27.11.2013 Aufrufe

ZT | September 2013

Ausgabe 18 - 09/13

Ausgabe 18 - 09/13

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Spielveränderer“<br />

Erfolgreich Verkaufen<br />

Markus Euler<br />

Wie verkaufsstark sind Ihre<br />

Angebote?<br />

Lothar Lay<br />

Erfolgsfaktor Gefühlsterror<br />

Helmut Fuchs<br />

Talk Limbic<br />

Wie wir uns das Unbewusste<br />

zum Verbündeten machen.<br />

Ralph Hauck<br />

Urlaub verdirbt den Charakter<br />

Bossing weiter im Vormarsch<br />

Frederic M. Fuchs


„In Zukunft wird es zwei Arten von Unternehmen geben,<br />

die schnellen und die toten.“<br />

Jens Bodenkamp<br />

zukunft-Training


editorial<br />

Liebe Freunde, liebe Kollegen<br />

„Die Gute-Laune-Lüge“ lautet der aktuelle Titel einer führenden Seminarzeitschrift.<br />

Beim Lesen des Artikels als vermeintliche „Streitschrift gegen die gute Laune“ wurde man den<br />

Eindruck nicht los, es gäbe letztlich zuviel „Gute Laune“ und „positives, konstruktives Denken“<br />

in deutschen Unternehmen und wir müßten dringend geschützt werden - vor soviel Gutmenschen.<br />

Leider ist dem aber tatsächlich nicht so. Nach dem Erscheinen meines Buches „Bossing“ war ich<br />

seinerzeit in zahlreichen Rundfunkanstalten eingeladen, als Experte für Mobbing Hörerfragen<br />

zu beantworten. Es wahr abenteuerlich wie Hörer/innen schilderten in welchem Umfang und<br />

mit welcher Akribie in deutschen Führungsetagen verbale Gewalt ausgeübt wird. Wachsende<br />

Burnout-Zahlen, Depression und Freitod (siehe Schweiz) sind anscheinend als Konsequenz<br />

aber nicht genug.<br />

Nein wir brauchen anscheinend dringend Warner vor zuviel Positivem Denken und Handeln<br />

-und der guten Laune.<br />

Kein vernünftiger Mensch wird leugnen, dass nicht auch die schlechte Laune zum Leben dazu<br />

gehört. Ja sogar wichtig ist. Aber die schlechte Laune beherrschen doch die meisten Menschen<br />

- zumindest in Deutschland - letztlich mit hoher Professionalität. Gefühlsterroristen, Miesepeter<br />

und Negaholiker haben Hochkonjunktur. Hier gilt es einzuschreiten und Hilfe anzubieten.<br />

Abgesehen davon dass der Lebenskunstphilosoph WILHELM SCHMID in dem Artikel völlig aus<br />

dem Zusammenhang eingepaßt wurde, ist die „Komplementärgebundenheit menschlichen<br />

Seins“ (Gregory Bateson) doch von keinem ernsthaften Menschen in Frage gestellt. Warum also<br />

so eine Headline?<br />

Die Antwort ist einfach. Kaum tauchten die ersten Pferdekutschen in New York auf, posaunten<br />

schon die immer allgegenwärtigen Kulturpessimisten ihre Angst, dass bald die Pferdeäpfel<br />

in den Strassen bis zum zweiten Stock liegen würden und es gäbe keinen Grund dafür einen<br />

Computer zuhause zu haben, meinte Tom Watson, seinerzeit CEO bei IBM, als die ersten Heimcomputer<br />

(nicht von IBM) auftauchten. Diese Spezies stirbt nicht aus. Ist vermutlich auch gut<br />

so - wir brauchen ja den Gegensatz.<br />

Eigentlich fehlt jetzt aber nur noch der Artikel oder das Buch zur „Gesundheitslüge“ nach dem<br />

Motto „Gesundheit macht krank“. Auch dafür wird sich jemand kompetentes finden lassen - besonders<br />

wenn es um Publikumswirksamkeit geht.<br />

Mit der Salutogenese in der Medizin, dem Wandel von der Erzeugungsdidaktik zur Ermöglichungsdidaktik<br />

in der Erwachsenenbildung, dem Ansatz des appreciative Inquiry in der Beratung<br />

und den Gedanken von Martin Seligmann zur Positiven Psychologie sind meines Erachtens<br />

wichtige Impulse für einen längst überfälligen Paradigmenwechsel angestoßen worden.<br />

Darüber sollten wir erst einmal glücklich sein (auch wenn das Streben glücklich zu sein angeblich<br />

ja auch gefährlich ist).<br />

Ich halte weiterhin an der Aufforderung zur Launologischen Revolution fest und werde den<br />

Grundgedanken einer verlorengegangenen Disziplin der Psychohygiene in Wort und Schrift<br />

hochhalten. Trotz der vermeintlichen Gefahren. Gerne empfehle ich mein im Herbst erscheinendes<br />

Buch „Gut Gelaunt Gewinnt“- als eine Streitschrift gegen wachsende emotionale Verrohung<br />

und Gefühlsterrorismus.<br />

Ihr<br />

Helmut Fuchs<br />

Helmut Fuchs


4 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Ausgabe 18 09/13<br />

Inhalt<br />

06 „Spielveränderer“ —<br />

Erfolgreich Verkaufen<br />

Markus Euler<br />

12 Im Interview —<br />

Markus Euler<br />

18 Wie verkaufsstark sind Ihre<br />

Angebote? —<br />

Lothar Lay<br />

26 Erfolgsfaktor Gefühlsterror—<br />

Helmut Fuchs<br />

34 Talk Limbic —<br />

Wie wir uns das Unbewusste zum<br />

Verbündeten machen.<br />

Ralph Hauck<br />

42 Urlaub verdirbt den Charakter —<br />

Bossing weiter im Vormarsch<br />

Frederic M. Fuchs<br />

Foto credits<br />

Die verwendeten Fotos stammen von<br />

fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />

privaten Archiv unserer Autoren.<br />

In Zusammenarbeit mit:<br />

TAM-Edition Verlag &<br />

Trainer-Akademie München &<br />

p5 media Agentur<br />

Kontakt<br />

Web<br />

Redaktion<br />

Anzeigen<br />

www.zukunfttrainining.de<br />

redaktion@zukunfttraining.de<br />

anzeigen@zukunfttraining.de<br />

Coverfoto<br />

Markus Euler<br />

Copyright Markus Euler<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 5


V<br />

MA<br />

E<br />

„SPIELVERÄ<br />

6 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


ON<br />

RKUS<br />

ULER<br />

NDERER“<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 7


„SPIELVERÄ<br />

VON MARKUS EULER<br />

Erfolgreiche Verkäufer<br />

sind<br />

Aalglatt – so werden viele Verkäufer vom Kunden wahrgenommen. Kunden<br />

gehen mit negativen Erwartungshaltungen in einen Laden oder suchen die<br />

Beratung lieber im Internet. Entscheider im Business-Umfeld haben Angst vor<br />

„Powerpointschlachten“ und Vertriebsmitarbeitern, denen man den Verkaufsdruck<br />

anmerkt.<br />

Mal ehrlich – wann hat sie ein Verkäufer das letzte Mal so richtig überrascht, zum<br />

Lachen oder Staunen gebracht? Oder haben Sie sich auch schon damit abgefunden,<br />

dass immer noch gefühlte zwei Drittel der Verkäufer fragen: „Kann ich Ihnen<br />

helfen?“ Und Sie reagieren (ähnlich wie der Pawlow´sche Hund) mit einem Reflex:<br />

„Danke ich schaue mich nur um“.<br />

Spielveränderer – wie klingt das für Sie? Herausfordernd? Rebellisch? Verlockend?<br />

8 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


NDERER“<br />

Das Spiel verändern – und schon macht es<br />

wieder Spaß!<br />

Verkäufer gegen Einkäufer. Kunde contra Verkäufer.<br />

So sieht es manchmal auf den ersten<br />

Blick aus. Jeder spielt seine Rolle, sein Spiel. Verkaufen<br />

ist auch ein Spiel. Eines der ältesten und<br />

gleichzeitig ein sehr professionelles. Und zum<br />

Spielen gehört es vor allen auch Spaß zu haben.<br />

Und am Ende ist Verkaufen eines der wenigen<br />

Spiele, bei denen es am Ende zwei Gewinner<br />

geben kann. Herrlich!<br />

Fast jedes Spiel wird mit der Zeit langweilig,<br />

das haben wir als Kind schon gemerkt. Und<br />

was machen Kinder dann? Entweder sie spielen<br />

ein anderes Spiel oder sie werden kreativ<br />

und ändern die Regeln oder denken sich neue<br />

Rahmenbedingungen aus. Und schon macht<br />

das Spiel wieder Spaß. Ähnlich ist es beim Verkaufen.<br />

Es ist immer das alte Spiel – aber jeder<br />

Verkäufer hat es in der Hand, den Verlauf in einem<br />

bestimmten Rahmen mit zu gestalten, das<br />

Spiel zu verändern. Und auf einmal verändert<br />

sich eine ganze Menge, es entstehen andere<br />

Gespräche, die Stimmung wird positiver, einige<br />

Dinge verlieren an Bedeutung, andere bekommen<br />

mehr Gewicht. Wann haben Sie das letzte<br />

Mal darüber nachgedacht, wie lange Sie schon<br />

so verkaufen, wie sie verkaufen? Wann hat ein<br />

Kunde das letzte Mal zu Ihnen gesagt: „So eine<br />

Frage hat mir noch niemand gestellt – interessanter<br />

Gedanke.“ Hier drei Beispiele:<br />

Das alte Spiel Nummer 1: „Der Kunde ist<br />

König und bestimmt die Regeln“<br />

Verkäufer Maier investiert immer wieder viel<br />

Zeit, um Angebote zu erstellen. Dabei erhält<br />

er nicht immer vorab die Informationen, die er<br />

benötigt, um das wirklich beste Angebot abzuliefern.<br />

Hauptsache er kann ein Angebot erstellen.<br />

Der Einkaufsprozess des Kunden sieht so<br />

aus, dass dieser sich mit den Angeboten zuerst<br />

einmal nur einen groben Überblick verschaffen<br />

möchte und deswegen auch nur grobe Anhaltspunkte<br />

liefert. Am Ende hört der Verkäufer<br />

immer wieder Sätze wie „Das entspricht nicht<br />

ganz unseren Erwartungen“ oder „Wir haben<br />

günstigere Angebote vorliegen“.<br />

MEHR INFORMATIONEN ZUM THEMA:<br />

Markus Euler<br />

„Back to Basic – Verkaufen heute“<br />

Es kann so einfach sein.<br />

240 Seiten<br />

24,80 Eur[D]<br />

ISBN 978-3-86980-048-6<br />

1. Auflage BusinessVillage 2010<br />

http://www.businessvillage.de/Back-to-Basic-Verkaufen-heute/eb-815.html<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 9


