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Versprechen und Wirkung von Kosmetika - Procter & Gamble

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HAGE IV<br />

<strong>Versprechen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong><br />

Dokumentation einer Dialogtagung<br />

Ursula Hansen, Ingo Schoenheit (Hrsg.)


<strong>Versprechen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong><br />

Dokumentation einer Dialogtagung<br />

Herausgegeben <strong>von</strong><br />

Ursula Hansen, Ingo Schoenheit


Copyright 2005 bei den Autorinnen <strong>und</strong> Autoren <strong>und</strong> der<br />

imug Beratungsgesellschaft mbH, Hannover<br />

Satz: biro mediendesign, Hannover<br />

Druck <strong>und</strong> Bindearbeiten: Unger & Pauselius GmbH, Hameln


Inhalt<br />

Vorwort 7<br />

Kosmetik im Dialog mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gesellschaft 8<br />

HAGE – Dialoge - Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Perspektiven eines Dialogkonzeptes<br />

Prof. Dr. Dr. Ursula Hansen, Universität Hannover<br />

Kosmetik als Teil der modernen Lebenswelt 16<br />

Dr. Kerstin Ullrich, GIM argo, Gesellschaft für Marketingforschung <strong>und</strong><br />

Innovationsmanagement<br />

P&G Beauty - modisch im Trend 29<br />

Dr. Jörg Uhl, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />

Der gesetzliche Rahmen im Wandel 33<br />

Dr. Bernd Stroemer, Industrieverband Körperpfl ege- <strong>und</strong> Waschmittel e. V.<br />

(IKW)<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit als Eckpunkte der 37<br />

Produktentwicklung<br />

Dr. Gerhard Nohynek, L’Oreal<br />

Hautverträglichkeit <strong>und</strong> – Sicherheit <strong>von</strong> Markenprodukten 41<br />

Prof. Dr. Med. Torsten Zuberbier, Charité Berlin<br />

Inhaltsstoffe in <strong>Kosmetika</strong> – mögliche Auswirkungen 44<br />

auf Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit?<br />

Wolfgang Straff, Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong> - 47<br />

Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte?<br />

Dr. Tilmann Reuther, Universität Hamburg<br />

5


Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf<br />

Braucht junge <strong>und</strong> alte Haut andere Pflege? 52<br />

Prof. Dr. Peter Elsner, Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />

Unterentwickeltes Marktangebot für reife Menschen 54<br />

RA Erhard Hackler, Deutsche Seniorenliga e.V.<br />

Psychologie des Schön-Sein-Wollens bei Jugendlichen. 56<br />

Jugendliche heute: stark, kompetent <strong>und</strong> schön<br />

Dr. Edit Schlaffer, Ludwig-Boltzmann Forschungsstelle /<br />

Frauen ohne Grenzen, Wien<br />

Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf: Massenmärkte bei sich 58<br />

differenzierenden Verbraucherbedürfnissen?<br />

Dr. Matthias Bode, Universität Hannover<br />

Information <strong>und</strong> Verhalten<br />

Erwartungen der Verbraucher an die Hersteller <strong>von</strong> 63<br />

Kosmetikprodukten<br />

Clara Meynen, Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverband (vzbv)<br />

Informationsangebote der Hersteller- <strong>von</strong> der Verpackung 66<br />

bis zum Internet<br />

Dr. Alfred Markowetz, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Die Psychologie der Informationssuche <strong>und</strong> –aufnahme 69<br />

Prof. Dr. Günter Silberer, Universität Göttingen<br />

Welche <strong>und</strong> wie viel Information „verträgt“ der Mensch? 71<br />

Dr. Ingo Schoenheit, imug Beratungsgesellschaft, Hannover<br />

Philosophie <strong>und</strong> Methodik des vergleichenden Warentests 76<br />

Dr. Michael Jordan, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH; Dr. Ingo Schoenheit,<br />

imug Beratungsgesellschaft, Hannover; Prof. Dr. Günter Silberer, Universität<br />

Göttingen<br />

Anhang<br />

Teilnehmerverzeichnis der Dialogtagung 85<br />

Programmverlauf 88<br />

6


Vorwort<br />

Mit dieser Dokumentation der HAGE IV Dialogtagung setzen wir die<br />

inzwischen gut bewährte Praxis fort, die in regelmäßigen Abständen<br />

stattfi ndenden Dialogtagungen im Themenbereich Hautpfl ege <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit über den unmittelbaren Kreis der Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer hinaus auch einem größeren Kreis interessierter Experten<br />

<strong>und</strong> Meinungsführer vorzustellen. Die HAGE IV Dialogtagung fand<br />

Mitte Juni 2005 in Frankfurt statt. Die hier vorgestellten Beiträge sind<br />

die überarbeiteten Fassungen der <strong>von</strong> den Experten zur Diskussion<br />

gestellten Thesen. Sie fassen in Teilen aber auch die auf der Tagung<br />

geführten Diskussionen zusammen <strong>und</strong> geben insofern einen sehr guten<br />

Überblick über den Stand der Meinungsbildung zu den aufgeworfenen<br />

Fragen.<br />

Seit 1994 kommen herausgehobene Experten aus verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Bereichen in einem unregelmäßigen Turnus<br />

zusammen, um über gr<strong>und</strong>legende, aber auch über aktuelle Fragen des<br />

Produkt- <strong>und</strong> Leistungsangebots für „Haut <strong>und</strong> Haare“ zu diskutieren. Die<br />

Verantwortung für die Konzeption auch dieser Veranstaltung, die Einladung<br />

der Teilnehmer usw. liegt bei Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen<br />

<strong>und</strong> Herrn Dr. Ingo Schoenheit <strong>von</strong> der imug Beratungsgesellschaft,<br />

Hannover. Die Veranstalter nehmen für sich in Anspruch mit den<br />

HAGE – Dialogen eine Art Markenzeichen für einen qualifi zierten <strong>und</strong><br />

unternehmensunabhängigen Expertendiskurs entwickelt zu haben.<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> hat diese Dialogreihe ins Leben gerufen <strong>und</strong> fördert sie<br />

fi nanziell <strong>und</strong> ideell. So möchten wir uns ganz ausdrücklich bei Herrn Dr.<br />

Jordan <strong>und</strong> Herrn Dr. Markowetz <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> bedanken, die<br />

mit großer Geduld <strong>und</strong> Einsatzbereitschaft die Wünsche der Veranstalter<br />

aufgegriffen haben <strong>und</strong> sie bei der Umsetzung stets hilfreich unterstützt<br />

haben. Unser Dank gilt aber auch den teilnehmenden Experten, die sich<br />

mit großer Sachk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Offenheit an diesem Dialog beteiligt haben.<br />

Hannover, 15. September 2005<br />

Prof. Dr. Dr. Ursula Hansen<br />

Dr. Ingo Schoenheit<br />

7


Prof. Dr. Dr. Ursula Hansen,<br />

Universität Hannover, imug<br />

Der HAGE – Dialog -<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Perspektiven eines Dialogkonzeptes<br />

Die HAGE IV – Dialogtagung beschäftigt sich thematisch mit der Frage,<br />

ob <strong>und</strong> wie <strong>Kosmetika</strong> wirken. Das Thema „Versprechungen <strong>und</strong><br />

<strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong>“ berührt ein Kernproblem des Marketing, das<br />

bekanntermaßen die Zufriedenheit der Produktnutzer in den Mittelpunkt<br />

aller Marketingbemühungen rückt.<br />

Die Ausgangsfrage, ob <strong>Kosmetika</strong> „wirken“, scheint auf den ersten Blick<br />

selbsterklärend zu sein, denn ohne <strong>Wirkung</strong> würde – so könnte man<br />

unterstellen – kein ständig sich erweiternder Markt für Kosmetikprodukte<br />

existieren. Auch könnte man mit naturwissenschaftlichem Sachverstand<br />

medizinischer, dermatologischer oder toxikologischer Perspektive<br />

nach belastbaren Aussagen über die <strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> Kosmetik<br />

suchen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber sehr schnell, dass<br />

im Zusammenhang mit der Frage der Wirksamkeit z.T. komplizierte<br />

Abwägungsprozesse erforderlich sind. Welche Risiken können mit<br />

einer angemessenen Wirksamkeit verb<strong>und</strong>en sein, welche wollen wir<br />

akzeptieren <strong>und</strong> ablehnen. Auch die Frage, welche Umweltbelastungen<br />

zu beobachten sind <strong>und</strong> ggf. in Kauf zu nehmen oder abzulehnen<br />

sind, verweist auf Abwägungsprobleme. Ganz gr<strong>und</strong>legend kann<br />

sogar bezweifelt werden, ob eine rein naturwissenschaftliche Sicht<br />

auf die „Wirksamkeit“ dem Thema überhaupt gerecht wird. Kann über<br />

Wirksamkeit ohne Rückgriff auf die Bedürfnisse der Konsumenten<br />

überhaupt angemessen gesprochen werden <strong>und</strong> sind Aspekte des „Sich-<br />

Wohlfühlens“ nicht ebenfalls legitime Kategorien der Wirksamkeit <strong>von</strong><br />

pfl egenden Kosmetikprodukten?<br />

8


Bei einer offenen <strong>und</strong> auch kritischen Diskussion über die Wirksamkeit<br />

<strong>von</strong> Kosmetikprodukten können schnell zwei – sich im übrigen gegenseitig<br />

ausschließende – gr<strong>und</strong>legende Argumentationsfi guren auftauchen, die<br />

eine problemlösungsorientierte Diskussion mehr behindern als fördern.<br />

Erstens besteht die Gefahr, dass fortwährend die Argumentationsfi gur<br />

benutzt wird, nach der pfl egende Kosmetikprodukte zumindest im<br />

Sinne eines naturwissenschaftlich belegbaren Erfolges keine oder<br />

nur vernachlässigenswert geringe pfl egende <strong>und</strong> den Hautzustand<br />

verbessernde <strong>Wirkung</strong>en haben. Die großen Wirkversprechen der<br />

Werbung seien deshalb übertrieben oder gar unzutreffend. Diese<br />

Position kann sich je nach Differenzierungsfähigkeit des Autors auf<br />

alle, auf die meisten, auf einige oder auf vereinzelt anzutreffende<br />

Produkte beziehen. Die zweite Argumentationsfi gur, die ebenfalls als<br />

Wahrnehmungsfi lter die Diskussionen durchziehen kann, geht <strong>von</strong> einer<br />

vorhandenen <strong>und</strong> meistens sogar <strong>von</strong> einer zu deutlichen <strong>Wirkung</strong> <strong>und</strong><br />

auch <strong>von</strong> möglichen Folgewirkungen <strong>von</strong> Kosmetikprodukten aus, die<br />

nicht erwünscht sind <strong>und</strong> deshalb begrenzt werden sollten. Auch wenn<br />

für beide Argumentationsfi guren Beispiele angeführt werden können,<br />

verstellen sie in ihrer Pauschalierung eine problemadäquate Diskussion,<br />

die durch folgende Leitfragen besser strukturiert werden kann:<br />

• Welche Grenzen sind bei der Suche nach einer angemessenen<br />

Wirksamkeit zu beachten?<br />

• Welche verschiedenartigen auch tieferliegenden<br />

Verbraucherbedürfnisse erfüllen <strong>Kosmetika</strong>?<br />

• Welche Information über <strong>Kosmetika</strong> ist „wirksam“ <strong>und</strong><br />

„verträglich“?<br />

Um eine möglichst ergebnis- <strong>und</strong> facettenreiche Diskussion dieser<br />

Fragen zu ermöglichen, sind zur HAGE IV – Dialogtagung führende<br />

Dermatologen, Allergologen, Toxikologen aber auch Vertreter <strong>von</strong><br />

Aufsichtsbehörden <strong>und</strong> des BMVEL, Vertreter <strong>von</strong> Verbraucherorganisationen<br />

<strong>und</strong> Umweltverbänden, herausgehobene Berufspraktiker<br />

im Bereich Kosmetik, Haut <strong>und</strong> Haar, Vertreter <strong>von</strong> Unternehmen der<br />

Kosmetikindustrie <strong>und</strong> ihrer Verbände, aber auch andere Experten <strong>und</strong><br />

Wissenschaftler eingeladen worden.<br />

9


Diese HAGE IV Tagung setzt das <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> ins Leben<br />

gerufene <strong>und</strong> fi nanziell <strong>und</strong> ideell geförderte Dialogprogramm fort. Die<br />

Verantwortung für die Konzeption der Veranstaltung, die Einladung der<br />

Teilnehmer usw. liegt bei Frau Prof. Dr. Dr. h. c. Hansen <strong>und</strong> Herrn Dr.<br />

Ingo Schoenheit Gesellschafter der imug Beratungsgesellschaft, die als<br />

Veranstalter für sich in Anspruch nehmen mit den HAGE – Dialogen eine Art<br />

Markenzeichen für einen qualifi zierten <strong>und</strong> unternehmensunabhängigen<br />

Expertendiskurs entwickelt zu haben.<br />

1. Dialoge zwischen Unternehmen <strong>und</strong> ihren Stakeholdern<br />

Dialoge zwischen Unternehmen <strong>und</strong> wichtigen Meinungsführern aus<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sind trotz des HAGE-<br />

Dialogprogramms noch immer eher „unüblich“. Um zu verstehen <strong>und</strong><br />

ggf. auch kritisch zu hinterfragen, ob solche Dialoge aus Sicht des<br />

Unternehmens oder auch aus Sicht der hier involvierten Experten <strong>und</strong><br />

Meinungsführer überhaupt sinnvoll sind, ob es also überhaupt „lohnt“,<br />

hierfür Geld, Zeit <strong>und</strong> Mühen aufzuwenden, ist es hilfreich sich klar zu<br />

werden, welche Rolle wichtige Stakeholder für Unternehmen heute<br />

spielen <strong>und</strong> welche Bedeutung unternehmerische Entscheidungen auf<br />

der anderen Seite haben können.<br />

Aus der Sicht <strong>von</strong> Unternehmen sind nicht nur die Konsumenten<br />

selbst, sondern auch andere Stakeholder wichtig, wenn es darum<br />

geht, auf bestimmten Märkten erfolgreich zu agieren. Die gut bekannte<br />

Marktorientierung, bei der das klassische Instrumentarium des Marketing-<br />

Mix einsetzt wird, gerät dort an Grenzen, wo relevante Meinungsbildner<br />

<strong>und</strong> Experten mit ihren Äußerungen <strong>und</strong> Stellungnahmen den<br />

Markterfolg beinträchtigen können. Wissenschaftler (Dermatologen,<br />

Toxikologen), Vertreter <strong>von</strong> Umwelt- <strong>und</strong> Verbraucherverbänden,<br />

Vertreter <strong>von</strong> Ministerien <strong>und</strong> Behörden <strong>und</strong> viele andere mehr können<br />

die öffentliche Meinungsbildung nachhaltig prägen <strong>und</strong> den Markterfolg<br />

erschweren. Aus Sicht eines umsichtig agierenden Unternehmens<br />

können diese Erfahrungen Anlass sein, die Sichtweisen <strong>und</strong> Argumente<br />

dieser meinungsbildenden Experten so gut es eben geht zu kennen<br />

<strong>und</strong> zu verstehen. In einer sehr schlicht weitergedachten Variante,<br />

könnte es aus Sicht der Unternehmen sogar besonders verlockend<br />

sein, diese Sichtweisen auch gleich zu beeinfl ussen <strong>und</strong> zu lenken. Die<br />

moderne Managementdiskussion hat diese komplexe Sicht der heutigen<br />

10


Realität aufgegriffen <strong>und</strong> den sogenannten Stakeholder approach als<br />

angemessenes Managementkonzept defi niert. Unternehmen wird mit<br />

diesem Konzept ganz gr<strong>und</strong>sätzlich empfohlen, nicht einseitig einem<br />

Shareholder-Ansatz zu folgen, sondern zu erkennen <strong>und</strong> zu akzeptieren,<br />

dass vielfältige Personen <strong>und</strong> Interessengruppen einen „stake“ im<br />

Unternehmen haben <strong>und</strong> es umsichtig <strong>und</strong> erfolgversprechend ist, die<br />

Bedürfnisse auch dieser Stakeholder zu kennen <strong>und</strong> in einer balancierten<br />

Art <strong>und</strong> Weise auch zu befriedigen. Dieser Stakeholder approach geht<br />

also gr<strong>und</strong>legend <strong>von</strong> einer balancierten Befriedigung der Bedürfnisse<br />

der einzelnen Stakeholder aus <strong>und</strong> nicht <strong>von</strong> der „Beeinfl ussung ihrer<br />

Auffassungen“, was bereits weiter oben als kurzsichtige Fehlinterpretation<br />

des Sinns, aber auch der Möglichkeiten <strong>von</strong> Dialogen erwähnt wurde.<br />

Wird dem gr<strong>und</strong>legenden Konzept des Stakeholder-Managements<br />

gefolgt, müssen Unternehmen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ihre wichtigen Stakeholder identifi zieren,<br />

ihre Anliegen, Interessen <strong>und</strong> Sichtweisen in Bezug auf das<br />

Unternehmen <strong>und</strong> seine Produkte verstehen,<br />

<strong>und</strong> die Anliegen, Interessen <strong>und</strong> Sichtweisen der Stakeholder in<br />

einer angemessenen („balancierten“) Art <strong>und</strong> Weise in ihren<br />

zukünftigen Entscheidungen berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> die Stakeholder über den Erfolg (oder auch den Misserfolg)<br />

dieser - ihre Sichtweisen aufgreifenden - Unternehmenspolitik<br />

informieren <strong>und</strong> die nächste R<strong>und</strong>e einer neuen Verständigung mit<br />

den relevanten Stakeholder einleiten.<br />

Unternehmen, die diesen Gr<strong>und</strong>akkord des Stakeholder Engagement<br />

differenziert <strong>und</strong> gekonnt spielen können, tun das Richtige, um<br />

am Markt erfolgreich zu sein. Sie zeigen sich darüber hinaus als<br />

sozial verantwortliche Unternehmen, weil sie den Austausch mit<br />

ihren Stakeholdern ernst nehmen. Sie defi nieren nämlich nicht im<br />

luftleeren Raum (oder am grauen Vorstandstisch) was soziale (oder<br />

auch ökologische) Verantwortung eines Unternehmens ausmacht,<br />

sondern stellen dies im Austausch mit ihren Stakeholdern zur<br />

Diskussion. Stakeholder Engagement bedeutet jedoch nicht, dass die<br />

unternehmerischen Entscheidungen nun <strong>von</strong> den Stakeholdern mit<br />

getroffen werden. Stakeholder Engagement oder Stakeholder-Dialoge<br />

sind also kein verdecktes „Mitbestimmungsmodell“, sondern eine<br />

11


umsichtige <strong>und</strong> verantwortliche Art des modernen Managements, das<br />

die letztliche Verantwortung für unternehmerische Entscheidungen bei<br />

den dafür zuständigen Gremien <strong>und</strong> Personen im Unternehmen belässt.<br />

Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass Stakeholderdialoge auch<br />

Risiken bergen. Sie legen Probleme offen, ihr Ausgang ist ungewiss <strong>und</strong><br />

sie wecken u.U. hohe Erwartungen an die Problemlösungskompetenz<br />

einer Unternehmung, der sie nicht nachkommen kann oder will.<br />

Wenn damit zumindest ein theoretisch gut begründeter<br />

Argumentationsrahmen skizziert wurde, warum es aus Sicht <strong>von</strong><br />

Unternehmen Sinn macht, Zeit <strong>und</strong> Geld in Stakeholder-Dialoge zu<br />

investieren, stellt sich die Frage, warum die jeweiligen Stakeholder sich<br />

auf solch einen Dialog einlassen sollten. Was könnten ihre Benefi ts<br />

sein? Diese Frage ist schon deshalb viel schwieriger zu beantworten,<br />

weil die in Betracht kommenden Stakeholder prinzipiell sehr heterogen<br />

sind <strong>und</strong> deshalb auch die möglichen Benefi ts ganz unterschiedlich<br />

ausfallen können. Einige weiterreichende Hinweise können wir aus den<br />

eigenen HAGE-Erfahrungen gewinnen. Im Rahmen eines detaillierteren<br />

Forschungprogramms hatten wir nach dem Hage II – Dialog die<br />

involvierten Experten (Stakeholder) nach ihren Erwartungen (vor dem<br />

Dialog) <strong>und</strong> ihre bewertenden Beobachtungen (nach dem Dialog) gefragt<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

12


Als ein wesentliches Gr<strong>und</strong>motiv kann bei den involvierten Stakeholdern<br />

beobachtet werden, dass sie den Eindruck haben, ihre Meinung, ihre<br />

Vorschläge <strong>und</strong> Kommentare werden vom Unternehmen angehört,<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> im besten Fall sogar umgesetzt. Sie könnten in diesem<br />

Fall den Nutzen für sich defi nieren, dass sie in einem offenen <strong>und</strong><br />

vertraglich nicht kodifi zierten Verfahren Einfl uss auf die Politik oder<br />

einzelne Aktivitäten der Unternehmen haben. Damit dieser in die Zukunft<br />

reichende Nutzen überhaupt bei der Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

beispielsweise einer Dialogtagung wirksam werden kann, muss das<br />

Unternehmen deutliche <strong>und</strong> glaubwürdige Signale aussenden, dass das,<br />

was im diesem Dialog besprochen werden <strong>und</strong> als „Ergebnis“ womöglich<br />

herauskommen, für das Unternehmen wertvoll sind. Das Unternehmen<br />

muss also für die Ermöglichung eines wahrnehmbaren Benefi ts<br />

gegenüber seinen Stakeholder klar machen <strong>und</strong> sicherstellen, dass es<br />

ihm nicht lediglich um die Beeinfl ussung der Stakeholder, sondern um<br />

das eigene Lernen geht.<br />

Diese hier zunächst idealtypisch herausgearbeiteten Motivlagen <strong>von</strong><br />

Unternehmen <strong>und</strong> ihren Stakeholdern, die bei dem Zustandekommen<br />

<strong>von</strong> Stakeholder-Dialogen eine Rolle spielen, treten im realen Leben<br />

natürlich in einer bunten Gemengelage auf, zu der sich auch noch andere<br />

„soziale“ Motive gesellen können. So kann man auf Dialogtagungen<br />

interessante Leute, neue <strong>und</strong> überraschende Thesen <strong>und</strong> Sichtweisen<br />

kennenlernen, man kann lebendige Kontakte knüpfen, gut essen<br />

<strong>und</strong> sich im besten Fall vielleicht sogar amüsieren. Diese legitimen<br />

