26.11.2013 Aufrufe

Kurz mal einkaufen

Madame Hovestadt war eine angesehene Rechtsanwältin in ihrem Bezirk. Aber dieses Wochenende war sie absolut frei. Keine Termine, keine Besuche, nur einkaufen musste sie noch. Fast übermütig gute Laune hatte sie. Ein junger Mann sprach sie an und lud sie zum Kaffee ein. Er war verrückt, aber Elli Hovestadt heute nicht weniger. Ein kompletter Jux war es für sie, doch die Begegnung beim Tomaten kaufen sollte Folgen haben.

Madame Hovestadt war eine angesehene Rechtsanwältin
in ihrem Bezirk. Aber dieses Wochenende
war sie absolut frei. Keine Termine, keine Besuche,
nur einkaufen musste sie noch.
Fast übermütig gute Laune hatte sie.
Ein junger Mann sprach sie an und lud sie zum Kaffee ein.
Er war verrückt, aber Elli Hovestadt
heute nicht weniger. Ein kompletter Jux
war es für sie, doch die Begegnung
beim Tomaten kaufen sollte Folgen haben.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

spürt. Sie hatte sich immer unter Kontrolle gehabt. Vielleicht war es das einzige gewesen,<br />

was sie an sich gemocht hatte, dass sie alle Exaltiertheiten oder was sie dafür<br />

hielt mit Verachtung strafen und sich von ihnen mit Leichtigkeit distanzieren<br />

konnte. Emotionalität war das Gefühl der Zufriedenheit, wenn alles ordnungsgemäß<br />

und vernünftig geregelt war. Dafür gab es Aufmerksamkeit und Zuneigung, vernünftig<br />

zu handeln, allem Tand und Überfüssigem aus dem Wege zu gehen. Selbstverständlich<br />

war ihr dieses Verhalten, anderes kannte sie nicht, konnte es emotional<br />

nicht nachvollziehen, verstand es nicht und bewertete es als geringschätzig und<br />

nicht erstrebenswert. Auch wenn die ganze Welt und ihr Reden voll davon waren,<br />

Liebe waren für sie emotionale Spinnereien und gefühlsduselige Flausen. Es kam<br />

darauf an, dass man sich untereinander verstand und vernünftig miteinander umging,<br />

wie ihre Eltern es ihr vorlebten. Dass sie sich in verliebter Lust umarmen<br />

könnten, wäre für sie unvorstellbar gewesen. Dass man an Sex auch Gefallen finden<br />

konnte, hatte sie später mühsam unter liebevoller Zuwendung erlernen müssen.<br />

Das kleine Mädchen, war sie gewesen, wie sie den unangenehmen pubertären<br />

Turbulenzen begegnet war. Völlig verändert hatte sich das alles nicht. Ich war schon<br />

teilweise diese Person geblieben, nur das Leben mit den Kindern stellte eine andere<br />

Welt dar, die es mir überhaupt erst ermöglichte, die andere Nelli Hovestadt zu sehen<br />

und zu erkennen.<br />

Du könntest auch hier schlafen<br />

Meine flaxige Stimmung schien zu bröseln. „Ronnie ich muss jetzt aber wirklich<br />

nach Hause. Wir können uns ja schon morgen oder übermorgen wiedertreffen. Ich<br />

habe das ganze Wochenende absolut frei. Von deinen Fotos möchte ich schon gern<br />

noch mehr sehen, und im Übrigen möchte ich dringend von dir fotografiert werden,<br />

über die Qualität der Bilder werde dann ich allein entscheiden.“ stellte ich mit einem<br />

Lächeln fest. „Eleonora, ich möchte dich zu nichts drängen, aber warum willst du<br />

denn schon gehen? Stört dich irgendetwas oder möchtest du jetzt einfach lieber für<br />

dich allein sein? O. k., nur mir gefällt es wunderbar, wenn du hier bist, und wenn du<br />

das ganze Wochenende nichts vor hast, kann es an der Zeit doch nicht liegen. Wir<br />

könnten gleich Abendbrot essen und wenn du Lust hast, könntest du auch hier<br />

schlafen. Ich würde im Wohnraum übernachten und wir frühstückten Morgen gemeinsam.<br />

Eine herrliche Vorstellung für mich.“ reagierte Ronnie darauf. „Ronnie, du<br />

musst wissen, dass ich am liebsten gleich hier einziehen würde, aber leider hast du<br />

ja keinen Raum für mich als Untermieterin zur Verfügung, und was sagt dein Vermieter<br />

dazu, wenn du einfach so mit einer fremden Frau unverheiratet zusammenleben<br />

willst. Alles ungelöste oder unlösbare Probleme, siehst du, und darüber<br />

möchte ich mir gern bei mir heute Abend <strong>mal</strong> allein den Kopf zerbrechen. Nein,<br />

wenn man verrückt ist, hat man, denke ich, gar keine Lust darauf, allein sein zu<br />

wollen. Ist bei mir wenigstens heute so, wir können ja noch zusammen zu Abend<br />

essen. Du hast mir ja auch immer noch nicht erzählt, warum du mich so toll findest,<br />

das will ich schon hören. Aber schlafen, möchte ich doch gerne bei mir. Du kommst<br />

morgen zum Frühstück, ist ja nur ein paar Straßenzüge weiter. Ich ruf dich an, oder<br />

du könntest natürlich auch gleich schon mitkommen und bei uns übernachten. Da<br />

gibt es mehrere Zimmer mit richtigen Betten, da brauchtest du nicht auf der Couch<br />

zu schlafen.<br />

Warum hatte ich das jetzt gesagt? In der Tat zeichnete sich für mich schon ein an-<br />

Schnell <strong>mal</strong> <strong>einkaufen</strong> – Seite 12 von 24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!