Warum lässt sich der Verkäufer aber immer wieder<br />

auf dieses Spiel ein? Viele tun es, weil Sie<br />

jetzt schon Angst um den Auftrag haben. Der<br />

Kunde möchte doch ein Angebot – also muss<br />

ich ihm auch eines erstellen. Würde ein Arzt so<br />

denken, sähe das so aus: Der Patient kommt in<br />

die Praxis und klagt über Schmerzen im Unterbauch.<br />

Der Arzt empfiehlt ihm Schonkost und<br />

verschreibt ihm eine säureregulierende Arznei.<br />

Nach einer Woche kommt der Patient wieder<br />

und beschwert sich, dass die Schmerzen nicht<br />

nachgelassen haben und der Arzt antwortet:<br />

„Ich wusste ja nicht genau, worunter sie genau<br />

leiden, aber sie wollten ja unbedingt eine Lösung.“<br />

Spielveränderung: „Die wichtigsten Regeln<br />

legt der Verkäufer fest“<br />

Keine Therapie ohne Diagnostik. Das ist die<br />

Spielregel des Arztes. Da kann der Patient machen,<br />

was er will. Der unzufriedene Verkäufer<br />

legt ab jetzt folgende Regel fest: „Kein Angebot<br />

ohne bestimmte Rahmendaten“. Und das<br />

konsequent. Keine Daten - kein Angebot. Und<br />

wenn der Interessent das nicht akzeptiert und<br />

dann kein Angebot mehr will ? Dann ist das so!<br />

Bitte verstehen Sie mich richtig: Der Verkäufer<br />

muss bestimmen, was er braucht, um den<br />

Interessenten oder Kunden da hin zu führen,<br />

wo dieser hin möchte. Und deshalb legt er die<br />

wichtigsten Regeln fest. Deswegen bereitet er<br />

sich auf jeden Termin vor und hat ein klares Ziel.<br />

Das ist nicht kundenfeindlich, sondern kundenfreundlich.<br />

Das alte Spiel Nummer 2: „Das-Kunde-fragt-<br />

Verkäufer-antwortet-Spiel“<br />

Manche Verkäufer beginnen Akquise- oder<br />

Verkaufsgespräche ungefähr so: „Was möchten<br />

Sie denn genau wissen?“ Eine – auf den ersten<br />

Blick – normale Frage. Doch sind die Fragen,<br />

die der Kunde hat, wirklich die Wichtigsten zu<br />

diesem Zeitpunkt? Kann sein, muss aber nicht.<br />

Wie oft stellt der Interessent eine Reihe von Fragen,<br />

die der Verkäufer „brav“ beantwortet. Der<br />

Interessent bedankt sich dann für die vielen<br />

Informationen und möchte es sich noch einmal<br />

überlegen. Das alte Reiz-Reaktions-Muster<br />

hat wieder zugeschlagen. Wird uns eine Frage<br />

gestellt, haben wir den Drang, diese Frage zu<br />

beantworten. Reflexartig. So wurde es uns als<br />

Kind beigebracht. Und manche tun es selbst<br />

dann, wenn sie die Frage nicht wirklich verstanden<br />

haben oder die Motivation hinter der Frage<br />

nicht erkannt haben.<br />

Spielveränderung: Dem Kunden Fragen<br />

stellen und dessen Fragen hinterfragen<br />

Zuhören und Fragen stellen. Die „Großbaustelle“<br />

vieler Verkäufer. Der Verkäufer kann das<br />

Spiel verändern, in dem er lernt,<br />

• sich zurück zu nehmen und selbst mehr<br />

Fragen zu stellen<br />

• die Fragen des Kunden (und dessen<br />

Motivation) zu hinterfragen<br />

• auch Gegenfragen zu stellen<br />

Dazu einige Beispiele, wie erfolgreiche Verkäufer<br />

mit Fragen umgehen:<br />

Kunde: „Gibt es dieses Gerät auch in anderen<br />

Farben?“<br />

Verkäufer: „Eine kurze Frage – wie wichtig<br />

ist ihnen die Farbe bei der Entscheidungsfindung?“<br />

Kunde: „Welche Erfahrungen besitzen Sie in der<br />

Abwicklung von Großprojekten?“<br />

Verkäufer: „Um sicher zu stellen, dass wir dasselbe<br />

meinen, habe ich eine kurze Frage – was<br />

sind nach ihrer Definition Großprojekte?“<br />

Kunde: „Erzählen Sie bitte einmal, wie Sie solche<br />

Aufgaben angehen.<br />

10 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Verkäufer: „Bitte sind sie so nett und beantworten<br />

mir vorab zwei kurze Fragen, damit ich<br />

Ihnen auch das für Sie beste Beispiel geben<br />

kann“. Ist das in Ordnung für Sie?<br />

Diese Spielveränderung hat den angenehmen<br />

Nebeneffekt, dass der Verkäufer nicht zu stark<br />

in die Erzählerrolle rutscht und ein wirklicher<br />

Dialog und Klarheit entstehen.<br />

Das alte Spiel Nummer 3: „Dem Kunden den<br />

Nutzen vermitteln“<br />

Verkäufer sind darauf „getrimmt“, dem Kunden<br />

den Nutzen der Leistungen oder Produkte zu<br />

vermitteln. Aber auch hier treffen wir wieder<br />

auf eine sehr einseitige Kommunikation: Verkäufer<br />

vermittelt an Käufer. Dazu lernen Verkäufer<br />

Formulierungen wie:<br />

„Mit unserem Produkt/unserer Leistung gewinnen/sparen/verringern/steigern/vermeiden/<br />

erhöhen sie usw.“<br />

Wenn es sich dann noch um allgemeinen Nutzen<br />

handelt, dann hört sich der Verkäufer an<br />

wie jeder x-beliebige Verkäufer oder ein Werbeprospekt.<br />

Und landet in der Vergleichbarkeitsfalle.<br />

Spielveränderung: „Der Kunde formuliert<br />

sein Problem und seinen wichtigsten Nutzen<br />

selber“<br />

Und liefert sich damit selbst die Motivation zum<br />

Kauf.<br />

Beispiel:<br />

Variante 1: Verkäufer versucht zu überzeugen<br />

Verkäufer: „Mit Ihrer alten Anlage verbrauchen<br />

Sie 390 Euro pro Monat zu viel an Strom gegenüber<br />

einer aktuellen Version. Das kann unsere<br />

Anlagen deutlich günstiger. Unterm Strich sparen<br />

Sie mit unserer Lösung bares Geld ein.“<br />

Der Kunde hört sein Problem und die entsprechende<br />

Lösung vom Verkäufer, er formuliert sie<br />

nicht selbst. Er merkt, dass der Verkäufer ihn<br />

überzeugen will, die Chance auf Einwände und<br />

eine kritische Haltung steigt.<br />

Variante 2: Kunde überzeugt sich selbst<br />

Verkäufer: „Wenn Sie heute etwas ändern<br />

könnten bezüglich der Energieeffizienz Ihrer<br />

Anlage - was wäre das?“<br />

Kunde: „Ganz klar der Stromverbrauch, hier<br />

gibt es heute deutlich sparsamere Anlagen, das<br />

weiß ich. Da müssen wir mittelfristig etwas tun.“<br />

Verkäufer: „Und wie müsste eine Lösung aussehen,<br />

damit Sie den ersten Schritt zum Austausch<br />

der Anlage unternehmen?“<br />

Kunde: „Die Einsparungen müssten bei mindestens<br />

3.500 Euro jährlich liegen, dann würde<br />

es Sinn ergeben.“<br />

Verkäufer: „Dann möchte ich Ihnen gerne kurz<br />

zeigen wie wir es für unsere Kunden lösen und<br />

welche Einsparungen konkret realisierbar sind.<br />

In Ordnung?“<br />

Es ist in der Tat einfach, im Verkaufsprozess oder<br />

im Verkaufsgespräch kleine Veränderungen<br />

vorzunehmen, die für beiden Seiten positive<br />

Auswirkungen haben. Vorrausetzung dafür ist<br />

die Bereitschaft, das eigene Denken und Handeln<br />

kritisch zu hinterfragen und auch „Bewährtes“<br />

infrage zu stellen. Meine Maxime lautet:<br />

„Lassen Sie den Kunden kaufen, anstatt ihm etwas<br />

verkaufen zu wollen“. Oder – in Anlehnung<br />

an einen alten Klassiker aus der Rockmusik –<br />

„Live and let buy!“<br />

***<br />

Markus Euler<br />

Markus Euler<br />

Markus Euler ist Verkäufer „durch und durch“ und lebt dies in seinen Trainings und Coachings vor. Und deshalb vertrauen Selbstständige, mittelständische<br />

Unternehmen und namhafte Konzerne (darunter viele Marktführer) seit über 10 Jahren auf seine Erfahrung als Verkäufer, seine klare Rhetorik und<br />

die pragmatischen Ansätze.<br />

Konsequente Praxisnähe, der wertschätzende Umgang und seine Begeisterungsfähigkeit zeichnen ihn als Trainer, Coach und Berater aus.<br />

Sein Credo lautet:“ Live and let buy“. Hören Sie auf zu Verkaufen und lassen Sie den Kunden einfach kaufen.<br />

Markus Euler<br />

www.markus-euler.de<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 11


12 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


INTERVIEW<br />

Markus Euler<br />

Herr Euler, bestimmt werden Sie oft gefragt, was<br />

die wichtigsten Eigenschaften eines erfolgreichen<br />

Verkäufers sind. Welche Eigenschaften sind Ihrer Meinung<br />

nach die relevantesten?<br />

Ich möchte mich gerne zu einer besondern Eigenschaft<br />

äußern - zum „Mutig sein“. Mut ist eine Sprungfeder zur<br />

Veränderung und schafft Unikate statt Stereotype. Viele<br />

Verkäufer sind heute leider angst- und sicherheitsgetrieben.<br />

Da ist Mut ein kritischer Faktor. Und - das ist kein Vorwurf<br />

- viele Unternehmen tragen sogar unbewusst dazu<br />

bei, Mut und Intuition zu unterdrücken.<br />

Was genau meinen Sie mit „Mutig sein“? Können<br />

Sie uns dazu ein Praxisbeispiel aus Ihrer eigenen<br />

Erfahrung aufzeigen?<br />

Manchmal ist es ganz banal. Ich saß mit einem (sichtlich<br />

am Limit arbeitenden) Geschäftsführer zusammen. Eine<br />

„harte Nuss“. Wir redeten sachlich über Investitionen, Zielsetzungen<br />

und Nutzen eines gemeinsamen Trainingsprojektes.<br />

Am Ende sagte er: „Wir kommen trotzdem nicht ins<br />

Geschäft. Ich schule meine Mitarbeiter selber. Nach einer<br />

kurzen Pause fragte ich ihn: „Und was sagt Ihre Frau dazu –<br />

wenn Sie sie mal zu Gesicht bekommt?“.<br />

Die meisten Verkäufer hören sich gleich an, stellen dieselben<br />

Fragen, halten ähnliche Präsentationen. Nicht nur die<br />

Produkte sind heute immer vergleichbarer, sondern auch<br />

Verkäufer.<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 13


„<br />

„Erfolgreiche Verkäufer fragen mehr,<br />

als sie sagen.“<br />

Markus Euler<br />

“<br />

Einige Ihrer Aussagen und Trainingsinhalte<br />

hören sich anders an, als wir es aus Verkaufstrainings<br />

oder Fachliteratur kennen.<br />

Zum Beispiel: „Argumente bringen in der<br />

Einwandbehandlung nur wenig bis gar<br />

nichts!“ Wie meinen Sie das?<br />

Ganz einfach. Argumente dienen dem Zweck,<br />

andere zu überzeugen. Sie bringen meinen<br />

Gesprächspartner aber nicht zwingend zum<br />

Nachdenken. Die Gefahr liegt darin, dass der<br />

Verstand versucht, die eigenen Einwände zu<br />

untermauern und das Argument zu widerlegen.<br />

Eben auf rationaler Ebene. Das kennen Sie<br />

aus fast jeder Diskussion mit Kindern. Das endet<br />

dann oft in der “Argument-Gegenargument-<br />

Schlacht“. Am Ende gewinnt immer der Kunde.<br />

Einwandbehandlung hat nichts mit Gewinnen<br />

und Verlieren zu tun.<br />

Sondern?<br />

Mit Veränderung der Sichtweise, Hinterfragen<br />

des eigenen Standpunktes – der eigenen Meinung.<br />

Das gilt übrigens auch für den Verkäufer.<br />

Viele Verkaufstechniken sind „abgedroschen“,<br />

leicht zu durchschauen oder einfach nur plump.<br />

Top-Verkäufer versuchen Einwände nicht zu bekämpfen,<br />

sondern nehmen sie als Brücke, um<br />

den Kunden zu verstehen.<br />

Im B2B-Verkauf haben wir es mit verantwortungsbewussten<br />

Profis zu tun. Die fallen auf<br />

eine Alternativ-Abschlussfrage nicht herein. Die<br />

Zeiten simpler Manipulationsfragen sind lange<br />

vorbei, allgemeine Nutzenargumentationen<br />

laufen ins Leere. Nur wenn der Kunde wirklich<br />

spürt, dass es um ihn geht – nicht um das Produkt<br />

oder den Verkauf, dann ist er bereit zuzu-<br />

14 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


hören und sich auch emotional mit dem Angebot<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Eine weiteres Statement von Ihnen: „Wer<br />