Seitenmotive können auf Seiten der Stakeholder, aber auch auf Seiten<br />

der mit Stakeholder-Dialogen unmittelbar befassten Manager der<br />

Unternehmen vorhanden sein. Auch wenn diese „Seiten-Motive“ immer<br />

mit im Spiele sind, bleiben die dominierenden Motive andere. Es geht<br />

um die Möglichkeiten der gekonnten wechselseitigen Beeinfl ussung,<br />

die nach bestimmten transparenten Regeln erfolgen soll, damit eine<br />

gegenseitige Überforderung <strong>und</strong> wechselseitige Enttäuschung in dieser<br />

offenen Kommunikationsstruktur möglichst ausgeschlossen werden<br />

kann.<br />

13


2. Regeln als Erfolgsfaktoren <strong>von</strong> Stakeholder- Dialoge<br />

Die konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen eines erfolgreichen Stakeholder-Dialoges<br />

werden durch die „Defi nition“ eines Themas <strong>und</strong> durch die richtige (zum<br />

Thema passende) Auswahl der Stakeholder gelegt. Zwischen „Thema“<br />

<strong>und</strong> „relevanten Stakeholder“ ergeben sich aus Sicht des Unternehmens<br />

in der Regel vielfältige Beziehungen, sie bedingen sich in vielen Fällen<br />

wechselseitig. Die aus Sicht des Unternehmen „relevanten Stakeholder“<br />

sind an bestimmten „Themen“ mit Bezug zum Unternehmen interessiert,<br />

die – weil die Stakeholder sich dafür interessieren – auch für das<br />

Unternehmen interessant sind. Wenn das Unternehmen „Themen“ für<br />

einen Stakeholder-Dialog lancieren möchte, für die sich am Ende keine<br />

Stakeholder interessieren, versteht dieses Unternehmen das Anliegen<br />

<strong>von</strong> Stakeholder-Dialogen nicht.<br />

Weitere wichtige Voraussetzungen für einen zielführenden Stakeholder-<br />

Dialog sind jedoch, dass in Bezug auf das festgelegte Thema eine<br />

Beteiligung möglichst aller relevante Stakeholder angestrebt werden<br />

kann.<br />

In der Praxis <strong>von</strong> Stakeholder-Dialogen haben sich gr<strong>und</strong>legende<br />

Prinzipien herausgebildet, deren gekonnte Einhaltung als Erfolgsfaktoren<br />

betrachtet werden können. Zu diesen Prinzipien gehören:<br />

- kommunikative Offenheit <strong>und</strong> eine Ernst zu nehmende<br />

Dialogbereitschaft auf höchster Führungsebene des den Dialog<br />

initiierenden Unternehmens,<br />

- sinnvolle, möglichst viele relevante Positionen eines Themas<br />

(siehe oben) einschließende Auswahl der Teilnehmer,<br />

- neutrale Moderation,<br />

- Transparenz <strong>und</strong> Fairness des Verfahrens,<br />

- Feed Back über die Ergebnisse,<br />

- Kontinuität<br />

14


Der Erfolgsfaktor „Transparenz“ legt es nahe, auch über den Erfolg der<br />

bisherigen Erfolge zu berichten. Immerhin ist diese Tagung die vierte in<br />

einer Reihe, die sich an einen im Kern ähnlichen Kreis <strong>von</strong> Stakeholdern<br />

wendet. Dialoge in einem solchen längerfristig angelegten Netzwerk<br />

aus Stakeholdern <strong>und</strong> Experten haben den Vorteil, Vertrauen als<br />

Voraussetzung einer positiven Kommunikation zu schaffen <strong>und</strong> Trends<br />

über Zeiträume hinweg verstehen zu lernen. Insbesondere wenn es<br />

wie hier in den HAGE-Dialogen gelingt, herausgehobene Experten <strong>und</strong><br />

Meinungsführer aus Arbeitsbereichen <strong>und</strong> Institutionen zu involvieren,<br />

die für das Thema relevant sind, bieten Stakeholderdialoge aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Interdisziplinarität ein besonders kreatives Potenzial für eine verständigungsorientierte<br />

Zukunftsgestaltung.<br />

15


Dr. Kerstin Ullrich, GIM<br />

Kosmetik als Teil der modernen Lebenswelt<br />

Im folgenden Beitrag möchte ich Kosmetik in einen etwas breiteren<br />

Kontext stellen <strong>und</strong> in Zusammenhang mit gesellschaftlich-kulturellem<br />

Wandel <strong>und</strong> der Veränderung <strong>von</strong> weiblichen Identitätskonzepten<br />

diskutieren. Aus diesen Veränderungen resultieren Konfl iktfelder oder<br />

auch Spannungsfelder für Frauen, auf die sie in unterschiedlicher Weise<br />

antworten <strong>und</strong> für die sie unterschiedliche Verarbeitungsstrategien<br />

gef<strong>und</strong>en haben. Ich identifi ziere zwei Strategielinien – eine offensive<br />

<strong>und</strong> eine defensive Strategie – zur Verarbeitung dieser Konfl iktfelder,<br />

die unmittelbare Implikationen für die Wahrnehmung <strong>von</strong> Kosmetik, für<br />

die Art der Kosmetikprodukte <strong>und</strong> auch für die Produktkommunikation<br />

haben.<br />

1. Wirkzusammenhänge: Vom Wertewandel zu den Implikationen<br />

für Kosmetik<br />

Kosmetik, kosmetische Produkte, Werbung <strong>und</strong> Kommunikation für<br />

Kosmetik existieren nicht im luftleeren Raum, sondern sind Ausdruck<br />

gesellschaftlichen Wandels <strong>und</strong> Veränderungen kultureller Leitbilder.<br />

Dabei ist der Wirkzusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel<br />

<strong>und</strong> Produkt oder Kommunikation nicht einfach nur analog <strong>und</strong> wird nie<br />

1:1 umgesetzt. Vielmehr stellt die Ausgestaltung einer Produktkategorie<br />

wie Kosmetik eine Projektionsfl äche dar, auf der sich der gesellschaftliche<br />

Widerstreit um Leitbilder festmachen lässt. Spannungsfelder, die sich aus<br />

Wandel stets ergeben, Verarbeitungsstrategien für kulturell divergierende<br />

Leitbilder, Akzeptanz <strong>und</strong> Protest, all dies sind Facetten individueller <strong>und</strong><br />

kollektiver Auseinandersetzung mit Wandlungsprozessen <strong>und</strong> mit sich<br />

verändernden Selbstkonzepten, die sich in einer Produktkategorie wie<br />

Kosmetik wiederspiegeln.<br />

16


Doch nicht nur das Produkt selber ist ständigen kulturellen<br />

Adaptionsprozessen unterzogen; auch die Marke, die Kommunikation<br />

<strong>und</strong> das zugr<strong>und</strong>e liegende Zielgruppenverständnis muss den<br />

veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Deutungsmustern angepasst werden.<br />

Demzufolge werde ich mich im Folgenden mit den für die Kosmetik<br />

relevanten Deutungsfeldern, dem in der Gesellschaft dominanten<br />

Frauenbild <strong>und</strong> dem Schönheitsideal im Wandel der Zeit beschäftigen.<br />

2. Weibliche Selbstkonzepte: Frausein <strong>und</strong> Schönheitsbild im<br />

Wandel<br />

Die 50er <strong>und</strong> frühen 60er Jahre waren die Epoche der „Außenorientierung“,<br />

d.h. eines Selbstkonzeptes, in dem die nahezu kritiklose Anpassung des<br />

Selbst an die Normen der Gesellschaft im Mittelpunkt stand.<br />

Abbildung 1: Frauenbild der 50er <strong>und</strong> 60er Jahre<br />

17


Für die Frauen bedeutete dies, einem Leitbild zu folgen, das die<br />

berufstätige Ehefrau nicht vorsah, sondern sie in die Sphäre des<br />

Haushaltes <strong>und</strong> der Mutterschaft „abschob“. Die Erfüllung dieser Rolle<br />

<strong>und</strong> das Aufrechterhalten des äußeren Bildes, des Scheins, hatte Vorrang<br />

vor der Entwicklung der Persönlichkeit. Auch das Schönheitsideal musste<br />

sich dieser Außenorientierung unterwerfen. Das Gesicht war die Fassade,<br />

die das (Rollen-)bild aufrechterhielt, die Oberfl äche war wichtiger als die<br />

Persönlichkeit dahinter. Schönheit war normgeleitet (vgl. Abbildung 1).<br />

Abbildung 2: Schönheitsideal 50er <strong>und</strong> 60er Jahre<br />

Mitte der 60er änderte sich die Situation: Die kulturellen Neuorientierungen,<br />

die die sogenannte 68er Generation mit sich brachte <strong>und</strong> die bis in die<br />

80er ihre unmittelbare <strong>Wirkung</strong> entfalteten, brachten das bisherige<br />

Frauenbild ins Wanken (vgl. Abbildung 2).<br />

18


Abbildung 3: Frauenbild der 70er <strong>und</strong> 80er Jahre<br />

Die Zeit der Introspektion begann, des Hineinhörens in sich selbst, die Zeit<br />

der Innenorientierung. Das Selbst emanzipiert sich <strong>von</strong> der strikten Norm,<br />

Selbstverwirklichung war das Vehikel für eine ganze Frauengeneration,<br />

die Rollen neu zu sortieren. Die Leitbilder waren multipel: Neben der<br />

Hausfrau <strong>und</strong> Mutter – die es ja immer noch gab <strong>und</strong> gibt – existierten<br />

nun Rollen oder auch Klischees wie die Single-Frau, die Karrierefrau, die<br />

Emanze, die Superwoman. Frau konnte wählen – <strong>und</strong> tat es. Auch das<br />

Schönheitsideal wandelte sich in dieser Zeit f<strong>und</strong>amental (vgl. Abbildung<br />

3).<br />

19


Abbildung 4: Schönheitsideal 70er <strong>und</strong> 80er Jahre<br />

Die normierte Oberfl ächenschönheit wurde abgelöst <strong>von</strong> der „natürlichen<br />

Schönheit“: Der „Schein“ stand im krassen Gegensatz zum „Sein“, die<br />

Performance wurde abgelöst <strong>von</strong> der Persönlichkeit. Beide Pole schienen<br />

unvereinbar nebeneinander, bzw. gegeneinander zu stehen.<br />

Und heute? Wie sieht es heute aus? Die Wahlfreiheit, die Frauen<br />

heute haben, wandelt sich oft genug in einen Wahlzwang, so dass im<br />

Zentrum des weiblichen Selbstkonzeptes heute das kluge Management<br />

verschiedener Entwürfe <strong>und</strong> Identitätsfacetten steht. Weder pure Norm<br />

noch reine Selbstverwirklichung sind gefragt, sondern eine neue Form<br />

der Vermittlung zwischen dem Selbst <strong>und</strong> der Umwelt: Die Innen- /<br />

Außenorientierung, geprägt vom Spagat zwischen Integrationsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Selbstbestimmung (vgl. Abbildung 4).<br />

20


Abbildung 5: Frauenbild der 90er <strong>und</strong> 2000er Jahre<br />

Auch der Schönheitsentwurf scheint ein Spiegel dieser Entwicklung zu<br />

sein. Denn „echte“ Schönheit bedeutet heute, die innere <strong>und</strong> äußere<br />

Schönheit in Einklang zu bringen (vgl. Abbildung 6).<br />

21


Abbildung 6: Schönheitsideal: 90er <strong>und</strong> 2000er Jahre<br />

Oberfl äche <strong>und</strong> Persönlichkeit stehen demnach in einem<br />

Wechselverhältnis. Und das Gesicht ist eben nicht mehr reine Fassade,<br />

ist nicht länger reine Oberfl äche, sondern vielmehr das Medium, mit dem<br />

die Persönlichkeit, also das Selbst, sich vermittelt. Das Gesicht wird zur<br />

Schnittstelle zwischen Selbst <strong>und</strong> Umwelt, quasi zum „Interface“.<br />

3. Spannungsfelder für Frauen<br />

Rollenpluralität, Optionenvielfalt, selbstbestimmte Lebensentwürfe – man<br />

könnte meinen, die weibliche Biographie sei nur spannend <strong>und</strong> erfüllend.<br />

Aber ganz so einfach ist es nicht. Mit wachsender Wahlfreiheit <strong>und</strong><br />

erhöhten Optionen für das eigene Leben ergeben sich Spannungsfelder<br />

zwischen Anforderungspolen.<br />

• Rollenkonfl ikte: Die Möglichkeit, vieldimensionale Lebensentwürfe<br />

<strong>und</strong> Rollenpluralismus zu realisieren, ist in zweierlei Hinsicht<br />

tückisch. Zum einen bringt das Fehlen einer „eindeutigen“<br />

Frauenrolle einen Verlust an kultureller Identität <strong>und</strong> damit die<br />

22


Suche nach emotionalen Ankerpunkten mit sich. Des Weiteren<br />

erhöht sich der Druck für Frauen, nun allen potenziellen<br />

Rollen genügen zu müssen. Die „Jacobs Krönung“-Frau, die<br />

morgens joggt, dann ins Büro geht, um abends mit Fre<strong>und</strong>en<br />

im Abendkleid <strong>und</strong> High Heels essen zu gehen, demonstriert<br />

diesen Anforderungsdruck.<br />

• Work-Life-Balance: Dem Wunsch, ein eigenes Berufs- oder<br />

gar Karriereleben zu haben, steht der eigene aber auch der<br />

gesellschaftliche Anspruch entgegen, das Familienleben zu<br />

koordinieren <strong>und</strong> der Wunsch, eine erfüllende Partnerschaft zu<br />

leben.<br />

• Divergierende Schönheitsideale: Viele Frauen sehnen sich<br />

nach authentischer Schönheit, bei der Persönlichkeit <strong>und</strong><br />

Äußeres im Einklang miteinander stehen. Es ist der Wunsch,<br />

„kleine Macken“ zu akzeptieren, Unperfektheit gelassen<br />

hinzunehmen, so zu sein wie man ist <strong>und</strong> nicht wie man<br />

sein soll. Demgegenüber spüren sie den enormen Zwang,<br />

dem Schönheitsideal zu entsprechen: Die medial geprägte<br />

Gesellschaft konfrontiert sie mit ständig neuen Möglichkeiten,<br />

ihr Äußeres der Norm anzupassen. Kein Tag ohne Berichte über<br />

Schönheits-OPs, Botox-Behandlungen oder der ultimativen<br />

Behandlung gegen das Altern.<br />

• Altern als Spannungsfeld: Altern, bzw. die Angst vor dem<br />

Alterungsprozess, ist das Hauptbetätigungsfeld für die Kosmetik.<br />

Jugendlichkeit ist trotz des demographischen Faktors, trotz der<br />

Best Ager oder Silver Ager, trotz der sinkenden Anzahl <strong>von</strong><br />

jungen Menschen immer noch ein gesellschaftliches Ideal.<br />

23


Abbildung 7: Spannungsfelder im Rahmen des Alterns<br />

• Allerdings ist es für Frauen ein sehr widersprüchliches Ideal. Frauen<br />

sind – so erfahre ich es in meiner Marktforschungspraxis ständig<br />

– zerrissen zwischen dem Wunsch nach Jugendlichkeit <strong>und</strong> einem<br />

dem Alter entsprechenden Lebensstil. Gleichzeitig sinkt aber das<br />

gefühlte Alter ständig ab, d.h. Frauen fühlen sich im Schnitt 15<br />

Jahre jünger als sie eigentlich sind. Dies bedeutet, dass Frauen<br />

zwischen der Triade aus kommuniziertem Jugendlichkeitsideal,<br />

eigenem demographischem Alter <strong>und</strong> dem gefühltem Alter ihre<br />

Identität fi nden müssen – was mangels weiblicher Vorbilder aus<br />

früheren Generationen nicht ganz einfach ist.<br />

4. Weibliche Coping-Strategien<br />

Die kurz skizzierten Konfl iktfelder sind sicherlich nicht erschöpfend,<br />

veranschaulichen aber, dass die Vielfalt an Optionen <strong>und</strong> Anforderungen<br />

auch Handlungszwänge mit sich bringen, für die die Frauen Strategien<br />

entwickeln müssen. Im Folgenden sollen solche Coping-Strategien<br />

beispielhaft für die Spannungsfelder des Rollenpluralismus, der<br />

24


Schönheitsideale <strong>und</strong> des Alterns aufgezeigt werden.<br />

• Balancing versus Focussing: Strategien des Umgangs mit pluralen<br />

Rollenbildern. Unter Balancing verstehen wir gr<strong>und</strong>sätzlich die<br />

Abkehr vom rigiden Perfektionsmus sich selbst gegenüber, sowohl<br />

die eigene Persönlichkeit als auch den Schönheitsbegriff betreffend.<br />

Persönliche Grenzen <strong>und</strong> Unperfektionen werden gelassen <strong>und</strong><br />

selbstbewusst akzeptiert, das eigene Schönheitsverständnis setzt<br />

die Vielfalt <strong>und</strong> Lebendigkeit einer einengenden Norm entgegen.<br />

Demgegenüber beobachten wir im Rahmen unserer Marktforschungserfahrungen<br />

eine Neue Zielgerichtetheit, eine Rückkehr<br />

zur Eindeutigkeit, eine Strategie des Focussing. Der bewusste<br />

Schritt, entweder Kinder oder Karriere auszuleben, sich wieder auf<br />

nur ein einziges Rollenmuster einzulassen, das aber perfekt.<br />

• Resourcing versus Redesigning: Strategien gegenüber<br />

divergierenden Schönheitsidealen. Resourcing meint hier die<br />

Erschließung <strong>und</strong> Steigerung eigener Ressourcen als Quelle<br />

für vitale Schönheit. Schönheitskriterien wie Individualität, Profi l<br />

<strong>und</strong> Ausstrahlung gewinnen an Bedeutung. Es ist eine Form <strong>von</strong><br />

Selbst-Gestaltung mit dem Ziel, das Beste aus sich herauszuholen,<br />

allerdings bei relativer Natürlichkeit. Demgegenüber zielt die<br />

Strategie des Re-Designing auf die gekonnte Inszenierung der<br />

Oberfl äche als Mittel zu Selbstversicherung. Dies bedeutet<br />

beispielsweise, den Körper eher instrumentell zu betrachten<br />

<strong>und</strong> nach Belieben oder je nach gesellschaftlicher Anforderung<br />

zu formen. Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Fitness sind hier die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

Schönheit, werden aber eher als Zwang, denn als Selbstzweck<br />

gesehen. Zeitmangel <strong>und</strong> der Zwang zur Priorisierung führen<br />

zum Wunsch nach schnellen Effekten anstelle <strong>von</strong> aufwendiger<br />

Wellness. Die so agierenden Frauen sind auch eher bereit,<br />

Schönheitsoperationen vornehmen zu lassen.<br />

• Age Management versus Age Prevention: Umgang mit den<br />

Herausforderungen des Alterns. Age Management könnte man mit<br />

„Erfolgreich Altern“ übersetzen. Diese Strategie setzt eine positive<br />

Einstellung zum Altern voraus <strong>und</strong> beinhaltet auch den Wunsch,<br />

angemessen <strong>und</strong> ohne angstvollen Blick auf die Jungen älter<br />

werden zu können. Älterwerden wird als ein natürlicher Prozess<br />

wahrgenommen, der aktiv gestaltet werden kann <strong>und</strong> dem man -<br />

so wie jeder anderen Lebensphase auch – das Beste abgewinnen<br />

möchte. Dazu gehört selbstverständlich auch, so gut wie möglich<br />

25


auszusehen. Auf der anderen Seite existiert aber ebenso die<br />

Strategie des Age Prevention, die man mit „Altern verhindern“<br />

umschreiben könnte. Der Alterungsprozess wird als Kontrollverlust<br />

erlebt, dem mit Kosmetik oder / <strong>und</strong> Chirurgie begegnet werden<br />

soll. Dem Altern wird der Kampf angesagt, <strong>und</strong> die biologische Uhr<br />

soll nach Möglichkeit zurück gedreht werden. Die Sehnsucht nach<br />

ewiger Jugend <strong>und</strong> jugendlicher Schönheit tritt an die Stelle einer<br />

proaktiven Auseinadersetzung mit dem Älterwerden.<br />

Die umschriebenen Strategien mit den Konfl iktfeldern Rollenpluralismus,<br />

Schönheitsideale <strong>und</strong> Älterwerden lassen sich in zwei Muster gruppieren:<br />

Balancing, Resourcing <strong>und</strong> Age Management möchte ich gerne als<br />

Offensivstrategien bezeichnen, also als proaktive Auseinandersetzungen<br />

mit der eigenen geistigen <strong>und</strong> körperlichen Identität. Focussing, Re-<br />

Designing <strong>und</strong> Age Prevention bezeichne ich als Defensivstrategien,<br />

also als Abwehrkämpfe, die aus Überforderungsgefühlen angesichts<br />

einer immer komplizierteren <strong>und</strong> ungewisseren kulturellen Entwicklung<br />

herrühren. Beide Strategielinien sind legitim, <strong>und</strong> beide haben<br />

unterschiedliche Implikationen für die Wahrnehmung <strong>von</strong> Kosmetik, für<br />

die Kosmetikprodukte selber, <strong>und</strong> auch für die Produktkommunikation.<br />

5. Implikationen für die Produktkategorie Kosmetik<br />

Im Folgenden sollen diese oben erwähnten Implikationen für die<br />

Produktkategorie Kosmetik dargelegt werden.<br />

Was bedeuten die Offensivstrategien Balancing, Resourcing <strong>und</strong><br />

Age Management für Kosmetik? Für Frauen, die nach diesen<br />

Offensivstrategien handeln, bedeutet Kosmetik nicht nur, etwas für<br />

die Haut zu tun, sondern sie nehmen Kosmetik als ein ganzheitliches<br />

Erlebnis wahr (vgl. Abbildung 8).<br />

26


Abbildung 8: Implikationen für die Kosmetik I<br />

Kosmetik dient als Medium für die eigene Stilentwicklung <strong>und</strong> für den<br />

Identitätsprozess, ist quasi „Booster“ der eigenen inneren Qualitäten.<br />

Als Mittel für Selbstausdruck verstärken kosmetische Produkte die<br />

persönliche Ausstrahlung. Dementsprechend sollte die Kommunikation<br />

auf die Unterstreichung der Individualität <strong>und</strong> Vielfalt, der Persönlichkeit<br />

<strong>und</strong> der natürlichen Schönheit ausgerichtet sein. Kosmetik soll die<br />

eigenen Hautfunktionen unterstützen, d.h. körpereigene Inhaltsstoffe<br />

versprechen Effi zienz im Einklang mit dem Körper. Ein wichtiges Ziel<br />

<strong>von</strong> Kosmetik ist die Hautglättung <strong>und</strong> Faltenreduktion, nicht aber das<br />

(Wieder-)Herstellen einer jugendlichen Maske.<br />

Was bedeuten die Defensivstrategien Focussing, Re-Designing <strong>und</strong> Age<br />

