Versprechen und Wirkung von Kosmetika - Procter & Gamble
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HAGE IV<br />
<strong>Versprechen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong><br />
Dokumentation einer Dialogtagung<br />
Ursula Hansen, Ingo Schoenheit (Hrsg.)
<strong>Versprechen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong><br />
Dokumentation einer Dialogtagung<br />
Herausgegeben <strong>von</strong><br />
Ursula Hansen, Ingo Schoenheit
Copyright 2005 bei den Autorinnen <strong>und</strong> Autoren <strong>und</strong> der<br />
imug Beratungsgesellschaft mbH, Hannover<br />
Satz: biro mediendesign, Hannover<br />
Druck <strong>und</strong> Bindearbeiten: Unger & Pauselius GmbH, Hameln
Inhalt<br />
Vorwort 7<br />
Kosmetik im Dialog mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gesellschaft 8<br />
HAGE – Dialoge - Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Perspektiven eines Dialogkonzeptes<br />
Prof. Dr. Dr. Ursula Hansen, Universität Hannover<br />
Kosmetik als Teil der modernen Lebenswelt 16<br />
Dr. Kerstin Ullrich, GIM argo, Gesellschaft für Marketingforschung <strong>und</strong><br />
Innovationsmanagement<br />
P&G Beauty - modisch im Trend 29<br />
Dr. Jörg Uhl, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />
Der gesetzliche Rahmen im Wandel 33<br />
Dr. Bernd Stroemer, Industrieverband Körperpfl ege- <strong>und</strong> Waschmittel e. V.<br />
(IKW)<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit als Eckpunkte der 37<br />
Produktentwicklung<br />
Dr. Gerhard Nohynek, L’Oreal<br />
Hautverträglichkeit <strong>und</strong> – Sicherheit <strong>von</strong> Markenprodukten 41<br />
Prof. Dr. Med. Torsten Zuberbier, Charité Berlin<br />
Inhaltsstoffe in <strong>Kosmetika</strong> – mögliche Auswirkungen 44<br />
auf Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit?<br />
Wolfgang Straff, Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />
Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong> - 47<br />
Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte?<br />
Dr. Tilmann Reuther, Universität Hamburg<br />
5
Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf<br />
Braucht junge <strong>und</strong> alte Haut andere Pflege? 52<br />
Prof. Dr. Peter Elsner, Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />
Unterentwickeltes Marktangebot für reife Menschen 54<br />
RA Erhard Hackler, Deutsche Seniorenliga e.V.<br />
Psychologie des Schön-Sein-Wollens bei Jugendlichen. 56<br />
Jugendliche heute: stark, kompetent <strong>und</strong> schön<br />
Dr. Edit Schlaffer, Ludwig-Boltzmann Forschungsstelle /<br />
Frauen ohne Grenzen, Wien<br />
Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf: Massenmärkte bei sich 58<br />
differenzierenden Verbraucherbedürfnissen?<br />
Dr. Matthias Bode, Universität Hannover<br />
Information <strong>und</strong> Verhalten<br />
Erwartungen der Verbraucher an die Hersteller <strong>von</strong> 63<br />
Kosmetikprodukten<br />
Clara Meynen, Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverband (vzbv)<br />
Informationsangebote der Hersteller- <strong>von</strong> der Verpackung 66<br />
bis zum Internet<br />
Dr. Alfred Markowetz, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Die Psychologie der Informationssuche <strong>und</strong> –aufnahme 69<br />
Prof. Dr. Günter Silberer, Universität Göttingen<br />
Welche <strong>und</strong> wie viel Information „verträgt“ der Mensch? 71<br />
Dr. Ingo Schoenheit, imug Beratungsgesellschaft, Hannover<br />
Philosophie <strong>und</strong> Methodik des vergleichenden Warentests 76<br />
Dr. Michael Jordan, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH; Dr. Ingo Schoenheit,<br />
imug Beratungsgesellschaft, Hannover; Prof. Dr. Günter Silberer, Universität<br />
Göttingen<br />
Anhang<br />
Teilnehmerverzeichnis der Dialogtagung 85<br />
Programmverlauf 88<br />
6
Vorwort<br />
Mit dieser Dokumentation der HAGE IV Dialogtagung setzen wir die<br />
inzwischen gut bewährte Praxis fort, die in regelmäßigen Abständen<br />
stattfi ndenden Dialogtagungen im Themenbereich Hautpfl ege <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit über den unmittelbaren Kreis der Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />
Teilnehmer hinaus auch einem größeren Kreis interessierter Experten<br />
<strong>und</strong> Meinungsführer vorzustellen. Die HAGE IV Dialogtagung fand<br />
Mitte Juni 2005 in Frankfurt statt. Die hier vorgestellten Beiträge sind<br />
die überarbeiteten Fassungen der <strong>von</strong> den Experten zur Diskussion<br />
gestellten Thesen. Sie fassen in Teilen aber auch die auf der Tagung<br />
geführten Diskussionen zusammen <strong>und</strong> geben insofern einen sehr guten<br />
Überblick über den Stand der Meinungsbildung zu den aufgeworfenen<br />
Fragen.<br />
Seit 1994 kommen herausgehobene Experten aus verschiedenen<br />
gesellschaftlichen Bereichen in einem unregelmäßigen Turnus<br />
zusammen, um über gr<strong>und</strong>legende, aber auch über aktuelle Fragen des<br />
Produkt- <strong>und</strong> Leistungsangebots für „Haut <strong>und</strong> Haare“ zu diskutieren. Die<br />
Verantwortung für die Konzeption auch dieser Veranstaltung, die Einladung<br />
der Teilnehmer usw. liegt bei Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen<br />
<strong>und</strong> Herrn Dr. Ingo Schoenheit <strong>von</strong> der imug Beratungsgesellschaft,<br />
Hannover. Die Veranstalter nehmen für sich in Anspruch mit den<br />
HAGE – Dialogen eine Art Markenzeichen für einen qualifi zierten <strong>und</strong><br />
unternehmensunabhängigen Expertendiskurs entwickelt zu haben.<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> hat diese Dialogreihe ins Leben gerufen <strong>und</strong> fördert sie<br />
fi nanziell <strong>und</strong> ideell. So möchten wir uns ganz ausdrücklich bei Herrn Dr.<br />
Jordan <strong>und</strong> Herrn Dr. Markowetz <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> bedanken, die<br />
mit großer Geduld <strong>und</strong> Einsatzbereitschaft die Wünsche der Veranstalter<br />
aufgegriffen haben <strong>und</strong> sie bei der Umsetzung stets hilfreich unterstützt<br />
haben. Unser Dank gilt aber auch den teilnehmenden Experten, die sich<br />
mit großer Sachk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Offenheit an diesem Dialog beteiligt haben.<br />
Hannover, 15. September 2005<br />
Prof. Dr. Dr. Ursula Hansen<br />
Dr. Ingo Schoenheit<br />
7
Prof. Dr. Dr. Ursula Hansen,<br />
Universität Hannover, imug<br />
Der HAGE – Dialog -<br />
Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Perspektiven eines Dialogkonzeptes<br />
Die HAGE IV – Dialogtagung beschäftigt sich thematisch mit der Frage,<br />
ob <strong>und</strong> wie <strong>Kosmetika</strong> wirken. Das Thema „Versprechungen <strong>und</strong><br />
<strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong>“ berührt ein Kernproblem des Marketing, das<br />
bekanntermaßen die Zufriedenheit der Produktnutzer in den Mittelpunkt<br />
aller Marketingbemühungen rückt.<br />
Die Ausgangsfrage, ob <strong>Kosmetika</strong> „wirken“, scheint auf den ersten Blick<br />
selbsterklärend zu sein, denn ohne <strong>Wirkung</strong> würde – so könnte man<br />
unterstellen – kein ständig sich erweiternder Markt für Kosmetikprodukte<br />
existieren. Auch könnte man mit naturwissenschaftlichem Sachverstand<br />
medizinischer, dermatologischer oder toxikologischer Perspektive<br />
nach belastbaren Aussagen über die <strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> Kosmetik<br />
suchen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber sehr schnell, dass<br />
im Zusammenhang mit der Frage der Wirksamkeit z.T. komplizierte<br />
Abwägungsprozesse erforderlich sind. Welche Risiken können mit<br />
einer angemessenen Wirksamkeit verb<strong>und</strong>en sein, welche wollen wir<br />
akzeptieren <strong>und</strong> ablehnen. Auch die Frage, welche Umweltbelastungen<br />
zu beobachten sind <strong>und</strong> ggf. in Kauf zu nehmen oder abzulehnen<br />
sind, verweist auf Abwägungsprobleme. Ganz gr<strong>und</strong>legend kann<br />
sogar bezweifelt werden, ob eine rein naturwissenschaftliche Sicht<br />
auf die „Wirksamkeit“ dem Thema überhaupt gerecht wird. Kann über<br />
Wirksamkeit ohne Rückgriff auf die Bedürfnisse der Konsumenten<br />
überhaupt angemessen gesprochen werden <strong>und</strong> sind Aspekte des „Sich-<br />
Wohlfühlens“ nicht ebenfalls legitime Kategorien der Wirksamkeit <strong>von</strong><br />
pfl egenden Kosmetikprodukten?<br />
8
Bei einer offenen <strong>und</strong> auch kritischen Diskussion über die Wirksamkeit<br />
<strong>von</strong> Kosmetikprodukten können schnell zwei – sich im übrigen gegenseitig<br />
ausschließende – gr<strong>und</strong>legende Argumentationsfi guren auftauchen, die<br />
eine problemlösungsorientierte Diskussion mehr behindern als fördern.<br />
Erstens besteht die Gefahr, dass fortwährend die Argumentationsfi gur<br />
benutzt wird, nach der pfl egende Kosmetikprodukte zumindest im<br />
Sinne eines naturwissenschaftlich belegbaren Erfolges keine oder<br />
nur vernachlässigenswert geringe pfl egende <strong>und</strong> den Hautzustand<br />
verbessernde <strong>Wirkung</strong>en haben. Die großen Wirkversprechen der<br />
Werbung seien deshalb übertrieben oder gar unzutreffend. Diese<br />
Position kann sich je nach Differenzierungsfähigkeit des Autors auf<br />
alle, auf die meisten, auf einige oder auf vereinzelt anzutreffende<br />
Produkte beziehen. Die zweite Argumentationsfi gur, die ebenfalls als<br />
Wahrnehmungsfi lter die Diskussionen durchziehen kann, geht <strong>von</strong> einer<br />
vorhandenen <strong>und</strong> meistens sogar <strong>von</strong> einer zu deutlichen <strong>Wirkung</strong> <strong>und</strong><br />
auch <strong>von</strong> möglichen Folgewirkungen <strong>von</strong> Kosmetikprodukten aus, die<br />
nicht erwünscht sind <strong>und</strong> deshalb begrenzt werden sollten. Auch wenn<br />
für beide Argumentationsfi guren Beispiele angeführt werden können,<br />
verstellen sie in ihrer Pauschalierung eine problemadäquate Diskussion,<br />
die durch folgende Leitfragen besser strukturiert werden kann:<br />
• Welche Grenzen sind bei der Suche nach einer angemessenen<br />
Wirksamkeit zu beachten?<br />
• Welche verschiedenartigen auch tieferliegenden<br />
Verbraucherbedürfnisse erfüllen <strong>Kosmetika</strong>?<br />
• Welche Information über <strong>Kosmetika</strong> ist „wirksam“ <strong>und</strong><br />
„verträglich“?<br />
Um eine möglichst ergebnis- <strong>und</strong> facettenreiche Diskussion dieser<br />
Fragen zu ermöglichen, sind zur HAGE IV – Dialogtagung führende<br />
Dermatologen, Allergologen, Toxikologen aber auch Vertreter <strong>von</strong><br />
Aufsichtsbehörden <strong>und</strong> des BMVEL, Vertreter <strong>von</strong> Verbraucherorganisationen<br />
<strong>und</strong> Umweltverbänden, herausgehobene Berufspraktiker<br />
im Bereich Kosmetik, Haut <strong>und</strong> Haar, Vertreter <strong>von</strong> Unternehmen der<br />
Kosmetikindustrie <strong>und</strong> ihrer Verbände, aber auch andere Experten <strong>und</strong><br />
Wissenschaftler eingeladen worden.<br />
9
Diese HAGE IV Tagung setzt das <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> ins Leben<br />
gerufene <strong>und</strong> fi nanziell <strong>und</strong> ideell geförderte Dialogprogramm fort. Die<br />
Verantwortung für die Konzeption der Veranstaltung, die Einladung der<br />
Teilnehmer usw. liegt bei Frau Prof. Dr. Dr. h. c. Hansen <strong>und</strong> Herrn Dr.<br />
Ingo Schoenheit Gesellschafter der imug Beratungsgesellschaft, die als<br />
Veranstalter für sich in Anspruch nehmen mit den HAGE – Dialogen eine Art<br />
Markenzeichen für einen qualifi zierten <strong>und</strong> unternehmensunabhängigen<br />
Expertendiskurs entwickelt zu haben.<br />
1. Dialoge zwischen Unternehmen <strong>und</strong> ihren Stakeholdern<br />
Dialoge zwischen Unternehmen <strong>und</strong> wichtigen Meinungsführern aus<br />
verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sind trotz des HAGE-<br />
Dialogprogramms noch immer eher „unüblich“. Um zu verstehen <strong>und</strong><br />
ggf. auch kritisch zu hinterfragen, ob solche Dialoge aus Sicht des<br />
Unternehmens oder auch aus Sicht der hier involvierten Experten <strong>und</strong><br />
Meinungsführer überhaupt sinnvoll sind, ob es also überhaupt „lohnt“,<br />
hierfür Geld, Zeit <strong>und</strong> Mühen aufzuwenden, ist es hilfreich sich klar zu<br />
werden, welche Rolle wichtige Stakeholder für Unternehmen heute<br />
spielen <strong>und</strong> welche Bedeutung unternehmerische Entscheidungen auf<br />
der anderen Seite haben können.<br />
Aus der Sicht <strong>von</strong> Unternehmen sind nicht nur die Konsumenten<br />
selbst, sondern auch andere Stakeholder wichtig, wenn es darum<br />
geht, auf bestimmten Märkten erfolgreich zu agieren. Die gut bekannte<br />
Marktorientierung, bei der das klassische Instrumentarium des Marketing-<br />
Mix einsetzt wird, gerät dort an Grenzen, wo relevante Meinungsbildner<br />
<strong>und</strong> Experten mit ihren Äußerungen <strong>und</strong> Stellungnahmen den<br />
Markterfolg beinträchtigen können. Wissenschaftler (Dermatologen,<br />
Toxikologen), Vertreter <strong>von</strong> Umwelt- <strong>und</strong> Verbraucherverbänden,<br />
Vertreter <strong>von</strong> Ministerien <strong>und</strong> Behörden <strong>und</strong> viele andere mehr können<br />
die öffentliche Meinungsbildung nachhaltig prägen <strong>und</strong> den Markterfolg<br />
erschweren. Aus Sicht eines umsichtig agierenden Unternehmens<br />
können diese Erfahrungen Anlass sein, die Sichtweisen <strong>und</strong> Argumente<br />
dieser meinungsbildenden Experten so gut es eben geht zu kennen<br />
<strong>und</strong> zu verstehen. In einer sehr schlicht weitergedachten Variante,<br />
könnte es aus Sicht der Unternehmen sogar besonders verlockend<br />
sein, diese Sichtweisen auch gleich zu beeinfl ussen <strong>und</strong> zu lenken. Die<br />
moderne Managementdiskussion hat diese komplexe Sicht der heutigen<br />
10
Realität aufgegriffen <strong>und</strong> den sogenannten Stakeholder approach als<br />
angemessenes Managementkonzept defi niert. Unternehmen wird mit<br />
diesem Konzept ganz gr<strong>und</strong>sätzlich empfohlen, nicht einseitig einem<br />
Shareholder-Ansatz zu folgen, sondern zu erkennen <strong>und</strong> zu akzeptieren,<br />
dass vielfältige Personen <strong>und</strong> Interessengruppen einen „stake“ im<br />
Unternehmen haben <strong>und</strong> es umsichtig <strong>und</strong> erfolgversprechend ist, die<br />
Bedürfnisse auch dieser Stakeholder zu kennen <strong>und</strong> in einer balancierten<br />
Art <strong>und</strong> Weise auch zu befriedigen. Dieser Stakeholder approach geht<br />
also gr<strong>und</strong>legend <strong>von</strong> einer balancierten Befriedigung der Bedürfnisse<br />
der einzelnen Stakeholder aus <strong>und</strong> nicht <strong>von</strong> der „Beeinfl ussung ihrer<br />
Auffassungen“, was bereits weiter oben als kurzsichtige Fehlinterpretation<br />
des Sinns, aber auch der Möglichkeiten <strong>von</strong> Dialogen erwähnt wurde.<br />
Wird dem gr<strong>und</strong>legenden Konzept des Stakeholder-Managements<br />
gefolgt, müssen Unternehmen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ihre wichtigen Stakeholder identifi zieren,<br />
ihre Anliegen, Interessen <strong>und</strong> Sichtweisen in Bezug auf das<br />
Unternehmen <strong>und</strong> seine Produkte verstehen,<br />
<strong>und</strong> die Anliegen, Interessen <strong>und</strong> Sichtweisen der Stakeholder in<br />
einer angemessenen („balancierten“) Art <strong>und</strong> Weise in ihren<br />
zukünftigen Entscheidungen berücksichtigen<br />
<strong>und</strong> die Stakeholder über den Erfolg (oder auch den Misserfolg)<br />
dieser - ihre Sichtweisen aufgreifenden - Unternehmenspolitik<br />
informieren <strong>und</strong> die nächste R<strong>und</strong>e einer neuen Verständigung mit<br />
den relevanten Stakeholder einleiten.<br />
Unternehmen, die diesen Gr<strong>und</strong>akkord des Stakeholder Engagement<br />
differenziert <strong>und</strong> gekonnt spielen können, tun das Richtige, um<br />
am Markt erfolgreich zu sein. Sie zeigen sich darüber hinaus als<br />
sozial verantwortliche Unternehmen, weil sie den Austausch mit<br />
ihren Stakeholdern ernst nehmen. Sie defi nieren nämlich nicht im<br />
luftleeren Raum (oder am grauen Vorstandstisch) was soziale (oder<br />
auch ökologische) Verantwortung eines Unternehmens ausmacht,<br />
sondern stellen dies im Austausch mit ihren Stakeholdern zur<br />
Diskussion. Stakeholder Engagement bedeutet jedoch nicht, dass die<br />
unternehmerischen Entscheidungen nun <strong>von</strong> den Stakeholdern mit<br />
getroffen werden. Stakeholder Engagement oder Stakeholder-Dialoge<br />
sind also kein verdecktes „Mitbestimmungsmodell“, sondern eine<br />
11
umsichtige <strong>und</strong> verantwortliche Art des modernen Managements, das<br />
die letztliche Verantwortung für unternehmerische Entscheidungen bei<br />
den dafür zuständigen Gremien <strong>und</strong> Personen im Unternehmen belässt.<br />
Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass Stakeholderdialoge auch<br />
Risiken bergen. Sie legen Probleme offen, ihr Ausgang ist ungewiss <strong>und</strong><br />
sie wecken u.U. hohe Erwartungen an die Problemlösungskompetenz<br />
einer Unternehmung, der sie nicht nachkommen kann oder will.<br />
Wenn damit zumindest ein theoretisch gut begründeter<br />
Argumentationsrahmen skizziert wurde, warum es aus Sicht <strong>von</strong><br />
Unternehmen Sinn macht, Zeit <strong>und</strong> Geld in Stakeholder-Dialoge zu<br />
investieren, stellt sich die Frage, warum die jeweiligen Stakeholder sich<br />
auf solch einen Dialog einlassen sollten. Was könnten ihre Benefi ts<br />
sein? Diese Frage ist schon deshalb viel schwieriger zu beantworten,<br />
weil die in Betracht kommenden Stakeholder prinzipiell sehr heterogen<br />
sind <strong>und</strong> deshalb auch die möglichen Benefi ts ganz unterschiedlich<br />
ausfallen können. Einige weiterreichende Hinweise können wir aus den<br />
eigenen HAGE-Erfahrungen gewinnen. Im Rahmen eines detaillierteren<br />
Forschungprogramms hatten wir nach dem Hage II – Dialog die<br />
involvierten Experten (Stakeholder) nach ihren Erwartungen (vor dem<br />
Dialog) <strong>und</strong> ihre bewertenden Beobachtungen (nach dem Dialog) gefragt<br />
(vgl. Abbildung 1).<br />
12
Als ein wesentliches Gr<strong>und</strong>motiv kann bei den involvierten Stakeholdern<br />
beobachtet werden, dass sie den Eindruck haben, ihre Meinung, ihre<br />
Vorschläge <strong>und</strong> Kommentare werden vom Unternehmen angehört,<br />
aufgegriffen <strong>und</strong> im besten Fall sogar umgesetzt. Sie könnten in diesem<br />
Fall den Nutzen für sich defi nieren, dass sie in einem offenen <strong>und</strong><br />
vertraglich nicht kodifi zierten Verfahren Einfl uss auf die Politik oder<br />
einzelne Aktivitäten der Unternehmen haben. Damit dieser in die Zukunft<br />
reichende Nutzen überhaupt bei der Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />
beispielsweise einer Dialogtagung wirksam werden kann, muss das<br />
Unternehmen deutliche <strong>und</strong> glaubwürdige Signale aussenden, dass das,<br />
was im diesem Dialog besprochen werden <strong>und</strong> als „Ergebnis“ womöglich<br />
herauskommen, für das Unternehmen wertvoll sind. Das Unternehmen<br />
muss also für die Ermöglichung eines wahrnehmbaren Benefi ts<br />
gegenüber seinen Stakeholder klar machen <strong>und</strong> sicherstellen, dass es<br />
ihm nicht lediglich um die Beeinfl ussung der Stakeholder, sondern um<br />
das eigene Lernen geht.<br />
Diese hier zunächst idealtypisch herausgearbeiteten Motivlagen <strong>von</strong><br />
