefen. Da waren das Volk, die Kapitane,<br />

Gesandten und die Handier überrascht, lachten laut vor<br />

Freude und schrien Beifall, als sie diese Elefantenjagd sahen.<br />

14-7 Hierauf kehrte Pantjagah / mit den Kakanda, Elefanten- und<br />

Pferdestallmeistern und dem Volk vergnügt zurück. Er lieB an dem<br />

294-<br />

Rasthaus ' am FluB Wadi ad-Safa anhalten und speiste dort. Nach<br />

dem Essen riefen Kakanda Pidir, die Eunuchen und Elefanten- und<br />

Pferdestallmeister (zum Aufbruch). Nun stieg seine Hoheit auf ein<br />

Pferd, um freudig heimzüreiten, und er war links und rechts,vorn<br />

und hinten von vielen Elefanten umgeben. Pantjagah befahl Megat<br />

Dilamsah, Megat Setia Djaja, Megat Bangsi Kara und Seri NantaSuara,<br />

zu singen; sie schlugen den Repana, dessen Gestell aus Gold,<br />

Goldlegierung und Silber bestand. Man spielte ferner auf Harbab mit<br />

goldlegierten Rahmen, auf Ketjapi mit Rahmen aus Gold und Goldlegierung,<br />

und auch auf goldenen und goldlegierten Dandi und Bangsi.<br />

Die Stimmen von Megat Dilamsah und Megat Setia Djaja klangen wie<br />

295<br />

148 die Stimme von Daud y j . Darauf / sang von den übrigen einer nach<br />

dem anderen ein Lied. Der Harbab-Spieler war Sida Sama'un, betitelt<br />

Megat Setia Radja. Pantjagah nahm dann Getranke zu sich, rief<br />

nach seinen Mamanda und lieB den Elefantenstallmeistern, die an<br />

der Jagd teilgenommen hatten, Kleidergeschenke überreichen.<br />

sprachen die Elefantenstallmeister ehrerbietig: "Möge sich durch<br />

Gott, den Erhabenen, das Glück unseres Herrn mehren, um dieses<br />

Land Atjeh Dar as-Salam zu regieren."<br />

Der Erzahler sagt: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den<br />

Kosenamen Pantjagah trug, das Alter von 8 Jahren erreichte, spielte<br />

er eines Tages am FluB und steilte Boote in Schlachtordnung<br />

auf; es waren etwa 200 Boote. Die Flotte bestand aus Hochseeschiffen,<br />

Ghorab, Fusta, Pilang, Banting, Djongkong, Dadap, Kelulus<br />

und Pentjalang. In diesen Booten befanden sich 10 und 12 Leute.<br />

Die Bootsmannschaften bestanden aus den Kakanda und den Söhnen<br />

der Hulubalang, / die Pantjagah beim Spielen begleiteten. Alle<br />

erwahnten Boote waren mit kleinen Meriam, deren Kugeln so groB<br />

Da<br />

294- penanggahan: (fürstliches) Kochhaus (Kli. S. 717, Wilk.); fiastplatz<br />

(Isk., Hik.Atjeh, Anm. S. 129). DaB es sich hierbei um<br />

ein Gebaude handelt, geht aus Hs. S. 206 hervor, wo auf die Dachbalken<br />

des penanggahan Bezug genommen wird<br />

295 GemaB dem Koran konnte Daud (David) sehr gut singen (Isk., Hik.<br />

Atjeh, Anm. S. 129)<br />

125


wie GroBe Zehe waren, Tjetjorong und kleinen Drehbassen bestückt.<br />

In jedem der Boote gab es Stauraum für Manggis, Rambutan, Manggo,<br />

Embatjang, Mandarinen, Limau Kedangsa, Asam Kumbang, Serbanjaman<br />

und Limau Mungkur. Jedes der Boote hatte auch Stauraum, der Stücke<br />

von getrockneten Bananenblattern enthielt, die als Ersatz für (die<br />

296<br />

echten) KokosnuB-Handgranaten J<br />

dienten.<br />

Als die Boote bereit waren, wurden einige zu Kakanda Sabtu<br />

befohlen, der den Titel Kapitan Mur 2^7<br />

Damis Karwal erhielt. Kakanda<br />

Djumat als Stellvertreter erhielt den Namen Chung Wesir.<br />

Kakanda Ruah, Kakanda Munawwar und Kakanda Megat ankerten mit Ka-<br />

150 pitan Mur in Kampong Djawa, genannt Bandar Mamur; / sie verfügten<br />

über eine Streitmacht von 100 Booten. Pantjagah ankerte mit einer<br />

Flotte von (ebenfalls) 100 Booten an der Pantai Tjuatja. Kapitan<br />

Mur, der den Namen Damis Karwal trug, Kapitan Tjaul und Kapitan<br />

Kutji befahlen nun den Kundschaftern, herauszufinden, wo die atjehsche<br />

Flotte ankerte. Diese Spaher fuhren auf mehreren Djalai<br />

und Banting. Als Kakanda Pidir die Kundschafter kommen sah, sagte<br />

er zu Pantjagah: "Hoheit, die Spaher des Kapitan Mur kommen<br />

und ankern hinter der Landzunge von Selat Tjibrau." Darauf befahl<br />

Pantjagah, mehrere gute Boote auszurüsten, um den Spahern zu begegnen.<br />

Als die beiden Kundschaftergruppen dann aufeinandertrafen,<br />

beschossen sie einander. Der Larm der Schüsse drang zu Pantjagah.<br />

der darauf eine Trompete aus Goldlegierung blasen lieB, die eine<br />

151 Elle 2^ 8<br />

lang war. / Da versammelten sich alle Hulubalangsöhne und<br />

alle Kakanda vor Pantjagah, und dieser sprach: "Jeder besteige<br />

sein Boot; wir werden Kapitan Mur angreifen." Darauf gingen alle<br />

an Eord und luden die Meriam, Drehbassen und Tjetjorong, aber (in<br />

Wirklichkeit) hatten diese Feuerwaffen keine Kugeln. Dann befahl<br />

Pantjagah, den Gong aus Goldlegierung zu schlagen, worauf er sich<br />

mit seiner Flotte fluBabwarts nach Kampung Djawa begab, welches<br />

den Namen Bandar Mamur trug. Als Pantjagah nun auf die Flotte von<br />

Kapitan Mur stieB, schlugen beide Seiten die Kriegs-Genderang.<br />

Die Hulubalangsöhne und Kakanda begannen, Kapitan Mur anzugreifen,<br />

und von den groBen und kleinen Booten beschossen die beiden Streitmacht<br />

e einander.<br />

296 tempurung hukka; in einer Anm. auf der Hs. wird hukkah (pers.)<br />

als Handgranate erklart (Isk., Hik. Atjeh Anm. 3. 132)<br />

297 Kapitan Mur ^:port. capitao mor = Oberbefehlshaber<br />

298 hasta; vgl. Anm. 285<br />

126


152 Als Pantjagah / dieses Kriegsspiel aufführte, war es gerade<br />

Donnerstag, und gemaB dem Adat hatten alle Feld- und Palastschützen<br />

Urlaub, um ihre Gewehre zu reinigen. Pantjagah hatte alle<br />

diese Schützen zum Spielen mitgenommen, und als er nun Krieg führte,<br />

befahl er ihnen, ihre Waffen abzufeuern. Da tönte das Knallen<br />

der Gewehre wie Beraim Chalil, und der FluB wurde von dem vielen<br />

Rauch verdunkelt. Beide Parteien bewarfen einander mit den Früchten,<br />

die man in die Boote geladen hatte. Wahrend man sich nun gegenseitig<br />

bewarf, steckten einige die Rambutan und Manggis in den<br />

Mund, so daB die Leute, welche das mitansahen, lachten. Einige<br />

der Kampfer spaBten; sahen sie, daB jemand eine Manggis in der<br />

Hand hielt, so schlugen sie ihm diese aus der Hand, um selbst danach<br />

zu greifen und sie aufzuessen. Pantjagah lachte laut, als er<br />

153 sie das tun sah. Die Kampfer, welche eine Setul essen wollten, /<br />

und in ihrer Hand eine Embatjang hielten, warfen diese denen zu,<br />

die eine Setul hatten, welche dann zugeworfen und verspeist wurde.<br />

So war es auch, wenn man eine Manggis essen wollte, aber eine Manggo<br />

hatte. Dann warf man die Manggo jemandem zu, der eine Manggis<br />

besaB; diese wurde einem dann zurückgeworfen, und man konnte sie<br />

essen. Hatte jemand Lust, Serbanjaman zu essen, wenn er eine Asam<br />

Kumbang zur Hand hatte, dann warf er diese jemandem zu, der eine<br />

Serbanjaman besaB, welche er dann verspeiste. Solcher Art war ihre<br />

Kri egsführung.<br />

Da sprachen die Leute von Bandar Mamur, welche sahen, wie<br />

Pantjagah die Früchte hin und her werfen lieB: "Wenn seine Hoheit<br />

auf solche Weise spielt, dann wollen wir auch mitspielen. Bestimmt<br />

wird dann unser Bauch voll, und wir bekommen SpaB dazu." -<br />

154 Zu dieser Zeit / war der fröhliche Krieg soweit vorangeschritten,<br />

daB die Mannschaft des Ghorab, auf dem sich Pantjagah befand, das<br />

Ghorab von Kapitan Mur geentert hatte. Dieser sprang darauf über<br />

Bord und lieB sich mit allen seinen Soldaten ins Wasser fallen.<br />

Die Hulubalangsöhne und Kakanda griffen nun die übrigen Ghorab an,<br />

wobei sie Früchte und Handgranaten schleuderten. Einige verbrannten<br />

sich Jacken, Kopfbedeckung, Haare, Augenbrauen, Schnurrbarte<br />

und Wimpern. Da sprangen sie alle ins Wasser. Nun wollten Pantjagah<br />

und die Hulubalangsöhne die Mannschaft des Kapitan Mur erdolchen;<br />

diese baten um Gnade und sagten: "Wahmai, pah pai, wah ULOS^77 .<br />

299 0 Mutter, 0 Vater, o Gott! (Wah mae, wah pai, wah Dios;<br />

mal. und port.)<br />

127


Da war Kapitan Mur besiegt, und Pantjagah<br />

brachte die Hochseeschiffe<br />

und Ghorab auf. Nach Beendigung des Krieges sprachen Ka-<br />

155 pitan Mur und die Kakanda, welche bei Pantjagah waren: / "In dem<br />

Krieg seiner Hoheit ist niemand gefallen, und niemand wurde verwundet,<br />

was durch den Segen des Gebetes erreicht wurde, welches<br />

seine Hoheit rezitierte, und weil er ein Amulett und Perlen trug;<br />

so sind sie alle unverwundbar geworden' 00 . Wenn es so ist, gehort<br />

es sich, daB wir alle unserem Herrn unsere Verehrung bezeugenund<br />

ihn als Lehrer annehmen, damit wir unverwundbar werden." Als Pantj a-<br />

gah diese scherzenden Worte der Kakanda hörte, lachelte er, und<br />

die Leute, welche sie gehort hatten, lachten laut. Das Volk und<br />

die fremden Handier waren erstaunt darüber, wie Pantjagah Krieg führte.<br />

Da sagten die Kapitane, Sjarif und Handier: "Dieser Pantjagah<br />

wird<br />

sicherlich ein Held werden und wissen, wie man Krieg führt<br />

und die Waffen<br />

einsetzt." Der Krieg hatte vom Mittaggebet bis zum<br />

Sonnenuntergang gedauert; nun kam die Nacht heran. Da kehrte Pantjagah<br />

zum Palast zurück.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen<br />

156 Pantjagah trug, das Alter von 9 Jahren erreichte, / spielte seine<br />

Hoheit immer mit vielerlei<br />

klar<br />

Spielzeug. Eines Abends, als der Mond<br />

schien, ging Pantjagah mit seinen Kakanda und Pengasuh zum<br />

Spielen hinaus, wobei er von den Söhnen der Hulubalang und der<br />

Würdentrager begleitet wurde. Pantjagah befahl, trockene Sepah Ekor<br />

Gadjah' 0 " 1 und abgestorbene Blattstümpfe' 02 herbei zu bringen. Die<br />

Kinder um Pantjagah<br />

hauften dieses Material zu einer Festung auf,<br />

303<br />

welche viereckig war, in der Lange etwa 10 Faden 3<br />

in der Höhe<br />

6 Ellen' 0 '*" und in der Breite 4 Ellen maB. Die Kakanda des Kapitan<br />

300 dan memakai pegawé dan manik sekaliannja mendjadi kebal.<br />

Man könnte in diesem Zusammenhang auch verstehen: weil er ein<br />

Amulett und alle (für den magischen Akt nötigen) Perlen trug;<br />

so ist er unverwundbar geworden<br />

301 sepah ékor gadjah; vielleicht ein Pflanzenname, analog zu Namen<br />

wie: ékor kuda, lidah gadjah, akar belalai gadjah<br />

302 laberang (auf Hs. S. 161 wird prazisiert: laberang njiur); Blattwerk.<br />

Anm. auf der Hs.: ints. sai. leest en verstaat daar door<br />

de tacken van de tjamara of ru boom, labrang de netachtige<br />

vliezen, die om de stam van de Calappa, sagreer-boom etc.<br />

groeyen. (Isk., Hik.Atjeh Anm. S. 133); Vgl. Kli. S. 908 "Wanten"<br />

303 depa; Faden, gewöhnlich 6 FuB, d.h. der Abstand zwischen den<br />

Fingerspitzen bei ausgestreckten Armen = 4 hasta (Ellen) (Kli.<br />

S. 456; Wilk.). K. prazisiert: 1.88 m<br />

304 hasta; vgl. Anm. 285<br />

128


Mur erriohteten eine ebensolche Festung; es gab also mit der des<br />

Pantjagah zwei Festungen. Die Volksmenge, welche die beiden Festungen<br />

erblickte, war erstaunt und fragte: "Wozu dienendie Sepah<br />

Ekor Gadjah und die abgestorbenen Blattstümpfe, die wie zwei<br />

Festungen aufgebaut sind?" Kakanda Blo antwortete: "Heute Abend<br />

157 will seine Hoheit Pantjagah / mit den Söhnen der Hulubalang, den<br />

Dienern und allen (übrigen) Kindern<br />

Krieg spielen." Als die Manner<br />

und Frauen diese Worte des Kakanda horten, gingen sie aus dem<br />

Kampong hinaus und steilten sich in Reihen am Rande aller Ecken<br />

und groBen StraBen auf, bis hin zum freien Peld, und warteten darauf,<br />

daB Pantjagah<br />

Pantjagah<br />

in dieser Nacht zu spielen anfange.<br />

befahl nun, aus Kokosbaumen und aus Areka- und Bananenblattrippen<br />

Waffen herzustellen; davon wurden sehr<br />

viele aufgehauft.<br />

Alle Spitzen der Waffen wurden mit Baumwolle versehen und<br />

mit<br />

einem weiBen Lappen umwickelt, die mit der Kurkumaknolle und<br />

305<br />

mit Kalk bestrichen wurden, worauf sie eine rote Farbe annahmen.<br />

In der Festung des Kapitan Mur ging das gleiche vor<br />

sich;<br />

auch seine Waffen wurden vorbereitet. Darauf teilte Pantjagah dem<br />

Kapitan Mur 30 Elefanten, 30 Pferde und 300 Menschen zu. Nun be-<br />

158 fahlen sowohl Pantjagah als auch Kapitan / Mur, die kleinen Elefanten<br />

zu fesseln, worunter es Tiere gab, deren StoBzahne eine<br />

Spanne lang waren, und andere, deren StoBzahne die Lange von<br />

307<br />

einem FuB^ hatten. Dann bestieg Pantjagah sein Reittier Raksjasa,<br />

der ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Geschirr hatte und<br />

goldene klingende Glocken trug, und er befahl, allen kleinen Elefanten<br />

einen überdachten Sitz aufzuschnallen. Diese Elefanten waren:<br />

Permata Rawana, Biram Mutia, Mutia Sedjemput, Kapitan Ketjil,<br />

Djanda<br />

Gila, Mandja Léla, Léla Mandja, Gangsar, Léla Genta, Tjerutjuk<br />

Tjina, Tinggal Piatu, Tinggal Gumit, Tjaping Lunggi, Léla<br />

Mutia, Bunga Seganda, Ratna Bundai,<br />

Bundai Ratna, Dang Ambar Kastur<br />

i , Dara Nirah, Indera Djaja, Bibi Katja, Bibi Patung, GelangKatja,<br />

Léla Mutia und Bibi<br />

Daulat.<br />

Als die Elefanten beider<br />

Parteien bereit waren, sprachen die<br />

Kakanda ehrerbietig: "Hoheit, wenn Ihr ein frühliches Spiel wünscht,<br />

159 dann solltet Ihr befehlen, / Wasserbüffel zu schlachten, wie es<br />

auch die Truppen im Kriege tun." Darauf befahl Pantjagah, einige<br />

305 kapur; auch: Kampfer, Kreide<br />

306 dj engkal; vgl. Anm. 284<br />

307 tampak; vgl. Anm. 286<br />

129


Dutzend 7 Wasser-buffel zu schlachten, und gab die Halfte davon<br />

an die Festung des Kapitan Mur; die Heere beider Parteien aBen<br />

und tranken fröhlich in ihren Festungen.<br />

Auf beiden Seiten schlug man darauf kleine Genderang, wovon<br />

einige Wassermelonen und andere Kürbissen glichen. Es war damals<br />

der 14. Tag des zunehmenden Mondes. Nun bat Pantjagah seinen GroBvater,<br />

zur Pantai Tjuatja spielen gehen zu dürfen, worauf sich<br />

seine Hoheit, von vielem Volk umringt, hinausbegab. Pantjagah bestieg<br />

den Elefanten Raksjasa und ergriff einen WurfspieB, dessen<br />

Schaft aus dem Holz der Kokospalme bestand. Kapitan Mur ritt auf<br />

Léla Sjagara, und beide Elefanten kampften miteinander. Pantjagah<br />

160 sprang nun von Raksjasa / auf Léla Sjagara über, und dies tat er<br />

so geschwind, daB ihn weder die Treiber des Raksjasa noch die von<br />

Léla Sjagara sahen - plötzlich befand er sich auf Léla Sjagara.<br />

Darauf ergriff Pantjagah den Kapitan Mur und warf ihn auf dieErde,<br />

wo er von den Leuten, die unten neben Raksjasa waren, gefangen<br />

und gebunden wurde. Nun lief die gesamte Armee des Kapitan Mur in<br />

die Festung zurück, welche aus trockenen Sepah Ekor Gadjah bestand,<br />

zündete Feuer an und schleuderte (Wurfgeschosse); da sprühten die<br />

Funken. Die Truppen in der Festung verteidigten sich. Ein Teil<br />

(der Mannschaft) des Kapitan Mur nahm trockene Kokosblatter und<br />

band sie an einen Stock; dann steckten sie die Blatter an und bliesen<br />

in das Feuer, das zunachst aus vielen kleinen Flammen bestand,<br />

bis sie sich zu einer hohen Flamme vereint hatten.<br />

Man begegnete darauf den KriegsmaBnahmen, die in der Festung<br />

getroffen wurden, indem man die trockenen Sepah Ekor Gadjah anzündete<br />

und die kleinen Meriam abfeuerte, welche (jedoch) keine<br />

Kugeln hatten. Als Kugeln dienten die trockenen Sepah Ekor Gadjah.<br />

161 Da sprühte / das Feuer. Ein Teil der (Belagerungs-)Truppen zündete<br />

nun die an Stöcke gebundenen Kokosblattstümpfe an; andere setzten<br />

an Stöcke gebundene Sagopalm-Matten und Tücher in Brand und<br />

stachen dann mit dem Feuer, welches Flammen in verschiedenen Farben<br />

zeigte, nach den Elefanten des Kapitan Mur. Beide Armeen brüllten<br />

und schrien und veranstalteten einen ohrenbetaubenden Larm.<br />

Die Kriegshandlungen verstrickten beide Truppen ineinander, worauf<br />

Pantjagah vorstieB und' mit den Hulubalang und Helden in die Festung<br />

eindrang. Nun waren die Truppen des Kapitan Mur besiegt und<br />

rannten und flohen nach links und rechts, fluBaufwarts und fluB-<br />

308 beberapa puluh<br />

130


abwarts und sprangen teilweise ins Wasser. Durch die Gnade<br />

Gottes,<br />

des Erhabenen, wurde seinem Diener, der von ihm auserwahlt worden<br />

war und den er liebte,<br />

der Sieg gegeben. Pantjagah beendete nun<br />

den Krieg und ging mit allen Helden und kleinen Hulubalang zum<br />

Flusse<br />

baden.<br />

Nach dem Bad kehrte Pantjagah zurück und suchte seinen GroBvater<br />

auf, begleitet<br />

von den Kindern der Radja und Hulubalang. Die<br />

162 Menschenmenge, / welche zugeschaut hatte, ging nun nach Hause;<br />

alle, die das Spiel des Pantjagah gesehen hatten, sagten nichts<br />

als Lob über seine groBen Fahigkeiten: "Wenn seine Hoheit Pantjagah<br />

schon jetzt, da er noch klein ist, auf solche Art spielt -<br />

wohin wollen sich dann seine Feinde flüchten, wohin wollen sich<br />

seine Gegner zurückziehen, wenn Gott, der Erhabene, seine Hoheit<br />

groB werden laBt und seine Hoheit dann Krieg führt?"<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen<br />