Prevention für Kosmetik? Für Frauen, die nach diesen Defensivstrategien<br />

agieren, ist die kosmetisch verstärkte Außenwirkung der Schlüssel zum<br />

Erfolg <strong>und</strong> ein makelloses Äußeres ein Statussymbol (vgl. Abbildung 9).<br />

27


Abbildung 9: Implikationen für Kosmetik II<br />

Kosmetik fungiert in diesem Deutungszusammenhang als Unterstützer<br />

für die oberfl ächenorientierte Selbstinszenierung. Dies bedeutet, dass<br />

das Gesicht zu einer Leinwand wird, auf dem mittels Kosmetik die<br />

pointierte Ikonographie des Selbst gemalt wird. Das Ziel <strong>von</strong> Kosmetik<br />

ist es, als wirksame Waffe gegen Hautalterung eine Schönheits-OP zu<br />

ersetzen. Damit erhält Kosmetik eine Autosuggestivkraft, die den Frauen<br />

die Erreichbarkeit ewiger Jugend vorgaukelt. Dementsprechend stark<br />

sollte auch die Anmutung der Inhaltsstoffe sein, denn wissenschaftliche,<br />

chemische Bezeichnungen versprechen dieser Zielgruppe eine effi ziente<br />

<strong>Wirkung</strong>.<br />

28


Dr. Jörg Uhl,<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

P&G Beauty - modisch im Trend<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> wird <strong>von</strong> vielen Verbraucher <strong>und</strong> Experten häufi g noch<br />

nicht als führender Kosmetikhersteller wahrgenommen. Tatsächlich gehen<br />

jedoch bereits die Ursprünge des Unternehmens auf ein Kosmetikprodukt<br />

zurück. Die Firma wurde als Seifen- <strong>und</strong> Kerzenhersteller durch William<br />

<strong>Procter</strong> & James <strong>Gamble</strong> gegründet <strong>und</strong> schon bald wurde die „Ivory<br />

soap“ ein Markenbegriff für Reinheit, Milde <strong>und</strong> Ergiebigkeit. Die Seife ist<br />

noch heute führend auf dem US-amerikanischen Markt.<br />

Während bis zur Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts Waschmittel <strong>und</strong><br />

Papierhygieneprodukte Schwerpunkte des Geschäftes waren, gewannen<br />

Kosmetik -<strong>und</strong> Körperpfl ege gegen Ende d es 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zunehmend strategische Bedeutung. Mit den Akquisitionen <strong>von</strong> Blendax,<br />

Max Factor, Ellen Betrix/ Eurocos, Old Spice, Clairol <strong>und</strong> schließlich<br />

Wella stieg <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> zu einem der führenden Kosmetikhersteller<br />

weltweit auf. Es ist heute die am schnellsten wachsende Kategorie im<br />

Unternehmen. Noch vor 20 Jahren machte das Kosmetikgeschäft nur<br />

zehn Prozent des Umsatzes aus, heute sind es circa 30 Prozent. Dieser<br />

Anteil wird nach Integration <strong>von</strong> Gillette auf über 50 Prozent steigen.<br />

29


Abbildung 1: Geschäftsjahr 2003/04 P&G Gruppe Deutschland<br />

Im Kosmetiksektor ist es sehr wichtig die aktuellen Trends zu erfassen,<br />

um die Produkte dem sich ständig veränderten Markt anzupassen. Ein<br />

Beispiel dafür ist die Wella ,,Trendvision““. Hier setzen internationale<br />

Topfriseure Modetrends in Haarbotschaften um, die wiederum zu Trends<br />

in der Kosmetikszene werden.<br />

Innovation<br />

Seit mehr als 165 Jahren versucht P&G Verbraucherbedürfnisse <strong>und</strong><br />

Trends zu erfassen <strong>und</strong> durch innovative Produkte zu befriedigen .<br />

Ziel des Unternehmens ist es dabei, Markenprodukte <strong>von</strong> überlegener<br />

Qualität <strong>und</strong> hohem Nutzwert anzubieten, die helfen das Leben der<br />

Verbraucher zu verbessen.<br />

Zahlreiche Innovationen wurden <strong>von</strong> P&G Beauty in den vergangenen<br />

Jahren auf den Markt gebracht. So entwickelte P&G Ende der 80er Jahre<br />

das erste 2-in-1 Shampoo.<br />

30


Es gelang Dimethicone-Pfl egestoffe einzuarbeiten <strong>und</strong> damit das<br />

Haar bereits beim Waschen zu pfl egen <strong>und</strong> zu schützen. Weitere<br />

wichtige Innovationen waren die Einführung <strong>von</strong> head & shoulders mit<br />

mikronisiertem Zinkpyrithion für höchste Antischuppenwirksamkeit,<br />

Max Factor by Ellen Betrix Lipfi nity, die erste pfl egende Lippenfarbe mit<br />

separater Pfl ege <strong>und</strong> die Einführung der Zahnaufhellungsstreifen „blenda-med<br />

Whitestrips“. In Oil of Olaz Regenerist gelang es einen innovativen<br />

Antiaging-Wirkstoffkomplex mit Palmitoyl- Pentapeptid einzusetzen, der<br />

zu sichtbaren <strong>und</strong> messbaren Verbesserungen der Haut führt.<br />

Sicherheit ist erstes Gebot<br />

Gr<strong>und</strong>vorraussetzung für das Inverkehrbringen aller Innovationen ist<br />

jedoch die Sicherheit unserer Produkte. Dies wird gewährleistet durch<br />

eine umfassende medizinisch-wissenschaftliche Sicherheitsbewertung.<br />

Bei dieser erfolgt die Bewertung der Produkte über die Konzentration<br />

der eingesetzten Rohstoffe <strong>und</strong> ihres Gefahrenpotentials unter<br />

Berücksichtigung ihrer zu erwarteten Exposition durch die Anwendung.<br />

Ein besonders relevantes Thema im Kosmetikbereich ist das Thema<br />

Kontaktallergie, die es zu vermeiden gilt. Hier exisitieren Schwellenwerte<br />

für die Induktion sowie der Auslösung bestehender Allergien. Durch eine<br />

Sicherheitsbewertung lassen sich Produkte mit bekannten Allergenen<br />

sicher formulieren, so dass Sensibilisierungen üblicherweise vermieden<br />

werden <strong>und</strong> bestehende Allergien nicht ausgelöst werden<br />

Meinungsaustausch mit Experten<br />

Es liegt uns sehr viel daran, unsere Sicherheitskonzepte mit führenden<br />

Experten zu diskutieren. Im Februar 2003 <strong>und</strong> im März 2005 stellten<br />

wir unser Sicherheitskonzept zur Vermeidung <strong>von</strong> Kontaktallergien<br />

führenden Experten auf dem Gebiet vor <strong>und</strong> erarbeiteten zusammen<br />

ein Konsensuspapier über das komplexe Thema „Kontaktallergie“. Aus<br />

diesem Papier erstellten wir eine Broschüre für Experten, das beim Autor<br />

angefordert werden kann.<br />

Zusammenfassend können wir feststellen:<br />

• Körper- <strong>und</strong> Schönheitspfl egeprodukte spielen eine zunehmend<br />

wichtigere Rolle in der strategischen Ausrichtung <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> &<br />

<strong>Gamble</strong>.<br />

31


• Innovation (Erfassen <strong>und</strong> Setzen <strong>von</strong> Trends <strong>und</strong><br />

Entwicklungentsprechender Produkte) ist Schlüssel zum Erfolg<br />

<strong>von</strong> Marken.Daneben sind Produktsicherheit <strong>und</strong> zuverlässige<br />

Qualität auf hohem Niveau Gr<strong>und</strong>voraussetzung, um das Vertrauen<br />

der Verbraucher zu gewinnen.<br />

• Die <strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong> Körper- <strong>und</strong> Schönheitspfl egeprodukten ist mit<br />

wissenschaftlichen Methoden nachweisbar.<br />

• P&G bindet externe Experten in Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsanstrengungen<br />

(,,Connect & Develop“) ein.<br />

32


Dr. Bernd Stroemer, IKW<br />

Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong> - Grenzen für wirksame<br />

Kosmetikprodukte? Der gesetzliche Rahmen im<br />

Wandel<br />

1. Definition<br />

Die älteste deutsche Defi nition kosmetischer Mittel fi ndet sich im<br />

Lebensmittelgesetz <strong>von</strong> 1927. Kosmetische Mittel sind danach Mittel zur<br />

• Reinigung<br />

• Pfl ege<br />

• Färbung oder<br />

• Verschönerung der Haut, des Haares, der Nägel oder der<br />

M<strong>und</strong>höhle.<br />

Seit 1976 gibt es eine EU-Defi nition, die mit Änderungen <strong>von</strong> 1993 <strong>und</strong><br />

2003 noch für einige Jahre Gültigkeit haben dürfte. Kosmetische Mittel<br />

sind Stoffe oder Zubereitungen<br />

• die äußerlich mit dem Körper oder mit den Zähnen <strong>und</strong> den<br />

Schleimhäuten der M<strong>und</strong>höhle in Berührung kommen<br />

• zu dem ausschließlich oder überwiegenden Zweck, zu reinigen, zu<br />

parfümieren, Aussehen zu verändern, Körpergeruch zu<br />

beeinfl ussen, zu schützen <strong>und</strong> in gutem Zustand zu halten.<br />

Ergänzend dazu enthält der Anhang I der EU-Kosmetik-Richtlinie <strong>von</strong><br />

1976 eine beispielhafte Liste <strong>von</strong> typischen Körperpfl egemitteln bzw.<br />

<strong>Kosmetika</strong>:<br />

33


• Cremes, Emulsionen, Lotionen, Gels <strong>und</strong> Öle für die Haut (Hände,<br />

Gesicht, Füße etc.)<br />

• Parfums, Toilettenwässer <strong>und</strong> Eau de Cologne<br />

• Bade- <strong>und</strong> Duschpräparate<br />

• Deodorantien <strong>und</strong> Antitranspirantien<br />

• Haarpfl egeprodukte<br />

• Produkte zur Zahn- <strong>und</strong> M<strong>und</strong>pfl ege<br />

• Produkte zur Nagelpfl ege <strong>und</strong> Make-up<br />

• Sonnenprodukte<br />

• Antifaltenprodukte.<br />

Die EU-Kosmetik-Richtlinie gilt nicht für Erzeugnisse, die zwar unter<br />

die Defi nition der kosmetischen Mittel fallen, jedoch ausschließlich zur<br />

Verhütung <strong>von</strong> Krankheiten bestimmt sind. Ferner ist darauf hinzuweisen,<br />

dass zwar gewisse Mittel unter diese Defi nition fallen können. Wenn Sie<br />

jedoch dazu bestimmt sind, eingenommen, eingeatmet, eingespritzt oder<br />

in den menschlichen Körper eingepfl anzt zu werden, gehören sie nicht in<br />

den Bereich der kosmetischen Erzeugnisse. So steht es ausdrücklich in<br />

der Präambel zur Richtlinie.<br />

2. Abgrenzung<br />

Die Abgrenzung zu den Arzneimitteln, Lebensmitteln, Medizinprodukten<br />

sowie Bedarfsgegenständen erfolgt demnach nach dem Ort der<br />

Anwendung, der Zweckbestimmung sowie der <strong>Wirkung</strong> eines Produkts.<br />

Der Hersteller hat es in der Hand, durch eine entsprechende Aufmachung<br />

den Gesamteindruck des Produkts <strong>und</strong> damit seine Klassifi zierung<br />

festzulegen.<br />

Obwohl <strong>Kosmetika</strong> teilweise seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil<br />

der menschlichen Kultur sind, bestehen in der Öffentlichkeit immer noch<br />

manche Fehlvorstellungen. Einige sind nachfolgend aufgeführt:<br />

• Als kosmetische Mittel werden lediglich dekorative <strong>Kosmetika</strong> <strong>und</strong><br />

Düfte verstanden.<br />

34


• <strong>Kosmetika</strong> dürfen nicht wirken.<br />

• Die ausgelobte <strong>Wirkung</strong> (z. B. gegen Falten) kann es nicht geben.<br />

• Tatsächlich wirkende <strong>Kosmetika</strong> wären eher als Arzneimittel zu<br />

klassifi zieren.<br />

• Wir brauchen für die neueren Entwicklungen im Wirkstoffbereich<br />

eine neue dritte Kategorie zwischen den <strong>Kosmetika</strong> <strong>und</strong> den<br />

Arzneimitteln (teilweise „Cosmeceuticals“ genannt).<br />

Antworten:<br />

• Auch kosmetische Mittel dürfen <strong>und</strong> sollen wirken (siehe obige<br />

Defi nition <strong>und</strong> beispielhafte Liste).<br />

• Die überwiegende kosmetische Zweckbestimmung eines Produkts<br />

ist entscheidend. Weitere Nebenzwecke sind zulässig (siehe<br />

Defi nition <strong>und</strong> Präambel).<br />

• Innerhalb der bestehenden Grenzen ist genug Spielraum für die<br />

Hersteller.<br />

• Wir brauchen keine Änderung der seit 1976 bewährten <strong>und</strong> auch<br />

international anerkannten Defi nition.<br />

• Eine dritte Kategorie zwischen kosmetischen Mitteln <strong>und</strong><br />

Arzneimitteln würde nicht nur die Anzahl der Schnittstellen <strong>und</strong><br />

damit der möglichen Grenzfälle („Borderline“) verdoppeln. Ferner<br />

müsste auch mit zusätzlichen Aufl agen des Gesetzgebers<br />

gerechnet werden, denn eine neue Produktkategorie gibt es nicht<br />

zum Null-Tarif.<br />

3. Quellenhinweis<br />

Unter der Internet-Adresse der EU-Generaldirektion Unternehmen<br />

http://pharmacos.eudra.org/F3/cosmetic/cosm_intro_NEW.htm können<br />

konsolidierte Fassungen der EU-Kosmetik-Richtlinie in verschiedenen<br />

Amtssprachen der EU eingesehen werden, allerdings noch nicht ganz<br />

auf dem aktuellen Stand, sondern nur bis Februar 2004. Die jüngeren<br />

Anpassungen des europäischen Kosmetikrechts können separat<br />

eingesehen werden (in allen Amtssprachen).<br />

35


Auch sind Links auf die Internet-Seiten des SCCP (Scientifi c Committee<br />

on Consumer Products) sowie dessen Vergängergremiums SCCNFP<br />

(Scientifi c Committee on Cosmetic Products and Non-Food Products),<br />

beides wissenschaftliche Beratergremien der Europäischen Kommission<br />

zu kosmetischen Mitteln <strong>und</strong> Bedarfsgegenständen, eingearbeitet.<br />

Eingestellt sind weitere Informationen wie die verbindlichen EG-<br />

Analysemethoden (in Deutschland komplett umgesetzt in die Amtliche<br />

Sammlung <strong>von</strong> Untersuchungsverfahren nach § 35 LMBG), verschiedene<br />

Leitlinien der Europäischen Kommission, z. B. zur Kennzeichnung PAO<br />

(Period After Opening), zur Haarfarbstrategie <strong>und</strong> andere.<br />

Die Internet-Seite bietet einige wertvolle Informationen. Es ist allerdings<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich der zugehörige Haftungsausschluss zu beachten, nach<br />

dem gesetzlich verbindlich im Zweifel die jeweilige im Amtsblatt gedruckte<br />

Einzelregelung ist, dass keine Verantwortung für Links auf Drittseiten<br />

übernommen werden kann etc.<br />

36


Dr. Gerhard Nohynek, L’Oreal<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit als Eckpunkte der<br />

Produktentwicklung<br />

Bei der Frage der Risikobewertung ist die Differenzierung der Begriffe<br />

Risiko <strong>und</strong> Gefahrenpotenzial. Oft werden im deutschen beide Begriffe<br />

synonym verwendet. Das Gefahrenpotenzial, im Englischen als „hazard“<br />

bezeichnet, steht für der Substanz innewohnende Eigenschaften, wie<br />

z.B. kanzerogen, mutagen, explosiv oder entfl ammbar. Im Gegensatz<br />

dazu beinhaltet das Risiko, im Englischen „risk“, die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Schädigung.<br />

Um das Gefahrenpotenzial zu bestimmen, sind Daten aus<br />

Struktur-Aktivitätsanalysen, in-vitro Toxizitätsstudien, Daten aus<br />

Tierexperimenten, Studien an Menschen oder auch Informationen über<br />

Unglücksfälle erforderlich. Für die Ermittlung des Risikos ist vor allem<br />

die Exposition wichtig. Daneben sind missbräuchliche Verwendung,<br />

mögliche systemische Exposition <strong>und</strong> Dosis-<strong>Wirkung</strong>s beziehungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

Beispielhaft lässt sich der Unterschied zwischen „Gefahrenpotenzial“<br />

<strong>und</strong> Risiko an Zyankali zeigen. Zyankali in einer ungekennzeichneten<br />

Kaffeetasse hat ein Risiko <strong>von</strong> 100 % während es in einer<br />

gekennzeichneten Chemikalienfl asche unter Verschluss praktisch Null<br />

ist. Das Gefahrenpotenzial ist aber in beiden Fällen gleich hoch. Somit ist<br />

das Gefahrenpotenzial nur ein Parameter bei der Sicherheitsbewertung.<br />

37


Der wichtigste Faktor bei der Sicherheitsbewertung <strong>von</strong> kosmetischen<br />

Inhaltsstoffen ist die Exposition. Die Exposition beschreibt den Kontakt<br />

mit einer Substanz. Hierbei ist die Häufi gkeit der Anwendung, Dauer,<br />

betroffene Körperoberfl ächen, „Leave-on“ oder „Rinse-off“ Produkte <strong>und</strong><br />

Konzentration des Inhaltsstoffes zu berücksichtigen. Je nach Produkt<br />

ergeben sich Expositionsunterschiede <strong>von</strong> mehreren Zehnerpotenzen.<br />

Akzeptable lokale Toleranz (Haut- <strong>und</strong> Augenreizung, Sensibilisierungspotential)<br />

ist der zweitwichtigste Faktor der Sicherheitsbewertung.<br />

Wichtig ist auch, ob eine systemische Exposition erfolgt, also eine<br />

Substanz absorbiert wird <strong>und</strong> den ganzen Organismus oder einzelne<br />

Organe erreicht. Ohne systemische Absorption gibt es auch keine<br />

systemische Toxizität.<br />

Die Grössenordnung der Hautpenentration einer Substanz kann<br />

unter Berücksichtigung der Anwendungsart des Produktes, dem<br />

Molekulargewicht <strong>und</strong> dem Octanol-Wasser-Koeffi zienten des Inhaltsstoffs<br />

abgeschätzt werden. Sie variert um mehrere Zehnerpotenzen, je nach<br />

Expositionsweg (topische Anwendung, Anwendung auf Schleimhäute,<br />

orale Aufnahme oder Inhalation), Anwendungshäugfi gkeit (Dauerwelle ca.<br />

2x pro Jahr, Shampoo 2- 7 x pro Woche oder Sonnenschutzfi lter mehrmals<br />

täglich), Expositionsdauer (Duschgel unter 5 Minuten, Hautcremes<br />

mehrere St<strong>und</strong>en, Deos 24 h <strong>und</strong> manche Haarprodukte mehrere Tage).<br />

Die Verwendung des „decision tree“ <strong>von</strong> Cramer <strong>und</strong> Ford gestattet,<br />

chemische Strukturen zu ermitteln, die ein geringes oder hohes Potential<br />

besitzen, unerwünschte toxikologische <strong>Wirkung</strong>en zu verursachen. So<br />

steigt der Concern-Level durch das Einfügen einer Hydroxylgruppe oder<br />

gar durch eine Aldehydgruppe an einen aromatischen Ring.<br />

Schließlich sollte der „Threshold of Toxicological Concern“ (TTC)<br />

berücksichtigt werden. Der TTC ist defi niert als eine Tagesdosis, die mit<br />

hoher statistischer Wahrscheinlichkeit keine negativen Auswirkungen auf<br />

die menschliche Ges<strong>und</strong>heit bewirkt. Bei menschlichen Expositionen,<br />

die unter dem entsprechenden TTC Wert liegen, sind toxikologische<br />

Tests unnötig. Der Cramer decision tree <strong>und</strong> der TTC werden<br />

heute routinemässig in der Nahrungsmittelindustrie, US FDA <strong>und</strong><br />

JECFA bei der Sicherheitsbewertung <strong>von</strong> Lebensmittelzusätzen, -<br />

verunreinigungen oder Aromastoffen verwendet. Gegenwärtig untersucht<br />

eine EU Expertengruppe die Möglichkeit, das TTC-Konzept auf die<br />

Sicherheitsbewertung <strong>von</strong> kosmetischen Inhaltstoffen auszudehnen.<br />

Erst nachdem diese Faktoren erfasst <strong>und</strong> überprüft sind, sollten<br />

Toxizitätsdaten berücksichtigt oder entsprechende Untersuchungen<br />

durchgeführt werden.<br />

38


Leider wird die Exposition, der Schlüsselfaktor zur Risikobewertung<br />

aller Substanzen mit denen der menschliche Organismus in Berührung<br />

kommt, heute kaum oder viel zu wenig beachtet. Das Risikoverständnis<br />

unserer Gesellschaft, Behörden <strong>und</strong> Toxikologen wird <strong>von</strong> toxikologischen<br />

Pauschalbegriffen (Kanzerogen, mutagen, teratogen, östrogen etc.)<br />

beherrscht, die mit dem tatsächlichen, menschlichen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

nichts oder nur wenig zu tun haben. Das kürzliche Pauschalverbot des<br />

EU SCCNFP <strong>von</strong> „CMR“-Substanzen (Substanzen mit kanzerogener,<br />

mutagener and reproduktions-toxischen <strong>Wirkung</strong>en) für die Kosmetik,<br />

hört sich zwar verbraucherfre<strong>und</strong>lich an, stellt jedoch das weltweit<br />

erste Beispiel dar <strong>von</strong> Regulation aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> „hazard“ <strong>und</strong> nicht etwa<br />

aufgr<strong>und</strong> eines konkreten Ges<strong>und</strong>heitsrisikos.<br />

Die Diskussion jeder, neuentdeckten Toxizität wird heute <strong>von</strong><br />

