ZT | September 2013
Ausgabe 18 - 09/13
Ausgabe 18 - 09/13
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„Spielveränderer“<br />
Erfolgreich Verkaufen<br />
Markus Euler<br />
Wie verkaufsstark sind Ihre<br />
Angebote?<br />
Lothar Lay<br />
Erfolgsfaktor Gefühlsterror<br />
Helmut Fuchs<br />
Talk Limbic<br />
Wie wir uns das Unbewusste<br />
zum Verbündeten machen.<br />
Ralph Hauck<br />
Urlaub verdirbt den Charakter<br />
Bossing weiter im Vormarsch<br />
Frederic M. Fuchs
„In Zukunft wird es zwei Arten von Unternehmen geben,<br />
die schnellen und die toten.“<br />
Jens Bodenkamp<br />
zukunft-Training
editorial<br />
Liebe Freunde, liebe Kollegen<br />
„Die Gute-Laune-Lüge“ lautet der aktuelle Titel einer führenden Seminarzeitschrift.<br />
Beim Lesen des Artikels als vermeintliche „Streitschrift gegen die gute Laune“ wurde man den<br />
Eindruck nicht los, es gäbe letztlich zuviel „Gute Laune“ und „positives, konstruktives Denken“<br />
in deutschen Unternehmen und wir müßten dringend geschützt werden - vor soviel Gutmenschen.<br />
Leider ist dem aber tatsächlich nicht so. Nach dem Erscheinen meines Buches „Bossing“ war ich<br />
seinerzeit in zahlreichen Rundfunkanstalten eingeladen, als Experte für Mobbing Hörerfragen<br />
zu beantworten. Es wahr abenteuerlich wie Hörer/innen schilderten in welchem Umfang und<br />
mit welcher Akribie in deutschen Führungsetagen verbale Gewalt ausgeübt wird. Wachsende<br />
Burnout-Zahlen, Depression und Freitod (siehe Schweiz) sind anscheinend als Konsequenz<br />
aber nicht genug.<br />
Nein wir brauchen anscheinend dringend Warner vor zuviel Positivem Denken und Handeln<br />
-und der guten Laune.<br />
Kein vernünftiger Mensch wird leugnen, dass nicht auch die schlechte Laune zum Leben dazu<br />
gehört. Ja sogar wichtig ist. Aber die schlechte Laune beherrschen doch die meisten Menschen<br />
- zumindest in Deutschland - letztlich mit hoher Professionalität. Gefühlsterroristen, Miesepeter<br />
und Negaholiker haben Hochkonjunktur. Hier gilt es einzuschreiten und Hilfe anzubieten.<br />
Abgesehen davon dass der Lebenskunstphilosoph WILHELM SCHMID in dem Artikel völlig aus<br />
dem Zusammenhang eingepaßt wurde, ist die „Komplementärgebundenheit menschlichen<br />
Seins“ (Gregory Bateson) doch von keinem ernsthaften Menschen in Frage gestellt. Warum also<br />
so eine Headline?<br />
Die Antwort ist einfach. Kaum tauchten die ersten Pferdekutschen in New York auf, posaunten<br />
schon die immer allgegenwärtigen Kulturpessimisten ihre Angst, dass bald die Pferdeäpfel<br />
in den Strassen bis zum zweiten Stock liegen würden und es gäbe keinen Grund dafür einen<br />
Computer zuhause zu haben, meinte Tom Watson, seinerzeit CEO bei IBM, als die ersten Heimcomputer<br />
(nicht von IBM) auftauchten. Diese Spezies stirbt nicht aus. Ist vermutlich auch gut<br />
so - wir brauchen ja den Gegensatz.<br />
Eigentlich fehlt jetzt aber nur noch der Artikel oder das Buch zur „Gesundheitslüge“ nach dem<br />
Motto „Gesundheit macht krank“. Auch dafür wird sich jemand kompetentes finden lassen - besonders<br />
wenn es um Publikumswirksamkeit geht.<br />
Mit der Salutogenese in der Medizin, dem Wandel von der Erzeugungsdidaktik zur Ermöglichungsdidaktik<br />
in der Erwachsenenbildung, dem Ansatz des appreciative Inquiry in der Beratung<br />
und den Gedanken von Martin Seligmann zur Positiven Psychologie sind meines Erachtens<br />
wichtige Impulse für einen längst überfälligen Paradigmenwechsel angestoßen worden.<br />
Darüber sollten wir erst einmal glücklich sein (auch wenn das Streben glücklich zu sein angeblich<br />
ja auch gefährlich ist).<br />
Ich halte weiterhin an der Aufforderung zur Launologischen Revolution fest und werde den<br />
Grundgedanken einer verlorengegangenen Disziplin der Psychohygiene in Wort und Schrift<br />
hochhalten. Trotz der vermeintlichen Gefahren. Gerne empfehle ich mein im Herbst erscheinendes<br />
Buch „Gut Gelaunt Gewinnt“- als eine Streitschrift gegen wachsende emotionale Verrohung<br />
und Gefühlsterrorismus.<br />
Ihr<br />
Helmut Fuchs<br />
Helmut Fuchs
4 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Ausgabe 18 09/13<br />
Inhalt<br />
06 „Spielveränderer“ —<br />
Erfolgreich Verkaufen<br />
Markus Euler<br />
12 Im Interview —<br />
Markus Euler<br />
18 Wie verkaufsstark sind Ihre<br />
Angebote? —<br />
Lothar Lay<br />
26 Erfolgsfaktor Gefühlsterror—<br />
Helmut Fuchs<br />
34 Talk Limbic —<br />
Wie wir uns das Unbewusste zum<br />
Verbündeten machen.<br />
Ralph Hauck<br />
42 Urlaub verdirbt den Charakter —<br />
Bossing weiter im Vormarsch<br />
Frederic M. Fuchs<br />
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Markus Euler<br />