Unternehmen <strong>und</strong> ihren Stakeholdern, die bei dem Zustandekommen<br />
<strong>von</strong> Stakeholder-Dialogen eine Rolle spielen, treten im realen Leben<br />
natürlich in einer bunten Gemengelage auf, zu der sich auch noch andere<br />
„soziale“ Motive gesellen können. So kann man auf Dialogtagungen<br />
interessante Leute, neue <strong>und</strong> überraschende Thesen <strong>und</strong> Sichtweisen<br />
kennenlernen, man kann lebendige Kontakte knüpfen, gut essen<br />
<strong>und</strong> sich im besten Fall vielleicht sogar amüsieren. Diese legitimen<br />
Seitenmotive können auf Seiten der Stakeholder, aber auch auf Seiten<br />
der mit Stakeholder-Dialogen unmittelbar befassten Manager der<br />
Unternehmen vorhanden sein. Auch wenn diese „Seiten-Motive“ immer<br />
mit im Spiele sind, bleiben die dominierenden Motive andere. Es geht<br />
um die Möglichkeiten der gekonnten wechselseitigen Beeinfl ussung,<br />
die nach bestimmten transparenten Regeln erfolgen soll, damit eine<br />
gegenseitige Überforderung <strong>und</strong> wechselseitige Enttäuschung in dieser<br />
offenen Kommunikationsstruktur möglichst ausgeschlossen werden<br />
kann.<br />
13
2. Regeln als Erfolgsfaktoren <strong>von</strong> Stakeholder- Dialoge<br />
Die konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen eines erfolgreichen Stakeholder-Dialoges<br />
werden durch die „Defi nition“ eines Themas <strong>und</strong> durch die richtige (zum<br />
Thema passende) Auswahl der Stakeholder gelegt. Zwischen „Thema“<br />
<strong>und</strong> „relevanten Stakeholder“ ergeben sich aus Sicht des Unternehmens<br />
in der Regel vielfältige Beziehungen, sie bedingen sich in vielen Fällen<br />
wechselseitig. Die aus Sicht des Unternehmen „relevanten Stakeholder“<br />
sind an bestimmten „Themen“ mit Bezug zum Unternehmen interessiert,<br />
die – weil die Stakeholder sich dafür interessieren – auch für das<br />
Unternehmen interessant sind. Wenn das Unternehmen „Themen“ für<br />
einen Stakeholder-Dialog lancieren möchte, für die sich am Ende keine<br />
Stakeholder interessieren, versteht dieses Unternehmen das Anliegen<br />
<strong>von</strong> Stakeholder-Dialogen nicht.<br />
Weitere wichtige Voraussetzungen für einen zielführenden Stakeholder-<br />
Dialog sind jedoch, dass in Bezug auf das festgelegte Thema eine<br />
Beteiligung möglichst aller relevante Stakeholder angestrebt werden<br />
kann.<br />
In der Praxis <strong>von</strong> Stakeholder-Dialogen haben sich gr<strong>und</strong>legende<br />
Prinzipien herausgebildet, deren gekonnte Einhaltung als Erfolgsfaktoren<br />
betrachtet werden können. Zu diesen Prinzipien gehören:<br />
- kommunikative Offenheit <strong>und</strong> eine Ernst zu nehmende<br />
Dialogbereitschaft auf höchster Führungsebene des den Dialog<br />
initiierenden Unternehmens,<br />
- sinnvolle, möglichst viele relevante Positionen eines Themas<br />
(siehe oben) einschließende Auswahl der Teilnehmer,<br />
- neutrale Moderation,<br />
- Transparenz <strong>und</strong> Fairness des Verfahrens,<br />
- Feed Back über die Ergebnisse,<br />
- Kontinuität<br />
14
Der Erfolgsfaktor „Transparenz“ legt es nahe, auch über den Erfolg der<br />
bisherigen Erfolge zu berichten. Immerhin ist diese Tagung die vierte in<br />
einer Reihe, die sich an einen im Kern ähnlichen Kreis <strong>von</strong> Stakeholdern<br />
wendet. Dialoge in einem solchen längerfristig angelegten Netzwerk<br />
aus Stakeholdern <strong>und</strong> Experten haben den Vorteil, Vertrauen als<br />
Voraussetzung einer positiven Kommunikation zu schaffen <strong>und</strong> Trends<br />
über Zeiträume hinweg verstehen zu lernen. Insbesondere wenn es<br />
wie hier in den HAGE-Dialogen gelingt, herausgehobene Experten <strong>und</strong><br />
Meinungsführer aus Arbeitsbereichen <strong>und</strong> Institutionen zu involvieren,<br />
die für das Thema relevant sind, bieten Stakeholderdialoge aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Interdisziplinarität ein besonders kreatives Potenzial für eine verständigungsorientierte<br />
Zukunftsgestaltung.<br />
15
Dr. Kerstin Ullrich, GIM<br />
Kosmetik als Teil der modernen Lebenswelt<br />
Im folgenden Beitrag möchte ich Kosmetik in einen etwas breiteren<br />
Kontext stellen <strong>und</strong> in Zusammenhang mit gesellschaftlich-kulturellem<br />
Wandel <strong>und</strong> der Veränderung <strong>von</strong> weiblichen Identitätskonzepten<br />
diskutieren. Aus diesen Veränderungen resultieren Konfl iktfelder oder<br />
auch Spannungsfelder für Frauen, auf die sie in unterschiedlicher Weise<br />
antworten <strong>und</strong> für die sie unterschiedliche Verarbeitungsstrategien<br />
gef<strong>und</strong>en haben. Ich identifi ziere zwei Strategielinien – eine offensive<br />
<strong>und</strong> eine defensive Strategie – zur Verarbeitung dieser Konfl iktfelder,<br />
die unmittelbare Implikationen für die Wahrnehmung <strong>von</strong> Kosmetik, für<br />
die Art der Kosmetikprodukte <strong>und</strong> auch für die Produktkommunikation<br />
haben.<br />
1. Wirkzusammenhänge: Vom Wertewandel zu den Implikationen<br />
für Kosmetik<br />
Kosmetik, kosmetische Produkte, Werbung <strong>und</strong> Kommunikation für<br />
Kosmetik existieren nicht im luftleeren Raum, sondern sind Ausdruck<br />
gesellschaftlichen Wandels <strong>und</strong> Veränderungen kultureller Leitbilder.<br />
Dabei ist der Wirkzusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel<br />
<strong>und</strong> Produkt oder Kommunikation nicht einfach nur analog <strong>und</strong> wird nie<br />
1:1 umgesetzt. Vielmehr stellt die Ausgestaltung einer Produktkategorie<br />
wie Kosmetik eine Projektionsfl äche dar, auf der sich der gesellschaftliche<br />
Widerstreit um Leitbilder festmachen lässt. Spannungsfelder, die sich aus<br />
Wandel stets ergeben, Verarbeitungsstrategien für kulturell divergierende<br />
Leitbilder, Akzeptanz <strong>und</strong> Protest, all dies sind Facetten individueller <strong>und</strong><br />
kollektiver Auseinandersetzung mit Wandlungsprozessen <strong>und</strong> mit sich<br />
verändernden Selbstkonzepten, die sich in einer Produktkategorie wie<br />
Kosmetik wiederspiegeln.<br />
16
Doch nicht nur das Produkt selber ist ständigen kulturellen<br />
Adaptionsprozessen unterzogen; auch die Marke, die Kommunikation<br />
<strong>und</strong> das zugr<strong>und</strong>e liegende Zielgruppenverständnis muss den<br />
veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Deutungsmustern angepasst werden.<br />
Demzufolge werde ich mich im Folgenden mit den für die Kosmetik<br />
relevanten Deutungsfeldern, dem in der Gesellschaft dominanten<br />
Frauenbild <strong>und</strong> dem Schönheitsideal im Wandel der Zeit beschäftigen.<br />
2. Weibliche Selbstkonzepte: Frausein <strong>und</strong> Schönheitsbild im<br />
Wandel<br />
Die 50er <strong>und</strong> frühen 60er Jahre waren die Epoche der „Außenorientierung“,<br />
d.h. eines Selbstkonzeptes, in dem die nahezu kritiklose Anpassung des<br />
Selbst an die Normen der Gesellschaft im Mittelpunkt stand.<br />
Abbildung 1: Frauenbild der 50er <strong>und</strong> 60er Jahre<br />
17
Für die Frauen bedeutete dies, einem Leitbild zu folgen, das die<br />
berufstätige Ehefrau nicht vorsah, sondern sie in die Sphäre des<br />
Haushaltes <strong>und</strong> der Mutterschaft „abschob“. Die Erfüllung dieser Rolle<br />
<strong>und</strong> das Aufrechterhalten des äußeren Bildes, des Scheins, hatte Vorrang<br />
vor der Entwicklung der Persönlichkeit. Auch das Schönheitsideal musste<br />
sich dieser Außenorientierung unterwerfen. Das Gesicht war die Fassade,<br />
die das (Rollen-)bild aufrechterhielt, die Oberfl äche war wichtiger als die<br />
Persönlichkeit dahinter. Schönheit war normgeleitet (vgl. Abbildung 1).<br />
Abbildung 2: Schönheitsideal 50er <strong>und</strong> 60er Jahre<br />
Mitte der 60er änderte sich die Situation: Die kulturellen Neuorientierungen,<br />
die die sogenannte 68er Generation mit sich brachte <strong>und</strong> die bis in die<br />
80er ihre unmittelbare <strong>Wirkung</strong> entfalteten, brachten das bisherige<br />
Frauenbild ins Wanken (vgl. Abbildung 2).<br />
18
Abbildung 3: Frauenbild der 70er <strong>und</strong> 80er Jahre<br />
Die Zeit der Introspektion begann, des Hineinhörens in sich selbst, die Zeit<br />
der Innenorientierung. Das Selbst emanzipiert sich <strong>von</strong> der strikten Norm,<br />
Selbstverwirklichung war das Vehikel für eine ganze Frauengeneration,<br />
die Rollen neu zu sortieren. Die Leitbilder waren multipel: Neben der<br />
Hausfrau <strong>und</strong> Mutter – die es ja immer noch gab <strong>und</strong> gibt – existierten<br />
nun Rollen oder auch Klischees wie die Single-Frau, die Karrierefrau, die<br />
Emanze, die Superwoman. Frau konnte wählen – <strong>und</strong> tat es. Auch das<br />
Schönheitsideal wandelte sich in dieser Zeit f<strong>und</strong>amental (vgl. Abbildung<br />
3).<br />
19
Abbildung 4: Schönheitsideal 70er <strong>und</strong> 80er Jahre<br />
Die normierte Oberfl ächenschönheit wurde abgelöst <strong>von</strong> der „natürlichen<br />
Schönheit“: Der „Schein“ stand im krassen Gegensatz zum „Sein“, die<br />
Performance wurde abgelöst <strong>von</strong> der Persönlichkeit. Beide Pole schienen<br />
unvereinbar nebeneinander, bzw. gegeneinander zu stehen.<br />
Und heute? Wie sieht es heute aus? Die Wahlfreiheit, die Frauen<br />
heute haben, wandelt sich oft genug in einen Wahlzwang, so dass im<br />
Zentrum des weiblichen Selbstkonzeptes heute das kluge Management<br />
verschiedener Entwürfe <strong>und</strong> Identitätsfacetten steht. Weder pure Norm<br />
noch reine Selbstverwirklichung sind gefragt, sondern eine neue Form<br />
der Vermittlung zwischen dem Selbst <strong>und</strong> der Umwelt: Die Innen- /<br />
Außenorientierung, geprägt vom Spagat zwischen Integrationsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Selbstbestimmung (vgl. Abbildung 4).<br />
20
Abbildung 5: Frauenbild der 90er <strong>und</strong> 2000er Jahre<br />
Auch der Schönheitsentwurf scheint ein Spiegel dieser Entwicklung zu<br />
sein. Denn „echte“ Schönheit bedeutet heute, die innere <strong>und</strong> äußere<br />
Schönheit in Einklang zu bringen (vgl. Abbildung 6).<br />
21
Abbildung 6: Schönheitsideal: 90er <strong>und</strong> 2000er Jahre<br />
Oberfl äche <strong>und</strong> Persönlichkeit stehen demnach in einem<br />
Wechselverhältnis. Und das Gesicht ist eben nicht mehr reine Fassade,<br />
ist nicht länger reine Oberfl äche, sondern vielmehr das Medium, mit dem<br />
die Persönlichkeit, also das Selbst, sich vermittelt. Das Gesicht wird zur<br />
Schnittstelle zwischen Selbst <strong>und</strong> Umwelt, quasi zum „Interface“.<br />
3. Spannungsfelder für Frauen<br />
Rollenpluralität, Optionenvielfalt, selbstbestimmte Lebensentwürfe – man<br />
könnte meinen, die weibliche Biographie sei nur spannend <strong>und</strong> erfüllend.<br />
Aber ganz so einfach ist es nicht. Mit wachsender Wahlfreiheit <strong>und</strong><br />
erhöhten Optionen für das eigene Leben ergeben sich Spannungsfelder<br />
zwischen Anforderungspolen.<br />
• Rollenkonfl ikte: Die Möglichkeit, vieldimensionale Lebensentwürfe<br />
<strong>und</strong> Rollenpluralismus zu realisieren, ist in zweierlei Hinsicht<br />
tückisch. Zum einen bringt das Fehlen einer „eindeutigen“<br />
Frauenrolle einen Verlust an kultureller Identität <strong>und</strong> damit die<br />
22
Suche nach emotionalen Ankerpunkten mit sich. Des Weiteren<br />
erhöht sich der Druck für Frauen, nun allen potenziellen<br />
Rollen genügen zu müssen. Die „Jacobs Krönung“-Frau, die<br />
morgens joggt, dann ins Büro geht, um abends mit Fre<strong>und</strong>en<br />
im Abendkleid <strong>und</strong> High Heels essen zu gehen, demonstriert<br />
diesen Anforderungsdruck.<br />
• Work-Life-Balance: Dem Wunsch, ein eigenes Berufs- oder<br />
gar Karriereleben zu haben, steht der eigene aber auch der<br />
gesellschaftliche Anspruch entgegen, das Familienleben zu<br />
koordinieren <strong>und</strong> der Wunsch, eine erfüllende Partnerschaft zu<br />
leben.<br />
• Divergierende Schönheitsideale: Viele Frauen sehnen sich<br />
nach authentischer Schönheit, bei der Persönlichkeit <strong>und</strong><br />
Äußeres im Einklang miteinander stehen. Es ist der Wunsch,<br />
„kleine Macken“ zu akzeptieren, Unperfektheit gelassen<br />
hinzunehmen, so zu sein wie man ist <strong>und</strong> nicht wie man<br />
sein soll. Demgegenüber spüren sie den enormen Zwang,<br />
dem Schönheitsideal zu entsprechen: Die medial geprägte<br />
Gesellschaft konfrontiert sie mit ständig neuen Möglichkeiten,<br />
ihr Äußeres der Norm anzupassen. Kein Tag ohne Berichte über<br />
Schönheits-OPs, Botox-Behandlungen oder der ultimativen<br />
Behandlung gegen das Altern.<br />
• Altern als Spannungsfeld: Altern, bzw. die Angst vor dem<br />
Alterungsprozess, ist das Hauptbetätigungsfeld für die Kosmetik.<br />
Jugendlichkeit ist trotz des demographischen Faktors, trotz der<br />
Best Ager oder Silver Ager, trotz der sinkenden Anzahl <strong>von</strong><br />
jungen Menschen immer noch ein gesellschaftliches Ideal.<br />
23
Abbildung 7: Spannungsfelder im Rahmen des Alterns<br />
• Allerdings ist es für Frauen ein sehr widersprüchliches Ideal. Frauen<br />
sind – so erfahre ich es in meiner Marktforschungspraxis ständig<br />
– zerrissen zwischen dem Wunsch nach Jugendlichkeit <strong>und</strong> einem<br />
dem Alter entsprechenden Lebensstil. Gleichzeitig sinkt aber das<br />
gefühlte Alter ständig ab, d.h. Frauen fühlen sich im Schnitt 15<br />
Jahre jünger als sie eigentlich sind. Dies bedeutet, dass Frauen<br />
zwischen der Triade aus kommuniziertem Jugendlichkeitsideal,<br />
eigenem demographischem Alter <strong>und</strong> dem gefühltem Alter ihre<br />
Identität fi nden müssen – was mangels weiblicher Vorbilder aus<br />
früheren Generationen nicht ganz einfach ist.<br />
4. Weibliche Coping-Strategien<br />
Die kurz skizzierten Konfl iktfelder sind sicherlich nicht erschöpfend,<br />
veranschaulichen aber, dass die Vielfalt an Optionen <strong>und</strong> Anforderungen<br />
auch Handlungszwänge mit sich bringen, für die die Frauen Strategien<br />
entwickeln müssen. Im Folgenden sollen solche Coping-Strategien<br />
beispielhaft für die Spannungsfelder des Rollenpluralismus, der<br />
24
Schönheitsideale <strong>und</strong> des Alterns aufgezeigt werden.<br />
• Balancing versus Focussing: Strategien des Umgangs mit pluralen<br />
Rollenbildern. Unter Balancing verstehen wir gr<strong>und</strong>sätzlich die<br />
Abkehr vom rigiden Perfektionsmus sich selbst gegenüber, sowohl<br />
die eigene Persönlichkeit als auch den Schönheitsbegriff betreffend.<br />
Persönliche Grenzen <strong>und</strong> Unperfektionen werden gelassen <strong>und</strong><br />
selbstbewusst akzeptiert, das eigene Schönheitsverständnis setzt<br />
die Vielfalt <strong>und</strong> Lebendigkeit einer einengenden Norm entgegen.<br />
Demgegenüber beobachten wir im Rahmen unserer Marktforschungserfahrungen<br />
eine Neue Zielgerichtetheit, eine Rückkehr<br />
zur Eindeutigkeit, eine Strategie des Focussing. Der bewusste<br />
Schritt, entweder Kinder oder Karriere auszuleben, sich wieder auf<br />
nur ein einziges Rollenmuster einzulassen, das aber perfekt.<br />
• Resourcing versus Redesigning: Strategien gegenüber<br />
divergierenden Schönheitsidealen. Resourcing meint hier die<br />
Erschließung <strong>und</strong> Steigerung eigener Ressourcen als Quelle<br />
für vitale Schönheit. Schönheitskriterien wie Individualität, Profi l<br />
<strong>und</strong> Ausstrahlung gewinnen an Bedeutung. Es ist eine Form <strong>von</strong><br />
Selbst-Gestaltung mit dem Ziel, das Beste aus sich herauszuholen,<br />
allerdings bei relativer Natürlichkeit. Demgegenüber zielt die<br />
Strategie des Re-Designing auf die gekonnte Inszenierung der<br />
Oberfl äche als Mittel zu Selbstversicherung. Dies bedeutet<br />
beispielsweise, den Körper eher instrumentell zu betrachten<br />
<strong>und</strong> nach Belieben oder je nach gesellschaftlicher Anforderung<br />
zu formen. Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Fitness sind hier die Gr<strong>und</strong>lage für<br />
Schönheit, werden aber eher als Zwang, denn als Selbstzweck<br />
gesehen. Zeitmangel <strong>und</strong> der Zwang zur Priorisierung führen<br />
zum Wunsch nach schnellen Effekten anstelle <strong>von</strong> aufwendiger<br />
Wellness. Die so agierenden Frauen sind auch eher bereit,<br />
Schönheitsoperationen vornehmen zu lassen.<br />
• Age Management versus Age Prevention: Umgang mit den<br />
Herausforderungen des Alterns. Age Management könnte man mit<br />
„Erfolgreich Altern“ übersetzen. Diese Strategie setzt eine positive<br />
Einstellung zum Altern voraus <strong>und</strong> beinhaltet auch den Wunsch,<br />
angemessen <strong>und</strong> ohne angstvollen Blick auf die Jungen älter<br />
werden zu können. Älterwerden wird als ein natürlicher Prozess<br />
wahrgenommen, der aktiv gestaltet werden kann <strong>und</strong> dem man -<br />
so wie jeder anderen Lebensphase auch – das Beste abgewinnen<br />
möchte. Dazu gehört selbstverständlich auch, so gut wie möglich<br />
25
auszusehen. Auf der anderen Seite existiert aber ebenso die<br />
Strategie des Age Prevention, die man mit „Altern verhindern“<br />
umschreiben könnte. Der Alterungsprozess wird als Kontrollverlust<br />
erlebt, dem mit Kosmetik oder / <strong>und</strong> Chirurgie begegnet werden<br />
soll. Dem Altern wird der Kampf angesagt, <strong>und</strong> die biologische Uhr<br />
soll nach Möglichkeit zurück gedreht werden. Die Sehnsucht nach<br />
ewiger Jugend <strong>und</strong> jugendlicher Schönheit tritt an die Stelle einer<br />
proaktiven Auseinadersetzung mit dem Älterwerden.<br />
Die umschriebenen Strategien mit den Konfl iktfeldern Rollenpluralismus,<br />
Schönheitsideale <strong>und</strong> Älterwerden lassen sich in zwei Muster gruppieren:<br />
Balancing, Resourcing <strong>und</strong> Age Management möchte ich gerne als<br />
Offensivstrategien bezeichnen, also als proaktive Auseinandersetzungen<br />
mit der eigenen geistigen <strong>und</strong> körperlichen Identität. Focussing, Re-<br />
Designing <strong>und</strong> Age Prevention bezeichne ich als Defensivstrategien,<br />
also als Abwehrkämpfe, die aus Überforderungsgefühlen angesichts<br />
einer immer komplizierteren <strong>und</strong> ungewisseren kulturellen Entwicklung<br />
herrühren. Beide Strategielinien sind legitim, <strong>und</strong> beide haben<br />
unterschiedliche Implikationen für die Wahrnehmung <strong>von</strong> Kosmetik, für<br />
die Kosmetikprodukte selber, <strong>und</strong> auch für die Produktkommunikation.<br />
5. Implikationen für die Produktkategorie Kosmetik<br />
Im Folgenden sollen diese oben erwähnten Implikationen für die<br />
Produktkategorie Kosmetik dargelegt werden.<br />
Was bedeuten die Offensivstrategien Balancing, Resourcing <strong>und</strong><br />
Age Management für Kosmetik? Für Frauen, die nach diesen<br />
Offensivstrategien handeln, bedeutet Kosmetik nicht nur, etwas für<br />
die Haut zu tun, sondern sie nehmen Kosmetik als ein ganzheitliches<br />
Erlebnis wahr (vgl. Abbildung 8).<br />
26
Abbildung 8: Implikationen für die Kosmetik I<br />
Kosmetik dient als Medium für die eigene Stilentwicklung <strong>und</strong> für den<br />
Identitätsprozess, ist quasi „Booster“ der eigenen inneren Qualitäten.<br />
Als Mittel für Selbstausdruck verstärken kosmetische Produkte die<br />
persönliche Ausstrahlung. Dementsprechend sollte die Kommunikation<br />
auf die Unterstreichung der Individualität <strong>und</strong> Vielfalt, der Persönlichkeit<br />
<strong>und</strong> der natürlichen Schönheit ausgerichtet sein. Kosmetik soll die<br />
eigenen Hautfunktionen unterstützen, d.h. körpereigene Inhaltsstoffe<br />