Begriffsverwirrungen überdeckt, in der das Gefahrenpotential<br />

(krebserregend, erbgutschädigend) mit tatsächlichen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

verwechselt werden. Regulative Eingriffe dienen politischen Zielen, aber<br />

nicht menschlicher Ges<strong>und</strong>heit.<br />

Weiterhin einige Beispiele:<br />

Paradox wird die Situation wenn wir uns vor Augen führen, dass Ethanol<br />

(„Alkohol“) der nachweislich fruchtschädigend wird, also nach Anlegen<br />

der EU Kriterien eigentlcih als CMR 1 einzustufen wäre (es aber aus<br />

politschen Gründen nicht ist), nicht mehr in Parfums oder Rasierwässern<br />

eingesetzt werden dürfte aber nach wie vor in größeren Mengen als Bier,<br />

Wein <strong>und</strong> Brot verzehrt werden dürfte.<br />

Die Hormonwirkung verschiedener Kosmetikinhaltsstoffe ist heute ein<br />

viel diskutiertes Thema, obwohl sie weder Gefahrenpotenzial noch Risiko<br />

darstellt, sondern lediglich ein Mechanismus ist. Wenn man nun die<br />

Stärke der Hormonwirkung verschiedener Stoffe in Relation setzt, kommt<br />

man bei Ethylestradiol (Empfängnisverhütung) auf einen Faktor <strong>von</strong><br />

1.000.000, bei Phytohormonen aus der Nahrung (zB. Soja) auf 60-100,<br />

Butylparaben (oral) auf 1,5 <strong>und</strong> Butylparaben (topisch) auf unter 0,1.<br />

Pilze (Chamipignon, Agaricus bisporus) wiesen im Tierversuch bei<br />

dreitägiger ausschließlicher Fütterung mit dem Pilz eine deutlich erhöhte<br />

Kanzerogenität auf. Verantwortlich für diese <strong>Wirkung</strong> sind natürlich<br />

enthaltene Hydazine. Jedoch war auch bei normalem Tierfutter eine<br />

gewisse Kanzerogenitätsrate feststellbar. Dürfen wir deshalb keine Pilze<br />

mehr essen?<br />

39


Zusammenfassung<br />

Risiko <strong>und</strong> Gefahrenpotenzial werden häufi g nicht auseinander<br />

gehalten. Das Gefahrenpotenzial wird dabei deutlich überbewertet,<br />

während die tatsächliche Exposition unterbewertet wird. Resultate<br />

<strong>von</strong> Toxizitätsuntersuchungen werden maximalisiert, d.h. es wird eine<br />

systemische <strong>Wirkung</strong> angenommen, die Produktanwendung, die<br />

Konzentration im Produkt; in hohen Mengen angesetzt Körperfl äche <strong>und</strong><br />

Gewicht hingegen gering eingestuft was zu praxisfernen Beurteilungen<br />

führt. Die Regulierung kosmetischer Inhaltsstoffe erfolgt häufi g aufgr<strong>und</strong><br />

des Gefahrenpotenzials ohne eine wissenschaftliche Risikoabschätzung<br />

vorzunehmen. Die Folgen sind überzogene Medienaufmerksamkeit,<br />

teueres <strong>und</strong> aufwändiges Management <strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Umweltrisiken mit fraglicher Effi zienz.<br />

Was alle Ebenen unserer Gesellschaft dringend benötigen, ist mehr<br />

Rationalität bei der Bewertung toxischer Risiken.<br />

40


Prof. Dr. Med. Torsten Zuberbier,<br />

Charité Berlin<br />

Hautverträglichkeit <strong>und</strong> – Sicherheit <strong>von</strong> Markenprodukten<br />

Jeder dritte Deutsche ist Allergiker. Daher besteht verständlicherweise in<br />

der Bevölkerung Erklärungsbedarf zum Thema „Allergie“, besonders auch<br />

im Hinblick auf das Allergiepotential <strong>von</strong> Produkten des täglichen Lebens.<br />

Verbraucher benötigen sachlich richtige <strong>und</strong> allgemein verständliche<br />

Informationen, denn nach wie vor wird die Sicherheit <strong>von</strong> Produkten<br />

hinsichtlich Kontaktallergien oft nicht verständlich dargestellt. In diesem<br />

Zusammenhang sind auch die Ärzte gefragt, sachlich <strong>und</strong> verständlich<br />

die verschiedenen Allergietypen zu erklären <strong>und</strong> über den tatsächlichen<br />

Stellenwert <strong>von</strong> Konsumprodukten in Bezug auf Allergien aufzuklären.<br />

So wird häufi g nicht zwischen Kontaktallergien <strong>und</strong> Hautreizungen<br />

sowie anderen Allergieformen (z.B. Heuschnupfen) differenziert<br />

(vgl. Abb. 1). Dabei ist zum einen hinsichtlich des Allergietypus<br />

zwischen der Typ I Reaktion – antikörpervermittelnde Reaktion, nach<br />

Kontakt mit dem Allergen sofort eintretend (Bsp.: Heuschnupfen,<br />

Atopie), Hypo sensibilisierung möglich – <strong>und</strong> der Typ IV Reaktion<br />

– immunologische Reaktion, zeit verzögert, nicht lebensbedrohend,<br />

persistierend, keine Hyposensibilisierung (Kon taktallergie im eigentlichen<br />

Sinne) – zu unterscheiden. Zum anderen ist die Irritation (bzw. irritatives<br />

Kontaktekzem) abzugrenzen, der vorübergehenden Hautreizung durch<br />

Stoffe.<br />

Auch zwischen Sensibilisierung (Setzen einer Allergie, häufi g ohne<br />

Symptome) <strong>und</strong> dem Auftreten der Allergie nach erneutem Kontakt<br />

(Elizitierung) wird oft nicht unterschieden.<br />

41


Abbildung 1<br />

Die Kontaktallergie ist aufgr<strong>und</strong> der lebenslangen Persistenz eine<br />

schwerwiegende Erkrankung, die es zu vermeiden gilt. Auch unter dem<br />

Gesichtspunkt, dass der Allergiker in der Auswahl <strong>von</strong> Konsumprodukten<br />

eingeschränkt sein kann. Das Kontaktekzem als sichtbares Zeichen der<br />

Kontaktallergie kann zwar schwerwiegend sein, ist jedoch nicht akut<br />

lebensbedrohend.<br />

Das Allergiepotenzial ist stoffabhängig <strong>und</strong> nicht nur synthetische sondern<br />

auch natürliche Stoffe können allergische Reaktionen auslösen. Dabei ist<br />

das allergene Potenzial <strong>von</strong> verschiedenen Faktoren abhängig, die sich<br />

nicht nur auf die chemischen, pharmakologischen <strong>und</strong> toxikologischen<br />

Eigenschaften des Stoffes selbst beschränken, sondern auch folgende<br />

Parameter umfasst:<br />

• Exposition: Verhaltensgewohnheiten, Menge pro Fläche, Dauer<br />

des Kontakts<br />

• Eindringen durch die Haut (Abhängig <strong>von</strong> Molekülgröße, Ladung,<br />

Hautges<strong>und</strong>heit, Zusammensetzung des Produktes)<br />

42


• Individuelle, genetisch determinierte Empfi ndlichkeit<br />

• Immunreaktion des Körpers<br />

Die (Un-) Sicherheit eines Produktes sollte nicht aufgr<strong>und</strong> des bloßen<br />

Vorhandenseins eines Allergen beurteilten Stoffes bewertet werden.<br />

Vielmehr erlaubt eine Exposi tionsabschätzung eine aussagekräftige<br />

Risikobewertung, die zur Sicherheitsbewertung beiträgt. Die medizinischwissenschaftliche<br />

Sicherheitsbewertung ist eine f<strong>und</strong>ierte Gr<strong>und</strong>lage<br />

bei der Ermittlung der Sicherheit eines Produktes. Sie beinhaltet<br />

toxikologische Informationen der Rohstoffe, Darreichungsform <strong>und</strong><br />

beabsichtigte bzw. vorhersehbare Verwendung.<br />

Diese Sicherheitsbewertung erfolgt unter Berücksichtigung des aktuellen<br />

Standes der Wissenschaft <strong>und</strong> Medizin. Danach gibt es spezifi sche<br />

Schwellenwerte für die Sensi bilisierung. Das heißt, dass selbst starke<br />

Allergene unterhalb einer bestimmten Dosis pro Hautfl äche keine Allergien<br />

auslösen. Diese Grenzwerte werden zum Teil in der Literatur beschrieben,<br />

für neue Stoffe können sie durch Ableitung <strong>von</strong> Strukturähnlichkeiten mit<br />

modernen Computerprogrammen <strong>und</strong> Tests ermittelt werden. Durch<br />

diese Kenntnisse kann ein Produkt für die Verwendung z.B. auf der<br />

Haut als sicher eingestuft werden, obwohl es ein Allergen enthält. Dies<br />

ist <strong>von</strong> Bedeutung, da viele potentielle Allergene wichtig sind für die<br />

Produktleistung (Bsp.: Konservierungsmittel, Duftstoffe).<br />

Es bestehen auch Schwellenwerte für die Elizitierung, diese liegen<br />

höher als Schwel lenwerte für Sensibilisierung. Allerdings sind Elizitierungsschwellenwerte<br />

nur für wenige Stoffe bekannt, sind aber ableitbar<br />

über Strukturanalogie. Produkte mit Konzentrationen unterhalb der<br />

Schwellenwerte <strong>von</strong> Allergenen können auch <strong>von</strong> Personen mit<br />

bestehenden Allergien nach Beratung durch Arzt verwendet werden.<br />

Konsumprodukte sind wichtige tägliche Begleiter des Verbrauchers <strong>und</strong><br />

tragen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern:<br />

• <strong>Kosmetika</strong> helfen die Haut ges<strong>und</strong> zu erhalten <strong>und</strong> sie vor<br />

Schädigungen zu schützen. Kosmetische Produkte <strong>von</strong><br />

Markenherstellern sind sicherheitsbewertet <strong>und</strong> üblicherweise<br />

nicht allergie-induzierend.<br />

• Allergene Parfüminhaltsstoffe <strong>von</strong> Konsumprodukten<br />

können bei positiver Sicherheitsbewertung bei ges<strong>und</strong>er Haut<br />

sicher verwendet werden. Bei Unver träglichkeiten sind<br />

parfümfreie Produkte empfehlenswert.<br />

43


• Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsmittel sind <strong>von</strong> sehr geringer<br />

Relevanz bzgl. Kontaktal lergien, dies gilt auch für<br />

Parfümbestandteile. Waschmittelrückstände auf der Kleidung<br />

sind vernachlässigbar <strong>und</strong> stellen kein Risiko für den Verbraucher<br />

dar, dies gilt selbst für Allergiker.<br />

• Moderne Einweg-Windeln <strong>und</strong> Babypfl egeprodukte sind sichere<br />

Produkte hin sichtlich Kontaktallergien <strong>und</strong> Irritationen. Sie<br />

schützen darüber hinaus vor Hautirritation (z.B. durch Urin<br />

oder Stuhl). Bei einer verantwortungsvollen Sicherheitsbewertung<br />

dürfen sie auch Stoffe mit Allergiepotential enthalten. Babyhaut<br />

ist nicht empfi ndlicher bzgl. Reizungen <strong>und</strong> Kontaktallergien als<br />

die <strong>von</strong> Erwachsenen.<br />

• Ohne große Bedeutung für Hautreizungen <strong>und</strong> Kontaktallergien<br />

sind:<br />

• Damenhygiene (Binden, Tampons, Slipeinlagen)<br />

• Zellstoffprodukte (Toilettenpapier, Taschentücher, Küchenrollen)<br />

• Feuchtes Toilettenpapier kann zwar gelegentlich Kontaktallergien<br />

auslö sen, jedoch sicher für hautges<strong>und</strong>e Verwender.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten:<br />

Hersteller <strong>von</strong> Markenprodukten wie P&G können durch ihre hohen<br />

Sicherheitsstandards mit wissenschaftlicher, expositionsbasierender<br />

Sicherheitsbewertung Produkte entwickeln, die üblicherweise keine<br />

neuen Allergien auslösen <strong>und</strong> auch hinsichtlich <strong>von</strong> Hautirritationen sehr<br />

sicher sind.<br />

44


Wolfgang Straff, Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

Inhaltsstoffe in <strong>Kosmetika</strong> –<br />

mögliche Auswirkungen auf Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit?<br />

<strong>Kosmetika</strong> bewegen sich an der Grenze <strong>von</strong> „persönlichem“ <strong>und</strong><br />

„öffentlichem Bereich“. Diese Betrachtung mag verw<strong>und</strong>ern, weil<br />

wir <strong>Kosmetika</strong> zunächst eindeutig in den persönlichen Lebensraum<br />

einordnen. Aber wo fängt der persönliche Bereich an <strong>und</strong> wo beginnt der<br />

öffentliche Raum, in dem andere Menschen oder die Umwelt durch die<br />

Anwendung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> beeinfl usst werden?<br />

<strong>Kosmetika</strong> sind Mittel, die auf der Haut oder den Haaren, den Nägeln,<br />

Lippen, Zähnen, den Schleimhäuten der M<strong>und</strong>höhle oder im Intimbereich<br />

angewendet werden. Sie haben mindestens eine der folgenden<br />

Funktionen:<br />

Reinigung, Parfümierung, Schutz, Veränderung des Aussehens,<br />

Erhaltung eines guten Zustands, Beeinfl ussung des Körpergeruchs.<br />

Was passiert aber mit vielen der verwendeten Substanzen bei oder nach<br />

der Anwendung: Einiges wird durch die Haut in den Körper aufgenommen,<br />

Haut- <strong>und</strong> Haarreinigungsmittel gelangen in das Abwasser, Duftstoffe in<br />

die Umgebungsluft, Rückstände <strong>von</strong> Färbemitteln oder Lacken in den<br />

Hausmüll oder in das Abwasser.<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> fi nden ca. 6300 verschiedene<br />

Substanzen Verwendung, hinzu kommen ca. 2500 Duftstoffe. Als Altstoffe<br />

wurden bisher viele der verwendeten Stoffe nicht oder nur lückenhaft auf<br />

ihre ges<strong>und</strong>heitliche Unbedenklichkeit oder ihre Umweltverträglichkeit<br />

geprüft. Duft- <strong>und</strong> Aromastoffe müssen lediglich mit der Bezeichnung<br />

„Parfum“ oder „Aroma“ deklariert werden. Gerade diese Substanzen<br />

sind jedoch wesentliche Bestandteile, da sie häufi g den Großteil einer<br />

subjektiven „Wirksamkeit“ <strong>von</strong> Kosmetikprodukten ausmachen.<br />

45


Die Grenze eines wirksamen Kosmetikprodukts ist dort erreicht, wo<br />

andere Menschen in ihrem „physischen oder psychischen Wohlbefi nden“<br />

(vergl. WHO-Defi nition für Ges<strong>und</strong>heit) beeinträchtigt werden (können).<br />

Der Einsatz <strong>und</strong> die Wirksamkeit <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> bewegen sich in einem<br />

Spannungsfeld zwischen dem Hersteller, dem Anwender <strong>und</strong> der<br />

Umwelt. Ges<strong>und</strong>heitliche <strong>Wirkung</strong>en sind oft sehr eng mit Einfl üssen aus<br />

der Umwelt verb<strong>und</strong>en. Während die Auswirkungen auf die Umwelt durch<br />

vergleichsweise harte Fakten wie Persistenz, Akkumulation oder Toxizität<br />

beurteilt werden können, sind die Auswirkungen auf die Ges<strong>und</strong>heit des<br />

Menschen oftmals schwierig zu beurteilen. Was dem Anwender eines<br />

duftenden Produktes Freude bereitet <strong>und</strong> gewünschte Effekte hervorruft,<br />

kann als Umwelteinfl uss auf die Menschen im Umfeld aufgr<strong>und</strong><br />

andersartiger Assoziation, unterschiedlichem Kontext <strong>und</strong> verschiedener<br />

individueller Wertung zu Effekten wie Frustration, Zorn, Verzweifelung,<br />

Besorgnis <strong>und</strong> Angst führen – mit evtl. Folgen für die Ges<strong>und</strong>heit (z.B.<br />

Stress).<br />

Daher stellt sich die Frage, ob hinsichtlich der Auswirkungen <strong>von</strong><br />

kosmetischen Produkten auf die Umwelt (<strong>und</strong> damit auch auf den<br />

Menschen) nicht Regulierungsbedarf angemeldet werden müsste. Vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> einer Diskussion über Maßnahmen, die das Rauchen<br />

in öffentlich zugänglichen Räumen einschränken, könnten auch<br />

Regelungen, welche die Belästigung <strong>und</strong> eventuelle ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Schädigung durch Inhaltsstoffe <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> reduzieren, gerechtfertigt<br />

sein, da auch hier die Grenzen der persönlichen Exposition durch den<br />

Eintrag der Chemikalien in die Umwelt häufi g überschritten werden.<br />

46


Dr. Tilmann Reuther, Universität Hamburg<br />

Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong> -<br />

Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte?<br />

In der sehr interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppe zum<br />

Thema „Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong>, Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte“,<br />

wurden vergleichend zur Gruppe der Arzneimittel Fragen <strong>und</strong> Aspekte zur<br />

<strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong> Kosmetikprodukten sowie deren Grenzen diskutiert. Hierbei<br />

wurde zunächst versucht eine Verständigung darüber zu erreichen,<br />

welche Gruppe <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> in dem konkreten Zusammenhang in<br />

die Diskussion einzubeziehen <strong>und</strong> welche Anforderungen vor allem<br />

im Hinblick auf einen Wirksamkeitsnachweis an solche <strong>Kosmetika</strong> zu<br />

stellen sind. Anschließend wurden die Grenzen für solche <strong>Kosmetika</strong><br />

in Bezug auf Anwendungsbreite <strong>und</strong> Sicherheit erörtert. Schließlich<br />

wurde diskutiert, welche Möglichkeiten gesehen werden, Grenzen für die<br />

<strong>Wirkung</strong> <strong>und</strong> Anwendung eines Kosmetikums zu defi nieren.<br />

Das Ergebnis der Eingangsdiskussion zur Verständigung über das<br />

Vorgehen war, dass solche <strong>Kosmetika</strong> Gegenstand der Diskussion sein<br />

sollen, die konzeptionell Analogien oder Ähnlichkeiten zu Arzneimitteln<br />

aufweisen <strong>und</strong> auch entsprechend ausgewiesen werden. Häufi g<br />

angeführte Beispiele waren Anti-Aging-Produkte, die Wirkstoffe mit<br />

wissenschaftlich charakterisierten Mechanismen enthalten. Besonders<br />

häufi g wurde das Retinol genannt. Weitere Beispiele waren Produkte,<br />

die Wirkstoffe enthalten, die in unterschiedlichen Konzentrationen oder<br />

bei unterschiedlichen Fragestellungen sowohl in <strong>Kosmetika</strong> als auch in<br />

Arzneimitteln zu fi nden sind. Ein in diesem Zusammenhang besonders<br />

häufi g genanntes Beispiel war die Acetylsalicylsäure. Die Festlegung auf<br />

solche Produkte wurde beschlossen, da nicht jede unter kosmetischen<br />

Aspekten nachvollziehbare <strong>Wirkung</strong> mit der <strong>Wirkung</strong> eines Arzneimittels<br />

verglichen werden kann. So kann ein Produkt mit ausgewiesenem<br />

47


dekorativem Effekt bei Erreichen des ausgewiesenen <strong>und</strong> angestrebten<br />

optischen Effektes unter kosmetischen Aspekten als wirksam angesehen<br />

werden. Ein Vergleich einer solchen <strong>Wirkung</strong> mit der <strong>Wirkung</strong> eines<br />

Arzneimittels ist hingegen wenig sinnvoll. In diesem Zusammenhang<br />

wurde außerdem auch die Gefahr der Irreführung durch Produkte<br />

angemahnt, bei denen durch die Aufmachung des Produktes <strong>Wirkung</strong>en<br />

über den gezielten Einsatz <strong>von</strong> Wirkstoffen suggeriert werden, die Effekte<br />

de facto aber über dekorative Mechanismen erzielt werden. Als Beispiel<br />

wurden hier das denkbare Konzept einer sogenannten Antifalten-Creme<br />

diskutiert, die ausschließlich eine dekorative Aufhellung der Haut bewirkt<br />

<strong>und</strong> somit die Haut weniger faltig erscheinen lässt, ohne das die Falten<br />

an sich beeinfl usst worden wären.<br />

Bezüglich des Wirksamkeitsnachweises für <strong>Kosmetika</strong> wurde im<br />

Rahmen eines Vergleiches zur Prüfung <strong>von</strong> Arzneimitteln nach den<br />

Regeln der Evidenz-basierten Medizin, mehrheitlich festgehalten, dass<br />

auch in Bezug auf <strong>Kosmetika</strong> eine Evidenz-basierte Prüfung zu fordern<br />

ist, auch wenn nicht alle Prinzipien der evidenz-basierten Prüfung eines<br />

Arzneimittel auf die Prüfung eines Kosmetikums übertragen werden<br />

können oder sollten.<br />

Mehrheitlich wurden folgende Aspekte für die Prüfung eines Kosmetikums<br />

als besonders wichtig angesehen:<br />

1) Die Prüfung der klinischen Effekte durch einen Dermatologen<br />

2) Die subjektive Beurteilung der Effekte durch den Anwender des<br />

Kosmetikums<br />

3) Die Erfassung der sichtbaren Effekte durch entsprechende Systeme<br />

zur standardisierten Photographie (Imaging Systeme)<br />

4) Die Erfassung der Effekte mittels naturwissenschaftlich<br />

technischen nach internationalen Standards validierten<br />

Methoden, deren Ergebnisse quantitativ <strong>und</strong> statistisch<br />

auswertbar sind<br />

5) Multiparametrische Ansätze sind monoparametrischen Ansätzen<br />

vorzuziehen<br />

48


6) Wegen der nur eingeschränkten Übertragbarkeit <strong>von</strong> in vitro<br />

Daten auf die Gegebenheiten in vivo sind in vivo Daten in vitro<br />

Daten vorzuziehen.<br />

7) Doppelblinde Studiendesigns haben die größte Aussagekraft in<br />

Bezug auf einzelne Inhaltsstoffe<br />

8) Produkte sollten immer als ganzes getestet werden<br />

9) Eine Kongruenz zwischen für den Verbraucher sichtbaren<br />

Effekten <strong>und</strong> gemessenen Effekten <strong>und</strong> den durch den Fachmann<br />

erfassten Ergebnissen ist zu fordern<br />

Als in vielen Fällen noch verbesserungsbedürftig wurde die Transparenz<br />

bezüglich der Qualifi kation der prüfenden Einrichtungen gesehen. Häufi g<br />

ist selbst für den Fachmann nicht ersichtlich, wer Untersuchungen<br />

durchgeführt hat, die dann zur Benennung „dermatologisch getestet“<br />

führen. Des weiteren gab es den Vorschlag der Akkreditierung <strong>von</strong><br />

Prüfi nstituten oder prüfenden Einrichtungen.<br />

Bezüglich der Grenzen der Anwendung der diskutierten <strong>Kosmetika</strong> wurde<br />

zunächst festgehalten, dass diese durch die Defi nition der <strong>Kosmetika</strong> im<br />