Perkasa Alam trug, das Alter von 10 Jahren erreichte, zu einer<br />

Zeit, als Sjah Alam den Thron des Reiches innehatte, da trafen<br />

eines Tages zwei Gesandte des Radjas von Portugal<br />

ein. Die Gesandten<br />

trugen die Namen Dong Dawis und Dcng Tumis und<br />

überbrachten<br />

einen Brief sowie Geschenke des Radjas von Portugal: Zwei schnelle<br />

163 portugiesische Pferde, / deren Geschirr aus diamantenbesetztem<br />

Gold bestand, einen Ring mit einem roten, heil strahlenden Edelstein<br />

in der GröBe von einem Taubenei, mehrere kleine<br />

Edelsteine<br />

und Smaragde, Saphire und Opale, und einige (weitere) wunderschöne<br />

Kostbarkeiten von unschatzbarem Wert.<br />

In Atjeh Dar as-Salam angekommen,<br />

stiegen die Gesandten an<br />

Land, worauf Sjah Alam befahl, sie in Bandar Mamur' 0^ wohnen zu<br />

lassen. Nachdem sie dort einige Tage verbracht hatten, baten sie,<br />

den Brief feierlich überbringen zu dürfen. Sjah Alam gab darauf<br />

Befehl, einem Elefanten einen hohen, überdachten Sitz aufzubinden<br />

-510<br />

und ihm sein Geschirr anzulegen; er befahl ferner dem Adjutanten<br />

Seri Indera, den Brief zu begleiten, dem Penghulu (der) Budjang<br />

Dandani, betitelt Radja Indera Pahlawan, den Brief auf dem SchoB<br />

zu halten, und dem Budjang Sabil Allah, der den Namen Abdullah<br />

164- trug, den Elefanten zu begleiten. Als nun der Brief mit / den oben<br />

309 Bandar Mamur (= Kampong Djawa, vgl. Hs. S. 14-9, 151) war der übliche<br />

Aufenthaltsort für die Fremden und Handier; vgl. Hs. S. 227<br />

310 abintara; vgl. Anm. 197<br />

131


angeführten Geschenken überbracht wurde und in Medan Chajjali eintraf,<br />

begab sich Sjah Alam von seinem Palast Dar ad-Dunia nach<br />

Medan Chajjali auf eine Weise, wie sie das Adat'" 1,1 beim Aufbruch<br />

nach Medan Chajjali vorschreibt, wenn Botschafter zur Audienz kommen.<br />

Der Palast Bunga Setangkai in Medan Chajjali wurde entspre-<br />

312<br />

chend dem Rang der in Audienz erwarteten Botschafter geschmückt.<br />

Als nun Sjah Alam den Palast Bunga Setangkai erreicht hatte, lieB<br />

er sich dort auf dem Thron so nieder, wie es das Adat für den Empfang<br />

der Briefe von Radjas<br />

fremder Lander vorschreibt. Sjah Alam<br />

lieB darauf den Brief ehrenvoll annehmen und befahl dem Sjaich<br />

al-Islam, ihn vorzulesen. Über den Wortlaut des Briefes<br />

erfreut,<br />

gewahrte Sjah Alam den Gesandten Kleidergeschenke und befahl, sie<br />

zu rufen. Da machten diese ihre Aufwartung.<br />

Einige Tage danach gab Sjah Alam Befehl, die Gesandten zu<br />

165 rufen. / Sie kamen und brachten Geschenke mit - Ringe, Edelsteine<br />

und verschiedene schone Dinge. Sjah Alam sprach zu ihnen:"Welches<br />

ist der Wunsch des Sultans von Portugal, der euch beide zu mir befiehlt?"<br />

Hierauf sprachen die beiden Gesandten Dong Dawis und Dong<br />

Tumis ehrerbietig: "Majestat, der Bruder Eurer Majestat befahl uns,<br />

Eurer Majestat unsere Aufwartung zu machen, um von Eurer Majestat<br />

die an der Meeresküste gelegene (Festung) Kota Biram' ' zu erbitten."<br />

Sjah Alam lachelte, als er die Worte der Gesandten hörte.<br />

Die Gesandten sprachen weiter: "Eure Majestat Sjah Alam möge<br />

den Befehl geben, die von uns mitgebrachten Pferde reiten zu lassen,<br />

denn die Order des in Portugal residierenden Bruders<br />

Eurer<br />

Majestat lautet: LaBt die Pferde vor seiner Majestat laufen; seine<br />

Majestat möge um ihre Schnelligkeit wissen. Weiter lautet der Auf-<br />

166 trag des Bruders Eurer Majestat an uns: Wenn mein Bruder / in<br />

Atjeh ein anderes schnelles Pferd oder ein gelbbraunes<br />

Pferd mit<br />

311 adat perkakasan; mit perkakasan sind offensichtlich alle dem<br />

Herrscher zustehenden und ihn auszeichnenden Gegenstande gemeint,<br />

wie z. B. Schirme, Begleiter usw.<br />

312 diperhiasi seperti perhiasan antusan menghadap; eigentlich:<br />

entsprechend dem Schmuck<br />

313 Hs. S. 114: Kota Biram, welche "die Festung" (Burudj) genannt<br />

wird. Kota Burudj war ein Platz, an dem groBe Feuerwaffen mit<br />

weiterem Kriegsgerat aufbewahrt wurden, brauchte jedoch wegen<br />

der überragenden Tapferkeit der Atjeher nicht als Festung eingesetzt<br />

zu werden, wie es auf Hs. S. 235 heiBt. DaB man im<br />

Ernstfall sehr wohl mit dieser Festung rechnete, geht aus Hs.<br />

S. 179 hervor; Sjah Alam wollte den Portugiesen keineswegs<br />

diese wichtige Festung überlassen, weil sie die FluBmündung<br />

von Atjeh schützte<br />

132


weiBen Flecken aus Mekka oder Istambul besitzt, dann bitte<br />

meinen Bruder, es mit den Pferden, die ihr mitbringt, um die Wette<br />

laufen zu lassen." Sjah Alam sprach: "Ich besitze<br />

ich<br />

schnelle<br />

Pferde, ein Geschenk von meinem Bruder, dem Sultan Muhammad in<br />

Istambul." Da sprachen die Gesandten ehrerbietig: "Wenn es soist,<br />

dann bitten wir, die Pferde aus Istambul mit den Pferden aus Portugal<br />

um die Wette laufen zu lassen, um zu sehen, welche schneller<br />

sind - damit wir, nach Portugal zurückgekehrt, dem Bruder<br />

Eurer Majestat Bericht erstatten können."<br />

Hierauf lieB Sjah Alam den Pferdestallmeister von Atjeh Dar<br />

as-Salam rufen, welcher ehrerbietig herbeikam, und er sprach (zu<br />

ihm): "Stallmeister, laB die hiesigen schnellen Pferde gegen die<br />

schnellen Pferde aus Portugal laufen, denn die Gesandten sagen,<br />

daB ihre Pferde sehr behende und unüberwindlich sind; und ferner,<br />

daB ein Mann, der gegen sie gewinnen<br />

will, ein sehr guter Reiter<br />

167 und im Pferdewettkampf sehr geschickt sein muB." / Darauf wurde<br />

der atjehsche Stallmeister zornig und sagte: "Majestat, Heil Euch<br />

und langes Leben! Ich möchte bitten, die hiesigen Pferde gegen die<br />

Pferde aus Portugal antreten zu lassen, denn ich schame mich sehr,<br />

die Volksmenge diese überragend schnellen Pferde rühmen zu hören,<br />

zu hören, wie man denjenigen, der sie reitet, als groBen Könner<br />

rühmt, und daB niemand es wie ein Portugiese verstehe, ein Pferd<br />

aus Istambul zu reiten."<br />

Nun bestiegen alle beide auf Befehl von Sjah Alam ihre<br />

Pferde<br />

und lieBen sie in Medan Chajjali laufen; aber das Pferd aus<br />

514<br />

Atjeh blieb etwa 7 Faden<br />

zurück. Da sprachen die Gesandten:<br />

"Majestat, auch in Portugal gibt es keine Pferde, die ebenso<br />

schnell und stark wie diese sind. Weil der Bruder Eurer Majestat<br />

Kota Biram so sehr zu besitzen wünscht, wurden diese Pferde auf<br />

Schnelligkeit<br />

trainiert." Darauf ritten sie auch zum Tanni-Tor,<br />

168 von wo sie um die Wette zum Hofe / des Thron(-Gebaudes) 3 ''^ ritten,<br />

welches sich in Medan Chajjali befand. Da blieb wiederum das Pferd<br />

aus Atjeh etwa 7 Depa zurück. Der Gesichtsausdruck von Sjah Alam<br />

veranderte<br />

sich.<br />

Die Gesandten Dong Dawis und Dong Tumis sprachen ehrerbietig:<br />

"Majestat, niemand auBer Portugiesen kann diese Pferde<br />

reiten."<br />

314 depa; vgl. Anm. 303<br />

315 kehalaman Singgahasana di Médan Chajjali<br />

133


Da entgegnete der Stallmeister: "Warum sprioht Dong Dawis so?<br />

Wenn seine Majestat es sagt, werde ich die Pferde reiten, denn<br />

ich bin dazu imstande." Hierauf sprach Sjah Alam: "Könntest du<br />

möglicherweise die Pferde reiten? Wenn du es vermagst, dannreite<br />

nur. Wenn du es aber nicht kannst, dann sei nicht vorlaut, sonst<br />

müssen wir uns vor den Portugiesen schamen." Der Stallmeister sprang<br />

auf ein Pferd aus Portugal und gab ihm die Sporen. Als darauf das<br />

Pferd zwei Beine in die Höhe warf, fiel der Stallmeister herab und<br />

verlor das BewuBtsein. Sjah Alam wurde nun zornig und sprach:<br />

169 "Wirklich, / der da ist dumm, sich vor der Volksmenge in Schande<br />

zu bringen", und er sprach zu Radja Udahna Léla: "Sieh diesen Bastard!<br />

Wenn er es nicht versteht, warum übertreibt er? Jetzt ist<br />

er heruntergefallen und wir sind vor den Gesandten beschamt."<br />

Radja Udahna Léla sagte ehrerbietig: "Majestat Sjah Alam,<br />

Eurem Diener scheint, wenn Gott, der Erhabene, Euch Gnade schenkt,<br />

so könnte seine Hoheit, der Enkel, wohl diese Pferde reiten." Da<br />

lachelte Sjah Alam, als er diese Worte des Radja Udahna Léla hörte,<br />

und er sprach: "Radja Udahna Léla, sagst du das im Ernst oder<br />

im SpaB?" Radja Udahna Léla erwiderte ehrerbietig: "Majestat, wenn<br />

ich im Scherz gesprochen hatte, hatte ich meine Aufgabe als Diener<br />

Eurer Majestat schlecht erfüllt. Nach der Meinung Eures Dieners<br />

gibt es kein wilderes und schnelleres Pferd als das, welches<br />

Gadjah Liar heiBt; dieses aber kann seine Hoheit, der Enkel, reiten.<br />

"<br />

170 Sjah Alam schaute / auf Perkasa Alam: "Wollt Ihr dieses Pferd<br />

reiten und meine Schande auswischen?" Perkasa Alam sprach ehrerbietig:<br />

"Majestat Sjah Alam, wenn Gott, der Erhabene, Eurer Majestat<br />

Gnade schenkt, dann ist es Gott, dem Erhabenen, nicht schwer,<br />

die Schande Eurer Majestat auszuwischen." Danach stand Perkasa<br />

Alam auf, grüBte ehrerbietig und begab sich zur Veranda des Throngebaudes<br />

3 ' 16 . Sjah Alam pries Gott, den Erhabenen, betete zum Propheten,<br />

Gott segne ihn und gebe ihm Frieden, und betete: "0 mein<br />

Gott, sorge für diesen kleinen Knaben, der erst 3 Ellen groB ist."<br />

Perkasa Alam trug damals einen Sarong in fürstlichen Farben;<br />

der Sarong war mit farbigen Goldspritzern versehen und mit öl (besprüht),<br />

dem Kasturi beigemischt war. Ferner trug er eine mit<br />

Schlangenmuster versehene und mit Istambuler Golddraht durchwebte<br />

Scharpe, die mit groBen Perlen besetzt war. Seine Jacke bestand<br />

316 lepau Singgahasana<br />

134-


317 sasimburan perada terbang; perada terbang = Blattgold oder<br />

Blattsilber (Kli. S. 680) sasimburan = ?<br />

aus weiBer, weicher Berodji-Seide, war mit Blattgold besetzt '<br />

171 und trug gehammerte Knöpfe in der Form des einen Tag alten Mondes,<br />

die mit geschliffenen Diamanten / und mit eingefaBtem Elfenbein<br />

besetzt waren. Auf dem Oberarm trug er ein achteckiges Armband.<br />

Sein Kris war oben mit roten Edelsteinen besetzt und trug ein Rangabzeichen<br />

aus Diamanten mit einem Aufsatz von (eingelegten roten<br />

Rubinen, die) aufgeplatzten Granatapfeln (ahnelten) 3 ' 1 8 . Alle Edelsteine<br />

waren geschliffen.<br />

Perkasa Alam brach (nun zum Wettkampf) auf, wobei ihn Megat<br />

Dilamsah, Megat Setia Djana, Mansur Chan, Pirus Chan und die aufwartenden<br />

Sida begleiteten. Als er hierauf befahl, das portugiesische<br />

Pferd herbeizubringen, baten die Gesandten, ihn als Dolmetscher<br />

begleiten zu dürfen, um eine ünterhaltung mit dem aus<br />

Portugal stammenden Stallmeister zu ermöglichen. Darauf riefen die<br />

Portugiesen ihren Gefahrten: "0, Senhor Bangka!"<br />

Dong Tumis sprach ehrerbietig: "Majestat, seine Hoheit, der<br />

Enkel, welcher erst so groB ist, sollte nicht zum Wettkampf antreten,<br />

denn ich sehe, daB er noch ein rechtes Kind ist. Wenn seiner<br />

Hoheit, dem Enkel, etwas zustöBt, was würde man sagen, wenn<br />

172 ich Eure Majestat nicht darauf hingewiesen hatte? / Es ware, als<br />

ob ich meinen Herrn und seine Majestat, den erhabenen Bruder meines<br />

Herrn, verraten hatte." Sjah Alam sprach: "Dong Tumis möge<br />

nicht soviele Worte verlieren. Ich gebe Perkasa Alam in die Hande<br />

Gottes, des über allem Erhabenen." Darauf sprach Perkasa Alam:<br />

"Ihr Gesandten, berichtet dem portugiesischen Stallmeister alles,<br />

was ihr Sjah Alam gesagt habt, und auch die Antwort von Sjah Alam<br />

an Euch. Was mich betrifft, so hat Sjah Alam mir aufgetragen, das<br />

portugiesische Pferd zu besteigen und zu reiten. Wenn ich es bestiegen<br />

und geritten habe, dann befehlt auch dem portugiesischen<br />

Stallmeister, es anzutreiben, damit klar und deutlich wird, wer<br />

von uns beiden geschickter ist."<br />

So forderte Perkasa Alam zum Pferdewettkampf heraus. Hierauf<br />

173 lieB er (dem Pferde) den Sattel abnehmen und sprach / zu den Ge-<br />

318 berkeris beteterapan berhulu manikam mérah bertandai intan<br />

(ber)tampuk delima melekah; es ist nicht eindeutig, inwieweit<br />

die drei Ausdrücke (berhulu manikam mérah, bertandai intan,<br />

(ber)tampuk delima melekah) als nebengeordnet oder untergeordnet<br />

zu verstehen sind<br />

135


sandten: "Denn ich höre Leute sagen, welche dieses Pferd zu reiten<br />

verstehen: Wenn es einen Sattel tragt, kann auch eine Frau<br />

auf ihm sitzen." Dann überlegte Perkasa Alam und wollte (auch)<br />

die Zügel abnehmen; indessen sprach er: "Wenn ich die Zügel fortlasse,<br />

werde ich sicherlich nach Medan getragen werden, und Sjah<br />

Alam sieht nicht, wie ich dieses Pferd reite." Die Gesandten sagten<br />

ehrerbietig: "Dieses Pferd ist kraftig und auflerdem wild; hinzu<br />

kommt noch, daB der Sarong Eurer Hoheit von weiBer Farbe und<br />

mit 01 (besprüht) ist. Nach unserer Meinung ist das Pferd jetzt<br />

noch wilder als früher (und so ungebardig) wie ein Aal." Darauf<br />

sprach Perkasa Alam: "Ihr Gesandten, seht nur, wie Gott, der über<br />

allem Erhabene, seine Macht an einem seiner Diener offenbart, auf<br />

den unter so vielen seine Wahl gefallen ist."<br />

Perkasa Alam sprang auf das Pferd und spornte es in Richtung<br />

174 Medan Chajjali an. Da blitzte der Pferdekörper weiB auf, / weil<br />

er vom Schein der Edelsteine und (der roten Rubine) der Rangabzeichen<br />

(in Form) von aufgeplatzten Granatapfeln getroffen wurde;<br />

der weiBe Körper des Pferdes glich einem Regenbogen und erschien<br />

wie die Wolken am Himmel in allerlei Farben. Unter Blitzen, die<br />

den Strahlen der Sonne gleichkamen, war (ganz) Medan (in) weiB<br />

(gehüllt), und Gott, der Erhabene, verschönte und vergröBerte noch<br />

das Glitzern des Pferdes. Der Kopf und die Pront des Pferdes glichen<br />

anstürmenden Blitzen, weil sie von den Strahlen des diamantenbesetzten<br />

Kopftuches getroffen wurden. Der Boden von Medan<br />

Chajjali schimmerte in rot, grün und gelb und leuchtete wie die<br />

Sterne am Himmel. In Medan Chajjali blitzten kleine Steine auf,<br />

weil sie von den Strahlen der Diamanten auf der Kleidung von Perkasa<br />

Alam getroffen wurden, und die portugiesischen Kinder liefen,<br />

um diese Steinchen aufzusammeln, denn sie hielten sie für Edelsteine.<br />

Wenn aber Perkasa Alam 4- oder 5 Faden 5 ''^ weitergeritten<br />

175 war, leuchteten die kleinen Steine nicht mehr auf. / Da warfen die<br />

portugiesischen Kinder die Steine fort, und alle Leute lachten<br />

laut, so daB es wie ein Donner am Himmel klang.<br />

Nun spornte Perkasa Alam sein Pferd in Richtung des Tanniïores<br />

an und lieB es linke und rechte Bogen beschreiben, so wie<br />

ein Fechter es versteht, Schwert und Schild zu schwingen. Da sagten<br />

alle, die das Tun von Perkasa Alam sahen: "Über alle MaBen<br />

schön ist die (Körper-)Haltung unseres Herrn, und anprechend ist<br />

319 depa; vgl. Anm. 303<br />

136


sein Tun; in der Welt gibt es keinen zweiten, der seiner Hoheit<br />

an Macht gleichkommt. Jetzt ist seine Hoheit noch klein, und sein<br />

Mut ist schon von solcher Art; wenn aber Gott, der Erhabene, seine<br />

Hoheit an Alter zunehmen laBt, wie wohl werden dann sein Heldentum<br />

und seine Macht sein, die Gott seiner Hoheit gewahren wird?'<br />

Es gab einen Menschen mit Namen Sjarif Kasim, der sagte:<br />

"Nach Ansicht von mir, der ich in diesem Geheimnis von Gott, dem<br />

Erhabenen, erleuchtet worden bin, wird seine Hoheit, Perkasa Alam,<br />

176 alle malaiischen Staaten unterwerfen; / er wird dem Osten und Westen<br />

von Dar as-Salam Gesetze geben, und Tausende von Radjas werden<br />

unter seinem Palast sein-^ . Wenn er zu Pferde sitzt, wird ihm<br />

Gott, der Erhabene, die Gastalt eines unangreifbaren Löwen geben.<br />

Gott, der Erhabene, wird seine Hoheit zur Sonne von Dar ad-Dunia<br />

Atjeh Dar as-Salam machen."<br />

Darauf trieb Perkasa Alam sein Pferd an, so daB er blitzschnell<br />

dahinflog; wahrend er das Pferd anspornte, kauerte er auf<br />

ihm. Dann brachte seine Hoheit das Pferd zu Sjah Alam und lieB es<br />

in 3 Ellen Abstand vor ihm traben. Als Perkasa Alam das Pferd dorthin<br />

gebracht hatte, sprach Sjah Alam: "Perkasa Alam, die Seelen<br />

der Vorfahren, die diese Welt regierten, reiten in Euch zu Pferde."<br />

Nun sprang Perkasa Alam vom Pferd herab, und die Sida begrüBten<br />

ihn feierlich. /<br />

177 Hierauf machte Perkasa Alam seine Aufwartung bei Sjah Alam<br />

und grüBte ehrerbietig. Sjah Alam dankte tausendfach Gott, dem über<br />

allem Erhabenen, und betete Hunderte von Malen zum Propheten, Gott<br />

segne ihn und schenke ihm Prieden. Er küBte Perkasa Alam, gewahrte<br />

ihm Auszeichnungen und befahl einem Diener, mit einem goldenen,<br />

edelsteinbesetzten Pacher zu facheln. Da sprachen die Gesandten<br />

ehrerbietig: "Majestat, Gott, der über allem Erhabene, erweist<br />

seiner Hoheit, dem Enkel, Gnade; er ist gleich dem Vollmond auf<br />

dem SchoBe Eurer Majestat. Deshalb leuchtet das Antlitz Eurer Majestat<br />

im Scheine seiner Hoheit, des Enkels. Wir haben noch niemals<br />

einen solchen Radjasohn gesehen, noch von einem gehort, welcher<br />

so ware, wie seine Hoheit, der Enkel."<br />

Da sprach Perkasa Alam zu den Gesandten mit Vorbedacht: "Wie<br />

178 steht es / mit eurem Versprechen, den portugiesischen Stallmei-<br />

320 dibawah istananja; gemeint ist wohl: Sie werden unten an seinem<br />

Palast stehen, um ihm ihre Aufwartung zu machen<br />

137


ster aufzufordern?" Die Gesandten sagten ehrerbietig zu Sjah Alam:<br />

"Majestat, wir werden den portugiesischen Stallmeister bitten, auf<br />

das ungesattelte Pferd zu steigen, denn wir hatten es mit seiner<br />

Hoheit, dem Enkel, vereinbart." Sjah Alam antwortete: "Gut." So<br />

stieg der portugiesische Stallmeister auf das Pferd, obschon er<br />

nur aufstieg, weil es besser war, als es nicht zu versuchen und<br />

dadurch beschamt zu werden. Hierauf trieb er das Pferd an, welches<br />

sich (jedoch) aufbaumte; der Portugiese fiel zu Boden und verlor<br />

das BewuBtsein. Da jubelten alle Atjeher, und die Gesandten senkten<br />

den Kopf und schwiegen s t i l l aus groBer Scham, ihren Gefahrten<br />

fallen zu sehen.<br />

Nun begab sich Sjah Alam zu seinem Palast. Auch die Genderang<br />

wurden mitgenommen und dabei geschlagen. Perkasa Alam brachte die<br />

Sirih-Artikel, auf dem Rücken eines Palastelefanten sitzend.<br />

179 lm Palast angekommen, / berichtete Sjah Alam der Fürstin und<br />

seiner Tochter Radja Indera Bangsa (über das Vorgefallene). Da<br />

freute sich die Tochter seiner Majestat, sagte Gott, dem über allem<br />

Erhabenen, ein Dankgebet und betete zum Propheten, Gott segne<br />

ihn und schenke ihm Frieden.<br />

Nachdem sich die Gesandten einige Zeit in Atjeh aufgehalten<br />

hatten, baten sie, zurückkehren zu dürfen. Sjah Alam sprach: "Gut,<br />

wenn ihr zurückkehrt, sagt meine Botschaft an den Radja von Portugal:<br />

(zwar) bittet er um den Besitz von Kota Biram, (doch) ist<br />

Kota Biram eine Festung, welche die FluBmündung von Atjeh schützt.<br />

Wenn der Radja von Portugal um einen anderen Platz bittet, werde<br />

ich ihn gewiB hergeben." Darauf kehrten sie zurück und segelten<br />

dann zu ihrem Land.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

180 berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen /<br />

Djohan Alam trug, das Alter von 11 Jahren erreichte, saB eines<br />

Tages ein Sjarif, betitelt Sjarif al-Muluk, in der Moschee. Da<br />

kam Seri Radja Chatib herbei; ihm berichtete Sjarif al-Muluk:<br />

"Diese Nacht hat mir getraumt. Mein Traum war sehr merkwürdig:<br />

Der "Herr der Welt" wünschte, seine GröBe einem seiner glaubigen<br />

Diener zu zeigen; er offenbarte es ihm im Traum. Nun, Seri Radja<br />

Chatib, ich sah in meinem Traum, wie zu unserem Herrn Abangta<br />

Radja Munawwar Sjah mit dem Kosenamen Djohan Alam, dem Enkel von<br />

Sjah Alam, ein Wasserbüffel kam, der das Dzikir anstimmte, herumtanzte,<br />

sich hin und her wiegte und den Kopf senkte, als ob er<br />

seiner Hoheit, Djohan Alam, seine Verehrung darbringen wollte."<br />

Seri Radja Chatib sprach: "Wem habt Ihr von diesem schonen und<br />

138


181 erhabenen Traum erzahlt?" Sjarif / Muluk antwortete: "Meinen Traum,<br />

der solcherart war, habe ich dem Sjaich Ibrahim erzahlt. Dieser<br />

war sehr überrascht und erschrocken; dann senkte und schüttelte<br />

er den Kopf, als er meine Geschichte hörte, die noch niemals von<br />

Ohren gehort worden war und welche kein Herz gefühlt hatte. Dann<br />

sprach Sjaich Ibrahim und antwortete auf meine Worte in Arabisch:<br />

Hakadza ja sajjid ra'aitum fi'1-manam? 321 , was bedeutet: Nun,<br />

Sajjid, solches ist der Traum, den Ihr gesehen habt? Wenn Euer<br />

Traum so ist, dann ist es mit tausend Sicherheiten sicher, und es<br />

gibt keinen Zweifel daran, daB Djohan Alam durch Gott, den über<br />

allem Erhabenen, ein Reich erhalten wird, welches sich von Osten<br />

bis Westen erstreckt."<br />

Einige Tage danach verliefi Djohan Alam den Dar ad-Dunia genannten<br />

Palast und begab sich nach Bandar Mamur zum Kampong Birma,<br />

182 um zu spielen. Begleitet wurde er von ? Elefanten und / von ebensoviel<br />

Pferden. Zu dieser Zeit gab es einen groBen Zulauf an Armen<br />

und Elenden bei Medan Chajjali. Als sie Djohan Alam nach Bandar<br />

Mamur und Bandar Birma vorüberziehen sahen, beteten sie alle. So<br />

lautete ihr Gebet: "Mit dem Segen und der Fürsprache Deines Propheten<br />

Mohammed, Gott segne ihn und schenke ihm Prieden, gewahre<br />

Djohan Alam ein Reich, damit wir Armen und Elenden satt werden."<br />

Als Djohan Alam die ehrfurchtsvollen Worte der Armen und Elenden<br />

hörte, schenkte er ihnen 70 Tahil an Derham-Münzen. Danach kamen<br />

alle Armen und Elenden, die in groBer Anzahl zu beiden Seiten der<br />

HauptstraBe und des Marktes gestanden hatten, von Medan Chajjali<br />

nach Bandar Mamur, um Almosen von Djohan Alam zu empfangen. Dieser<br />

183 befahl, vielerlei Früchte, einige / Masthühner und Getranke zu<br />

kaufen; er wollte Freude bereiten.<br />

Darauf stieg Djohan Alam zum Hause seines Mamanda hinauf, um<br />

zu verweilen. Es kam ein Fakih herbei, der Malik al-Amin hieB. Als<br />

Djohan Alam sah, daB dessen Sarong und Hose nicht naB waren, fragte<br />

er: "Fakih, ich sehe nicht, daB Sarong und Hose von dir naB<br />

sind. Ich meine, du hast nackt das Wasser dieses Flusses Kuruk<br />

durchwatet." Als der Fakih seine Worte hörte, lachte er und sprach<br />

ehrerbietig: "Hoheit, gewiB ist es so, wie Ihr sagt." Darauf<br />

sprach der Fakih weiter: "Lob sei Gott! Es wird keine Tauschung<br />

und gar nichts mehr geben, was vor Euch verborgen ware. Dies ist<br />

eines von vielen Zeichen, daB Ihr ein Auserwahlter Gottes seid."<br />

321 Das also, Herr, habt Ihr im Traum gesehen?<br />

139


184 Djohan Alam antwortete dem Fakih: / "Setzt Euch."<br />

Damals kamen auch der Hafenvorsteher namens K.daw.n Chan 3 2 2<br />

herbei, ferner Sjarif Ibrahim, Imad al-Muluk und Agha Ali, sowie<br />

die ganze Gemeinde, welche das Dzikir anzustimmen vermochte, und<br />

weiterhin noch Leute aus anderen Gemeinden, die es ebenfalls aufzusagen<br />

wuBten. Sie setzten sich zu einer Feier nieder, die etwa<br />

drei Stunden dauerte. Darauf sprach Imad al-Muluk ehrerbietig:<br />

"Hoheit, ich bitte, Seri Radja Chatib einen Pokal mit Getrank gewahren<br />

zu wollen." Djohan Alam antwortete: "Nun, Imad al-Muluk,<br />

ich bitte, Seri Radja Chatib allein zu trinken zu geben, denn ich<br />

habe ihm befohlen, aus vollem Herzen das Dzikir anzustimmen, damit<br />

die Leute es als einen Hinweis vernehmen, daB wir uns (amLobpreis<br />

Gottes) bis zu (unserer) letzten Stunde erfreuen." Seri Radja<br />

Chatib sprach nun ehrerbietig: "Hoheit, laB uns zurückkehren, denn<br />

der Morgen ist nahe." Da erhob sich Djohan Alam, stieg von dem<br />

Hause seines Mamanda hinab und rief nach dem Elefanten, der den<br />

Beinamen Tinggal Piatu trug. /<br />

185 Djohan Alam bestieg den Elefanten, und Seri Maharadja brachte<br />

die Sirih-Artikel hinter ihm; Djohan Alam sprach: "Ihr alle<br />

meine Freunde, steigt auf die Pferde und Elefanten und laBt die<br />

Musikinstrumente, Repana, Harbab, Bangsi, ertönen. LaBt uns zurückkehren<br />

und uns wahrend des ganzen Weges an den Repana, Bangsi<br />

und Harbab erfreuen, bis wir in Medan Chajjali am Palast angekommen<br />

sind." Danach stiegen alle, die bei Djohan Alam waren, vonden<br />

Elefanten und Pferden herunter und begleiteten ihn, der nun in die<br />

Umfriedung des (Palastes) Dar ad-Dunia eintrat. Man hatte aufgehort<br />

, zu singen, Harbab und Bangsi zu spielen, als das doppelte<br />

Tor erreicht wurde.<br />

Der Erzahler berichtet, daB dies ein Zeichen für die Erhabenheit<br />

und Gnade ist, welche Gott, der Erhabene, seinem Auserwahlten,<br />

Djohan Alam, gewahrte. /<br />

186 Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen<br />

Perkasa Alam trug, das Alter von 12 Jahren erreichte, teilte man<br />

ihm eines Tages mit: "Hoheit, es gibt in Lam Anal einen Wasserbüffel,<br />

der über alle MaBen wild, bösartig und verwegen ist. Wenn<br />

er Menschen erblickt, dann lauft er nicht davon. Einige Leute, die<br />

er angegriffen hat, wurden getötet, verwundet oder brachen sich<br />

522 Aussprache?<br />

140


die<br />

Glieder." Als Perkasa Alam diese Nachricht hörte, rief er<br />

nach den Kakanda und befahl,<br />

(Kriegs-)Volk, Elefanten und Pferde<br />

zu versammeln. Dann begab er sich auf den Weg, begleitet von den<br />

Kakanda und dem Volk.<br />

Als<br />

sie in die Gegend kamen, in der der Wasserbüffel hauste,<br />

wohnte dort in dem Dorf ein alter Batak. Dieser fragte die Kakanda<br />

des Perkasa Alam: "Wo will<br />

sich seine Hoheit, Perkasa Alam, be-<br />

187 tatigen? Welchen Berg will er besteigen und welche Ebene / will<br />

er durchstreifen?" Die Kakanda antworteten: "Jemand hat uns erzahlt,<br />

daB in dieser Gegend ein sehr wilder Wasserbüffel haust.<br />

Einige der von ihm angegriffenen Leute sind gestorben, wurden<br />

verwundet<br />

oder haben sich die Glieder gebrochen. Seine Hoheit<br />

will<br />

diesen Wasserbüffel töten." Da sagte der Batak: "Die Herren mögen<br />

sich keine Sorgen machen. LaBt mich diesen Wasserbüffel aufsuchen,<br />

denn ich bin an ihn gewöhnt und eng mit ihm vertraut. Deshalb will<br />

ich es auf mich nehmen, mich ihm zu nahem. Wenn die Herren mir<br />

•52-5<br />

ein Gedubang-Schwert, dessen Scheide mit Golddraht belegt ist ,<br />

und einen langen Kris geben, werde ich den Wasserbüffel töten."<br />

Die<br />

Kakanda überbrachten diese Worte des Batak dem Perkasa<br />

Alam, welcher darauf sprach: "Gut, Kakanda, aber nach meiner Meinung<br />

sind die Worte des Batak nicht<br />

aufrichtig (gemeint), denn<br />

der Wasserbüffel ist sehr wild und ungebardig. Aber jetzt sucht<br />

für mich bei den Elefantenführern nach einem<br />

dessen Scheide mit Golddraht belegt<br />

der<br />

Gedubang-Schwert,<br />

ist." Da sagte Kakanda Sabtu,<br />

Pührer des (Elefanten) Kapitan Gila: "Hoheit, ich besitze ein<br />

188 solches Schwert. Selbstverstandlich werde ich es / Eurer Hoheit<br />

ergebenst überreichen, damit der wilde Wasserbüffel getötet wird."<br />

Perkasa Alam sprach: "Wenn du das Schwert hast, gib es mir simelL."<br />

Kakanda Sabtu erwiderte: "Gut, Eure Hoheit, denn ich habe<br />

vor<br />

bereits<br />

zwei Tagen den Duft von Schmalz und Pleisch an diesem Berg gerochen,<br />

und ich habe meine Zahne gewetzt als Zeichen dafür, daB<br />

ich den Kopf dieses wilden Wasserbüffels verspeisen will." Perkasa<br />

Alam lachelte und lachte dann, als er die Worte des Kakanda hörte.<br />

Schwert, dessen Scheide mit Golddraht belegt war, und einen<br />

Hierauf befahl er, den Batak herbeizurufen, dem man ein Gedubang-<br />

langen<br />

Kris gab. Der Batak hob seine beiden Hande auf, grüBte ehrerbietig<br />

und senkte seinen Kopf. Dann begab er sich auf den Weg, als<br />

323 gedubang berapit; spater heiBt es auch: gedubang jang berapit.<br />

Nach Wilk. ist ein keris berapit = keris with gold or silver<br />

wire along <strong>the</strong> sheath; gedubang = schweres, kurzes Schwert<br />