meint, dass möglichst viele Abschlusstechniken<br />

zum Erfolg führen, hat ein grundsätzliches<br />

Problem:“ Wie ernst ist das gemeint?<br />

Ein bisschen Provokation steckt darin, aber nicht<br />

besonders viel. Sehen Sie, ein Formel-1-Pilot<br />

möchte gerne als erstes die Ziellinie überqueren,<br />

das ist quasi sein „Abschluss“. Im Rennen<br />

aber denkt er erst einmal an den Start, dann an<br />

die erste Kurve, dann an die nächste Runde. Der<br />

Abschluss ist nicht das Ziel, sondern das Resultat<br />

eines strukturierten Verkaufsprozesses. Wer<br />

beim Start ins Verkaufsgespräch und den ersten<br />

Schritten, besonders im Prozess des „Kundenverstehens“<br />

nicht „sauber“ arbeitet, dem nützen am<br />

Ende alle Abschlusstechniken nichts.<br />

Der Formel-1-Fahrer landet auf dem Podest.<br />

Wohin bringen Sie ihre Teilnehmer?<br />

1. Zuerst zum Nachdenken über sich selbst<br />

und die Wirkung des eigenen Denken und<br />

Handelns. Das ist der Ausgangspunkt für<br />

jede Art von Veränderung. Das ist übrigens<br />

die erste „Spielveränderung“. Zu erkennen,<br />

was ich tue und welche Ergebnisse ich damit<br />

erziele. Neue Methoden und Techniken<br />

fallen sonst nicht auf fruchtbaren Boden.<br />

2. Dann zur Eigenmotivation. Sie können jede<br />

Form von externer Motivation in die Tonne<br />

treten, solange der Verkäufer nicht eigenmotiviert<br />

denkt und handelt. Die Messlatte<br />

sind dabei nicht die Umsatzziele und Vorgaben,<br />

sondern die individuelle Definition<br />

von Zufriedenheit und Erfolg jedes einzelnen<br />

Verkäufers. Ich lasse jeden erleben, wie<br />

sich der eigene Erfolg anfühlt.<br />

3. Zum Schluss bringe ich die Teilnehmer in<br />

den Transferprozess. Das heißt Umsetzen,<br />

Analysieren, Wiederholen, ggf. Verändern<br />

usw. So lange bis es funktioniert. Das Spiel<br />

spielen eben.<br />

Eine letzte Frage noch: Was motiviert Sie für<br />

Ihre Arbeit?<br />

Das wunderbare Gefühl, dass mir meine Kunden<br />

und Teilnehmer vertrauen und gemeinsam ein<br />

Stück Ihres Weges mit mir gemeinsam gehen.<br />

Und sich selbst, das Unternehmen und mich dadurch<br />

erfolgreicher machen. Und das wir uns dabei<br />

immer bewusst sind, dass wir es sind, die das<br />

Spiel verändern können, wenn wir nur wollen.<br />

***<br />

Herr Markus Euler,<br />

vielen Dank für das Interview!<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 15


WIE VERKAUFSSTARK SIND<br />

IHRE ANGEBOTE? VON LOTHAR LAY<br />

16 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 17


WIE VERKAUFSSTARK SIND<br />

IHRE ANGEBOTE? VON LOTHAR LAY<br />

Effizientes Angebotsmanagement als Basis Ihrer verkäuferischen Erfolge<br />

Häufig unterhalte ich mich im<br />

Rahmen meiner Trainings- und<br />

Beratungstätigkeit mit Chef-<br />

Einkäufern. Meist kommt dabei<br />

das Gespräch auf die Thematik<br />

Angebotslegung. Zu meiner großen Überraschung<br />

vernehme ich dann oft, dass die meisten<br />

Einkaufsabteilungen sehr unzufrieden sind<br />

mit der Qualität der Angebote, die sie erhalten.<br />

Da Angebotsmanagement einer meiner Trainingsschwerpunkte<br />

ist, interessiert es mich<br />

natürlich, diese Mankos genauer unter die Lupe<br />

zu nehmen, und ich frage nach. Dabei erfahre<br />

ich Erstaunliches. Trotz persönlicher Treffen<br />

und intensiver Gespräche im Vorfeld mit den<br />

Verkäufern, in denen sich die Einkäufer ihrer<br />

Überzeugung nach sehr klar ausdrücken und<br />

ihre Bedürfnisse darlegen, reflektieren sich<br />

diese selten bis nie in den Angeboten, die ins<br />

Haus flattern. Statt maßgeschneiderter „Angebotsware“<br />

auf den Punkt gebracht, trifft purer<br />

Standard an belangloser Angebotskultur ein.<br />

Wieder ein „Angebot à la Fließband“, fällt dem<br />

Chef-Einkäufer da nur frustriert ein. Die Alternativen?<br />

Zum Hörer greifen und sich das Angebot<br />

präzisieren lassen oder weitere Angebote<br />

einholen? Beides ist lästig und bindet Zeit, die<br />

Chef-Einkäufer und ihre Mitarbeiter nicht haben.<br />

Ich habe mir resultierend aus diesen Gesprächen<br />

intensive Gedanken gemacht, wie<br />

Verkäufer hier optimaler vorgehen können, um<br />

individuelle Wertschätzung gegenüber einem<br />

künftigen Kunden zum Ausdruck zu bringen.<br />

18 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Ihr Angebot – das schriftliche Verkaufsgespräch<br />

Meist fallen Angebote tatsächlich so aus, als ob ein<br />

Sachbearbeiter, der das Unternehmen, den zuständigen<br />

Einkäufer und die Umstände und situativen<br />

Gegebenheiten nicht kennt, es zusammengestellt<br />

hätte. Aus meiner langjährigen vielfältigen Praxis<br />

im Vertrieb weiß ich, dass es genau so abläuft. Verkäufer<br />

schieben die Angebotslegung sehr oft nach<br />

dem persönlichen Treffen mit ihren Gesprächspartnern<br />

beim Kunden oder der Einkaufsabteilung ohne<br />

weitere Instruktionen an die Kollegen in der zuständigen<br />

Fachabteilung weiter. Nach dem Motto: Diese<br />

lästige Administration abgeben und weiter zum<br />

nächsten Kundengespräch. Da die Sachbearbeiter<br />

keinen persönlichen Kontakt, keine Insider-Informationen<br />

und damit keinen Bezug haben, ist die<br />

Grund-DNA dieser Art von Angeboten einfach nur<br />

eines: Unpersönlich. Und genau so werden sie von<br />

ihren Empfängern wahrgenommen. Ohne Energie<br />

und persönliche Beziehung erstellte Angebote<br />

kommen beim Einkäufer inhaltlich und energetisch<br />

nicht an und führen damit sicher zu keinem Auftrag.<br />

“EIN ANGEBOT IST<br />

EIN SCHRIFTLICHES<br />

VERKAUFSGESPRÄCH,<br />

ES MUSS ATTRAKTIV<br />

UND INDIVIDUELL<br />

AUF DEN KUNDEN ZU-<br />

GESCHNITTEN SEIN.”<br />

Was diesem speziellen Kunden wichtig ist, welche<br />

unterschwelligen Kaufargumente er hören will,<br />

geht auf diesem einseitigen Kommunikationsweg<br />

total verloren. Nur der Verkäufer hat die subtilen<br />

Wünsche wahrgenommen während des direkten<br />

Gespräches. Nur er kann sie auch in das Angebot<br />

einfließen lassen. Ein Angebot ist ein schriftliches<br />

Verkaufsgespräch, es muss attraktiv und individuell<br />

auf den Kunden zugeschnitten sein. Standardkonstrukte<br />

sind keine Alternative. Ein gutes, effektives<br />

Angebot kann daher immer nur durch den Verkäufer<br />

selbst erstellt werden. Er muss erster Ansprechpartner<br />

für den Kunden sein und auch immer und<br />

ohne Ausnahme für das Nachfassen der Angebote<br />

verantwortlich sein.<br />

Wollen Sie wirklich verkaufen?<br />

Manchmal zweifle ich daran, wenn ich die Vorgehensweisen<br />

in der Praxis näher betrachte. Das Ziel<br />

eines jeden professionellen Verkäufers muss es aber<br />

sein, zu verkaufen. Daran ist nicht zu rütteln. Dazu<br />

gehört, Angebote so professionell zu managen,<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 19