versprechen Effi zienz im Einklang mit dem Körper. Ein wichtiges Ziel<br />
<strong>von</strong> Kosmetik ist die Hautglättung <strong>und</strong> Faltenreduktion, nicht aber das<br />
(Wieder-)Herstellen einer jugendlichen Maske.<br />
Was bedeuten die Defensivstrategien Focussing, Re-Designing <strong>und</strong> Age<br />
Prevention für Kosmetik? Für Frauen, die nach diesen Defensivstrategien<br />
agieren, ist die kosmetisch verstärkte Außenwirkung der Schlüssel zum<br />
Erfolg <strong>und</strong> ein makelloses Äußeres ein Statussymbol (vgl. Abbildung 9).<br />
27
Abbildung 9: Implikationen für Kosmetik II<br />
Kosmetik fungiert in diesem Deutungszusammenhang als Unterstützer<br />
für die oberfl ächenorientierte Selbstinszenierung. Dies bedeutet, dass<br />
das Gesicht zu einer Leinwand wird, auf dem mittels Kosmetik die<br />
pointierte Ikonographie des Selbst gemalt wird. Das Ziel <strong>von</strong> Kosmetik<br />
ist es, als wirksame Waffe gegen Hautalterung eine Schönheits-OP zu<br />
ersetzen. Damit erhält Kosmetik eine Autosuggestivkraft, die den Frauen<br />
die Erreichbarkeit ewiger Jugend vorgaukelt. Dementsprechend stark<br />
sollte auch die Anmutung der Inhaltsstoffe sein, denn wissenschaftliche,<br />
chemische Bezeichnungen versprechen dieser Zielgruppe eine effi ziente<br />
<strong>Wirkung</strong>.<br />
28
Dr. Jörg Uhl,<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
P&G Beauty - modisch im Trend<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> wird <strong>von</strong> vielen Verbraucher <strong>und</strong> Experten häufi g noch<br />
nicht als führender Kosmetikhersteller wahrgenommen. Tatsächlich gehen<br />
jedoch bereits die Ursprünge des Unternehmens auf ein Kosmetikprodukt<br />
zurück. Die Firma wurde als Seifen- <strong>und</strong> Kerzenhersteller durch William<br />
<strong>Procter</strong> & James <strong>Gamble</strong> gegründet <strong>und</strong> schon bald wurde die „Ivory<br />
soap“ ein Markenbegriff für Reinheit, Milde <strong>und</strong> Ergiebigkeit. Die Seife ist<br />
noch heute führend auf dem US-amerikanischen Markt.<br />
Während bis zur Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts Waschmittel <strong>und</strong><br />
Papierhygieneprodukte Schwerpunkte des Geschäftes waren, gewannen<br />
Kosmetik -<strong>und</strong> Körperpfl ege gegen Ende d es 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
zunehmend strategische Bedeutung. Mit den Akquisitionen <strong>von</strong> Blendax,<br />
Max Factor, Ellen Betrix/ Eurocos, Old Spice, Clairol <strong>und</strong> schließlich<br />
Wella stieg <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> zu einem der führenden Kosmetikhersteller<br />
weltweit auf. Es ist heute die am schnellsten wachsende Kategorie im<br />
Unternehmen. Noch vor 20 Jahren machte das Kosmetikgeschäft nur<br />
zehn Prozent des Umsatzes aus, heute sind es circa 30 Prozent. Dieser<br />
Anteil wird nach Integration <strong>von</strong> Gillette auf über 50 Prozent steigen.<br />
29
Abbildung 1: Geschäftsjahr 2003/04 P&G Gruppe Deutschland<br />
Im Kosmetiksektor ist es sehr wichtig die aktuellen Trends zu erfassen,<br />
um die Produkte dem sich ständig veränderten Markt anzupassen. Ein<br />
Beispiel dafür ist die Wella ,,Trendvision““. Hier setzen internationale<br />
Topfriseure Modetrends in Haarbotschaften um, die wiederum zu Trends<br />
in der Kosmetikszene werden.<br />
Innovation<br />
Seit mehr als 165 Jahren versucht P&G Verbraucherbedürfnisse <strong>und</strong><br />
Trends zu erfassen <strong>und</strong> durch innovative Produkte zu befriedigen .<br />
Ziel des Unternehmens ist es dabei, Markenprodukte <strong>von</strong> überlegener<br />
Qualität <strong>und</strong> hohem Nutzwert anzubieten, die helfen das Leben der<br />
Verbraucher zu verbessen.<br />
Zahlreiche Innovationen wurden <strong>von</strong> P&G Beauty in den vergangenen<br />
Jahren auf den Markt gebracht. So entwickelte P&G Ende der 80er Jahre<br />
das erste 2-in-1 Shampoo.<br />
30
Es gelang Dimethicone-Pfl egestoffe einzuarbeiten <strong>und</strong> damit das<br />
Haar bereits beim Waschen zu pfl egen <strong>und</strong> zu schützen. Weitere<br />
wichtige Innovationen waren die Einführung <strong>von</strong> head & shoulders mit<br />
mikronisiertem Zinkpyrithion für höchste Antischuppenwirksamkeit,<br />
Max Factor by Ellen Betrix Lipfi nity, die erste pfl egende Lippenfarbe mit<br />
separater Pfl ege <strong>und</strong> die Einführung der Zahnaufhellungsstreifen „blenda-med<br />
Whitestrips“. In Oil of Olaz Regenerist gelang es einen innovativen<br />
Antiaging-Wirkstoffkomplex mit Palmitoyl- Pentapeptid einzusetzen, der<br />
zu sichtbaren <strong>und</strong> messbaren Verbesserungen der Haut führt.<br />
Sicherheit ist erstes Gebot<br />
Gr<strong>und</strong>vorraussetzung für das Inverkehrbringen aller Innovationen ist<br />
jedoch die Sicherheit unserer Produkte. Dies wird gewährleistet durch<br />
eine umfassende medizinisch-wissenschaftliche Sicherheitsbewertung.<br />
Bei dieser erfolgt die Bewertung der Produkte über die Konzentration<br />
der eingesetzten Rohstoffe <strong>und</strong> ihres Gefahrenpotentials unter<br />
Berücksichtigung ihrer zu erwarteten Exposition durch die Anwendung.<br />
Ein besonders relevantes Thema im Kosmetikbereich ist das Thema<br />
Kontaktallergie, die es zu vermeiden gilt. Hier exisitieren Schwellenwerte<br />
für die Induktion sowie der Auslösung bestehender Allergien. Durch eine<br />
Sicherheitsbewertung lassen sich Produkte mit bekannten Allergenen<br />
sicher formulieren, so dass Sensibilisierungen üblicherweise vermieden<br />
werden <strong>und</strong> bestehende Allergien nicht ausgelöst werden<br />
Meinungsaustausch mit Experten<br />
Es liegt uns sehr viel daran, unsere Sicherheitskonzepte mit führenden<br />
Experten zu diskutieren. Im Februar 2003 <strong>und</strong> im März 2005 stellten<br />
wir unser Sicherheitskonzept zur Vermeidung <strong>von</strong> Kontaktallergien<br />
führenden Experten auf dem Gebiet vor <strong>und</strong> erarbeiteten zusammen<br />
ein Konsensuspapier über das komplexe Thema „Kontaktallergie“. Aus<br />
diesem Papier erstellten wir eine Broschüre für Experten, das beim Autor<br />
angefordert werden kann.<br />
Zusammenfassend können wir feststellen:<br />
• Körper- <strong>und</strong> Schönheitspfl egeprodukte spielen eine zunehmend<br />
wichtigere Rolle in der strategischen Ausrichtung <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> &<br />
<strong>Gamble</strong>.<br />
31
• Innovation (Erfassen <strong>und</strong> Setzen <strong>von</strong> Trends <strong>und</strong><br />
Entwicklungentsprechender Produkte) ist Schlüssel zum Erfolg<br />
<strong>von</strong> Marken.Daneben sind Produktsicherheit <strong>und</strong> zuverlässige<br />
Qualität auf hohem Niveau Gr<strong>und</strong>voraussetzung, um das Vertrauen<br />
der Verbraucher zu gewinnen.<br />
• Die <strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong> Körper- <strong>und</strong> Schönheitspfl egeprodukten ist mit<br />
wissenschaftlichen Methoden nachweisbar.<br />
• P&G bindet externe Experten in Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsanstrengungen<br />
(,,Connect & Develop“) ein.<br />
32
Dr. Bernd Stroemer, IKW<br />
Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong> - Grenzen für wirksame<br />
Kosmetikprodukte? Der gesetzliche Rahmen im<br />
Wandel<br />
1. Definition<br />
Die älteste deutsche Defi nition kosmetischer Mittel fi ndet sich im<br />
Lebensmittelgesetz <strong>von</strong> 1927. Kosmetische Mittel sind danach Mittel zur<br />
• Reinigung<br />
• Pfl ege<br />
• Färbung oder<br />
• Verschönerung der Haut, des Haares, der Nägel oder der<br />
M<strong>und</strong>höhle.<br />
Seit 1976 gibt es eine EU-Defi nition, die mit Änderungen <strong>von</strong> 1993 <strong>und</strong><br />
2003 noch für einige Jahre Gültigkeit haben dürfte. Kosmetische Mittel<br />
sind Stoffe oder Zubereitungen<br />
• die äußerlich mit dem Körper oder mit den Zähnen <strong>und</strong> den<br />
Schleimhäuten der M<strong>und</strong>höhle in Berührung kommen<br />
• zu dem ausschließlich oder überwiegenden Zweck, zu reinigen, zu<br />
parfümieren, Aussehen zu verändern, Körpergeruch zu<br />
beeinfl ussen, zu schützen <strong>und</strong> in gutem Zustand zu halten.<br />
Ergänzend dazu enthält der Anhang I der EU-Kosmetik-Richtlinie <strong>von</strong><br />
1976 eine beispielhafte Liste <strong>von</strong> typischen Körperpfl egemitteln bzw.<br />
<strong>Kosmetika</strong>:<br />
33
• Cremes, Emulsionen, Lotionen, Gels <strong>und</strong> Öle für die Haut (Hände,<br />
Gesicht, Füße etc.)<br />
• Parfums, Toilettenwässer <strong>und</strong> Eau de Cologne<br />
• Bade- <strong>und</strong> Duschpräparate<br />
• Deodorantien <strong>und</strong> Antitranspirantien<br />
• Haarpfl egeprodukte<br />
• Produkte zur Zahn- <strong>und</strong> M<strong>und</strong>pfl ege<br />
• Produkte zur Nagelpfl ege <strong>und</strong> Make-up<br />
• Sonnenprodukte<br />
• Antifaltenprodukte.<br />
Die EU-Kosmetik-Richtlinie gilt nicht für Erzeugnisse, die zwar unter<br />
die Defi nition der kosmetischen Mittel fallen, jedoch ausschließlich zur<br />
Verhütung <strong>von</strong> Krankheiten bestimmt sind. Ferner ist darauf hinzuweisen,<br />
dass zwar gewisse Mittel unter diese Defi nition fallen können. Wenn Sie<br />
jedoch dazu bestimmt sind, eingenommen, eingeatmet, eingespritzt oder<br />
in den menschlichen Körper eingepfl anzt zu werden, gehören sie nicht in<br />
den Bereich der kosmetischen Erzeugnisse. So steht es ausdrücklich in<br />
der Präambel zur Richtlinie.<br />
2. Abgrenzung<br />
Die Abgrenzung zu den Arzneimitteln, Lebensmitteln, Medizinprodukten<br />
sowie Bedarfsgegenständen erfolgt demnach nach dem Ort der<br />
Anwendung, der Zweckbestimmung sowie der <strong>Wirkung</strong> eines Produkts.<br />
Der Hersteller hat es in der Hand, durch eine entsprechende Aufmachung<br />
den Gesamteindruck des Produkts <strong>und</strong> damit seine Klassifi zierung<br />
festzulegen.<br />
Obwohl <strong>Kosmetika</strong> teilweise seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil<br />
der menschlichen Kultur sind, bestehen in der Öffentlichkeit immer noch<br />
manche Fehlvorstellungen. Einige sind nachfolgend aufgeführt:<br />
• Als kosmetische Mittel werden lediglich dekorative <strong>Kosmetika</strong> <strong>und</strong><br />
Düfte verstanden.<br />
34
• <strong>Kosmetika</strong> dürfen nicht wirken.<br />
• Die ausgelobte <strong>Wirkung</strong> (z. B. gegen Falten) kann es nicht geben.<br />
• Tatsächlich wirkende <strong>Kosmetika</strong> wären eher als Arzneimittel zu<br />
klassifi zieren.<br />
• Wir brauchen für die neueren Entwicklungen im Wirkstoffbereich<br />
eine neue dritte Kategorie zwischen den <strong>Kosmetika</strong> <strong>und</strong> den<br />
Arzneimitteln (teilweise „Cosmeceuticals“ genannt).<br />
Antworten:<br />
• Auch kosmetische Mittel dürfen <strong>und</strong> sollen wirken (siehe obige<br />
Defi nition <strong>und</strong> beispielhafte Liste).<br />
• Die überwiegende kosmetische Zweckbestimmung eines Produkts<br />
ist entscheidend. Weitere Nebenzwecke sind zulässig (siehe<br />
Defi nition <strong>und</strong> Präambel).<br />
• Innerhalb der bestehenden Grenzen ist genug Spielraum für die<br />
Hersteller.<br />
• Wir brauchen keine Änderung der seit 1976 bewährten <strong>und</strong> auch<br />
international anerkannten Defi nition.<br />
• Eine dritte Kategorie zwischen kosmetischen Mitteln <strong>und</strong><br />
Arzneimitteln würde nicht nur die Anzahl der Schnittstellen <strong>und</strong><br />
damit der möglichen Grenzfälle („Borderline“) verdoppeln. Ferner<br />
müsste auch mit zusätzlichen Aufl agen des Gesetzgebers<br />
gerechnet werden, denn eine neue Produktkategorie gibt es nicht<br />
zum Null-Tarif.<br />
3. Quellenhinweis<br />
Unter der Internet-Adresse der EU-Generaldirektion Unternehmen<br />
http://pharmacos.eudra.org/F3/cosmetic/cosm_intro_NEW.htm können<br />
konsolidierte Fassungen der EU-Kosmetik-Richtlinie in verschiedenen<br />
Amtssprachen der EU eingesehen werden, allerdings noch nicht ganz<br />
auf dem aktuellen Stand, sondern nur bis Februar 2004. Die jüngeren<br />
Anpassungen des europäischen Kosmetikrechts können separat<br />
eingesehen werden (in allen Amtssprachen).<br />
35
Auch sind Links auf die Internet-Seiten des SCCP (Scientifi c Committee<br />
on Consumer Products) sowie dessen Vergängergremiums SCCNFP<br />
(Scientifi c Committee on Cosmetic Products and Non-Food Products),<br />
beides wissenschaftliche Beratergremien der Europäischen Kommission<br />
zu kosmetischen Mitteln <strong>und</strong> Bedarfsgegenständen, eingearbeitet.<br />
Eingestellt sind weitere Informationen wie die verbindlichen EG-<br />
Analysemethoden (in Deutschland komplett umgesetzt in die Amtliche<br />
Sammlung <strong>von</strong> Untersuchungsverfahren nach § 35 LMBG), verschiedene<br />
Leitlinien der Europäischen Kommission, z. B. zur Kennzeichnung PAO<br />
(Period After Opening), zur Haarfarbstrategie <strong>und</strong> andere.<br />
Die Internet-Seite bietet einige wertvolle Informationen. Es ist allerdings<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich der zugehörige Haftungsausschluss zu beachten, nach<br />
dem gesetzlich verbindlich im Zweifel die jeweilige im Amtsblatt gedruckte<br />
Einzelregelung ist, dass keine Verantwortung für Links auf Drittseiten<br />
übernommen werden kann etc.<br />
36
Dr. Gerhard Nohynek, L’Oreal<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit als Eckpunkte der<br />
Produktentwicklung<br />
Bei der Frage der Risikobewertung ist die Differenzierung der Begriffe<br />
Risiko <strong>und</strong> Gefahrenpotenzial. Oft werden im deutschen beide Begriffe<br />
synonym verwendet. Das Gefahrenpotenzial, im Englischen als „hazard“<br />
bezeichnet, steht für der Substanz innewohnende Eigenschaften, wie<br />
z.B. kanzerogen, mutagen, explosiv oder entfl ammbar. Im Gegensatz<br />
dazu beinhaltet das Risiko, im Englischen „risk“, die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Schädigung.<br />
Um das Gefahrenpotenzial zu bestimmen, sind Daten aus<br />
Struktur-Aktivitätsanalysen, in-vitro Toxizitätsstudien, Daten aus<br />
Tierexperimenten, Studien an Menschen oder auch Informationen über<br />
Unglücksfälle erforderlich. Für die Ermittlung des Risikos ist vor allem<br />
die Exposition wichtig. Daneben sind missbräuchliche Verwendung,<br />
mögliche systemische Exposition <strong>und</strong> Dosis-<strong>Wirkung</strong>s beziehungen zu<br />
berücksichtigen.<br />
Beispielhaft lässt sich der Unterschied zwischen „Gefahrenpotenzial“<br />
<strong>und</strong> Risiko an Zyankali zeigen. Zyankali in einer ungekennzeichneten<br />
Kaffeetasse hat ein Risiko <strong>von</strong> 100 % während es in einer<br />
gekennzeichneten Chemikalienfl asche unter Verschluss praktisch Null<br />
ist. Das Gefahrenpotenzial ist aber in beiden Fällen gleich hoch. Somit ist<br />
das Gefahrenpotenzial nur ein Parameter bei der Sicherheitsbewertung.<br />
37
Der wichtigste Faktor bei der Sicherheitsbewertung <strong>von</strong> kosmetischen<br />
Inhaltsstoffen ist die Exposition. Die Exposition beschreibt den Kontakt<br />
mit einer Substanz. Hierbei ist die Häufi gkeit der Anwendung, Dauer,<br />
betroffene Körperoberfl ächen, „Leave-on“ oder „Rinse-off“ Produkte <strong>und</strong><br />
Konzentration des Inhaltsstoffes zu berücksichtigen. Je nach Produkt<br />
ergeben sich Expositionsunterschiede <strong>von</strong> mehreren Zehnerpotenzen.<br />
Akzeptable lokale Toleranz (Haut- <strong>und</strong> Augenreizung, Sensibilisierungspotential)<br />
ist der zweitwichtigste Faktor der Sicherheitsbewertung.<br />
Wichtig ist auch, ob eine systemische Exposition erfolgt, also eine<br />
Substanz absorbiert wird <strong>und</strong> den ganzen Organismus oder einzelne<br />
Organe erreicht. Ohne systemische Absorption gibt es auch keine<br />
systemische Toxizität.<br />
Die Grössenordnung der Hautpenentration einer Substanz kann<br />
unter Berücksichtigung der Anwendungsart des Produktes, dem<br />
Molekulargewicht <strong>und</strong> dem Octanol-Wasser-Koeffi zienten des Inhaltsstoffs<br />
abgeschätzt werden. Sie variert um mehrere Zehnerpotenzen, je nach<br />
Expositionsweg (topische Anwendung, Anwendung auf Schleimhäute,<br />
orale Aufnahme oder Inhalation), Anwendungshäugfi gkeit (Dauerwelle ca.<br />
2x pro Jahr, Shampoo 2- 7 x pro Woche oder Sonnenschutzfi lter mehrmals<br />
täglich), Expositionsdauer (Duschgel unter 5 Minuten, Hautcremes<br />
mehrere St<strong>und</strong>en, Deos 24 h <strong>und</strong> manche Haarprodukte mehrere Tage).<br />
Die Verwendung des „decision tree“ <strong>von</strong> Cramer <strong>und</strong> Ford gestattet,<br />
chemische Strukturen zu ermitteln, die ein geringes oder hohes Potential<br />
besitzen, unerwünschte toxikologische <strong>Wirkung</strong>en zu verursachen. So<br />
steigt der Concern-Level durch das Einfügen einer Hydroxylgruppe oder<br />
gar durch eine Aldehydgruppe an einen aromatischen Ring.<br />
Schließlich sollte der „Threshold of Toxicological Concern“ (TTC)<br />
berücksichtigt werden. Der TTC ist defi niert als eine Tagesdosis, die mit<br />
hoher statistischer Wahrscheinlichkeit keine negativen Auswirkungen auf<br />
die menschliche Ges<strong>und</strong>heit bewirkt. Bei menschlichen Expositionen,<br />
die unter dem entsprechenden TTC Wert liegen, sind toxikologische<br />
Tests unnötig. Der Cramer decision tree <strong>und</strong> der TTC werden<br />
heute routinemässig in der Nahrungsmittelindustrie, US FDA <strong>und</strong><br />
JECFA bei der Sicherheitsbewertung <strong>von</strong> Lebensmittelzusätzen, -<br />
verunreinigungen oder Aromastoffen verwendet. Gegenwärtig untersucht<br />
eine EU Expertengruppe die Möglichkeit, das TTC-Konzept auf die<br />
Sicherheitsbewertung <strong>von</strong> kosmetischen Inhaltstoffen auszudehnen.<br />
Erst nachdem diese Faktoren erfasst <strong>und</strong> überprüft sind, sollten<br />
Toxizitätsdaten berücksichtigt oder entsprechende Untersuchungen<br />
durchgeführt werden.<br />
38
Leider wird die Exposition, der Schlüsselfaktor zur Risikobewertung<br />
aller Substanzen mit denen der menschliche Organismus in Berührung<br />
kommt, heute kaum oder viel zu wenig beachtet. Das Risikoverständnis<br />
unserer Gesellschaft, Behörden <strong>und</strong> Toxikologen wird <strong>von</strong> toxikologischen<br />
Pauschalbegriffen (Kanzerogen, mutagen, teratogen, östrogen etc.)<br />
beherrscht, die mit dem tatsächlichen, menschlichen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />
nichts oder nur wenig zu tun haben. Das kürzliche Pauschalverbot des<br />
EU SCCNFP <strong>von</strong> „CMR“-Substanzen (Substanzen mit kanzerogener,<br />
mutagener and reproduktions-toxischen <strong>Wirkung</strong>en) für die Kosmetik,<br />
hört sich zwar verbraucherfre<strong>und</strong>lich an, stellt jedoch das weltweit<br />
erste Beispiel dar <strong>von</strong> Regulation aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> „hazard“ <strong>und</strong> nicht etwa<br />
aufgr<strong>und</strong> eines konkreten Ges<strong>und</strong>heitsrisikos.<br />
Die Diskussion jeder, neuentdeckten Toxizität wird heute <strong>von</strong><br />
Begriffsverwirrungen überdeckt, in der das Gefahrenpotential<br />
(krebserregend, erbgutschädigend) mit tatsächlichen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />
verwechselt werden. Regulative Eingriffe dienen politischen Zielen, aber<br />
nicht menschlicher Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Weiterhin einige Beispiele:<br />
Paradox wird die Situation wenn wir uns vor Augen führen, dass Ethanol<br />
(„Alkohol“) der nachweislich fruchtschädigend wird, also nach Anlegen<br />
der EU Kriterien eigentlcih als CMR 1 einzustufen wäre (es aber aus<br />
