26.11.2013 Aufrufe

Kurz mal einkaufen

Madame Hovestadt war eine angesehene Rechtsanwältin in ihrem Bezirk. Aber dieses Wochenende war sie absolut frei. Keine Termine, keine Besuche, nur einkaufen musste sie noch. Fast übermütig gute Laune hatte sie. Ein junger Mann sprach sie an und lud sie zum Kaffee ein. Er war verrückt, aber Elli Hovestadt heute nicht weniger. Ein kompletter Jux war es für sie, doch die Begegnung beim Tomaten kaufen sollte Folgen haben.

Madame Hovestadt war eine angesehene Rechtsanwältin
in ihrem Bezirk. Aber dieses Wochenende
war sie absolut frei. Keine Termine, keine Besuche,
nur einkaufen musste sie noch.
Fast übermütig gute Laune hatte sie.
Ein junger Mann sprach sie an und lud sie zum Kaffee ein.
Er war verrückt, aber Elli Hovestadt
heute nicht weniger. Ein kompletter Jux
war es für sie, doch die Begegnung
beim Tomaten kaufen sollte Folgen haben.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

die Brust gebissen. „Das hängt davon ab, ob mit Todesfolge oder ohne. So komplett<br />

tot fühlst du dich aber doch noch nicht, oder? Weißt du, Ronnie, wer mit der Tigerin<br />

schläft, nimmt wissentlich ein sehr großes Risiko in Kauf. Kratzer und Bisse sind bei<br />

den gefährlichen Krallen und scharfen Zähnen, die sie hat, so gut wie überhaupt<br />

nicht zu vermeiden und im Vorhinein immer mit einzukalkulieren.“ klärte ich Ronnie<br />

auf und fragte „Champagner oder Wein, was möchtest du?“ „Was tun wir denn jetzt<br />

damit?“ fragte ich dumm ratlos neben Ronnie im Bett sitzend. Der zuckte nur mit<br />

den Schultern. Wir sprachen kaum, obwohl wir so vieles hätten besprechen können,<br />

saßen einfach doof nebeneinander im Bett, strahlten uns nur an, nippten an unserem<br />

Champagner und streichelten manch<strong>mal</strong> zärtlich den Oberkörper oder die Wange<br />

des anderen mit den Fingern. „Bin ich jetzt deine Freundin, Ronnie?“ wollt ich<br />

von ihm wissen. „Ich glaube, das bist du schon seit heute Nachmittag, seit dem<br />

Einkaufen. Ich würde gern dein Freund sein, bin ich das denn jetzt auch?“ „Aber natürlich<br />

Ronnie, wer sollte das denn sonst sein, mein allerbester Freund bist du.“<br />

antwortete ich, nahm ihm sein Glas ab, um mich ihm um den Hals zu werfen und<br />

mit ihm zu balgen. Außer mir und sprachlos war ich. Es überforderte meine mentalen<br />

Strukturen, die sonst dafür verantwortlich waren, Gedankengänge zusammen<br />

zu basteln, über die ich verbal kommunizieren konnte, zu<strong>mal</strong> sie dabei auch immer<br />

noch mit den überschäumenden Exsudaten meiner fortwährend rotierenden emotionalen<br />

Mischanlage überschüttet wurden. Wir blieben aneinander gekuschelt liegen,<br />

säuselten uns noch Nettigkeiten zu und glitten streichelnd und liebkosend langsam<br />

in die Traumwelten hinüber.<br />

Des Analysierens und der Entwicklung von Perspektiven hätte es dringend bedurft,<br />

aber ich wollte nur genießen, wie breit und wonnedurchflutet sich der Augenblick<br />

für mich empfinden ließ. Liebte ich Ronnie? Mir doch egal, er musste nur hier bei<br />

mir sein. Liebte er mich denn? Genauso egal, solange er so wie gestern zu mir war.<br />

Ich wollte schlicht nur die Labsal der Wärme meiner mich durchstrahlenden Sonne<br />

auskosten. Wetterberichte wollte ich nicht hören. „Wir wollten heute noch Fotos<br />

draußen, bei Tageslicht machen.“ erinnerte Ronnie beim Frühstück. „So?“ bemerkte<br />

ich erstaunt, „Ich will jetzt nur noch schweinische Pornofotos von mir machen lassen<br />

sonst nix.“ erklärte ich trotzig und lachte mich tot, „Ronnie, weißt du, ich fühle<br />

mich heute absolut faul und total happy, breit wie ein ausgelaufenes Ei, möchte einfach<br />

nichts machen nur relaxen. Ist ja auch mein Relax-Wochenende, und wenn da<br />

jemand neben mir auf dem Bett liegen und mir beim Relaxen helfen würde, dann<br />

könnte ich es sicher als kleinen Entspannungsgipfel erkennen.“ „Du willst wieder ins<br />

Bett?“ reagierte Ronnie entgeistert. „Na ja, wenn du mich schon verführst, wirst du<br />

bei den Konsequenzen doch nicht einfach kneifen wollen.“ meinte ich dazu und er:<br />

„'Raus aus dem Geschäft' ist jetzt plötzlich ganz verschwunden? Jetzt hat das Geschäft<br />

unbegrenzte Öffnungszeiten? Einfach so, mit einem Mal?“ staunte Ronnie.<br />

Ich will's dir <strong>mal</strong> erklären<br />

„Komm <strong>mal</strong> mit. Ich will <strong>mal</strong> versuchen dir's zu erklären.“ reagierte ich, und wir<br />

legten uns auf's Bett zum Reden. Ich erzählte ihm von meinen zwei unterschiedlichen<br />

Lebensweisen, und dass er die ein Seite gar nicht kennengelernt habe, sie<br />

wahrscheinlich auch nie kennenlernen werde. Ich hätte keine unangenehmen Erfahrungen<br />

beim Sex gemacht, aber wahrscheinlich sei der positive Faktor immer geringer<br />

geworden. Ich hätte bestimmt einfach immer weniger Lust daran gehabt und es<br />

Schnell <strong>mal</strong> <strong>einkaufen</strong> – Seite 17 von 24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!