Copyright Markus Euler<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 5
V<br />
MA<br />
E<br />
„SPIELVERÄ<br />
6 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
ON<br />
RKUS<br />
ULER<br />
NDERER“<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 7
„SPIELVERÄ<br />
VON MARKUS EULER<br />
Erfolgreiche Verkäufer<br />
sind<br />
Aalglatt – so werden viele Verkäufer vom Kunden wahrgenommen. Kunden<br />
gehen mit negativen Erwartungshaltungen in einen Laden oder suchen die<br />
Beratung lieber im Internet. Entscheider im Business-Umfeld haben Angst vor<br />
„Powerpointschlachten“ und Vertriebsmitarbeitern, denen man den Verkaufsdruck<br />
anmerkt.<br />
Mal ehrlich – wann hat sie ein Verkäufer das letzte Mal so richtig überrascht, zum<br />
Lachen oder Staunen gebracht? Oder haben Sie sich auch schon damit abgefunden,<br />
dass immer noch gefühlte zwei Drittel der Verkäufer fragen: „Kann ich Ihnen<br />
helfen?“ Und Sie reagieren (ähnlich wie der Pawlow´sche Hund) mit einem Reflex:<br />
„Danke ich schaue mich nur um“.<br />
Spielveränderer – wie klingt das für Sie? Herausfordernd? Rebellisch? Verlockend?<br />
8 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
NDERER“<br />
Das Spiel verändern – und schon macht es<br />
wieder Spaß!<br />
Verkäufer gegen Einkäufer. Kunde contra Verkäufer.<br />
So sieht es manchmal auf den ersten<br />
Blick aus. Jeder spielt seine Rolle, sein Spiel. Verkaufen<br />
ist auch ein Spiel. Eines der ältesten und<br />
gleichzeitig ein sehr professionelles. Und zum<br />
Spielen gehört es vor allen auch Spaß zu haben.<br />
Und am Ende ist Verkaufen eines der wenigen<br />
Spiele, bei denen es am Ende zwei Gewinner<br />
geben kann. Herrlich!<br />
Fast jedes Spiel wird mit der Zeit langweilig,<br />
das haben wir als Kind schon gemerkt. Und<br />
was machen Kinder dann? Entweder sie spielen<br />
ein anderes Spiel oder sie werden kreativ<br />
und ändern die Regeln oder denken sich neue<br />
Rahmenbedingungen aus. Und schon macht<br />
das Spiel wieder Spaß. Ähnlich ist es beim Verkaufen.<br />
Es ist immer das alte Spiel – aber jeder<br />
Verkäufer hat es in der Hand, den Verlauf in einem<br />
bestimmten Rahmen mit zu gestalten, das<br />
Spiel zu verändern. Und auf einmal verändert<br />
sich eine ganze Menge, es entstehen andere<br />
Gespräche, die Stimmung wird positiver, einige<br />
Dinge verlieren an Bedeutung, andere bekommen<br />
mehr Gewicht. Wann haben Sie das letzte<br />
Mal darüber nachgedacht, wie lange Sie schon<br />
so verkaufen, wie sie verkaufen? Wann hat ein<br />
Kunde das letzte Mal zu Ihnen gesagt: „So eine<br />
Frage hat mir noch niemand gestellt – interessanter<br />
Gedanke.“ Hier drei Beispiele:<br />
Das alte Spiel Nummer 1: „Der Kunde ist<br />
König und bestimmt die Regeln“<br />
Verkäufer Maier investiert immer wieder viel<br />
Zeit, um Angebote zu erstellen. Dabei erhält<br />
er nicht immer vorab die Informationen, die er<br />
benötigt, um das wirklich beste Angebot abzuliefern.<br />
Hauptsache er kann ein Angebot erstellen.<br />
Der Einkaufsprozess des Kunden sieht so<br />
aus, dass dieser sich mit den Angeboten zuerst<br />
einmal nur einen groben Überblick verschaffen<br />
möchte und deswegen auch nur grobe Anhaltspunkte<br />
liefert. Am Ende hört der Verkäufer<br />
immer wieder Sätze wie „Das entspricht nicht<br />
ganz unseren Erwartungen“ oder „Wir haben<br />
günstigere Angebote vorliegen“.<br />
MEHR INFORMATIONEN ZUM THEMA:<br />
Markus Euler<br />
„Back to Basic – Verkaufen heute“<br />
Es kann so einfach sein.<br />
240 Seiten<br />
24,80 Eur[D]<br />
ISBN 978-3-86980-048-6<br />
1. Auflage BusinessVillage 2010<br />
http://www.businessvillage.de/Back-to-Basic-Verkaufen-heute/eb-815.html<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 9
Warum lässt sich der Verkäufer aber immer wieder<br />
auf dieses Spiel ein? Viele tun es, weil Sie<br />
jetzt schon Angst um den Auftrag haben. Der<br />
Kunde möchte doch ein Angebot – also muss<br />
ich ihm auch eines erstellen. Würde ein Arzt so<br />
denken, sähe das so aus: Der Patient kommt in<br />
die Praxis und klagt über Schmerzen im Unterbauch.<br />
Der Arzt empfiehlt ihm Schonkost und<br />
verschreibt ihm eine säureregulierende Arznei.<br />
Nach einer Woche kommt der Patient wieder<br />
und beschwert sich, dass die Schmerzen nicht<br />
nachgelassen haben und der Arzt antwortet:<br />
„Ich wusste ja nicht genau, worunter sie genau<br />
leiden, aber sie wollten ja unbedingt eine Lösung.“<br />
Spielveränderung: „Die wichtigsten Regeln<br />
legt der Verkäufer fest“<br />
Keine Therapie ohne Diagnostik. Das ist die<br />
Spielregel des Arztes. Da kann der Patient machen,<br />