politschen Gründen nicht ist), nicht mehr in Parfums oder Rasierwässern<br />
eingesetzt werden dürfte aber nach wie vor in größeren Mengen als Bier,<br />
Wein <strong>und</strong> Brot verzehrt werden dürfte.<br />
Die Hormonwirkung verschiedener Kosmetikinhaltsstoffe ist heute ein<br />
viel diskutiertes Thema, obwohl sie weder Gefahrenpotenzial noch Risiko<br />
darstellt, sondern lediglich ein Mechanismus ist. Wenn man nun die<br />
Stärke der Hormonwirkung verschiedener Stoffe in Relation setzt, kommt<br />
man bei Ethylestradiol (Empfängnisverhütung) auf einen Faktor <strong>von</strong><br />
1.000.000, bei Phytohormonen aus der Nahrung (zB. Soja) auf 60-100,<br />
Butylparaben (oral) auf 1,5 <strong>und</strong> Butylparaben (topisch) auf unter 0,1.<br />
Pilze (Chamipignon, Agaricus bisporus) wiesen im Tierversuch bei<br />
dreitägiger ausschließlicher Fütterung mit dem Pilz eine deutlich erhöhte<br />
Kanzerogenität auf. Verantwortlich für diese <strong>Wirkung</strong> sind natürlich<br />
enthaltene Hydazine. Jedoch war auch bei normalem Tierfutter eine<br />
gewisse Kanzerogenitätsrate feststellbar. Dürfen wir deshalb keine Pilze<br />
mehr essen?<br />
39
Zusammenfassung<br />
Risiko <strong>und</strong> Gefahrenpotenzial werden häufi g nicht auseinander<br />
gehalten. Das Gefahrenpotenzial wird dabei deutlich überbewertet,<br />
während die tatsächliche Exposition unterbewertet wird. Resultate<br />
<strong>von</strong> Toxizitätsuntersuchungen werden maximalisiert, d.h. es wird eine<br />
systemische <strong>Wirkung</strong> angenommen, die Produktanwendung, die<br />
Konzentration im Produkt; in hohen Mengen angesetzt Körperfl äche <strong>und</strong><br />
Gewicht hingegen gering eingestuft was zu praxisfernen Beurteilungen<br />
führt. Die Regulierung kosmetischer Inhaltsstoffe erfolgt häufi g aufgr<strong>und</strong><br />
des Gefahrenpotenzials ohne eine wissenschaftliche Risikoabschätzung<br />
vorzunehmen. Die Folgen sind überzogene Medienaufmerksamkeit,<br />
teueres <strong>und</strong> aufwändiges Management <strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Umweltrisiken mit fraglicher Effi zienz.<br />
Was alle Ebenen unserer Gesellschaft dringend benötigen, ist mehr<br />
Rationalität bei der Bewertung toxischer Risiken.<br />
40
Prof. Dr. Med. Torsten Zuberbier,<br />
Charité Berlin<br />
Hautverträglichkeit <strong>und</strong> – Sicherheit <strong>von</strong> Markenprodukten<br />
Jeder dritte Deutsche ist Allergiker. Daher besteht verständlicherweise in<br />
der Bevölkerung Erklärungsbedarf zum Thema „Allergie“, besonders auch<br />
im Hinblick auf das Allergiepotential <strong>von</strong> Produkten des täglichen Lebens.<br />
Verbraucher benötigen sachlich richtige <strong>und</strong> allgemein verständliche<br />
Informationen, denn nach wie vor wird die Sicherheit <strong>von</strong> Produkten<br />
hinsichtlich Kontaktallergien oft nicht verständlich dargestellt. In diesem<br />
Zusammenhang sind auch die Ärzte gefragt, sachlich <strong>und</strong> verständlich<br />
die verschiedenen Allergietypen zu erklären <strong>und</strong> über den tatsächlichen<br />
Stellenwert <strong>von</strong> Konsumprodukten in Bezug auf Allergien aufzuklären.<br />
So wird häufi g nicht zwischen Kontaktallergien <strong>und</strong> Hautreizungen<br />
sowie anderen Allergieformen (z.B. Heuschnupfen) differenziert<br />
(vgl. Abb. 1). Dabei ist zum einen hinsichtlich des Allergietypus<br />
zwischen der Typ I Reaktion – antikörpervermittelnde Reaktion, nach<br />
Kontakt mit dem Allergen sofort eintretend (Bsp.: Heuschnupfen,<br />
Atopie), Hypo sensibilisierung möglich – <strong>und</strong> der Typ IV Reaktion<br />
– immunologische Reaktion, zeit verzögert, nicht lebensbedrohend,<br />
persistierend, keine Hyposensibilisierung (Kon taktallergie im eigentlichen<br />
Sinne) – zu unterscheiden. Zum anderen ist die Irritation (bzw. irritatives<br />
Kontaktekzem) abzugrenzen, der vorübergehenden Hautreizung durch<br />
Stoffe.<br />
Auch zwischen Sensibilisierung (Setzen einer Allergie, häufi g ohne<br />
Symptome) <strong>und</strong> dem Auftreten der Allergie nach erneutem Kontakt<br />
(Elizitierung) wird oft nicht unterschieden.<br />
41
Abbildung 1<br />
Die Kontaktallergie ist aufgr<strong>und</strong> der lebenslangen Persistenz eine<br />
schwerwiegende Erkrankung, die es zu vermeiden gilt. Auch unter dem<br />
Gesichtspunkt, dass der Allergiker in der Auswahl <strong>von</strong> Konsumprodukten<br />
eingeschränkt sein kann. Das Kontaktekzem als sichtbares Zeichen der<br />
Kontaktallergie kann zwar schwerwiegend sein, ist jedoch nicht akut<br />
lebensbedrohend.<br />
Das Allergiepotenzial ist stoffabhängig <strong>und</strong> nicht nur synthetische sondern<br />
auch natürliche Stoffe können allergische Reaktionen auslösen. Dabei ist<br />
das allergene Potenzial <strong>von</strong> verschiedenen Faktoren abhängig, die sich<br />
nicht nur auf die chemischen, pharmakologischen <strong>und</strong> toxikologischen<br />
Eigenschaften des Stoffes selbst beschränken, sondern auch folgende<br />
Parameter umfasst:<br />
• Exposition: Verhaltensgewohnheiten, Menge pro Fläche, Dauer<br />
des Kontakts<br />
• Eindringen durch die Haut (Abhängig <strong>von</strong> Molekülgröße, Ladung,<br />
Hautges<strong>und</strong>heit, Zusammensetzung des Produktes)<br />
42
• Individuelle, genetisch determinierte Empfi ndlichkeit<br />
• Immunreaktion des Körpers<br />
Die (Un-) Sicherheit eines Produktes sollte nicht aufgr<strong>und</strong> des bloßen<br />
Vorhandenseins eines Allergen beurteilten Stoffes bewertet werden.<br />
Vielmehr erlaubt eine Exposi tionsabschätzung eine aussagekräftige<br />
Risikobewertung, die zur Sicherheitsbewertung beiträgt. Die medizinischwissenschaftliche<br />
Sicherheitsbewertung ist eine f<strong>und</strong>ierte Gr<strong>und</strong>lage<br />
bei der Ermittlung der Sicherheit eines Produktes. Sie beinhaltet<br />
toxikologische Informationen der Rohstoffe, Darreichungsform <strong>und</strong><br />
beabsichtigte bzw. vorhersehbare Verwendung.<br />
Diese Sicherheitsbewertung erfolgt unter Berücksichtigung des aktuellen<br />
Standes der Wissenschaft <strong>und</strong> Medizin. Danach gibt es spezifi sche<br />
Schwellenwerte für die Sensi bilisierung. Das heißt, dass selbst starke<br />
Allergene unterhalb einer bestimmten Dosis pro Hautfl äche keine Allergien<br />
auslösen. Diese Grenzwerte werden zum Teil in der Literatur beschrieben,<br />
für neue Stoffe können sie durch Ableitung <strong>von</strong> Strukturähnlichkeiten mit<br />
modernen Computerprogrammen <strong>und</strong> Tests ermittelt werden. Durch<br />
diese Kenntnisse kann ein Produkt für die Verwendung z.B. auf der<br />
Haut als sicher eingestuft werden, obwohl es ein Allergen enthält. Dies<br />
ist <strong>von</strong> Bedeutung, da viele potentielle Allergene wichtig sind für die<br />
Produktleistung (Bsp.: Konservierungsmittel, Duftstoffe).<br />
Es bestehen auch Schwellenwerte für die Elizitierung, diese liegen<br />
höher als Schwel lenwerte für Sensibilisierung. Allerdings sind Elizitierungsschwellenwerte<br />
nur für wenige Stoffe bekannt, sind aber ableitbar<br />
über Strukturanalogie. Produkte mit Konzentrationen unterhalb der<br />
Schwellenwerte <strong>von</strong> Allergenen können auch <strong>von</strong> Personen mit<br />
bestehenden Allergien nach Beratung durch Arzt verwendet werden.<br />
Konsumprodukte sind wichtige tägliche Begleiter des Verbrauchers <strong>und</strong><br />
tragen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern:<br />
• <strong>Kosmetika</strong> helfen die Haut ges<strong>und</strong> zu erhalten <strong>und</strong> sie vor<br />
Schädigungen zu schützen. Kosmetische Produkte <strong>von</strong><br />
Markenherstellern sind sicherheitsbewertet <strong>und</strong> üblicherweise<br />
nicht allergie-induzierend.<br />
• Allergene Parfüminhaltsstoffe <strong>von</strong> Konsumprodukten<br />
können bei positiver Sicherheitsbewertung bei ges<strong>und</strong>er Haut<br />
sicher verwendet werden. Bei Unver träglichkeiten sind<br />
parfümfreie Produkte empfehlenswert.<br />
43
• Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsmittel sind <strong>von</strong> sehr geringer<br />
Relevanz bzgl. Kontaktal lergien, dies gilt auch für<br />
Parfümbestandteile. Waschmittelrückstände auf der Kleidung<br />
sind vernachlässigbar <strong>und</strong> stellen kein Risiko für den Verbraucher<br />
dar, dies gilt selbst für Allergiker.<br />
• Moderne Einweg-Windeln <strong>und</strong> Babypfl egeprodukte sind sichere<br />
Produkte hin sichtlich Kontaktallergien <strong>und</strong> Irritationen. Sie<br />
schützen darüber hinaus vor Hautirritation (z.B. durch Urin<br />
oder Stuhl). Bei einer verantwortungsvollen Sicherheitsbewertung<br />
dürfen sie auch Stoffe mit Allergiepotential enthalten. Babyhaut<br />
ist nicht empfi ndlicher bzgl. Reizungen <strong>und</strong> Kontaktallergien als<br />
die <strong>von</strong> Erwachsenen.<br />
• Ohne große Bedeutung für Hautreizungen <strong>und</strong> Kontaktallergien<br />
sind:<br />
• Damenhygiene (Binden, Tampons, Slipeinlagen)<br />
• Zellstoffprodukte (Toilettenpapier, Taschentücher, Küchenrollen)<br />
• Feuchtes Toilettenpapier kann zwar gelegentlich Kontaktallergien<br />
auslö sen, jedoch sicher für hautges<strong>und</strong>e Verwender.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten:<br />
Hersteller <strong>von</strong> Markenprodukten wie P&G können durch ihre hohen<br />
Sicherheitsstandards mit wissenschaftlicher, expositionsbasierender<br />
Sicherheitsbewertung Produkte entwickeln, die üblicherweise keine<br />
neuen Allergien auslösen <strong>und</strong> auch hinsichtlich <strong>von</strong> Hautirritationen sehr<br />
sicher sind.<br />
44
Wolfgang Straff, Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />
Inhaltsstoffe in <strong>Kosmetika</strong> –<br />
mögliche Auswirkungen auf Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit?<br />
<strong>Kosmetika</strong> bewegen sich an der Grenze <strong>von</strong> „persönlichem“ <strong>und</strong><br />
„öffentlichem Bereich“. Diese Betrachtung mag verw<strong>und</strong>ern, weil<br />
wir <strong>Kosmetika</strong> zunächst eindeutig in den persönlichen Lebensraum<br />
einordnen. Aber wo fängt der persönliche Bereich an <strong>und</strong> wo beginnt der<br />
öffentliche Raum, in dem andere Menschen oder die Umwelt durch die<br />
Anwendung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> beeinfl usst werden?<br />
<strong>Kosmetika</strong> sind Mittel, die auf der Haut oder den Haaren, den Nägeln,<br />
Lippen, Zähnen, den Schleimhäuten der M<strong>und</strong>höhle oder im Intimbereich<br />
angewendet werden. Sie haben mindestens eine der folgenden<br />
Funktionen:<br />
Reinigung, Parfümierung, Schutz, Veränderung des Aussehens,<br />
Erhaltung eines guten Zustands, Beeinfl ussung des Körpergeruchs.<br />
Was passiert aber mit vielen der verwendeten Substanzen bei oder nach<br />
der Anwendung: Einiges wird durch die Haut in den Körper aufgenommen,<br />
Haut- <strong>und</strong> Haarreinigungsmittel gelangen in das Abwasser, Duftstoffe in<br />
die Umgebungsluft, Rückstände <strong>von</strong> Färbemitteln oder Lacken in den<br />
Hausmüll oder in das Abwasser.<br />
Bei der Herstellung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> fi nden ca. 6300 verschiedene<br />
Substanzen Verwendung, hinzu kommen ca. 2500 Duftstoffe. Als Altstoffe<br />
wurden bisher viele der verwendeten Stoffe nicht oder nur lückenhaft auf<br />
ihre ges<strong>und</strong>heitliche Unbedenklichkeit oder ihre Umweltverträglichkeit<br />
geprüft. Duft- <strong>und</strong> Aromastoffe müssen lediglich mit der Bezeichnung<br />
„Parfum“ oder „Aroma“ deklariert werden. Gerade diese Substanzen<br />
sind jedoch wesentliche Bestandteile, da sie häufi g den Großteil einer<br />
subjektiven „Wirksamkeit“ <strong>von</strong> Kosmetikprodukten ausmachen.<br />
45
Die Grenze eines wirksamen Kosmetikprodukts ist dort erreicht, wo<br />
andere Menschen in ihrem „physischen oder psychischen Wohlbefi nden“<br />
(vergl. WHO-Defi nition für Ges<strong>und</strong>heit) beeinträchtigt werden (können).<br />
Der Einsatz <strong>und</strong> die Wirksamkeit <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> bewegen sich in einem<br />
Spannungsfeld zwischen dem Hersteller, dem Anwender <strong>und</strong> der<br />
Umwelt. Ges<strong>und</strong>heitliche <strong>Wirkung</strong>en sind oft sehr eng mit Einfl üssen aus<br />
der Umwelt verb<strong>und</strong>en. Während die Auswirkungen auf die Umwelt durch<br />
vergleichsweise harte Fakten wie Persistenz, Akkumulation oder Toxizität<br />
beurteilt werden können, sind die Auswirkungen auf die Ges<strong>und</strong>heit des<br />
Menschen oftmals schwierig zu beurteilen. Was dem Anwender eines<br />
duftenden Produktes Freude bereitet <strong>und</strong> gewünschte Effekte hervorruft,<br />
kann als Umwelteinfl uss auf die Menschen im Umfeld aufgr<strong>und</strong><br />
andersartiger Assoziation, unterschiedlichem Kontext <strong>und</strong> verschiedener<br />
individueller Wertung zu Effekten wie Frustration, Zorn, Verzweifelung,<br />
Besorgnis <strong>und</strong> Angst führen – mit evtl. Folgen für die Ges<strong>und</strong>heit (z.B.<br />
Stress).<br />
Daher stellt sich die Frage, ob hinsichtlich der Auswirkungen <strong>von</strong><br />
kosmetischen Produkten auf die Umwelt (<strong>und</strong> damit auch auf den<br />
Menschen) nicht Regulierungsbedarf angemeldet werden müsste. Vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> einer Diskussion über Maßnahmen, die das Rauchen<br />
in öffentlich zugänglichen Räumen einschränken, könnten auch<br />
Regelungen, welche die Belästigung <strong>und</strong> eventuelle ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Schädigung durch Inhaltsstoffe <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> reduzieren, gerechtfertigt<br />
sein, da auch hier die Grenzen der persönlichen Exposition durch den<br />
Eintrag der Chemikalien in die Umwelt häufi g überschritten werden.<br />
46
Dr. Tilmann Reuther, Universität Hamburg<br />
Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong> -<br />
Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte?<br />
In der sehr interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppe zum<br />
Thema „Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong>, Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte“,<br />
wurden vergleichend zur Gruppe der Arzneimittel Fragen <strong>und</strong> Aspekte zur<br />
<strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong> Kosmetikprodukten sowie deren Grenzen diskutiert. Hierbei<br />
wurde zunächst versucht eine Verständigung darüber zu erreichen,<br />
welche Gruppe <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> in dem konkreten Zusammenhang in<br />
die Diskussion einzubeziehen <strong>und</strong> welche Anforderungen vor allem<br />
im Hinblick auf einen Wirksamkeitsnachweis an solche <strong>Kosmetika</strong> zu<br />
stellen sind. Anschließend wurden die Grenzen für solche <strong>Kosmetika</strong><br />
in Bezug auf Anwendungsbreite <strong>und</strong> Sicherheit erörtert. Schließlich<br />
wurde diskutiert, welche Möglichkeiten gesehen werden, Grenzen für die<br />
<strong>Wirkung</strong> <strong>und</strong> Anwendung eines Kosmetikums zu defi nieren.<br />
Das Ergebnis der Eingangsdiskussion zur Verständigung über das<br />
Vorgehen war, dass solche <strong>Kosmetika</strong> Gegenstand der Diskussion sein<br />
sollen, die konzeptionell Analogien oder Ähnlichkeiten zu Arzneimitteln<br />
aufweisen <strong>und</strong> auch entsprechend ausgewiesen werden. Häufi g<br />
angeführte Beispiele waren Anti-Aging-Produkte, die Wirkstoffe mit<br />
wissenschaftlich charakterisierten Mechanismen enthalten. Besonders<br />
häufi g wurde das Retinol genannt. Weitere Beispiele waren Produkte,<br />
die Wirkstoffe enthalten, die in unterschiedlichen Konzentrationen oder<br />
bei unterschiedlichen Fragestellungen sowohl in <strong>Kosmetika</strong> als auch in<br />
Arzneimitteln zu fi nden sind. Ein in diesem Zusammenhang besonders<br />
häufi g genanntes Beispiel war die Acetylsalicylsäure. Die Festlegung auf<br />
solche Produkte wurde beschlossen, da nicht jede unter kosmetischen<br />
Aspekten nachvollziehbare <strong>Wirkung</strong> mit der <strong>Wirkung</strong> eines Arzneimittels<br />
verglichen werden kann. So kann ein Produkt mit ausgewiesenem<br />
47
dekorativem Effekt bei Erreichen des ausgewiesenen <strong>und</strong> angestrebten<br />
optischen Effektes unter kosmetischen Aspekten als wirksam angesehen<br />
werden. Ein Vergleich einer solchen <strong>Wirkung</strong> mit der <strong>Wirkung</strong> eines<br />
Arzneimittels ist hingegen wenig sinnvoll. In diesem Zusammenhang<br />
wurde außerdem auch die Gefahr der Irreführung durch Produkte<br />
angemahnt, bei denen durch die Aufmachung des Produktes <strong>Wirkung</strong>en<br />
über den gezielten Einsatz <strong>von</strong> Wirkstoffen suggeriert werden, die Effekte<br />
de facto aber über dekorative Mechanismen erzielt werden. Als Beispiel<br />
wurden hier das denkbare Konzept einer sogenannten Antifalten-Creme<br />
diskutiert, die ausschließlich eine dekorative Aufhellung der Haut bewirkt<br />
<strong>und</strong> somit die Haut weniger faltig erscheinen lässt, ohne das die Falten<br />
an sich beeinfl usst worden wären.<br />
Bezüglich des Wirksamkeitsnachweises für <strong>Kosmetika</strong> wurde im<br />
Rahmen eines Vergleiches zur Prüfung <strong>von</strong> Arzneimitteln nach den<br />
Regeln der Evidenz-basierten Medizin, mehrheitlich festgehalten, dass<br />
auch in Bezug auf <strong>Kosmetika</strong> eine Evidenz-basierte Prüfung zu fordern<br />
ist, auch wenn nicht alle Prinzipien der evidenz-basierten Prüfung eines<br />
Arzneimittel auf die Prüfung eines Kosmetikums übertragen werden<br />
können oder sollten.<br />
Mehrheitlich wurden folgende Aspekte für die Prüfung eines Kosmetikums<br />
als besonders wichtig angesehen:<br />
1) Die Prüfung der klinischen Effekte durch einen Dermatologen<br />
2) Die subjektive Beurteilung der Effekte durch den Anwender des<br />
Kosmetikums<br />
3) Die Erfassung der sichtbaren Effekte durch entsprechende Systeme<br />
zur standardisierten Photographie (Imaging Systeme)<br />
4) Die Erfassung der Effekte mittels naturwissenschaftlich<br />
technischen nach internationalen Standards validierten<br />
Methoden, deren Ergebnisse quantitativ <strong>und</strong> statistisch<br />
auswertbar sind<br />
5) Multiparametrische Ansätze sind monoparametrischen Ansätzen<br />
vorzuziehen<br />
48
6) Wegen der nur eingeschränkten Übertragbarkeit <strong>von</strong> in vitro<br />
Daten auf die Gegebenheiten in vivo sind in vivo Daten in vitro<br />
Daten vorzuziehen.<br />
7) Doppelblinde Studiendesigns haben die größte Aussagekraft in<br />
Bezug auf einzelne Inhaltsstoffe<br />
8) Produkte sollten immer als ganzes getestet werden<br />
9) Eine Kongruenz zwischen für den Verbraucher sichtbaren<br />
Effekten <strong>und</strong> gemessenen Effekten <strong>und</strong> den durch den Fachmann<br />
erfassten Ergebnissen ist zu fordern<br />
Als in vielen Fällen noch verbesserungsbedürftig wurde die Transparenz<br />
bezüglich der Qualifi kation der prüfenden Einrichtungen gesehen. Häufi g<br />
ist selbst für den Fachmann nicht ersichtlich, wer Untersuchungen<br />
durchgeführt hat, die dann zur Benennung „dermatologisch getestet“<br />
führen. Des weiteren gab es den Vorschlag der Akkreditierung <strong>von</strong><br />
Prüfi nstituten oder prüfenden Einrichtungen.<br />
Bezüglich der Grenzen der Anwendung der diskutierten <strong>Kosmetika</strong> wurde<br />
zunächst festgehalten, dass diese durch die Defi nition der <strong>Kosmetika</strong> im<br />
Rahmen der gesetzlichen Regelungen vorgegeben sind. So wird ein<br />