Rahmen der gesetzlichen Regelungen vorgegeben sind. So wird ein<br />

Kosmetikum gemäß Defi nition primär bei ges<strong>und</strong>er Haut eingesetzt <strong>und</strong><br />

dient der Ges<strong>und</strong>erhaltung der Haut. Somit liegt hier eine Grenze zu den<br />

Arzneimitteln, die bei Hauterkrankungen eingesetzt werden. Eine weitere<br />

Grenze für <strong>Kosmetika</strong> mit konzeptioneller Ähnlichkeit zu Arzneimitteln<br />

kann auch in der Konzentration der Wirkstoffe gesehen werden. So<br />

ist die Konzentration <strong>von</strong> Wirkstoffen in <strong>Kosmetika</strong> stärker begrenzt.<br />

Es wurde weiter festgehalten, dass insbesondere im Hinblick auf die<br />

Anwendung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> diese Trennung nicht immer so eindeutig<br />

erfolgt. So gibt es eine zunehmende Anzahl <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong>, die auch bei<br />

Hauterkrankungen mit Erfolg angewandt werden können.<br />

Bezüglich unerwünschter <strong>Wirkung</strong>en bestand Einigkeit darüber, dass,<br />

auch wenn es eine absolute Sicherheit nicht gibt, unerwünschte<br />

<strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> gegenüber Verbrauchern oder Umwelt nicht<br />

akzeptabel sind <strong>und</strong> die Sicherheit <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> bestmöglich im voraus<br />

sichergestellt sein muss.<br />

Weiterhin wurde im Zusammenhang mit unerwünschten <strong>Wirkung</strong>en<br />

festgehalten, dass neben der Prüfung der Sicherheit eines Produktes<br />

49


vor Markteinführung eine mehr <strong>und</strong> mehr zunehmende Herausforderung<br />

für die toxikologische Prüfung <strong>von</strong> Wirkkosmetika darin besteht,<br />

dass mit zunehmendem Einsatz <strong>von</strong> Wirkstoffen, den zunehmenden<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie infolge zunehmender Test-<br />

Tätigkeit immer häufi ger für bisher als sicher eingestufte <strong>und</strong> viel<br />

verwendete Wirkstoffe potentielle unerwünschte <strong>Wirkung</strong>en für<br />

Verbraucher oder Umwelt diskutiert werden, wobei die Relevanz solcher<br />

Bedenken nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> der Komplexität der Fragestellungen<br />

auf dem Boden bestehender Daten oft schwer zu beurteilen oder etwa<br />

zu beweisen oder zu widerlegen ist. Das Aufwerfen solcher Fragen führt<br />

sehr häufi g <strong>und</strong> sehr schnell zu einer beträchtlichen Verunsicherung <strong>von</strong><br />

Aufsichtsbehörden <strong>und</strong> Verbrauchern, wobei bisher in den verschiedenen<br />

Ländern sehr unterschiedlich mit solchen Problemen umgegangen wird.<br />

Eine Bewertung solcher aufkommenden toxikologischen Bedenken<br />

gegenüber bewährten Substanzen kann im allgemeinen nur durch eine<br />

umfassende systematisch-wissenschaftliche Analyse der Problematik<br />

erfolgen. Hierzu gehört zunehmend häufi ger auch die Aufl age neuer<br />

Studien <strong>und</strong> Untersuchungen, die auch für die Hersteller mit einem in<br />

diesem Zusammenhang bisher nicht gekannten organisatorischen <strong>und</strong><br />

ökonomischen Aufwand einhergehen können, die aber für die weitere<br />

Anwendung der Substanzen unabdingbar sind. Die Abschaffung <strong>von</strong><br />

Tierversuchen lässt hier zukünftig noch mehr als bisher die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Bewertung alternativer Strategien erwarten.<br />

Bezüglich der formalen <strong>und</strong> praktischen Festlegung der Grenzen der<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Anwendung <strong>von</strong> <strong>Kosmetika</strong> wurde mehrheitlich dafür<br />

plädiert, die derzeit bestehende Regelung, Wirkstoffe in kosmetische<br />

Wirkstoffe oder in Arzneimittel einzuordnen <strong>und</strong> im Zweifelsfall<br />

eine individuelle Abwägung nach Prüfung aller verfügbarer Daten<br />

vorzunehmen beizubehalten. Sollte es bei der Klassifi zierung nicht ohne<br />

weiteres zu beurteilen sein, ob ein Wirkstoff eher die Charakteristik eines<br />

Medikamentes oder eines kosmetischen Wirkstoffes hat, so sollte er im<br />

Zweifelsfall als Medikament eingestuft werden.<br />

Betont wurde außerdem, dass es seit je her zwischen der Gruppe der<br />

Medikamente <strong>und</strong> der Gruppe der kosmetischen Stoffe eine Grauzone<br />

gibt, die allerdings infolge der enormen Entwicklung <strong>von</strong> Wirkstoffen in<br />

jüngerer Zeit deutlich größer geworden ist. Abschließend wurde daher<br />

darüber diskutiert, wie man mit dieser wachsenden Grauzone zukünftig<br />

umzugehen hat. Dabei wurde zunächst die Frage einer sogenannten<br />

50


dritten Gruppe, vergleichbar etwa den sogenannten „Pharmaceuticals“<br />

aufgeworfen. Als Ergebnis dieser Diskussion zeigte sich sehr schnell,<br />

dass die Einführung einer solchen Gruppe in Europa in näherer Zukunft<br />

nicht zu erwarten ist <strong>und</strong> mehrheitlich <strong>von</strong> den Teilnehmern nicht<br />

befürwortet wird. Ein wesentliches Argument war hierbei, dass man<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich mit dem bestehenden System gut zurecht kommt <strong>und</strong><br />

dass die Einführung einer neuen Gruppe die eindeutige Zuordenbarkeit<br />

bestimmter Substanzen nicht unbedingt einfacher macht <strong>und</strong> außerdem<br />

neue Grauzonen entstehen können. Nach der mehrheitlichen Meinung<br />

der Diskussionsteilnehmer ist eine Stärkung interdisziplinärer Gremien,<br />

die im Zweifelsfalle eine Abwägung vornehmen sollen, vorzuziehen,<br />

wobei für Europa einheitliche Regelungen anzustreben sind.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass auch für kosmetische<br />

Wirkstoffe <strong>und</strong> Wirkkosmetika Aspekte der evidenz-basierten Prüfung<br />

eine immer größere Rolle spielen. Bei der Prüfung <strong>von</strong> Wirkstoffen <strong>und</strong><br />

Produkten sollten auch nach internationalen Normen validierte Methoden<br />

zum Einsatz kommen, die eine objektive Prüfung ermöglichen. Die<br />

Vielfalt der Substanzen erfordert oft sehr unterschiedliche Ansätze. Ob<br />

eine Substanz den kosmetischen Wirkstoffen oder den Medikamenten<br />

zuzuordnen ist, erfolgt in Zweifelsfällen nach individueller Abwägung.<br />

Zukünftig dürften neu auftretende oder aufkommende Zweifel gegenüber<br />

der Unbedenklichkeit einer Substanz zunehmend mehr auch durch<br />

größere Untersuchungen geprüft werden. Zur Auslotung der Grenzen<br />

eines Produktes zwischen Kosmetikum <strong>und</strong> Arzneimitteln wurde eine<br />

Stärkung interdisziplinärer Gremien zur Abwägung klar favorisiert.<br />

51


Prof. Dr. Peter Elsner,<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />

Braucht junge <strong>und</strong> alte Haut andere Pflege?<br />

Die Haut, als das größte Organ des menschlichen Körpers, verändert sich<br />

wesentlich im Laufe des Lebens. Die biologischen Veränderungen zeigen<br />

sich in klinischen, feingeweblichen, physiologischen <strong>und</strong> biochemischen<br />

Bef<strong>und</strong>en.<br />

Die Haut des Kindes zeigt eine verminderte Talgproduktion <strong>und</strong> neigt<br />

mehr zu Entzündungen (Reizungen, Sonnenbrände). In der Pubertät<br />

ist sie zu einem hohen Prozentsatz <strong>von</strong> Seborrhoe <strong>und</strong> Akne in allen<br />

möglichen Schwereformen betroffen. Im jungen Erwachsenenalter gibt<br />

es - je nach Anlage - den trockenen, öligen Hauttyp oder auch Mischhaut.<br />

Die natürlichen Alterungsprozesse setzen dann früher oder später ein.<br />

Erste Alterszeichen können schon vor dem Ende des 3. Dezenniums<br />

eintreten. Dann nimmt die Zellteilungsrate ab. Schließlich wird die Haut<br />

dünner, der Feuchtigkeits- <strong>und</strong> Lipidgehalt nimmt ab, die Haut verliert<br />

an Elastizität <strong>und</strong> erste Fältchen treten auf. Ein wesentlicher Einfl uss<br />

kommt der UV-Strahlung zu, die die Alterungsprozesse drastisch<br />

beschleunigt. Die Altershaut ist gekennzeichnet durch Veränderungen<br />

der mechanischen Eigenschaften, Faltenbildung, Trockenheit,<br />

ungleichmäßige Pigmentierung <strong>und</strong> Gefäßerweiterungen.<br />

Im allgemeinen braucht die Haut des jüngeren Menschen eine<br />

weniger lipidhaltige Pfl ege mit schützenden Wirkstoffen gegen<br />

Umwelteinwirkungen. Demgegenüber benötigt die Haut des älteren<br />

Menschen eine lipidreichere Pfl ege, die neben schützenden Wirkstoffen<br />

regenerative Wirkstoffe enthalten sollte. Hierbei werden Wirkstoffe wie<br />

Vitamine, Antioxidantien <strong>und</strong> Peptide verwendet, die helfen, den Zustand<br />

der Haut zu verbessern. Evidenzbasierte Daten zur optimalen Pfl ege der<br />

Altershaut fehlen in der Public Domain weitgehend. In Anbetracht der<br />

demographischen Veränderungen in den westlichen Industrieländern ist<br />

52


mehr unabhängige Forschung auf diesem Gebiet erforderlich.<br />

Seborrhoische, trockene oder empfi ndliche Haut kann alle Altersgruppen<br />

betreffen. Diese Konditionen beeinfl ussen die Pfl egebedürfnisse oft mehr<br />

als das biologische Alter. Über alle Altersgruppen hinweg sinnvoll, ist die<br />

Verwendung <strong>von</strong> Pfl egestoffen, die die Feuchtigkeit in der Hornschicht<br />

binden <strong>und</strong> die Hautbarriere stärken sowie ein ausreichend hoher<br />

Lichtschutz.<br />

53


RA Erhard Hackler,<br />

Deutsche Seniorenliga e.V.<br />

Unterentwickeltes Marktangebot für reife Menschen<br />

Keine Zielgruppe ist heterogener <strong>und</strong> daher differenzierter zu betrachten,<br />

als die <strong>von</strong> Produktentwicklern <strong>und</strong> Werbewirtschaft vernachlässigten<br />

50plus-Generationen; Best Ager <strong>und</strong> Master Consumer. In einer <strong>von</strong><br />

Jugendwahn geprägten Gesellschaft in Deutschland <strong>und</strong> insbesondere<br />

in den USA wurden industrielle Führungseliten sozialisiert, die den<br />

demografi schen Wandel ihrer Gesellschaften bewusst ausblendeten<br />

<strong>und</strong> demzufolge zielgruppenspezifi sche Verbraucherinteressen<br />

ebenso wenig wahrnahmen wie die vorhandene Kaufkraft <strong>und</strong><br />

den Wunsch, qualifi ziert beraten <strong>und</strong> beworben zu werden.<br />

Das gefühlte Alter weicht vom kalendarischen nahezu 15<br />

Jahre ab. Daher orientiert zumindest die Zielgruppe 50plus<br />

ihre Produkterwartungen <strong>und</strong> deren werbliche Darstellung<br />

analog einer Lebensqualität <strong>und</strong> eines Lebensgefühls, das<br />

durch die „Nivea- <strong>und</strong> Baldessarini-Models“ repräsentiert wird.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer hohen Lebenserfahrung erwartet die Zielgruppe<br />

Premiumqualitäten, eine (zeitintensive) kompetente Beratung durch ein<br />

geschultes Verkaufspersonal, zumindest jedoch eine aussagekräftige<br />

<strong>und</strong> nachvollziehbare Produktbeschreibung <strong>und</strong> Verpackung.<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen entscheiden sich aus unterschiedlichen Motiven<br />

für ein Produkt, das ihrem Aussehen <strong>und</strong> ihrer Ges<strong>und</strong>heit gewidmet<br />

ist. Mit wachsendem Körperbewusstsein steigen auch die Ansprüche<br />

männlicher Konsumenten. Begriffe wie Fit <strong>und</strong> Fun stehen für ein<br />

54


ges<strong>und</strong>heitsbewusstes <strong>und</strong> sportives Lebensdesign <strong>und</strong> demzufolge sind<br />

sie auch Parameter für die Produktentwicklung <strong>und</strong> das Produktdesign.<br />

Für ältere Zielgruppen (Gogoes, Slowgoes, Nogoes) empfi ehlt<br />

sich – jenseits veränderter <strong>und</strong> angepasster Produkteigenschaften<br />

– eine differenzierte Inszenierung: Wohlfühlaspekte <strong>und</strong> eine bewusste<br />

Wahrnehmung der vom Hersteller ausgelösten „Wir kümmern uns um Ihre<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ihr Aussehen-Empfi ndung“ treten in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Der Bef<strong>und</strong> eines unterentwickelten Marktangebotes erweist sich<br />

letztendlich auch deshalb als richtig, weil der Versuch misslingen muss,<br />

der Zielgruppe ohne Berücksichtigung durch Marktforschung gewonnener<br />

valider Daten Produkte ‚überzustülpen‘. Während wir für Best Ager-<br />

Verbrauchsgüter ein Design for all empfehlen, bilden kosmetische<br />

Produkte die Ausnahme <strong>von</strong> der Regel: differenziert altersspezifi sche<br />

Produkte fi nden ihren Markt, sofern diese nicht über das Thema „Alter“<br />

kommuniziert werden.<br />

55


Dr. Edit Schlaffer, Ludwig-Boltzmann<br />

Forschungsstelle / Frauen ohne Grenzen<br />

Psychologie des Schön-Sein-Wollens bei<br />

Jugendlichen. Jugendliche heute: stark, kompetent<br />

<strong>und</strong> schön<br />

Das Aussehen ist die Botschaft<br />

Bei der jungen Generation geht es um Identität <strong>und</strong> Orientierung, mit<br />

dem Ziel, Struktur in die verschiedenen aufwühlenden Bereiche der<br />

Selbsteinschätzung <strong>und</strong> Bewertung durch ihre Umwelt zu bringen.<br />

Wie werden sie <strong>von</strong> ihrer Peer-Gruppe, <strong>von</strong> der besten Fre<strong>und</strong>in, vom<br />

coolsten Fre<strong>und</strong> wahrgenommen? Die Optik hat Signalwirkung, nach<br />

innen <strong>und</strong> nach außen. Die zentralen Fragen der Jugendlichen sind<br />

heute: Wer bin ich? Wie bin ich? Wie wirke ich?<br />

Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Liebe als Lebensmittelpunkt<br />

Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> erste Verliebtheiten gehören zu den wichtigsten<br />

Aspekten des Teenageralltags <strong>und</strong> sind gleichzeitig Terrain für<br />

Verletzungen, Zurücksetzungen, Imponiergehabe <strong>und</strong> Beziehungsterror.<br />

Für Mädchen <strong>und</strong> Buben gelten dabei ganz unterschiedliche Gesetze.<br />

Das Aussehen spielt dabei eine ganz zentrale Rolle im Denken<br />

der Jugendlichen. Attraktivität <strong>und</strong> Sexappeal werden medial als<br />

Ausgangsbasis für geglückte <strong>und</strong> schwungvolle Beziehungsanbahnung<br />

vermittelt. Ein wesentliches Thema für die Jugendlichen ist heute: Wie<br />

komme ich an?<br />

Ein stimmiges Bild <strong>von</strong> sich selbst erzeugen<br />

Das eigene Bild <strong>von</strong> sich selbst <strong>und</strong> gegenüber anderen ist Ergebnis<br />

des eigenen Bemühens. Voraussetzung dafür ist auch, sich selbst richtig<br />

einzuschätzen. Dies bedeutet für die Jugendlichen heute auch, die<br />

56


ichtigen Fragen zu stellen: Lebe ich wie ich will? Präsentiere ich mich<br />

wie ich bin? Wie will ich aussehen?<br />

Die richtigen Vorbilder finden<br />

Die Selbsterfi ndung der Jugendlichen gelingt häufi g nur durch<br />

Orientierung an Vorbilder. Wer sind die Vorbilder der jungen weiblichen<br />

Generation? Die Überraschungs -Topnennung: meine Mutter. Platz zwei<br />

geht an Cindy Crawford.<br />

Die Balance des Glücks<br />

Junge Mädchen treffen heute vermehrt sehr klare Entscheidungen: sie<br />

setzen auf Bildung <strong>und</strong> Beruf. Eine neue hoch gebildete Frauengeneration,<br />

leistungsorientiert <strong>und</strong> Karriere-interessiert, arbeitet an völlig neuen<br />

Lebensentwürfen. Fachlich versiert, dezent geschminkt, perfekt gestylt<br />

erobert der neue female Talentpool Wirtschaft <strong>und</strong> Politik.<br />

57


Dr. Matthias Bode, Universität Hannover<br />

Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf: Massenmärkte bei sich<br />

differenzierenden Verbraucherbedürfnissen?<br />

Erika Mustermann <strong>und</strong> Otto Normalverbraucher: sollte es sie jemals<br />

gegeben haben, so sind sie inzwischen defi nitiv Relikte eines vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Aus Durchschnittskonsumenten wurden Individuen, mit<br />

ständig neuen, sich verändernden Bedürfnissen. Im Kosmetikmarkt<br />

zeigt sich dies bspw. in neuen Produktangeboten für Männer <strong>und</strong><br />

für immer jüngere Zielgruppen oder neuen Ansprüchen bei älteren<br />

Konsumenten. Im Rahmen klassischer <strong>Wirkung</strong>smechanismen wird<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen, dass die Existenz neuer Bedürfnisse direkt zu einer<br />

veränderten Angebotspolitik der Unternehmen führt. In der Arbeitsgruppe<br />

„Massenmärkte bei sich differenzierenden Verbraucherbedürfnissen“<br />

wurden diese Prozesse aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Interessen <strong>und</strong><br />

Perspektiven der Teilnehmer erwartungsgemäß kontrovers diskutiert.<br />

Im Fokus standen die Fragen: was wollen Kosmetikkonsumenten im<br />

Zeitalter der Ausdifferenzierung, was bräuchten sie <strong>und</strong> was wird ihnen<br />

letztendlich angeboten? Die Diskussion konzentrierte sich dabei auf die<br />

Anpassung zwischen Marktangeboten <strong>und</strong> veränderten Bedürfnissen,<br />

die als unbefriedigend wahrgenommen wurde.<br />

1. Gr<strong>und</strong>situation der Ausdifferenzierung<br />

Im Rahmen sich verändernder Bedürfnisse wurde zunächst auf die<br />

Differenzierung durch die Altersgruppen hingewiesen. Aber auch<br />

innerhalb <strong>von</strong> Altersgruppen wurde eine Ausdifferenzierung festgestellt,<br />

die es dabei nicht zu vernachlässigen gilt. Der Konsens innerhalb der<br />

Arbeitsgruppe lag auf der Notwendigkeit einer stärkeren Beachtung<br />

älterer Konsumenten, die in Zukunft sowohl gesellschaftlich, als auch<br />

im Rahmen <strong>von</strong> Abnehmersegmenten innerhalb des Kosmetikmarktes<br />

die dominanten Referenzpunkte bilden werden. Hier wurde aber ebenso<br />

58


auf die Gefahr einer kurzfristigen Überreaktion verwiesen, bei der<br />

die verschiedenen Altersgruppen gegeneinander ausgespielt werden<br />

könnten. Eine Berücksichtigung älterer Konsumenten darf insofern nicht<br />

auf Kosten jüngerer Konsumenten gehen, weder quantitativ im Sinne<br />

der Ressourcenintensität, noch qualitativ im Sinne einer normativen<br />

Begründung („Wir kümmern uns jetzt mehr um Ältere, weil es die<br />

Jüngeren sowieso einfacher im Bereich Kosmetik haben.“).<br />

Es wurde deutlich, dass die Ausdifferenzierung nicht nur zu<br />

konsumentenseitigen Problemen bezüglich der Informationsbeschaffung<br />

<strong>und</strong> –verarbeitung, sowie der Kaufentscheidung <strong>und</strong> Produktnutzung<br />

führen. Auch <strong>von</strong> Seiten der Industrie wurde die zunehmende Komplexität<br />

der Entscheidungstatbestände angeführt.<br />

Eine Ergänzung dieser Situation, die sich zunächst auf die<br />

Verbraucherforderungen <strong>und</strong> das Marktangebot konzentrieren,<br />

erfolgte durch eine Betrachtung dessen, was Konsumenten eigentlich<br />

brauchen. Hierbei wurde aus medizinischer Sicht deutlich, dass eine<br />

altersspezifi sche Produktdifferenzierung dann suboptimale Ergebnisse<br />

fördert, wenn dabei die unterschiedlichen Hauttypen nicht genügend<br />

berücksichtigt werden.<br />

2. Anpassungsschwierigkeiten<br />

Im aktuellen Kosmetikmarkt zeigen sich nach Ansicht der<br />

Teilnehmer Friktionen in der Anpassung zwischen differenzierten<br />

Konsumentenbedürfnissen <strong>und</strong> dementsprechenden Industriereaktionen.<br />

Hier sind Probleme angesprochen, die so nicht intendiert sind oder gar<br />

auf einen bösen Willen der Anbieter zurückzuführen sind.<br />

Zu den Problembereichen zählen zunächst die Produkte selber,<br />

wobei der Handhabung eine besondere Relevanz zukommt. Im<br />

Rahmen der Verpackung wurden die Probleme hauptsächlich in den<br />

Produktinformationen gesehen, wo funktionale Erklärungen oftmals sehr<br />

technisch in verbaler Form geliefert werden, ohne genügend visuelle<br />

Erklärungsformen zu berücksichtigen (z.B. unterschiedliche Farbcodes<br />

für Tages- <strong>und</strong> Nachtcreme). Kommunikative Mängel wurden des<br />

weiteren in der allgemeinen Produktkommunikation <strong>und</strong> der erweiterten<br />

Information <strong>und</strong> Beratung festgestellt.<br />

In der sich darauf anschließenden Diskussion wurde der Schwerpunkt<br />

auf Bedürfnisse älterer Konsumenten <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