was er will. Der unzufriedene Verkäufer<br />
legt ab jetzt folgende Regel fest: „Kein Angebot<br />
ohne bestimmte Rahmendaten“. Und das<br />
konsequent. Keine Daten - kein Angebot. Und<br />
wenn der Interessent das nicht akzeptiert und<br />
dann kein Angebot mehr will ? Dann ist das so!<br />
Bitte verstehen Sie mich richtig: Der Verkäufer<br />
muss bestimmen, was er braucht, um den<br />
Interessenten oder Kunden da hin zu führen,<br />
wo dieser hin möchte. Und deshalb legt er die<br />
wichtigsten Regeln fest. Deswegen bereitet er<br />
sich auf jeden Termin vor und hat ein klares Ziel.<br />
Das ist nicht kundenfeindlich, sondern kundenfreundlich.<br />
Das alte Spiel Nummer 2: „Das-Kunde-fragt-<br />
Verkäufer-antwortet-Spiel“<br />
Manche Verkäufer beginnen Akquise- oder<br />
Verkaufsgespräche ungefähr so: „Was möchten<br />
Sie denn genau wissen?“ Eine – auf den ersten<br />
Blick – normale Frage. Doch sind die Fragen,<br />
die der Kunde hat, wirklich die Wichtigsten zu<br />
diesem Zeitpunkt? Kann sein, muss aber nicht.<br />
Wie oft stellt der Interessent eine Reihe von Fragen,<br />
die der Verkäufer „brav“ beantwortet. Der<br />
Interessent bedankt sich dann für die vielen<br />
Informationen und möchte es sich noch einmal<br />
überlegen. Das alte Reiz-Reaktions-Muster<br />
hat wieder zugeschlagen. Wird uns eine Frage<br />
gestellt, haben wir den Drang, diese Frage zu<br />
beantworten. Reflexartig. So wurde es uns als<br />
Kind beigebracht. Und manche tun es selbst<br />
dann, wenn sie die Frage nicht wirklich verstanden<br />
haben oder die Motivation hinter der Frage<br />
nicht erkannt haben.<br />
Spielveränderung: Dem Kunden Fragen<br />
stellen und dessen Fragen hinterfragen<br />
Zuhören und Fragen stellen. Die „Großbaustelle“<br />
vieler Verkäufer. Der Verkäufer kann das<br />
Spiel verändern, in dem er lernt,<br />
• sich zurück zu nehmen und selbst mehr<br />
Fragen zu stellen<br />
• die Fragen des Kunden (und dessen<br />
Motivation) zu hinterfragen<br />
• auch Gegenfragen zu stellen<br />
Dazu einige Beispiele, wie erfolgreiche Verkäufer<br />
mit Fragen umgehen:<br />
Kunde: „Gibt es dieses Gerät auch in anderen<br />
Farben?“<br />
Verkäufer: „Eine kurze Frage – wie wichtig<br />
ist ihnen die Farbe bei der Entscheidungsfindung?“<br />
Kunde: „Welche Erfahrungen besitzen Sie in der<br />
Abwicklung von Großprojekten?“<br />
Verkäufer: „Um sicher zu stellen, dass wir dasselbe<br />
meinen, habe ich eine kurze Frage – was<br />
sind nach ihrer Definition Großprojekte?“<br />
Kunde: „Erzählen Sie bitte einmal, wie Sie solche<br />
Aufgaben angehen.<br />
10 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Verkäufer: „Bitte sind sie so nett und beantworten<br />
mir vorab zwei kurze Fragen, damit ich<br />
Ihnen auch das für Sie beste Beispiel geben<br />
kann“. Ist das in Ordnung für Sie?<br />
Diese Spielveränderung hat den angenehmen<br />
Nebeneffekt, dass der Verkäufer nicht zu stark<br />
in die Erzählerrolle rutscht und ein wirklicher<br />
Dialog und Klarheit entstehen.<br />
Das alte Spiel Nummer 3: „Dem Kunden den<br />
Nutzen vermitteln“<br />
Verkäufer sind darauf „getrimmt“, dem Kunden<br />
den Nutzen der Leistungen oder Produkte zu<br />
vermitteln. Aber auch hier treffen wir wieder<br />
auf eine sehr einseitige Kommunikation: Verkäufer<br />
vermittelt an Käufer. Dazu lernen Verkäufer<br />
Formulierungen wie:<br />
„Mit unserem Produkt/unserer Leistung gewinnen/sparen/verringern/steigern/vermeiden/<br />
erhöhen sie usw.“<br />
Wenn es sich dann noch um allgemeinen Nutzen<br />
handelt, dann hört sich der Verkäufer an<br />
wie jeder x-beliebige Verkäufer oder ein Werbeprospekt.<br />
Und landet in der Vergleichbarkeitsfalle.<br />
Spielveränderung: „Der Kunde formuliert<br />
sein Problem und seinen wichtigsten Nutzen<br />
selber“<br />
Und liefert sich damit selbst die Motivation zum<br />
Kauf.<br />
Beispiel:<br />
Variante 1: Verkäufer versucht zu überzeugen<br />
Verkäufer: „Mit Ihrer alten Anlage verbrauchen<br />
Sie 390 Euro pro Monat zu viel an Strom gegenüber<br />
einer aktuellen Version. Das kann unsere<br />
Anlagen deutlich günstiger. Unterm Strich sparen<br />
Sie mit unserer Lösung bares Geld ein.“<br />
Der Kunde hört sein Problem und die entsprechende<br />
Lösung vom Verkäufer, er formuliert sie<br />
nicht selbst. Er merkt, dass der Verkäufer ihn<br />
überzeugen will, die Chance auf Einwände und<br />
eine kritische Haltung steigt.<br />
Variante 2: Kunde überzeugt sich selbst<br />
Verkäufer: „Wenn Sie heute etwas ändern<br />
könnten bezüglich der Energieeffizienz Ihrer<br />
Anlage - was wäre das?“<br />
Kunde: „Ganz klar der Stromverbrauch, hier<br />