141


ob er zu dem Aufenthaltsort des Wasserbüffels ginge.<br />

Spater sahen Perkasa Alam und die Kakanda, wie der Batak,<br />

mehr und mehr entfernt, im Abstand von etwa einer Meile 3 2 * an dem<br />

189 Aufenthaltsort des Wasserbüffels vorbeiging. Perkasa Alam / war<br />

überrascht und sprach zu den Kakanda: "Seht diese Handlungsweise<br />

des Batak-Diebes. Er entfernt sich mehr und mehr. Es sieht aus,<br />

als hatte er uns übertölpelt." Die Kakanda und die Volksmenge sagten:<br />

"Bleibt vorerst ruhig, Hoheit, wir werden sehen, was er tut.<br />

Vielleicht gibt es einen anderen Weg, auf dem man leicht zu dem<br />

Aufenthaltsort des Wasserbüffels gelangen kann." Ein Kakanda sagte:<br />

"Hoheit, ich meine wirklich, daB er einen günstigen Weg sucht",<br />

und einige Kakanda bemerkten: "Vielleicht nimmt er den Weg unter<br />

dem Wind, damit ihn der Wasserbüffel nicht wittert."<br />

Nun befahl Perkasa Alam, nach dem Batak zu rufen, und man rief<br />

und machte ihm Zeichen mit der Hand. Als der Batak sah, daB die<br />

Leute ihm winkten, lief er in den Wald hinein und entschwand der<br />

Sicht des Perkasa Alam und aller Leute. Da sprach Perkasa Alam:<br />

"Kakanda Sabtu, sieh diese Handlungsweise des Batak. Wir sind von<br />

ihm betrogen worden, und er macht deine Zahne stumpf. Vergeblich<br />

190 hast du deine Zahne gescharft." / Kaum sah Kakanda Sabtu, wie der<br />

Batak sein Schwert entführte, da wurde er gewaltig böse und schrie:<br />

"He, du batakscher Hundefresser, wohin rennst du mit meinem<br />

Schwert?" Da larmten und jubelten alle und lachten laut heraus.<br />

Perkasa Alam lachelte, als er die Worte des Kakanda Sabtu hörte,<br />

der immer wütender wurde, weil er bemerkte, daB die Menge über ihn<br />

lachte.<br />

Als Perkasa Alam sah, daB Kakanda Sabtu so sehr aufgebracht<br />

war, sprach er:"Wenn ihr gestattet, gehe ich alleine. Mit der<br />

Gnade Gottes, des Erhabenen, werde ich den Wasserbüffel töten."<br />

Da sprachen die Kakanda, Mamanda und die Volksmenge, die ihn begleiteten,<br />

ehrerbietig: "Hoheit, tausendfach Vergebung, geht nicht.<br />

Gestattet uns Dienern, den Wasserbüffel zu fangen. Der Absicht<br />

Eurer Hoheit, allein zu gehen, können wir Diener nicht beipflich-<br />

191 ten. / Was den Wasserbüffel betrifft, so gab es in diesem Lande<br />

vor einiger Zeit einen erfahrenen Mann, der ihn fangen und töten<br />

wollte; (jedoch,) er konnte es nicht. Geschweige denn töten, kann<br />

man nicht einmal zu dem Wasserbüffel vordringen; wenn er Menschen<br />

wittert, nahert er sich ihnen schnell und nimmt sie auf die Hörner.<br />

324 farsach; ein LangenmaB von etwa 6 km (Wilk., Kli. S. 655 farsang)<br />

142


Wollt Ihr gehen, den Wasserbüffel anzugreifen, so tötet uns alle<br />

zuvor. Wenn Euch irgendetwas zustöBt, laBt Sjah Alam uns sicherlich<br />

töten, denn wir Diener waren alle untauglich. Bleiben wir<br />

jedoch am Leben, ist unser Leben vergeblich, und wir waren Diener<br />

von (der Sorte) Menschen, die nicht treu waren, als sie einen<br />

Herrn hatten. Und wenn man (erst) in den anderen Landern hort,wie<br />

schlecht wir waren, daB wir alle unserem Herrn gestatteten, diesen<br />

192 wilden Wasserbüffel töten zu gehen!" Daraufhin / sprach Perkasa<br />

Alam mit freundlicher Stimme: "Ihr alle, seid nur geduldig. Seht<br />

die Allmacht Gottes, des Erhabenen."<br />

Perkasa Alam nahm die Speere mit Namen Harungan Darat und<br />

Mandura und ging zum Aufenthaltsort des Wasserbüffels, wobei er<br />

die Irmel seiner Jacke aufrollte. Als der Wasserbüffel die Menschenmenge<br />

herbeikommen sah, wollte er sich nicht von der Stelle<br />

bewegen und wollte nicht davonlaufen. Mit der Gnade Gottes, des<br />

über allem Erhabenen, stach Perkasa Alam nach ihm, wobei er sprach:<br />

"Bismi'llah ar-rahman ar-rahim 3 5 ". Der Wasserbüffel wurde zwischen<br />

den Lenden getroffen; der Stich ging durch und durch. Da<br />

brach er in die Knie, und Blut floB ihm aus dem Maul, der Nase<br />

und den Ohren. Als die Mamanda, Kakanda und die Volksmenge, welche<br />

193 seine Hoheit begleiteten, / sahen, daB der Wasserbüffel zusammengebrochen<br />

war, erhoben sie ein lautes Geschrei und Beifallrufen,<br />

wobei sie die Macht und den Wagemut von Perkasa Alam priesen. Uber<br />

alle MaBen eindrucksvoll war ihr Geschrei, und mehrere sprangen<br />

vor Preude hoch in die Luft. Nun kamen sie alle naher, und einige<br />

faBten nach seinen Hörnern, andere nach seinen Zahnen 326 . Darauf<br />

stachen sie ihn ab, ohne dabei seine FüBe festzubinden. Perkasa<br />

Alam freute sich und sagte Gott, dem über allem Erhabenen, tausendfachen<br />

Dank. Als sich nun der Tag zum Abend neigte, kehrte<br />

Perkasa Alam mit den Mamanda, Kakanda und allem Volk, das ihn begleitet<br />

hatte, zurück.<br />

Der Erzahler sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen<br />

Pantjagah trug, das Alter von 13 Jahren erreichte, befahl<br />

Sjah<br />

194- Alam, den Pakih Radja Indera / Purba zu rufen. Dieser kam untertanig<br />

herbei und grüBte ehrfurchtsvoll. Sjah Alam sprach zu ihm:<br />

"Fakih, unterweise meinen Enkel im (Koran-)Studium. Wenn er die<br />

325 lm Namen des barmherzigen und gütigen Gottes<br />

326 gigi; Iskandar liest kaki (FüBe)<br />

143


Suren und alle Kltab zu lesen versteht, werde ich Euch gewiB den<br />

Kadi-Titel verleihen." Der Fakih grüBte untertanig und sprach ehrerbietig:<br />

"Heil und langes Leben Sjah Alam! So Gott, der Erhabene,<br />

will, und mit dem Segen und den Wundern des Propheten Gottes, Gott<br />

segne ihn und schenke ihm Frieden, mit der Gunst und dem Heil<br />

Eurer Majestat, Sjah Alam, und auch mit einigen Monaten meines<br />

Dozierens, wird durch Gott, den Erhabenen, Eurem Wunsche entsprochen<br />

sein. Ich gestehe, daB nach meiner Ansicht seine Hoheit, der<br />

Enkel, einen sehr schnellen Verstand hat, daB er weiterhin sehr<br />

scharfsinnig ist und eine beredte Zunge besitzt, und daB es niemanden<br />

gibt, der ihm in bezug auf Verstand und Scharfsinn gleich-<br />

195 kame. Wie ich sehe, / sind an (Eurem) Enkel mehrere Züge von Erhabenheit<br />

und GröBe zu bemerken. Gott, der über allem Erhabene, hat<br />

mir einige Anzeichen für den auf (Eurem) Enkel ruhenden göttli -<br />

chen Segen aufgewiesen."<br />

Da befahl Sjah Alam, mit Edelsteinen besetzte Schreibtafein<br />

aus Gold und Goldlegierung und solche aus Silber zu hammern, etwa<br />

30 Stück, die für die Kinder bestimmt waren, welche den Enkel seiner<br />

Majestat zum Koranstudium begleiteten. Sjah Alam sprach:<br />

"Fakih Radja Indera Purba, Ihr werdet sowohl meinen Enkel als auch<br />

alle seine Kakanda, die ihn begleiten, unterrichten, damit sie<br />

einander beim Lernen ihrer Lektionen beschamen und miteinander<br />

wetteifern." Da bat der Fakih Radja Indera Purba, sich empfehlen<br />

zu dürfen, und ging zur Unterrichtshalle. Pantjagah lernte in<br />

einem Musikpavillon, der im Hofe des Palastes stand. Der Pavillon<br />

besaB elfenbeinerne Pfeiler, die auf vergoldeten Unterlagen ruh-<br />

196 ten; / ein Dach aus Karah-Bambus, das mit Gold beschichtet und<br />

mit Edelsteinen besetzt war, und ferner einen Baldachin aus agyptischem<br />

Dewangga-Stoff. Dort lernte seine Hoheit.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, konnte Pantjagah<br />

nach einiger Zeit den Koran und die Kitab lesen 3 2 7 . Als Sjah<br />

Alam hörte, daB sein Enkel gelehrt war, freute er sich sehr und<br />

sprach: "Lob sei Gott!" Er pries den Fakih Radja Indera Purba,<br />

dem er Kleider schenkte und einen Kris und ein Schwert gewahrte,<br />

deren Griffe aus Goldlegierung bestanden. Der Fakih wurde zum Kadi<br />

befördert und erhielt den Titel Kadi Malik al-Adil. Zu dieser<br />

327 mengadji; das Wort bedeutet "lernen" in vielen Schattierungen:<br />

Von "auswendig lernen", "aufsagen", über "lesen", "verstenen",<br />

"wissen", bis "prüfen","gründlich erforschen". Vgl. auch Hs. S.<br />

113 und ab 194<br />

144


Zeit waren ein Pendeta und ein Sjarif zugegen, die Sjah Alam ihre<br />

Aufwartung machten. Sie beteten für Sjah Alam und Pantjagah zu<br />

Gott und sprachen ehrerbietig: "Majestat, wir Diener sind verwundert<br />

zu sehen, daB seine Hoheit, der Enkel, nach nur einigen Mo-<br />

19? naten Unterricht ein Gelehrter geworden ist. / Auch im Lande von<br />

Mekka und Medina gibt es unter allen Mufti-Kindern keines, das so<br />

schnell zum Gelehrten wird wie seine Hoheit, der Enkel. Nach<br />

unserer Meinung sind das Heil und die Glückseligkeit, die auf ihm<br />

runen, sehr groB."<br />

Der Erzahler berichtet: Als Sjah Alam wuBte, daB Abangta<br />

Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen Djohan Alam trug, den Koran<br />

und die Kitab zu rezitieren verstand, sprach er eines Tages zu dem<br />

Pechtmeister: "Lehre meinen Enkel gründlich, sich nach der Kunst<br />

der Fechter zu verteidigen; du solist meinen Enkel alle Fintender<br />

Fechter lehren. Wenn dann mein Enkel weiB, wie man sich verteidigt<br />

und den Schild bewegt, werde ich (dir) gewiB deine guten Qualitaten<br />

vergelten." Der Fechtmeister sprach ehrerbietig: "Majestat,<br />

ich werde Eurem Befehl gehorchen." Am anderen Morgen kam der Fechtmeister,<br />

um seine Aufwartung zu machen, und er fragte ehrerbietig:<br />

"Majestat, wo werde ich seine Hoheit, den Enkel, unterrichten?"<br />

198 Sjah Alam antwortete: "Nach meiner Meinung solltest du Djohan<br />

Alam im Hof 3 2 unterrichten, / denn dort gibt es viel Schatten."<br />

Djohan Alam ging nun mit den Inangda, Kakanda und dem Fechtmeister<br />

in den Hof, wobei mehrere Hulubalangsöhne seine Hoheit zum<br />

Pechtunterricht begleiteten. Dann lernte Djohan Alam; der Fechtmeister<br />

lehrte ihn einen Schlag nach dem anderen, eine Finte nach<br />

der anderen und eine Schwenkung nach der anderen; er lehrte Djohan<br />

Alam an diesem Tage 200 Finten. Dann wurde es Abend. Am nachsten<br />

Tage lernte seine Hoheit noch andere Pinten.<br />

Zu dieser Zeit kam der Vorsteher der Sida, der den Titel<br />

Radja Udahna Léla führte, zu seiner Hoheit und richtete vor Djohan<br />

Alam einen Befehl seiner Majestat an den Fechtmeister aus, der<br />

folgendermaBen lautete: "Fechtmeister, werde nicht nachlassigdar-<br />

199 in, deinen Herrn Djohan Alam / die Finten, Verteidigungsarten und<br />

Schwenkungen von Schwert und Schild zu lehren, und wie man ein<br />

Schwert links und rechts handhabt." Da forderte der Fechtmeister<br />

328 dikandang; das Wort kann auch Friedhof, Gehege oder allgemein<br />

"etwas Umfriedetes" bedeuten. Isk. denkt auch an Kanang, ein<br />

Dorf in der Nahe von Kota Radja (S. 150 Anm.)<br />

145


Djohan Alam<br />

auf, im Beisein von Radja Udahna léla Schwert und<br />

Schild zu handhaben. Die Bewegungen von Djohan Alam, der nun<br />

Schwert und Schild schwang, glichen einem Blitz, als er nach<br />

links und<br />

rechts, vor und zurück sprang und dabei das Schwert<br />

in die Luft stieB und mit der linken Hand parierte. Darauf lieB<br />

der Fechtmeister vor Djohan Alam eine abgeschalte KokosnuB niederfallen,<br />

und Djohan Alam zerschnitt sie (im Fallen) in zwei<br />

Teile; der eine Teil wurde in die Luft und der andere mit dem<br />

Saft auf die Erde geschleudert. Nun lieB der Fechtmeister eine<br />

Pinang-Lotek-Frucht in Richtung auf Djohan Alam niederfallen.<br />

Djohan Alam zerschnitt sie (im Fallen) in zwei Teile; der eine<br />

Teil wurde in die Luft geschleudert und der andere auf den Bo-<br />

329<br />

den, ohne sich zu bewegen . Darauf nahm der Fechtmeister eine<br />

Goldmünze, befestigte sie am Schenkel eines Dieners und forderte<br />

Djohan Alam auf, nach ihr zu stechen. Djohan Alam<br />

der Münze und<br />

stach nach<br />

spieBte sie mit der Spitze des Schwertes auf.<br />

200 Radja Udahna Léla und die Anwesenden / waren überrascht,<br />

zu sehen, wie geschickt Djohan Alam Schild und Schwert führte.<br />

Der Fechtmeister sprach zu Radja Udahna Léla: "Vorgeschritten<br />

ist mein Alter, mehrere Lander habe ich bereist, und verschiedene<br />

Radjasöhne habe ich unterrichtet; ich habe nichts gesehen,<br />

was dem Tun unseres Herrn hier gleichkame." Darauf kehrte Radja<br />

Udahna Léla zurück, machte seine Aufwartung bei Sjah Alam und<br />

sprach ehrerbietig: "Majestat, ich bin über alle MaBen erstaunt<br />

und verwundert, das Können seiner Hoheit, des Enkels, zu sehen.<br />

Er lernt erst seit zwei Tagen und ist schon ein solcher Meister."<br />

Als er nun Sjah Alam mitteilte, was er gesehen hatte, war dieser<br />

sehr erfreut und pries Djohan Alam und den Fechtmeister.<br />

Nachdem mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, der<br />

fünfte Tag gekommen war, an welchem der Fechtmeister Djohan<br />

Alam unterrichtete, da beherrschte dieser alle Finten, Abwehrbewegungen<br />

und das Fuhren von Schwert und Schild; er konnte ein<br />

Beil abwehren und alle Waffen gebrauchen. Der Fechtmeister hatte<br />

ihn 700 Fechtkünste gelehrt.<br />

Eines Tages focht Djohan Alam / mit den Söhnen der Hulu-<br />

201 balang, die einer nach dem anderen gegen ihn antraten - aber<br />

329 dengan tiada bergerak; es ist nicht eindeutig, ob Djohan Alam<br />

sich bei dieser Demonstration nicht von der Stelle bewegte, oder<br />

ob der nach unten geschleuderte Teil der Frucht bewegungslos<br />

blieb<br />

146


niemand konnte seinen Schlagen (an Kraft und Prazision) gleichkommen.<br />

Sjah Alam hörte davon und freute sich sehr. Er rief Djohan<br />

Alam mit dem Fechtmeister und den Söhnen der Hulubalang und befahl<br />

seinem Enkel, mit dem Fechtmeister zu kampfen. Da ergriff Djohan<br />

Alam ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Beil, und auch der<br />

Fechtmeister nahm ein Beil. Als nun Djohan Alam seinem Lehrer gegenüberstand,<br />

gebardete er sich wie ein Tiger beim Anfallen und<br />

focht mit seinem Lehrer Schlag auf Schlag und List auf List, bis<br />

sie 200 Tauschungsmanöver ausgeführt hatten; es gab keine Niederlage.<br />

Da dachte Djohan Alam: "Wenn ich auf solche Weise meinen Lehrer<br />

angreife, kann ich ihn sicher nicht besiegen - wohl aber mit<br />

meiner Kraft!" Darauf sprach er zu seinem Lehrer: "Achtung, Lebai,<br />

halte gut aus, ich schlage auf deinen Kopf." Darauf sprang (ihn)<br />

Djohan Alam (an), wobei er schrie und das Beil erhob. Der Fecht-<br />

202 meister hob / schnell sein Beil in die Höhe, um den Schlag zu parieren:<br />

als Djohan Alam zuschlug, sprühte Feuer aus den Beilen.<br />

Durch den gewaltigen Schlag von Djohan Alam zersplitterte das Beil<br />

des Fechtmeisters, so daB der Schlag von Djohan Alam seinen Kopf<br />

streifte und ihm das Kopftuch abriB. Da sagte der Fechtmeister:<br />

"Sehr gut, Hoheit!", und Sjah Alam lachelte und sprach: "Genuggespielt!"<br />

AnschlieBend wurde Djohan Alam zur Veranda gerufen; seine<br />

Hoheit stieg hinauf und grüBte ehrerbietig. Sjah Alam umarmte und<br />

küBte ihn, loste das Kopftuch von seinem Haupt, band es Djohan<br />

Alam um und sprach: "Dieser mein Enkel soll Muhammad Hanafiah hei-<br />

Ben, denn in der Zukunft wird er Deli besiegen, den Merah Miru<br />

ergreifen und als üntertanen die Radja von Djohor und alle Radja<br />

von Malaya besitzen, und er wird alle Radja besiegen, die sich<br />

nicht Atjeh unterwerfen wollen. Dieser mein Enkel ist es, der die<br />

östliche Welt regieren wird, und er ist es, der durch Gott, den<br />

Erhabenen, gesegnet ist, um Statthalter Gottes 3 5 0 in den Landern<br />

Atjeh Dar as-Salam, Tiku und Periaman zu werden und über seine Be-<br />

203 völkerung, die ihm von Gott, dem Erhabenen, gegeben ist, Recht zu<br />

sprechen; / er wird alle Radja von Malaya beherrschen und sie sich<br />

durch seine Macht untertan machen."<br />

Sjah Alam belohnte nun den Fechtmeister mit sieben schonen<br />

Kleidergeschenken und 100 Dinaren, und er gewahrte ihm den Titel<br />

330 Chalifah Allah; (von Gott eingesetzter) Nachfolger<br />

14-7


Saif al-Muluk. Zu jener Zeit waren Sjaich Sjamsuddin, die Pendeta,<br />

Sjarif und Hulubalang anwesend, um Sjah Alam ihre Aufwartung<br />

zu machen. Der Sjaich las die Einleitungssure des Koran, und die<br />

Pendeta und Sjarif sagten: "Es sei so, es sei so!"<br />

Der Erzahler berichtet: Als Abangta Radja Munawwar Sjah, der<br />

den Kosenamen Djohan Alam trug, das Alter von 14 Jahren erreichte,<br />

kam eines Tages ein Elefantenfanger, um Sjah Alam seine Aufwartung<br />

zu machen, und brachte als Geschenk einen sehr groBen Elefanten<br />

mit, dessen Parbe kleinen Edelsteinen und dessen Gestalt einer<br />

Waldratte glich; seine StoBzahne standen weit auseinander. Sjah<br />

Alam sprach nun zü Djohan Alam: "Wollt Ihr lernen, Elefanten zu<br />

204 fangen?" Da grüBte Djohan Alam untertanig / und sprach ehrerbietig:<br />

"Majestat Sjah Alam, Heil Euch und langes Leben sowie vermehrtes<br />

Glück!" Als Sjah Alam die Worte seines Enkels vernahm,<br />

lachte er, und alle, die zugegen waren, lachten schallend. Sjah<br />

Alam sprach: "Noch niemals hat mich Djohan Alam um etwas gebeten.<br />

Erst heute tat er es, weil er sich sehr auf meinen Befehl freut,<br />

Elefanten fangen zu lassen." Darauf befahl er den Elefantenstallmeistern,<br />

betitelt Surapait, Bidja Ratna, Sura Bengkara, Lajang<br />

Bidjaja, Mangmang Radja und Mangmang Sultan: "Geht ihr mit meinem<br />

Enkel. Lehrt Djohan Alam das Fangen, damit er nicht überdrüssig 53 ' 1<br />

wird, die Fangarbeit auszuführen, wenn ihr die Gesandten und Kapitane<br />

zu dem Ereignis mitnehmt." Dann befahl seine Majestat, /<br />

205 für die Embuwai Tuan, Nenenda, Inang, Pengasuh und die Frauen,<br />

welche ein Amt bekleideten, sieben Elefanten mit Tragehausern aufzuzaumen.<br />

Djohan Alam verlieB den Palast mit mehreren Dutzend^ kraftiger<br />

Elefanten, begleitet von den Elefantenstallmeistern, Kakanda<br />

und zehn erlesenen Schützen, und begab sich auf den Weg, bis<br />

er ein Land erreichte, das den Namen Sjahr Nu trug. Zu jener Zeit<br />

hatte man (dort) zwei Rasthauser. Das eine diente für die Kakanda,<br />

Inang, Pengasuh, Nenenda und die Embuwai Tuan, und das andere war<br />

für Djohan Alam und alle Jünglinge bestimmt, die seine Hoheit<br />

liebte. Im übrigen saBen sie alle um die Rasthauser herum, jeder<br />

nach seiner Wacheinteilung. Nach einiger Zeit hörte Sura Bengkara<br />

von dem Rasthaus des Djohan Alam die Stimmen ausgelassener Men-<br />

206 sehen . / Schnell kam er, um Djohan Alam aufzusuchen , und er sah<br />

331 djamu; Iskandar liest djemu<br />

332 beberapa puluh<br />

148


die Kinder fröhlich spielen. Teilweise hingen sie an den Dachbalken<br />

des Hauses und maSen nacheinander ihre Krafte mit Djohan Alam.<br />

Da sagte Sura Bengkara:<br />

"Ihr Kakanda und Radjasöhne, welch ein<br />

Spiel treibt ihr hier mit unserem Herren? Wenn nun ein FuB(tritt)<br />

unabsichtlich seine Hoheit trifft, oder wenn er gar an seiner heiklen<br />

Stelle getroffen wird - wird es dann nicht als Folge davon<br />

euer leben und das Leben eurer Frauen und Kinder kosten?" Als sie<br />

diese Worte des Sura Bengkara horten, liefen sie alle erschrocken<br />

davon. Hierauf<br />

sagte Sura Bengkara: "Wenn ich noch einmal sehe,<br />

207 daB ihr solchermaiien mit unserem Herrn spielt, werde ich bestimmt<br />

nach Atjeh zurückkehren und / Sjah Alam davon unterrichten, denn<br />

mir wurde von Sjah Alam<br />

Herrn zu achten."<br />

befohlen, auf das Wohl und Wehe unseres<br />

Djohan Alam wurde zornig, weil er sah, daB die Kakanda und<br />

Knaben herumstanden und nicht weiterspielen wollten; er befahl,<br />

Bananenmark zu nehmen, zu zerschneiden und Sura Bengkara damit zu<br />

bewerfen. Dann sprach seine Hoheit zu ihm: "Wenn du das nachste<br />

Mal redest, wirst du mich wohl ehrerbietig ansprechen!" Da lief<br />

er davon, bat um Gnade und sprach ehrerbietig: "Hoheit, ich werde<br />

nicht mehr so sprechen", worauf er von dort weglief, denn er<br />

vermochte<br />

nicht, die Würfe der Kakanda und Jünglinge zu ertragen.<br />

Nachdem Sura Bengkara davongestolpert war, spielten Djohan<br />

Alam,<br />

208 die Kakanda und Jünglinge auf die gleiche Art weiter, / wie sie<br />

es vorher getan hatten.<br />

Der Tag neigte sich jetzt dem Abend zu. Seine Hoheit legte<br />

schlafen. Als der Morgen heraufkam und die Gongs ertönten,<br />

stieg Djohan Alam auf einen Elefanten mit Namen Kapitan<br />

Gila;<br />

(auch) die Begleiter seiner Hoheit hatten sich und ihre Reittiere<br />

(reise)fertig gemacht. Einige besaBen Elefanten oder Pferde,<br />

andere<br />

waren zu FuB. Man erreichte nun das Rasthaus in Bandar<br />

wo seine Hoheit übernachtete und fröhlich<br />

Safa,<br />

sich im Lager zur Ruhe, und die Kakanda und Jünglinge gingen (ebenfalls)<br />

spielte. Als der Morgen<br />

anbrach, ertönten die Gongs; seine Hoheit begab sich nun wie vorher<br />

auf den Weg und erreichte das (neue) Rasthaus.<br />

Nachdem Sjah Alam seinem Enkel den Befehl gegeben<br />

hatte, Elefanten<br />

zu fangen, fühlte er sich in seinem Herzen nicht<br />

wohl und<br />

209 sprach: / "Mein Herz ist unruhig, weil ich meinen Enkel in den<br />

Wald hinausgehen lieB, denn er ist noch klein; der Wald ist kühl,<br />

333<br />

und man kann sich dort Krankheiten zuziehen . Da befahl seine<br />

333 hutan ... berpenjakit; wörtlich: der Wald enthalt Krankheiten<br />

149


Majestat dem Stallmeister seiner schnellen Pferde: "Gehe und sudie<br />

Djohan Alam auf!" Sjah Alam sprach (weiter) zu dem Pferdestall -<br />

meister: "Sage meinem Enkel: Wenn man auf einen Elefanten trifft,<br />

dann soll Djohan Alam ihn zunachst nicht fangen. Man soll warten.<br />

Ich werde auch aufbrechen und Djohan Alam besuchen." Darauf begab<br />

sich der Pferdestallmeister zu Djohan Alam.<br />

Nachdem er bei diesem eingetroffen war, richtete er den Befehl<br />

des GroBvaters seiner Hoheit aus. Als Djohan Alam den vom<br />

Pferdestallmeister überbrachten Befehl vernahm, sprach er: "Was<br />

du zu mir gesagt hast, das sage (auch) meinen Brüdern, den Kakanda<br />

Sabtu und Pidir." Da sprach Kakanda Sabtu ehrerbietig: "Hoheit,<br />

wenn seine Majestat der GroBvater nach hier aufbrechen will, sollten<br />

wir hier das Elefantengehege verstarken, damit nicht die Ele-<br />

210 fanten ausbrechen, wahrend / Ihr auf den GroBvater wartet, der<br />

unterwegs ist." Man verstarkte hierauf das Gehege.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, begab sich Sjah<br />