Kosmetikum gemäß Defi nition primär bei ges<strong>und</strong>er Haut eingesetzt <strong>und</strong><br />
dient der Ges<strong>und</strong>erhaltung der Haut. Somit liegt hier eine Grenze zu den<br />
Arzneimitteln, die bei Hauterkrankungen eingesetzt werden. Eine weitere<br />
Grenze für <strong>Kosmetika</strong> mit konzeptioneller Ähnlichkeit zu Arzneimitteln<br />
kann auch in der Konzentration der Wirkstoffe gesehen werden. So<br />
ist die Konzentration <strong>von</strong> Wirkstoffen in <strong>Kosmetika</strong> stärker begrenzt.<br />
Es wurde weiter festgehalten, dass insbesondere im Hinblick auf die<br />
Anwendung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> diese Trennung nicht immer so eindeutig<br />
erfolgt. So gibt es eine zunehmende Anzahl <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong>, die auch bei<br />
Hauterkrankungen mit Erfolg angewandt werden können.<br />
Bezüglich unerwünschter <strong>Wirkung</strong>en bestand Einigkeit darüber, dass,<br />
auch wenn es eine absolute Sicherheit nicht gibt, unerwünschte<br />
<strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> gegenüber Verbrauchern oder Umwelt nicht<br />
akzeptabel sind <strong>und</strong> die Sicherheit <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> bestmöglich im voraus<br />
sichergestellt sein muss.<br />
Weiterhin wurde im Zusammenhang mit unerwünschten <strong>Wirkung</strong>en<br />
festgehalten, dass neben der Prüfung der Sicherheit eines Produktes<br />
49
vor Markteinführung eine mehr <strong>und</strong> mehr zunehmende Herausforderung<br />
für die toxikologische Prüfung <strong>von</strong> Wirkkosmetika darin besteht,<br />
dass mit zunehmendem Einsatz <strong>von</strong> Wirkstoffen, den zunehmenden<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie infolge zunehmender Test-<br />
Tätigkeit immer häufi ger für bisher als sicher eingestufte <strong>und</strong> viel<br />
verwendete Wirkstoffe potentielle unerwünschte <strong>Wirkung</strong>en für<br />
Verbraucher oder Umwelt diskutiert werden, wobei die Relevanz solcher<br />
Bedenken nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> der Komplexität der Fragestellungen<br />
auf dem Boden bestehender Daten oft schwer zu beurteilen oder etwa<br />
zu beweisen oder zu widerlegen ist. Das Aufwerfen solcher Fragen führt<br />
sehr häufi g <strong>und</strong> sehr schnell zu einer beträchtlichen Verunsicherung <strong>von</strong><br />
Aufsichtsbehörden <strong>und</strong> Verbrauchern, wobei bisher in den verschiedenen<br />
Ländern sehr unterschiedlich mit solchen Problemen umgegangen wird.<br />
Eine Bewertung solcher aufkommenden toxikologischen Bedenken<br />
gegenüber bewährten Substanzen kann im allgemeinen nur durch eine<br />
umfassende systematisch-wissenschaftliche Analyse der Problematik<br />
erfolgen. Hierzu gehört zunehmend häufi ger auch die Aufl age neuer<br />
Studien <strong>und</strong> Untersuchungen, die auch für die Hersteller mit einem in<br />
diesem Zusammenhang bisher nicht gekannten organisatorischen <strong>und</strong><br />
ökonomischen Aufwand einhergehen können, die aber für die weitere<br />
Anwendung der Substanzen unabdingbar sind. Die Abschaffung <strong>von</strong><br />
Tierversuchen lässt hier zukünftig noch mehr als bisher die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Bewertung alternativer Strategien erwarten.<br />
Bezüglich der formalen <strong>und</strong> praktischen Festlegung der Grenzen der<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> Anwendung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> wurde mehrheitlich dafür<br />
plädiert, die derzeit bestehende Regelung, Wirkstoffe in kosmetische<br />
Wirkstoffe oder in Arzneimittel einzuordnen <strong>und</strong> im Zweifelsfall<br />
eine individuelle Abwägung nach Prüfung aller verfügbarer Daten<br />
vorzunehmen beizubehalten. Sollte es bei der Klassifi zierung nicht ohne<br />
weiteres zu beurteilen sein, ob ein Wirkstoff eher die Charakteristik eines<br />
Medikamentes oder eines kosmetischen Wirkstoffes hat, so sollte er im<br />
Zweifelsfall als Medikament eingestuft werden.<br />
Betont wurde außerdem, dass es seit je her zwischen der Gruppe der<br />
Medikamente <strong>und</strong> der Gruppe der kosmetischen Stoffe eine Grauzone<br />
gibt, die allerdings infolge der enormen Entwicklung <strong>von</strong> Wirkstoffen in<br />
jüngerer Zeit deutlich größer geworden ist. Abschließend wurde daher<br />
darüber diskutiert, wie man mit dieser wachsenden Grauzone zukünftig<br />
umzugehen hat. Dabei wurde zunächst die Frage einer sogenannten<br />
50
dritten Gruppe, vergleichbar etwa den sogenannten „Pharmaceuticals“<br />
aufgeworfen. Als Ergebnis dieser Diskussion zeigte sich sehr schnell,<br />
dass die Einführung einer solchen Gruppe in Europa in näherer Zukunft<br />
nicht zu erwarten ist <strong>und</strong> mehrheitlich <strong>von</strong> den Teilnehmern nicht<br />
befürwortet wird. Ein wesentliches Argument war hierbei, dass man<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich mit dem bestehenden System gut zurecht kommt <strong>und</strong><br />
dass die Einführung einer neuen Gruppe die eindeutige Zuordenbarkeit<br />
bestimmter Substanzen nicht unbedingt einfacher macht <strong>und</strong> außerdem<br />
neue Grauzonen entstehen können. Nach der mehrheitlichen Meinung<br />
der Diskussionsteilnehmer ist eine Stärkung interdisziplinärer Gremien,<br />
die im Zweifelsfalle eine Abwägung vornehmen sollen, vorzuziehen,<br />
wobei für Europa einheitliche Regelungen anzustreben sind.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass auch für kosmetische<br />
Wirkstoffe <strong>und</strong> Wirkkosmetika Aspekte der evidenz-basierten Prüfung<br />
eine immer größere Rolle spielen. Bei der Prüfung <strong>von</strong> Wirkstoffen <strong>und</strong><br />
Produkten sollten auch nach internationalen Normen validierte Methoden<br />
zum Einsatz kommen, die eine objektive Prüfung ermöglichen. Die<br />
Vielfalt der Substanzen erfordert oft sehr unterschiedliche Ansätze. Ob<br />
eine Substanz den kosmetischen Wirkstoffen oder den Medikamenten<br />
zuzuordnen ist, erfolgt in Zweifelsfällen nach individueller Abwägung.<br />
Zukünftig dürften neu auftretende oder aufkommende Zweifel gegenüber<br />
der Unbedenklichkeit einer Substanz zunehmend mehr auch durch<br />
größere Untersuchungen geprüft werden. Zur Auslotung der Grenzen<br />
eines Produktes zwischen Kosmetikum <strong>und</strong> Arzneimitteln wurde eine<br />
Stärkung interdisziplinärer Gremien zur Abwägung klar favorisiert.<br />
51
Prof. Dr. Peter Elsner,<br />
Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />
Braucht junge <strong>und</strong> alte Haut andere Pflege?<br />
Die Haut, als das größte Organ des menschlichen Körpers, verändert sich<br />
wesentlich im Laufe des Lebens. Die biologischen Veränderungen zeigen<br />
sich in klinischen, feingeweblichen, physiologischen <strong>und</strong> biochemischen<br />
Bef<strong>und</strong>en.<br />
Die Haut des Kindes zeigt eine verminderte Talgproduktion <strong>und</strong> neigt<br />
mehr zu Entzündungen (Reizungen, Sonnenbrände). In der Pubertät<br />
ist sie zu einem hohen Prozentsatz <strong>von</strong> Seborrhoe <strong>und</strong> Akne in allen<br />
möglichen Schwereformen betroffen. Im jungen Erwachsenenalter gibt<br />
es - je nach Anlage - den trockenen, öligen Hauttyp oder auch Mischhaut.<br />
Die natürlichen Alterungsprozesse setzen dann früher oder später ein.<br />
Erste Alterszeichen können schon vor dem Ende des 3. Dezenniums<br />
eintreten. Dann nimmt die Zellteilungsrate ab. Schließlich wird die Haut<br />
dünner, der Feuchtigkeits- <strong>und</strong> Lipidgehalt nimmt ab, die Haut verliert<br />
an Elastizität <strong>und</strong> erste Fältchen treten auf. Ein wesentlicher Einfl uss<br />
kommt der UV-Strahlung zu, die die Alterungsprozesse drastisch<br />
beschleunigt. Die Altershaut ist gekennzeichnet durch Veränderungen<br />
der mechanischen Eigenschaften, Faltenbildung, Trockenheit,<br />
ungleichmäßige Pigmentierung <strong>und</strong> Gefäßerweiterungen.<br />
Im allgemeinen braucht die Haut des jüngeren Menschen eine<br />
weniger lipidhaltige Pfl ege mit schützenden Wirkstoffen gegen<br />
Umwelteinwirkungen. Demgegenüber benötigt die Haut des älteren<br />
Menschen eine lipidreichere Pfl ege, die neben schützenden Wirkstoffen<br />
regenerative Wirkstoffe enthalten sollte. Hierbei werden Wirkstoffe wie<br />
Vitamine, Antioxidantien <strong>und</strong> Peptide verwendet, die helfen, den Zustand<br />
der Haut zu verbessern. Evidenzbasierte Daten zur optimalen Pfl ege der<br />
Altershaut fehlen in der Public Domain weitgehend. In Anbetracht der<br />
demographischen Veränderungen in den westlichen Industrieländern ist<br />
52
mehr unabhängige Forschung auf diesem Gebiet erforderlich.<br />
Seborrhoische, trockene oder empfi ndliche Haut kann alle Altersgruppen<br />
betreffen. Diese Konditionen beeinfl ussen die Pfl egebedürfnisse oft mehr<br />
als das biologische Alter. Über alle Altersgruppen hinweg sinnvoll, ist die<br />
Verwendung <strong>von</strong> Pfl egestoffen, die die Feuchtigkeit in der Hornschicht<br />
binden <strong>und</strong> die Hautbarriere stärken sowie ein ausreichend hoher<br />
Lichtschutz.<br />
53
RA Erhard Hackler,<br />
Deutsche Seniorenliga e.V.<br />
Unterentwickeltes Marktangebot für reife Menschen<br />
Keine Zielgruppe ist heterogener <strong>und</strong> daher differenzierter zu betrachten,<br />
als die <strong>von</strong> Produktentwicklern <strong>und</strong> Werbewirtschaft vernachlässigten<br />
50plus-Generationen; Best Ager <strong>und</strong> Master Consumer. In einer <strong>von</strong><br />
Jugendwahn geprägten Gesellschaft in Deutschland <strong>und</strong> insbesondere<br />
in den USA wurden industrielle Führungseliten sozialisiert, die den<br />
demografi schen Wandel ihrer Gesellschaften bewusst ausblendeten<br />
<strong>und</strong> demzufolge zielgruppenspezifi sche Verbraucherinteressen<br />
ebenso wenig wahrnahmen wie die vorhandene Kaufkraft <strong>und</strong><br />
den Wunsch, qualifi ziert beraten <strong>und</strong> beworben zu werden.<br />
Das gefühlte Alter weicht vom kalendarischen nahezu 15<br />
Jahre ab. Daher orientiert zumindest die Zielgruppe 50plus<br />
ihre Produkterwartungen <strong>und</strong> deren werbliche Darstellung<br />
analog einer Lebensqualität <strong>und</strong> eines Lebensgefühls, das<br />
durch die „Nivea- <strong>und</strong> Baldessarini-Models“ repräsentiert wird.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer hohen Lebenserfahrung erwartet die Zielgruppe<br />
Premiumqualitäten, eine (zeitintensive) kompetente Beratung durch ein<br />
geschultes Verkaufspersonal, zumindest jedoch eine aussagekräftige<br />
<strong>und</strong> nachvollziehbare Produktbeschreibung <strong>und</strong> Verpackung.<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen entscheiden sich aus unterschiedlichen Motiven<br />
für ein Produkt, das ihrem Aussehen <strong>und</strong> ihrer Ges<strong>und</strong>heit gewidmet<br />
ist. Mit wachsendem Körperbewusstsein steigen auch die Ansprüche<br />
männlicher Konsumenten. Begriffe wie Fit <strong>und</strong> Fun stehen für ein<br />
54
ges<strong>und</strong>heitsbewusstes <strong>und</strong> sportives Lebensdesign <strong>und</strong> demzufolge sind<br />
sie auch Parameter für die Produktentwicklung <strong>und</strong> das Produktdesign.<br />
Für ältere Zielgruppen (Gogoes, Slowgoes, Nogoes) empfi ehlt<br />
sich – jenseits veränderter <strong>und</strong> angepasster Produkteigenschaften<br />
– eine differenzierte Inszenierung: Wohlfühlaspekte <strong>und</strong> eine bewusste<br />
Wahrnehmung der vom Hersteller ausgelösten „Wir kümmern uns um Ihre<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ihr Aussehen-Empfi ndung“ treten in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Der Bef<strong>und</strong> eines unterentwickelten Marktangebotes erweist sich<br />
letztendlich auch deshalb als richtig, weil der Versuch misslingen muss,<br />
der Zielgruppe ohne Berücksichtigung durch Marktforschung gewonnener<br />
valider Daten Produkte ‚überzustülpen‘. Während wir für Best Ager-<br />
Verbrauchsgüter ein Design for all empfehlen, bilden kosmetische<br />
Produkte die Ausnahme <strong>von</strong> der Regel: differenziert altersspezifi sche<br />
Produkte fi nden ihren Markt, sofern diese nicht über das Thema „Alter“<br />
kommuniziert werden.<br />
55
Dr. Edit Schlaffer, Ludwig-Boltzmann<br />
Forschungsstelle / Frauen ohne Grenzen<br />
Psychologie des Schön-Sein-Wollens bei<br />
Jugendlichen. Jugendliche heute: stark, kompetent<br />
<strong>und</strong> schön<br />
Das Aussehen ist die Botschaft<br />
Bei der jungen Generation geht es um Identität <strong>und</strong> Orientierung, mit<br />
dem Ziel, Struktur in die verschiedenen aufwühlenden Bereiche der<br />
Selbsteinschätzung <strong>und</strong> Bewertung durch ihre Umwelt zu bringen.<br />
Wie werden sie <strong>von</strong> ihrer Peer-Gruppe, <strong>von</strong> der besten Fre<strong>und</strong>in, vom<br />
coolsten Fre<strong>und</strong> wahrgenommen? Die Optik hat Signalwirkung, nach<br />
innen <strong>und</strong> nach außen. Die zentralen Fragen der Jugendlichen sind<br />
heute: Wer bin ich? Wie bin ich? Wie wirke ich?<br />
Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Liebe als Lebensmittelpunkt<br />
Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> erste Verliebtheiten gehören zu den wichtigsten<br />
Aspekten des Teenageralltags <strong>und</strong> sind gleichzeitig Terrain für<br />
Verletzungen, Zurücksetzungen, Imponiergehabe <strong>und</strong> Beziehungsterror.<br />
Für Mädchen <strong>und</strong> Buben gelten dabei ganz unterschiedliche Gesetze.<br />
Das Aussehen spielt dabei eine ganz zentrale Rolle im Denken<br />
der Jugendlichen. Attraktivität <strong>und</strong> Sexappeal werden medial als<br />
Ausgangsbasis für geglückte <strong>und</strong> schwungvolle Beziehungsanbahnung<br />
vermittelt. Ein wesentliches Thema für die Jugendlichen ist heute: Wie<br />
komme ich an?<br />
Ein stimmiges Bild <strong>von</strong> sich selbst erzeugen<br />
Das eigene Bild <strong>von</strong> sich selbst <strong>und</strong> gegenüber anderen ist Ergebnis<br />
des eigenen Bemühens. Voraussetzung dafür ist auch, sich selbst richtig<br />
einzuschätzen. Dies bedeutet für die Jugendlichen heute auch, die<br />
56
ichtigen Fragen zu stellen: Lebe ich wie ich will? Präsentiere ich mich<br />
wie ich bin? Wie will ich aussehen?<br />
Die richtigen Vorbilder finden<br />
Die Selbsterfi ndung der Jugendlichen gelingt häufi g nur durch<br />
Orientierung an Vorbilder. Wer sind die Vorbilder der jungen weiblichen<br />
Generation? Die Überraschungs -Topnennung: meine Mutter. Platz zwei<br />
geht an Cindy Crawford.<br />
Die Balance des Glücks<br />
Junge Mädchen treffen heute vermehrt sehr klare Entscheidungen: sie<br />
setzen auf Bildung <strong>und</strong> Beruf. Eine neue hoch gebildete Frauengeneration,<br />
leistungsorientiert <strong>und</strong> Karriere-interessiert, arbeitet an völlig neuen<br />
Lebensentwürfen. Fachlich versiert, dezent geschminkt, perfekt gestylt<br />
erobert der neue female Talentpool Wirtschaft <strong>und</strong> Politik.<br />
57
Dr. Matthias Bode, Universität Hannover<br />
Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf: Massenmärkte bei sich<br />
differenzierenden Verbraucherbedürfnissen?<br />
Erika Mustermann <strong>und</strong> Otto Normalverbraucher: sollte es sie jemals<br />
gegeben haben, so sind sie inzwischen defi nitiv Relikte eines vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts. Aus Durchschnittskonsumenten wurden Individuen, mit<br />
ständig neuen, sich verändernden Bedürfnissen. Im Kosmetikmarkt<br />
zeigt sich dies bspw. in neuen Produktangeboten für Männer <strong>und</strong><br />
für immer jüngere Zielgruppen oder neuen Ansprüchen bei älteren<br />
Konsumenten. Im Rahmen klassischer <strong>Wirkung</strong>smechanismen wird<br />
da<strong>von</strong> ausgegangen, dass die Existenz neuer Bedürfnisse direkt zu einer<br />
veränderten Angebotspolitik der Unternehmen führt. In der Arbeitsgruppe<br />
„Massenmärkte bei sich differenzierenden Verbraucherbedürfnissen“<br />
wurden diese Prozesse aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Interessen <strong>und</strong><br />
Perspektiven der Teilnehmer erwartungsgemäß kontrovers diskutiert.<br />
Im Fokus standen die Fragen: was wollen Kosmetikkonsumenten im<br />
Zeitalter der Ausdifferenzierung, was bräuchten sie <strong>und</strong> was wird ihnen<br />
letztendlich angeboten? Die Diskussion konzentrierte sich dabei auf die<br />
Anpassung zwischen Marktangeboten <strong>und</strong> veränderten Bedürfnissen,<br />
die als unbefriedigend wahrgenommen wurde.<br />
1. Gr<strong>und</strong>situation der Ausdifferenzierung<br />
Im Rahmen sich verändernder Bedürfnisse wurde zunächst auf die<br />
Differenzierung durch die Altersgruppen hingewiesen. Aber auch<br />
innerhalb <strong>von</strong> Altersgruppen wurde eine Ausdifferenzierung festgestellt,<br />
die es dabei nicht zu vernachlässigen gilt. Der Konsens innerhalb der<br />
Arbeitsgruppe lag auf der Notwendigkeit einer stärkeren Beachtung<br />
älterer Konsumenten, die in Zukunft sowohl gesellschaftlich, als auch<br />
im Rahmen <strong>von</strong> Abnehmersegmenten innerhalb des Kosmetikmarktes<br />
die dominanten Referenzpunkte bilden werden. Hier wurde aber ebenso<br />
58
auf die Gefahr einer kurzfristigen Überreaktion verwiesen, bei der<br />
die verschiedenen Altersgruppen gegeneinander ausgespielt werden<br />
könnten. Eine Berücksichtigung älterer Konsumenten darf insofern nicht<br />
auf Kosten jüngerer Konsumenten gehen, weder quantitativ im Sinne<br />
der Ressourcenintensität, noch qualitativ im Sinne einer normativen<br />
Begründung („Wir kümmern uns jetzt mehr um Ältere, weil es die<br />
Jüngeren sowieso einfacher im Bereich Kosmetik haben.“).<br />
Es wurde deutlich, dass die Ausdifferenzierung nicht nur zu<br />
konsumentenseitigen Problemen bezüglich der Informationsbeschaffung<br />
<strong>und</strong> –verarbeitung, sowie der Kaufentscheidung <strong>und</strong> Produktnutzung<br />
führen. Auch <strong>von</strong> Seiten der Industrie wurde die zunehmende Komplexität<br />
der Entscheidungstatbestände angeführt.<br />
Eine Ergänzung dieser Situation, die sich zunächst auf die<br />
Verbraucherforderungen <strong>und</strong> das Marktangebot konzentrieren,<br />
erfolgte durch eine Betrachtung dessen, was Konsumenten eigentlich<br />
brauchen. Hierbei wurde aus medizinischer Sicht deutlich, dass eine<br />
altersspezifi sche Produktdifferenzierung dann suboptimale Ergebnisse<br />
fördert, wenn dabei die unterschiedlichen Hauttypen nicht genügend<br />
berücksichtigt werden.<br />
2. Anpassungsschwierigkeiten<br />
Im aktuellen Kosmetikmarkt zeigen sich nach Ansicht der<br />
Teilnehmer Friktionen in der Anpassung zwischen differenzierten<br />
Konsumentenbedürfnissen <strong>und</strong> dementsprechenden Industriereaktionen.<br />
Hier sind Probleme angesprochen, die so nicht intendiert sind oder gar<br />
auf einen bösen Willen der Anbieter zurückzuführen sind.<br />
Zu den Problembereichen zählen zunächst die Produkte selber,<br />
wobei der Handhabung eine besondere Relevanz zukommt. Im<br />
Rahmen der Verpackung wurden die Probleme hauptsächlich in den<br />
Produktinformationen gesehen, wo funktionale Erklärungen oftmals sehr<br />
technisch in verbaler Form geliefert werden, ohne genügend visuelle<br />
Erklärungsformen zu berücksichtigen (z.B. unterschiedliche Farbcodes<br />
für Tages- <strong>und</strong> Nachtcreme). Kommunikative Mängel wurden des<br />
weiteren in der allgemeinen Produktkommunikation <strong>und</strong> der erweiterten<br />
Information <strong>und</strong> Beratung festgestellt.<br />
In der sich darauf anschließenden Diskussion wurde der Schwerpunkt<br />