gibt es heute deutlich sparsamere Anlagen, das<br />
weiß ich. Da müssen wir mittelfristig etwas tun.“<br />
Verkäufer: „Und wie müsste eine Lösung aussehen,<br />
damit Sie den ersten Schritt zum Austausch<br />
der Anlage unternehmen?“<br />
Kunde: „Die Einsparungen müssten bei mindestens<br />
3.500 Euro jährlich liegen, dann würde<br />
es Sinn ergeben.“<br />
Verkäufer: „Dann möchte ich Ihnen gerne kurz<br />
zeigen wie wir es für unsere Kunden lösen und<br />
welche Einsparungen konkret realisierbar sind.<br />
In Ordnung?“<br />
Es ist in der Tat einfach, im Verkaufsprozess oder<br />
im Verkaufsgespräch kleine Veränderungen<br />
vorzunehmen, die für beiden Seiten positive<br />
Auswirkungen haben. Vorrausetzung dafür ist<br />
die Bereitschaft, das eigene Denken und Handeln<br />
kritisch zu hinterfragen und auch „Bewährtes“<br />
infrage zu stellen. Meine Maxime lautet:<br />
„Lassen Sie den Kunden kaufen, anstatt ihm etwas<br />
verkaufen zu wollen“. Oder – in Anlehnung<br />
an einen alten Klassiker aus der Rockmusik –<br />
„Live and let buy!“<br />
***<br />
Markus Euler<br />
Markus Euler<br />
Markus Euler ist Verkäufer „durch und durch“ und lebt dies in seinen Trainings und Coachings vor. Und deshalb vertrauen Selbstständige, mittelständische<br />
Unternehmen und namhafte Konzerne (darunter viele Marktführer) seit über 10 Jahren auf seine Erfahrung als Verkäufer, seine klare Rhetorik und<br />
die pragmatischen Ansätze.<br />
Konsequente Praxisnähe, der wertschätzende Umgang und seine Begeisterungsfähigkeit zeichnen ihn als Trainer, Coach und Berater aus.<br />
Sein Credo lautet:“ Live and let buy“. Hören Sie auf zu Verkaufen und lassen Sie den Kunden einfach kaufen.<br />
Markus Euler<br />
www.markus-euler.de<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 11
12 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
INTERVIEW<br />
Markus Euler<br />
Herr Euler, bestimmt werden Sie oft gefragt, was<br />
die wichtigsten Eigenschaften eines erfolgreichen<br />
Verkäufers sind. Welche Eigenschaften sind Ihrer Meinung<br />
nach die relevantesten?<br />
Ich möchte mich gerne zu einer besondern Eigenschaft<br />
äußern - zum „Mutig sein“. Mut ist eine Sprungfeder zur<br />
Veränderung und schafft Unikate statt Stereotype. Viele<br />
Verkäufer sind heute leider angst- und sicherheitsgetrieben.<br />
Da ist Mut ein kritischer Faktor. Und - das ist kein Vorwurf<br />
- viele Unternehmen tragen sogar unbewusst dazu<br />
bei, Mut und Intuition zu unterdrücken.<br />
Was genau meinen Sie mit „Mutig sein“? Können<br />
Sie uns dazu ein Praxisbeispiel aus Ihrer eigenen<br />
Erfahrung aufzeigen?<br />
Manchmal ist es ganz banal. Ich saß mit einem (sichtlich<br />
am Limit arbeitenden) Geschäftsführer zusammen. Eine<br />
„harte Nuss“. Wir redeten sachlich über Investitionen, Zielsetzungen<br />
und Nutzen eines gemeinsamen Trainingsprojektes.<br />
Am Ende sagte er: „Wir kommen trotzdem nicht ins<br />
Geschäft. Ich schule meine Mitarbeiter selber. Nach einer<br />
kurzen Pause fragte ich ihn: „Und was sagt Ihre Frau dazu –<br />
wenn Sie sie mal zu Gesicht bekommt?“.<br />
Die meisten Verkäufer hören sich gleich an, stellen dieselben<br />
Fragen, halten ähnliche Präsentationen. Nicht nur die<br />
Produkte sind heute immer vergleichbarer, sondern auch<br />
Verkäufer.<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 13
„<br />
„Erfolgreiche Verkäufer fragen mehr,<br />
als sie sagen.“<br />
Markus Euler<br />
“<br />
Einige Ihrer Aussagen und Trainingsinhalte<br />
hören sich anders an, als wir es aus Verkaufstrainings<br />
oder Fachliteratur kennen.<br />
Zum Beispiel: „Argumente bringen in der<br />
Einwandbehandlung nur wenig bis gar<br />
nichts!“ Wie meinen Sie das?<br />
Ganz einfach. Argumente dienen dem Zweck,<br />
andere zu überzeugen. Sie bringen meinen<br />
Gesprächspartner aber nicht zwingend zum<br />
Nachdenken. Die Gefahr liegt darin, dass der<br />
Verstand versucht, die eigenen Einwände zu<br />
untermauern und das Argument zu widerlegen.<br />
Eben auf rationaler Ebene. Das kennen Sie<br />
aus fast jeder Diskussion mit Kindern. Das endet<br />
dann oft in der “Argument-Gegenargument-<br />
Schlacht“. Am Ende gewinnt immer der Kunde.<br />
Einwandbehandlung hat nichts mit Gewinnen<br />
und Verlieren zu tun.<br />
Sondern?<br />
Mit Veränderung der Sichtweise, Hinterfragen<br />
des eigenen Standpunktes – der eigenen Meinung.<br />
Das gilt übrigens auch für den Verkäufer.<br />
Viele Verkaufstechniken sind „abgedroschen“,<br />
leicht zu durchschauen oder einfach nur plump.<br />
Top-Verkäufer versuchen Einwände nicht zu bekämpfen,<br />
sondern nehmen sie als Brücke, um<br />
den Kunden zu verstehen.<br />