Alam auf den Weg und erreichte das Rasthaus in Ibus, wo er übernachtete.<br />

Darauf hörte man die Nachricht, daB Sjah Alam im Kommen<br />

sei. Zu jener Zeit umkreiste Djohan Alam das Gehege mit drei Pferden,<br />

und er sprach zu Setia Rimba: "Du und ich sollten Sjah Alam<br />

aufsuchen gehen. Möglicherweise hat Sjah Alam Fragen an mich bezüglich<br />

des Zustandes des Geheges und der Elefanten, denn ich verstehe<br />

nichts (davon) und habe in diesem Walde noch keine Arbeit<br />

ausgeführt." Setia Rimba sprach ehrerbietig: "Hoheit, wie kann ich<br />

in meinem Zustand gehen, meine Aufwartung zu machen, denn meine<br />

Beine sind krank." Da befahl Djohan Alam: "Setia Rimba, setzedich<br />

auf diesen Wasserbüffel. Wenn wir dann unsere Aufwartung gemacht<br />

211 haben, / bringst du schnell den Wasserbüffel dieser Leute zurück."<br />

Darauf spornte Djohan Alam sein Pferd an.<br />

Als sie die Mitte des Gelandes erreichten, spürte er, daB<br />

sich die Erde bewegte, als ob sie von einem Beben bewegt würde,<br />

und die Beine seines Pferdes zitterten. Der Tag neigte sich gerade<br />

zum Abend. Djohan Alam sprach zu Kakanda Dilamsah: "Warum bewegt<br />

sich die Erde, als ob sie von einem Beben bewegt würde?" Als<br />

seine Hoheit so sprach, brüllte ein Tiger. Da sagte Djohan Alam:<br />

"Du Tier ohne Verstand und mit wenig Einsicht, wohin willst du,<br />

und was liegst du mir im Wege? WeiBt du dir nicht andere Nahrung<br />

zu suchen? Mit der Gnade Gottes, des über allem Erhabenen, solist<br />

du mir nicht nahekommen." Djohan Alam gab seinem Pferd nun die<br />

Sporen, um sich dem Tiger zu nahem, wobei er laut schrie: "Wohin<br />

150


212 laBt du jetzt deine Seele fliehen?" Djohan Alam wollte den Tiger<br />

ersteohen, / aber dieser sprang davon und lief in den NebenfluB<br />

(des) Ikasa. Nachdem der Tiger in den kleinen FluB gesprungen war,<br />

trieb Djohan Alam sein Pferd an, um seinen GroBvater aufzusuchen;<br />

sein Pferd lieB Setia Kimba hinter sich.<br />

Hierauf traf dieser von neuem mit dem Tiger zusammen, und<br />

sein Wasserbüffel<br />

stand dem Tiger gegenüber. Da schrie Setia Rimba<br />

mit gellender Stimme um Hilfe: "0 mein Herr, hilf mir irgendwie."<br />

Als Djohan Alam die Stimme des Setia Rimba hörte, der solchermaBen<br />

rief, wendete er schnell sein Pferd und sah, wie Tiger<br />

und Wasserbüffel einander gegenüberstanden. Djohan Alam spornte<br />

nun sein Pferd an, um sich des Tigers zu bemachtigen. Kaum hatte<br />

213 dieser Djohan Alam erblickt, / wandte er sich ihm zu und riB sein<br />

Maul auf. Da stach ihm Djohan Alam durch das Maul bis zum Rücken,<br />

worauf der Tiger starb. Djohan Alam setzte nun sein Pferd langsam<br />

in Bewegung und suchte seinen GroBvater auf. Bei diesem angekommen,<br />

berichtete Setia Rimba über die Tat des Djohan Alam, und daB<br />

er den Tiger getötet hatte. Als Sjah Alam diesen<br />

Bericht von Setia<br />

Rimba vernahm, da umarmte 554 , umfaBte und küBte er Djohan Alam<br />

und betete zu Gott, dem über allem Erhabenen: "0 mein Herr, beschütze<br />

diesen meinen Enkel<br />

Djohan Alam, so wie du ihn bei seinem<br />

Kampf mit dem Tiger beschützt hast, und verleihe ihm Heil und Wohl-<br />

214 ergehen mit ... (Textlücke) / und Frieden."<br />

Der Erzahler berichtet 3 3 5 : Als Sjah Alam die Herrschaft ausübte,<br />

hatte er einen Enkel mit Namen Abangta Radja Munawwar Sjah,<br />

der den Kosenamen Pantjagah trug; dieser verstand sehr gut und<br />

ausdauernd,<br />

Elefanten zu reiten, wobei er (auf ihnen) stand, und<br />

Pferde anzuspornen, wobei er (auf ihnen) kauerte, wenn sie dahinstürmten,<br />

und er konnte<br />

seine FüBe (abwechselnd) auf der rechten<br />

und linken Seite des Pferdes hochheben und dabei rechts und links<br />

das Schwert schwingen. Pantjagah glich dabei einem löwen, der<br />

einen Feind angreift. Als er mit Willen Gottes, des über allem<br />

Erhabenen, diese Übungen einige Zeit hindurch betrieben hatte,<br />

waren alle fremden Handier, Gesandten und Sjarif, die dieses Tun<br />

des Pantjagah sahen, überrascht und erschrocken; auf der ganzen<br />

Welt und in allen Landern verbreitete sich nun die Nachricht, daB<br />

Pantjagah<br />

solcher Dinge fahig war.<br />

334 die Hs. schreibt m.n.ngk.1.; Isk. liest merangkul, Synonym zu<br />

merangkum<br />

335 Zur folgenden Siam-Episode vgl. Penth, Account<br />

151


In jener Zeit schickte der Sultan von Sjahr Nawi im Lande<br />

215 Siam ein Hochseeschiff mit zwei Botschaftern zu Sjah Alam; / der<br />

eine von ihnen hieB Maha Thep und der andere Maha Montri. Diese<br />

Gesandten brachten mehrere sehr schone und prachtige<br />

Als<br />

Geschenke.<br />

sie in Atjeh Dar as-Salam angekommen waren, übergaben sie<br />

nach zwei oder drei Tagen den Brief und alle Geschenke in einem<br />

feierlichen Zug, wobei sie Sjah Alam<br />

ihre Aufwartung machten. Der<br />

Fürst war sehr erfreut, erwies ihnen Ehre und gab ihnen Kleidergeschenke.<br />

Für einige Zeit wurde den Gesandten jeden Tag befohlen, ihre<br />

•5-56<br />

Aufwartung in der Stadt Bait ar-Ridjal bei Sjah Alam zu machen,<br />

und so sahen sie, wie Pantjagah wilde Elefanten r i t t , wobei er<br />

auf den schnell<br />

laufenden Tieren stand; sie sahen auch, wie er<br />

Pferde antrieb, wobei er auf ihnen kauerte, und wie er seine Fü­<br />

Be (abwechselnd) auf der rechten und linken Seite des Pferdes<br />

216 tuch umband, wenn das Pferd geradeaus lief. / Pantjagah pflegte<br />

diese Ubungen am Donnerstag und Montag auszuführen; beide<br />

Gesandten<br />

waren über das Tun des Pantjagah<br />

hochhob, rechts und links das Schwert schwang und dabei das Kopf-<br />

erstaunt. Einige Zeit darauf<br />

baten die Gesandten um Abschied von Sjah Alam. Da befahl dieser<br />

drei Botschaftern, zum Lande Sjahr Nawi zu reisen; ihre Namen<br />

waren Seri Nata as-Sawara, Seri Setia und Megat Setia Djaja. Sie<br />

gingen an Bord<br />

eines Ghorab, das mit allen dazugehörigen Waffen<br />

ausgerüstet war, und nahmen verschiedene<br />

prachtige Geschenke mit,<br />

welche den Brief begleiteten, den sie bei sich trugen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, setzten das<br />

(siamesische) Hochseeschiff und das Ghorab Segel. Einige Zeit fuhren<br />

sie über den Ozean, und dann<br />

erreichten sie das Land Sjahr Nawi.<br />

Als<br />

der Radja von Sjahr Nawi hörte, daB Gesandte aus Atjeh<br />

Dar as-Salam angekommen waren, befahl er, sie feierlich und ehren-<br />

217 voll willkommen zu heiBen. / Einige Tage spater befahl er dann,<br />

den Brief und die Geschenke in einem feierlichen Zuge, mit Elefanten<br />

und Pferden, unter Beisein der Gesandten zu überbringen.<br />

Da machten<br />

sie ihre Aufwartung und übergaben den Brief an den<br />

336 antusah itu disuruh masuk kedalam kota Bait ar-Ridjal mengadap<br />

Sjah Alam; kota kann auch "Festung" bedeuten. Auf Hs. S. 40 und<br />

67 steht Bait ar-Ridjal in Zusammenhang mit einem fürstlichen<br />

Begrabnisplatz (kandang); nach Isk. bezeichnet dieser Name eine<br />

Moschee (Isk., Hik. Atjeh S. 188)<br />

152


Radja von Sjahr Nawi. A ls dieser den Brief und alle<br />

Geschenke gesehen<br />

hatte, war er sehr erfreut und überreichte den drei Gesandten<br />

Kleidergeschenke.<br />

Eines Tages weilten die beiden<br />

(siamesischen) Gesandten, welche<br />

aus Atjeh Dar as-Salam zurückgekommen waren, in der Audienz.<br />

Sie sprachen ehrerbietig: "Majestat, über alle MaBen sind wir verwundert<br />

über das, was wir gesehen haben." Darauf fragte der Radja<br />

von Sjahr Nawi: "Was-habt ihr beide gesehen?" Die Gesandten antworteten<br />

ehrerbietig: "Euer Bruder Sjah Alam in Atjeh hat einen<br />

Enkel mit Namen Abangta Radja Munawwar Sjah, der den Kosenamen<br />

Pantjagah tragt, und dessen Fahigkeiten über alle MaBen erstaunlich<br />

sind. Wenn Pantjagah auf Reisen ist, dann berührt seine Fer-<br />

218 se nicht / den Boden. Kein Mensch vermag seinen Augen standzuhalten.<br />

Seine Gestalt ist über alle MaBen ehrfurchtgebietend. Wenn<br />

er seine Stimme ertönen laBt, werden alle wilden Elefanten angstlich,<br />

senken den Kopf und heben als Zeichen ihrer Ehrerbietung<br />

den Rüssel über den Kopf." Danach sprachen die Gesandten<br />

ehrerbietig<br />

weiter: "Majestat, wenn Pantjagah wilde Elefanten reitet,<br />

dann steht er dabei auf ihnen, und wenn er ein schnelles Araber-<br />

337<br />

Pferd-^' anspornt, so kauert er darauf und hebt seine Beine (abwechselnd)<br />

auf dêr rechten und linken Seite des Pferdes hoch und<br />

schwingt dabei rechts und links ein scharfes Schwert, wahrend das<br />

schnelle Pferd geradeaus lauft."<br />

Als der Radja von Sjahr Nawi diese Neuigkeit von den beiden<br />

Gesandten vernahm, war er über<br />

alle MaBen verwundert und überrascht,<br />

worauf er den Kopf<br />

senkte und schüttelte und dann den Be-<br />

219 fehl gab, die Radja von Kambodscha, Tschiang Mai, Lan Tjang und<br />

PhitsanuLok, zu rufen, / die Botschafter der Radja von China und<br />

Tjampa sowie auch verschiedene<br />

bedeutenden Hulubalang.<br />

der anderen Radja und mehrere der<br />

Dann sprach der Radja von Sjahr Nawi zu<br />

allen Radja, Gesandten, fremden Handlern und Hulubalang: "Habt<br />

ihr (je) so eine Nachricht von dem Enkelkind eines anderen Radjas<br />

vernommen, wie die Nachricht von dem Enkel Pantjagah meines Bruders<br />

Sjah Alam in Atjeh Dar as-Salam?" Hierauf berichtete er den<br />

vor ihm anwesenden Radja, Gesandten und Hulubalang über Pantjagah.<br />

Da erstaunten alle, als sie die Nachricht vom Sultan von Sjahr<br />

Nawi horten, und die Radja, Gesandten und Hulubalang sprachen ehrerbietig:<br />

"Noch nie, Majestat, haben wir eine solche Nachricht<br />

337 kuda t i z i Iraki<br />

153


220 gehort." Darauf sprachen die Radja ehrerbietig: / "Majestat sollten<br />

uns befehlen, in den Büchern der Sterndeuter nachsehen zu lassen,<br />

damit wir über das Weitere Bescheid wissen." Nun Defahl der<br />

Sultan von Sjahr Nawi, zwei kundige Sterndeuter zu rufen, die sich<br />

auch in der Magie auskannten. Beide kamen schnell herbei und erschienen<br />

in der Audienz; ihre Namen waren Worana Songkram und Maha<br />

Songkram. Der Radja von Sjahr Nawi sprach zu ihnen: "Ihr beiden<br />

Sterndeuter, schaut in euren Büchern nach, wie es um das Glück<br />

und den Segen von Pantjagah steht, dem Enkel meines Bruders Sjah<br />

Alam in Atjeh." Da öffneten die zwei Sterndeuter die Schriften<br />

ihrer Bücher und betrachteten sie einen Augenblick. Hierauf senkten<br />

und schüttelten beide ihre Köpfe. Als der Radja von Sjahr Nawi<br />

dieses Verhalten der zwei Sterndeuter sah, sprach er: "Was seht<br />

221 ihr beide in euren astrologischen Büchern?" Sie antworteten ehrerbietig:<br />

/ "Majestat, das Schicksal des Pantjagah wird glücklich<br />

und über alle MaBen wunderbar sein. Er wird alle Radja beherrschen.<br />

die auf dieser östlichen Seite der Welt leben. Pantjagah wird alle<br />

Radja unterwerfen, alle Reichsthrone unter seiner Herrschaft<br />

vereinigen und (ihre Inhaber) veranlassen, ihm unten an seinem<br />

Palast ihre Aufwartung zu machen."<br />

Als der Radja von Sjahr Nawi diesen Bericht der beiden Sterndeuter<br />

vernahm, war er sehr erfreut und überrascht. Danach brach<br />

er auf und kehrte in seinen Palast zurück; er befahl den Radja<br />

und Gesandten: "Vernehmt die Nachricht von Sjah Alams Enkel, der<br />

den Namen Pantjagah tragt, damit ihr sie allen euren Untertanen<br />

und (in) den anderen Landern berichtet; denn wenn man von einem<br />

machtigen und kühnen Held hort, so vergröBert es Vergnügen und<br />

Preude."<br />

Darauf rief der Radja von Sjahr Nawi die Gesandten aus Atjeh<br />

222 Dar as-Salam und sprach: / "Ihr Gesandten meines Bruders Sjah Alam<br />

aus Atjeh, könnt ihr mir wohl raten? Die Kunde von Pantjagah, dem<br />

Enkel meines Bruders Sjah Alam, bewegt mich sehr." Der Radja von<br />

Sjahr Nawi sprach (weiter): "Ah, wenn es schicklich ware, daB ich<br />

mir Pantjagah, den Enkel des Sjah Alam, erbitten könnte - ich würde<br />

sicherlich meinen Bruder um ihn bitten. Aber was kann ich jetzt<br />

tun, denn Pantjagah ist der Enkel eines sehr machtigen Radjas,<br />

deshalb schickt es sich nicht, und ich wage auch nicht, meine Gedanken<br />

zu auBern. Ursprünglich hatte ich die Absicht zu sagen:<br />

Weil mein Land groB ist und mehrere Lander mit machtigen Radjas<br />

mir untertan sind, sollte ich nach meiner Meinung alle diese Lander<br />

und mir unterstehenden Lander dem Pantjagah übergeben, dem<br />

154-


Enkel meines Bruders Sjah Alam in Atjeh, denn Pantjagah ist ein<br />

machtiger und groBer Held." Da antworteten die drei atjehschen<br />

223 Gesandten ehrerbietig: "Majestat, / Eure Worte sind auBerst unbegreiflich;<br />

sie erreichen nicht den Verstand von uns Dienern. Denn<br />

was unseren Herren Pantjagah betrifft - obwohl seine Majestat Sjah<br />

Alam zwei oder drei Kinder besitzt, liebt er sie nicht in gleicher<br />

Weise wie Pantjagah, denn unser Herr Pantjagah ist wie eine Krone<br />

im Lande Atjeh Dar as-Salam."<br />

Der Erzahler berichtet: Diese Geschichten wurden erzahlt, um<br />

darzustellen, wie Gott, der über allem Erhabene, die Charakter -<br />

eigenschaften eines Radjas bekannt werden lieB, dem Gott, der Erhabene,<br />

Majestat in seinem Charakter und Schönheit in seinen Eigenschaften<br />

verïeh, so daB seine Qualitaten durch Gott, den Erhabenen,<br />

dem Radja von Sjahr Nawi bekannt wurden, worauf seine Majestat ,<br />

der gesegnete Sultan Perkasa Alam Djohan, bei allen Radjas im<br />

Osten berühmt wurde.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und versteht<br />

am besten, jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

224 Der Erzahler sagt, / namlich derjenige, der diese Geschichte<br />

berichtet:<br />

Einst hatte Sultan Muhammad, welcher die Herrschaft im<br />

Lande Rum ausübte, Schmerzen im Kopf und Kalte in allen<br />

Gliedern.<br />

Er sprach zu den Gelehrten und Arzten: "Ihr Gelehrten und Arzte,<br />

welche Krankheit ist in meinem Körper und welche Medizin<br />

wohl dagegen?" Da kamen zwei<br />

gibt es<br />

Gelehrte herbei, von denen der eine<br />

Taimunus Hakim und der andere Djalus Hakim 3 5 8 hieB; sie öffneten<br />

die<br />

Jacke des Sultans und faBten nach seinen Handen und FüBen,<br />

worauf sie ehrerbietig sprachen: "Majestat, als Medizin (kommt<br />

nichts anderes in Frage) auBer Salitu'1-Kafur und Salitu't-Turab,<br />

das sind Kampfer-Öl und Erd-öl." Darauf sprach der Sultan von Rum<br />

zu seinem Ministerpresidenten: "Aus welchem Lande hast du Nachrichten<br />

von Kampfer-Öl und Erd-öl gehort?" Der Ministerpresident<br />

225 erwiderte ehrerbietig: "Majestet, / wir Diener vernehmen von Kampfer-Öl<br />

und Erd-Öl aus einem östlichen Land, welches den Namen<br />

Atjeh Dar as-Salam<br />

sich so verhalt, dann befiehl den zwei<br />

tragt." Da befahl der Sultan von Rum: "Wenn es<br />

hier vor mir anwesenden<br />

338 Taimunus; vermutlich Timaeus. In Zusammenhang mit einem bei arabischen<br />

Schriftstellern gut bekannten Dialog des Plato; vgl.<br />

Ibn Abi Usaibi'a (Ausg. Muller) I S. 101 (Isk. Hik. Atjeh S. 161<br />

Anm.). Beides wohl Namen bekannter Arzte (Djajadiningrat, Crit.<br />

Overzicht S. 257)<br />

155


Leuten aus Rum, dem Tjelebi Ahmad und dem Tjelebi Ridwan, daB sie<br />

mit 100 Leuten aus Rum auf einem Hochseeschiff schnell zu diesem<br />

Lande Atjeh Dar as-Salam reisen sollen."<br />

Ferner lieB der Sultan ein Dekret abfassen, namlich ein fürsfcliches<br />

Schreiben, welches für den Pascha Mansur Hallab im Lande<br />

Jaman bestimmt war. In diesem Dekret hieB es: "Pascha Mansur Hallab,<br />

befiehl schnell ein Hochseeschiff nach Atjeh Dar As-Salam,<br />

um für mich Medizin zu holen, die aus Kampfer-öl und Erd-öl besteht.<br />

Rüstc- das Schiff schnell mit den Waffen und Gütern aus,<br />

welche der Tjelebi Ahmad und der Tjelebi Ridwanbringen." Nachdem<br />

dieses Schreiben aufgesetzt war, gab es der Wesir in die Hande<br />

226 der beiden Tjelebi, und diese baten / den Sultan von Rum, sich<br />

verabschieden zu dürfen. Begleitet von 100 Leuten aus Rum, die<br />

mit ihren Waffen gerüstet waren, begaben sie sich auf die Reise<br />

und schlugen den Weg nach Jaman ein.<br />

In diesem Lande angekommen, übergaben sie das Schreiben dem<br />

Pascha Mansur Hallab. Nachdem er den Brief gelesen hatte, befahl<br />

er schnell einigen Leuten aus Rum, die zwei Tjelebi ins Land<br />

Mocha zu Agha Mir Haidar zu fuhren. Dort sprachen die beiden<br />

Tjelebi: "Mir Haidar, der Sultan sandte Pascha Mansur Hallab<br />

ein Dekret, in welchem er befiehlt, ein Hochseeschiff mit allen<br />

Geratschaften auszurüsten, damit wir zum Lande Dar as-Salam<br />

segeln, um für seine Majestat, den Sultan von Rum, ein Heilmittel<br />

zu suchen, welches aus Kampfer-öl und Erd-Öl besteht." Darauf<br />

hin rüstete man ein Schiff mit allem Zubehör aus; der Kapitan<br />

hieB Jakut Istambul. Einige Tage danach setzte man die Segel und<br />

steuerte zum Lande Dar as-Salam.<br />

(Als sie) mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, eini-<br />

227 ge Zeit auf dem Meer gewesen waren, / erreichten sie das Land<br />

Dar as-Salam. Das Schiff ankerte zwischen Makam Tukul und der<br />

Insel Aberama, vor der es beidrehte. Am anderen Tage gingen die<br />

beiden Tjelebi und die sie begleitenden Leute von Rum an Land;<br />

sie lieSen sich in Bandar Mamur nieder, so wie es die fremden<br />

Handier zu tun pflegten.<br />

Der Erzahler berichtet: Agha Jakut Istambul hatte Atjeh Dar<br />

as-Salam zu einer Zeit erreicht, als seine Majestat, Sultan Perkasa<br />

Alam, zu einem Feldzug aufgebrochen war, um das Land .Deli zu<br />

unterwerfen. Agha Jakut verweilte nun einige Zeit in Atjeh, und<br />

endlich kam ein fürstliches Siegelschreiben aus Deli, welches besagte,<br />

daB dieses Land besiegt worden war. Etwas spater brach<br />

Sultan Perkasa Alam auf und kehrte nach Atjeh zurück.<br />

156


Einige Tage danach bereiteten Jakut Istambul und die beiden<br />

Leute aus Rum die Geschenke vor, welche aus prachtigen Gegenstanden<br />

und kostbaren Edelsteinen bestanden. Die Hafenvorstehermeldeten<br />

untertanig seiner Majestat Perkasa Alam: "Heil und langes Leben<br />

Eurer Majestat! Jakut Istambul und die Leute aus Rum bitten,<br />

am Donnerstag Eurer Majestat untertanigst ihre Aufwartung machen<br />

228 zu dürfen." / Seine Majestat, Sultan Djohan Alam, gab nun Sjarif<br />

al-Muluk Laksamana und Seri Bidja Wangsa einen Befehl, der solautete:<br />

"Ihr beiden Elefantenaufseher, kümmert euch um die wilden<br />

Elefanten. So Gott, der Erhabene, will, werde ich morgen (aus dem<br />

Palast) hinausgehen. Die fremden Handier, welche vom Lande Rum gekommen<br />

sind, werden mir ihre Aufwartung macnen."<br />

Zu jener Zeit befahl nun Sjarif al-Muluk Laksamana, die Elefantenstallmeister<br />

zu versammeln und um die FüBe aller wilden Elefanten<br />

Seile zu legen. Weiterhin befahl er, den Thron in Medan<br />

Chajjali zu schmücken. Man spannte einen Baldachin aus vergoldetem<br />

Brokat auf, der ein Gehange von groBen Perlen trug, legte<br />

prachtige Teppiche aus, umkleidete die Pf ostendes Thronpodiums 5517<br />

mit rotem, vergoldetem Samt und brachte an der Brüstung (im Audienzsaal)<br />

einen Aufsatz von Lotosblumen aus vergoldetem Seresari-Stoff<br />

an. Dann wurde der Sitzplatz des Herrschers hergerichtet;<br />

229 dazu gehörten ein / mit Edelsteinen verschiedener Arten besetz -<br />

ter Diwan und mehrere vergoldete Kissen aus Goldbrokat und Goldstoff.<br />

Alle Kissen waren mit Goldfaden durchwebt, und diejenigen<br />

unter ihnen, welche goldene Seitenteile hatten, waren durchbro -<br />

chen und trugen sehr schone Edelsteine.<br />

Zur Zeit des Mittaggebetes brachten Agha Jakut Istambul, die<br />

Leute aus Rum und die beiden Tjelebi ihre Geschenke in einer feierlichen<br />

Prozession herbei. Nachdem sie Medan Chajjali erreicht<br />

hatten, traten die Hafenvorsteher in den Hof des (Palastes) Dar<br />

ad-Dunia ein und sprachen ehrerbietig: "Majestat, Herr der Welt,<br />

Heil Euch und langes Leben! Die fremden Handier, welche aus dem<br />

Lande Rum gekommen sind, befinden sich jetzt mit ihren Geschenken<br />

in Medan Chajjali." Als Djohan Alam diese Worte der Hafenvorsteher<br />

vernahm, lieB er den Elefanten Biram Setan niederknien und begab<br />

sich auf den Weg (nach Medan Chajjali), wobei man zu beiden Seiten<br />

339 singgahasana; ahnliches ist aus Djohor bekannt, denn ein untergeordneter<br />