auf Bedürfnisse älterer Konsumenten <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />
59
Kommunikationsproblemen auf dem Kosmetikmarkt gesetzt. Einigkeit<br />
bestand darin, dass der Begriff <strong>von</strong> „Verständigungsproblemen“ das<br />
Problem nicht adäquat beschreiben würde. Angemessener könnte es<br />
vielmehr sein, <strong>von</strong> „Verständnisproblemen“ zu sprechen.<br />
3. Verständnisprobleme<br />
Als Verständnisprobleme wurden kommunikative Schwierigkeiten<br />
auf drei Ebenen identifi ziert. Auf einer ersten Ebene stellen sich<br />
aus Verbrauchersicht die zur Verfügung gestellten Informationen<br />
als unangemessen dar, wenn zuviel technische <strong>und</strong> „künstliche“<br />
Informationen geliefert werden, aber zuwenig alltagsrelevante, praktisch<br />
nutzbare Informationen vorhanden sind. Schnell wurde deutlich, dass<br />
es dabei ebenso sehr um die Art der Sprache geht. Hierbei wurde<br />
eine Diskrepanz zwischen dem Sprachstil der Industrie <strong>und</strong> dem<br />
gewünschten Sprachstil der älteren Konsumenten kritisiert. Eine<br />
erweiterte Ebene umfasst dann die Meta-Ebene der Kommunikation. Im<br />
Rahmen der sozialen <strong>und</strong> emotionalen Kommunikationselemente stellte<br />
sich heraus, dass bisher vernachlässigte, ältere Konsumenten auch<br />
ein artikuliertes Verständnis erwarten, dies aber nicht eingelöst sehen.<br />
Dieses Verständnis bedeutet dann auch ein Ernstnehmen der neuen<br />
Zielgruppen, bzw. ein Signalisieren <strong>von</strong> Empathie für deren Anliegen.<br />
So wird bspw. aufmerksam beobachtet, dass nur die aus Marketingsicht<br />
„attraktivsten“ Seniorengruppen angesprochen <strong>und</strong> kommuniziert<br />
werden, aber „unattraktive“ Gruppen wie alleinstehende ältere Menschen<br />
ausgeblendet werden.<br />
4. Gründe für die Verständnisprobleme<br />
Von den Teilnehmern wurde zunächst auf die personale Diskrepanz<br />
zwischen den <strong>Kosmetika</strong>nbietern <strong>und</strong> deren Konsumenten hingewiesen,<br />
wenn primär junge, männliche Manager Entscheidungen hinsichtlich<br />
primär älterer, weiblicher Konsumenten zu treffen haben. Darüber hinaus<br />
zeigt sich eine gr<strong>und</strong>legende Schwierigkeit, wenn der Doppelcharakter<br />
statischer <strong>und</strong> dynamischer Aspekte bei der Analyse älterer Menschen<br />
vernachlässigt werden.<br />
Ein statischer Aspekt bezieht sich auf diejenigen, altersbedingten<br />
Anforderungen älterer Menschen, die sich nur wenig verändern. So sind<br />
bspw. Verpackungen auf Augenschwächen hin zu konzipieren oder bei<br />
der Produktgestaltung die Handhabung <strong>von</strong> Produkten beim Öffnen <strong>und</strong><br />
60
Greifen zu erleichtern.<br />
Daneben gibt es aber auch dynamische Aspekte älterer Menschen, die<br />
sich je nach Generationszugehörigkeit verändern. Heutige Generationen<br />
älterer Menschen haben andere Erfahrungen <strong>und</strong> Erwartungen als<br />
vergangene oder zukünftige ältere Generationen. Insofern sind sie auch<br />
anders <strong>von</strong> der Industrie anzusprechen.<br />
5. Wie können Verständnisprobleme abgebaut werden?<br />
Auf einer pragmatischen Ebene stellte sich die Frage für die Teilnehmer<br />
der Arbeitsgruppe, warum die Kosmetikindustrie nicht stärker ihre neuen,<br />
potenziellen Verbraucher in den Entscheidungsprozess einbezieht. Dies<br />
kann im Bereich der Produktentwicklung intensiviert werden, aber auch<br />
im Bereich der Marketingkommunikation. Provokativ wurde als Vorschlag<br />
angeführt, ob hier nicht die Nutzung <strong>von</strong> Werbeagenturen mit älteren<br />
Kommunikationsexperten möglich wäre.<br />
Darüber hinaus besteht die Forderung nach einem verstärktem<br />
institutionalisierten <strong>und</strong> informellen Austausch zwischen Bedürfnisträgern<br />
<strong>und</strong> Industrieverantwortlichen. Einzubeziehen sind hier neben Managern<br />
<strong>und</strong> Marketingverantwortlichen ebenso die technischen Experten in der<br />
Kosmetikindustrie. Insofern wären Verständnisprobleme zu minimieren,<br />
die nicht nur zwischen Vermarktern <strong>und</strong> Konsumenten bestehen, sondern<br />
auch die vorgelagerten Produktionsprozesse integrieren.<br />
Angesprochen wurde ebenso die Möglichkeit <strong>von</strong> Vertrauensallianzen,<br />
die unabhängige Autoritäten wie Mediziner als wichtige Konsumberater<br />
berücksichtigen. Wurde die Rolle der Mediziner auch kontrovers<br />
bezüglich ihres Status bei Konsumenten diskutiert, so war man sich einig,<br />
dass ihnen zumindest ein Vertrauensvorschuss im Vergleich zur Industrie<br />
zugesprochen werden könne.<br />
Abschließend stellte sich die Frage, welche Kriterien eine verbesserte<br />
Kommunikation zwischen <strong>Kosmetika</strong>nbietern <strong>und</strong> älteren Konsumenten<br />
erfüllen sollte. Wenig Probleme bereitete eine Forderung nach einer<br />
industrieweiten Verständigung auf eine einheitliche Sprachverwendung<br />
im Bereich <strong>von</strong> Kernbegriffen (z.B. „reife Haut“). Schwieriger wurde es,<br />
darüber hinaus gehende, allgemeine Empfehlungen zu entwickeln. Die<br />
Position, dass die Sprache der Kosmetikindustrie klar, authentisch <strong>und</strong><br />
realistisch sein sollte <strong>und</strong> keine falschen Erwartungen wecken dürfe,<br />
wurde schnell relativiert. Zum einen gab es einen Dissens darüber, welche<br />
61
Erwartungshaltungen <strong>und</strong> Wahrnehmungsmuster ältere Konsumenten<br />
bezüglich der Marktkommunikation besitzen:<br />
• Wird <strong>von</strong> älteren Konsumenten wirklich alles in der Kosmetikwerbung<br />
geglaubt oder sind sie inzwischen auch kritischer<br />
<strong>und</strong> misstrauischer bezüglich der Werbeversprechen?<br />
• Vielleicht spielt der Wunsch eine stärkere Rolle, dass man<br />
es glauben möchte oder die Hoffnung auf die besondere,<br />
versprochene <strong>Wirkung</strong> nicht verlieren möchte<br />
Zum anderen stellte sich auch die Position der Klarheit <strong>und</strong> Eindeutigkeit<br />
in der Diskussion als ambivalenter dar <strong>und</strong> bedarf somit der Relativierung.<br />
So wird bspw. eine dezente Ansprache in sensibleren Problembereichen<br />
des Alters erwartet, während Probleme wie Hautkrebsprävention auch<br />
offen formuliert werden können.<br />
Insofern wurde als Fazit deutlich, dass die Ausdifferenzierung der<br />
Bedürfnisse am Beispiel älterer Konsumenten zu Erwartungen an die<br />
Kosmetikindustrie führt, die allein über eine leichte Modifi kation der<br />
bisherigen Angebotspolitik nicht eingelöst werden können. Um den<br />
neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, sind veränderte Prozesse in der<br />
Interaktion zwischen Kosmetikindustrie <strong>und</strong> Konsumenten notwendig.<br />
Ältere Konsumenten wollen nicht nur eine neue Zielgruppe sein, sie<br />
wollen auch als Menschen ernst genommen werden.<br />
62
Clara Meynen,<br />
Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverband<br />
(vzbv) e.V.<br />
Erwartungen der Verbraucher an die Hersteller <strong>von</strong><br />
Kosmetikprodukten<br />
Die neuen Kennzeichnungs- <strong>und</strong> Informationsregelungen sind ein Plus<br />
für die Verbraucher, da sie die Transparenz über verbraucherrelevante<br />
Produkteigenschaften erhöhen:<br />
• Informationen über die Verwendungsdauer <strong>von</strong> Produkten mit<br />
einer Mindesthaltbarkeit <strong>von</strong> mehr als 30 Monaten<br />
• Kennzeichnung <strong>von</strong> 26 allergen wirkenden Duftstoffen<br />
• Zugang zu Informationen über Inhaltsstoffe <strong>und</strong> unerwünschten<br />
Neben wirkungen<br />
• Angaben über den Verzicht auf Tierversuche<br />
Es bestehen jedoch weiterhin Mängel in der Kennzeichnung <strong>und</strong> im<br />
Marketing <strong>von</strong> kosmetischen Produkten.<br />
Fehlende Transparenz: Kosmetische Mittel werben mit bestimmten<br />
Inhaltsstoffen – für die Verbraucher wird dabei jedoch nicht deutlich, in<br />
welcher Höhe die genannten Substanzen im Produkt verwendet werden.<br />
So kann für etwas geworben werden, das nur in geringsten Mengen im<br />
Produkt enthalten ist.<br />
• Mehr Produkttransparenz schaffen: Für Substanzen, die im<br />
Namen oder in der Werbung für Produkte genannt werden, sollte<br />
die Menge angegeben werden.<br />
• Erläuterungen geben: INCI-Begriffe auf deutsch erläutern, z.B. im<br />
Beipackzettel<br />
63
Überzogene Werbeversprechen: Kosmetische Mittel werben mit<br />
Versprechungen, die sich häufi g nicht halten lassen. So ist die beworbene<br />
Faltenminderung mit bloßem Auge nicht sichtbar, die straffende <strong>Wirkung</strong><br />
<strong>von</strong> Körperlotionen nicht nachweisbar.<br />
• Werbung glaubhafter gestalten: Irreführende Werbeversprechungen<br />
schaffen enttäuschte Verbraucher, die sich stärker am Preis<br />
orientieren.<br />
• Mehr unabhängige Forschung: Durch den Widerspruch<br />
zwischen Werbeversprechungen <strong>und</strong> Ergebnissen unabhängiger<br />
Tests sind die Verbraucher verunsichert <strong>und</strong> misstrauisch<br />
gegenüber der Kosmetikindustrie.<br />
Häufi ge Verstöße gegen Kennzeichnungsregelungen <strong>und</strong> gegen Verbot<br />
der irreführenden Werbung:<br />
• Lebensmittelüberwachung Hamburg: 30% der Proben wurden<br />
beanstandet, zwei Drittel da<strong>von</strong> wegen Verstößen gegen Kennzeichnungsregelungen,<br />
17% wegen Irreführung.<br />
• Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg: Beanstandungsquote<br />
lag bei 22%. Bei jeder 5. beanstandeten Probe lag<br />
Irreführung vor.<br />
• Lebensmittelüberwachung Rheinland-Pfalz: Beanstandungsquote<br />
lag bei 30%.<br />
Mangelnde Transparenz über Herstellungsbedingungen: Verbraucher<br />
interessieren sich zunehmend für die Herstellungsbedingungen <strong>von</strong><br />
Produkten. Bei <strong>Kosmetika</strong> fragen Verbraucher insbesondere nach<br />
ökologischen <strong>und</strong> tierversuchsfreien Produkten.<br />
• Die Verwendung der Begriffe „Öko“ <strong>und</strong> „Natur“ sollte<br />
gesetzlich geregelt werden: feste Kriterien <strong>und</strong> einheitliches Logo<br />
für Naturkosmetika.<br />
• Tierversuchsfreie Produkte sollten für Verbraucher leicht erkennbar<br />
sein.<br />
• Informationen über „faire“ Produktionsbedingungen.<br />
64
Verbraucher wollen auf Informationen nicht verzichten, auch wenn sie sie<br />
nicht häufi g nutzen. Mehr Informationen werden <strong>von</strong> Verbrauchern positiv<br />
gesehen – als Zeichen für Transparenz <strong>und</strong> Sicherheit. Als Beleg kann<br />
die imug-Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverbands:<br />
„Was Verbraucher wissen wollen“ herangezogen werden (vgl. vzbv.....).<br />
65
Dr. Alfred Markowetz,<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Informationsangebote der Hersteller- <strong>von</strong> der Verpackung<br />
bis zum Internet<br />
Die Kosmetikindustrie hat ein starkes Eigeninteresse an einer guten<br />
Information zur Verwendung, über die Produktleistung <strong>und</strong> die Sicherheit<br />
Ihrer Produkte denn sonst werden Ihre Produkte vom Verbraucher<br />
nicht angenommen <strong>und</strong> führen zu Reklamationen. Um sicherzustellen,<br />
dass der Verbraucher das richtige Produkt erhält, es richtig anwendet,<br />
die erwartete Produktleistung erhält <strong>und</strong> sich wohl fühlt, versorgt die<br />
Kosmetikindustrie als Einzelunternehmen, aber auch der Verband der<br />
Kosmetikhersteller IKW, den Verbraucher <strong>und</strong> Experten umfassend mit<br />
den notwendigen Informationen.<br />
Die primäre Information des Verbrauchers erfolgt durch die Angaben auf<br />
der Verpackung (vgl. Abb. 1).<br />
Eine weitere Quelle der Information ist die Werbung. Sie weckt das<br />
Interesse für neue Produkte <strong>und</strong> erinnert an bereits im Markt befi ndliche<br />
Produkte. Dabei liefert sie wichtige Informationen über das Produkt <strong>und</strong><br />
dessen <strong>Wirkung</strong>en. Die Anpreisungen in der Werbesprache mögen<br />
in einer oft überzogen wirkenden Weise erfolgen, jedoch müssen alle<br />
Wirkaussagen ausreichend wissenschaftlich belegt <strong>und</strong> dokumentiert<br />
sein. Neben den Behörden wacht auch der Wettbewerb streng über die<br />
Aussagen der Mitwettbewerber.<br />
Für viele Produkte werden zusätzlich Broschüren für Verbraucher<br />
erstellt. Sie enthalten zusätzliche Informationen über die Anwendung,<br />
wissenschaftlichen Hintergr<strong>und</strong> oder Empfehlungen <strong>von</strong> Experten.<br />
Broschüren für Experten geben darüber hinausgehende wissenschaftliche<br />
Informationen, Ergebnisse <strong>von</strong> Studien zur Wirksamkeit, Verträglichkeit<br />
oder Umwelteigenschaften. Sehr geschätzt <strong>von</strong> Experten werden<br />
Inhaltstoffl isten mit Funktionen der Inhaltsstoffe.<br />
66
Abbildung 1<br />
Das Internet revolutionierte das Informationsniveau. Es erlaubt eine<br />
früher <strong>und</strong>enkbare Vielfalt <strong>von</strong> Informationen <strong>und</strong> eine Rückkopplung<br />
der Informationssuchenden mit dem Hersteller. Auf den Webpages<br />
der Marken fi nden sich Hintergr<strong>und</strong>informationen (z.B. Über das<br />
Thema „Kopfschuppen“ oder „Anti-Aging“), Produktbeschreibungen mit<br />
Erklärung der unterschiedlichen Varianten <strong>und</strong> bietet die Möglichkeit<br />
Proben anzufordern oder an Gewinnspielen teilzunehmen. Für den<br />
Verbraucher besonders hilfreich sind die Seiten der Verbraucherberatung,<br />
die eine Kontaktperson nennen aber auch erlauben, direkt Fragen zu den<br />
Produkten zu stellen oder über Erfahrungen zu berichten.<br />
Für Experten hat <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> spezielle Portale eingerichtet, die neben<br />
Informationen zum Produkt <strong>und</strong> zu Inhaltstoffen die Möglichkeit bietet,<br />
Broschüren <strong>und</strong> wissenschaftliche Publikationen aufzurufen (vgl. Abb. 2).<br />
So fi nden sich unter www.pgbeautyscience.com beispielsweise alle <strong>von</strong><br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> bei den amerikanischen Dermatologenkongressen in<br />
den letzten drei Jahren vorgestellten Poster, die heruntergeladen werden<br />
können. Daneben fi nden sich beispielsweise in „the World of Hair“<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen zu Haaren <strong>und</strong> Haarpfl ege. Weiter fi ndet sich<br />
auch ein Link auf die Seiten <strong>von</strong> „Science in the Box“ die umfassend über<br />
die Wissenschaft aus dem Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsbereich informiert.<br />
67
Abbildung 2<br />
Zusammenfassung:<br />
Die Kosmetikindustrie informiert den Verbraucher umfassend über die<br />
Verpackung, die Werbung <strong>und</strong> Broschüren. Das Internet wird genutzt zur<br />
Bereitstellung zusätzlicher Information. Die Hotline- Nummern auf der<br />
Verpackung werden vom Verbraucher intensiv in Anspruch genommen.<br />
Die Werbung ist eine spezielle Form der Information. Sie liefert<br />
Information über neue oder Erinnerung an bekannte Produkte in einfacher,<br />
einprägsamer Art. Werbeaussagen beruhen auf belegten Fakten.<br />
Für Experten sind weitergehende wissenschaftliche Informationen<br />
erhältlich, wie wissenschaftliche Broschüren mit Daten zur Wirksamkeit<br />
<strong>und</strong> Verträglichkeit, Internetseiten der Marken, Internetseiten <strong>von</strong> <strong>Procter</strong><br />
& <strong>Gamble</strong> <strong>und</strong> das Internetportal PG Beautyscience.<br />
68
Prof. Dr. Günter Silberer, Universität Göttingen<br />
Die Psychologie der Informationssuche <strong>und</strong> -aufnahme<br />
Um die Komplexitiät der Informationssuche <strong>von</strong> Konsumenten zu<br />
verstehen, muss zunächst einmal auf die Vielfalt <strong>und</strong> in Teilen auch<br />
Unübersichtlichkeit des Informationsangebotes hingewiesen werden.<br />
Relevante Informationsangebote kommen <strong>von</strong> Anbietern, Dritten (z. B.<br />
Medien) <strong>und</strong> privaten Quellen. Anbieter <strong>und</strong> Dritte nutzen verstärkt alte<br />
<strong>und</strong> neue Medien. Informationen am Produkt bzw. auf der Verpackung<br />
werden oft vergessen.<br />
Um die vorhandene Informationsvielfalt zumindest in Expertenkreisen<br />
besser zu verstehen <strong>und</strong> lösungsorientiert zu diskutieren, sollten folgende<br />
Unterscheidungen beachtet werden:<br />
• aktive versus passive Information<br />
• statische versus dynamische Information<br />
• unimediale versus multimediale Information<br />
• Sach- versus Anmutungsinformation<br />
• Feststellungen versus Überzeugungsversuche<br />
• usw.<br />
Auch das Informationsverhalten der Konsumenten selbst hat vielfältige<br />
Varianten, die beachtet werden müssen: Suche, selektive Exposition<br />
<strong>und</strong> zufällige Exposition; erst Exposition, dann Suche; erst Suche, dann<br />
Exposition; Beschaffung, Aufnahme, Speicherung, Abruf, Beachtung,<br />
usw. Das tatsächlich beobachtbare Informationsverhalten hängt zum<br />
einen vom Angebot, zum anderen vom Konsumenten selbst <strong>und</strong> den<br />
situativen Umständen ab. Als personale Faktoren wirken zunächst die<br />
69
Beschränkungen (Kapazitätsprinzip), u. a. begrenzte Zeit, begrenzte<br />
Verarbeitungsfähigkeit. Zum „Overload“ kommt es in aller Regel erst,<br />
wenn große Informationsmengen verarbeitet sein sollen bzw. wollen!<br />
Als personale Faktoren wirken jedoch immer die Motive, Wünsche,<br />
Präferenzen u. dgl. (Gratifi kationsprinzip). Präferenzen beziehen sich<br />
auf Kontakt- <strong>und</strong> Verarbeitungszeitpunkte, auf Informationsinhalte <strong>und</strong><br />
Darbietungsstile, auf Anbieter <strong>und</strong> deren Vertrauenswürdigkeit, auf<br />
Hilfestellungen u. a. m.<br />
Das beobachtbare Informationsverhalten ist jedoch keine „angeborene“<br />
Konstante. So passen sich beispielsweise im Zeitverlauf die Wünsche<br />
den Kapazitäten an, aber auch Kapazitäten an Wünsche (z. B. beim<br />
Investieren in Fähigkeiten durch das Lernen <strong>und</strong> Üben). Auch der<br />
subjektive Informationsbedarf kann in verschiedenen Lebenssituationen<br />
(Geburt eines Kindes, Wechsel der Wohnortes, usw.) stark variieren.<br />
Um das Informationsverhalten <strong>von</strong> Konsumenten besser zu verstehen,<br />
muss beachtet werden, dass bewusste <strong>und</strong> sorgsame Informationsbeschaffungsentscheidungen<br />
eher selten sind. Typische Auslöser sind hier<br />
wahrgenommene Risiken (z. B. ges<strong>und</strong>heitliche, fi nanzielle, soziale) <strong>und</strong><br />
wahrgenommene Chancen (z. B. Gewinn an Schönheit <strong>und</strong> Reputation).<br />
Der Regelfall im Konsumentenverhalten sind jedoch verkürzte<br />
Entscheidungen wie z. B. gewohnheitsmäßige Mediennutzung, impulsive<br />
Befragung privater Quellen oder Warten auf günstige Gelegenheiten.<br />
Wenn Konsumenten in ihren alltäglichen Entscheidungen auf<br />
Gewohnheiten zurückgreifen, sollte man nicht versuchen, ihnen dies<br />
„abzugewöhnen“. Gewohnheiten sind meist recht ökonomisch, u. U. sogar<br />
überlebensnotwendig. Dasselbe gilt für das Ändern <strong>von</strong> Gewohnheiten,<br />
was meist erst dann geschieht, wenn die relevanten Ziele eindeutig <strong>und</strong><br />
massiv verfehlt wurden.<br />
Informationsaufnahme ist immer schon Informationsverarbeitung. Nicht<br />
jede Information, die als eine sachliche Information wahrgenommen wird,<br />
muss irgendeinen Aussagewert haben. Andererseits können auch reine<br />
Anmutungen, Gefühle <strong>und</strong> Stimmungen die Funktion einer hilfreichen<br />
Information übernehmen.<br />
70
Dr. Ingo Schoenheit,<br />
imug Beratungsgesellschaft<br />