Im B2B-Verkauf haben wir es mit verantwortungsbewussten<br />
Profis zu tun. Die fallen auf<br />
eine Alternativ-Abschlussfrage nicht herein. Die<br />
Zeiten simpler Manipulationsfragen sind lange<br />
vorbei, allgemeine Nutzenargumentationen<br />
laufen ins Leere. Nur wenn der Kunde wirklich<br />
spürt, dass es um ihn geht – nicht um das Produkt<br />
oder den Verkauf, dann ist er bereit zuzu-<br />
14 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
hören und sich auch emotional mit dem Angebot<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Eine weiteres Statement von Ihnen: „Wer<br />
meint, dass möglichst viele Abschlusstechniken<br />
zum Erfolg führen, hat ein grundsätzliches<br />
Problem:“ Wie ernst ist das gemeint?<br />
Ein bisschen Provokation steckt darin, aber nicht<br />
besonders viel. Sehen Sie, ein Formel-1-Pilot<br />
möchte gerne als erstes die Ziellinie überqueren,<br />
das ist quasi sein „Abschluss“. Im Rennen<br />
aber denkt er erst einmal an den Start, dann an<br />
die erste Kurve, dann an die nächste Runde. Der<br />
Abschluss ist nicht das Ziel, sondern das Resultat<br />
eines strukturierten Verkaufsprozesses. Wer<br />
beim Start ins Verkaufsgespräch und den ersten<br />
Schritten, besonders im Prozess des „Kundenverstehens“<br />
nicht „sauber“ arbeitet, dem nützen am<br />
Ende alle Abschlusstechniken nichts.<br />
Der Formel-1-Fahrer landet auf dem Podest.<br />
Wohin bringen Sie ihre Teilnehmer?<br />
1. Zuerst zum Nachdenken über sich selbst<br />
und die Wirkung des eigenen Denken und<br />
Handelns. Das ist der Ausgangspunkt für<br />
jede Art von Veränderung. Das ist übrigens<br />
die erste „Spielveränderung“. Zu erkennen,<br />
was ich tue und welche Ergebnisse ich damit<br />
erziele. Neue Methoden und Techniken<br />
fallen sonst nicht auf fruchtbaren Boden.<br />
2. Dann zur Eigenmotivation. Sie können jede<br />
Form von externer Motivation in die Tonne<br />
treten, solange der Verkäufer nicht eigenmotiviert<br />
denkt und handelt. Die Messlatte<br />
sind dabei nicht die Umsatzziele und Vorgaben,<br />
sondern die individuelle Definition<br />
von Zufriedenheit und Erfolg jedes einzelnen<br />
Verkäufers. Ich lasse jeden erleben, wie<br />
sich der eigene Erfolg anfühlt.<br />
3. Zum Schluss bringe ich die Teilnehmer in<br />
den Transferprozess. Das heißt Umsetzen,<br />
Analysieren, Wiederholen, ggf. Verändern<br />
usw. So lange bis es funktioniert. Das Spiel<br />
spielen eben.<br />
Eine letzte Frage noch: Was motiviert Sie für<br />
Ihre Arbeit?<br />
Das wunderbare Gefühl, dass mir meine Kunden<br />
und Teilnehmer vertrauen und gemeinsam ein<br />
Stück Ihres Weges mit mir gemeinsam gehen.<br />
Und sich selbst, das Unternehmen und mich dadurch<br />
erfolgreicher machen. Und das wir uns dabei<br />
immer bewusst sind, dass wir es sind, die das<br />
Spiel verändern können, wenn wir nur wollen.<br />
***<br />
Herr Markus Euler,<br />
vielen Dank für das Interview!<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 15
WIE VERKAUFSSTARK SIND<br />
IHRE ANGEBOTE? VON LOTHAR LAY<br />
16 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 17
WIE VERKAUFSSTARK SIND<br />
IHRE ANGEBOTE? VON LOTHAR LAY<br />
Effizientes Angebotsmanagement als Basis Ihrer verkäuferischen Erfolge<br />
Häufig unterhalte ich mich im<br />
Rahmen meiner Trainings- und<br />
Beratungstätigkeit mit Chef-<br />
Einkäufern. Meist kommt dabei<br />
das Gespräch auf die Thematik<br />
Angebotslegung. Zu meiner großen Überraschung<br />
vernehme ich dann oft, dass die meisten<br />
Einkaufsabteilungen sehr unzufrieden sind<br />
mit der Qualität der Angebote, die sie erhalten.<br />
Da Angebotsmanagement einer meiner Trainingsschwerpunkte<br />
ist, interessiert es mich<br />
natürlich, diese Mankos genauer unter die Lupe<br />
zu nehmen, und ich frage nach. Dabei erfahre<br />
ich Erstaunliches. Trotz persönlicher Treffen<br />
und intensiver Gespräche im Vorfeld mit den<br />
Verkäufern, in denen sich die Einkäufer ihrer<br />
Überzeugung nach sehr klar ausdrücken und<br />
ihre Bedürfnisse darlegen, reflektieren sich<br />
diese selten bis nie in den Angeboten, die ins<br />
Haus flattern. Statt maßgeschneiderter „Angebotsware“<br />
auf den Punkt gebracht, trifft purer<br />
Standard an belangloser Angebotskultur ein.<br />
Wieder ein „Angebot à la Fließband“, fällt dem<br />
Chef-Einkäufer da nur frustriert ein. Die Alternativen?<br />
Zum Hörer greifen und sich das Angebot<br />
präzisieren lassen oder weitere Angebote<br />
einholen? Beides ist lästig und bindet Zeit, die<br />
Chef-Einkäufer und ihre Mitarbeiter nicht haben.<br />
Ich habe mir resultierend aus diesen Gesprächen<br />