dass ein möglichst großer Anteil der gelegten<br />

Angebote auch in fixe Aufträge überführt wird.<br />

Ohne lange Umwege, ohne langes Nachfragen<br />

durch die Einkaufsabteilungen. Das erste<br />

Angebot muss in seiner Klarheit und Effizienz<br />

für sich selber sprechen, alle möglichen Fragen<br />

im Vorfeld beantworten und eine klares<br />

Ja zum Kauf erzeugen. Wie gehen die wirklich<br />

guten, abschlussstarken Verkäufer nun vor, um<br />

ihr Angebotsmanagement erfolgsbringend zu<br />

gestalten?<br />

Kein Angebot ohne klare Aufforderung<br />

Viele Verkäufer senden einfach ein Angebot ins<br />

Blaue hinein, ohne dass der potentielle Kunde<br />

ein solches überhaupt angefordert hat. Ein<br />

Hauptfehler, der leider immer wieder passiert.<br />

Warum ist das falsch? Weil ein solches Angebot<br />

nur basierend auf Vermutungen hin erstellt werden<br />

kann. Der auf diese Weise „blind“ agierende<br />

Verkäufer hat ja keine Idee, was die Bedürfnisse<br />

dieses Kunden sind. In vielen Unternehmen<br />

herrscht leider die Kultur der Quantität und<br />

nicht der Qualität und die Verkaufsabteilungen<br />

sind angehalten, Angebote in Riesenmengen<br />

zu erstellen. Nach dem Motto: Wir senden viel<br />

aus, irgendjemand wird schon zusagen. Diese<br />

Vorgangsweise verursacht enorme Mehrkosten<br />

und kaum Nutzen!<br />

Selbst wenn der Kunde pro-aktiv ein Angebot<br />

anfragt, sollten kluge Verkäufer - bevor sie das<br />

Angebot langwierig erstellen - genau checken,<br />

warum nach diesem Angebot verlangt wurde.<br />

Checken Sie als Verkäufer immer, wie die Entscheidungssituation<br />

beim Kunden aussieht<br />

und wie groß die Chance, den Auftrag zu erhalten,<br />

wirklich ist. Oft sagen Einkäufer – nur um<br />

den Verkäufer rasch aus dem Büro oder aus der<br />

Leitung zu bekommen – na dann schicken Sie<br />

mir mal ein Angebot. Wenn Sie dies so nebenbei<br />

gesagt hören, reicht es oft, Broschüren und<br />

Preislisten zu senden. Oft ist der Hintergrundwunsch<br />

eines Angebotes eines neuen Anbieters<br />

auch nur der Wunsch, die Konditionen<br />

des bestehenden Lieferanten zu drücken, auch<br />

dann reicht ein Standardangebot, über dem Sie<br />

nicht Stunden verbringen müssen.<br />

So „komponieren“ Sie DAS Angebot<br />

Wenn Sie den Eindruck bekommen, hier ist echter<br />

Bedarf nach einem Angebot, legen Sie sich<br />

ins Zeug und komponieren ein individuelles,<br />

unwiderstehliches Angebotswerk. In diesem<br />

machen Sie dem potentiellen Kunden vor allem<br />

20 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


klar, dass Sie für dieses Projekt insgesamt der<br />

bessere und verlässlichere Partner sind. Stellen<br />

Sie sich beim Schreiben des Angebotes vor, der<br />

Kunde säße Ihnen gegenüber in einem persönlichen<br />

Gespräch. Wie würden Sie argumentieren?<br />

Genau das sollte im schriftlichen Angebot<br />

ebenso transportiert werden. Der Kunde muss<br />

im Angebot sein „Problem“, das er Ihnen geschildert<br />

hat, wahrnehmen und dessen Lösung<br />

durch Sie erkennen. Zeigen Sie die Vorteile Ihres<br />

Angebotes eindeutig auf und schlagen Sie<br />

im Angebot vor, wie die weiteren Schritte aussehen<br />

könnten. Kündigen Sie in Ihrem Angebot<br />

präzise an, wann Sie sich dazu wieder melden<br />

werden.<br />

Richtig Nachfassen leicht gemacht<br />

Soll ich? Soll ich nicht? Wann? Diese Fragen<br />

kommen in der Praxis immer wieder. Die richtige<br />

und konsequente Angebotsverfolgung ist<br />

das Herzstück jedes Verkaufens. Kunden wollen<br />

sich begehrt fühlen, das Gefühl haben, man<br />

bleibt an ihnen dran. Im Angebot haben Sie<br />

ja schon angekündigt, wann Sie sich melden<br />

würden. Tun Sie das präzise an diesem Tag und<br />

zeigen Sie dadurch Ihre Verlässlichkeit. Vermeiden<br />

Sie um Gottes Willen die Frage: „Ist mein<br />

Angebot angekommen und ist schon etwas<br />

entschieden?“ Die einzig korrekte Frage lautet:<br />

„Entspricht mein Angebot Ihren Vorstellungen?“<br />

Dann muss sich ihr Gegenüber entscheiden<br />

und sagen, ja es passt oder kommunizieren,<br />

was noch fehlt. Im ersteren Fall haken Sie<br />

sofort ein und fragen, ob Sie den Auftrag als fix<br />

vermerken dürfen. Im zweiteren Fall haben Sie<br />

die Möglichkeit, nachzubessern. In der Praxis<br />

kommt es so sehr oft gleich zu Abschlüssen, da<br />

viele Einkäufer immer mehrere Anfragen laufen<br />

haben und froh sind, etwas erledigen zu können.<br />

Als Fazit nehmen Sie bitte mit in Ihre Verkaufspraxis,<br />

dass Einkäufer sich unheimlich<br />

freuen – sie befinden sich schließlich immer in<br />

der Erwartungshaltung, dass sie doch mal ein<br />

gescheites Angebot bekommen - wenn sie fundierte,<br />

personalisierte Angebote erhalten und<br />

beim Nachfassen nicht mit unsicheren Phrasen<br />

bombardiert werden. Senden Sie Ihr klares und<br />

individuelles Angebot, fassen Sie souverän und<br />

professionell nach, und Sie werden erstaunt<br />

sein, wie viele Abschlüsse mehr Sie plötzlich<br />

realisieren. Gewusst wie, kann Verkaufen so einfach<br />

sein. Probieren Sie es aus!<br />

***<br />

Lothar Lay<br />

Lothar Lay<br />

Lothar Lay ist der Mann, der Sie zum Abschluss führt! Der Betriebswirt (VWA), ist Verkaufstrainer, Vertriebs- und Managementberater und systemischer<br />

Coach. Er gilt als führender Experte zum Thema Preisgespräche und Verhandlungsführung. Seine Expertise resultiert aus über zwanzig Jahren Tätigkeit<br />

im Verkauf bei nationalen und internationalen Konzernen im Bereich hochwertige Konsum-, Investitionsgüter und Dienstleistungen. Er verfügt über<br />

umfangreiches Fachwissen im direkten sowie indirekten Vertrieb und führte ein bekanntes Telekommunikations-Unternehmen mit an die Börse. Als<br />

ehemaliger Vertriebsleiter im B2B- und B2C-Bereich beherrscht er die Verhandlungsprinzipien auf den höchsten Entscheiderebenen. Seit über zehn<br />

Jahren stellt Lothar Lay seinen Kunden nun seine Vertriebskompetenz als Berater, Trainer und Coach zu den Themen erfolgreiche Preisverhandlungen,<br />

Neukundengewinnung und Strategien zur Umsatzsteigerung zur Verfügung.<br />

Lothar Lay<br />

www.lay-training.de<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 21


222 <strong>ZT</strong> <strong>ZT</strong> | Mai | August <strong>2013</strong> <strong>2013</strong><br />

www.chara24.de


Wer bin ich<br />

WIRKLICH?<br />

Die weltweit einzigartige bildgestützte Charakteranalyse<br />

zeigt Dir den Weg zu Schönheit, Gesundheit und Lebenserfolg<br />

(Werbeanzeige)<br />

August Mai <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> | <strong>ZT</strong> 23


ERFOLGSFAKTOR<br />

GEFÜHLST<br />

VOn hElMUT FUChS<br />

24 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


ERROR<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 25


ERFOLGSFAKTOR<br />

GEFÜHLSTERROR<br />

Verbale Gewalt in Form von emotionalen Attacken wie, tägliche Beschimpfungen, bösartige<br />

Ausgrenzungen oder sogar öffentliche Beledigungen schaden zwar nachweislich dem Unternehmen<br />

aber anscheinend weniger dem Vorgesetzten. Ja, anscheinend sind sie sogar noch karrierefördernd.<br />