Herrscher (klana) hatte im alten Reich von Djohor<br />

das Recht, die Pfosten seines Hauses umhüllen zu lassen. (Wilkinson,<br />

Sungai Ujong S. 132)- Eine knappe Beschreibung eines<br />

Singgahasana findet sich bei Beal, Si-yu-ki (I) S. 75<br />

157


(des Sultans) goldene Sohirme aufspannte^<br />

340<br />

; auBerdem wurden noch<br />

Schirme aus vergoldetem Plüsch und weitere vergoldete Schirme mitgeführt.<br />

Diese Schirme trugen goldene, mit Edelsteinen besetzte<br />

230 Spitzen; / ihre Stiele bestanden aus vergoldetem Ungu-Holz^<br />

Die Radjas aus dem Osten und die Radjas aus dem Westen umgaben<br />

Djohan Alam. Diejenigen, welche neben dem Palastelefanten<br />

gingen, trugen gemaB dem Kleidungsadat der atjehschen Krieger vergoldete<br />

Kleidung. Einige der Hulubalang waren ihrem Rang<br />

entsprechend<br />

gekleidet; mehrere der Budjang Sabil Allah trugen (auf der<br />

Schulter) Schwerter, deren Griffe aus mit Edelsteinen besetztem<br />

Gold bestanden, die eine Scheide aus edelsteinbesetztem<br />

Gold besaBen<br />

und goldene, verzierte (Trage-)Schlaufen hatten, welche<br />

ebenfalls mit Edelsteinen besetzt waren. Andere Sabil Allah trugen<br />

goldene Kris mit goldener (Scheiden-)Umkleidung, deren Griffe<br />

mit roten Diamanten besetzt waren;<br />

teilweise waren die Griffe mit<br />

grünen Smaragden besetzt, und die Scheiden bestanden aus Gold mit<br />

grünem und manchmal roten Lapislazuli. Mehrere Bogen waren vergoldet;<br />

die Köcher bestanden aus edelsteinbesetztem Gold, und die<br />

Pfeile waren mit Gold belegt und hatten goldene Federn. Einige<br />

der kurzen Kris und kurzen Haumesser besaBen goldene, mit Edel-<br />

542<br />

steinen besetzte Griffe und goldene, mit ...<br />

Verschiedentlich bestanden<br />

belegte Scheiden.<br />

Griffe und Scheiden aus Goldlegierung<br />

und gehörten zu den schönsten in dieser Welt - sie waren<br />

alle mit<br />

Edelsteinen, Korallen 5 4 5 / ... (Textlücke)<br />

231 ... "Minen mit rotem 10 Mutu-Gold. Natürliches Schwefelge-<br />

544<br />

stein flieBt auf diesen Bergen^ , in denen Minen angelegt sind,<br />

und es gibt mehrere Teiche<br />

voller natürlichem Erd-Öl. Die Tiere<br />

im Walde liefern Bezoar, Moschus, Honig und Wachs; die Waldberge<br />

bringen Kampfer hervor, weiBen und schwarzen Weihrauch, Chelembak,<br />

Aloe, Sandel, Pfeffer, mehrere andere Produkte und verschiedene<br />

weitere Baume. Es gibt oben auf den hohen Bergen<br />

auch ein Meer,<br />

das SüBwasser enthalt. Wenn der Wind blast, erheben sich die Wel-<br />

232 len, und wenn sich der Wind legt, werden die Wellen ruhig, gerade<br />

340 kembang pajung mas bertimbalan<br />

341 kaju ungu jang keemasan; kaju ungu = ?<br />

342 bersarung mas bertete(ra)pan<br />

343 biram; vgl. Anm. 211<br />

34.4 "(Atjeh) heeft eenen vierighen Swefelbergh", schreibt Linschoten<br />

(Itinerario I S. 75)<br />

158


232 so, wie es auf dem groBen Ozean ist. / In diesem Meer leben verschiedene<br />

sehr groBe Schlangen, deren Köpfe wie Pferdeköpfe sind,<br />

und deren Gesicht das von Pferden ist. Alle Pische, die es in dem<br />

groBen Ozean gibt,<br />

in dem groBen Ozean<br />

des<br />

gibt es auch dort, und alle Lebewesen, die es<br />

gibt, kommen in diesem Meer vor. Die Umgebung<br />

Ufers dieses Meeres wird von Menschen bewohnt, deren Menge<br />

nicht zu zahlen ist. Sie alle sind Atjeh Dar as-Salam unterworfen.<br />

Es gibt einen FluB im Lande Atjeh Dar as-Salam, der einem<br />

seiner Berge entspringt und in dieses Meer flieBt. Sein Wasser<br />

ist über alle MaBen köstlich und wird als Heilmittel benutzt.<br />

Mehreren Kranken schenkte Gott, der Erhabene, Gesundheit, als sie<br />

in diesem FluB badeten, und mehrere Kranke genasen durch<br />

Gott,<br />

233 den Erhabenen, von ihrer Krankheit, als sie das Wasser dieses<br />

Flusses tranken. / Viele der fremden Handier aus Arabien, Medien,<br />

Rum, Mughal und die Hindu, die diesen FluB sehen, die ein Bad in<br />

diesem<br />

Flusse und den Geschmack seines Wassers erleben, preisen<br />

vor Erstaunen und Schrecken Gott, den Erhabenen, wobei sie in die<br />

Worte ausbrechen: "Ah, wir haben verschiedene Lander besucht und<br />

gesehen; in ihnen gibt es keinen FluB, der dem FluB in Atjeh Dar<br />

as-Salam an Wohlgeschmack und an Nutzen für den menschlichen Körper<br />

gleichkommt."<br />

AuBerdem gibt es einen FluB, dessen Quelle aus einer Steingrotte<br />

entspringt. Sein Wasser ist sehr frisch und köstlich. Dieser<br />

FluB heiBt Dar al-Isjki. Die Radjas gebrauchen sein Wasser<br />

234- als ihr Trinkwasser. / Das Klima von Atjeh Dar as-Salam ist gema-<br />

Bigt, nicht sehr kühl und nicht sehr heiB, denn der Umlauf der<br />

Sonne von Ost nach West schlieBt sich eng an die Erde des Landes<br />

345<br />

an' . Deshalb sind alle Bewohner dieses Landes, Menschen, Elefanten<br />

und Tiere,<br />

stark, kühn und unbeugsam. Gott, der Erhabene,<br />

verleiht den Bewohnern dieses Landes in hohem MaBe Verstand, Rat<br />

und List beim Aufstellen der Schlachtordnung, wenn sie einem Gegner<br />

gegenüberstehen. Die verstorbenen regierenden Radjas unter den<br />

Vorfahren seiner Majestat, Sultan Perkasa Alam, haben sich nicht<br />

235 damit befaBt, in dem Land Festungen zu errichten / - sogar die<br />

34-5 berbetulan dengan bumi negeri itu; damit ist wohl gemeint, daB<br />

das Land am Aquator liegt. - Der Englander Crosse, welcher<br />

1612/13 mit Kapitan Best in Atjeh weilte, hatte über das Klima<br />

eine abweichende Meinung: "This Citie of Achin lieth within<br />

6 degrees of <strong>the</strong> Equanoctiall lyne,,which makes yt so exceedinge<br />

hot" ... (Journal, S. 259)<br />

159


Festung<br />

Burudj ist nur ein Aufbewahrungsort für sohwere Feuerwaffen<br />

und andere, unzahlbar viele groBe Waffen, die zur Verteidigung<br />

der FluBmündung(en) des Landes dienen - weil<br />

ihnen einen<br />

Gott, der Erhabene,<br />

starken Willen, groBen Einfallsreiohtum und einen klaren<br />

Verstand gab, um alle ihre Feinde zu bekampfen, und weil Gott,<br />

der Erhabene, i.hre Kraft und Starke in allen ihren sehr starken<br />

und sehr kühnen Hulubalang und in allen ihren sehr starken und<br />

sehr kühnen Elefanten widerspiegelt. Mit Willen<br />

Gottes, des Erhabenen,<br />

ist die Beschreibung von Atjeh Dar as-Salam,<br />

wie sie eben<br />

gegeben wurde, schon bei allen Bewohnern der Erde berühmt, bis hin<br />

zu Gottes, des Erhabenen, Lande Mekka und zum Lande des erhabenen<br />

Propheten<br />

von Kampfer 5 4 6<br />

Gottes, Medina; und Moschus, Chelembak-Holz und Spitzen<br />

/ ... (Textlücke)<br />

236 ... wissen, es zu beschreiben. Es gibt in diesem Lande eine<br />

sehr groBe und hohe Moschee; ihre Spitze besteht aus Silber, das<br />

mit kristallenen Spiegein besetzt ist. Sehr viele Menschen beten<br />

in<br />

ihr. So, wie wir Diener es ansehen, wird die Menge der Betenden<br />

in dieser Moschee nur noch von der Menge der Betenden in der<br />

Moschee des heiligen<br />

Bezirkes in Gottes erhabenem Mekka übertroffen.<br />

Was die Moscheen in allen übrigen Landern<br />

anlangt, so gibt<br />

es keine, deren Innen(ausstattung) so wie diese ist; sie können<br />

sich mit ihr nicht messen. Diese Moschee dehnt<br />

sich aus, so weit<br />

das Auge reicht; der Predigtstuhl ist von Gold und die Spitze des<br />

Predigtstuhles aus Goldlegierung. Die Volksmenge sagt die Lobpreisung:<br />

"Sajjidina as-sultan Perkasa Alam Djohan berdaulat sahib<br />

347<br />

al-barrain wa'l-bahrain , was bedeutet: Unser Herr, Sultan<br />

Perkasa Alam, der die zwei Lander und die zwei Meere regiert, namlich<br />

Land und See im Osten und im Westen. In diesem Lande gibt es<br />

237 Hunderte von Freitags-Moscheen. Seit / Djohan Alam die Regierung<br />

des Reiches Atjeh Dar as-Salam übernommen hat, befiehlt er immer<br />

allen Hulubalang und allem groBen und kleinen Volk, den Glauben<br />

an Gott und seinen Propheten zu propagieren. Ferner befiehlt Djohan<br />

Alam immer seinen Wesiren,<br />

groBe Ghorab zu bauen, um die Kaffern,<br />

Gottes Fluch über sie, mit kriegerischer Entschlossenheit und ...<br />

348<br />

zu bekampfen . Dieses Land hat keine Festungen, wie sie andere<br />

346 kepala kapur. Anm. von Iskandar: waarschijnlijk te lezen<br />

kapulaga (kapulaga = Kardamom)<br />

347 0 unser Herr und Sultan, der gesegnete Perkasa Alam Djohan,<br />

Herr über die beiden Festlander und Meere<br />

348 menjusun ghorab jang besar2 diniatkan dengan niat mudjahid dan<br />

ghaza dengan segala kuffar 'alaihi 1 1-la 1 na; ghaza = ?<br />

160


Lander zu haben pflegen,<br />

weil es eine groBe Anzahl von Kriegselef<br />

anten<br />

besitzt."<br />

Darauf sprachen die beiden Tjelebi ehrerbietig zu Sultan<br />

Muhammad im Lande Hum: "Majestat, wir zwei Diener können nicht<br />

alle diese wunderbaren Erlebnisse schildern." Als der Sultan den<br />

Bericht der beiden Tjelebi gehort hatte, welche dies alles erzahlten,<br />

legte er seinen Kopf in beide Hande, als ob er "Gott sei gepriesen"<br />

sagen wollte, und sprach dann zu dem obersten Wesir und<br />

zu allen übrigen Wesiren: "Ihr Wesire, nach meiner Meinung gab es<br />

in früherer Zeit durch Gott, den Erhabenen, zwei sehr bedeutende<br />

mosleminische Radjas in dieser Welt; der eine war der Prophet Got-<br />

238 tes, / Sulaiman, und der andere war Radja Iskandar. GemaB dem,<br />

was die Tjelebi Ahmad und Ridwan berichten, gibt es durch Gott,<br />

den Erhabenen,in unserer heutigen Zeit ebenfalls zwei sehr machtige<br />

Radjas in der Welt. Im Westen bin ich der machtige Radja,<br />

und im Osten ist es seine Majestat, Sultan Perkasa Alam, der ein<br />

machtiger Radja ist, und (dazu noch) ein Radja, der den Glauben<br />

an Gott und Gottes Propheten fördert."<br />

Da sprachen der oberste Wesir und alle Wesire ehrerbietig:<br />

"Majestat, wahr sind Eure Worte, denn wenn es sich so verhalt,<br />

wie die beiden Tjelebi berichten, dann kann man in der Welt nichts<br />

erlangen auBer bei Euch in Rum und bei Djohan Alam in Atjeh Dar<br />

as-Salam."<br />

Der Erzahler berichtet: Zur Zeit, als die beiden Tjelebi dem<br />

Sultan von Rum berichteten, machten diesem einige der Radja aus<br />

Perasi und Medien sowie mehrere der Wesire und Pascha aus Rum ,<br />

Arabien, ganz Medien und Mughal ihre Aufwartung. Sie alle waren<br />

erstaunt und erschrocken, die Erzahlungen der beiden Tjelebi zu<br />

239 hören. Da sagte / einer von ihnen zu sich selbst: "Lob sei Gott,<br />

da Gott, der Erhabene, seine groBe Allmacht offenbart. Wenn es<br />

sich so verhalt, wie die Erzahlungen, die wir gehort haben, aussagen,<br />

dann ist es sehr zutreffend, daB der in Atjeh Dar as-Salam<br />

regierende Sultan den Namen Perkasa Alam tragt." Danach kehrten<br />

die Radja, Wesire, Pascha und die Leute aus Arabien, Medien und<br />

Mughal in ihre Lander zurück. Die Erzahlungen von Djohan Alam<br />

wurden bei allen Bewohnern der Lander dieser Welt bekannt.<br />

Zur Zeit der Pilgerfahrt nach Gottes erhabenem Mekka kam der<br />

Pührer der Pilger(-Fahrt), der Pascha von Jaman, nach Beendigung<br />

seiner Pilgerreise in das erhabene Land Medina, wo er sich in der<br />

erhabenen Moschee des Propheten niederlieB. Dort waren auch zwei<br />

bedeutende Gelehrte anwesend, Sjaich Sibghat Allah und Sjaich Mu-<br />

161


hammad Mukarram. In dieser Versammlung befand sich auch der fromme<br />

Mir Djafar, welcher Asket und Mystiker war. Mehrere der Gelehrten<br />

setzten sich zu dem Pascha von Jaman. Der Pilger Ahmad und der<br />

Pilger Abdullah waren ebenfalls in dieser Versammlung zugegen;<br />

beide hatte man aber noch niemals gesehen. /<br />

24-0 Die Leute aus dem erhabenen, heiligen Bezirk von Mekka (und)<br />

Medina sowie die übrigen Fremden kannten diese beiden Menschen<br />

nicht. Da fragte einer der Leute aus Medina: "Ihr beiden Leute,<br />

wo liegt euer Heimatland?" Der Pilger Ahmad antwortete: "Unser Land<br />

ist nahe dem Lande Atjeh Dar as-Salam; wir kommen aus Atjeh Dar<br />

as-Salam. Als wir unsere Pilgerfahrt beendet hatten, begaben wir<br />

uns nach Medina." Sjaich Sibghat Allah hörte, daB die beiden Pil-<br />

24-1 ger sagten, sie kamen / aus Atjeh ... (Textlücke)<br />

... "frage sie nach Neuigkeiten aus Atjeh und nach Neuigkeiten<br />

von seiner Majestat, Sultan Djohan Alam, der die Herrschaft<br />

im Lande Atjeh Dar as-Salam ausübt." Da erzahlten die Pilger Ahmad<br />

und Abdullah alles, was sie im Lande Atjeh gesehen und gehort<br />

hatten. Der Pascha sagte darauf zu Sjaich Sibghat Allah: "Die Erzahlungen<br />

der beiden Pilger sind wahr und au<strong>the</strong>ntisch, denn ich<br />

habe bereits die gleichen Nachrichten im Lande Rum vor seiner Majestat,<br />

dem Sultan von Rum, vernommen, welche von zwei Tjelebi,<br />

die aus Atjeh (zurück)kamen, berichtet wurden." Da rezitierten<br />

Sjaich Sibghat Allah und alle Gelehrt en, die in der Versammlung<br />

waren, die Eröffnungssure für seine Majestat, Sultan Djohan Alam;<br />

Mir Djafar befand sich damals auch in der Versammlung. Hierauf<br />

kehrten der Pilger Ahmad und der Pilger Abdullah nach Atjeh Dar<br />

as-Salam zurück.<br />

Dort angekommen, gingen sie zu Sjaich Sjamsuddin und erzahlten<br />

ihm, daB Leute aus Medina sie gebeten hatten, von Atjeh und<br />

von seiner Majestat, Sultan Djohan Alam, zu berichten, und daB /<br />

242 die Worte des Pascha von Jaman ihre Erzahlungen bestatigten, der<br />

gesagt hatte: "Wir alle im Lande Istambul horten diese Nachrichten<br />

durch die Erzahlung zweier Tjelebi, die aus Atjeh kamen."<br />

Spater kam auch Mir Djafar nach Atjeh, und als er dort war, ging<br />

er zu Sjaich Sjamsuddin und berichtete das gleiche wie die Pilger<br />

Ahmad und Abdullah.<br />

Der Erzahler berichtet: Diese Geschichten wurden erzahlt, um<br />

darzustellen, wie Gott, der über allem Erhabene, die Charaktereigenschaften<br />

eines Radjas bekannt werden lieB, dem er Majestat<br />

in seinem Charakter und Schönheit in seinen Eigenschaften gab,so<br />

daB seine guten Qualitaten durch Gott, den Erhabenen, dem Sultan<br />

162


von Rum bekannt wurden, und auf diese Weise seine Majestat, der<br />

gesegnete Sultan Perkasa Alam Djohan, bei allen Radja im Westen<br />

berühmt wurde.<br />

Gott, der über allem Erhabene, weiB es am besten und ver-<br />

243 steht am besten, / jegliche Geschichte zu erzahlen.<br />

Die Erzahlung geht weiter. Der Autor sagt, namlich derjenige,<br />

der diese Geschichte berichtet: Nachdem wir von den ganz wunder -<br />

baren Eigenschaften und von den sehr seltsamen Nachrichten aus der<br />

Zeit erzahlt haben, als seine Majestat Sultan Perkasa Alam noch<br />

ein Knabe war, und (den Bericht fortgesetzt haben) bis er ins Mannesalter<br />

kam; und nachdem wir Erzahlungen über seine Majestat,<br />

Sultan Perkasa Alam, gebracht haben, als er schon von den Landern<br />

im Osten bis in die Lander des Westens berühmt war; nachdem wir seine<br />

Macht, Heldenhaftigkeit, Starke, Kraft und Kühnheit aufgezeigt<br />

haben, und er also schon durch die Gnade Gottes, des über allem<br />

Erhabenen, in der ganzen Welt berühmt geworden war - da wollen wir<br />

nun zu der Erzahlung von Sjah Alam zurückkehren, als dieser noch<br />

den Thron des Reiehes innehatte.<br />

Als seinerzeit Sjah Alam die Herrschaft ausübte und über die<br />

Lander, Hulubalang und über das Volk herrschte, da befahl einst<br />

mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, der Sultan Ala ad-Din,<br />

welcher auch Sjah Alam heiBt, (einem) Budjang Chajjal Allah und<br />

(einem) Budjang Dandani, dem Gouverneur von Ghori namens Rahasia<br />

244 Radja und dem Gouverneur von Aru / namens Tun Bidja ad-Diradja,<br />

einen Siegelbrief mit dem Befehl zu überbringen, Ghorab zu bauen.<br />

Einige Zeit danach befahl Sjah Alam wiederum zwei Budjang<br />

Chajjal Allah, nach Ghori die Ghorab anschauen zu gehen, und auBerdem<br />

trug er den beiden auf: "Wenn ihr die Ghorab, die von ihnen<br />

gebaut werden (sollen), noch nicht fertig antrefft und man sie noch<br />

nicht hinunter zum FluB befördern kann, dann bringt ihr die beiden<br />

Gouverneure, das gesamte Fachpersonal und alle Vorsteher (und)<br />

Aufseher gefesselt nach Atjeh."<br />

Als die beiden Ghori eintrafen, sahen sie, daB die Ghorab.<br />

erst aus zehn Seitenplanken bestanden. Darauf sagten die beiden zu<br />

den zwei Gouverneuren: "Ihr Herren, ihr habt sehr nachlassig für<br />

seine Majestat gearbeitet. Seine Majestat sagte zu uns: LaBt die<br />

Ghorab hinab (ins Wasser) und bringt sie nach Atjeh. Nach dem, was<br />

wir hier sehen, ist es uns nicht möglich, sie aufs Wasser zu bringen,<br />

und die Bretter für diese Ghorab sind auch noch nicht fertig.<br />

Seine Majestat sagte (ferner) zu uns: Wenn die Ghorab noch nicht<br />

163


245 fertig sind, / dann bringt die beiden Gouverneure gefesselt nach<br />

Atjeh, und ebenso das Fachpersonal und die Aufseher."<br />

Als der Gouverneur, das Fachpersonal und die Aufseher im Lande<br />

Ghori die Worte der beiden Budjang horten, die einen solchen<br />

Befehl ausrichteten, erschraken sie und fürchteten sich. Dann gingen<br />

sie untereinander zu Rate und sagten: "Wenn es sich so verhalt,<br />

wird Verderben auf alle uns Einwohner von Ghori herabkommen. "<br />

Hierauf sprach der Gouverneur Tun Bidja ad-Diradja: "Nach meiner<br />

Meinung ist es am besten, wenn die Budjang zu einem (Jbereinkommen<br />

mit uns gelangen; wenn sie nicht einverstanden sind, werden wir<br />

sie töten."<br />

Eines Abends befahlen sie, den Budjang Chajjal Allah und den<br />

Budjang Dandani zu ergreifen. Nachdem der Budjang Dandani gefaBt<br />

war, töteten sie ihn; der Budjang Chajjal Allah konnte sich jedoch<br />

befreien, worauf er zurück nach Atjeh entfloh. /<br />

246 Als Rahasia Radja sah, daB die Leute von Ghori den Budjang<br />

Dandani getötet hatten, wurde er zornig und sagte: "Warum habt ihr<br />

das getan? Wollt ihr gegen seine Majestat Sjah Alam, der in Atjeh<br />

residiert, rebellieren?" Als sie solche Worte von Rahasia Radja<br />

horten, da berieten sie: "Wenn es so ist, laBt uns Rahasia Radja<br />

ergreifen." Darauf nahmen sie diesen gefangen.<br />

Im Lande Ghori befand sich zu jener Zeit auch Merah Miru mit<br />

all den zahlreichen Merah-Leuten, die zu seiner Familie gehörten;<br />

er war der Anführer der Merah-Leute, so daB die Leute von Ghori<br />

ihn zu töten wünschten, weil sein Stamm zahlreich war. Mit Willen<br />

Gottes, des über allem Erhabenen, kam aber diese Nachricht dem<br />

Stamm des Merah Miru zu Ohren. Merah Miru beriet sich mit seinen<br />

Leuten und sprach dann zu ihnen: "Nach meiner Meinung sollten wir<br />

zum Gouverneur Tun Bidja ad-Diradja (über)gehen. Tun wir es nicht,<br />

247 wird sicherlich ühheil / auf uns herabkommen."<br />

Da gingen sie nun zum Gouverneur Tun Bidja ad-Diradja, den<br />

Merah Miru beim Essen und Trinken mit seinen Leuten antraf. Der<br />

Gouverneur sah ihn kommen und fragte ihn: "Mit welcher Absicht<br />

kommen die Merah? Wollt ihr euch uns anschlieBen?" Merah Miru antwortete:<br />

"Wie wollte ich wohl nicht mich euch allen anschlieBen!<br />

Fühlt ihr mit uns, die wir von diesem Sultan nach Ghori ausgewiesen<br />

und also von unseren Familien getrennt sind?" Als der Gouverneur<br />

den Merah Miru so sprechen hörte, war er sehr erfreut und umarmte<br />

und küBte ihn. Er lieB ihn an seiner Seite niedeisitzen und<br />

machte ihn anstelle des Rahasia (Radja) zum Anführer der Leute<br />

164


aus Atjeh, die sich in Ghori aufhielten; (ferner) zeichnete er<br />

alle Merah-Leute aus, die mit ihm waren. Dann aBen und tranken sie<br />

und<br />

lieBen es sich wohl ergehen, wobei man mit allen anwesenden<br />

Radja vom FuBe des Ghori-Berges den Genderang und<br />

-549<br />

Tanzrhythmen<br />

248 auf Trommeln schlug^ . / Am nachsten Tage lieB der Gouverneur<br />

Tun Bidja ad-Diradja alle (übrigen) Radja rufen, die am FuBe des<br />

Berges von Ghori wohnten und die Ghori untertan waren; er wollte<br />

mit ihnen die Angelegenheit besprechen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, kamen alle diese<br />

Radja<br />

innerhalb von zwei bis drei Tagen an. Als sie versammelt<br />

waren, lud der Gouverneur sie zu Speise, Trank und Unterhaltung<br />

ein, wobei man den Freuden-Genderang und Tanzrhythmen schlug und<br />

tanzte. Wahrend sie nun beim Essen und Trinken waren, besprachen<br />

sie<br />

sich, daB das Volk von Ghori und sie selber von At jeh abf allen<br />

sollten; weil das Land<br />

Radja von Atjeh Dar as-Salam<br />

Atjeh Dar as-Salam ein groBes Land und der<br />

ein machtiger Radja war, dem sie keinen<br />

Widerstand entgegenbringen konnten, (sagten sie): "Nach unserar<br />

Meinung sollten wir uns irgendeinem anderen Radja unterstellen."<br />

Hierauf erwiderte Merah Miru: "Wenn dem so ist,<br />

sollten wir uns<br />

249 meiner Meinung nach / dem Radja von Djohor unterstellen. Wenn dieser<br />

bereit ist, holen wir ihn nach Ghori und ernennen ihn zum Radja<br />

in<br />

Ghori." Der Gouverneur Tun Bidja ad-Diradja, die Hulubalang vom<br />

FuBe des Ghori-Berges und alle (übrigen) Hulubalang antworteten:<br />

"Der Rat des Merah ist gut. Was uns betrifft, so sind wir damit einverstanden."<br />

Der Gouverneur sprach: "Dann sollten wir Radja Setia<br />

Wangsa beauftragen, nach Djohor zu gehen und alle unsere Worte dem<br />

Radja von Djohor<br />

mitzuteilen."<br />

Hierauf sprach er zu Radja Setia Wangsa: "Reist nach Djohor,<br />

Radja Setia Wangsa. Berichtet dort meine Worte, die des Merah Miru<br />

und aller Radja aus den Bergen im Inneren des Landes<br />

Ghori, aller<br />

Hulubalang und alles groBen und kleinen Volkes; der Radja von<br />

Djohor möge erfahren, daB wir von Atjeh abgefallen sind - ist er<br />

250 willens, uns als Untertanen anzunehmen? Wenn / der Radja von Djohor<br />

dazu bereit ist, möge er ins Land Ghori kommen. Falls er sich<br />

nicht getraut, das Land Djohor zu verlassen, möge er einen seiner<br />

•550<br />

Söhne mit dem Kanzler-^ zum Schutze des Volkes zurücklassen."<br />

349 memalu genderang dan njerama; vgl. Anm. 233<br />

350 bendahara; auch: Schatzmeister, Premierminister<br />

165


Der Gouverneur befahl auch, Rahasia Radja in Ketten nach Djohor<br />

zu bringen, als ein au<strong>the</strong>ntisches Zeugnis dafür, daB er vom Lande<br />