intensive Gedanken gemacht, wie<br />
Verkäufer hier optimaler vorgehen können, um<br />
individuelle Wertschätzung gegenüber einem<br />
künftigen Kunden zum Ausdruck zu bringen.<br />
18 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Ihr Angebot – das schriftliche Verkaufsgespräch<br />
Meist fallen Angebote tatsächlich so aus, als ob ein<br />
Sachbearbeiter, der das Unternehmen, den zuständigen<br />
Einkäufer und die Umstände und situativen<br />
Gegebenheiten nicht kennt, es zusammengestellt<br />
hätte. Aus meiner langjährigen vielfältigen Praxis<br />
im Vertrieb weiß ich, dass es genau so abläuft. Verkäufer<br />
schieben die Angebotslegung sehr oft nach<br />
dem persönlichen Treffen mit ihren Gesprächspartnern<br />
beim Kunden oder der Einkaufsabteilung ohne<br />
weitere Instruktionen an die Kollegen in der zuständigen<br />
Fachabteilung weiter. Nach dem Motto: Diese<br />
lästige Administration abgeben und weiter zum<br />
nächsten Kundengespräch. Da die Sachbearbeiter<br />
keinen persönlichen Kontakt, keine Insider-Informationen<br />
und damit keinen Bezug haben, ist die<br />
Grund-DNA dieser Art von Angeboten einfach nur<br />
eines: Unpersönlich. Und genau so werden sie von<br />
ihren Empfängern wahrgenommen. Ohne Energie<br />
und persönliche Beziehung erstellte Angebote<br />
kommen beim Einkäufer inhaltlich und energetisch<br />
nicht an und führen damit sicher zu keinem Auftrag.<br />
“EIN ANGEBOT IST<br />
EIN SCHRIFTLICHES<br />
VERKAUFSGESPRÄCH,<br />
ES MUSS ATTRAKTIV<br />
UND INDIVIDUELL<br />
AUF DEN KUNDEN ZU-<br />
GESCHNITTEN SEIN.”<br />
Was diesem speziellen Kunden wichtig ist, welche<br />
unterschwelligen Kaufargumente er hören will,<br />
geht auf diesem einseitigen Kommunikationsweg<br />
total verloren. Nur der Verkäufer hat die subtilen<br />
Wünsche wahrgenommen während des direkten<br />
Gespräches. Nur er kann sie auch in das Angebot<br />
einfließen lassen. Ein Angebot ist ein schriftliches<br />
Verkaufsgespräch, es muss attraktiv und individuell<br />
auf den Kunden zugeschnitten sein. Standardkonstrukte<br />
sind keine Alternative. Ein gutes, effektives<br />
Angebot kann daher immer nur durch den Verkäufer<br />
selbst erstellt werden. Er muss erster Ansprechpartner<br />
für den Kunden sein und auch immer und<br />
ohne Ausnahme für das Nachfassen der Angebote<br />
verantwortlich sein.<br />
Wollen Sie wirklich verkaufen?<br />
Manchmal zweifle ich daran, wenn ich die Vorgehensweisen<br />
in der Praxis näher betrachte. Das Ziel<br />
eines jeden professionellen Verkäufers muss es aber<br />
sein, zu verkaufen. Daran ist nicht zu rütteln. Dazu<br />
gehört, Angebote so professionell zu managen,<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 19
dass ein möglichst großer Anteil der gelegten<br />
Angebote auch in fixe Aufträge überführt wird.<br />
Ohne lange Umwege, ohne langes Nachfragen<br />
durch die Einkaufsabteilungen. Das erste<br />
Angebot muss in seiner Klarheit und Effizienz<br />
für sich selber sprechen, alle möglichen Fragen<br />
im Vorfeld beantworten und eine klares<br />
Ja zum Kauf erzeugen. Wie gehen die wirklich<br />
guten, abschlussstarken Verkäufer nun vor, um<br />
ihr Angebotsmanagement erfolgsbringend zu<br />
gestalten?<br />
Kein Angebot ohne klare Aufforderung<br />
Viele Verkäufer senden einfach ein Angebot ins<br />
Blaue hinein, ohne dass der potentielle Kunde<br />
ein solches überhaupt angefordert hat. Ein<br />
Hauptfehler, der leider immer wieder passiert.<br />
Warum ist das falsch? Weil ein solches Angebot<br />
nur basierend auf Vermutungen hin erstellt werden<br />
kann. Der auf diese Weise „blind“ agierende<br />
Verkäufer hat ja keine Idee, was die Bedürfnisse<br />
dieses Kunden sind. In vielen Unternehmen<br />
herrscht leider die Kultur der Quantität und<br />
nicht der Qualität und die Verkaufsabteilungen<br />
sind angehalten, Angebote in Riesenmengen<br />
zu erstellen. Nach dem Motto: Wir senden viel<br />
aus, irgendjemand wird schon zusagen. Diese<br />
Vorgangsweise verursacht enorme Mehrkosten<br />
und kaum Nutzen!<br />
Selbst wenn der Kunde pro-aktiv ein Angebot<br />
anfragt, sollten kluge Verkäufer - bevor sie das<br />
Angebot langwierig erstellen - genau checken,<br />
warum nach diesem Angebot verlangt wurde.<br />
Checken Sie als Verkäufer immer, wie die Entscheidungssituation<br />
beim Kunden aussieht<br />
und wie groß die Chance, den Auftrag zu erhalten,<br />
wirklich ist. Oft sagen Einkäufer – nur um<br />
den Verkäufer rasch aus dem Büro oder aus der<br />
Leitung zu bekommen – na dann schicken Sie<br />
mir mal ein Angebot. Wenn Sie dies so nebenbei<br />
gesagt hören, reicht es oft, Broschüren und<br />