Als ich vor einigen Jahren<br />

von einem Global-Player<br />

der Electronikbranche für<br />

5 Teamtrainings auf der<br />

Hochseilanlage gebucht<br />

war und mit meinem Team<br />

vier extrem erfolgreiche Seminare durchgeführt<br />

hatte, kam mit der 5. Gruppe der Supergau.<br />

Bei der Vorstellrunde zu Beginn machte<br />

der Vorgesetzte - um seine Macht zu demonstrieren<br />

- einen Mitarbeiter so brutal emotional<br />

fertig, dass dieser mit Tränen in den Augen in<br />

die Gruppe zurückkehrte. Nach meiner Kurzpäsentation<br />

zum Einstieg erlaubte er sich dann<br />

30 Minuten später einfach aufzustehen und vor<br />

versammelter Mannschaft zu sagen: „So eine<br />

gequirllte Sch... habe ich noch nie gehört.“ Reine<br />

Machtdemonstration. Was zur Folge hatte,<br />

dass ich diese Form des Seminarbeginns durch<br />

entsprechende Reaktionen in die Schranken<br />

weisen musste, aber für den Rest des Seminars<br />

gewarnt war und weitere Attacken ausgrenzen<br />

konnte. Als ich nach dem Seminar den direkten<br />

Vorgesetzten zwecks eines Feedbackgesprächs<br />

anrief und mit ihm die „neurotische“ ja sogar<br />

schon psychopathische Persönlichkeitsstruktur<br />

des Kollegen ansprach, erfuhr ich dass dies allgemein<br />

bekannt war und auch bereits zu vielfältigen<br />

Reaktionen seiner Mitarbeiter geführt<br />

hatte. Allerdings war sein Team wirtschaftlich<br />

sehr erfolgreich. Trotz mangelnder Wertschätzung<br />

und Unterstützung. Das Arbeitsklima<br />

wurde sogar als immer eisiger beschrieben. In<br />

einem Nachfolgegespräch im Hause erfuhr ich,<br />

dass die Seminare von mir eine außergewöhnliche<br />

Bestnote bekommen hatten - bis auf die Bewertung<br />

des speziellen Probanden. Im Rahmen<br />

der nächste Umstrukturierungswelle sind dann<br />

tatsächlich seine besten Mitarbeiter gegangen<br />

- und der mittlerweile verhasste Vorgesetzte<br />

wurde befördert. Wahnsinn!<br />

Aber anscheinend kein Einzelfall, wie eine Studie<br />

an der australischen Bond University zeigt.<br />

In ihrer Online-Umfrage hatten die Forscher Anthony<br />

Don Erickson, Ben Shaw und Zha Agabe<br />

26 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


„DER MITTLERWEILE<br />

VERHASSTE<br />

VORGEST<strong>ZT</strong>E<br />

WURDE BEFÖRDERT“<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 27


nach Erfahrungen mit schlechten Chefs gefragt.<br />

Von den 240 Teilnehmern gaben 64 Prozent an,<br />

dass ihren Bossen trotz ihrem miesen Auftreten<br />

nichts passierte oder sie sogar noch befördert<br />

wurden. Für Robert I. Sutton, Professor an der<br />

Stanford University, ein eindeutiger Fall: „Die<br />

Unternehmen haben keine Anti-Arschloch-<br />

Regeln. Man könnte sie auch Mistkerle, Tyrannen,<br />

Despoten oder enthemmte Egomanen<br />

schimpfen“, schreibt er in seinem Buch „Der<br />

Arschloch-Faktor“. Aber der Ausdruck bringe für<br />

ihn einfach am besten die Verachtung für diesen<br />

niederträchtigen Menschenschlag auf den<br />

Punkt. (Quelle: Berliner Morgenpost)<br />

„Widerlinge, die ihre Mitarbeiter oder Kollegen<br />

mit persönlichen Beleidigungen erniedrigen,<br />

auf ihre Kosten sarkastische Witze reißen oder<br />

sie einfach wie Luft behandeln, verursachen einen<br />

enormen wirtschaftlichen Schaden, warnt<br />

der Managementprofessor“ fährt die Beschreibung<br />

fort. Denn die Folgen solch unsozialen<br />

Verhaltens sind ein häufigerer Personalwechsel,<br />

ein höherer Krankenstand sowie eine geringere<br />

Loyalität und Leistungsfähigkeit. Erfolgreiche<br />

Unternehmen hätten daher oftmals eine<br />

Null-Toleranz-Politik gegenüber respektlosen<br />

Mitarbeitern. So wurde bei Southwest Airlines<br />

ein Bewerber um eine Pilotenstelle umgehend<br />

wieder nach Hause geschickt, nachdem er sich<br />

gegenüber einer Empfangsdame unfreundlich<br />

verhalten hatte.<br />

Made in Germany - alles gründlich<br />

Neben der bereits weltweit bekannten Rolle<br />

der Deutschen als Pessimismus-Weltmeister<br />

und lt. Focus auch noch Sorgen-Europameister<br />

sind wir anscheinend auch im Bossing führend.<br />

Nach einer weltweiten Studie von GLOBE (Global<br />

Leadership and Organizational Behavior Effectivness)<br />

landen deutsche Führungskräfte im<br />

internationalen Vergleich bei proaktivem Verhalten<br />

und Freundlichkeit und „Guter Laune“<br />

auf einem der letzten Plätze.<br />

Wirklich besorgniserregend müssen wir aber<br />

auch konstatieren, dass deutsche Manager<br />

das anscheinend wissen aber im Rahmen ihrer<br />

Karriereförderung prosoziales Verhalten,<br />

Wertschätzung und Humanorientierung als<br />

hinderlich betrachten und ein solches „Bossing-<br />

Verhalten“ in vielen Unternehmen sogar nur<br />

allzuoft konsequenzlos toleriert wird.<br />

Allerdings werden nach aktuell weiterem Anstieg<br />

der Burnout-Zahlen (Wiso Sept. <strong>2013</strong>)<br />

öffentlich nun immer häufiger Diskussionen<br />

über narzisstische, sozipathische und psychopathische<br />

Persönlichkeitsstörungen bei Führungskräften<br />

geführt. Ob es was bringt - wer<br />

weiß. Bereits Ende der 90er Jahre erklärte das<br />

Sigmund Freud Intsitut in Frankfurt mehr als<br />

75% der deutschen Führungskräfte aus psychoanalytischer<br />

Sicht für behandlungsbedürftig.<br />

Nach Bekanntwerden der Methode „Schäubeln“<br />

in der Politik (nach einem fürchterlichen<br />

öffentlichen Ausraster des Ministers - siehe<br />

28 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Youtube) wird offensichtlich dass das Problem<br />

der Führungsneurotiker überall vertreten ist.<br />

Vermutlich auch bei Lehrern wie aktuelle Untersuchungen<br />

aufdecken.<br />

Ein Grund stellt nach Aussage von Personalberatern<br />

die mangelnde Berücksichtigung von<br />

charakterlichen Mängeln dar.<br />

„Die neuen Führungskräfte sind mehr denn je<br />

anscheinend überengagiert ehrgeizig, fachlich<br />

kompetent und vor allem von sich selbst überzeugt<br />

- aber psychisch nicht mehr belastbar,<br />

charakterlich nachzuschulen und besorgniserregend<br />

als Gefühlsterroristen unterwegs.“<br />

Solche persönlichkeitsgestörte Menschen sind<br />

ständig auf der Suche nach Bewunderung und<br />

haben gleichzeitig eine enorme Angst vor Zurückweisung<br />

und Kränkung. Das macht sie<br />

nicht selten völlig unberechenbar.<br />

Paul Babiak und Professor Robert D. Hare beschreiben<br />

in ihrem Buch „Menschenschinder<br />

oder Manager“. Führungskräfte mit solchen Persönlichkeitsstörungen<br />

als „soziale Chamäleons“,<br />

denen es immer wieder gelingt, die Mitarbeiter<br />

äußerst geschickt zu manipulieren und um<br />

den Finger zu wickeln. Das Erwachen ist nicht<br />

selten schmerhaft bis tödlich, wie der anscheinend<br />

auf Bossing zurückzuführender Freitod<br />

zweier schweizer Banker aktuell aufzeigt. Hier<br />

wird deutlich wie wichtig es für die Mitarbeiter<br />

und besonders für die Unternehmenskultur<br />

ist, rechtzeitig ein „emotionales Schutzschild“<br />

aufzubauen und gezielt ein Charakterstärkentraining<br />

der Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

anzustreben.<br />

Auch wenn zwischen den Bossen es anscheinend<br />

nicht selten eine Art stillschweigende<br />

Übereinkunft zu geben scheint, sich lieber mit<br />

den Folgen als mit den Ursachen von Mitarbeiterfrust<br />

zu befassen, wie eine Autorin kürzlich<br />

schrieb, und vernünftige Weiterbildungsansätze<br />

durch Artikel wie „Die Gute-Laune-Lüge“<br />

oder hanebüchende Bücher wie „Positives denken<br />

macht krank“ torpediert werden, ist jeder<br />

Ansatz die charakterliche Eignung im Unternehmen<br />

zu fördern zu begrüßen.<br />

MIt der Charakterstärkenanalyse Chara24<br />

(www.chara24.de) hat die TAM - Trainer Akademie<br />

München die Grundlage für eine wirkungsvolle<br />

Strategie des Charakterstärkentrainings<br />

gelegt und die wachsende Zahl der ausgebildeten<br />

Charakterstärkentrainer wird die launologische<br />

Revolution weiter vorantreiben. Wir<br />

bleiben dran. Sie auch?<br />

***<br />

Helmut Fuchs<br />

Helmut Fuchs<br />

Psychotherapeut, Wirtschaftspsychologe und -pädagoge, Cheftrainer und „Spiritus rector“ der lernphilosophischen Strategie der neuen „Leichtigkeit<br />

des Lernens“ der renommierten TAM Trainer Akademie München, gilt als Wegbereiter des erlebnisorientierten Lernens im Management und hat in den<br />

90ern die klinische Motivanalyse von Prof.Stephen Reiss nach Europa geholt und für die Personalentwicklung aufbereitet. Mit der Gründung des WIFAL-<br />

Instituts und der Entwicklung der Protowissenschaft Launologie und den Analysetools MSA, Intrinsic und Chara 24 hat er zeitgeschichtliche Impulse für<br />

ein neues Denken im Managementtraining angestoßen. Mit über 50 populären Fachbüchern als Autor und Co-Autor, zahlreichen Buchbeiträgen, mehr<br />

als 1000 Fachartikeln, Etablierung des Fachnagazins Zukunfttraining und zahlreichen Lehraufträgen an renommierten Hochschulen hat er zu diesen<br />

Themen neue Sichtweisen und Handlungsszenarien hinzugefügt.<br />

Helmut Fuchs<br />

www.helmutfuchs.de<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 29


30 1 <strong>ZT</strong> <strong>ZT</strong> | Juni | August <strong>2013</strong> <strong>2013</strong><br />

JEtZt BEstEllEN auF<br />

www.emotionales-schutzschild.de


August Juni <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> | <strong>ZT</strong> 31 2


TALK Limbic<br />

WIE WIR UNS DAS UNBEWUSSTE<br />

ZUM VERBÜNDETEN MACHEN.<br />

VON RALPH HAUCK<br />

32 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 33


TALK Limbic<br />

WIE WIR UNS DAS UNBEWUSSTE<br />

ZUM VERBÜNDETEN MACHEN.<br />

„Anschauen im Laden – kaufen im Internet“ lautete im Mai eine Schlagzeile im Handelsblatt.<br />

Bei einer Studie gaben 81% der Befragten an, nach diesem Motto mindestens schon einmal gehandelt<br />

zu haben. Der stationäre Handel klagt massiv darüber, immer mehr zum Schaufenster für<br />

Internetanbieter zu verkommen.<br />

34 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Aus der Sicht des Einzelhandels<br />

informieren sich Kunden im<br />

Handel, vergleichen die Preise<br />

direkt am Smartphone oder<br />

später Zuhause am Laptop um<br />

dann seine Kaufentscheidung zu treffen. Und<br />

wenn der Kunden den POS verlassen hat, ist er<br />

meist für den Händler verloren. Ein günstigeres<br />

Angebot findet man online fast immer.<br />

Aber sind wirklich alle Kunden so berechnend<br />

oder spielt da noch ein anderer Faktor eine<br />

Rolle?<br />

Das<br />

Limbische<br />

System<br />

© medicalpicture no: 21150<br />

Sicher kenne Sie die Situation aus eigener Erfahrung.<br />

Sie tragen sich mit der Absicht ein<br />

Produkt zu kaufen, gehen in den Handel, dort<br />

finden Sie genau das Passende und sogar<br />

der Preis scheint in Ordnung.<br />

Aber irgendwie könne sie sich nicht<br />

entscheiden.<br />

Sie haben kein gutes Gefühl dabei, jetzt die Entscheidung<br />

zu treffen obwohl Sie sich mit einer<br />

klaren Kaufabsicht auf den Weg gemacht hatten.<br />

Möglicherweise spielt ja neben dem Kunde<br />

auch der Verkäufer eine Rolle in diesem Prozess.<br />

Wenn Sie sich selbst die Frage stellen, was Sie<br />

von einem guten Verkäufer erwarten, kommen<br />

Sie sehr schnell zu Eigenschaften wie Ehrlichkeit,<br />

Fachkompetenz, Kundenorientierung,<br />

Freundlichkeit oder Verbindlichkeit. Die Liste<br />

lässt sich beliebig fortsetzen ohne das sich dabei<br />

eine Tatsache ändert: Fast alle gewünschten<br />

Eigenschaften, die Kunden von einem guten<br />

Verkäufer erwarten, liegen auf der Beziehungsebene<br />

und nicht auf der Sachebene. Und genau<br />

hier liegt der Knackpunkt im Verhalten der<br />

meisten Verkäufer: Diese konzentrieren sich auf<br />

das Produkt, also die Sachebene, und nicht auf<br />

den Kunden. Fakten stehen im Vordergrund<br />

und zu diesen Fakten gehört dann auch der<br />

höhere Preis.<br />

• Die Basis unseres Gehirns,<br />

das limbische Grundprogramm,<br />

entwickelte sich vor etwa<br />

3,5 Milliarden Jahren<br />

• Das moderne Gehirn entstand<br />

vor etwa 100.000 Jahren<br />

• Die bei jedem Menschen unbewusst<br />

ablaufenden Grundprogramme sind:<br />

• Furcht, Angst<br />

• Wut, Zorn<br />

• Freude<br />

• Trauer<br />

• Ekel<br />

40 Bit/sec<br />

11 MB/sec<br />

Aus der aktuellen Hirnforschung wissen wir<br />

inzwischen, dass unser Gehirn über die Sinneskanäle<br />

etwa 100.000 mal mehr an Information<br />

pro Sekunde aufnimmt, als unser Bewusstsein<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 35