Atjeh Dar as-Salam abgefallen war.<br />

Radja Setia Wangsa segelte nun davon, bis er Djohor erreichte,<br />

worauf er dem Radja seine Aufwartung machte und dabei Rahasia<br />

Radja mit sich führte. Zu dieser Zeit waren der Kanzier und die<br />

Hulubalang vor dem Radja anwesend. Man überbrachte dann dem Radja<br />

von Djohor alle Worte des Tun Bidja ad-Diradja, die des Merah Miru<br />

und aller Radja aus den Bergen im Inneren des Landes Ghori, so wie<br />

es bereits erwahnt wurde. Nachdem der Radja den Bericht von Radja<br />

251 Setia Wangsa gehort hatte, / überlegte er eine Weile und dachte<br />

über seine Worte nach. Darauf sprach er zur Radja Setia Wangsa:<br />

"Wie könnt ihr mich zum Radja im Lande Ghori wahlen? Ich bin ein<br />

schwacher und armer Radja; mein Volk ist klein und ich besitzenur<br />

wenige Waffen. Der Radja von Atjeh Dar as-Salam ist jedoch ein<br />

machtiger Radja, und sein Volk und seine Waffen sind in ihrer Menge<br />

nicht zu zahlen. Vermutlich können wir alle ihm keinen Widerstand<br />

leisten." Da sprach Radja Setia Wangsa ehrerbietig: "Nach<br />

meiner Meinung (verhalt es sich doch so), daB Eure Majestat und<br />

wir in Ghori mit der Hilfe des Herrn aller Weiten die Atjeher sicherlich<br />

besiegen werden, auch wenn sie zahlreich sind und viele<br />

Waffen besitzen. Wenn Eure Majestat im Lande Ghori residiert, dann<br />

werden ganz sicher das gesamte Volk von Ghori und alle Radja vom<br />

252 FuBe des Ghori-Berges / kommen, um Euch ihre Unterwerfung zu bezeugen.<br />

Eure Majestat möge wissen, daB die Zahl der Radja, die am<br />

FuBe des Ghori-Berges wohnen, 303 unterdrückte Menschen betragt.<br />

Jeder dieser Radja verfügt über eine betrachtliche Menge Volk."<br />

Als der Radja von Djohor den Radja Setia Wangsa solchermaBen<br />

sprechen hörte, gab er ihm Kleidergeschenke und befahl, Rahasia<br />

Radja von den Ketten zu befreien; (auch) ihm gab er Kleidergeschenke.<br />

Darauf sprach der Radja von Djohor zu Radja Setia Wangsa:<br />

"Kehre nun nach Ghori zurück und überbringe meine GrüBe an den<br />

Gouverneur Tun Bidja ad-Diradja, an Merah Miru und an alle Hulubalang<br />

in Ghori. So Gott, der Erhabene, will, werde ich mich nach<br />

deiner Abfahrt vorbereiten, um nach Ghori zu reisen."<br />

Der Erzahler berichtet: Nachdem die Leute aus Ghori den Bu-<br />

253 djang Dandani getötet hatten, war der Budjang / Chajjal Allah nach<br />

Atjeh geflohen und hatte Sjah Alam über die Taten der Leute in<br />

Ghori informiert, über den Aufstand und den Vorfall der Tötung<br />

des Budjang Dandani, und hatte auch mitgeteilt, daB der Gouverneur<br />

Rahasia Radja in Ketten nach Djohor gebracht worden war. Als Sjah<br />

Alam diesen Bericht des Budjang Chajjal Allah vernahm, wurde er<br />

166


sehr zornig und befahl dem GroBwesir Seri Maharadja, alle Ghorab,<br />

Fusta, Dendang und Pilang ausrüsten zu lassen, das gesamte Volk<br />

aufzurufen und alle ihre Waffen in guten Zustand bringen zu lassen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, waren innerhalb<br />

einiger Tage die Ghorab mit ihren Waffen ausgerüstet. Sjah Alam<br />

ernannte den GroBwesir Seri Maharadja zum Befehlshaber dieser<br />

Streitkrafte und Radja Indera Wangsa zu seinem Stellvertreter.<br />

254 Daraufhin / befahl Sjah Alam einer weiteren Marineformation, mit<br />

351<br />

mehreren Dutzend Ghorab'<br />

den Schutz auf der See zu bilden; ihr<br />

Befehlshaber war Radja Léla Wangsa, und sein Stellvertreter war<br />

Seri Nara. Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, segelten<br />

darauf die beiden<br />

Plotten von Bucht zu Bucht, bis sie die FluBmündung<br />

in Ghori erreichten. (Dort) übernahm die Abteilung des<br />

Radja Léla Wangsa den Schutz von der See her, wahrend<br />

die Abteilung<br />

des<br />

Seri Maharadja den FluB hinauffuhr und in Pangkalan Dungan<br />

anlegte. Hier stiegen die Hulubalang, das Kriegsvolk und die<br />

Schützen hinab auf Sampan und fuhren weiter stromauf nach Batangan.<br />

Dort trafen sie auf das Kriegsvolk von Ghori, und beide Armeen<br />

kampften miteinander. Die Kampflinie der Truppen aus<br />

wurde<br />

Ghori<br />

schlieBlich durchbrochen und sie selber von den Hulubalang<br />

aus Atjeh bis zu einer Stelle verfolgt, die Suka Mandi hieB; hier<br />

behaupteten sie sich. Als nun Tun Bidja ad-Diradja, der Gouver-<br />

255 neur der Leute von Ghori, hörte, daB / das Kriegsvolk von Ghori<br />

in Batangan besiegt worden war und sich nun in Suka Mandi hielt,<br />

befahl er schnell Merah<br />

Miru als Befehlshaber zur Unterstützung<br />

dieser Truppen und gab ihm einige Kriegselefanten und Kriegsvolk.<br />

Der Elefant, den Merah Miru damals ritt, hieB Nelita. In Suka Mandi<br />

angekommen, traf Merah Miru auf das gesamte Kriegsvolk von<br />

Atjeh Dar as-Salam; beide Truppen kampften mehrere Tage und<br />

Nachte<br />

miteinander.<br />

Eines Tages verbarg Merah Miru seine Elefanten und sein<br />

Kriegsvolk im Walde. Einer Abteilung befahl er, vor ihnen zu kampfen.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, wurde deren<br />

Schlachtreihe durchstoBen und von den Hulubalang und dem<br />

Kriegsvolk<br />

aus Atjeh umfaBt. Als Merah Miru die atjehschen Truppen auf<br />

351 beberapa puluh ghorab<br />

16?


sie vorstoBen sah, kam er aus dem Wald hervor und f i e l von hinten<br />

über die Atjeher her. Die atjehschen Hulubalang sahen den Merah Miru<br />

256 mit seinen Elefanten kommen und richteten sich / gegen diesen. Indessen<br />

nahmen die Truppen, deren Schlachtreihe vor Merah Miru's<br />

Kriegsvolk durchstoBen worden war, den Kampf wieder auf; die Atjeher<br />

muBten nun gegen zwei Kampfgruppen vorgehen, und es entwickelte<br />

sich eine gewaltige Schlacht. An diesem Tage fielen Rad ja Indera<br />

Wangsa, etliche<br />

atjehsche Hulubalang und ein Teil des Kriegsvolkes.<br />

Die Reihen der Atjeher wurden durchstoBen, worauf sie sich<br />

auf<br />

ihre Ghorab zurückzogen und geschlossen stromabwarts zur Mündung<br />

fuhren.<br />

Dort trafen sie auf die Marineformation des Radja Léla Wangsa.<br />

Als dieser die Ghorab der Abteilung des Maharadja stromabwarts kommen<br />

sah, war er überrascht und befahl Leute zu dem Maharadja, um<br />

zu erfragen, aus welchem Anlafi er sich schnell zurückgezogen habe.<br />

Die Leute gingen fragen und sprachen: "Aus welchem Grunde kommt<br />

Ihr schnell zurück?" Da antwortete Seri Maharadja: "Wir haben uns<br />

zurückgezogen, weil<br />

Radja Indera Wangsa gefallen ist und weil<br />

auBerdem ihre Elefanten sehr zahlreich sind, so daB wir ihnen keinen<br />

Widerstand leisten können. Wir wollten ihre Elefanten abstechen,<br />

aber wir konnten es nicht, weil jener Schlachtplatz / ein<br />

257 Hinterhalt war. Deshalb sind wir zurückgegangen." Da besprach sich<br />

Radja Léla Wangsa mit Seri Maharadja, das Kriegsvolk nach Atjeh<br />

zurück zu führen. So kehrten beide Abteilungen nach<br />

Als sie in der Audienz<br />

Atjeh zurück.<br />

erschienen und über den Verlauf des<br />

Krieges in Ghori berichteten, wurde Sjah Alam sehr zornig und befahl,<br />

Seri Maharadja zu ergreifen und nach Sjahr Nu in dieVerbannung<br />

zu schicken. Auf seinen Platz erhob er Seri Udahna. Darauf<br />

sprach Sjah Alam zornig weiter, indem er die Armel seiner Jacke<br />

352<br />

aufrollte und mit den Fingern schnipste : "So Gott, der Erhabene,<br />

will, werde ich selber das Land Ghori besiegen und befehlen,<br />

Radja<br />

Selat, Merah Miru und die Hulubalang von Ghori zu ergreifen,<br />

und ich selber werde alle ihre Kinder und Frauen zu Gefangenen<br />

machen."<br />

Der Erzahler berichtet: Wahrenddessen fuhr der Radja von Djohor<br />

nach Ghori, weil er gehort hatte, daB die Sieger in diesem<br />

Krieg die Leute aus Ghori gewesen waren, welche nun den Radja von<br />

352 memetik tangan; als Zeichen seines Zornes<br />

168


Djohor als Sultan in Ghori<br />

einsetzten. Darauf vereinbarten die Hu-<br />

258 lubalang in Ghori, / ihre Waffen in guten Zustand zu bringen. Die<br />

Radja vom FuBe des Ghori-Berges<br />

kamen nun, um dem Radja von Djohor<br />

ihre Unterwerfung zu bekunden, wobei sie Geschenke mitbrachten,<br />

die aus umwickelten Aru-Speeren 3 5 3 und aus Kriegspferden bestanden.<br />

Mit<br />

Willen Gottes, des über allem Erhabenen, befahl Sjah Alam<br />

den Hulubalang, Ghorab auszurüsten und die Waffen in Ordnung zu<br />

bringen. Nach wenigen Tagen waren die Ghorab und ihre Waffen bereit.<br />

Sjah Alam befahl nun Haria Bidja ad-Diradja, 50 Kriegselefanten<br />

mit ihren Tragegestellen auf dem Landweg zu führen. Da brach Haria<br />

Bidja ad-Diradja auf, um die Elefanten nach Ghori zu bringen.<br />

Sultan Husain Sjah wurde in Atjeh zurückgelassen, um für das<br />

Land zu sorgen; der Kadi Malik az-Zahir und der Adjutant 3 5 * Itam<br />

ad-Diradja sowie mehrere Hulubalang blieben bei ihm. Nachdem diejenigen,<br />

die zurückbleiben und sich dem Wohl des Landes Atjeh Dar<br />

as-Salam widmen sollten, eingesetzt waren, brach Sjah Alam nach<br />

Nur Selawat auf, um alle Vorbereitungen für den Aufbruch zu beobachten.<br />

Es wurden 10 Hochseeschiffe bereitgestellt, 120 groBe<br />

259 Ghorab, / 230 Fusta, und die Menge der Sumbuk, Pilang, Dendang<br />

und<br />

Banting kann man nicht schatzen. Sie alle waren mit ihren Waffen<br />

ausgerüstet; es gab etliche Meriam, Tjetjorong, Drehbassen<br />

355<br />

und Luntenbüchsen^-^. Die Ausrüstung des Kommandoschiffes, ein<br />

Ghorab mit dem Namen Mirat as-Safa, umfaBte 10 Meriam, 50 portugiesische<br />

Drehbassen, 120 Tjetjorong sowie Luntenbüchsen und mehrere<br />

SchieBbogen, deren Zahlen wir nicht angeben können. Jedes<br />

Hochseeschiff hatte 20 Meriam, 100 portugiesische Drehbassen, 200<br />

Tjetjorong und mehrere Luntenbüchsen, persische Bogen, Handgrana-<br />

356 357<br />

ten und Haumesser . Die Bestückung der anderen Ghorab betrug<br />

pro Schiff: 5 Meriam, 20 portugiesische Drehbassen, 50 Tjetjorong<br />

und<br />

mehrere Luntenbüchsen, persische Bogen, Handgranaten und Bo-<br />

260 gen. So war die Ausrüstung / der einzeinen Ghorab. Die Ausrüstung<br />

353 lembing kebat Aru = ?<br />

354 abintara; vgl. Anm. 197<br />

355 ispinggar (-^port. espingarda; mal. istinggar). SteinschloB-,<br />

Feuerstein- oder Luntengewehr (Kli. S. 24; Wilk.)<br />

356 hukka; vgl. Anm. 296<br />

357 sikin; Messer, Dolch. Speziell in Atjeh: eine Schneidewaffe vom<br />

Typ des Golok, Haumesser (Wilk.)<br />

169


der Dendang, Pilang,<br />

Banting und Sumbuk können wir nicht erwahnen.<br />

Nachdem diese ganze<br />

Plotte in Bereitschaft gestellt war,<br />

brach Sjah Alam auf, und als er die Bucht von Samutera erreichte,<br />

358<br />

legte er dort für einige Tage an, versammelte ^<br />

das gesamte<br />

Kriegsvolk und bewirtete die Hulubalang.Danach begab er sich<br />

wieder<br />

an Bord seines Kommandoschiffes, welches Mirat as-Safa hieB,<br />

und fuhr nach Pasir Putih. Alle kleinen und groBen Ghorab liefen<br />

nun in die FluBmündung von Ghori ein; die Hochseeschiffe blieben<br />

als Schutz auf der See ... (Textlücke) Sjah Alam fuhr weiter den<br />

FluB hinauf nach Batangan. Dort begann die erste Schlacht, und<br />

beide Armeen kampften. Drei Tage dauerte die Schlacht in Batangan,<br />

dann wurden die Reihen der Leute aus Ghori gesprengt, welche daraufhin<br />

an einen Ort zurückwichen, der Suka Mandi hieB. Zu jener<br />

Zeit hatten sie dort eine Festung. Aber die Festung Suka Mandi<br />

wurde von den atjehschen Hulubalang genommen. Da flüchteten die<br />

Truppen aus Ghori in ihre groBe Festung. Sjah Alam befahl darauf<br />

261 seinem GroBwesir Maharadja: "Gehe an Land und nimm Kriegsvolk<br />

mit. / Dann befiehl ihnen, deren Festung gegenüber (auch) eine<br />

359<br />

Festung anzulegen. Wenn deine Festung fertig ist,lande die<br />

Meriam, Drehbassen und Tjetjorong." Hierauf begab sich Sjah Alam<br />

auf den Weg nach Suka Mandi, von den Hulubalang<br />

und einer unzahlbaren<br />

Volksmenge mit allen ihren Waffen begleitet.<br />

Eines Tages kamen beide Armeen (aus ihren Festungen) heraus<br />

und lieferten sich eine Schlacht. Den Oberbefehl führte dabei der<br />

Sohn von Sjah Alam, Maharadja ad-Diradja; der Oberbefehlshaber des<br />

Kriegsvolkes von Ghori war Merah Miru. Auf beiden Seiten schlug<br />

man die Kriegsgenderang.<br />

Dann kampften die beiden Armeen miteinander;<br />

über<br />

alle MaBen schrecklich war vom Morgen bis zum Abend<br />

der Larm der Feuerwaffen und der Kriegsrufe der Hulubalang. Auf<br />

beiden Seiten fielen Hulubalang oder wurden verwundet; das gefallene<br />

und verwundete Volk laBt sich nicht zahlen. Dann kam der<br />

Abend heran. Man schlug die Genderang zur Heimkehr, und beide<br />

Armeen kehrten in ihre Festungen zurück.<br />

262 Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, / befahl am<br />

anderen Tage Sjah Alam dem Sultan Mansur Sjah, als Befehlshaber<br />

358 mengira-ngirai; von kirai = Reis in einem Sieb herumschwenken?<br />

Vielleicht in übertragenem Sinne: Um sich herum versammeln<br />

359 kota; dieses Wort kann sowohl eine groBe Festung wie auch eine<br />

kleine Schanze bezeichnen<br />

170


der Hulubalang das Volk in die Schlacht zu führen. Sjah Alam gewahrte<br />

Sultan Mansur Sjah eine Mütze 5 6 0 , einen Hüftgürtel, ein<br />

Oberarmband in Form einer Schlange, eine vergoldete Jacke, einen<br />

goldenen Pfeilköcher, einen Bogen, dessen Enden 56 ' 1 aus Gold waren,<br />

362<br />

mehrere Stoffschirme^ und einige Fahnen; (ferner übergab er ihm)<br />

verschiedene Schützen, welche Kleidung nach Istambuler Art trugen,<br />

und Kriegsvolk, welches teils mit Schwert und Schild, teils mit<br />

Bogen und WurfspieBen bewaffnet war. Sultan Mansur Sjah brachte<br />

darauf Sjah Alam, der ihn umarmte und küBte, seine Huldigung dar.<br />

Dann befahl Sjah Alam: "Gehe, mein Sohn. Ich übergebe dich<br />

dem<br />

über allem Erhabenen."<br />

Gott,<br />

In beiden Armeen schlug man nun die Kriegsgenderang, und die<br />

263 Truppen kamen (aus den Festungen) heraus. / Nachdem sie etwa eine<br />

Stunde gekampft hatten, griff Merah Miru mit dem Elefanten Nelita<br />

an und überwand das atjehsche Kriegsvolk. Das sah Sultan Mansur<br />

Sjah und lenkte seinen Elefanten Ratna Mutu Manikam bis vor den<br />

Elefanten von Merah Miru. Die Elefanten kampften darauf miteinander.<br />

Sultan Mansur Sjah stach nach Merah Miru und traf ihn mitten<br />

auf die Brust. Merah Miru fiel rücklings hinunter, wurde ohnmachtig<br />

und verlor die Besinnung; Ratna Mutu Manikam stieB Nelita<br />

durch den Stirnhöcker, worauf dieser flüchtete. Da losten sich<br />

die Reihen der Leute aus Ghori auf, und alle liefen und flohen.<br />

Sultan Mansur Sjah verfolgte sie bis an die Festung, aus der man<br />

nun schoB, wobei seine Hoheit in die Brust getroffen wurde; Sultan<br />

Mansur Sjah<br />

verschied.<br />

Der Abend neigte sich zur Neige, und man schlug die Genderang<br />

zur Heimkehr. Als Sjah Alam sah, daB Sultan Mansur Sjah gefallen<br />

264- war, wurde er sehr / zornig und sprach zu den Hulubalang: "Ich habe<br />

meinem Sohn, Sultan Mansur Sjah, befohlen, euch Hulubalang in die<br />

Schlacht zu führen, aber ihr habt nicht mit vollem Herzen gekampft.<br />

Deshalb ist mein Sohn gefallen. So Gott, der Erhabene will, werde<br />

ich morgen selber an der Schlacht teilnehmen." Nachdem Sjah Alam<br />

so gesprochen hatte, erhoben sich der Sultan von Aru, Sultan Muda.<br />

Abangta Radja Muzaffar Sjah und Maharadja ad-Diradja, und alle<br />

vier sprachen ehrerbietig: "Majestat, wenn wir vier Diener Eurer<br />

360 kullah; eine oben gerundete Mütze; Hut (Anm. auf Hs.S. 262)<br />

361 kelah; vielleicht kilah = Hom; die beiden Enden des Bogens<br />

oberhalb der Sehnenbefestigung<br />

362 pajung pakaian<br />

171


Majestat da sind, wozu sollte unser Herr Sjah Alam beabsichtigen,<br />

in die Schlacht zu ziehen?" Sjah Alam erwiderte darauf: "Gut, wie<br />

ihr denkt." Da versammelte jeder (der vier) seine Hulubalang,<br />

Truppen und Schützen und lieB alle seine Waffen zusammenbringen.<br />

Am Morgen ertönten in beiden Armeen die Kriegsgenderang, und<br />

auf beiden Seiten kamen die Truppen (aus den Festungen) heraus.<br />

Die Befehlshaber der Truppen von Ghori waren Merah Miru, Tun /<br />

265 Bidja ad-Diradja und mehrere der Hulubalang von Djohor. Es kam<br />

nun zu einem über alle MaBen fürchterlichen Kampf. Beide Truppen<br />

verstrickten sich ineinander, und etliche der Leute aus Ghori<br />

wurden getötet und verwundet. Die Reihen des Kriegsvolkes aus<br />

Ghori wurden gesprengt, worauf sie sich in ihre Festung Malakka<br />

Muda zurückzogen. Die atjehschen Krieger berannten diese Festung<br />

und nahmen sie; das Volk von Ghori öffnete nun die Festung auf<br />

der Rückseite und floh in seine groBe Festung.<br />

Der Abend kam heran, und man schlug die Genderang zum Rückzug;<br />

das Volk aus Atjeh kehrte in die Festung zurück. Mit Willen<br />

Gottes, des über allem Erhabenen, verlieBen an diesem Abend der<br />

Radja von Djohor, Merah Miru und die Hulubalang von Djohor und<br />

Ghori ihre Festung und flohen nach Kuala Tandjung. Noch am gleichen<br />

Abend kamen Leute und brachten die Nachricht von ihrer Flucht.<br />

266 Als Sjah Alam diese Meldung vernahm, / freute er sich nicht;<br />

gleichwohl sprach er: "Ah, was soll ich nur tun; offensichtlich<br />

ist es der unabanderliche Wille Gottes, des Erhabenen, daB Radja<br />

Selat meinen Handen entkommt."<br />

Darauf befahl Sjah Alam doch, den Radja von Djohor zu verfolgen,<br />

und die Hulubalang setzten ihm mit Kriegsvolk nach. Drei<br />

Tage und drei Nachte waren sie unterwegs, dann trafen sie auf den<br />

Radja von Djohor, und die Atjeher griffen ihn an; seine Truppen<br />

losten sich auf. Die Frauen blieben zurück, wurden gefangen genommen<br />

und ihrer Wertsachen beraubt. Der Radja von Djohor entkam<br />

jedoch und floh nach Kuala Tandjung, wo ihn bereits einige Banting<br />

erwarteten. Er und Merah Miru gingen dort an Bord eines<br />

Schiffes seiner Hoheit und segelten nach Djohor.<br />

Sjah Alam fuhr unteressen stromauf zur Festung Pantai Radja.<br />

Seine Majestat begab sich in den Palast hinauf und gab Befehl, /<br />

267 den Freudengenderang zu schlagen; man schlug den Genderang. Sjah<br />

363<br />

Alam nahm nun in Anwesenheit der Hofdamen^ J<br />

auf dem Thron des<br />

563 dajang-dajang<br />

172


Reiches Platz, und die Hulubalang standen in Reihen auf dem Palasthof<br />

vor seiner Majestat, jeder nach seinem Rang. Als man nun<br />

die Krönungstrommel schlug, neigten die Hulubalang untertanig ihre<br />

Köpfe, wobei sie ehrerbietig grüBten. Nach der Inthronisierung<br />

kehrten die Leute zurück, welche den Radja von Djohor verfolgt<br />

hatten. Sie erschienen in der Audienz und brachten die gefangenen<br />

Prauen und erbeuteten Wertgegenstande mit, wobei sie meideten,<br />

daB der Radja von Djohor mit einem Boot auf das Meer entkommen<br />

war.<br />

Als Sjah Alam vernahm, daB der Radja von Djohor zu Schiff<br />

auf das Meer entkommen war, ergrimmte er und sprach zornig zu den<br />

Hulubalang: "Ihr Hulubalang habt euch verschworen und wünscht den<br />

Radja Selat zum Herrscher, deshalb habt ihr ihn zurück nach Djohor<br />

entkommen lassen. Jetzt werde ich seine Verfolgung aufnehmen!"/<br />

268 Da sprach der Sultan von Aru ehrerbietig: "Majestat mogen zur<br />

Kenntnis nehmen, daB wir schon lange Krieg führen und daB das<br />

gesamte Volk knapp an Munition und Reis ist." Sjah Alam sprach<br />

darauf: "Wenn ihr mir nicht folgen wollt, laBt mich alleine mit<br />

diesem einen Ghorab fahren." Dann brach Sjah Alam auf, ging hinunter<br />

zu dem Ghorab, befahl, das Kriegsvolk zusammenzurufen und<br />

an Bord ihrer Ghorab zu gehen.<br />

Am nachsten Tage lieB Sjah Alam die Anker lichten, und alle<br />

übrigen Ghorab eskortierten ihn. Man segelte nun bis nach Asahan,<br />

wo Sjah Alam dem Mambang Sugara auftrug: "Mambang Sugara, verfolge<br />

Radja Selat mit etwa 20 Banting. Wenn du auf ihn triffst, ergreife<br />

ihn für mich. Gib Obacht, ob sich Radja Selat in Djohor<br />

aufhalt oder nicht." Mambang Sugara sprach ehrerbietig: "Majestat<br />

269 Sjah Alam, wenn es Euer Befehl ist und ich Radja Selat / auf See<br />

erreiche, wird er sicherlich nicht meinen Handen entkommen." Hierauf<br />

bat er, absegeln zu dürfen, und fuhr mit 20 Banting davon.<br />

Als er Djohor erreicht hatte, fuhr er den FluB hinauf bis Aluran<br />

Naga 3 6 4 . Dort traf er auf seine Hoheit (den Radja von Djohor) und<br />

lieferte ihm eine ganztagige Schlacht, ohne ihn besiegen zu können.<br />

Dann kam der Abend heran, und Mambang Sugara fuhr fluBabwarts<br />

zur FluBmündung von Djohor Lama.<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, machte die<br />

Streitmacht des Sjah Alam in Malakka Zwischenstation und ankerte<br />

bei Pulau Sabda. Der Befehlshaber der Festung Malakka befahl Antun<br />

364 Oder: Aluran Paku (Anm. von Iskandar). Vgl. Hs.S. 270<br />

173


365<br />

Peraira und Antun Kerikas zu Sjah Alam, um diesem die achtungsvollen<br />

GrüBe des Befehlshabers zu übermitteln und mehrere Geschenke<br />

zu überbringen, bestehend aus vielen sehr schonen Gegenstanden<br />

und Früchten. Als sie beide in der Audienz erschienen, wurden ihnen<br />

Kleidergeschenke gewahrt, und man bewirtete sie mit mannigfachen<br />

2?0 Speisen. / Hierauf baten sie, zurückkehren zu dürfen, und Sjah<br />

Alam schenkte dem Befehlshaber der Festung Malakka zehn Bahara<br />

Elfenbein.<br />

Sjah Alam fuhr nun mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen,<br />