Preislisten zu senden. Oft ist der Hintergrundwunsch<br />
eines Angebotes eines neuen Anbieters<br />
auch nur der Wunsch, die Konditionen<br />
des bestehenden Lieferanten zu drücken, auch<br />
dann reicht ein Standardangebot, über dem Sie<br />
nicht Stunden verbringen müssen.<br />
So „komponieren“ Sie DAS Angebot<br />
Wenn Sie den Eindruck bekommen, hier ist echter<br />
Bedarf nach einem Angebot, legen Sie sich<br />
ins Zeug und komponieren ein individuelles,<br />
unwiderstehliches Angebotswerk. In diesem<br />
machen Sie dem potentiellen Kunden vor allem<br />
20 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
klar, dass Sie für dieses Projekt insgesamt der<br />
bessere und verlässlichere Partner sind. Stellen<br />
Sie sich beim Schreiben des Angebotes vor, der<br />
Kunde säße Ihnen gegenüber in einem persönlichen<br />
Gespräch. Wie würden Sie argumentieren?<br />
Genau das sollte im schriftlichen Angebot<br />
ebenso transportiert werden. Der Kunde muss<br />
im Angebot sein „Problem“, das er Ihnen geschildert<br />
hat, wahrnehmen und dessen Lösung<br />
durch Sie erkennen. Zeigen Sie die Vorteile Ihres<br />
Angebotes eindeutig auf und schlagen Sie<br />
im Angebot vor, wie die weiteren Schritte aussehen<br />
könnten. Kündigen Sie in Ihrem Angebot<br />
präzise an, wann Sie sich dazu wieder melden<br />
werden.<br />
Richtig Nachfassen leicht gemacht<br />
Soll ich? Soll ich nicht? Wann? Diese Fragen<br />
kommen in der Praxis immer wieder. Die richtige<br />
und konsequente Angebotsverfolgung ist<br />
das Herzstück jedes Verkaufens. Kunden wollen<br />
sich begehrt fühlen, das Gefühl haben, man<br />
bleibt an ihnen dran. Im Angebot haben Sie<br />
ja schon angekündigt, wann Sie sich melden<br />
würden. Tun Sie das präzise an diesem Tag und<br />
zeigen Sie dadurch Ihre Verlässlichkeit. Vermeiden<br />
Sie um Gottes Willen die Frage: „Ist mein<br />
Angebot angekommen und ist schon etwas<br />
entschieden?“ Die einzig korrekte Frage lautet:<br />
„Entspricht mein Angebot Ihren Vorstellungen?“<br />
Dann muss sich ihr Gegenüber entscheiden<br />
und sagen, ja es passt oder kommunizieren,<br />
was noch fehlt. Im ersteren Fall haken Sie<br />
sofort ein und fragen, ob Sie den Auftrag als fix<br />
vermerken dürfen. Im zweiteren Fall haben Sie<br />
die Möglichkeit, nachzubessern. In der Praxis<br />
kommt es so sehr oft gleich zu Abschlüssen, da<br />
viele Einkäufer immer mehrere Anfragen laufen<br />
haben und froh sind, etwas erledigen zu können.<br />
Als Fazit nehmen Sie bitte mit in Ihre Verkaufspraxis,<br />
dass Einkäufer sich unheimlich<br />
freuen – sie befinden sich schließlich immer in<br />
der Erwartungshaltung, dass sie doch mal ein<br />
gescheites Angebot bekommen - wenn sie fundierte,<br />
personalisierte Angebote erhalten und<br />
beim Nachfassen nicht mit unsicheren Phrasen<br />
bombardiert werden. Senden Sie Ihr klares und<br />
individuelles Angebot, fassen Sie souverän und<br />
professionell nach, und Sie werden erstaunt<br />
sein, wie viele Abschlüsse mehr Sie plötzlich<br />
realisieren. Gewusst wie, kann Verkaufen so einfach<br />
sein. Probieren Sie es aus!<br />
***<br />
Lothar Lay<br />
Lothar Lay<br />
Lothar Lay ist der Mann, der Sie zum Abschluss führt! Der Betriebswirt (VWA), ist Verkaufstrainer, Vertriebs- und Managementberater und systemischer<br />
Coach. Er gilt als führender Experte zum Thema Preisgespräche und Verhandlungsführung. Seine Expertise resultiert aus über zwanzig Jahren Tätigkeit<br />
im Verkauf bei nationalen und internationalen Konzernen im Bereich hochwertige Konsum-, Investitionsgüter und Dienstleistungen. Er verfügt über<br />
umfangreiches Fachwissen im direkten sowie indirekten Vertrieb und führte ein bekanntes Telekommunikations-Unternehmen mit an die Börse. Als<br />
ehemaliger Vertriebsleiter im B2B- und B2C-Bereich beherrscht er die Verhandlungsprinzipien auf den höchsten Entscheiderebenen. Seit über zehn<br />
Jahren stellt Lothar Lay seinen Kunden nun seine Vertriebskompetenz als Berater, Trainer und Coach zu den Themen erfolgreiche Preisverhandlungen,<br />
Neukundengewinnung und Strategien zur Umsatzsteigerung zur Verfügung.<br />
Lothar Lay<br />
www.lay-training.de<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 21
222 <strong>ZT</strong> <strong>ZT</strong> | Mai | August <strong>2013</strong> <strong>2013</strong><br />
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August Mai <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> | <strong>ZT</strong> 23
ERFOLGSFAKTOR<br />
GEFÜHLST<br />
VOn hElMUT FUChS<br />
24 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
ERROR<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 25
ERFOLGSFAKTOR<br />