dann tatsächlich verarbeitet. Das Filtern der Informationen<br />

und damit die Entscheidung, welche<br />

Informationen für uns wichtig sind, übernimmt<br />

dabei das limbische System, der älteste<br />

Teil unseres Gehirns, der sich bereits vor etwa<br />

3,5 Milliarden Jahren entwickelt hat. Die Grundprogramme,<br />

die dabei bei jedem Menschen<br />

unbewusst ablaufen, sind Angst, Wut, Freude,<br />

Trauer und Ekel. Ähnlich einer Suchanfrage in<br />

Google, bei der das Internet nach dem entsprechenden<br />

Begriff durchsucht wird, durchsucht<br />

unser Unbewusstes bei jedem Reiz unser Gehirn,<br />

nach entsprechenden Erfahrungen. Die<br />

dabei entstehende Neuroassoziation, die quasi<br />

die Summe aller Erfahrungen darstellt, ist dann<br />

entscheidend dafür, welche Informationen an<br />

das Bewusstsein weitergeleitet werden und<br />

welche Emotionen dabei entstehen.<br />

Genau bei diesen Emotionen liegt der Schlüssel<br />

für den Verkaufserfolg. Gelingt es uns, beim<br />

Kunden für positive Emotionen zu sorgen,<br />

steigt die Kaufwahrscheinlichkeit immens an.<br />

Kunden treffen nur dann eine Kaufentscheidung,<br />

wenn sie ein gutes Gefühl dabei haben.<br />

Für positive Emotionen können wir sorgen, in<br />

dem wir bewusster mit unserer Sprache umgehen.<br />

Wir formulieren oft gedankenlos, ohne uns<br />

bewusst zu sein, welchen Schaden wir damit<br />

gerade anrichten.<br />

Machen Sie mit mir gemeinsam ein kleines Gedankenexperiment.<br />

Lesen Sie jetzt bitte den nächsten Satz und<br />

beobachten Sie, was vor Ihrem inneren Auge<br />

passiert.<br />

Denken Sie jetzt nicht<br />

an einen rosa Elefanten.<br />

In genau dem Moment, in dem Sie den Satz lesen,<br />

entsteht vor Ihrem inneren Auge das Bild<br />

des rosa Elefanten. Sie können dann nur noch<br />

den Elefanten in Gedanken dick und fett durchstreichen.<br />

Das Bild aber ist erst einmal da.<br />

Was genau spielt sich dabei in unserem Gehirn<br />

ab?<br />

Die Worte nehmen ihren Weg vom Sinnesorgan<br />

Ohr zum Thalamus, dem größte Teil des<br />

Zwischenhirns. Von dort aus werden Sie parallel<br />

zum Großhirn, und zur Amygdala, eine Teil<br />

des Limbischen Systems, geleitet. Im Großhirn<br />

erfolgt die inhaltliche und in Amygdala die<br />

emotionale Verarbeitung. Amygdala ist dabei<br />

in der Informationsverarbeitung 20–100 mal<br />

schneller als unser Großhirn, was bedeutet,<br />

dass das Bild immer schneller als die inhaltliche<br />

Botschaft entsteht.<br />

Diese Tatsache gilt nun aber nicht nur für das<br />

entstehen von Bildern, sondern auch genauso<br />

für das entstehen von Gefühlen.<br />

Wenn man Verkäufer bei Ihren Gesprächen mit<br />

Kunden genauer beobachtet, stellt man sehr<br />

häufig fest, das diese mit Vorliebe mit negativerten<br />

Negativaussagen arbeiten.<br />

„Das ist nicht schlecht.“ statt „Das ist gut!“<br />

„Das Angebot ist nicht teuer.“ anstatt „Das Angebot<br />

ist preiswert.“<br />

36 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


„Kein Problem“ anstatt „Ja, gerne“.<br />

„Sie haben keinen Nachteile....“ statt „Sie haben<br />

den Vorteil....“<br />

Diese Sprachmuster sind auch nicht wirklich<br />

überraschend. Durch die Medien werden wir<br />

Tag für Tag mit negativen Botschaften überschüttet.<br />

„Schlechte Nachrichten“ sind „gute<br />

Nachrichten“, denn diese Sorgen für Aufmerksamkeit,<br />

was wiederum Einschaltquote oder<br />

Auflage bedeutet.<br />

In der Mathematik haben wir gelernt, dass Minus<br />

mal Minus Plus ergibt. Das gilt in der Kommunikation<br />

aber leider nicht. Negativ belegte<br />

Begriffe wie „schlecht“, „teuer“ oder „Problem“<br />

lösen immer auch negative Gefühle bei unserem<br />

Gesprächspartner aus.<br />

Diese negativen Gefühle beeinflusse dann entscheidend<br />

das weitere Handeln.<br />

Die Neurowissenschaftler Gerhard Bittner und<br />

Elke Schwarz konnten bei Ihren Forschungen<br />

diese Reaktionen unseres Gehirns sogar bildlich<br />

nachweisen. Probanden wurden mit Begriffen<br />

konfrontiert, währen man die Aktivität<br />

Ihres Gehirns im Computertomographen sichtbar<br />

gemacht hat. Dabei stellten sie fest, dass<br />

Negativreize im limbischen System eine 3 mal<br />

stärkere Gehirntätigkeit auslösen als Positive.<br />

Diese Reaktion war bei unseren Vorfahren vor<br />

Millionen von Jahren auch gewünscht. Negative<br />

Reize bedeutenden meist Gefahr und das<br />

limbische System leitet dann, alle fürs Überleben<br />

notwendige, Maßnahmen ein.<br />

Lösen wir bei unserem Gesprächspartner durch<br />

eine unbedachte Wortwahl, ein negatives Gefühle<br />

aus, müssen wir dies durch mindestens 3<br />

positive Impulse wieder ausgleichen. Erst dann<br />

ist unser Gesprächspartner emotional in einer<br />

neutralen Verfassung. Wir haben dann aber immer<br />

noch nicht das positive Gefühl, dass wir für<br />

ein erfolgreiches Verkaufsgespräch benötigen.<br />

Den ganzen Prozess, der unbewusst während<br />

des Gesprächs abläuft, kann man sich wie das<br />

führen von zwei Emotions-Konten vorstellen.<br />

Das limbische System summiert die positiven<br />

und die negativen Emotionen auf und zieht am<br />

Ende des Gesprächs Bilanz, welches der beiden<br />

Gefühle überwiegt. Dieses Gefühl ist dann entscheidend<br />

dafür, ob der Kunde kauft oder den<br />

Laden wieder verlässt.<br />

Gelingt es dem Verkäufer, durch einen bewussteren<br />

Umgang mit Ihrer Sprache, dem Kunden<br />

ein positives Gefühl zu vermitteln, werden aus<br />

immer mehr Besuchern auch zwangsläufig<br />

Kunden.<br />

Das gute Gefühl beeinflusst die Entscheidung<br />

mehr, als die letzten 20€ Differenz beim Preis.<br />

Hieraus ergibt sich ein spannender Ansatz, der<br />

eine interessante Fassette ins Verkaufstraining<br />

einbringen kann.<br />

***<br />

Ralph Hauck<br />

Ralph Hauck<br />

Ralph Hauck, Jg. 1964, Dipl.Ing.(FH), zertifizierter BDVT-Trainer und –Coach, ist seit über 20 Jahren in der Erwachsenenbildung tätig. Seine Erfahrung<br />

in Führung und Vertrieb sammelte er in der Telekommunikationsbranche. Heute, als Geschäftsführer der ARAMIS GmbH, betreut er mit seinem Team<br />

bundesweit Kunden aus den verschiedenen Branchen in den Themen Verkauf, Vertrieb, Kundenorientierung, Kommunikation, Führung, Teaming und<br />

in der Begleitung von Veränderungsprozessen.<br />

Ralph Hauck<br />

www.aramis-training.de<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 37


<strong>ZT</strong><br />

Z u k u n f t - T r a i n i n g<br />

Versucht die Zukunft zu verändern –<br />

Visionär, kraftvoll, durch Worte<br />

Unterstützt<br />

Rüdiger und Annette Nehberg bei ihrem<br />

Kampf für die Menschenrechte<br />

Spenden Sie für eine gute Sache<br />

38 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Gemeinsam gegen Weibliche<br />

Gemeinsam gegen Weibliche<br />

Genitalverstümmelung!<br />

Genitalverstümmelung!<br />

Täglich werden mehr als 8000 Mädchen ihrer Genitalien und Würde beraubt. Alle<br />

11 Täglich Sekunden werden eins. mehr Weltweit als 8000 sind Mädchen 150 Millionen ihrer Genitalien Frauen betroffen. und Würde Unterstützen beraubt. Alle Sie<br />

uns 11 Sekunden im Kampf eins. gegen Weltweit dieses sind Verbrechen. 150 Millionen Frauen betroffen. Unterstützen Sie<br />

uns im Kampf gegen dieses Verbrechen.<br />

Jede Spende zählt! TARGET e.V. Ruediger Nehberg<br />

Sparkasse Jede Spende Holstein zählt! · TARGET BLZ 213 522 e.V. 40 Ruediger · Konto Nehberg 50 500<br />

Sparkasse Holstein · BLZ 213 522 40 · Konto 50 500<br />

www.target-nehberg.de<br />

www.target-nehberg.de<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 39<br />

AZ Target 1363 148x210 PRINT.indd 1 07.11.11 14:56


URLAUB VERDIRBT DEN<br />

ChARAKTER<br />

Bossing weiter im Vormarsch<br />

von Frederic M. Fuchs<br />

40 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 41


oder<br />

MAN SIEHT NUR VON<br />

UNTEN ARROGANT AUS.<br />

Bossing weiter im Vormarsch<br />

Bossing ist von oben erklärter und geführter Psychokrieg: Vom Boss, von Chefs und Führungskräften, die weisungsabhängige<br />

Mitarbeiter um jeden Preis mit allen Mitteln vernichten wollen.<br />

42 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Durch den fortschreitenden<br />