von Pulau Sabda aus weiter, und als er Singapur erreichte,<br />

erschien Mambang Sugara zur Audienz und meldete, daB sich der<br />

Radja von Djohor in Batu Sawar befande. Darauf reiste Sjah Alam<br />

weiter und begab sich nach Djohor Lama, wo er den Hulubalang befahl:<br />

"Geht stromauf nach Batu Sawar und errichtet dort Schanzen,<br />

so daB jene Festung eingekreist ist." Der Anführer der stromauf<br />

genenden Abteilung war der GroBwesir Maharadja. Sie fuhren nun<br />

den FluB hinauf, bis sie Aluran Naga erreichten<br />

Die Djohorer hatten stromabwarts der groBen Festung unter<br />

einem Durian-Baum eine Schanze, genannt Tandang, errichtet. Als<br />

nun die Abteilung des GroBwesirs Maharadja dorthin kam, leisteten<br />

ihnen die Djohorer Widerstand und schossen aus der Schanze.<br />

271 Nun konnten die Atjeher nicht (weiter) stromauf fahren und / stiegen<br />

ans Ufer. Die atjehschen Truppen wollten die Schanze berennen,<br />

aber die Truppen von Djohor kamen aus ihr heraus. Beide Seiten<br />

kampften nun miteinander vom Morgen bis zum Abend. Die Schlacht<br />

war über alle MaBen schrecklich; etliche Hulubalang wurden auf<br />

beiden Seiten verwundet und starben. Die Reihen der Djohorer<br />

wurden gesprengt; verfolgt von den Atjehern, zogen sie sich in<br />

die Festung von Djohor zurück.<br />

Am anderen Tage landeten die Atjeher mehrere Geschütze und<br />

schossen durch die Doppelmauer der Festung in diese hinein. Von<br />

den Kugeln getroffen, starben mehrere Leute. Da öffneten die Djohorer<br />

die Festung auf der Rückseite und flohen in ihre groBe<br />

Festung. Einige der Geschütze und Waffen blieben zurück und wurden<br />

von den Atjehern erbeutet, die die Festung besetzten. Als<br />

Sjah Alam diese Nachricht hörte, fuhr er den FluB hinauf und nahm<br />

365 Anm. in der Hs.: fereira<br />

366 Oder: Uluran Paku? (Anm. von Iskandar)<br />

17*


seinen Aufenthalt in der von dem GroBwesir eroberten Pestung.<br />

272 Nun / kam ein Mann herabgelaufen und sprach ehrerbietig:<br />

"Majestat, die Djohorer wollen fliehen und dabei ihre Kinder<br />

und Prauen zurücklassen." Als Sjah Alam diese Meldung hörte, gab<br />

er den Hulubalang Befehl, um die Festung Batu Sawar herum Schanzen<br />

anzulegen, um eine Flucht der Djohorer zu verhindern. Das<br />

gesamte Kriegsvolk baute hierauf rundum Schanzen, wie es SjahAlam<br />

befohlen hatte. Danach landete man das Meriam mit Namen Beta Burai<br />

und brachte es in die Festung, wie auch alle übrigen Meriam und<br />

mehrere der portugiesischen Drehbassen, Tjetjorong und Topak,<br />

worauf die Atjeher die Festung von Djohor auf unertragliche Weise<br />

beschossen. Der Kanonier des Meriam Beta Burai war ein Kanonier<br />

aus Rum mit Namen Asad Chan. Eines Tages feuerte Beta Burai durch<br />

die Festung hindurch, so daB die Kanonenkugeln in den Palast f lo -<br />

273 gen und dort eine Hauserreihe trafen. Einige der Frauen in / dem<br />

Palast starben. Da erschrak der Radja. Die Hulubalang und das Volk<br />

vermochten nicht mehr, in ihren Hausern zu bleiben, und man hob<br />

Gruben für die Kinder und Frauen aus.<br />

Der Erzahler berichtet: Am folgenden Tage sandte der Radja<br />

von Djohor Leute zu Sjah Alam, die ihm Geschenke überbrachten und<br />

welche die Worte des Radjas meideten, der befohlen hatte, Sjah<br />

Alam seine Unterwerfung zu übermitteln und ihn um Gnade zu bitten.<br />

Sjah Alam sprach (jedoch): "Wir müssen auf keines der Worte dieses<br />

Malaien horen!" Darauf befahl er den atjehschen Hulubalang: "So<br />

Gott, der Erhabene, will, werdet ihr heute Abend ihre Festung berennen<br />

und (dabei) die gesamte Umgebung ihrer Festung bewachen,<br />

damit niemand von den Mannern und Frauen entweicht."<br />

An jenem Abend kam es zu einer gewaltigen und über alle MaBen<br />

erbitterten Schlacht; es war, als ob von beiden Seiten der Festung<br />

her Blitzedas (über dem Kampf gebiet liegende) Dröhnen der Kanonen<br />

zerteilten, und etliche der Leute starben und wurden verwundet. /<br />

274 Am anderen Tage beriet sich der Radja von Djohor mit seinen<br />

Hulubalang und sprach: "Wir sollten fliehen. Wir können den Geschützen<br />

der Atjeher nicht langer Widerstand leisten." Da sagten<br />

die Hulubalang ehrerbietig: "Majestat, wie können wir entfliehen?<br />

Sieht Eure Majestat nicht die atjehschen Schanzen, die unsere<br />

Festung umgeben? Wenn wir hinausgingen, würde sicher niemand den<br />

Handen der Atjeher entkommen. Nach unserer Meinung sollten wir es<br />

noch in der Festung aushalten. Möglicherweise wird uns die Gnade<br />

Gottes, des über allem Erhabenen, von diesem Heer befreien, denn<br />

wir haben gehort, daB das Kriegsvolk von Atjeh hungert." Der Be-<br />

175


icht der Hulubalang erschien dem Sultan einleuchtend, und er blieb.<br />

Das atjehsche Kriegsvolk litt (tatsachlich) Hunger, und die Hulubalang<br />

sagten ehrerbietig: "Majestat mögen gnadigst zur Kenntnis<br />

nehmen, daB das Volk knapp an Nahrung ist." Da sprach Sjah Alam:<br />

"(Erst) wenn die Hulubalang und das gesamte Kriegsvolk tot sind,<br />

werde ich auf der Mirat as-Safa nach Atjeh segeln!" /<br />

275 Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, starb Sultan<br />

Muda. Einige Tage darauf starb der Sultan von Aru. Als nun Sjah<br />

Alam sah, daB der Sultan von Aru und Sultan Muda gestorben waren,<br />

und daB das Volk sehr stark Hunger litt, begaben sich eines Tages<br />

die Hulubalang und das Volk zu ihm. Der Wesir Maharadja und Sjarif<br />

al-Muluk Pirus Chan sprachen ehrerbietig: "Majestat, Heil Euch und<br />

langes Leben! Wir haben in allen Schanzen, Ghorab und kleinen und<br />

groBen Booten genau nachsehen lassen - Lebensmittel sind für das<br />

gesamte Kriegsvolk auBerst knapp."<br />

Als Sjah Alam die Mitteilung dieser beiden vernahm, sprach er:<br />

"Was ist die Meinung von euch Hulubalang?" Die Hulubalang antworteten<br />

ehrerbietig: "Majestat, hatten wir Nahrung, würden wir noch ein<br />

276 Jahr lang diese malaiische Festung belagern 6^. 3 / Majestat mögen<br />

dies jetzt zur Kenntnis nehmen, weil die Nahrung für das ganze<br />

Kriegsvolk knapp ist." Darauf sprach Sjah Alam: "Ich bin der Meinung,<br />

wir sollten doch die malaiische Festung weiter belagern ,<br />

sie wird durch unsere groBen Anstrengungen ganz bestimmt in unsere<br />

Hande fallen." Da sagten die Hulubalang ehrerbietig: "Majestat,es<br />

verhalt sich so, wie Eure Herrlichkeit spricht; aber, Majestat,<br />

wir alle hier meinen ergebenst, daB Gott, der über allem Erhabene,<br />

die Eroberung dieser malaiischen Festung unterstützt. Wenn Ihr nach<br />

Atjeh zurückkehrt, werden wir sie, so Gott, der Erhabene, will,<br />

spater erobern und Euch Radja Selat überbringen."<br />

Nachdem Sjah Alamdie Worte der Hulubalang vernommen hatte,<br />

befahl er dem GroBwesir Maharadja und Sjarif al-Muluk Pirus Chan,<br />

die Flotte für die Rückkehr nach Atjeh herzurichten. Dann brach<br />

Sjah Alam auf und kehrte nach Atjeh zurück.<br />

Der Autor sagt, namlich derjenige, der diese Geschichte be-<br />

277 richtet: Nachdem Sjah Alam / sicher im Lande Atjeh Dar as-Salam<br />

angekommen war, regierte er (noch) einige Zeit und war gesund und<br />

367 Hier und wenige Zeilen weiter steht "hawani" = ? Aus dem Zusammenhang<br />

geht hervor, daB es "belagern" bedeuten könnte.<br />

Awani = umwölken, wolkenartig umkreisen<br />

176


wohl; (aber) dann wurde er mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen,<br />

krank und konnte vor Schwache und Kraftlosigkeit nicht mehr<br />

gehen.<br />

Eines Tage überdachte Sjah Alam seine Lage und trug sich mit<br />

dem Gedanken, seinen Enkel Djohan Alam zum Radja im Lande Atjeh<br />

Dar as-Salam zu ernennen. Er gab Befehl, die Hulubalang herbeizurufen,<br />

mit denen er diese Angelegenheit heraten wollte. Die Hulubalang<br />

erschienen zur Audienz, wobei sie den Kopf senkten und die<br />

Arme zum ehrerbietigen GruB emporhoben; Sjah Alam hatte in der<br />

Gebetshalle Platz genommen. Auch Djohan Alam war zugegen und machte<br />

Sjah Alam seine Aufwartung. Nun sprach dieser zu den Hulubalang:<br />

"Was ist eure Meinung? Ich möchte an meiner Stelle Djohan Alam<br />

zum Radja erheben, denn ich bin schon alt und schwach."<br />

278 Da / sprachen die Hulubalang ehrerbietig: "Majestat, es ist<br />

richtig so, wie Eure Herrlichkeit spricht. Aber wir wissen, wie es<br />

um (die Thronfolge) Eure(r) Majestat bestellt ist, denn die Hoheiten,<br />

Eure Söhne Sultan Muda und Sultan Husain Sjah, sind Söhne<br />

Eurer Herrlichkeit." - "Obschon Sultan Muda und Sultan Husain Sjah<br />

meine Söhne sind, ist dennoch das Reich Atjeh Eigentum von Djohan<br />

Alam. Zwar habe ich heute die Herrschaft über Atjeh inne, indessen<br />

habe ich sie von Mansur Sjah erhalten, dem Vater von Djohan Alam.<br />

Aber jetzt gebe ich sie wieder zurück. Mein Enkel, der gesegnete<br />

Djohan (Alam), ist der Sohn des Sultans Mansur Sjah, und deshalb<br />

steht es ihm zu, das Erbe seines Vaters anzutreten. AuBerdem sind<br />

nach meiner Meinung Sultan Muda und Sultan Husain Sjah nicht befahigt,<br />

über das Reich Atjeh zu herrschen, denn Atjeh ist ein groBes<br />

Land. Wenn jemand keine Tapferkeit besitzl, auch nicht sehr verstan-<br />

279 dig ist und / nicht gut befehlen kann, so vermag er sicher nicht,<br />

dem Lande Atjeh vorzustehen. Nach meiner Ansicht ist mein Enkel<br />

Djohan Alam sehr tapfer und sehr verstandig, seine Befehle sind<br />

gut und seine Gebote gerecht, und er ist zu allen Einwohnern und<br />

fremden Handlern freundlich. Seine Hand ist sehr freigebig. Ich<br />

meine, daB mein Enkel mir nachfolgen sollte, denn ich liebe ihn<br />

sehr, weil ich sehe, daB er mir aufrichtig ergeben ist. Gott hat<br />

mir bereits das Geschick meines Enkels aufgezeigt; er ist es, der<br />

Ost und West regieren wird, der die malaiischen Staaten unterwerfen<br />

und sich die malaiischen Radja untertan machen wird." Dann<br />

sprach Sjah Alam noch: "Djohan Alam, Ihr solltet mir in der Herrschaft<br />

nachfolgen."<br />

Hierauf beugte Djohan Alam den Kopf, wobei er ehrerbietig<br />

grüBte und sprach: "Vergebung, Majestat, tausend Mal Vergebung;<br />

177


280 wie kann ich von Euch als Radja eingesetzt werden? / Meine beiden<br />

Onkel leben noch. Ich denke so: Wenn mein Onkel, Sultan Muda,<br />

noch am Leben ist, dann kann mein Onkel, Sultan Husain Sjah, Euch<br />

nicht nachfolgen - und noch viel weniger kann ich es, denn meine<br />

beiden Onkel sind Söhne Eurer Majestat. Ich ordne mich durchaus<br />

meinen Onkeln unter." Da sprach Sjah Alam: "Obwohl Sultan Muda und<br />

Sultan Husain Sjah Eure Onkel sind - es gebricht ihnen aber an Verstand<br />

und Urteilsvermögen! Indessen hat Euch nach meiner Ansicht<br />

Gott, der über allem Erhabene, einen klaren Verstand und ein sicheres<br />

Urteil verliehen. Weil das Land Atjeh allein das Eigentum von<br />

Sultan Mansur Sjah, Eurem Vater, ist, deshalb könnt Ihr tatsachlich<br />

das Land Atjeh Dar as-Salam erben." Darauf sprach Djohan Alam ehrerbietig:<br />

"Vergebung, Majestat, tausend Mal Vergebung, wenn ich den<br />

281 Besitz meines Vaters, das Reich Atjeh Dar as-Salam, mit / aufrichtigem<br />

Herzen an seine Hoheit, (Euren) Sohn, übergebe, damit ich bei<br />

allen fremden Handlern bis hin zu den Landern Arabien und Medien<br />

dafür berühmt werde, daB ich das Reich Atjeh meinem Onkel übergeben<br />

habe." Hierauf erwiderte Sjah Alam: "Wenn Ihr so sprecht,wie<br />

denkt Ihr über Euren Onkel, Sultan Muda, als meinen Nachfolger?"<br />

Mit Willen Gottes, des über allem Erhabenen, befahl Sjah Alam darauf,<br />

Sultan Muda aus dem Lande Sjahr Deli nach Atjeh zu rufen; Sultan<br />

Husain Sjah wurde von seinem Vater zum Radja von Sjahr Deli<br />

ernannt.<br />

Einige Tage danach traf Sultan Muda ein, worauf er Sjah Alam<br />

seine Aufwartung machte und ihn untertanig begrüBte. Djohan Alam<br />

war zu jener Zeit anwesend und saB an der Seite von Sjah Alam,<br />

der zu Sultan Muda sprach: "Ich habe Euch herruf en lassen, weil ich<br />

schon alt bin und mein Verstand nachgelassen hat. Deshalb sollte<br />

ich Euch das Reich Atjeh übergeben. Alle Befehlsgewalt soll bei<br />

Euch liegen." Darauf sprach Sultan Muda ehrerbietig: "Majestat,<br />

wie könnt Ihr mich zum Radja ernennen / ...<br />

368 Hier und im folgenden steht "ajah" (Vater)<br />

178


ABKÜRZUNGEN<br />

AHEI Arquivo Historico do Estado da India<br />

Anm. Anmerkung<br />

at j .<br />

atjehsch<br />

BTLV Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlands<br />

ch-Indie<br />

ENI Encyclopaedie van Nederlandsch-Indie<br />

E.R. Ethnographisches Reichsmuseum, Leiden<br />

H.R.R.P. Hikayat Raja Raja Pasai<br />

Hs.<br />

Handschrift<br />

Hs.S. Handschrift Seite<br />

H.S.R. Hikajat Seri Rama<br />

Isk. Teuku Iskandar, Hikajat Atjeh<br />

JIAEA Journal of <strong>the</strong> Indian Archipelago and Eastern Asia<br />

K<br />

- °- Karow und I. Hilgers-Hesse, Indonesisch-Deutsches<br />

Wörterbuch<br />

KER<br />

Fischer, Katalog des Ethnographischen Reichsmuseums,<br />

Leiden<br />

Kli. Klinkert, Nieuw Maleisch-Nederlandsch Woordenboek<br />

La. van Langen, Woordenboek der Atjehsche Taal<br />

mal.<br />

malaiisch<br />

MBRAS Journal of <strong>the</strong> Malayan Branch of <strong>the</strong> Royal Asiatic<br />

Society<br />

MJLS<br />

Madras Journal of Literature und Science<br />

Mo.Wi. Monier-Williams, Sanscrit-English Dictionary<br />

pers.<br />

persisch<br />

port.<br />

portugiesisch<br />

SBRAS Journal of <strong>the</strong> Straits Branch of <strong>the</strong> Royal Asiatic<br />

Society<br />

TITLV Tijdschrift voor de Indische Taal-, Land- en Volkenkunde<br />

Wilk. Wilkinson, Malay-English Dictionary<br />

Nachtrag:<br />

JSS The Journal of <strong>the</strong> Siam Society<br />

179


FREMDWORT-GLOSSAR 569<br />

Adat<br />

Adinda<br />

Arisja<br />

Tradition, Gewohnheitsrecht, Brauch.<br />

"Jüngerer Bruder" oder "jüngere Sohwester"; wird auch als ehrende<br />

Anrede oder ehrende Personenbezeichnung gebraucht. Vgl. Ubersetzung<br />

Hik. Atjeh Anm. 205 .<br />

Eine Art Brei (Anm. auf der Hs. S. 105).<br />

Asam Kumbang<br />

Bahara<br />

Bangsi<br />

Banting<br />

Bawai<br />

Eine Prucht;<br />

Ardisia spp. (Wilk.).<br />

Regional unterschiedliches GewichtsmaB (La.).<br />

Bambusflöte (Pischer, KER S. 195).<br />

Segelschiff mit zwei Masten; auch als Handelsfahrzeug oder Leichter<br />

eingesetzt (Wilk.; Unger, De oudste reizen S. 73 Anm. 2).<br />

(Mal. "Bawal") Fischart (Isk. Glossar); Stromateus (K.)<br />

Beraim Chalil 1<br />

Berendji<br />

Bidar<br />

Eine Art Trommel (vgl. Anm. Iskandar Hs. S. 152).<br />

Reis (-Spelse) (Iskandar, Hik. Atjeh, Glossar).<br />

Kleines,<br />

schlankes Kriegsfahrzeug mit scharfen Bug- und Heckformen,<br />

welches durch Riemen angetrieben wird<br />

Budjang Chajjal Allah<br />

Budjang<br />

(Wilk.).<br />

Reiter Gottes; Streiter, der seine Kraft für Gott einsetzt (Isk.<br />

Glossar).<br />

Dandani<br />

Streiter der Küstenwacht (?), vgl. Adat Atjeh (Iskandar Glossar)<br />

369 Das Glossar soll dem fachfremden Leser aas Verstandnis des Textes<br />

erleichtern, nicht aber erschöpfend Auskunft geben<br />

181


Budjang Sabil Allah<br />

Streiter auf dem Wege Gottes,<br />

namlich im heiligen Krieg.<br />

Chelembak<br />

Wohlriechende Holzart (Aquilaria malaccensis; K.)<br />

Dampuk<br />

(= dempuk; Isk. Anm. Hs. S. 105); eine der Manggis ahnliche Frucht<br />

von gelber Schale und kleinen, süBen Kernen (Kli. S. 4-61).<br />

Dandi<br />

Kleine indische Kesselpauke (Wilk.); eine Art Laute, welche zum<br />

Nobat (fürstliches Orchester) gehort (KI. S. 4-64).<br />

Dap<br />

Mit einem Stock geschlagene indische Handtrommel (Wilk.).<br />

Datu<br />

Titel, der hier offensichtlich einen Zauberer bezeichnet.<br />

Dendang<br />

Ein langes, offenes Boot (Wilk.).<br />

Derham<br />

Alte Gold- oder Silbermünze, Drachme; vgl. Kli. S. 451 (dirham)<br />

und Wilk.<br />

Dewangga<br />

Kostbarer Stoff (K., Wilk., Kli.).<br />

Dj al ai<br />

(= gralai) Galeere, groBes Huderfahrzeug (Kli. S. 345). Möglicherweise<br />

ist aber Djali zu verstehen: Barkasse oder Jolle (Kli. S.<br />

345).<br />

Djengkelenar<br />

Eine Blume; Anm. auf Hs. S. 94: tjangkalanir nymphea parva minima<br />

odorata. Djengkelenar wird ebenfalls erwahnt in der Sejarah Melayu,<br />

Ausgabe Winstedt, S. 73-<br />

Djongkong<br />

Durch Feuer ausgearbeitetes Baumstamm-Kanu oder sonstiges Fahrzeug<br />

einfachster Bauart; manchmal mit Ausleger (Kli. S. 355, Wilk.).<br />

Djunke<br />

Hochsee-Segelschiff. In der Konzeption ahnlich dem Lantjar, neigt<br />

es zum Typ der Karavelle. Rumpf ohne Tierform, Ansatze zu Vorderund<br />

Achterkasten, Bugspriet (entstanden aus Tierkopf?), mehrere<br />

Masten, zwei Seitenruder achtern. Eine zeitgenössische Abbildung<br />

findet sich bei Godinho de Eredia, Malaca, Rückseite von Bild 30.<br />

182


Dzikir<br />

Embatjang<br />

"Die Verherrliohung Allahs in gewissen, bestimmten Worten, die in<br />

rituell festgesetzter Weise wiederholt werden, sei es laut oder<br />

leise, mit besonderen Atemzügen und körperliohen Bewegungen."<br />

(ünzyklopaedie des Islam)<br />

Mangga-Frucht, Mangifera odorata (K.)j "horse-mango", Mangifera<br />

foetida (Wilk.).<br />

Embuwai Tuan<br />

Fakih<br />

Fusta<br />

Gender<br />

Genderang<br />

Ghorab<br />

Hakim<br />

Halwa<br />

Embuwai: Titel einer Dienerin am Hofe; möglicherweise die Frau,<br />

welche mit dem Wiegen (buwai) des Kindes beauftragt ist (Kli.<br />

S. 57 und 217).<br />

Mohammedanischer (Rechts-)Gelehrter. In der Hik.Atjeh Hs. S. 113<br />

damit betraut, den Fürstensohn im Koran zu unterweisen (mengadji).<br />

Ein flachgebautes Segelschiff mit geringem Tiefgang, ahnlich der<br />

port./span. Galjota, welches über Riffe, Sandbanke und sonstige<br />

Untiefen fahren kann (Tiele, Europeers (4.6) 1882, S. 182; Unger,<br />

De oudste reizen S. 69 Anm. 2).<br />

(gendir)<br />

(Javanisches) Musikinstrument; die 7-11 Metallplatten, welche auf<br />

Schnüren runen, werden mit einem Klöppelpaar angeschlagen (Wilk.).<br />

In der Hik. Atjeh stets in Verbindung mit dem Wajang erwahnt.<br />

(Haufig auch gendang; Kli. S. 878; Wilk.), eine (Signal-)Trommel.<br />

Die Gendang-Trommel wird zum Spielen auf die Seite gelegt und mit<br />

der Hand geschlagen; sie bildete in Malaya einen wichtigen Bestandteil<br />

des Nobat (fürstliches Orchester; vgl. Linehan, Nobat).<br />

Ein nach der Bauweise arabisches (arab. "grab"), ahnlich der Galeere<br />

durch Segel und Riemen bewegtes (Kriegs-)Fahrzeug (Wilk.,<br />

Kli.).<br />

Richter; Weiser, Gelehrter.<br />

Fruchtkonfitüre (K.); alles, was mit Zucker oder Honig zubereitet<br />

ist, Geback, Kuchen, Konfitüre (Kli. S. 430); eine Art Geback<br />

(Ia.)<br />

183


Harbab<br />

Violine mit drei Saiten (Fischer, KER S. 195).<br />

Hulubalang<br />

Feldherr, Heerführer. Hulubalang waren "Berufssoldaten" im Gegensatz<br />

zu dem von Fall zu Fall mobilisierten "Kriegsvolk" (rakjat).<br />

In Atjeh konnte mit diesem Titel auch das (unmilitarische) überhaupt<br />

eines Distriktes bezeichnet werden (Wilk., K.). Hier sind<br />

offensichtlich die höchsten Offiziere der Land- und Seestreitkrafte<br />

gemeint.<br />

Inangda<br />

Erzieherin und Anstandsdame eines Madchens aus hochadliger Familie<br />

(Wilk.); fürstliche Amme (Hs. S. 122). Das in der Hik. Atjeh<br />

haufig vorkommende Kompositum "inangda kakanda" bezeichnet vermutlich<br />

die persönlichen Betreuer(innen) eines oder einer Angehörigen<br />

der regierenden Fürstenfamilie (vgl. Hill, Hik. Raja Raja<br />

Pasai, S. 61 und 122: "maids-in-waiting").<br />

Kakanda<br />

"Alterer Bruder" oder "altere Schwester"; ein alteres Kind, welches<br />

den jungen Prinzen standig begleitete (Wilk.). Wird auch als<br />

ehrende Anrede oder ehrende Personenbezeichnung gebraucht; vgl.<br />

Ubersetzung Hik. Atjeh Anm. 205.<br />

Kar ah<br />

GroBe Bambusart (Kli. S. 748).<br />

Kasturi<br />

Damit können sowohl Moschus (Kli. S. 782) als auch bestimmte<br />

wohlriechende Pflanzen bezeichnet werden (Kli. S. 782, K.:<br />

Tapeinuchilus ananassae).<br />

Kebab<br />

Geröstetes Fleisch<br />

(Isk. Glossar).<br />

Kelulus<br />

Ketjapi<br />

Javanisches Langboot (Galeere), hauptsachlich durch Riemen bewegt<br />

(Wilk.).<br />

Viersaitige Laute (Wilk., Kli. S. 466).<br />

Kumbang padang<br />

Langsat<br />

Nicht identifizierter Flugkafer (Wilk.).<br />

Frucht;Lansium domesticum<br />

(K.).<br />

184


Lebai<br />

Mahlabi<br />

Mamanda<br />

Manggis<br />

Moscheebeamter (vgl. Kli. S. 909 und Wilk.); mohammedanischer<br />

Schriftgelehrter von niedrigem Rang (La.). Hs. S. 201: Pechtlehrer<br />

Mit Honig zubereiteter Kuchen oder Fladen (Anm. auf Hs. S. 98;<br />

Isk. Glossar; Wilk.).<br />

Höfliche Form von mamak, welches die übliche Anrede für alte<br />

Minister durch den Fürsten oder Prinzen ist (Wilk.; K.). Eigentlich:<br />

Onkel.<br />

Frucht;<br />

Garcinia mangostana (K.).<br />

Merah<br />

Meriam<br />

Mufti<br />

Titel<br />

eines Anführers, Hauptling von niedrigem Rang = orangkaja<br />

(Kli. S. 978).<br />

Batak: Mora, Bezeichnung für den Hauptling derjenigen<br />

Dorfbewohner, die zu einem<br />

anderen Stamm als der Radja gehören.<br />

Minangkabau: Marah (Nieman, Bloemlezing Anm. S. 26). Die<br />

Bustan as-Salatin berichtet über die Anfange des Staates Atjeh:<br />

... tiada ada radja melainkan merah-merah djua, masing-masing<br />

pada petuha pada tempatnja (Nieman, l.c. S. 120): "es gab keine<br />

Radja sondern nur Merah, jeder ein Petua in seinem Gebiet." Atj.<br />

"Pötua" (mal. pertua) war noch zu Beginn des 20. Jh. in Atjeh der<br />

Titel für einen Hauptling, Anführer von niedrigem Rang<br />

(Ophuizen<br />

in Nieman, 1. c. Anm. S. 26). - Auf Hs. S. 24-6 f erscheint Merah<br />

Miru als Anführer eines versprengten Stammes.<br />

(GroBes) Geschütz, welches möglicherweise fest eingebaut ist, da<br />

es den Drehbassen (léla) gegenübergestellt wird (z. B. Hs. S. 259).<br />

Über die starke Feuerkraft eines Meriam berichtet die Hik. Atjeh<br />

auf Hs. S. 272.<br />

Berater in Angelegenheiten der islamischen Gesetzgebung<br />

(K.).<br />

Mutu<br />

MaB für die Reinheit des Goldes = 2.4 Karat<br />

(Wilk.).<br />

Naga<br />

Drachen oder mythische Schlange.<br />

Nasi<br />

kabuli<br />

Reisgericht mit gewürzten Zuspeisen (K.).<br />

185


Ne(ne)nda (nenek)<br />

"GroBvater", "GroBmutter". Hier: Hofbedienstete, welche mit der<br />

Fürsorge des jungen Prinzen betraut sind.<br />

Pendeta<br />

Ein (in religiösen Angelegenheiten) gelehrter Mensch, Weiser<br />

(K. i Wilk.).<br />

Pengasuh<br />

Pflegerin eines Kindes (Kli. S. 27).<br />

Penghulu<br />

überhaupt, Gebieter, Leiter, Befehlshaber, Vorgesetzter; in vielfacher<br />

Bedeutung.<br />

Pentjalang<br />

Vorpostenboot oder auch Handelsschiff (Wilk.).<br />

Pilang<br />

Handelsschiff mit flachem Boden (Kli. S. 735; Wilk.). Nach Kli.<br />

besteht ein Zusammenhang mit pilau, der chinesischen Aussprache<br />

von perahu, prau.<br />

Pinang Loték<br />

Prucht der Areka-Palme; Areca catechu L. (K.).<br />

Rambutan<br />

Prucht mit haariger Schale; Nephelium lappaceum L. (K.).<br />

Ratl<br />

Eine (arab.) Gewichtseinheit (Isk. Glossar).<br />

Raja<br />

Blume; Hibiscus rosa-sinensis L. (Malvaceae). (Auskunft des E.R.<br />

Leiden).<br />

Repana<br />

(Hal.: Rebana) 'J-'amburin (Fischer, KER S. 169).<br />

Sajjid<br />

Eine durch ihre Abstammung (von Mohammed) ausgezeichnete Person.<br />

Mitunter auch nur Anrede "Herr".<br />

Sampan<br />

In Südostasien können vielerlei Bootsgattungen mit diesem Wort<br />

bezeichnet werden - vom scharfgebauten Schnellsegler bis zum<br />

Hafenboot. Hier ist offensichtlich ein Schiffstyp gemeint, der<br />

in der Lage ist, die flachen und oft schnellflieBenden Gewasser<br />

im Landesinnern zu befahren, was den groBen Seeschiffen nicht<br />

möglich ist.<br />

186


Sasaigan<br />

Eine Blume; Iskandar (Anm. Hs. S. 87) halt auch die Lesung<br />

sesegan für möglich.<br />

Scherbet<br />

Se(n)tul<br />

Seresari<br />

(sjarba(t)); ein (gekühltes) Getrank mit oder ohne anregende<br />

Zusatze.<br />

ketjapi<br />

Saure Prucht des Sentul-Baumes; Sandoricum indicum (K.).<br />

Stoffart; = ? Möglicherweise nicht mit zartari und zarzari identisch,<br />

da auf Hs. S. 228f alle drei Stoffarten aufgezahlt werden.<br />

Serodja<br />

Setangkai<br />

Setul<br />

Eine Blume; Nelumbo nucifera Gaertn. (Nymphaeaceae) (Auskunft<br />

des E. R. Leiden).<br />

Bunga setangkai; 1) ein Zweig Blumen, eine einzige Blume (Kli.<br />

S. 208); 2) Ixora (?), Rubiaceae (Auskunft des E. R. Leiden). In<br />

der Hik. Atjeh auch ein Symbol für den (überbrachten) Brautschatz<br />

(Hs. S. 88 und 95).<br />

vgl. Sentul<br />

Siakap<br />

Schmackhafte Fischart; Lates<br />

Sida<br />

calcarifer (K.).<br />

"L'expression sida-sida (du sanscrit siddha, un saint homme)<br />

désigne les officiers spécialement chargés de la garde du roi"<br />

(Devic, Sedjarat Malayou, S. 144 Anm. 16). Sida (entmannt) kann<br />

auch einen Hof-Eunuchen bezeichnen (Wilk.).<br />

Sirih<br />

Betelpfeffer (Piper Betle; K.).<br />

- Sirih Djantung: djantung = die herzförmige Spitze der Bananendolde<br />

(pisang-bloemtros) (Kli. S. 365).<br />

- Sirih Tjulika: Ein mit allen Zutaten versehener, fertiger Betelbissen<br />

(Isk. Glossar; Wilk.). Tjulika bedeutet auch ein Sirihblatt,<br />

das zu einem kleinen Röhrchen zusammengedreht ist (Kli.<br />

S. 405).<br />

Sjaich<br />

Jemand, der die Merkmale des Alters tragt; überhaupt im politischen<br />

Sinne. In neuerer Zeit auch Titel, der "den hohen geistli-<br />

187


chen Würdentrager verliehen (wird), sowie den Professoren, den<br />

Gelehrten, den Ordensleuten jeden Alters, allen Persönlichkeiten,<br />

die durch ihr Amt, ihre Reife und ihre Sitten geachtet sind"<br />

(Enzyklopaedie des Islam).<br />

Sjarif<br />

Herr, Edler;<br />

Titel der Nachkommen Mohammeds (K.).<br />

Sumbuk<br />

Sungkit<br />

Kleines ladeschiff, Leichter, Zille (Kli. S. 590).<br />

Eine Art Hohlsaumstickerei. Aus dem Stoff werden Teile einzelner<br />

Paden herausgezogen und durch Gold- oder Silberfaden<br />

ersetzt<br />

(Wilk.). "Met bloemen van gouddraad dorweven of geborduurd ...<br />

Minangkabau: met goud, silver, zijde enz doorstikken; kain bersungkit:<br />

een kain met gouddraad doorstikt" (Kli S. 564; ahnlich<br />

Fischer, KER S. 84 Anm. 5). Abbildung vgl. Wagner, Indonesien<br />

S. 32.<br />

Tahil<br />

Gewichtseinheit<br />

für Gold; = bungkal; vgl. Kli. S. 249 u. Wilk.<br />

Tjelebi<br />

(Türkisch) Edelmann, Adliger (Isk. Glossar).<br />

Wajang<br />

(Javanisches) Schatten- bzw. Puppenspiel<br />

188


LITERATURVERZEICHNIS<br />

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Vitré, P. M. de, Description du premier voyage faict aux Indes<br />

