WELT UND GEISTLICHE BERUFUNG - Miteinander
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10-11/2012<br />
S O N N T A G D E R W E L T K I R C H E<br />
6<br />
Gottes Ruf folgen …<br />
D<br />
Msgr. Dr. Hypolite Adigwe<br />
urch die Großzügigkeit<br />
der Wiener Familie Ilming,<br />
die für meinen Kollegen Aaron Ekwu<br />
und für mich eine Patenschaft organisierte,<br />
kam ich 1961 von Nigeria nach Österreich.<br />
Gemeinsam wurden wir im Wiener Priesterseminar<br />
untergebracht und betrieben unser<br />
Theologiestudium an der Universität Wien.<br />
Im Jahr 1965 weihte uns Kardinal König zu<br />
Priestern. Danach setzten wir das Theologiestudium<br />
zum Erwerb des Doktorats fort. Zugleich<br />
wurde ich für zwei Jahre als Aushilfskaplan<br />
in die Meidlinger Pfarre Maria Lourdes<br />
entsandt. 1967 erhielt ich mein Doktorat.<br />
Zur gleichen Zeit brach im Süden Nigerias<br />
der Biafra-Krieg aus – so konnte ich erst<br />
1969 nach Biafra zurückkehren.<br />
Hilfe aus Österreich<br />
Die traurige Lage der Hungernden und Leidenden<br />
im belagerten Biafra veranlasste mich,<br />
mit Unterstützung von Freunden aus Österreich<br />
eine große Hühnerfarm zu gründen, um<br />
vor allem Kinder mit dem so sehr benötigten<br />
Hühnereiweiß versorgen zu können.<br />
Nach Kriegsende 1970 wurde ich in der weitläufigen<br />
Pfarre St. Mary in Okija als Pfarrer<br />
eingesetzt. Bald erhielt ich ein weiteres großes<br />
Gebiet, Ogbaru, dazu. Grund dafür war,<br />
dass alle europäischen Missionare, die während<br />
des Krieges in Biafra tätig gewesen waren,<br />
durch die nigerianische Bundesregie-<br />
Geliebte, lasset uns einander lieben!<br />
Hypolite A. Joe-Adigwe<br />
Ihiala, Nigeria<br />
Priesterweihe, Wien, 29. Juni 1965<br />
1 Jo 4, 7<br />
rung ausgewiesen oder deportiert<br />
worden waren. Aus<br />
diesen beiden Gebieten sind<br />
inzwischen 21 Pfarren geworden.<br />
Es hatte für mich einen<br />
ganz besonderen Reiz, unter<br />
sehr armen Menschen zu<br />
arbeiten, in einem wasserreichen<br />
Gebiet mit einem schwach<br />
entwickelten Abwassersystem;<br />
unter Menschen, die zumeist<br />
Analphabeten waren, aber begeistert,<br />
aktiv und überaus gastfreundlich.<br />
Neue Aufgaben<br />
Nach drei Jahren Pastoralarbeit in diesem riesigen<br />
Gebiet wurde ich auf Wunsch der Bischöfe<br />
der Kirchenprovinz Lagos außerhalb<br />
meiner Diözese eingesetzt. Ich wurde Ausbildner<br />
am regionalen Priesterseminar St. Peter<br />
und Paul in Ibadan. Drei Jahre lang war<br />
ich hier als Dekan und als Professor für Dogmatische<br />
Theologie und Religionsphilosophie<br />
tätig. Mein Kollege Aaron Ekwu übte praktisch<br />
die gleiche Tätigkeit an unserem Provinzseminar<br />
in Enugu aus. Es war wunderbar<br />
für uns, einander gelegentlich zu treffen, unsere<br />
Unterlagen auszutauschen und voneinander<br />
zu lernen.<br />
In meine Diözese zurückgerufen, wurde ich<br />
Sekretär des damaligen Erzbischofs von Onitsha,<br />
Francis Arinze, sowie Ordinariatskanzler<br />
und Bildungssekretär. Elf Jahre war dies<br />
mein Tätigkeitsbereich. Zugleich war ich auch<br />
Nationalseelsorger der Katholischen Frauenbewegung<br />
Nigerias. Die nächste Aufgabe –<br />
für sechs Jahre – war die des Rektors des<br />
„All Hallows Seminary“ in Onitsha. 1988/89<br />
wurde ich als eines der Mitglieder in die von<br />
der Bundesregierung Nigerias eingesetzte<br />
Versammlung zur Erarbeitung einer neuen<br />
Verfassung berufen: eine Herausforderung,<br />
an die ich als Priester nie gedacht hätte. Es<br />
war eine bereichernde Erfahrung. In diese Periode<br />
fällt aber auch ein trauriges Ereignis:<br />
Aaron Ekwu starb an den Folgen eines Autounfalls.<br />
Damit endete hier unsere gemeinsame<br />
Reise, die wir 1961, als wir zusammen<br />
nach Österreich gekommen waren, begonnen<br />
hatten. Die Erinnerung an ihn bleibt lebendig.<br />
Missio<br />
Die nächste Aufgabe, die ich übernahm, war<br />
die des Direktors für die Katechese, die später<br />
mit dem pastoralen Aufgabenbereich als<br />
Pfarrer von Ogidi verbunden war, einer Ortspfarre,<br />
die mittlerweile aus fünf Pfarren besteht.<br />
Währenddessen wurde ich auch zum<br />
Direktor der Päpstlichen Missionswerke (Missio)<br />
der Erzdiözese Onitsha bestellt.<br />
1999 wurde ich zum Nationaldirektor von<br />
Missio Nigeria ernannt, und mein Erzbischof<br />
versprach, mich von allen anderen pastoralen<br />
Aufgaben zu entbinden. Allerdings wurde<br />
mir, sobald ich diese Aufgabe übernommen<br />
hatte, die Abteilung für Mission und Dialog<br />
des Catholic Secretariat der Katholischen<br />
Bischofskonferenz als Direktor übertragen.<br />
Zusätzlich wurde ich Direktor für Bildung,<br />
Jugend sowie Frauenförderung der Christian<br />
Association of Nigeria (CAN). Ich arbeitete<br />
von meinem temporären Missio-Büro der Diö -<br />
zese Nnewi aus, die im Jahr 2002 aus der al -<br />
ten Erzdiözese Onitsha herausgelöst worden<br />
war.<br />
Zurück in „meiner“ Diözese<br />
Nachdem ich zwei Amtsperioden von je fünf<br />
Jahren als Nationaldirektor von Missio beendet<br />
und noch ein zusätzliches Jahr angehängt<br />
hatte, kehrte ich in meine Diözese zurück,<br />
legte meine Funktion in der Abteilung für<br />
Mission und Dialog zurück und übernahm eine<br />
neue Funktion als Diözesandirektor für<br />
Evangelisierung und Katechese.