Einsatz neuer Technologien,<br />

verknüpft mit neuen<br />

Formen der Arbeitsorganisation,<br />

wie Dezentralisierung,<br />

der Einführung von<br />

Teamarbeit sowie flexibilisierten Arbeitszeitmodellen,<br />

haben sich die Anforderungen und<br />

auch die Belastungsspektren am Arbeitsplatz<br />

verändert. Es entstehen Leistungsverdichtung,<br />

beschleunigter Zeit- und Termindruck, hohe<br />

Verantwortung, informatorische Belastungen<br />

und die Notwendigkeit der Selbstorganisation<br />

von Arbeitsabläufen. Neue Anforderungen in<br />

der Arbeitswelt stellen nicht per se negative<br />

Belastungen dar.<br />

Die Bearbeitung verantwortungsvoller, komplexer<br />

und abwechslungsreicher Aufgaben und<br />

die Erhöhung der individuellen Entscheidungsund<br />

Handlungsspielräume können durchaus<br />

das Selbstbewusstsein stärken und die Arbeitszufriedenheit<br />

erhöhen. Wie sich die Veränderungen<br />

auf die Beschäftigten auswirken, ob<br />

sie überwiegend positiv bzw. negativ erlebt<br />

werden, ist nicht allein abhängig von der jeweiligen<br />

individuellen, psychischen Struktur. Vielmehr<br />

spielen die organisationalen und strukturellen<br />

Rahmenbedingungen sowie die sozialen<br />

Beziehungen auf der Kolleg/innen-und Vorgesetztenebene<br />

hierbei eine entscheidende Rolle,<br />

schrieb die Sozialforschungsstelle Dortmund<br />

schon zu dem Mobbing Report 2002.<br />

Mobbing wurde lange Zeit unterschätzt oder<br />

ausgeblendet – viele Betroffene galten noch<br />

in den 1990er Jahren mehrheitlich als Mimosen,<br />

Neurotiker oder Psychotiker. Das hat sich<br />

in den letzten Jahren zwar deutlich gebessert:<br />

Mittlerweile wissen Betriebsräte, Mediziner<br />

und Psychologen besser Bescheid über die<br />

existentielle Problematik, auch Politik und<br />

Rechtssprechung haben die bedrohlichen Vorgänge<br />

der Arbeitswelt erkannt, längst ist aber<br />

nicht alles im Reinen oder läuft mehrheitlich in<br />

die richtige Richtung. Weiterhin gibt es einen<br />

gravierenden blinden Fleck, fast schon eine tabuähnliche<br />

Wahrnehmungsstörung: Mobbing<br />

ist, entgegen weitverbreiteter Vorurteile, keine<br />

Wann Sie überlastet sind<br />

bestimme ICH!<br />

(Gesammelte Chefsprüche - Quelle: Spiegel, Zeit und Internet)<br />

„Wenn der Kuchen spricht, dann<br />

schweigt der Krümel.“<br />

„Wollten Sie nicht Karriere machen?“<br />

„Wenn Sie ein Beißer wären, würden<br />

Sie den Urlaub verschieben.“<br />

Kein Vergnügen für den einen,...<br />

„Schneller rudern, ich will Wasserski<br />

fahren.“<br />

...viel Vergnügen für den anderen<br />

„nach oben ist immer luft.“<br />

himmlisches Argument<br />

„If you can dream it, you can make it.“<br />

Traumhaftes Argument<br />

„Zum Träumen ist die nacht da.“<br />

Traumhaftes Gegenargument<br />

„Sleep is for the weak.“<br />

Traumhaftes Killerargument<br />

„hope is not a strategy“<br />

Noch ein Killerargument<br />

„Wer Angst hat, stirbt im Bett.“<br />

Killerargument für ganz Harte, denn:...<br />

„nur die harten kommen in den<br />

Garten.“<br />

Ein Klassiker<br />

„Man muss manche Menschen erst<br />

brechen, um sie aufzubauen.“<br />

Ein Klassiker aus dem Militär<br />

„Teamwork ist, wenn alle machen, was<br />

ich sage.“<br />

Selbstbestimmung eines Chefs<br />

„Bei einem Zug entscheidet die Schiene<br />

die Richtung.“<br />

Sanfte Variation der Selbstbestimmung<br />

„Das leben ist kein Wunschkonzert.“<br />

(Aber einer spielt natürlich immer die erste<br />

Geige)<br />

Chef: „Sie arbeiten doch gern hier,<br />

oder?“<br />

Angesteller: „Ja, klar.“<br />

Chef: „Warum tun Sie‘s dann nicht?“<br />

(Wer das hört, sollte noch misstrauischer werden)<br />

„In einer höhle ist kein Platz für zwei<br />

Bären.“<br />

Warnung an potentielle Rivalen<br />

„Setzt du ein Schwein an den Tisch,<br />

legt es bald auch seine Füße drauf.“<br />

Warnung vor Kollegen<br />

„nur wer gegen den Strom schwimmt,<br />

kommt zur Quelle.“<br />

Feuchtes Sprachbild<br />

„Wenn du ein totes Pferd reitest, steig<br />

ab!“<br />

Tierisches Sprachbild<br />

„Solange in der Kirche noch georgelt<br />

wird, ist der Gottesdienst nicht aus.“<br />

Göttliches Sprachbild<br />

„Man kann nicht jedes Ei beklatschen.“<br />

Sprachbild bei seltenem Lob<br />

„Meiden Sie die B-Wörter: Betriebsrat,<br />

Bildungsurlaub, Bonus.“<br />

Ratschlag bei der Einstellung<br />

„hoher, steter Druck von allen Seiten<br />

formt aus Kohle Diamanten.“<br />

Während der Probezeit<br />

„Wir sind hier nicht bei ‚Wünsch dir<br />

was‘, wir sind hier bei ‚So isses‘.“<br />

Betriebsalltag, Teil I<br />

„nicht geschimpft ist genug gelobt.“<br />

Betriebsalltag, Teil II<br />

„Wer lacht, hat noch Reserven.“<br />

Motivationsspruch I<br />

„Das Team sieht aus wie meine Jeans -<br />

an jeder wichtigen Stelle eine niete.“<br />

Motivationsspruch II<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 43


überwiegend »kollegiale Angelegenheit« – in<br />

aller Regel bedeutet Mobbing »Bossing«.<br />

Gemobbt wird überall und in allen Branchen; in<br />

Krankenhäusern und bei der Polizei, in Kleinfirmen<br />

ebenso wie in Großunternehmen und in<br />

Staatseinrichtungen. Angestellte sind ebenso<br />

betroffen wie Beamte und Arbeiter. In mindestens<br />

jedem zweiten Fall agiert der Boss oder<br />

Vorgesetzte als Mobber: »Etwa 50 Prozent der<br />

Vorgesetzten sind aktive Mobberlnnen«, dokumentiert<br />

der Ver.di-Mobbingreport von 2006.<br />

Entsprechend des Reports verhalten sich 37,5<br />

Prozent mobbingbegünstigend, nur 12,5 Prozent<br />

gingen verantwortlich mit ihrer Rolle um.<br />

Diese Sicht der Dinge richtet sich nicht gegen<br />

das Kapital oder die Arbeitgeber. Sie entspricht<br />

den realen Verhältnissen. »Zugespitzt formuliert<br />

ist ein typischer Mobber«, bilanzieren die<br />

Autoren der staatlich beauftragten Repräsentativstudie<br />

Mobbing-Report 2002, »ein männlicher<br />

Vorgesetzter zwischen 35 und 54 Jahren,<br />

der bereits langjährig im Betrieb beschäftigt<br />

ist«.<br />

Solche Erkenntnisse scheinen sich im Alltag zu<br />

verflüchtigen. Mobbing sehen viele Menschen<br />

nach wie vor als »Kollegen-Killing«. Auch Mobbingexperten<br />

räumen dem Bossing nur ausnahmsweise<br />

den entsprechenden Stellenwert<br />

ein.<br />

Unter den Arbeitspsychologen spricht unseres<br />

Wissens nach einzig der Frankfurter Mobbingforscher<br />

Dieter Zapf wiederholt davon, dass in<br />

70 Prozent der Mobbingfälle die Chefs die Täter<br />

sind. Er fordert demgemäß eine eigenständige<br />

Bossingforschung. Bisher umsonst: Bis heute<br />

konnten wir nur wenige deutschsprachige<br />

Fachpublikationen, Diplomarbeiten oder Dissertationen<br />

über Bossing recherchieren.<br />

Vieles, was für Mobbing gilt, ist auch für Bossing<br />

nicht verkehrt. Doch es gibt einige bedeutende<br />

Unterschiede.<br />

Die Autoren Fuchs/Huber schrieben bereits<br />

2009 in Ihrem Buch „Bossing“ (Kreuz-Verlag):<br />

„Wir hoffen, dass dieser Ansatz hilfreiche Impulse<br />

für Betroffene und Kollegen liefern kann<br />

ebenso wie für eine weiterführende, arbeitspsychologische<br />

oder sozialwissenschaftliche Mobbing-<br />

und Bossingforschung. Eine umfassende<br />

Erforschung des Phänomens Bossing ist dringend<br />

notwendig. Die Gefahren, die von kommunikativ<br />

wenig kompetenten, fast zwangsläufig<br />

führungsschwachen Führungskräften<br />

ausgehen, die die verschiedenen Anteile ihrer<br />

Persönlichkeit nicht integriert haben, sind für<br />

Leib und Seele der Bossing-Betroffenen eine<br />

untragbare Zumutung.<br />

Bossende Vorgesetzte haben aber auch eine<br />

betriebs- und volkswirtschaftlich desaströse<br />

Gesamtwirkung. Sie verbrennen immense Kapitalwerte<br />

ebenso wie Humankapital. Eine, vielleicht<br />

sogar die wichtigste Zukunftsressource in<br />

diesem noch jungen 21. Jahrhundert.<br />

Leider hat sich aber auch trotz zahlreicher Artikel<br />

und einiger Bücher bis heute nur wenig<br />

geändert.<br />

„Bossing muss schon im Ansatz geblockt werden.<br />

Das wichtigste Rezept lautet: Nicht alleine<br />

agieren, die Systematik der Angriffe sich und<br />

anderen durchschaubar machen. Wer sich in<br />

eine Verteidigungshaltung drängen lässt und<br />

jede einzelne Attacke zu parieren versucht,<br />

jede einzelne Lüge richtigstel len will, jede einzelne<br />

Verleumdung gerade rücken möchte<br />

— zwangsläufig immer im Nachhinein — der<br />

landet schnell im berüchtigten Hamsterrad.<br />

Denn der Sinn des Bossing ist, eine unliebsame<br />

Beschäftigte oder einen unliebsamen Beschäftigten<br />

aus dem Betrieb zu drängen — an allen<br />

Kündigungsschutzrech ten vorbei. Und der Sinn<br />

des Widerstands ist, genau das gemeinsam zu<br />

verhin dern. Und das gelingt auch, wenn Betroffene<br />

von Anfang an das „Kampffeld” des Arbeitgebers<br />

verlassen,“ schreibt Brennpunkt Betrieb<br />

von work-watch.de.<br />

AntiMoBB ev erklärt und empfiehlt:<br />

Beim Bossing muss man davon ausgehen, dass<br />

der Vorgesetzte ein Persönlichkeitsproblem hat.<br />

Ob gar neurotische Störungen von Führungskräften<br />

die Quelle der Problem sind, müsste<br />

44 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Wann Sie überlastet sind<br />