Welche <strong>und</strong> wie viel Information „verträgt“ der Mensch?<br />
Arbeitsgruppenergebnisse<br />
Ausgangspunkt<br />
Ausgangspunkt aller Überlegungen zu einer optimierten<br />
Verbraucherinformation über Kosmetikprodukte ist die einhellige<br />
Konstatierung des Phänomens, dass Verbraucher eindeutig unter einer<br />
Informationsüberlastung leiden. Zuviel <strong>und</strong> in Teilen schwer verständliche<br />
Informationen werden an sie <strong>von</strong> unterschiedlichsten Quellen in<br />
unterschiedlichster Qualität herangetragen. Zugleich erleben Verbraucher<br />
immer wieder, dass in bestimmten Situation (in bestimmten Umständen)<br />
immer wieder auch spezifi sche Informationsbedarfe auftreten, die<br />
nicht angemessen befriedigt werden können. Diese „Gleichzeitigkeit“<br />
<strong>und</strong> „Widersprüchlichkeit“ zwischen Informationsüberlastung auf der<br />
einen Seite <strong>und</strong> einem zusätzlichen subjektiven Informationsbedarf<br />
auf der anderen Seite ist tatsächlich beobachtbar. Sie ist ein Teil der<br />
alltäglichen Realität der Verbraucher, aber auch der Unternehmen der<br />
Kosmetikindustrie.<br />
Zentrale Problemstellung<br />
Als Ausgangsüberlegung für eine angemessene Problemformulierung <strong>und</strong><br />
darauf aufbauend auch eine angemessene Problemlösung wurde mit Blick<br />
auf das Verbraucherinformationsangebot zwischen einer sogenannten<br />
Bringeschuld <strong>und</strong> einer Holschuld unterschieden. Diese, stärker auf die<br />
Verantwortlichkeit möglicher Sender <strong>und</strong> Empfänger <strong>von</strong> Informationen<br />
abhebende Unterscheidung ist vergleichbar mit der Unterscheidung <strong>von</strong><br />
Informationsangeboten, die „abgerufen“ werden müssen (z. B. Beratung,<br />
Internetangebote) <strong>und</strong> solchen Informationsangeboten, die aktiv verbreitet<br />
71
<strong>und</strong> gestreut werden, die also ohne besonderen Aufwand überall sofort<br />
zugänglich sind (z. B.: Broschüren, Werbung). Auch wenn die Grenze<br />
zwischen Aktiv- <strong>und</strong> Abrufinformationen systematisch nicht vollständig<br />
trennscharf ist, bietet diese begriffl iche Unterscheidung eine pragmatisch<br />
wichtige Differenzierung <strong>von</strong> möglichen Informationsangeboten an.<br />
Als zentrale Problemstellung wurde vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die Frage<br />
gesehen, wie das Verhältnis <strong>von</strong> allgemeiner Bringeschuld (der Anbieter)<br />
<strong>und</strong> einer ebenfalls vorhandenen Holschuld der Konsumenten im Bereich<br />
der Informationen über Kosmetikprodukte <strong>und</strong> ihrer Verwendung in<br />
Zukunft ausgestaltet werden soll.<br />
Die Lösungsvorschläge<br />
Die Lösungsvorschläge nehmen die in vollständigem Konsens diskutierte<br />
These zum Ausgangspunkt, nach der es ausdrücklich richtig ist, explizit<br />
<strong>von</strong> einer Bringe- <strong>und</strong> <strong>von</strong> einer Holschuld in Zusammenhang mit der<br />
Verbraucherinformation über Kosmetikprodukte zu sprechen. Diese<br />
„Bringe-<strong>und</strong>-Holschuld-These“ wurde jedoch in Bezug auf <strong>Kosmetika</strong><br />
<strong>und</strong> in Bezug auf die Wichtigkeit der Information durch folgende Thesen<br />
differenziert:<br />
• Je wichtiger die Information für den Verbraucher ist (objektive<br />
Betrachtung), desto eher gehört sie auf die Verpackung.<br />
• Dies bedeutet auch, dass nicht jede Information auf die<br />
Verpackung gehört.<br />
• Ges<strong>und</strong>heitliche Risiken sind bei Kosmetik nicht lebensbedrohlich.<br />
• Ausführliche Informationen müssen als Abrufi nformation am<br />
Point of Sale hinterlegt werden.<br />
• Auch das Internet kommt zur Verbreitung <strong>von</strong> Abrufi nformationen<br />
für Verbraucher in Frage.<br />
• Es gibt auch eine Holschuld der Verbraucher, sich genauer zu<br />
informieren.<br />
Als weiterer Lösungsansatz wird <strong>von</strong> der Gruppe vorgeschlagen, <strong>von</strong><br />
einem breiteren Verständnis vom möglichen Nutzen, aber auch <strong>von</strong><br />
den möglichen Gefahren <strong>von</strong> „Information“ auszugehen. Überfl üssige<br />
Warnhinweise im Bereich der <strong>Kosmetika</strong> müssen beispielsweise als<br />
72
Gefahrenpotenzial angesehen werden <strong>und</strong> ihre Zurücknahme könnte<br />
demzufolge als Beitrag zur besseren Verbraucherinformation gelten. Der<br />
Nutzen der Verbraucherinformation „weiter“ zu sehen, wurde in Bezug<br />
auf die sogenannten „non user benefi ts“ erläutert. Auch Verbraucher, die<br />
bestimmte Informationsangebote nicht nutzen, können diese Information<br />
– wie einzelne Untersuchungen bestätigen - als „nützlich“ empfi nden.<br />
Diese so empfi ndenden Verbraucher unterstellen offensichtlich, dass<br />
es Situationen (für sie) geben kann, in denen sie sich über einzelne<br />
Sachverhalte informieren wollen <strong>und</strong> beurteilen es deshalb „antizipierend“<br />
bereits positiv, dass über diese Sachverhalte Informationsangebote<br />
vorhanden sind.<br />
Die weitest gehende Interpretation der <strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong> Verbraucherinformation<br />
bezieht sich auf ihre Vertrauensbildungsfunktion. Verbraucherinformation<br />
kann – so wurde in der Arbeitsgruppe einverständig diskutiert - wie<br />
jede andere „Sachaussage“ als eine Kommunikationssequenz<br />
verstanden werden, die nicht nur eine „Sachebene“, sondern auch<br />
einen Appellcharakter (gegenüber dem Empfänger), ein Element <strong>von</strong><br />
„Selbstoffenbarung“ (des Senders) <strong>und</strong> ein Element der Gestaltung<br />
der Beziehung zwischen Sender (Unternehmen / Produkt) <strong>und</strong> dem<br />
Empfänger (Verbraucher) hat (vgl. Abbildung 1).<br />
73
Abbildung 1: Vier Seiten der Verbraucherinformation (vgl. Schoenheit 2004, S. 60)<br />
Diese in der Kommunikationswissenschaft gut abgesicherte <strong>und</strong> in vielen<br />
Zusammenhängen erfolgreich angewendete „Theorie“ der „Vier Seiten<br />
der Nachricht“ kann für ein breiteres Verständnis der Nützlichkeit der<br />
Verbraucherinformation hilfreich sein.<br />
Schließlich wurde das Thema der „Glaubwürdigkeit“ der<br />
Informationsangebote über Kosmetikprodukte thematisiert.<br />
Verbraucherinformation, die wirksam sein soll, muss vor allem in<br />
den Augen der Verbraucher glaubwürdig sein. Hier ist (auch) <strong>und</strong><br />
vielleicht sogar insbesondere auf dem Kosmetikmarkt eine Art<br />
Glaubwürdigkeitslücke zu beobachten. Folgende Thesen zeigen den hier<br />
favorisierten Lösungsansatz:<br />
• Die Kosmetikbranche braucht ein Konzept einer<br />
vorwettbewerblichen glaubwürdigen Informationspolitik.<br />
• Kosmetikmarken können bei der Lösung des Informationsproblems<br />
einen Mehrwert bieten.<br />
74
• Staatliche Instanzen der Risikobewertung müssen stärker als<br />
sogenannte „Trust Center“ fungieren.<br />
• Formen der Kooperationen zwischen Industrie <strong>und</strong><br />
Verbraucherverbänden müssen erprobt werden, ohne die<br />
Interessenunterschiede <strong>und</strong> die Unabhängigkeit zu verwischen<br />
bzw. zu gefährden.<br />
• Die Kommunikation „über Verbraucherinformation“ muss für<br />
Kosmetikprodukte intensiviert werden.<br />
• In vergleichenden Kosmetikuntersuchungen, die <strong>von</strong><br />
unabhängiger Seite (z.B. Stiftung Warentest) durchgeführt<br />
werden, sollte die Qualität der vom Hersteller zur Verfügung<br />
gestellten Information in der Gesamtbewertung des Angebots<br />
stärker betont werden.<br />
• Auch Verbraucherinformationen, die <strong>von</strong> unabhängiger Seite<br />
verbreitet werden, müssen transparent <strong>und</strong> sachgerecht sein.<br />
Die Diskussion der Arbeitsgruppe zeigte besonders deutlich, dass die<br />
Information über die Kosmetikprodukte zu einem integralen Bestandteil<br />
der Produktqualität werden. Nur mit Hilfe zutreffender Information können<br />
Kosmetikprodukte sachgerecht ausgewählt <strong>und</strong> angewendet werden. Die<br />
Arbeitsgruppe hat ein Gr<strong>und</strong>gerüst für einen Arbeitsplan erstellt, das für<br />
alle beteiligten Akteure als Richtungsentscheidung gelten kann.<br />
75
Dr. Michael Jordan, Dr. Ingo Schoenheit, Prof. Dr. Günter Silberer<br />
Philosophie <strong>und</strong> Methodik des vergleichenden<br />
Warentests<br />
Der vergleichende Warentest, dessen wichtigster Vertreter in<br />
Deutschland die Stiftung Warentest ist, spielt auf dem Kosmetikmarkt<br />
eine herausgehobene Rolle. Um diese Rolle kontrovers <strong>und</strong> konstruktiv<br />
zu diskutieren <strong>und</strong> zu beleuchten, ist <strong>von</strong> den drei Referenten das Thema<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven aufgegriffen worden.<br />
Dr. Ingo Schoenheit ordnet den vergleichenden Warentest einleitend in<br />
das Konzert der unterschiedlichen Informationsangebote für Verbraucher<br />
ein, <strong>und</strong> arbeitet die herausgehobene Rolle des vergleichenden<br />
Warentests – zumindest wie wir ihn in Deutschland kennen – heraus.<br />
Prof. Dr. Günter Silberer, der sich als Marketingwissenschaftler seit vielen<br />
Jahren wissenschaftlich mit der Stiftung Warentest beschäftigt hat <strong>und</strong><br />
der als langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates auch über praktische<br />
Einblicke in die Testarbeit verfügt, betont die <strong>von</strong> der Stiftung Warentest<br />
unternommenen systematischen Anstrengungen zur Transparenz <strong>und</strong><br />
Qualitätssicherung in der Testarbeit.<br />
Dr. Michael Jordan reflektiert als Vertreter eines renommierten Markenartikelunternehmens,<br />
dessen Produkte oft getestet werden, die<br />
wichtige Funktion eines vergleichenden Warentests zur Information der<br />
Verbraucher <strong>und</strong> für den Markterfolg <strong>von</strong> Produkten <strong>und</strong> formuliert vor<br />
diesem Hintergr<strong>und</strong> die Anforderungen eines relevanten Stakeholders an<br />
einen vergleichenden Warentest.<br />
76
1. Der vergleichende Warentest – Ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
der Marktwirtschaft (Dr. Ingo Schoenheit)<br />
Konsumenten benötigen Informationen, um die Qualität <strong>und</strong> die Kosten<br />
eines Produktes oder einer Dienstleistung möglichst schon vor dem<br />
Kauf beurteilen zu können. Allerdings sind Konsumenten vor dem Kauf<br />
häufi g nicht in der Lage, einzelne Eigenschaften der Produkte oder auch<br />
einzelne besonders ausgelobte Leistungsversprechen in ihrer Relation<br />
zu anderen Produkten zu beurteilen. Muss der Konsument ein Produkt<br />
erst kaufen <strong>und</strong> vor allem „benutzen“ (gebrauchen oder verbrauchen),<br />
um die Leistung selbst beurteilen zu können, sprechen wir deshalb <strong>von</strong><br />
Erfahrungseigenschaften. Viele Elemente der Qualität <strong>von</strong> Produkten<br />
sind solche Erfahrungseigenschaften, die - <strong>und</strong> das ist das besondere<br />
– dem Konsumenten schon vor dem „Benutzen“ des Produktes klar<br />
sein müssen, will er sich begründet entscheiden. Unternehmen, die<br />
auf eine besondere Qualität ihrer Produkte setzen, sind deshalb an der<br />
Erzeugung <strong>und</strong> Verbreitung <strong>von</strong> zutreffenden Informationen über diese<br />
Qualitätseigenschaften sehr interessiert. Sie stehen nicht selten vor dem<br />
Problem, wie sie möglichst glaubwürdig <strong>und</strong> effektiv die asymmetrische<br />
Informationsverteilung (der Anbieter kennt die Qualität des <strong>von</strong> ihm<br />
angebotenen Gutes, der Nachfrager jedoch nicht) überwinden können.<br />
Die Ursache dieses Kommunikationsproblems ist offensichtlich. Der<br />
Anbieter, der über seine eigenen Produkte spricht, muss gegen einen<br />
Wahrnehmungsfi lter ankämpfen. Ihm wird - latent oder manifest -<br />
unterstellt, dass seine Aussagen über die eigenen Produkte nicht die<br />
„ganze Wahrheit“ beinhalten könnten, sondern die positiven Elemente<br />
leicht „geschönt“ <strong>und</strong> die vermeintlich negativen leicht „untertrieben“<br />
werden. Außerdem wird der einzelne Anbieter nicht in der Lage oder<br />
Willens sein, sinnvolle Leistungsvergleiche zwischen seinen Produkten<br />
<strong>und</strong> denen der Wettbewerber deutlich zu kommunizieren.<br />
Da der einzelne Anbieter trotz der Informationsfunktion des Markenartikels<br />
systematisch schnell an Grenzen stößt, wenn er glaubwürdig die<br />
höhere Qualität seines Produktangebotes kommunizieren will, hat<br />
sich bei Verbrauchern ein deutliches Interesse an glaubwürdigen<br />
<strong>und</strong> vergleichenden Aussagen zu den Qualitätsunterschieden bei<br />
Konsumgütern entwickelt. Dies kann als systematische Begründung für<br />
eine regelrechte Marktlücke angesehen werden. Wenn in modernen<br />
Marktwirtschaften - trotz aller Anstrengungen der jeweils einzelne<br />
Anbieter - ein Bedarf nach objektiven, vergleichenden Beurteilungen<br />
<strong>von</strong> Produktqualitäten entsteht, wird es – das kann zunächst einmal<br />
77
unterstellt werden - auch Anbieter geben, die versuchen werden,<br />
diesen Informationsbedarf nach allen Regeln der Kunst zu befriedigen.<br />
Diese Anbieter <strong>von</strong> vergleichenden Produktbeurteilungen können<br />
ihre Information verkaufen <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Verkaufserlösen, Löhne <strong>und</strong><br />
Gehälter, Investitionen <strong>und</strong> Kredite bezahlen <strong>und</strong> womöglich auch<br />
eine Rendite erwirtschaften. Zahlreiche Zeitschriften <strong>von</strong> Auto-Motor-<br />
Sport bis zu Öko-Test setzten diese Geschäftsidee um. Sie können<br />
als kommerziell ausgerichtete Informationsanbieter angesehen<br />
werden, die mit unterschiedlichen Detailkonzepten versuchen, einen<br />
vorhandenen Informationsbedarf (in Teilen auch in Verbindung mit einem<br />
Unterhaltungsbedürfnis) zu befriedigen.<br />
Ein solcher rein nach marktwirtschaftlichen Prinzipien aufgestellter<br />
Warentest unterliegt nun allerdings seinerseits den Mechanismen <strong>von</strong><br />
Angebot <strong>und</strong> Nachfrage (<strong>von</strong> Informationen) <strong>und</strong> muss seinerseits die<br />
Qualität der eigenen Informationsangebote, die in Teilen schwer <strong>von</strong><br />
Dritten zu beurteilen sind, unter Beweis stellen.<br />
Das gr<strong>und</strong>legende Konzept eines vergleichenden Warentests ist<br />
in Deutschland besonders wirkungsvoll <strong>von</strong> der Stiftung Warentest<br />
aufgegriffen <strong>und</strong> ausgestaltet worden. Sie ist auf Initiative der<br />
B<strong>und</strong>esregierung ins Leben gerufen worden <strong>und</strong> wird bis heute<br />
zumindest in Teilen aus öffentlichen Mitteln mitfi nanziert. Wenn die<br />
Stiftung Warentest in dieser Hinsicht keine reine „marktwirtschaftliche<br />
Eigenlösung“ des Informationsproblems darstellt, ist sie dennoch<br />
marktwirtschaftlich konform <strong>und</strong> geradezu förderlich für die Intensivierung<br />
eines Qualitätswettbewerbs. Nicht wenige Experten sahen <strong>und</strong> sehen in<br />
der <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>esregierung 1964 beschlossenen Institutionalisierung<br />
eines unabhängigen vergleichenden Warentests einen wesentlichen<br />
Erfolgsfaktor für die in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren so dynamische<br />
Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland.<br />
Die Stiftung Warentest ist heute als wichtige Institution auf vielen<br />
Konsumgütermärkten nicht mehr wegzudenken. Sie ist die mit Abstand<br />
bekannteste Verbraucherinstitution in Deutschland <strong>und</strong> genießt bei den<br />
Konsumenten, aber auch in weiten Teilen der Wirtschaft aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Unabhängigkeit <strong>und</strong> Kompetenz ein hohes Ansehen.<br />
Gerade weil die Veröffentlichungen der Stiftung Warentest<br />
beträchtliche Auswirkungen auf das Marktgeschehen haben, sind an<br />
die Untersuchungen der Stiftung Warentest (an die Testmethodik, die<br />
78
inhaltliche Qualität der Aussagen <strong>und</strong> an die Art der Darstellung der<br />
Testergebnisse) hohe Anforderungen zu stellen.<br />
In einer Reihe <strong>von</strong> wichtigen Gr<strong>und</strong>satzurteilen hat die Rechtsprechung<br />
immer wieder bestätigt, dass die Stiftung Warentest bei der Konzipierung<br />
ihrer Untersuchungen <strong>und</strong> bei den <strong>von</strong> ihr ausgesprochen Bewertungen<br />
einen Ermessensspielraum hat <strong>und</strong> im Interesse der Verbraucher die<br />
Mess- <strong>und</strong> Bewertungslatte durchaus hoch hängen darf. Unstrittig ist<br />
jedoch ebenfalls, dass die Untersuchungen den Stand der Technik<br />
widerspiegeln müssen <strong>und</strong> dass für die Sorgfalt <strong>und</strong> Transparenz des<br />
Verfahrens besondere Maßstäbe gelten.<br />
Es ist selbstverständlich, dass eine so einfl ussreiche Institution wie<br />
die Stiftung Warentest <strong>von</strong> allen Akteuren intensiv beobachtet <strong>und</strong><br />
teilweise auch kontrovers diskutiert wird. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer<br />
Statuten (Unabhängigkeit, objektivierbare Daten, wissenschaftliche<br />
F<strong>und</strong>ierung) <strong>und</strong> ihrer beträchtlichen Marktwirksamkeit erwachsen<br />
geradezu ethisch begründbare Ansprüche an ihre Arbeit, die der Stiftung<br />
Warentest vor allem einen kontinuierlichen Diskurs mit ihren wichtigen<br />
Stakeholdern (vgl. der einleitende Beitrag <strong>von</strong> U. Hansen) nahelegen. Ein<br />
kontinuierlicher <strong>und</strong> systematischer Diskurs mit ihren Stakeholdern kann<br />
in einem modernen Verständnis als Ausdruck der sozialen Verantwortung<br />
der Stiftung Warentest gesehen werden.<br />
2. Qualität <strong>und</strong> Transparenz als Leistungselemente des<br />
vergleichenden Warentest (Prof. Dr. Günter Silberer)<br />
Von der Stiftung Warentest sind eine ganze Reihe <strong>von</strong> Vorkehrungen getroffen<br />
worden, um eine möglichst sachk<strong>und</strong>ige vergleichende Produktbeurteilung<br />
vornehmen zu können. So wird ganz gr<strong>und</strong>legend bereits der Vorstand <strong>und</strong><br />
der Verwaltungsrat der Stiftung <strong>von</strong> einem Kuratorium beraten, das sich<br />
paritätisch aus unabhängigen Sachverständigen, Verbrauchervertretern<br />
<strong>und</strong> Vertretern der anbietenden Wirtschaft zusammensetzt.<br />
Generell orientiert sich die Stiftung Warentest bei ihren Untersuchungen<br />
nicht an einfachen Listen mit unerwünschten Produkteigenschaften,<br />
nach denen beispielsweise aufgr<strong>und</strong> einer bestimmten Auffassung über<br />
einen Inhaltsstoff bereits ein produktbezogenes Qualitätsurteil formuliert<br />
wird. Die Untersuchungen werden vielmehr mit dem Anspruch konzipiert,<br />
objektivierbare Merkmale der Gebrauchseigenschaften, aber auch der<br />
79
Umwelteigenschaften, zu identifi zieren, um sie mit wissenschaftlichen<br />
Methoden einer Bewertung zugänglich zu machen. Um hier möglichst<br />
viel Sachk<strong>und</strong>e einzubeziehen, werden vergleichende Produkttests durch<br />
einen aus bis zu zehn Fachleuten bestehenden Fachbeirat vorbereitend<br />
beraten. Es geht in der Regel um die sachgerechte Auswahl der zu<br />
untersuchenden Produktsegmente, die Prüfkriterien, die Verwendung<br />
geeigneter Prüfverfahren sowie die sachgerechte Darstellung der<br />
Prüfergebnisse.<br />
Auch die stets erfolgende Vorabinformation der Anbieter über die<br />
„Messergebnisse“ (nicht über die ggf. auf dieser Gr<strong>und</strong>lage erfolgende<br />
Bewertung) kann als Element der Qualitätssicherung <strong>und</strong> der<br />
Transparenzerzeugung angesehen werden.<br />
Im Sinne der Kooperation mit Partner-Institutionen führt die Stiftung<br />