59


Kommunikationsproblemen auf dem Kosmetikmarkt gesetzt. Einigkeit<br />

bestand darin, dass der Begriff <strong>von</strong> „Verständigungsproblemen“ das<br />

Problem nicht adäquat beschreiben würde. Angemessener könnte es<br />

vielmehr sein, <strong>von</strong> „Verständnisproblemen“ zu sprechen.<br />

3. Verständnisprobleme<br />

Als Verständnisprobleme wurden kommunikative Schwierigkeiten<br />

auf drei Ebenen identifi ziert. Auf einer ersten Ebene stellen sich<br />

aus Verbrauchersicht die zur Verfügung gestellten Informationen<br />

als unangemessen dar, wenn zuviel technische <strong>und</strong> „künstliche“<br />

Informationen geliefert werden, aber zuwenig alltagsrelevante, praktisch<br />

nutzbare Informationen vorhanden sind. Schnell wurde deutlich, dass<br />

es dabei ebenso sehr um die Art der Sprache geht. Hierbei wurde<br />

eine Diskrepanz zwischen dem Sprachstil der Industrie <strong>und</strong> dem<br />

gewünschten Sprachstil der älteren Konsumenten kritisiert. Eine<br />

erweiterte Ebene umfasst dann die Meta-Ebene der Kommunikation. Im<br />

Rahmen der sozialen <strong>und</strong> emotionalen Kommunikationselemente stellte<br />

sich heraus, dass bisher vernachlässigte, ältere Konsumenten auch<br />

ein artikuliertes Verständnis erwarten, dies aber nicht eingelöst sehen.<br />

Dieses Verständnis bedeutet dann auch ein Ernstnehmen der neuen<br />

Zielgruppen, bzw. ein Signalisieren <strong>von</strong> Empathie für deren Anliegen.<br />

So wird bspw. aufmerksam beobachtet, dass nur die aus Marketingsicht<br />

„attraktivsten“ Seniorengruppen angesprochen <strong>und</strong> kommuniziert<br />

werden, aber „unattraktive“ Gruppen wie alleinstehende ältere Menschen<br />

ausgeblendet werden.<br />

4. Gründe für die Verständnisprobleme<br />

Von den Teilnehmern wurde zunächst auf die personale Diskrepanz<br />

zwischen den <strong>Kosmetika</strong>nbietern <strong>und</strong> deren Konsumenten hingewiesen,<br />

wenn primär junge, männliche Manager Entscheidungen hinsichtlich<br />

primär älterer, weiblicher Konsumenten zu treffen haben. Darüber hinaus<br />

zeigt sich eine gr<strong>und</strong>legende Schwierigkeit, wenn der Doppelcharakter<br />

statischer <strong>und</strong> dynamischer Aspekte bei der Analyse älterer Menschen<br />

vernachlässigt werden.<br />

Ein statischer Aspekt bezieht sich auf diejenigen, altersbedingten<br />

Anforderungen älterer Menschen, die sich nur wenig verändern. So sind<br />

bspw. Verpackungen auf Augenschwächen hin zu konzipieren oder bei<br />

der Produktgestaltung die Handhabung <strong>von</strong> Produkten beim Öffnen <strong>und</strong><br />

60


Greifen zu erleichtern.<br />

Daneben gibt es aber auch dynamische Aspekte älterer Menschen, die<br />

sich je nach Generationszugehörigkeit verändern. Heutige Generationen<br />

älterer Menschen haben andere Erfahrungen <strong>und</strong> Erwartungen als<br />

vergangene oder zukünftige ältere Generationen. Insofern sind sie auch<br />

anders <strong>von</strong> der Industrie anzusprechen.<br />

5. Wie können Verständnisprobleme abgebaut werden?<br />

Auf einer pragmatischen Ebene stellte sich die Frage für die Teilnehmer<br />

der Arbeitsgruppe, warum die Kosmetikindustrie nicht stärker ihre neuen,<br />

potenziellen Verbraucher in den Entscheidungsprozess einbezieht. Dies<br />

kann im Bereich der Produktentwicklung intensiviert werden, aber auch<br />

im Bereich der Marketingkommunikation. Provokativ wurde als Vorschlag<br />

angeführt, ob hier nicht die Nutzung <strong>von</strong> Werbeagenturen mit älteren<br />

Kommunikationsexperten möglich wäre.<br />

Darüber hinaus besteht die Forderung nach einem verstärktem<br />

institutionalisierten <strong>und</strong> informellen Austausch zwischen Bedürfnisträgern<br />

<strong>und</strong> Industrieverantwortlichen. Einzubeziehen sind hier neben Managern<br />

<strong>und</strong> Marketingverantwortlichen ebenso die technischen Experten in der<br />

Kosmetikindustrie. Insofern wären Verständnisprobleme zu minimieren,<br />

die nicht nur zwischen Vermarktern <strong>und</strong> Konsumenten bestehen, sondern<br />

auch die vorgelagerten Produktionsprozesse integrieren.<br />

Angesprochen wurde ebenso die Möglichkeit <strong>von</strong> Vertrauensallianzen,<br />

die unabhängige Autoritäten wie Mediziner als wichtige Konsumberater<br />

berücksichtigen. Wurde die Rolle der Mediziner auch kontrovers<br />

bezüglich ihres Status bei Konsumenten diskutiert, so war man sich einig,<br />

dass ihnen zumindest ein Vertrauensvorschuss im Vergleich zur Industrie<br />

zugesprochen werden könne.<br />

Abschließend stellte sich die Frage, welche Kriterien eine verbesserte<br />

Kommunikation zwischen <strong>Kosmetika</strong>nbietern <strong>und</strong> älteren Konsumenten<br />

erfüllen sollte. Wenig Probleme bereitete eine Forderung nach einer<br />

industrieweiten Verständigung auf eine einheitliche Sprachverwendung<br />

im Bereich <strong>von</strong> Kernbegriffen (z.B. „reife Haut“). Schwieriger wurde es,<br />

darüber hinaus gehende, allgemeine Empfehlungen zu entwickeln. Die<br />

Position, dass die Sprache der Kosmetikindustrie klar, authentisch <strong>und</strong><br />

realistisch sein sollte <strong>und</strong> keine falschen Erwartungen wecken dürfe,<br />

wurde schnell relativiert. Zum einen gab es einen Dissens darüber, welche<br />

61


Erwartungshaltungen <strong>und</strong> Wahrnehmungsmuster ältere Konsumenten<br />

bezüglich der Marktkommunikation besitzen:<br />

• Wird <strong>von</strong> älteren Konsumenten wirklich alles in der Kosmetikwerbung<br />

geglaubt oder sind sie inzwischen auch kritischer<br />

<strong>und</strong> misstrauischer bezüglich der Werbeversprechen?<br />

• Vielleicht spielt der Wunsch eine stärkere Rolle, dass man<br />

es glauben möchte oder die Hoffnung auf die besondere,<br />

versprochene <strong>Wirkung</strong> nicht verlieren möchte<br />

Zum anderen stellte sich auch die Position der Klarheit <strong>und</strong> Eindeutigkeit<br />

in der Diskussion als ambivalenter dar <strong>und</strong> bedarf somit der Relativierung.<br />

So wird bspw. eine dezente Ansprache in sensibleren Problembereichen<br />

des Alters erwartet, während Probleme wie Hautkrebsprävention auch<br />

offen formuliert werden können.<br />

Insofern wurde als Fazit deutlich, dass die Ausdifferenzierung der<br />

Bedürfnisse am Beispiel älterer Konsumenten zu Erwartungen an die<br />

Kosmetikindustrie führt, die allein über eine leichte Modifi kation der<br />

bisherigen Angebotspolitik nicht eingelöst werden können. Um den<br />

neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, sind veränderte Prozesse in der<br />

Interaktion zwischen Kosmetikindustrie <strong>und</strong> Konsumenten notwendig.<br />

Ältere Konsumenten wollen nicht nur eine neue Zielgruppe sein, sie<br />

wollen auch als Menschen ernst genommen werden.<br />

62


Clara Meynen,<br />

Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverband<br />

(vzbv) e.V.<br />

Erwartungen der Verbraucher an die Hersteller <strong>von</strong><br />

Kosmetikprodukten<br />

Die neuen Kennzeichnungs- <strong>und</strong> Informationsregelungen sind ein Plus<br />

für die Verbraucher, da sie die Transparenz über verbraucherrelevante<br />

Produkteigenschaften erhöhen:<br />

• Informationen über die Verwendungsdauer <strong>von</strong> Produkten mit<br />

einer Mindesthaltbarkeit <strong>von</strong> mehr als 30 Monaten<br />

• Kennzeichnung <strong>von</strong> 26 allergen wirkenden Duftstoffen<br />

• Zugang zu Informationen über Inhaltsstoffe <strong>und</strong> unerwünschten<br />

Neben wirkungen<br />

• Angaben über den Verzicht auf Tierversuche<br />

Es bestehen jedoch weiterhin Mängel in der Kennzeichnung <strong>und</strong> im<br />

Marketing <strong>von</strong> kosmetischen Produkten.<br />

Fehlende Transparenz: Kosmetische Mittel werben mit bestimmten<br />

Inhaltsstoffen – für die Verbraucher wird dabei jedoch nicht deutlich, in<br />

welcher Höhe die genannten Substanzen im Produkt verwendet werden.<br />

So kann für etwas geworben werden, das nur in geringsten Mengen im<br />

Produkt enthalten ist.<br />

• Mehr Produkttransparenz schaffen: Für Substanzen, die im<br />

Namen oder in der Werbung für Produkte genannt werden, sollte<br />

die Menge angegeben werden.<br />

• Erläuterungen geben: INCI-Begriffe auf deutsch erläutern, z.B. im<br />

Beipackzettel<br />

63


Überzogene Werbeversprechen: Kosmetische Mittel werben mit<br />

Versprechungen, die sich häufi g nicht halten lassen. So ist die beworbene<br />

Faltenminderung mit bloßem Auge nicht sichtbar, die straffende <strong>Wirkung</strong><br />

<strong>von</strong> Körperlotionen nicht nachweisbar.<br />

• Werbung glaubhafter gestalten: Irreführende Werbeversprechungen<br />

schaffen enttäuschte Verbraucher, die sich stärker am Preis<br />

orientieren.<br />

• Mehr unabhängige Forschung: Durch den Widerspruch<br />

zwischen Werbeversprechungen <strong>und</strong> Ergebnissen unabhängiger<br />

Tests sind die Verbraucher verunsichert <strong>und</strong> misstrauisch<br />

gegenüber der Kosmetikindustrie.<br />

Häufi ge Verstöße gegen Kennzeichnungsregelungen <strong>und</strong> gegen Verbot<br />

der irreführenden Werbung:<br />

• Lebensmittelüberwachung Hamburg: 30% der Proben wurden<br />

beanstandet, zwei Drittel da<strong>von</strong> wegen Verstößen gegen Kennzeichnungsregelungen,<br />

17% wegen Irreführung.<br />

• Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg: Beanstandungsquote<br />

lag bei 22%. Bei jeder 5. beanstandeten Probe lag<br />

Irreführung vor.<br />

• Lebensmittelüberwachung Rheinland-Pfalz: Beanstandungsquote<br />

lag bei 30%.<br />

Mangelnde Transparenz über Herstellungsbedingungen: Verbraucher<br />

interessieren sich zunehmend für die Herstellungsbedingungen <strong>von</strong><br />

Produkten. Bei <strong>Kosmetika</strong> fragen Verbraucher insbesondere nach<br />

ökologischen <strong>und</strong> tierversuchsfreien Produkten.<br />

• Die Verwendung der Begriffe „Öko“ <strong>und</strong> „Natur“ sollte<br />

gesetzlich geregelt werden: feste Kriterien <strong>und</strong> einheitliches Logo<br />

für Naturkosmetika.<br />

• Tierversuchsfreie Produkte sollten für Verbraucher leicht erkennbar<br />

sein.<br />

• Informationen über „faire“ Produktionsbedingungen.<br />

64


Verbraucher wollen auf Informationen nicht verzichten, auch wenn sie sie<br />

nicht häufi g nutzen. Mehr Informationen werden <strong>von</strong> Verbrauchern positiv<br />

gesehen – als Zeichen für Transparenz <strong>und</strong> Sicherheit. Als Beleg kann<br />

die imug-Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverbands:<br />

„Was Verbraucher wissen wollen“ herangezogen werden (vgl. vzbv.....).<br />

65


Dr. Alfred Markowetz,<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Informationsangebote der Hersteller- <strong>von</strong> der Verpackung<br />

bis zum Internet<br />

Die Kosmetikindustrie hat ein starkes Eigeninteresse an einer guten<br />

Information zur Verwendung, über die Produktleistung <strong>und</strong> die Sicherheit<br />

Ihrer Produkte denn sonst werden Ihre Produkte vom Verbraucher<br />

nicht angenommen <strong>und</strong> führen zu Reklamationen. Um sicherzustellen,<br />

dass der Verbraucher das richtige Produkt erhält, es richtig anwendet,<br />

die erwartete Produktleistung erhält <strong>und</strong> sich wohl fühlt, versorgt die<br />

Kosmetikindustrie als Einzelunternehmen, aber auch der Verband der<br />

Kosmetikhersteller IKW, den Verbraucher <strong>und</strong> Experten umfassend mit<br />

den notwendigen Informationen.<br />

Die primäre Information des Verbrauchers erfolgt durch die Angaben auf<br />

der Verpackung (vgl. Abb. 1).<br />

Eine weitere Quelle der Information ist die Werbung. Sie weckt das<br />

Interesse für neue Produkte <strong>und</strong> erinnert an bereits im Markt befi ndliche<br />

Produkte. Dabei liefert sie wichtige Informationen über das Produkt <strong>und</strong><br />

dessen <strong>Wirkung</strong>en. Die Anpreisungen in der Werbesprache mögen<br />

in einer oft überzogen wirkenden Weise erfolgen, jedoch müssen alle<br />

Wirkaussagen ausreichend wissenschaftlich belegt <strong>und</strong> dokumentiert<br />

sein. Neben den Behörden wacht auch der Wettbewerb streng über die<br />

Aussagen der Mitwettbewerber.<br />

Für viele Produkte werden zusätzlich Broschüren für Verbraucher<br />

erstellt. Sie enthalten zusätzliche Informationen über die Anwendung,<br />

wissenschaftlichen Hintergr<strong>und</strong> oder Empfehlungen <strong>von</strong> Experten.<br />

Broschüren für Experten geben darüber hinausgehende wissenschaftliche<br />

Informationen, Ergebnisse <strong>von</strong> Studien zur Wirksamkeit, Verträglichkeit<br />

oder Umwelteigenschaften. Sehr geschätzt <strong>von</strong> Experten werden<br />

Inhaltstoffl isten mit Funktionen der Inhaltsstoffe.<br />

66


Abbildung 1<br />

Das Internet revolutionierte das Informationsniveau. Es erlaubt eine<br />

früher <strong>und</strong>enkbare Vielfalt <strong>von</strong> Informationen <strong>und</strong> eine Rückkopplung<br />

der Informationssuchenden mit dem Hersteller. Auf den Webpages<br />

der Marken fi nden sich Hintergr<strong>und</strong>informationen (z.B. Über das<br />

Thema „Kopfschuppen“ oder „Anti-Aging“), Produktbeschreibungen mit<br />

Erklärung der unterschiedlichen Varianten <strong>und</strong> bietet die Möglichkeit<br />

Proben anzufordern oder an Gewinnspielen teilzunehmen. Für den<br />

Verbraucher besonders hilfreich sind die Seiten der Verbraucherberatung,<br />

die eine Kontaktperson nennen aber auch erlauben, direkt Fragen zu den<br />

Produkten zu stellen oder über Erfahrungen zu berichten.<br />

Für Experten hat <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> spezielle Portale eingerichtet, die neben<br />

Informationen zum Produkt <strong>und</strong> zu Inhaltstoffen die Möglichkeit bietet,<br />

Broschüren <strong>und</strong> wissenschaftliche Publikationen aufzurufen (vgl. Abb. 2).<br />

So fi nden sich unter www.pgbeautyscience.com beispielsweise alle <strong>von</strong><br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> bei den amerikanischen Dermatologenkongressen in<br />

den letzten drei Jahren vorgestellten Poster, die heruntergeladen werden<br />

können. Daneben fi nden sich beispielsweise in „the World of Hair“<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen zu Haaren <strong>und</strong> Haarpfl ege. Weiter fi ndet sich<br />

auch ein Link auf die Seiten <strong>von</strong> „Science in the Box“ die umfassend über<br />

die Wissenschaft aus dem Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsbereich informiert.<br />

67


Abbildung 2<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Kosmetikindustrie informiert den Verbraucher umfassend über die<br />

Verpackung, die Werbung <strong>und</strong> Broschüren. Das Internet wird genutzt zur<br />

Bereitstellung zusätzlicher Information. Die Hotline- Nummern auf der<br />

Verpackung werden vom Verbraucher intensiv in Anspruch genommen.<br />

Die Werbung ist eine spezielle Form der Information. Sie liefert<br />

Information über neue oder Erinnerung an bekannte Produkte in einfacher,<br />

einprägsamer Art. Werbeaussagen beruhen auf belegten Fakten.<br />

Für Experten sind weitergehende wissenschaftliche Informationen<br />

erhältlich, wie wissenschaftliche Broschüren mit Daten zur Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Verträglichkeit, Internetseiten der Marken, Internetseiten <strong>von</strong> <strong>Procter</strong><br />

& <strong>Gamble</strong> <strong>und</strong> das Internetportal PG Beautyscience.<br />

68


Prof. Dr. Günter Silberer, Universität Göttingen<br />

Die Psychologie der Informationssuche <strong>und</strong> -aufnahme<br />

Um die Komplexitiät der Informationssuche <strong>von</strong> Konsumenten zu<br />

verstehen, muss zunächst einmal auf die Vielfalt <strong>und</strong> in Teilen auch<br />

Unübersichtlichkeit des Informationsangebotes hingewiesen werden.<br />

Relevante Informationsangebote kommen <strong>von</strong> Anbietern, Dritten (z. B.<br />

Medien) <strong>und</strong> privaten Quellen. Anbieter <strong>und</strong> Dritte nutzen verstärkt alte<br />

<strong>und</strong> neue Medien. Informationen am Produkt bzw. auf der Verpackung<br />

werden oft vergessen.<br />

Um die vorhandene Informationsvielfalt zumindest in Expertenkreisen<br />

besser zu verstehen <strong>und</strong> lösungsorientiert zu diskutieren, sollten folgende<br />

Unterscheidungen beachtet werden:<br />

• aktive versus passive Information<br />

• statische versus dynamische Information<br />

• unimediale versus multimediale Information<br />

• Sach- versus Anmutungsinformation<br />

• Feststellungen versus Überzeugungsversuche<br />

• usw.<br />

Auch das Informationsverhalten der Konsumenten selbst hat vielfältige<br />

Varianten, die beachtet werden müssen: Suche, selektive Exposition<br />

<strong>und</strong> zufällige Exposition; erst Exposition, dann Suche; erst Suche, dann<br />

Exposition; Beschaffung, Aufnahme, Speicherung, Abruf, Beachtung,<br />

usw. Das tatsächlich beobachtbare Informationsverhalten hängt zum<br />

einen vom Angebot, zum anderen vom Konsumenten selbst <strong>und</strong> den<br />

situativen Umständen ab. Als personale Faktoren wirken zunächst die<br />

69


Beschränkungen (Kapazitätsprinzip), u. a. begrenzte Zeit, begrenzte<br />

Verarbeitungsfähigkeit. Zum „Overload“ kommt es in aller Regel erst,<br />

wenn große Informationsmengen verarbeitet sein sollen bzw. wollen!<br />

Als personale Faktoren wirken jedoch immer die Motive, Wünsche,<br />

Präferenzen u. dgl. (Gratifi kationsprinzip). Präferenzen beziehen sich<br />

auf Kontakt- <strong>und</strong> Verarbeitungszeitpunkte, auf Informationsinhalte <strong>und</strong><br />

Darbietungsstile, auf Anbieter <strong>und</strong> deren Vertrauenswürdigkeit, auf<br />

Hilfestellungen u. a. m.<br />

Das beobachtbare Informationsverhalten ist jedoch keine „angeborene“<br />

Konstante. So passen sich beispielsweise im Zeitverlauf die Wünsche<br />

den Kapazitäten an, aber auch Kapazitäten an Wünsche (z. B. beim<br />

Investieren in Fähigkeiten durch das Lernen <strong>und</strong> Üben). Auch der<br />

subjektive Informationsbedarf kann in verschiedenen Lebenssituationen<br />

(Geburt eines Kindes, Wechsel der Wohnortes, usw.) stark variieren.<br />

Um das Informationsverhalten <strong>von</strong> Konsumenten besser zu verstehen,<br />

muss beachtet werden, dass bewusste <strong>und</strong> sorgsame Informationsbeschaffungsentscheidungen<br />

eher selten sind. Typische Auslöser sind hier<br />

wahrgenommene Risiken (z. B. ges<strong>und</strong>heitliche, fi nanzielle, soziale) <strong>und</strong><br />

wahrgenommene Chancen (z. B. Gewinn an Schönheit <strong>und</strong> Reputation).<br />

Der Regelfall im Konsumentenverhalten sind jedoch verkürzte<br />

Entscheidungen wie z. B. gewohnheitsmäßige Mediennutzung, impulsive<br />

Befragung privater Quellen oder Warten auf günstige Gelegenheiten.<br />

Wenn Konsumenten in ihren alltäglichen Entscheidungen auf<br />

Gewohnheiten zurückgreifen, sollte man nicht versuchen, ihnen dies<br />

„abzugewöhnen“. Gewohnheiten sind meist recht ökonomisch, u. U. sogar<br />

überlebensnotwendig. Dasselbe gilt für das Ändern <strong>von</strong> Gewohnheiten,<br />

was meist erst dann geschieht, wenn die relevanten Ziele eindeutig <strong>und</strong><br />

massiv verfehlt wurden.<br />

Informationsaufnahme ist immer schon Informationsverarbeitung. Nicht<br />

jede Information, die als eine sachliche Information wahrgenommen wird,<br />

muss irgendeinen Aussagewert haben. Andererseits können auch reine<br />

Anmutungen, Gefühle <strong>und</strong> Stimmungen die Funktion einer hilfreichen<br />

Information übernehmen.<br />

70


Dr. Ingo Schoenheit,<br />

imug Beratungsgesellschaft<br />

Welche <strong>und</strong> wie viel Information „verträgt“ der Mensch?<br />

Arbeitsgruppenergebnisse<br />

Ausgangspunkt<br />

Ausgangspunkt aller Überlegungen zu einer optimierten<br />

Verbraucherinformation über Kosmetikprodukte ist die einhellige<br />

Konstatierung des Phänomens, dass Verbraucher eindeutig unter einer<br />

Informationsüberlastung leiden. Zuviel <strong>und</strong> in Teilen schwer verständliche<br />