bestimme ICH!<br />

(Gesammelte Chefsprüche - Quelle: Spiegel, Zeit und Internet)<br />

„Sie benutzen nur zwei Gänge beim<br />

Denken: leerlauf und rückwärts.“<br />

Motivationsspruch III<br />

„lassen Sie das, konzentrieren Sie sich<br />

auf die einfachen Aufgaben.“<br />

Motivationsspruch IV<br />

„Überstunden sind ein Zeichen dafür,<br />

dass Sie sich mit der Firma identifizieren.“<br />

Motivationsspruch V<br />

„Ich weiß, diese zusätzliche Arbeit<br />

bedeutet eine Mehrbelastung. Verstehen<br />

Sie es als Auszeichnung.“<br />

Oder als Ausbeutung<br />

„haben Sie nichts zu tun, oder warum<br />

gehen Sie schon?“<br />

Beliebter Spruch nach einem Zwölf-Stunden-<br />

Arbeitstag<br />

„na, wieder einen halben Tag Urlaub?“<br />

Nach einem 14-Stunden-Tag auf dem Nachhauseweg<br />

„Ihr habt am Feiertag nicht frei. Dafür<br />

dürft ihr am Wochenende arbeiten.“<br />

Großzügige Geste<br />

„Ausruhen können Sie, wenn Sie tot<br />

sind.“<br />

Bis dahin wird geschuftet, bis zum Umfallen<br />

„Ich will keine Probleme, sondern<br />

lösungen.“<br />

Dann hätten Sie Chemielaborant und nicht Geschäftsführer<br />

werden sollen<br />

„Wir sitzen alle in einem Boot.“<br />

Ja, aber es ist eine Galeere<br />

„Wenn Sie anpacken, ist es so, als ob<br />

fünf leute loslassen.“<br />

Warum ist das mit dem Urlaubnehmen dann<br />

immer so ein Problem?<br />

„Mein Weg oder heimweg, was ist<br />

Ihnen lieber?“<br />

Aus dem Amerikanischen I<br />

„Ich bin wie ein Kreuzfahrtschiff. Wenn<br />

ich untergehe, dann nehme ich eine<br />

Menge leute mit.“<br />

Aus dem Amerikanischen II<br />

„lieber sonntags arbeiten als montags<br />

bei der Arbeitsagentur.“<br />

Warnhinweis Nr. 1<br />

„Sie brauchen dringend Urlaub. Das<br />

unnötige herumstehen hat Sie recht<br />

müde gemacht.“<br />

Warnhinweis Nr. 2<br />

„Wenn Sie so tun als würden sie arbeiten,<br />

werde ich so tun als würde ich Sie<br />

dafür bezahlen.“<br />

Alarmstufe eins<br />

„Schauen Sie auf Ihre Kontoauszüge.<br />

Da taucht regelmäßig derselbe name<br />

auf. Und solange das so ist, wird gemacht<br />

was ich sage. Oder Sie gehen.“<br />

Es wird brenzlig.<br />

„Sie wissen doch, dass ich Ihr Zeugnis<br />

schreibe.“<br />

Höchste Alarmstufe.<br />

„Wie lange arbeiten Sie hier schon -<br />

morgen einmal nicht mitgerechnet?“<br />

Alarm missachtet<br />

„Ein Blinddarm fehlt auch.“<br />

Nach der Kündigung<br />

„Ober sticht unter.“<br />

Sinnspruch zur Top-Bottom-Logik, Teil I<br />

„Jeder hat so sein Problem - das ist<br />

jetzt Ihres!“<br />

Sinnspruch zur Top-Bottom-Logik, Teil II<br />

„Wenn ich die Suppe verbrenne,<br />

löffeln Sie sie aus. Fertig.“<br />

Sinnspruch zur Top-Bottom-Logik, Teil III<br />

„Es kann nicht nur häuptlinge geben.“<br />

Selbsteinschätzung des Chefs<br />

„Ich brauche keine hilfe, das ist alleine<br />

schwer genug.“<br />

Der Häuptling wird überheblich<br />

„Ich schicke den besten Mann aus<br />

meinem Team. Ich komme selbst.“<br />

Kurz vor dem Abheben<br />

„Über einem Geschäftsführer gibt es<br />

nur noch den lieben Gott.“<br />

Nichts mehr zu retten<br />

„Wer Burnout bekommt, arbeitet nicht<br />

genug, sonst hätte er keine Zeit dafür.“<br />

Ressourcenoptimierung II<br />

„Machen Sie heute ein Wettrennen,<br />

wer als Erstes die Firma verlässt?“<br />

Motivationsspruch II<br />

„Jetzt sind Sie schon zu zweit - und<br />

haben immer noch keine Ahnung.“<br />

Gratulationsfloskel nach Geburt<br />

„na? Mal wieder ab ins Taliban-Ausbildungslager?“<br />

Konter gegen Urlaubsantrag an Ramadan<br />

„Sie kommen mit Ihrer Meinung und<br />

gehen mit meiner.“<br />

Konter gegen Widerrede<br />

„Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich<br />

nicht.“<br />

Totschlagargument gegen renitente Mitarbeiter,<br />

frei nach Napoleon<br />

„Es ist dem Untertanen untersagt, den<br />

Maßstab seiner beschränkten Einsicht<br />

an die handlungen der Obrigkeit<br />

anzulegen.“<br />

Konter gegen Widerrede, frei nach Kurfürst Friedrich<br />

Wilhelm von Brandenburg<br />

„Eine starke Behauptung ist besser als<br />

eine schwache Tatsache.“<br />

Der Chef wird rechthaberisch<br />

„Kommen Sie mir nicht mit Sachargumenten.“<br />

Kurz vor dem Realitätsverlust<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 45


einmal wissenschaftlich untersucht werden.<br />

Es mangelt vielleicht auch an Selbstbewusstsein.<br />

Die „bossenden“ Chefs fühlten sichvon<br />

starken Mitarbeitern bedroht. Auch Unsicherheit<br />

des Chefskann zu Bossing führen. Wenn<br />

Bossing festgestellt wird, herrschte meist ein<br />

schlechtes Betriebsklima. Die eigenen Interessen<br />

der Führunskräfte stehen im Vordergrund.<br />

Im Betrieb sind die Machtstrukturen dann oft<br />

spitzenorientiert. Es wird keine menschenorientierte<br />

Führung praktiziert und es mangelt<br />

an Teamkommunikation. Zahlreiche Bossing-<br />

Opfer sind kreativ und fleißig und werden ohne<br />

Selbstverschulden plötzlich zu Sündenböcken<br />

und Blitzableitern für die Frustration des Chefs.<br />

Woran schlechte Chefs erkannt werden<br />

können:<br />

• Schiebt Entscheidungen auf die lange<br />

Bank.<br />

• Redet schlecht über Leute auf Betriebsfeiern.<br />

• Stellt Mitarbeiter vor versammelter Mannschaft<br />

bloss.<br />

• Hätschelt alte Seilschaften, mit denen er<br />

Leichen im Keller hat.<br />

• Bunkert sich im Chefzimmer ein.<br />

• Umgibt sich mit devoten Figuren, die<br />

nicht gefährlich werden können.<br />

• Verunsichert die Belegschaft mit dunklen<br />

Andeutungen.<br />

Das Wochenmagazin ZEIT definiert Psychoterror<br />

als Führungsstil und erklärt: „An jedem zweiten<br />

Mobbingfall ist der Chef beteiligt. Für Opfer<br />

von „Bossing“ sind die Folgen schwerwiegend.<br />

Auch Unternehmen und die Volkswirtschaft<br />

kommen zu gravierenden Schäden.<br />

Mindestens drei Prozent der Beschäftigten in<br />

Deutschland werden an ihrem Arbeitsplatz<br />

systematisch schikaniert, schreibt das Magazin<br />

weiter, jeder neunte Deutsche im erwerbsfähigen<br />

Alter soll schon einmal gemobbt worden<br />

sein, heißt es in der Broschüre „Wenn aus Kollegen<br />

Feinde werden“, die die Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA)<br />

herausgibt. Als Mobbing wird das Schikanieren,<br />

Drangsalieren, Benachteiligen und Ausgrenzen<br />

von Mitarbeitern und Kollegen über einen längeren<br />

Zeitraum verstanden.<br />

In 40 Prozent der Fällen geht der Terror im Büro<br />

von den Führungskräften aus, in weiteren zehn<br />

Prozent mobben Chef und Mitarbeiter gemeinsam.<br />

Einige Experten gehen sogar von einer<br />

Bossing-Quote von 70 Prozent aus. Die Zahlen<br />

sind erstaunlich, wenn man berücksichtigt,<br />

dass es erheblich weniger Vorgesetzte als Arbeitskollegen<br />

gibt.<br />

Tatsächlich ist Bossing häufig das Ergebnis von<br />

Führungsschwäche und ungesunden Strukturen<br />

im Betrieb. „Wenn in einem Unternehmen<br />

systematisch gemobbt wird, zeugt das von<br />

schlechtem Management“, sagt der Frankfurter<br />

46 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>


Arbeitspsychologe und Mobbing-Forscher Dieter<br />

Zapf. Manchmal stehen aber auch einfach<br />

persönliche Animositäten zwischen Bosser und<br />

Opfer im Raum.<br />

Angesichts einer solchen Entwicklung ist es<br />

kontraproduktiv, wenn gute Ansätze zur charakterlichen<br />

Anfütterung der Führungskräfteentwicklung,<br />

wie sie zum Beispiel die Positive<br />

Psychologie bereitstellt und wie sie in vielen<br />

Programmen der Launologie enthalten sind<br />

durch Artikel über die vermeintliche Gefahren<br />

allzuguter Stimmung bei Einzelnen oder<br />

„Gefahren der Guten Laune“ hervorgehoben<br />

werden und weiterhin einer „Verniedlichung“<br />

emotionaler Gewalt das Wort geredet wird und<br />

konstruktive Gegenbewegungen erstickt werden.<br />

***<br />

Frederic M. Fuchs<br />

Wann Sie überlastet sind<br />

bestimme ICH!<br />

(Gesammelte Chefsprüche - Quelle: Spiegel, Zeit und Internet)<br />

„Ich weiß doch, was rauskommen<br />

muss. Wenn das bei dir nicht rauskommt,<br />

machst du eben was falsch.“<br />

nichts mehr zu retten<br />

„Meine Praktikantin sieht jetzt mal<br />

unter dem Schreibtisch nach, ob alle<br />

Kabel stecken.“<br />

Am Telefon zur IT-Abteilung<br />

„husten können Sie auch hier.“<br />

Konter gegen Krankmeldung<br />

„Fachlich mache ich mir um Sie gar<br />

keine Sorgen. Aber nehmen Sie doch<br />

mal zehn Kilo ab.“<br />

Gesundheitstipp in Feedback-Gespräch<br />

„Sie können gar nicht kündigen. Sklaven<br />

werden verkauft oder erschossen.“<br />

Konter gegen Kündigung<br />

„Wenn ich gehe, werde ich noch einige<br />

von euch mitnehmen.“<br />

Drohung eines Chefs, dem Altersteilzeit nahegelegt<br />

wurde<br />

„Wer ich bin? Ich bin die Eins, die<br />

euch nullen vorsteht, damit ihr überhaupt<br />

was wert seid.“<br />

Mathematisierte Top-Bottom-Logik<br />

„Viel Arbeit hat noch niemandem geschadet<br />

- das sehen Sie ja an mir.“<br />

Motivationsspruch eines geschiedenen Chefs mit<br />

Sozialphobie<br />

Frederic M. Fuchs<br />

Nach seinem Schulabschluss auf Hawai‘i studierte der inzwischen 23-Jährige Unternehmer Kommunikation & Philosophie in Italien. Während seines<br />

Studiums gründete er das Trainermagazin „Zukunft-Training“ und ermöglicht seitdem Trainern und Speakern die Perspektive ein größeres Publikum zu<br />

erreichen.<br />

Nach einem weiteren Zwischenstopp in der Schweiz lebt und arbeitet Frederic Merlin Fuchs nun seit Oktober 2012 in Berlin. Im März <strong>2013</strong> trat er der<br />

Medienagentur p5 Media in leitender Position bei.<br />

Frederic M. Fuchs<br />

www.zukunfttraining.de<br />

August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 47


DIE DESIGN AGENTUR FÜR<br />

TRAINER · SPEAKER · COACHES<br />

www.p5media.de<br />

48 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong><br />

(Werbeanzeige)


impressum<br />

Zukunft Training<br />

TAM-edition Verlag in Zusammenarbeit mit der TAM-Trainer Akademie<br />

München<br />

Als Mitherausgeber treten die Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen<br />

Beiträge auf.<br />

Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrunde liegenden<br />

Quellen keine Gewähr für den Inhalt übernehmen. Jegliche Haftung für aus der<br />

Berichterstattung entstandene Schäden ist ausgeschlossen.<br />

ZukunftTraining bei TAM-edition<br />

Torstraße 37, 10119 Berlin<br />

Telefon +49 152 0958 1975<br />

redaktion@zukunfttraining.de<br />

Chefredaktion: Dr. Helmut Fuchs,<br />

Redaktionelle Mitarbeiter: Frederic Merlin Fuchs,<br />

Dr. Andreas Huber, Thomas Lehnen<br />

Layout und Gestaltung: p5 Media Agentur<br />

Alle rechte vorbehalten.


<strong>ZT</strong><br />

Z u k u n f t - T r a i n i n g

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!