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194


INDEX (1): PERSONENNAMEN<br />

Abangta Radja Munawwar Sjah (= Iskandar Muda) 55. 92. 115-117 1?r><br />

122, 125, 128, 131, 138, 140, 143, 145, 148, 15^ 153 '<br />

Abangta Radja Muzaffar Sjah 92, 171<br />

Abangta Radja Periaman (= Seri Alam) 18<br />

Abdul-Djalil 92-93, 95-96, 98-99, 105-106<br />

Abdullah (1) (Kakanda) 121<br />

Abdullah (2) (Budjang) 131<br />

Abdullah (3) (Pilger) 162<br />

Abdur-Rahman 121<br />

Agha Ali 140<br />

Ahmad (1) (Fürst v. Sjahr Deli) 72-73<br />

Ahmad (2) (v. ?) 82<br />

Ahmad (3) (Fürst v. Perak) 92<br />

Ahmad (4) (Fürst v. Rum) 156, 161<br />

Ahmad (5) (Pilger) 162<br />

Ala ad-Din (1) (= Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum Sajjid al-Mukammil)<br />

13, 21-25, 40, 43, 45, 91, 92, 163<br />

Ala ad-Din (2) (= Ala ad-Din Riajat Sjah = Alaradin? = Laradin' =<br />

Paduka Marhum?) 16-17, 73-74, 78-83<br />

Ala ad-Din (3) (= Mansur Sjah) 19, 56, 92<br />

Ala ad-Din Riajat Sjah (1) (= Ala ad-Din) 16-17, 78, 88<br />

Ala ad-Din Riajat<br />

al-Mukammil)<br />

Sjah (2)<br />

22, 56<br />

(= Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum Saiiid<br />

d<br />

Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum Sajjid al-Mukammil (= Ala ad-Din = Ala<br />

ad-Din Riajat Sjah = Moora Ratissa - Paduka Marhum Sajjid al-<br />

Mukammil^ Sjah^Alam = Sjah Alam Marhum Sajjid al-Mukammil) 21,<br />

Alam Chan 123<br />

Alaradin (= Ala ad-Din?) 16<br />

Albuquerque, Affonso de 28<br />

Albuquerque, Fernao de 41<br />

Albuquerque} Mathias de 35, 37-38, 40<br />

Alexander der GroBe (= Iskandar Dzulkarnain) 5-8, 11, 24<br />

Ali (1) (= Ali Mughajat Sjah) 71-73<br />

Ali (2) (= Ali Riajat Sjah) 83-88<br />

Ali Mughajat Sjah (= Ali = Sajjid al-Marhum?) 13-16, 28, 30, 70-73<br />

Ali Riajat Sjah (1) (= Ali = Sultan Husain) 17-19, 83, 88-89<br />

Ali Riajat Sjah (2) (= Muda) 25, 48<br />

Ali Riajat Sjah (3) (= ?) 82<br />

Amaro 41-42, 44, 55, 60<br />

Amin Chan 121<br />

Arif 125<br />

195


Arkiah 64, 66<br />

Asad Chan 175<br />

Bangka 52-60, 155<br />

Bardelière 24<br />

Barreto, Antonio Moniz 53-34<br />

Barreto, Francisco 31-32<br />

Barros 14-15, 29-30<br />

Beaulieu 22, 25<br />

Best 56<br />

Bidja Ratna 148<br />

Bisnu (= Wischnu) 5<br />

Blo 129<br />

Braganca 32<br />

Bujung (= Makota Bujung) 20-22<br />

Bulbul 118-120, 122<br />

Castanheda 29-30<br />

Castro 47-51<br />

Chodja Manassih 111-112<br />

Chung Wesir (= Djumat) 126<br />

Copland 56, 94<br />

Correa 30<br />

Couto (vgl. auch Barros) 17, 20, 22, 30-37, 41-43<br />

Dasarata Maharadja 66<br />

Daud 125<br />

Davis (= Dawis?) 22-24, 42-43, 58-60<br />

Dawis (- Davis?) 52-60, 131-138<br />

Deca 32-35<br />

Dewi Indera 62-63<br />

Dilamsah 121, 150<br />

Djalus Hakim 155<br />

Djohan Alam (= Iskandar Muda) 138-140, 145-151, 157-158, 160-162<br />

177-178<br />

Djohan (Berdaulat) (= Iskandar Muda) 24, 111, 115-115<br />

Djumat (= Chung Wesir) 126<br />

Eredia 10, 22-24, 49<br />

Fereira vgl. Peraira<br />

Finch 48<br />

Firman Sjah 91<br />

196


Firman Sjah Paduka Marhum 67<br />

Furtado de Mendoca 44-45, 47, 60<br />

Ganescha 9<br />

Goncalvez de Camara 36<br />

Haghen 47<br />

Hainuwele 10<br />

Hakim Mahmud 114<br />

Haria Bidja ad-Diradja 169<br />

Hitam 121<br />

Houtman, Cornelis de 59-60<br />

Houtman, Frederick de 24, 42, 44-45, 55<br />

Husain (= Ali Riajat Sjah) 17<br />

Husain Sjah 92, 169, 177-178<br />

Ibrahim 14, 28<br />

Ibrahim Sjah 62, 66<br />

Imad al-Muluk 140<br />

Inajat Sjah 67-69, 91<br />

Indera Bangsa (• Radja Indera Bangsa) 110<br />

Indera Sjah 61<br />

Iskandar ( = Iskandar Dzulkarnain?) 61, 161<br />

Iskandar Dzulkarnain (= Alexander der GroBe = Iskandar?) 5, 7, 66<br />

Iskandar Muda (= Abangta Radja Munawwar Sjah = Djohan (Berdaulat) =<br />

Djohan Alam = Iskandar Muda Djohan Berdaulat = Muhammad Hanafiah<br />

= Pantjagah = Perkasa Alam = Perkasa Alam Djohan (Berdaulat) =<br />

Radja Abidin = Radja Munawwar Sjah = Radja Silan = Radja Zainal)<br />

1, 5-13, 24-25, 48-56<br />

Iskandar Muda Djohan Berdaulat (= Iskandar Muda) 24<br />

Itam ad-Diradja 169<br />

Jakut Istambul 156-157<br />

Jusuf (1) (U (2)?) 19<br />

Jusuf (2) (= (1)?) 86<br />

Kamah 121<br />

Kampung 125<br />

Kapitan Kutji 126<br />

Kapitan Mur Damis Karwal (= Sabtu) 126-150<br />

Kapitan Tjaul 126<br />

Kastin (= Radja Bungsu) 73<br />

K.daw.n Chan 140<br />

Kerikas 174<br />

197


Kudja Aru 123<br />

Lajang Bidjaja 14-8<br />

Lancaster 4-5-46<br />

Laradin (= Ala ad-Din?) 16<br />

Lima 36, 57<br />

Linschoten 35-36<br />

Ma'arif Sjah 15, 70-72<br />

Maha Montri 152<br />

Maha Songkram 154<br />

Maha Thep 152<br />

Maharadja (1) (Wesir d. Ali Riajat Sjah) 86, 88-89<br />

Maharadja (2) (GroBwesir d. Sjah Alam) 170, 174, 176<br />

Maharadja ad-Diradja (1) (Sohn d. Sjah Alam) 92, 170-171<br />

Maharadja ad-Diradja (2) (Sohn d. Maharadja Léla Putih) 110<br />

Maharadja Léla Putih 110<br />

Mahmud (1) (Fürst v. Malakka) 28<br />

Mahmud (2) (Kakanda) 121<br />

Makota Bujung (= Bujung) 20-23, 38<br />

Malik al-Adil ( = Radja Indera Purba) 144<br />

Malik al-Amin 139<br />

Malik az-Zahir (1) ( = (2)?) 88-89<br />

Malik az-Zahir (2) ( = (1)?) 169<br />

Mambang Sugara 173-174<br />

Manai 123<br />

Mandaduri 66<br />

Mangmang Radja 148<br />

Mangmang Sultan 148<br />

Mang Hai 53<br />

Mansur 123<br />

Mansur Chan (= Sida Umar) 123, 135<br />

Mansur Hallab 156<br />

Mansur Sjah (1) ( = Ala ad-Din) 19-24, 38, 56<br />

Mansur Sjah (2) (= Vater d. Iskandar Muda) 91-93, 95, 102-103 105-<br />

108, 110-112, 170-171, 177-178<br />

Marhum Muda 67<br />

Meau 44, 55<br />

Medini Tjandera 64-65<br />

Megat 121-126<br />

Megat Bangsi Kara 125<br />

Megat Dilamsah (= Sida Umrah) 125, 125, 135<br />

Megat Dilamtjaja (= Sida Tuha) 123<br />

198


Megat Sadr Alam 123<br />

Megat Setia Djaja (= Sida Saidi) 123, 125, 152<br />

Megat Setia Djana 135<br />

Megat Setia Radja (= Sida Sama'un) 125<br />

Mendarang 75-77<br />

Menezes 35,57<br />

Merah Miru 14-?, 164-168, 170-172<br />

Merah Saraf-Chan 110<br />

Mir Djafar 162<br />

Mir Haidar 156<br />

Moora Ratissa (= Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum Sajjid al-Mukammil) 22<br />

Moucheron 58<br />

Muda (1) (Sohn d. Ali Riajat Sjah (1)) 18-19<br />

Muda (2) (= Ali Riajat Sjah (2), Sohn d. Sjah Alam) 24-25, 92, 171?,<br />

177-178 ' '<br />

Muda (3) (Heerführer d. Sjah Alam, stirbt in Djohor) 171?, 176<br />

Muhammad (1) (Kakanda) 121<br />

Muhammad (2) (Pürst v. Istambul) 133, 155, 161<br />

Muhammad Hanafiah (= Iskandar Muda) 147<br />

Munawwar 126<br />

Munawwar Sjah (1) (Vater d. Sjamsu Sjah (1)) (= (2)?) 14<br />

Munawwar Sjah (2) (Vater d. Sjah Muhammad u. Sjah Mahmud) 62, 64-67<br />

Munawwar Sjah (5) (= (2)?) 116<br />

Muzaffar Sjah 14, 66-70, 91<br />

Negara 84-85<br />

Nunes 42, 60<br />

Nur Kamarain 61<br />

Paduka Marhum (= Ala ad-Din (2)?) 67, 84<br />

Paduka Marhum Sajjid al-Mukammil (= Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum<br />

Sajjid al-Mukammil) 67<br />

Paduka SjahlAlam (1) (Mutter v. Salah ad-Din u. Ala ad-Din (2)) 73-74.<br />

77-78<br />

Paduka Sjah Alam (2) (= Radja Indera Bangsa, Mutter d. Iskandar Muda)<br />

67, 92<br />

Pantjagah (= Iskandar Muda) 118-120, 122-131, 143-145, 151-155<br />

Penghulu Anbia 78, 80<br />

Peraira (= Pereira?) 173<br />

Perkasa Alam (= Iskandar Muda) 1, 24, 27, 48, 52-54, 66-67, 91, 112,<br />

114, 131, 134-143, 156, 159, 161, 163<br />

Perkasa Alam Djohan (Berdaulat) (= Iskandar Muda) 24, 66-67, 92, 155,<br />

160, 163<br />

Philipp 11 35, 37-38<br />

Philipp III 28, 41, 43-44, 49-51<br />

199


Pidir 122, 124-126, 150<br />

Pinto 16, 31<br />

Pirus Chan 135<br />

Puluh 123<br />

Putih 119-121<br />

Pyrard 24<br />

Radja Abidin (= Iskandar Muda) 115<br />

Radja Besar 78-80, 82-85<br />

Radja Bungsu (= Kastin) 73-78<br />

Radja Indera Bangsa (= Paduka Sjah Alam = Indera Bangsa) 102-104.<br />

108, 113-114, 138<br />

Radja Indera Dewi 103-104<br />

Radja Indera Djaja 122<br />

Radja Indera Djari 117<br />

Radja Indera Pahlawan 131<br />

Radja Indera Purba (= Malik al-Adil) 143-144<br />

Radja Indera Suari 101-104<br />

Radja Indera Wangsa 167-168<br />

Radja Léla Wangsa 167-168<br />

Radja Makota 87<br />

Radja Mas 70<br />

Radja Megat 82<br />

Radja Munawwar Sjah (= Iskandar Muda) 116<br />

Radja Permaisuri 94-96, 98-99- 102, 104<br />

Radja Puteri 92<br />

Radja Selat 168, 172-173, 176<br />

Radja Seri Pebawa 98-99, 104<br />

Radja Setia Wangsa 165-166<br />

Radja Silan (= Iskandar Muda) 115<br />

Radja Udahna Léla 154, 145-146<br />

Radja Zainal (= Iskandar Muda) 115<br />

Rahasia Radja 165-164, 166<br />

Ridwan 156, 161<br />

Rodendo (Francisco Coutinho, Graf v. Rodendo) 52-55<br />

Ruah 126<br />

Rudj 121<br />

Runtun Manau 75-77<br />

Sabtu (= Kapitan Mur Damis Karwal) 126, 141-142, 150<br />

Saif al-Muluk 148<br />

Sajjid al-Marhum (= Ali Mughajat Sjah?) 67, 74, 89<br />

Salah ad-Din 16, 75-78<br />

200


Samsu'l-din (= Sjaich Sjamsuddin?) 11<br />

Sande 35<br />

Sanggul Bagulung 8<br />

Sanggung 123<br />

Sapiah 62, 66<br />

Satene 10<br />

Schiwa 9<br />

Seri Alam (= Abangta Radja Periaman) 18-19, 88-89<br />

Seri Bangsa 121, 123<br />

Seri Bidja Wangsa 157<br />

Seri Darja 82<br />

Seri Dewa Radja 84<br />

Seri Dewi 94-95<br />

Seri Indera 131<br />

Seri Maharadja 140, 167-168<br />

Seri Nana 94<br />

Seri Nanta Suara 125<br />

Seri Nara (1) (Wesir d. Fürsten v. Ghori) 86<br />

Seri Nara (2) (Offizier d. Sjah Alam) 167<br />

Seri Nata as-Sawara 152<br />

Seri Pebawa 94<br />

Seri Radja Chatib 111, 138, 140<br />

Seri Rama 10, 66<br />

Seri Setia 152<br />

Seri Udahna 168<br />

Serunting 8<br />

Setia Guna ad-Diradja 80-82<br />

Setia Indera 68<br />

Setia Rimba 150-151<br />

Siak Hidup 123<br />

Siak Nalang 123<br />

Sida Djabib 123<br />

Sida Djernak 123<br />

Sida Saidi (= Megat Setia Djaja) 123<br />

Sida Sama'un (= Megat Setia Radja) 125<br />

Sida Sarung 123<br />

Sida Selamat 123, 124<br />

Sida Taban 123<br />

Sida Tuha (=Megat Dilamtjaja) 123<br />

Sida Umar (= Mansur Chan) 123<br />

Sida Umrah (= Megat Dilamsah) 123<br />

Siti ... 70<br />

201


•Sjah Alam (= Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum Sajjid al-Mukammil) 21-25.<br />

52-55, 93, 95-96, 98-99, 101-104-, 110, 113-118, 122-123, 131-138<br />

143-155, 163-164, 166-178 '<br />

Sjah Alam Marhum Sajjid al-Mukammil (= Ala ad-Din Riajat Sjah Marhum<br />

Sajjid al-Mukammil) 92-93<br />

Sjah Mahmud 63-66<br />

Sjah Muhammad 61-63, 65-66<br />

Sjaich al-Islam 132<br />

Sjaich Ibrahim 139<br />

Sjaich Muhammad Mukarram 161<br />

Sjaich Sibghat Allah 161-162<br />

Sjaich Sjamsuddin (= Samsu'1-din?) 148, 162<br />

Sjamsu Sjah (1) (= Sjamsu Sjah bin Munawwar Sjah) 13-15<br />

Sjamsu Sjah (2) (= (1)?) 66-67<br />

Sjamsu Sjah bin Munawwar Sjah (= Sjamsu Sjah (1)) 14<br />

Sjarif al-Muluk 138-139<br />

Sjarif al-Muluk Laksamana 157<br />

Sjarif al-Muluk Maharadja Léla 90<br />

Sjarif Ibrahim 140<br />

Sjarif Kasim 137<br />

Sofjan 121<br />

Sousa Coutinho 38<br />

Spilbergen 24, 43, 45-46<br />

Sulaiman 161<br />

Sulaiman Sjah 64, 66<br />

Sura Bengkara 148-149<br />

Surapait 148<br />

Talib 123<br />

Tatang Gunung 75-77<br />

Tavora 50<br />

Tengah 121<br />

Teggaran 84-85<br />

Timba Tasik 75-77<br />

Timur 119<br />

Tomkins (= Tumis?) 59-60<br />

Tumis (= Tomkins?) 52-60, 131-138<br />

Tun Bidja ad-Diradja 163-167, 172<br />

Tun Bidjaja Pekerma 79<br />

Tun Bidjaja Singa 123<br />

Tun Indera Dewi 96, 103-104, 106-107<br />

Tun Indera Naja 105-107<br />

Tun Kundja Mutia 123<br />

Tun Manai 123<br />

202


Tun Sahdani 105-107<br />

Tun Saif Allah 79<br />

Tun Sarung 123<br />

Tun Seri Dewi 95<br />

Valignano 34<br />

Vicente 41-43, 58, 60<br />

Vitré 22, 24<br />

Wischnu (» Bisnu) 5-6, 9, 11, 66-67<br />

Worana Songkram 154<br />

Zainal (= Zainal Abidin) 19, 89<br />

Zainal Abidin (= Zainal) 19-21, 89, 91<br />

203


INDEX (2): GEOGRAPHISCHE UND ETHNOGRAPHISCHE BEZEICHNUNGEN<br />

Aberama 156<br />

Ace ( = Atjeh) 29<br />

Ache (- Atjeh) 29<br />

Achem (= Atjeh) 29<br />

Ajer Labu 29<br />

Aluran Naga 173-174<br />

Angkor 9<br />

Arabien 159, 161, 178<br />

Aru, Aruer 16, 25, 29, 31, 33, 75-77, 163, 169, 171, 173, 176<br />

Asahan 173<br />

Bait al-Mamur 124<br />

Bait ar-Ridjal 78, 88, 152<br />

Bandar Birma 139<br />

Bandar Mamur (=» Kampong Djawa) 126-127, 131, 139, 156<br />

Bandar Safa 149<br />

Batak 7, 29, 84, 141-142<br />

Batangan 167-170<br />

Batu Sawar 174-175<br />

Bunga Setangkai 89-90, 152<br />

Burudj 112, 160<br />

China 8, 31, 61, 153<br />

Daja 15, 28<br />

Dar ad-Dunia 132, 137, 139, 140, 157<br />

Dar al-Isjki 75, 124-125, 159<br />

Dar al-Kamal 14, 67-69, 91, 95, 124-125<br />

Dar as-Safa 71-72<br />

Dar as-Salam 157, 156<br />

Deli 147, 156<br />

Djohor, Djohorer (= Jor) 2, 16-1?, 25-24, 28, 53-34, 36, 42, 44,<br />

48-49, 51, 81, 147, 165-166, 168-169, 172-175<br />

Djohor Lama 173-174<br />

England, Englander 43, 45-47, 50, 56, 58-60<br />

Fansur 84, 89<br />

Gale 49<br />

204


Ghori 6, 13, 17, 23, 38, 83, 85-86, 89, 163-172<br />

Goa 29, 31-33, 35, 37, 39-42, 46-4-7, 50<br />

Gomespola 41<br />

Hiadu 159<br />

Holland, Hollander 40-43, 45-50, 55, 58-60<br />

Ibus 150<br />

Ikasa 151<br />

Indrapura 20, 22<br />

Isjkidar 85, 86<br />

Istambul (= Rum) 133, 162<br />

Jaman .156, 161-162<br />

Java, Javanen 34, 44<br />

Jor (= Djohor) 24<br />

Kaffern 160<br />

Kambodscha 153<br />

Kampong Birma 139<br />

Kampong Djawa (= Bandar Mamur) 126<br />

Kelas Intan 71<br />

Keling 89<br />

Kota Batu 76-77<br />

Kota Biram 27, 112, 132-155, 138<br />

Kota Chalwat 124<br />

Kuala Merdu Isjki 72<br />

Kuala Tandjung 172<br />

Kuta Alam 20<br />

Lam Anal 140<br />

Lam(b)ri 27, 64, 66-67<br />

Lan Tjang 153<br />

Lan Na Tai 1<br />

Lubook 44, 55<br />

Makam Tukul 156<br />

Makassar 10<br />

Makota Alam 14, 20, 67-69, 91, 93<br />

Malakka 2, 8, 17, 27-51, 33-35, 37, 39-42, 44, 48-49, 51, 72, 173-<br />

174<br />

Malakka Muda 172<br />

Malaya 147<br />

205


Medan 136<br />

Medan Chajjali 75, 132-133, 136, 139-140, 157<br />

Medien 159, 161, 178<br />

Medina 145, 160-162<br />

Mekka 133, 1*5, 160, 162<br />

Merah 164-165<br />

Minangkabau 7-8<br />

Mughal 17, 83-87, 159, 161<br />

Nimah Puri 124<br />

Nur Selawat 169<br />

Pace (= Pasai) 29<br />

Paoem (= Pasai) 29<br />

Pangkalan Dungan 167<br />

Pantai Radja 172<br />

Pantai Tjermin 124<br />

Pantai Tjuatja 120, 122, 124, 126, 130<br />

Pasai (= PacS = Pacem) 15, 23, 28, 29<br />

Pasemah 8<br />

Pasir Putih 170<br />

Pedir (= Sjahr Deli) 15, 25, 25, 28-29<br />

Perak 19-20<br />

Perasi 161<br />

Perawis 71<br />

Periaman 18, 90, 147<br />

Philippinen 35<br />

Phitsanu Lok 153<br />

Pidada 75<br />

Pigu 90<br />

Portugal,<br />

169<br />

Portugiesen 2, 6, 15, 17, 25, 27-60, 67, 126-127, 131-138,<br />

Pulau Sabda (1) (= (2)?) 78<br />

Pulau Sabda (2) (= (1)?) 173-174<br />

Rahmat 122-124<br />

Rantau Binuang 7<br />

Rum ( = Istambul) 8, 155-157, 159, 161-165, 175<br />

Sabang 49<br />

Samutera 16, 74-78, 85, 170<br />

Selat Tjibrau 126<br />

Selujut 82<br />

206


Semidang 8<br />

Seratjan 63, 66<br />

Serokan Djamil 72<br />

Siam, Siamer 2, 6, 13, 30, 44, 152-155<br />

Singapur 55, 49, 1?4<br />

Siut am 7<br />

Sjahr Deli (= Pedir) 15, 70-75, 178<br />

Sjahr Nawi 152-155<br />

Sjahr Nu 148, 168<br />

Sosa 7<br />

Spanien 35, 45<br />

Suka Mandi 167, 170<br />

Tai 1, 53<br />

Taimunus Hakim 155<br />

Tandang 174<br />

Tangsir 118<br />

Tanni(-Tor) 75, 76, 133, 136<br />

Tapanuli 9<br />

Tiku 90, 147<br />

Tjampa 153<br />

Tschiang Mai 53, 153<br />

Udjung Tanah 78, 79, 81<br />

Uluran Paku 174<br />

Wadi as-Safa 125<br />

Wemale 10<br />

207


BERNHARD DAHM<br />

Sukarnos Kampf um Indonesiens Unabhangigkeit<br />

Werdegang und Ideen eines asiatisdien Nationalisten<br />

(Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, Band XVIII)<br />

1966. XVI, 295 Seiten, broscbiert DM 36,—<br />

KXAUS MATZEL<br />

Einführung in die singhalesische Sprache<br />

(Schriften des Südasien-Instituts der Universitat Heidelberg, Band 5)<br />

1966. XIV, 208 Seiten und 1 Ausklapptafel, Leinen DM 48,—<br />

HANS ANDREAS POETZELBERGER<br />

Einführung in das Indonesische<br />

(Veröffentlichungen des Ostasiatischen Seminars der Johann-Wolfgang-Goe<strong>the</strong>-Universitat,<br />

Frankfurt/Main. Reihe A: Südostasienkunde, Band I)<br />

1965. 147 Seiten und 1 Tafel sowie 1 Kartenskizze, broscbiert DM 14,—<br />

HANS-ULRICH STORZ<br />

Birma<br />

Land, Geschichte, Wirtschaft<br />

(Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, Band 21)<br />

1967 (1968). 302 Seiten mit 2 farbigen Karten und 4 Ausklapptafeln, Leinen DM 48,—<br />

Studiën zur Entwiddung in Süd- und Ostasien<br />

Neue Folge. Teil 3. Indonesien<br />

von DIETMAR ROTHERMUND, WOLFGANG SCHMAHL, ADOLF ANDREAS BODENSTEDT,<br />

J. A. C. MACKIE<br />

(Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, Band XVI)<br />

1964. VII, 163 Seiten, broscbiert DM 28,40<br />

Thailand-Studien<br />

Zur hundertjahrigen Wiederkehr des ersten deutsch-thailandischen Vertragsabschlusses<br />

1862/1962 (Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, Band XV)<br />

1962. VII, 94 Seiten, broscbiert DM 15,60<br />

PAUL W. WILM<br />

Die Fruchtbarkeit und Ertragsleistung Nordchinas bis 1949<br />

Mit einem Nachwort über den Einflufi der kommunistischen Umwalzung auf die Agrarerzeugung<br />

des Landes (Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, Band 22)<br />

1968. 258 Seiten mit 1 Karte, Leinen DM 48,—<br />

OTTO HARRASSOWITZ<br />

• WIESB ADEN

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