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Kurz mal einkaufen

Madame Hovestadt war eine angesehene Rechtsanwältin in ihrem Bezirk. Aber dieses Wochenende war sie absolut frei. Keine Termine, keine Besuche, nur einkaufen musste sie noch. Fast übermütig gute Laune hatte sie. Ein junger Mann sprach sie an und lud sie zum Kaffee ein. Er war verrückt, aber Elli Hovestadt heute nicht weniger. Ein kompletter Jux war es für sie, doch die Begegnung beim Tomaten kaufen sollte Folgen haben.

Madame Hovestadt war eine angesehene Rechtsanwältin
in ihrem Bezirk. Aber dieses Wochenende
war sie absolut frei. Keine Termine, keine Besuche,
nur einkaufen musste sie noch.
Fast übermütig gute Laune hatte sie.
Ein junger Mann sprach sie an und lud sie zum Kaffee ein.
Er war verrückt, aber Elli Hovestadt
heute nicht weniger. Ein kompletter Jux
war es für sie, doch die Begegnung
beim Tomaten kaufen sollte Folgen haben.

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schon nichts mehr in Ordnung, und irgendetwas kitzelte mich schon, noch hier zu<br />

bleiben. Ob ich beim Film nicht sowieso wahrscheinlich immer schmunzelnd an Ronnie,<br />

my youthful lover, denken würde?<br />

Fotosammlung anschauen<br />

„Ronnie, ich halte das alles für völlig abstrus, was wir hier tun. Du wirst mir ganz<br />

viel erklären müssen, aber gehen wir zum Wagen bevor wir uns die Fotos anschauen.“<br />

hatte ich entschieden. Dass auf dem Sideboard eine dicke Kamera lag und auf<br />

dem Boden eine Fototasche und ein Metallkoffer standen, hatte ich wohl bemerkt,<br />

dass es sich aber bei den vielen Bildern in der Wohnung alles um Fotos mit völlig<br />

unterschiedlichen Sujets handelte, fiel mir erst jetzt auf. „Die Bilder, die hier hängen,<br />

sind das alles Fotos von dir?“ fragte ich. „Ist ja nicht schlecht, wenn man ein<br />

wenig davon sieht, nicht wahr?“ reagierte Ronnie und holte eine große Mappe. „Hier<br />

sind noch ein paar ausgedruckte, bei denen ich auch in Erwägung gezogen hatte,<br />

sie eventuell aufzuhängen.“ erläuterte er als wir die zirka fünfzig Bilder durchblätterten.<br />

Wir sprachen über die Bilder und ich meinte abschließend: „Toll, wunderschön,<br />

du fotografierst sehr viel, ist dein richtiges intensives Hobby, nicht war?“<br />

Ronnie verzog eher leicht gequält das Gesicht und meinte: „Viel fotografiere ich<br />

schon, nur ich würde es gerne besser können. Technisch bin ich, glaube ich gar<br />

nicht <strong>mal</strong> schlecht, nur künstlerisch, weiß du, da sehe ich nix. Ich kann nur bei anderen<br />

bewundern, was die gesehen haben. Ich hab's so oft versucht, aber es<br />

kommt nichts dabei rum. Ich habe mich inzwischen damit abgefunden. Ich bleibe<br />

eben ein Kitschfotograf, ist auch schön, macht mir auch Spaß.“ „Ich verstehe<br />

nichts, die Bilder, die ich gesehen habe und die hier hängen, sind doch nicht kitschig,<br />

da sind doch keine Abendrot- oder Mondscheinportäts dabei. Wo da der<br />

Kitsch sein soll, das musst du mir erklären. Aber erst möchte ich die anderen Fotos<br />

sehen. Mein Süßer, deine Fotos gefallen mir, gefallen mir ausgesprochen gut,<br />

meinst du es wird daran liegen, dass ich so ein kitschiges Gemüt habe?“ erkundigte<br />

ich mich verschmitzt. Ronnie reagierte: „Eleonora, wir werden deinen Kitschfaktor<br />

gleich genau ermitteln. Aber wenn ich meinem dringlichsten Bedürfnis folgen wollte,<br />

müsste ich dem schelmischen Gesicht, hinter dem sich das kitschige Gemüt verbirgt,<br />

jetzt unbedingt einen Kuss geben.“ „Mh, mh, Ronnie. So etwas machen wir<br />

doch nicht. Obwohl, was ist denn schon dabei. Anderswo küssen sich die Menschen<br />

permanent zur Begrüßung. Und wohin würdest du mir einen Kuss geben wollen?<br />

Auf die Stirn? Das machen Eltern bei ihren Kindern. Nein das würde mir nicht gefallen.<br />

Einfach so auf eine Wange, das wäre auch sehr unpersönlich, wie zur Begrüßung<br />

eben. Und auf den Mund? Ist dass denn nicht zu intim? Es gibt gar keine Stelle,<br />

wo man sich hinküssen kann, wenn's einfach nur ein bisschen nett gemeint ist.“<br />

sinnierte ich, und Ronnie hielt sich den Bauch vor Lachen. „Die Nase, was ist mit<br />

der Nase, die hast du ganz vergessen.“ gemahnte er. „Ronnie du bist ein verrückter<br />

Mensch, küss mich bevor es zu spät ist.“ Nachdem er sich ein wenig gefasst hatte,<br />

bekam ich einen Kuss auf den Mund. Wir schauten uns beide ein wenig erstaunt lächelnd<br />

an.<br />

Kinderleben<br />

Schnell <strong>mal</strong> <strong>einkaufen</strong> – Seite 8 von 24

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