Informationen werden an sie <strong>von</strong> unterschiedlichsten Quellen in<br />

unterschiedlichster Qualität herangetragen. Zugleich erleben Verbraucher<br />

immer wieder, dass in bestimmten Situation (in bestimmten Umständen)<br />

immer wieder auch spezifi sche Informationsbedarfe auftreten, die<br />

nicht angemessen befriedigt werden können. Diese „Gleichzeitigkeit“<br />

<strong>und</strong> „Widersprüchlichkeit“ zwischen Informationsüberlastung auf der<br />

einen Seite <strong>und</strong> einem zusätzlichen subjektiven Informationsbedarf<br />

auf der anderen Seite ist tatsächlich beobachtbar. Sie ist ein Teil der<br />

alltäglichen Realität der Verbraucher, aber auch der Unternehmen der<br />

Kosmetikindustrie.<br />

Zentrale Problemstellung<br />

Als Ausgangsüberlegung für eine angemessene Problemformulierung <strong>und</strong><br />

darauf aufbauend auch eine angemessene Problemlösung wurde mit Blick<br />

auf das Verbraucherinformationsangebot zwischen einer sogenannten<br />

Bringeschuld <strong>und</strong> einer Holschuld unterschieden. Diese, stärker auf die<br />

Verantwortlichkeit möglicher Sender <strong>und</strong> Empfänger <strong>von</strong> Informationen<br />

abhebende Unterscheidung ist vergleichbar mit der Unterscheidung <strong>von</strong><br />

Informationsangeboten, die „abgerufen“ werden müssen (z. B. Beratung,<br />

Internetangebote) <strong>und</strong> solchen Informationsangeboten, die aktiv verbreitet<br />

71


<strong>und</strong> gestreut werden, die also ohne besonderen Aufwand überall sofort<br />

zugänglich sind (z. B.: Broschüren, Werbung). Auch wenn die Grenze<br />

zwischen Aktiv- <strong>und</strong> Abrufinformationen systematisch nicht vollständig<br />

trennscharf ist, bietet diese begriffl iche Unterscheidung eine pragmatisch<br />

wichtige Differenzierung <strong>von</strong> möglichen Informationsangeboten an.<br />

Als zentrale Problemstellung wurde vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die Frage<br />

gesehen, wie das Verhältnis <strong>von</strong> allgemeiner Bringeschuld (der Anbieter)<br />

<strong>und</strong> einer ebenfalls vorhandenen Holschuld der Konsumenten im Bereich<br />

der Informationen über Kosmetikprodukte <strong>und</strong> ihrer Verwendung in<br />

Zukunft ausgestaltet werden soll.<br />

Die Lösungsvorschläge<br />

Die Lösungsvorschläge nehmen die in vollständigem Konsens diskutierte<br />

These zum Ausgangspunkt, nach der es ausdrücklich richtig ist, explizit<br />

<strong>von</strong> einer Bringe- <strong>und</strong> <strong>von</strong> einer Holschuld in Zusammenhang mit der<br />

Verbraucherinformation über Kosmetikprodukte zu sprechen. Diese<br />

„Bringe-<strong>und</strong>-Holschuld-These“ wurde jedoch in Bezug auf <strong>Kosmetika</strong><br />

<strong>und</strong> in Bezug auf die Wichtigkeit der Information durch folgende Thesen<br />

differenziert:<br />

• Je wichtiger die Information für den Verbraucher ist (objektive<br />

Betrachtung), desto eher gehört sie auf die Verpackung.<br />

• Dies bedeutet auch, dass nicht jede Information auf die<br />

Verpackung gehört.<br />

• Ges<strong>und</strong>heitliche Risiken sind bei Kosmetik nicht lebensbedrohlich.<br />

• Ausführliche Informationen müssen als Abrufi nformation am<br />

Point of Sale hinterlegt werden.<br />

• Auch das Internet kommt zur Verbreitung <strong>von</strong> Abrufi nformationen<br />

für Verbraucher in Frage.<br />

• Es gibt auch eine Holschuld der Verbraucher, sich genauer zu<br />

informieren.<br />

Als weiterer Lösungsansatz wird <strong>von</strong> der Gruppe vorgeschlagen, <strong>von</strong><br />

einem breiteren Verständnis vom möglichen Nutzen, aber auch <strong>von</strong><br />

den möglichen Gefahren <strong>von</strong> „Information“ auszugehen. Überfl üssige<br />

Warnhinweise im Bereich der <strong>Kosmetika</strong> müssen beispielsweise als<br />

72


Gefahrenpotenzial angesehen werden <strong>und</strong> ihre Zurücknahme könnte<br />

demzufolge als Beitrag zur besseren Verbraucherinformation gelten. Der<br />

Nutzen der Verbraucherinformation „weiter“ zu sehen, wurde in Bezug<br />

auf die sogenannten „non user benefi ts“ erläutert. Auch Verbraucher, die<br />

bestimmte Informationsangebote nicht nutzen, können diese Information<br />

– wie einzelne Untersuchungen bestätigen - als „nützlich“ empfi nden.<br />

Diese so empfi ndenden Verbraucher unterstellen offensichtlich, dass<br />

es Situationen (für sie) geben kann, in denen sie sich über einzelne<br />

Sachverhalte informieren wollen <strong>und</strong> beurteilen es deshalb „antizipierend“<br />

bereits positiv, dass über diese Sachverhalte Informationsangebote<br />

vorhanden sind.<br />

Die weitest gehende Interpretation der <strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong> Verbraucherinformation<br />

bezieht sich auf ihre Vertrauensbildungsfunktion. Verbraucherinformation<br />

kann – so wurde in der Arbeitsgruppe einverständig diskutiert - wie<br />

jede andere „Sachaussage“ als eine Kommunikationssequenz<br />

verstanden werden, die nicht nur eine „Sachebene“, sondern auch<br />

einen Appellcharakter (gegenüber dem Empfänger), ein Element <strong>von</strong><br />

„Selbstoffenbarung“ (des Senders) <strong>und</strong> ein Element der Gestaltung<br />

der Beziehung zwischen Sender (Unternehmen / Produkt) <strong>und</strong> dem<br />

Empfänger (Verbraucher) hat (vgl. Abbildung 1).<br />

73


Abbildung 1: Vier Seiten der Verbraucherinformation (vgl. Schoenheit 2004, S. 60)<br />

Diese in der Kommunikationswissenschaft gut abgesicherte <strong>und</strong> in vielen<br />

Zusammenhängen erfolgreich angewendete „Theorie“ der „Vier Seiten<br />

der Nachricht“ kann für ein breiteres Verständnis der Nützlichkeit der<br />

Verbraucherinformation hilfreich sein.<br />

Schließlich wurde das Thema der „Glaubwürdigkeit“ der<br />

Informationsangebote über Kosmetikprodukte thematisiert.<br />

Verbraucherinformation, die wirksam sein soll, muss vor allem in<br />

den Augen der Verbraucher glaubwürdig sein. Hier ist (auch) <strong>und</strong><br />

vielleicht sogar insbesondere auf dem Kosmetikmarkt eine Art<br />

Glaubwürdigkeitslücke zu beobachten. Folgende Thesen zeigen den hier<br />

favorisierten Lösungsansatz:<br />

• Die Kosmetikbranche braucht ein Konzept einer<br />

vorwettbewerblichen glaubwürdigen Informationspolitik.<br />

• Kosmetikmarken können bei der Lösung des Informationsproblems<br />

einen Mehrwert bieten.<br />

74


• Staatliche Instanzen der Risikobewertung müssen stärker als<br />

sogenannte „Trust Center“ fungieren.<br />

• Formen der Kooperationen zwischen Industrie <strong>und</strong><br />

Verbraucherverbänden müssen erprobt werden, ohne die<br />

Interessenunterschiede <strong>und</strong> die Unabhängigkeit zu verwischen<br />

bzw. zu gefährden.<br />

• Die Kommunikation „über Verbraucherinformation“ muss für<br />

Kosmetikprodukte intensiviert werden.<br />

• In vergleichenden Kosmetikuntersuchungen, die <strong>von</strong><br />

unabhängiger Seite (z.B. Stiftung Warentest) durchgeführt<br />

werden, sollte die Qualität der vom Hersteller zur Verfügung<br />

gestellten Information in der Gesamtbewertung des Angebots<br />

stärker betont werden.<br />

• Auch Verbraucherinformationen, die <strong>von</strong> unabhängiger Seite<br />

verbreitet werden, müssen transparent <strong>und</strong> sachgerecht sein.<br />

Die Diskussion der Arbeitsgruppe zeigte besonders deutlich, dass die<br />

Information über die Kosmetikprodukte zu einem integralen Bestandteil<br />

der Produktqualität werden. Nur mit Hilfe zutreffender Information können<br />

Kosmetikprodukte sachgerecht ausgewählt <strong>und</strong> angewendet werden. Die<br />

Arbeitsgruppe hat ein Gr<strong>und</strong>gerüst für einen Arbeitsplan erstellt, das für<br />

alle beteiligten Akteure als Richtungsentscheidung gelten kann.<br />

75


Dr. Michael Jordan, Dr. Ingo Schoenheit, Prof. Dr. Günter Silberer<br />

Philosophie <strong>und</strong> Methodik des vergleichenden<br />

Warentests<br />

Der vergleichende Warentest, dessen wichtigster Vertreter in<br />

Deutschland die Stiftung Warentest ist, spielt auf dem Kosmetikmarkt<br />

eine herausgehobene Rolle. Um diese Rolle kontrovers <strong>und</strong> konstruktiv<br />

zu diskutieren <strong>und</strong> zu beleuchten, ist <strong>von</strong> den drei Referenten das Thema<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven aufgegriffen worden.<br />

Dr. Ingo Schoenheit ordnet den vergleichenden Warentest einleitend in<br />

das Konzert der unterschiedlichen Informationsangebote für Verbraucher<br />

ein, <strong>und</strong> arbeitet die herausgehobene Rolle des vergleichenden<br />

Warentests – zumindest wie wir ihn in Deutschland kennen – heraus.<br />

Prof. Dr. Günter Silberer, der sich als Marketingwissenschaftler seit vielen<br />

Jahren wissenschaftlich mit der Stiftung Warentest beschäftigt hat <strong>und</strong><br />

der als langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates auch über praktische<br />

Einblicke in die Testarbeit verfügt, betont die <strong>von</strong> der Stiftung Warentest<br />

unternommenen systematischen Anstrengungen zur Transparenz <strong>und</strong><br />

Qualitätssicherung in der Testarbeit.<br />

Dr. Michael Jordan reflektiert als Vertreter eines renommierten Markenartikelunternehmens,<br />

dessen Produkte oft getestet werden, die<br />

wichtige Funktion eines vergleichenden Warentests zur Information der<br />

Verbraucher <strong>und</strong> für den Markterfolg <strong>von</strong> Produkten <strong>und</strong> formuliert vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> die Anforderungen eines relevanten Stakeholders an<br />

einen vergleichenden Warentest.<br />

76


1. Der vergleichende Warentest – Ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

der Marktwirtschaft (Dr. Ingo Schoenheit)<br />

Konsumenten benötigen Informationen, um die Qualität <strong>und</strong> die Kosten<br />

eines Produktes oder einer Dienstleistung möglichst schon vor dem<br />

Kauf beurteilen zu können. Allerdings sind Konsumenten vor dem Kauf<br />

häufi g nicht in der Lage, einzelne Eigenschaften der Produkte oder auch<br />

einzelne besonders ausgelobte Leistungsversprechen in ihrer Relation<br />

zu anderen Produkten zu beurteilen. Muss der Konsument ein Produkt<br />

erst kaufen <strong>und</strong> vor allem „benutzen“ (gebrauchen oder verbrauchen),<br />

um die Leistung selbst beurteilen zu können, sprechen wir deshalb <strong>von</strong><br />

Erfahrungseigenschaften. Viele Elemente der Qualität <strong>von</strong> Produkten<br />

sind solche Erfahrungseigenschaften, die - <strong>und</strong> das ist das besondere<br />

– dem Konsumenten schon vor dem „Benutzen“ des Produktes klar<br />

sein müssen, will er sich begründet entscheiden. Unternehmen, die<br />

auf eine besondere Qualität ihrer Produkte setzen, sind deshalb an der<br />

Erzeugung <strong>und</strong> Verbreitung <strong>von</strong> zutreffenden Informationen über diese<br />

Qualitätseigenschaften sehr interessiert. Sie stehen nicht selten vor dem<br />

Problem, wie sie möglichst glaubwürdig <strong>und</strong> effektiv die asymmetrische<br />

Informationsverteilung (der Anbieter kennt die Qualität des <strong>von</strong> ihm<br />

angebotenen Gutes, der Nachfrager jedoch nicht) überwinden können.<br />

Die Ursache dieses Kommunikationsproblems ist offensichtlich. Der<br />

Anbieter, der über seine eigenen Produkte spricht, muss gegen einen<br />

Wahrnehmungsfi lter ankämpfen. Ihm wird - latent oder manifest -<br />

unterstellt, dass seine Aussagen über die eigenen Produkte nicht die<br />

„ganze Wahrheit“ beinhalten könnten, sondern die positiven Elemente<br />

leicht „geschönt“ <strong>und</strong> die vermeintlich negativen leicht „untertrieben“<br />

werden. Außerdem wird der einzelne Anbieter nicht in der Lage oder<br />

Willens sein, sinnvolle Leistungsvergleiche zwischen seinen Produkten<br />

<strong>und</strong> denen der Wettbewerber deutlich zu kommunizieren.<br />

Da der einzelne Anbieter trotz der Informationsfunktion des Markenartikels<br />

systematisch schnell an Grenzen stößt, wenn er glaubwürdig die<br />

höhere Qualität seines Produktangebotes kommunizieren will, hat<br />

sich bei Verbrauchern ein deutliches Interesse an glaubwürdigen<br />

<strong>und</strong> vergleichenden Aussagen zu den Qualitätsunterschieden bei<br />

Konsumgütern entwickelt. Dies kann als systematische Begründung für<br />

eine regelrechte Marktlücke angesehen werden. Wenn in modernen<br />

Marktwirtschaften - trotz aller Anstrengungen der jeweils einzelne<br />

Anbieter - ein Bedarf nach objektiven, vergleichenden Beurteilungen<br />

<strong>von</strong> Produktqualitäten entsteht, wird es – das kann zunächst einmal<br />

77


unterstellt werden - auch Anbieter geben, die versuchen werden,<br />

diesen Informationsbedarf nach allen Regeln der Kunst zu befriedigen.<br />

Diese Anbieter <strong>von</strong> vergleichenden Produktbeurteilungen können<br />

ihre Information verkaufen <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Verkaufserlösen, Löhne <strong>und</strong><br />

Gehälter, Investitionen <strong>und</strong> Kredite bezahlen <strong>und</strong> womöglich auch<br />

eine Rendite erwirtschaften. Zahlreiche Zeitschriften <strong>von</strong> Auto-Motor-<br />

Sport bis zu Öko-Test setzten diese Geschäftsidee um. Sie können<br />

als kommerziell ausgerichtete Informationsanbieter angesehen<br />

werden, die mit unterschiedlichen Detailkonzepten versuchen, einen<br />

vorhandenen Informationsbedarf (in Teilen auch in Verbindung mit einem<br />

Unterhaltungsbedürfnis) zu befriedigen.<br />

Ein solcher rein nach marktwirtschaftlichen Prinzipien aufgestellter<br />

Warentest unterliegt nun allerdings seinerseits den Mechanismen <strong>von</strong><br />

Angebot <strong>und</strong> Nachfrage (<strong>von</strong> Informationen) <strong>und</strong> muss seinerseits die<br />

Qualität der eigenen Informationsangebote, die in Teilen schwer <strong>von</strong><br />

Dritten zu beurteilen sind, unter Beweis stellen.<br />

Das gr<strong>und</strong>legende Konzept eines vergleichenden Warentests ist<br />

in Deutschland besonders wirkungsvoll <strong>von</strong> der Stiftung Warentest<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> ausgestaltet worden. Sie ist auf Initiative der<br />

B<strong>und</strong>esregierung ins Leben gerufen worden <strong>und</strong> wird bis heute<br />

zumindest in Teilen aus öffentlichen Mitteln mitfi nanziert. Wenn die<br />

Stiftung Warentest in dieser Hinsicht keine reine „marktwirtschaftliche<br />

Eigenlösung“ des Informationsproblems darstellt, ist sie dennoch<br />

marktwirtschaftlich konform <strong>und</strong> geradezu förderlich für die Intensivierung<br />

eines Qualitätswettbewerbs. Nicht wenige Experten sahen <strong>und</strong> sehen in<br />

der <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>esregierung 1964 beschlossenen Institutionalisierung<br />

eines unabhängigen vergleichenden Warentests einen wesentlichen<br />

Erfolgsfaktor für die in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren so dynamische<br />

Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland.<br />

Die Stiftung Warentest ist heute als wichtige Institution auf vielen<br />

Konsumgütermärkten nicht mehr wegzudenken. Sie ist die mit Abstand<br />

bekannteste Verbraucherinstitution in Deutschland <strong>und</strong> genießt bei den<br />

Konsumenten, aber auch in weiten Teilen der Wirtschaft aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Unabhängigkeit <strong>und</strong> Kompetenz ein hohes Ansehen.<br />

Gerade weil die Veröffentlichungen der Stiftung Warentest<br />

beträchtliche Auswirkungen auf das Marktgeschehen haben, sind an<br />

die Untersuchungen der Stiftung Warentest (an die Testmethodik, die<br />

78


inhaltliche Qualität der Aussagen <strong>und</strong> an die Art der Darstellung der<br />

Testergebnisse) hohe Anforderungen zu stellen.<br />

In einer Reihe <strong>von</strong> wichtigen Gr<strong>und</strong>satzurteilen hat die Rechtsprechung<br />

immer wieder bestätigt, dass die Stiftung Warentest bei der Konzipierung<br />

ihrer Untersuchungen <strong>und</strong> bei den <strong>von</strong> ihr ausgesprochen Bewertungen<br />

einen Ermessensspielraum hat <strong>und</strong> im Interesse der Verbraucher die<br />

Mess- <strong>und</strong> Bewertungslatte durchaus hoch hängen darf. Unstrittig ist<br />

jedoch ebenfalls, dass die Untersuchungen den Stand der Technik<br />

widerspiegeln müssen <strong>und</strong> dass für die Sorgfalt <strong>und</strong> Transparenz des<br />

Verfahrens besondere Maßstäbe gelten.<br />

Es ist selbstverständlich, dass eine so einfl ussreiche Institution wie<br />

die Stiftung Warentest <strong>von</strong> allen Akteuren intensiv beobachtet <strong>und</strong><br />

teilweise auch kontrovers diskutiert wird. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer<br />

Statuten (Unabhängigkeit, objektivierbare Daten, wissenschaftliche<br />

F<strong>und</strong>ierung) <strong>und</strong> ihrer beträchtlichen Marktwirksamkeit erwachsen<br />

geradezu ethisch begründbare Ansprüche an ihre Arbeit, die der Stiftung<br />

Warentest vor allem einen kontinuierlichen Diskurs mit ihren wichtigen<br />

Stakeholdern (vgl. der einleitende Beitrag <strong>von</strong> U. Hansen) nahelegen. Ein<br />

kontinuierlicher <strong>und</strong> systematischer Diskurs mit ihren Stakeholdern kann<br />

in einem modernen Verständnis als Ausdruck der sozialen Verantwortung<br />

der Stiftung Warentest gesehen werden.<br />

2. Qualität <strong>und</strong> Transparenz als Leistungselemente des<br />

vergleichenden Warentest (Prof. Dr. Günter Silberer)<br />

Von der Stiftung Warentest sind eine ganze Reihe <strong>von</strong> Vorkehrungen getroffen<br />

worden, um eine möglichst sachk<strong>und</strong>ige vergleichende Produktbeurteilung<br />

vornehmen zu können. So wird ganz gr<strong>und</strong>legend bereits der Vorstand <strong>und</strong><br />

der Verwaltungsrat der Stiftung <strong>von</strong> einem Kuratorium beraten, das sich<br />

paritätisch aus unabhängigen Sachverständigen, Verbrauchervertretern<br />

<strong>und</strong> Vertretern der anbietenden Wirtschaft zusammensetzt.<br />

Generell orientiert sich die Stiftung Warentest bei ihren Untersuchungen<br />

nicht an einfachen Listen mit unerwünschten Produkteigenschaften,<br />

nach denen beispielsweise aufgr<strong>und</strong> einer bestimmten Auffassung über<br />

einen Inhaltsstoff bereits ein produktbezogenes Qualitätsurteil formuliert<br />

wird. Die Untersuchungen werden vielmehr mit dem Anspruch konzipiert,<br />

objektivierbare Merkmale der Gebrauchseigenschaften, aber auch der<br />

79


Umwelteigenschaften, zu identifi zieren, um sie mit wissenschaftlichen<br />

Methoden einer Bewertung zugänglich zu machen. Um hier möglichst<br />

viel Sachk<strong>und</strong>e einzubeziehen, werden vergleichende Produkttests durch<br />

einen aus bis zu zehn Fachleuten bestehenden Fachbeirat vorbereitend<br />

beraten. Es geht in der Regel um die sachgerechte Auswahl der zu<br />

untersuchenden Produktsegmente, die Prüfkriterien, die Verwendung<br />

geeigneter Prüfverfahren sowie die sachgerechte Darstellung der<br />

Prüfergebnisse.<br />

Auch die stets erfolgende Vorabinformation der Anbieter über die<br />

„Messergebnisse“ (nicht über die ggf. auf dieser Gr<strong>und</strong>lage erfolgende<br />

Bewertung) kann als Element der Qualitätssicherung <strong>und</strong> der<br />

Transparenzerzeugung angesehen werden.<br />

Im Sinne der Kooperation mit Partner-Institutionen führt die Stiftung<br />

Warentest seit Jahren VERSTÄRKT sogenannte Gemeinschaftstests<br />

im Rahmen der Dachorganisation International Consumer Research &<br />

Testing (ICRT) durch: In der ICRT sind wichtige europäische <strong>und</strong> nichteuropäische<br />

Testorganisationen zusammengeschlossen.<br />

Angesichts der wichtigen Stellung der Stiftung Warentest, zumindest auf<br />

einigen Konsumgütermärkten (z.B. im Bereich der Kosmetikprodukte),<br />

kann gefragt werden, wie Verbraucher möglichst schnell <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ig<br />