Warentest seit Jahren VERSTÄRKT sogenannte Gemeinschaftstests<br />
im Rahmen der Dachorganisation International Consumer Research &<br />
Testing (ICRT) durch: In der ICRT sind wichtige europäische <strong>und</strong> nichteuropäische<br />
Testorganisationen zusammengeschlossen.<br />
Angesichts der wichtigen Stellung der Stiftung Warentest, zumindest auf<br />
einigen Konsumgütermärkten (z.B. im Bereich der Kosmetikprodukte),<br />
kann gefragt werden, wie Verbraucher möglichst schnell <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ig<br />
über Innovationen (neue Produkte am Markt) informiert werden können.<br />
Eine regelmäßige Berichterstattung in „Neuheitenartikeln“ kann hier<br />
eine Lösung darstellen, so dass nicht immer aufwendige vergleichende<br />
Warentests, die ein langen Vorlauf benötigen, erforderlich sind.<br />
Die Ergebnisse <strong>von</strong> vergleichenden Warentests werden nicht nur in den<br />
test-Heften <strong>und</strong> im Internetangebot der Stiftung Warentest verbreitet. Es<br />
ist in Teilen inzwischen eine weit geübte Praxis, dass die Unternehmen<br />
selbst auf die test-Ergebnisse hinweisen. Wenn die Stiftung Warentest<br />
hierauf auch keinen direkten Einfl uss hat, so hat sie gr<strong>und</strong>legende Regeln<br />
veröffentlicht, wie die Verwendung <strong>von</strong> test-Ergebnissen erfolgen sollte<br />
(<strong>und</strong> damit implizit sicher auch, wie sie nicht erfolgen sollte). Unternehmen,<br />
die sich entschlossen haben, in ihre Kommunikationspolitik Hinweise auf<br />
die test-Urteile zu integrieren, nutzen das Informations- <strong>und</strong> Glaubwürdigkeitspotenzial<br />
der Stiftung Warentest <strong>und</strong> tragen ihrerseits dazu bei,<br />
dass die Ergebnisse des vergleichenden Warentest noch breiter gestreut<br />
werden. Es ist selbstverständlich, dass für Unternehmen, die diesen Weg<br />
gehen, die Bedeutung der Stiftung Warentest Veröffentlichungen noch<br />
einmal zunimmt.<br />
80
3. Anforderungen an den vergleichenden Warentest aus der<br />
Perspektive eines Markenartikelunternehmens (Dr. Michael<br />
Jordan)<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> (P&G) steht für hochwertige, innovative Markenprodukte<br />
zur täglichen Verwendung in der Körperpfl ege bzw. im Haushalt. Zum<br />
Produktangebot gehören bekannte Marken wie u.a. Oil of Olaz, Ellen<br />
Betrix, Pantene, Head & Shoulders, blend-a-med, Pampers, Ariel, Lenor<br />
<strong>und</strong> Tempo.<br />
In allen Ländern, in denen P&G mit seinen Produkten vertreten ist, besteht<br />
ein intensiver Austausch mit den jeweiligen örtlichen Interessengruppen<br />
<strong>und</strong> Testorganisationen. In Deutschland sind vor allem die Stiftung<br />
Warentest <strong>und</strong> ihre vergleichenden Warentests seit Jahrzehnten ein<br />
steter Begleiter der Geschäftstätigkeit <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong>. In den<br />
letzten 10 Jahren sind beispielsweise mehr als 100 Marken-Produkte<br />
unseres Unternehmens <strong>von</strong> der Stiftung Warentest untersucht worden.<br />
Dies bedeutet, dass in jedem zweiten „test“-Heft ein Testbericht mit<br />
einem P&G-Produkt veröffentlicht wird. Vermutlich gibt es kein anderes<br />
Unternehmen, dessen Waren so häufi g in Publikationen der Stiftung oder<br />
anderer Testmedien vertreten sind. Entsprechend intensiv wird diese<br />
Testtätigkeit durch <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> verfolgt <strong>und</strong> soweit möglich, z.B. in<br />
den Fachbeiräten der Projekte der Stiftung, kommentiert.<br />
Gerade für ein Markenartikelunternehmen wie P&G, das systematisch<br />
<strong>und</strong> kontinuierlich mit Produktinnovationen <strong>und</strong> mit Produkten, die einen<br />
hohen Nutzwert bieten, im Markt erfolgreich sein will, ist schon während<br />
der Entwicklung des Produktes die vergleichende Leistungsbeurteilung<br />
wichtig. Die Innovationen erzeugen auch einen steten Erklärungsbedarf<br />
zur neuen Produktleistung bzw. Sicherheit gegenüber den<br />
angesprochenen potenziellen Verwendern. Unabhängige Testberichte<br />
können mit ihren Veröffentlichungen darüber mitentscheiden, ob die<br />
aufwändig vorbereiteten Produktinnovationen am Markt „ankommen“. Da<br />
es immer die Markenhersteller sind, die wichtige verbraucherrelevante<br />
Optimierungen einführen, sollten die Testberichte solche Innovationen<br />
<strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Aufwand für die Forschung auch im Vergleich<br />
zu „Nachahmerprodukten“, die nur kopieren, deutlich würdigen.<br />
Vergleicht man die Vorgehensweisen <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />
Institutionen <strong>und</strong> Testmagazinen bei ihren jeweiligen vergleichenden<br />
Produktbeurteilungen in Europa, so kann man sehr verschiedene<br />
Ansätze beobachten. Bei kommerziell ausgerichteten Testinstitutionen<br />
81
gilt in einigen Fällen bereits die einfache Aufl istung <strong>von</strong> Inhaltsstoffen<br />
als Gr<strong>und</strong>lage für die abschließende Produktbewertung. Das jeweilige<br />
Magazin defi niert dazu, welcher Inhaltsstoff „erwünscht“ oder<br />
„unerwünscht“ ist, ohne dabei die allgemein gültigen Erkenntnisse<br />
der Medizin oder Wissenschaft umfassend zu berücksichtigen. Die<br />
eigenen Meinungen <strong>und</strong> die dramatisierende Kommentierung <strong>von</strong><br />
„Schadstoffen“ dienen hier mehr dem erfolgreichen Verkauf der Hefte als<br />
der zweckdienlichen Information der Leser.<br />
Im Gegensatz zu diesem Vorgehen sollte jedoch beachtet werden,<br />
dass wie auch das Informationsverhalten der Hersteller, die<br />
Verbraucherinformation durch Testmagazine zur Produktsicherheit für<br />
den Menschen <strong>und</strong> für die Umwelt höchsten ethischen Ansprüchen<br />
unterliegen muss. Die Publikationen wenden sich in aller Regel an Laien<br />
<strong>und</strong> sollten deshalb keine ungerechtfertigten Ängste auslösen, sondern<br />
sachgerechte Antworten <strong>und</strong> Handlungsalternativen anbieten. Leider<br />
fi nden sich selbst in Artikeln mit Erläuterungen durch Fachleute immer<br />
wieder Beispiele, die womöglich gut gemeint, aber mit Sicherheit nicht<br />
gut gemacht sind. Den Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbrauchern wird die<br />
Kaufentscheidung nicht erleichtert, sondern sie werden im ungünstigsten<br />
Fall mit zusätzlichen ungelösten Sorgen zurückgelassen. Dies ist umso<br />
bedenklicher, wenn es sich dabei um Produkte wie Lebensmittel oder<br />
Kosmetik handelt, die für den Verzehr oder die Verwendung am Körper<br />
gedacht sind (hohes persönliches Schutzbedürfnis), die rechtlich zulässig<br />
im Markt angeboten <strong>und</strong> eigentlich aus medizinisch-wissenschaftlicher<br />
Sicht sicher verzehrt oder angewendet werden können.<br />
Im Unterschied zu solchen deutlich kommerziell ausgerichteten<br />
Testpublikationen wird die Tätigkeit der Stiftung Warentest durch einige<br />
wesentliche positive Eigenheiten charakterisiert, die in ihren Statuten<br />
festgelegt sind. Sie hat den Auftrag anhand „objektivierbarer“ Merkmale<br />
die Qualität <strong>von</strong> Produkten zu beurteilen. Ihre Bewertungen sollen auf<br />
der Basis <strong>von</strong> geeigneten <strong>und</strong> nachvollziehbaren wissenschaftlichen<br />
Prüfungen erfolgen. Die veröffentlichte Information soll dem<br />
Verbraucher ermöglichen, sich eine f<strong>und</strong>ierte Meinung über alternative<br />
Produktangebote in einer Kategorie zu bilden <strong>und</strong> entsprechend<br />
auswählen zu können.<br />
Mit diesem ausgewogenen Gr<strong>und</strong>konzept hat es die Stiftung Warentest<br />
in den letzen Jahren geschafft, dass sie <strong>von</strong> nahezu allen Deutschen als<br />
vertrauenswürdige Institution angesehen wird. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
haben insbesondere ihre Testberichte signifi kante Auswirkungen auf<br />
82
die Kaufentscheidung. Aus der extrem hohen Glaubwürdigkeit der<br />
Publikationen entsteht eine besondere Verpfl ichtung für die Stiftung <strong>und</strong><br />
ein sehr hoher Anspruch an die Qualität der Artikel. Dessen wesentliche<br />
Elemente sind die Bewertungskriterien, die Testergebnisse, die<br />
zugr<strong>und</strong>eliegenden Testmethoden, die Gewichtung einzelner Prüfkriterien<br />
<strong>und</strong> die redaktionelle Darstellung.<br />
Mit Blick auf die <strong>von</strong>einander abweichenden Ansätze für vergleichende<br />
Warentests durch verschiedene Institutionen stellen sich deshalb einige<br />
ganz gr<strong>und</strong>sätzliche, übergeordnete Fragen:<br />
1) Wer testet <strong>und</strong> kontrolliert die Geschäftsethik eines<br />
Testmagazins?<br />
2) Welche besonderen Verpfl ichtungen entstehen für eine<br />
Testinstitution aus der Tatsache, dass eine unabhängige<br />
Testpublikation für glaubwürdiger gehalten wird, als die Angaben<br />
des Herstellers?<br />
3) Ist es angemessen <strong>und</strong> vertretbar, dass sich ein Testmagazin<br />
direkt oder indirekt - gegen den Kauf <strong>von</strong> rechtlich zulässigen<br />
<strong>und</strong> bei der Verwendung sicheren Produkte ausspricht?<br />
4) Was ist die angemessene Form <strong>und</strong> der richtige Inhalt einer<br />
nützlichen Verbraucherinformation?<br />
5) Was sind die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für die Werbung eines<br />
Herstellers mit Testergebnissen <strong>von</strong> unabhängigen Institutionen<br />
Magazinen?<br />
Insgesamt sind Unternehmen gut beraten, nur mit Ergebnissen <strong>von</strong><br />
vergleichenden Warentests zu werben, wenn sie aus einer seriösen<br />
Quelle stammen.<br />
Nur wenn der gr<strong>und</strong>sätzliche ethische Ansatz eines Testmagazins <strong>und</strong><br />
die wissenschaftliche Basis für die jeweiligen Produktbewertungen<br />
transparent <strong>und</strong> allgemein vertretbar sind, wird das Vertrauen der<br />
Öffentlichkeit in die Qualität der Verbraucherinformation <strong>und</strong> der<br />
Testergebnisse langfristig erhalten bleiben <strong>und</strong> damit auch eine Basis für<br />
die Hersteller-Werbung mit Testergebnissen gegeben sein.<br />
83
Für vergleichende Warentests können folgende drei „Gebote“ formuliert<br />
werden:<br />
3 Gebote für an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtete<br />
Testberichte<br />
1. Gebot<br />
Das hohe Vertrauen der Öffentlichkeit in unabhängige Testberichte,<br />
<strong>von</strong> denen erwartet wird, dass sie die bestmögliche Information für<br />
die Kaufentscheidung bieten, bedingt die Verpfl ichtung zu höchstem<br />
ethischen Anspruch an Test, Bewertung <strong>und</strong> Berichterstattung.<br />
Testmagazine <strong>und</strong> Institutionen müssen berechtigte Kommentare,<br />
die breiten wissenschaftlichen Konsens fi nden, annehmen <strong>und</strong> zu<br />
Änderungen bereit sein.<br />
2. Gebot<br />
Qualitätsaussagen müssen auf allgemein akzeptierten wissenschaftlichen<br />
bzw. medizinischen Prinzipien f<strong>und</strong>ieren („objektivierbare Gr<strong>und</strong>lagen“).<br />
Politisch oder ideologisch motivierte Qualitätsaussagen dienen nicht der<br />
Sache des Verbrauchers.<br />
3. Gebot<br />
Informationen müssen in einer für den Verbraucher geeigneten Form<br />
dargestellt werden. Informationen zur Sicherheit <strong>von</strong> z.B. Inhaltsstoffen<br />
oder Spurenverunreinigungen müssen mit für Laien sinnvoller Perspektive<br />
<strong>und</strong> für das Produkt fairer Aussage versehen werden.<br />
84
Teilnehmer HAGE IV<br />
Aberer, Prof. Dr. Werner<br />
Universitätsklinik Graz Abteilung<br />
f. Umweltdermatologie<br />
Auenbruggerplatz 8<br />
A-8036 Graz<br />
Bartels, Sandra<br />
imug Beratungsgesellschafft<br />
Brühlstraße 11<br />
30169 Hannover<br />
Blardone, Marie-Sabine<br />
Technical External Relations<br />
Switzerland<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Switzerland<br />
SARL<br />
Rte de St-Georges 47<br />
CH-1213 Petit-Lancy 1<br />
Bode, Dr. Matthias<br />
Universität Hannover<br />
Lehrstuhl Marketing <strong>und</strong> Konsum<br />
Königsworther Platz 1<br />
30167 Hannover<br />
Boos, Hannelore<br />
LGL Südbayern<br />
Veterinärstraße 2<br />
85764 Oberschleißheim<br />
Brunnhofer, Dipl. Ing. Konrad<br />
VKI Österreich<br />
Linke Wienzeile<br />
A-1060 Wien<br />
Butschke, Dr. Andreas<br />
BVL<br />
Diedersdorfer Weg 1<br />
12277 Berlin-Marienfelde<br />
Elsner, Prof. Dr. Peter<br />
Klinik für Hautkrankheiten der<br />
Universität Jena<br />
Erfurter Str. 35,<br />
07743 Jena<br />
Fässler, Ulrike<br />
Schweizer Verband für Kosmetik<br />
Bernstraße-West 64<br />
CH-5034 Suhr<br />
Ferdinand, Monika<br />
BDK Düsseldorf<br />
Schadowstraße 72<br />
40212 Düsseldorf<br />
Flint, R.<br />
Hessisches Landeslabor<br />
Hasengartenstraße 24<br />
65189 Wiesbaden<br />
Goerdeler, Gisela<br />
Deutscher Hausfrauenb<strong>und</strong><br />
Coburger Str. 19<br />
53113 Bonn<br />
Gromann, Dr. Karin<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Frauen Österreich<br />
Radetzkystr. 2<br />
A-1031 Wien<br />
Gründling, Dr. Christian<br />
Fachverband der Chemischen<br />
Industrie Österreich<br />
Wiedner Hauptstr. 63<br />
A-1045 Wien<br />
Hackler, RA Erhard<br />
Deutsche Seniorenliga e.V.<br />
Gotenstraße 164<br />
53175 Bonn<br />
85
Hansen, Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula<br />
Universität Hannover<br />
Lehrstuhl Marketing <strong>und</strong> Konsum<br />
Königsworther Platz 1<br />
30167 Hannover<br />
Haselbach, Dr. Joachim<br />
ATC GmbH<br />
Parkstraße 29<br />
47829 Krefeld<br />
Jordan, Dr. Michael<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Sulzbacher Str. 40<br />
65823 Schwalbach am Taunus<br />
Keil, Christine<br />
Arthen Kommunikation<br />
Käppelestraße 8a<br />
76131 Karlsruhe<br />
Leitner, Dr. Erich<br />
Erich Leitner Consulting<br />
Galileigasse 6/I<br />
A-1090 Wien<br />
Markowetz, Dr. Alfred<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Sulzbacher Str. 40<br />
65823 Schwalbach am Taunus<br />
Meynen, Clara<br />
Verbraucherzentrale<br />
B<strong>und</strong>esverband<br />
Markgrafenstraße 66<br />
10996 Berlin<br />
Mildau, Dr. Gerd<br />
Chemisches <strong>und</strong> Veterinäruntersuchungsamt<br />
Karlsruhe<br />
Weißenburger Straße 3<br />
76187 Karlsruhe<br />
86<br />
Möller, Christa<br />
Redaktion Brigitte<br />
Am Baumwall 10<br />
20444 Hamburg<br />
Müller, Bernd<br />
Freier Journalist<br />
Hohenkreuzweg 30<br />
73732 Esslingen<br />
Reuther, Dr. med. Tilmann<br />
Universität Hamburg FB Chemie<br />
FR Kosmetik <strong>und</strong> Körperpflege<br />
Martin-Luther-King-Platz 6<br />
20146 Hamburg<br />
Sachs, Dipl. oec. Troph. Susanne<br />
Verbraucherzentrale Hessen<br />
Große Friedberger Straße 13-17<br />
60313 Frankfurt<br />
Schlaffer, Dr. Edit<br />
Ludwig Bolzmann Forschungsstelle<br />
f. Politik <strong>und</strong> zwischenmenschliche<br />
Beziehungen / Frauen ohne Grenzen<br />
Salzgries 19/21<br />
A-1010 Wien<br />
Schoenheit, Dr. Ingo<br />
imug Beratungsgesellschaft<br />
Brühlstraße 11<br />
30169 Hannover<br />
Silberer, Prof. Dr. Günther<br />
Georg-August-Universität Göttingen<br />
Institut für Marketing <strong>und</strong> Handel<br />
Nikolausberger Weg 23<br />
37073 Göttingen
Straff, Dr. Wolfgang<br />
Umweltb<strong>und</strong>esamt (UBA) -<br />
FG II 1.1<br />
Coorensplatz 1<br />
14195 Berlin<br />
Stroemer, Dr. Bernd<br />
Industrieverband Körperpflege<strong>und</strong><br />
Waschmittel e.V. (IKW)<br />
Karlstraße 21<br />
60329 Frankfurt<br />
Uhl, Dr. Jörg<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Sulzbacher Str. 40<br />
65823 Schwalbach am Taunus<br />
Ullrich, Dr. Kerstin<br />
GIM GmbH<br />
Berliner Straße 12<br />
69120 Heidelberg<br />
Worret, Prof. Dr. Wolf-Ingo<br />
Technische Universität München<br />
Biedersteiner Str. 29<br />
80802 München<br />
Zuberbier, Prof. Dr. Torsten<br />
Campus Charité Mitte<br />
Klinik für Dermatologie,<br />
Venerologie <strong>und</strong> Allergologie<br />
Schumannstr. 20/21<br />
10117 Berlin<br />
87
HAGE IV - Das Tagungsprogramm<br />
Donnerstag, 9. Juni 2005<br />
ab 12 Uhr Eintreffen im Hotel Relaxa in<br />
Frankfurt<br />
13:30 Uhr Begrüßung <strong>und</strong> Einführung in<br />
das Thema<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen<br />
14:00-14:45 Uhr Kosmetik als Teil der modernen<br />
Lebenswelt – Zukunftstrends<br />
oder Modewellen?<br />
Dr. Kerstin Ullrich, GIM<br />
Gesellschaft für Innovative<br />
Marktforschung mbH<br />
14:45-15:00 Uhr P&G Beauty – modisch im<br />
Trend?<br />
Dr. Jörg Uhl, Leiter der<br />
Unternehmenskommunikation,<br />
<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />
Diskussion<br />
15:30-16:00 Uhr Kaffeepause<br />
16:00-17:30 Uhr Experten-Hearings<br />
Kurzstatements zu den<br />
Themen der Arbeitsgruppen<br />
17:30-19:00 Uhr Arbeitsgruppen<br />
I Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />
Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte?<br />
Dr. Nohynek, L’Orea<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit als Eckpunkte der<br />
Produktentwicklung<br />
Dr. Bernd Stroemer, IKW<br />
Kosmetik: Der gesetzliche Rahmen im Wandel<br />
Dr. Wolfgang Straff, Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />
<strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> Kosmetik auf Umwelt <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Dr. Tilmann Reuther, Universität Hamburg<br />
Moderation<br />
II Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf<br />
Massenmärkte bei sich differenzierenden<br />
Verbraucherbedürfnissen?<br />
Prof. Dr. Peter Elsner, Universität Jena<br />
Braucht junge <strong>und</strong> alte Haut andere Pfl ege?<br />
RA Erhard Hackler, Deutsche Seniorenliga, Bonn<br />
Unterentwickeltes Marktangebot für gereifte<br />
Menschen<br />
Dr. Edit Schlaffer, Ludwig-Boltzmann<br />
Forschungsstelle, Wien<br />
Psychologie des Schön Sein Wollens bei<br />
Jugendlichen?<br />
Dr. Matthias Bode, Universität Hannover<br />
Moderation<br />
III Information <strong>und</strong> Verhalten<br />
Welche <strong>und</strong> wie viel Information „verträgt“ der<br />
Mensch?<br />
Clara Meynen, Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverband<br />
Erwartungen der Verbraucher an die Hersteller<br />
<strong>von</strong> Kosmetikprodukten<br />
Dr. Alfred Markowetz, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong><br />
Informationsangebote der Hersteller – <strong>von</strong> der<br />
Verpackung bis zum Internet<br />
Prof. Dr. Günter Silberer, Universität Göttingen<br />
Die Psychologie der Informationssuche <strong>und</strong><br />
– aufnahme<br />
Dr. Ingo Schoenheit, imug<br />
Moderation<br />
20:00 Uhr Gemeinsames Abendessen<br />
<strong>und</strong> mehr<br />
Freitag, 10. Juni 2005<br />
9:00-9:30 Uhr Kontaktallergien als<br />
88<br />
12:30 Uhr Verabredungen <strong>und</strong> Ausblick<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen<br />
Mit anschließender Möglichkeit<br />
zum gemeinsamen Imbiss<br />
11:00-12:30 Uhr Schlussfolgerungen <strong>und</strong><br />
offene Fragen<br />
Präsentation <strong>und</strong> Diskussion<br />
der Arbeitsgruppenergebnisse<br />
Moderatoren der Arbeitsgruppen<br />
10:30-11:00 Uhr Kaffeepause<br />
Diskussion<br />
9:30-10:00 Uhr Philosophie <strong>und</strong> Methodik des<br />
vergleichenden Warentests<br />
am Beispiel der Kosmetikuntersuchungen<br />
Dr. Michael Jordan, <strong>Procter</strong> &<br />
<strong>Gamble</strong> Service GmbH/<br />
Dr. Ingo Schoenheit, imug<br />
Beratungsgesellschaft/<br />
Prof. Dr. Günter Silberer,<br />
Universität Göttingen<br />
Herausforderung einer<br />
angemessenen<br />
Sicherheitsbewertung <strong>von</strong><br />
Alltagsprodukten<br />
Prof. Dr. Torsten Zuberbier,<br />
Charité Berlin