über Innovationen (neue Produkte am Markt) informiert werden können.<br />

Eine regelmäßige Berichterstattung in „Neuheitenartikeln“ kann hier<br />

eine Lösung darstellen, so dass nicht immer aufwendige vergleichende<br />

Warentests, die ein langen Vorlauf benötigen, erforderlich sind.<br />

Die Ergebnisse <strong>von</strong> vergleichenden Warentests werden nicht nur in den<br />

test-Heften <strong>und</strong> im Internetangebot der Stiftung Warentest verbreitet. Es<br />

ist in Teilen inzwischen eine weit geübte Praxis, dass die Unternehmen<br />

selbst auf die test-Ergebnisse hinweisen. Wenn die Stiftung Warentest<br />

hierauf auch keinen direkten Einfl uss hat, so hat sie gr<strong>und</strong>legende Regeln<br />

veröffentlicht, wie die Verwendung <strong>von</strong> test-Ergebnissen erfolgen sollte<br />

(<strong>und</strong> damit implizit sicher auch, wie sie nicht erfolgen sollte). Unternehmen,<br />

die sich entschlossen haben, in ihre Kommunikationspolitik Hinweise auf<br />

die test-Urteile zu integrieren, nutzen das Informations- <strong>und</strong> Glaubwürdigkeitspotenzial<br />

der Stiftung Warentest <strong>und</strong> tragen ihrerseits dazu bei,<br />

dass die Ergebnisse des vergleichenden Warentest noch breiter gestreut<br />

werden. Es ist selbstverständlich, dass für Unternehmen, die diesen Weg<br />

gehen, die Bedeutung der Stiftung Warentest Veröffentlichungen noch<br />

einmal zunimmt.<br />

80


3. Anforderungen an den vergleichenden Warentest aus der<br />

Perspektive eines Markenartikelunternehmens (Dr. Michael<br />

Jordan)<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> (P&G) steht für hochwertige, innovative Markenprodukte<br />

zur täglichen Verwendung in der Körperpfl ege bzw. im Haushalt. Zum<br />

Produktangebot gehören bekannte Marken wie u.a. Oil of Olaz, Ellen<br />

Betrix, Pantene, Head & Shoulders, blend-a-med, Pampers, Ariel, Lenor<br />

<strong>und</strong> Tempo.<br />

In allen Ländern, in denen P&G mit seinen Produkten vertreten ist, besteht<br />

ein intensiver Austausch mit den jeweiligen örtlichen Interessengruppen<br />

<strong>und</strong> Testorganisationen. In Deutschland sind vor allem die Stiftung<br />

Warentest <strong>und</strong> ihre vergleichenden Warentests seit Jahrzehnten ein<br />

steter Begleiter der Geschäftstätigkeit <strong>von</strong> <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong>. In den<br />

letzten 10 Jahren sind beispielsweise mehr als 100 Marken-Produkte<br />

unseres Unternehmens <strong>von</strong> der Stiftung Warentest untersucht worden.<br />

Dies bedeutet, dass in jedem zweiten „test“-Heft ein Testbericht mit<br />

einem P&G-Produkt veröffentlicht wird. Vermutlich gibt es kein anderes<br />

Unternehmen, dessen Waren so häufi g in Publikationen der Stiftung oder<br />

anderer Testmedien vertreten sind. Entsprechend intensiv wird diese<br />

Testtätigkeit durch <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> verfolgt <strong>und</strong> soweit möglich, z.B. in<br />

den Fachbeiräten der Projekte der Stiftung, kommentiert.<br />

Gerade für ein Markenartikelunternehmen wie P&G, das systematisch<br />

<strong>und</strong> kontinuierlich mit Produktinnovationen <strong>und</strong> mit Produkten, die einen<br />

hohen Nutzwert bieten, im Markt erfolgreich sein will, ist schon während<br />

der Entwicklung des Produktes die vergleichende Leistungsbeurteilung<br />

wichtig. Die Innovationen erzeugen auch einen steten Erklärungsbedarf<br />

zur neuen Produktleistung bzw. Sicherheit gegenüber den<br />

angesprochenen potenziellen Verwendern. Unabhängige Testberichte<br />

können mit ihren Veröffentlichungen darüber mitentscheiden, ob die<br />

aufwändig vorbereiteten Produktinnovationen am Markt „ankommen“. Da<br />

es immer die Markenhersteller sind, die wichtige verbraucherrelevante<br />

Optimierungen einführen, sollten die Testberichte solche Innovationen<br />

<strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Aufwand für die Forschung auch im Vergleich<br />

zu „Nachahmerprodukten“, die nur kopieren, deutlich würdigen.<br />

Vergleicht man die Vorgehensweisen <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Institutionen <strong>und</strong> Testmagazinen bei ihren jeweiligen vergleichenden<br />

Produktbeurteilungen in Europa, so kann man sehr verschiedene<br />

Ansätze beobachten. Bei kommerziell ausgerichteten Testinstitutionen<br />

81


gilt in einigen Fällen bereits die einfache Aufl istung <strong>von</strong> Inhaltsstoffen<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für die abschließende Produktbewertung. Das jeweilige<br />

Magazin defi niert dazu, welcher Inhaltsstoff „erwünscht“ oder<br />

„unerwünscht“ ist, ohne dabei die allgemein gültigen Erkenntnisse<br />

der Medizin oder Wissenschaft umfassend zu berücksichtigen. Die<br />

eigenen Meinungen <strong>und</strong> die dramatisierende Kommentierung <strong>von</strong><br />

„Schadstoffen“ dienen hier mehr dem erfolgreichen Verkauf der Hefte als<br />

der zweckdienlichen Information der Leser.<br />

Im Gegensatz zu diesem Vorgehen sollte jedoch beachtet werden,<br />

dass wie auch das Informationsverhalten der Hersteller, die<br />

Verbraucherinformation durch Testmagazine zur Produktsicherheit für<br />

den Menschen <strong>und</strong> für die Umwelt höchsten ethischen Ansprüchen<br />

unterliegen muss. Die Publikationen wenden sich in aller Regel an Laien<br />

<strong>und</strong> sollten deshalb keine ungerechtfertigten Ängste auslösen, sondern<br />

sachgerechte Antworten <strong>und</strong> Handlungsalternativen anbieten. Leider<br />

fi nden sich selbst in Artikeln mit Erläuterungen durch Fachleute immer<br />

wieder Beispiele, die womöglich gut gemeint, aber mit Sicherheit nicht<br />

gut gemacht sind. Den Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbrauchern wird die<br />

Kaufentscheidung nicht erleichtert, sondern sie werden im ungünstigsten<br />

Fall mit zusätzlichen ungelösten Sorgen zurückgelassen. Dies ist umso<br />

bedenklicher, wenn es sich dabei um Produkte wie Lebensmittel oder<br />

Kosmetik handelt, die für den Verzehr oder die Verwendung am Körper<br />

gedacht sind (hohes persönliches Schutzbedürfnis), die rechtlich zulässig<br />

im Markt angeboten <strong>und</strong> eigentlich aus medizinisch-wissenschaftlicher<br />

Sicht sicher verzehrt oder angewendet werden können.<br />

Im Unterschied zu solchen deutlich kommerziell ausgerichteten<br />

Testpublikationen wird die Tätigkeit der Stiftung Warentest durch einige<br />

wesentliche positive Eigenheiten charakterisiert, die in ihren Statuten<br />

festgelegt sind. Sie hat den Auftrag anhand „objektivierbarer“ Merkmale<br />

die Qualität <strong>von</strong> Produkten zu beurteilen. Ihre Bewertungen sollen auf<br />

der Basis <strong>von</strong> geeigneten <strong>und</strong> nachvollziehbaren wissenschaftlichen<br />

Prüfungen erfolgen. Die veröffentlichte Information soll dem<br />

Verbraucher ermöglichen, sich eine f<strong>und</strong>ierte Meinung über alternative<br />

Produktangebote in einer Kategorie zu bilden <strong>und</strong> entsprechend<br />

auswählen zu können.<br />

Mit diesem ausgewogenen Gr<strong>und</strong>konzept hat es die Stiftung Warentest<br />

in den letzen Jahren geschafft, dass sie <strong>von</strong> nahezu allen Deutschen als<br />

vertrauenswürdige Institution angesehen wird. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

haben insbesondere ihre Testberichte signifi kante Auswirkungen auf<br />

82


die Kaufentscheidung. Aus der extrem hohen Glaubwürdigkeit der<br />

Publikationen entsteht eine besondere Verpfl ichtung für die Stiftung <strong>und</strong><br />

ein sehr hoher Anspruch an die Qualität der Artikel. Dessen wesentliche<br />

Elemente sind die Bewertungskriterien, die Testergebnisse, die<br />

zugr<strong>und</strong>eliegenden Testmethoden, die Gewichtung einzelner Prüfkriterien<br />

<strong>und</strong> die redaktionelle Darstellung.<br />

Mit Blick auf die <strong>von</strong>einander abweichenden Ansätze für vergleichende<br />

Warentests durch verschiedene Institutionen stellen sich deshalb einige<br />

ganz gr<strong>und</strong>sätzliche, übergeordnete Fragen:<br />

1) Wer testet <strong>und</strong> kontrolliert die Geschäftsethik eines<br />

Testmagazins?<br />

2) Welche besonderen Verpfl ichtungen entstehen für eine<br />

Testinstitution aus der Tatsache, dass eine unabhängige<br />

Testpublikation für glaubwürdiger gehalten wird, als die Angaben<br />

des Herstellers?<br />

3) Ist es angemessen <strong>und</strong> vertretbar, dass sich ein Testmagazin<br />

direkt oder indirekt - gegen den Kauf <strong>von</strong> rechtlich zulässigen<br />

<strong>und</strong> bei der Verwendung sicheren Produkte ausspricht?<br />

4) Was ist die angemessene Form <strong>und</strong> der richtige Inhalt einer<br />

nützlichen Verbraucherinformation?<br />

5) Was sind die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für die Werbung eines<br />

Herstellers mit Testergebnissen <strong>von</strong> unabhängigen Institutionen<br />

Magazinen?<br />

Insgesamt sind Unternehmen gut beraten, nur mit Ergebnissen <strong>von</strong><br />

vergleichenden Warentests zu werben, wenn sie aus einer seriösen<br />

Quelle stammen.<br />

Nur wenn der gr<strong>und</strong>sätzliche ethische Ansatz eines Testmagazins <strong>und</strong><br />

die wissenschaftliche Basis für die jeweiligen Produktbewertungen<br />

transparent <strong>und</strong> allgemein vertretbar sind, wird das Vertrauen der<br />

Öffentlichkeit in die Qualität der Verbraucherinformation <strong>und</strong> der<br />

Testergebnisse langfristig erhalten bleiben <strong>und</strong> damit auch eine Basis für<br />

die Hersteller-Werbung mit Testergebnissen gegeben sein.<br />

83


Für vergleichende Warentests können folgende drei „Gebote“ formuliert<br />

werden:<br />

3 Gebote für an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtete<br />

Testberichte<br />

1. Gebot<br />

Das hohe Vertrauen der Öffentlichkeit in unabhängige Testberichte,<br />

<strong>von</strong> denen erwartet wird, dass sie die bestmögliche Information für<br />

die Kaufentscheidung bieten, bedingt die Verpfl ichtung zu höchstem<br />

ethischen Anspruch an Test, Bewertung <strong>und</strong> Berichterstattung.<br />

Testmagazine <strong>und</strong> Institutionen müssen berechtigte Kommentare,<br />

die breiten wissenschaftlichen Konsens fi nden, annehmen <strong>und</strong> zu<br />

Änderungen bereit sein.<br />

2. Gebot<br />

Qualitätsaussagen müssen auf allgemein akzeptierten wissenschaftlichen<br />

bzw. medizinischen Prinzipien f<strong>und</strong>ieren („objektivierbare Gr<strong>und</strong>lagen“).<br />

Politisch oder ideologisch motivierte Qualitätsaussagen dienen nicht der<br />

Sache des Verbrauchers.<br />

3. Gebot<br />

Informationen müssen in einer für den Verbraucher geeigneten Form<br />

dargestellt werden. Informationen zur Sicherheit <strong>von</strong> z.B. Inhaltsstoffen<br />

oder Spurenverunreinigungen müssen mit für Laien sinnvoller Perspektive<br />

<strong>und</strong> für das Produkt fairer Aussage versehen werden.<br />

84


Teilnehmer HAGE IV<br />

Aberer, Prof. Dr. Werner<br />

Universitätsklinik Graz Abteilung<br />

f. Umweltdermatologie<br />

Auenbruggerplatz 8<br />

A-8036 Graz<br />

Bartels, Sandra<br />

imug Beratungsgesellschafft<br />

Brühlstraße 11<br />

30169 Hannover<br />

Blardone, Marie-Sabine<br />

Technical External Relations<br />

Switzerland<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Switzerland<br />

SARL<br />

Rte de St-Georges 47<br />

CH-1213 Petit-Lancy 1<br />

Bode, Dr. Matthias<br />

Universität Hannover<br />

Lehrstuhl Marketing <strong>und</strong> Konsum<br />

Königsworther Platz 1<br />

30167 Hannover<br />

Boos, Hannelore<br />

LGL Südbayern<br />

Veterinärstraße 2<br />

85764 Oberschleißheim<br />

Brunnhofer, Dipl. Ing. Konrad<br />

VKI Österreich<br />

Linke Wienzeile<br />

A-1060 Wien<br />

Butschke, Dr. Andreas<br />

BVL<br />

Diedersdorfer Weg 1<br />

12277 Berlin-Marienfelde<br />

Elsner, Prof. Dr. Peter<br />

Klinik für Hautkrankheiten der<br />

Universität Jena<br />

Erfurter Str. 35,<br />

07743 Jena<br />

Fässler, Ulrike<br />

Schweizer Verband für Kosmetik<br />

Bernstraße-West 64<br />

CH-5034 Suhr<br />

Ferdinand, Monika<br />

BDK Düsseldorf<br />

Schadowstraße 72<br />

40212 Düsseldorf<br />

Flint, R.<br />

Hessisches Landeslabor<br />

Hasengartenstraße 24<br />

65189 Wiesbaden<br />

Goerdeler, Gisela<br />

Deutscher Hausfrauenb<strong>und</strong><br />

Coburger Str. 19<br />

53113 Bonn<br />

Gromann, Dr. Karin<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Frauen Österreich<br />

Radetzkystr. 2<br />

A-1031 Wien<br />

Gründling, Dr. Christian<br />

Fachverband der Chemischen<br />

Industrie Österreich<br />

Wiedner Hauptstr. 63<br />

A-1045 Wien<br />

Hackler, RA Erhard<br />

Deutsche Seniorenliga e.V.<br />

Gotenstraße 164<br />

53175 Bonn<br />

85


Hansen, Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula<br />

Universität Hannover<br />

Lehrstuhl Marketing <strong>und</strong> Konsum<br />

Königsworther Platz 1<br />

30167 Hannover<br />

Haselbach, Dr. Joachim<br />

ATC GmbH<br />

Parkstraße 29<br />

47829 Krefeld<br />

Jordan, Dr. Michael<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Sulzbacher Str. 40<br />

65823 Schwalbach am Taunus<br />

Keil, Christine<br />

Arthen Kommunikation<br />

Käppelestraße 8a<br />

76131 Karlsruhe<br />

Leitner, Dr. Erich<br />

Erich Leitner Consulting<br />

Galileigasse 6/I<br />

A-1090 Wien<br />

Markowetz, Dr. Alfred<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Sulzbacher Str. 40<br />

65823 Schwalbach am Taunus<br />

Meynen, Clara<br />

Verbraucherzentrale<br />

B<strong>und</strong>esverband<br />

Markgrafenstraße 66<br />

10996 Berlin<br />

Mildau, Dr. Gerd<br />

Chemisches <strong>und</strong> Veterinäruntersuchungsamt<br />

Karlsruhe<br />

Weißenburger Straße 3<br />

76187 Karlsruhe<br />

86<br />

Möller, Christa<br />

Redaktion Brigitte<br />

Am Baumwall 10<br />

20444 Hamburg<br />

Müller, Bernd<br />

Freier Journalist<br />

Hohenkreuzweg 30<br />

73732 Esslingen<br />

Reuther, Dr. med. Tilmann<br />

Universität Hamburg FB Chemie<br />

FR Kosmetik <strong>und</strong> Körperpflege<br />

Martin-Luther-King-Platz 6<br />

20146 Hamburg<br />

Sachs, Dipl. oec. Troph. Susanne<br />

Verbraucherzentrale Hessen<br />

Große Friedberger Straße 13-17<br />

60313 Frankfurt<br />

Schlaffer, Dr. Edit<br />

Ludwig Bolzmann Forschungsstelle<br />

f. Politik <strong>und</strong> zwischenmenschliche<br />

Beziehungen / Frauen ohne Grenzen<br />

Salzgries 19/21<br />

A-1010 Wien<br />

Schoenheit, Dr. Ingo<br />

imug Beratungsgesellschaft<br />

Brühlstraße 11<br />

30169 Hannover<br />

Silberer, Prof. Dr. Günther<br />

Georg-August-Universität Göttingen<br />

Institut für Marketing <strong>und</strong> Handel<br />

Nikolausberger Weg 23<br />

37073 Göttingen


Straff, Dr. Wolfgang<br />

Umweltb<strong>und</strong>esamt (UBA) -<br />

FG II 1.1<br />

Coorensplatz 1<br />

14195 Berlin<br />

Stroemer, Dr. Bernd<br />

Industrieverband Körperpflege<strong>und</strong><br />

Waschmittel e.V. (IKW)<br />

Karlstraße 21<br />

60329 Frankfurt<br />

Uhl, Dr. Jörg<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Sulzbacher Str. 40<br />

65823 Schwalbach am Taunus<br />

Ullrich, Dr. Kerstin<br />

GIM GmbH<br />

Berliner Straße 12<br />

69120 Heidelberg<br />

Worret, Prof. Dr. Wolf-Ingo<br />

Technische Universität München<br />

Biedersteiner Str. 29<br />

80802 München<br />

Zuberbier, Prof. Dr. Torsten<br />

Campus Charité Mitte<br />

Klinik für Dermatologie,<br />

Venerologie <strong>und</strong> Allergologie<br />

Schumannstr. 20/21<br />

10117 Berlin<br />

87


HAGE IV - Das Tagungsprogramm<br />

Donnerstag, 9. Juni 2005<br />

ab 12 Uhr Eintreffen im Hotel Relaxa in<br />

Frankfurt<br />

13:30 Uhr Begrüßung <strong>und</strong> Einführung in<br />

das Thema<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen<br />

14:00-14:45 Uhr Kosmetik als Teil der modernen<br />

Lebenswelt – Zukunftstrends<br />

oder Modewellen?<br />

Dr. Kerstin Ullrich, GIM<br />

Gesellschaft für Innovative<br />

Marktforschung mbH<br />

14:45-15:00 Uhr P&G Beauty – modisch im<br />

Trend?<br />

Dr. Jörg Uhl, Leiter der<br />

Unternehmenskommunikation,<br />

<strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong> Service GmbH<br />

Diskussion<br />

15:30-16:00 Uhr Kaffeepause<br />

16:00-17:30 Uhr Experten-Hearings<br />

Kurzstatements zu den<br />

Themen der Arbeitsgruppen<br />

17:30-19:00 Uhr Arbeitsgruppen<br />

I Produkt <strong>und</strong> <strong>Wirkung</strong><br />

Grenzen für wirksame Kosmetikprodukte?<br />

Dr. Nohynek, L’Orea<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit als Eckpunkte der<br />

Produktentwicklung<br />

Dr. Bernd Stroemer, IKW<br />

Kosmetik: Der gesetzliche Rahmen im Wandel<br />

Dr. Wolfgang Straff, Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

<strong>Wirkung</strong>en <strong>von</strong> Kosmetik auf Umwelt <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Dr. Tilmann Reuther, Universität Hamburg<br />

Moderation<br />

II Verbraucher <strong>und</strong> Bedarf<br />

Massenmärkte bei sich differenzierenden<br />

Verbraucherbedürfnissen?<br />

Prof. Dr. Peter Elsner, Universität Jena<br />

Braucht junge <strong>und</strong> alte Haut andere Pfl ege?<br />

RA Erhard Hackler, Deutsche Seniorenliga, Bonn<br />

Unterentwickeltes Marktangebot für gereifte<br />

Menschen<br />

Dr. Edit Schlaffer, Ludwig-Boltzmann<br />

Forschungsstelle, Wien<br />

Psychologie des Schön Sein Wollens bei<br />

Jugendlichen?<br />

Dr. Matthias Bode, Universität Hannover<br />

Moderation<br />

III Information <strong>und</strong> Verhalten<br />

Welche <strong>und</strong> wie viel Information „verträgt“ der<br />

Mensch?<br />

Clara Meynen, Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esverband<br />

Erwartungen der Verbraucher an die Hersteller<br />

<strong>von</strong> Kosmetikprodukten<br />

Dr. Alfred Markowetz, <strong>Procter</strong> & <strong>Gamble</strong><br />

Informationsangebote der Hersteller – <strong>von</strong> der<br />

Verpackung bis zum Internet<br />

Prof. Dr. Günter Silberer, Universität Göttingen<br />

Die Psychologie der Informationssuche <strong>und</strong><br />

– aufnahme<br />

Dr. Ingo Schoenheit, imug<br />

Moderation<br />

20:00 Uhr Gemeinsames Abendessen<br />

<strong>und</strong> mehr<br />

Freitag, 10. Juni 2005<br />

9:00-9:30 Uhr Kontaktallergien als<br />

88<br />

12:30 Uhr Verabredungen <strong>und</strong> Ausblick<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen<br />

Mit anschließender Möglichkeit<br />

zum gemeinsamen Imbiss<br />

11:00-12:30 Uhr Schlussfolgerungen <strong>und</strong><br />

offene Fragen<br />

Präsentation <strong>und</strong> Diskussion<br />

der Arbeitsgruppenergebnisse<br />

Moderatoren der Arbeitsgruppen<br />

10:30-11:00 Uhr Kaffeepause<br />

Diskussion<br />

9:30-10:00 Uhr Philosophie <strong>und</strong> Methodik des<br />

vergleichenden Warentests<br />

am Beispiel der Kosmetikuntersuchungen<br />

Dr. Michael Jordan, <strong>Procter</strong> &<br />

<strong>Gamble</strong> Service GmbH/<br />

Dr. Ingo Schoenheit, imug<br />

Beratungsgesellschaft/<br />

Prof. Dr. Günter Silberer,<br />

Universität Göttingen<br />

Herausforderung einer<br />

angemessenen<br />

Sicherheitsbewertung <strong>von</strong><br />

Alltagsprodukten<br />

Prof. Dr. Torsten Zuberbier,<br />

Charité Berlin

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