GEFÜHLSTERROR<br />
Verbale Gewalt in Form von emotionalen Attacken wie, tägliche Beschimpfungen, bösartige<br />
Ausgrenzungen oder sogar öffentliche Beledigungen schaden zwar nachweislich dem Unternehmen<br />
aber anscheinend weniger dem Vorgesetzten. Ja, anscheinend sind sie sogar noch karrierefördernd.<br />
Als ich vor einigen Jahren<br />
von einem Global-Player<br />
der Electronikbranche für<br />
5 Teamtrainings auf der<br />
Hochseilanlage gebucht<br />
war und mit meinem Team<br />
vier extrem erfolgreiche Seminare durchgeführt<br />
hatte, kam mit der 5. Gruppe der Supergau.<br />
Bei der Vorstellrunde zu Beginn machte<br />
der Vorgesetzte - um seine Macht zu demonstrieren<br />
- einen Mitarbeiter so brutal emotional<br />
fertig, dass dieser mit Tränen in den Augen in<br />
die Gruppe zurückkehrte. Nach meiner Kurzpäsentation<br />
zum Einstieg erlaubte er sich dann<br />
30 Minuten später einfach aufzustehen und vor<br />
versammelter Mannschaft zu sagen: „So eine<br />
gequirllte Sch... habe ich noch nie gehört.“ Reine<br />
Machtdemonstration. Was zur Folge hatte,<br />
dass ich diese Form des Seminarbeginns durch<br />
entsprechende Reaktionen in die Schranken<br />
weisen musste, aber für den Rest des Seminars<br />
gewarnt war und weitere Attacken ausgrenzen<br />
konnte. Als ich nach dem Seminar den direkten<br />
Vorgesetzten zwecks eines Feedbackgesprächs<br />
anrief und mit ihm die „neurotische“ ja sogar<br />
schon psychopathische Persönlichkeitsstruktur<br />
des Kollegen ansprach, erfuhr ich dass dies allgemein<br />
bekannt war und auch bereits zu vielfältigen<br />
Reaktionen seiner Mitarbeiter geführt<br />
hatte. Allerdings war sein Team wirtschaftlich<br />
sehr erfolgreich. Trotz mangelnder Wertschätzung<br />
und Unterstützung. Das Arbeitsklima<br />
wurde sogar als immer eisiger beschrieben. In<br />
einem Nachfolgegespräch im Hause erfuhr ich,<br />
dass die Seminare von mir eine außergewöhnliche<br />
Bestnote bekommen hatten - bis auf die Bewertung<br />
des speziellen Probanden. Im Rahmen<br />
der nächste Umstrukturierungswelle sind dann<br />
tatsächlich seine besten Mitarbeiter gegangen<br />
- und der mittlerweile verhasste Vorgesetzte<br />
wurde befördert. Wahnsinn!<br />
Aber anscheinend kein Einzelfall, wie eine Studie<br />
an der australischen Bond University zeigt.<br />
In ihrer Online-Umfrage hatten die Forscher Anthony<br />
Don Erickson, Ben Shaw und Zha Agabe<br />
26 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
„DER MITTLERWEILE<br />
VERHASSTE<br />
VORGEST<strong>ZT</strong>E<br />
WURDE BEFÖRDERT“<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 27
nach Erfahrungen mit schlechten Chefs gefragt.<br />
Von den 240 Teilnehmern gaben 64 Prozent an,<br />
dass ihren Bossen trotz ihrem miesen Auftreten<br />
nichts passierte oder sie sogar noch befördert<br />
wurden. Für Robert I. Sutton, Professor an der<br />
Stanford University, ein eindeutiger Fall: „Die<br />
Unternehmen haben keine Anti-Arschloch-<br />
Regeln. Man könnte sie auch Mistkerle, Tyrannen,<br />
Despoten oder enthemmte Egomanen<br />
schimpfen“, schreibt er in seinem Buch „Der<br />
Arschloch-Faktor“. Aber der Ausdruck bringe für<br />
ihn einfach am besten die Verachtung für diesen<br />
niederträchtigen Menschenschlag auf den<br />
Punkt. (Quelle: Berliner Morgenpost)<br />
„Widerlinge, die ihre Mitarbeiter oder Kollegen<br />
mit persönlichen Beleidigungen erniedrigen,<br />
auf ihre Kosten sarkastische Witze reißen oder<br />
sie einfach wie Luft behandeln, verursachen einen<br />
enormen wirtschaftlichen Schaden, warnt<br />
der Managementprofessor“ fährt die Beschreibung<br />
fort. Denn die Folgen solch unsozialen<br />
Verhaltens sind ein häufigerer Personalwechsel,<br />
ein höherer Krankenstand sowie eine geringere<br />
Loyalität und Leistungsfähigkeit. Erfolgreiche<br />
Unternehmen hätten daher oftmals eine<br />
Null-Toleranz-Politik gegenüber respektlosen<br />
Mitarbeitern. So wurde bei Southwest Airlines<br />
ein Bewerber um eine Pilotenstelle umgehend<br />
wieder nach Hause geschickt, nachdem er sich<br />
gegenüber einer Empfangsdame unfreundlich<br />
verhalten hatte.<br />
Made in Germany - alles gründlich<br />
Neben der bereits weltweit bekannten Rolle<br />
der Deutschen als Pessimismus-Weltmeister<br />
und lt. Focus auch noch Sorgen-Europameister<br />
sind wir anscheinend auch im Bossing führend.<br />
Nach einer weltweiten Studie von GLOBE (Global<br />
Leadership and Organizational Behavior Effectivness)<br />
landen deutsche Führungskräfte im<br />
internationalen Vergleich bei proaktivem Verhalten<br />
und Freundlichkeit und „Guter Laune“<br />
auf einem der letzten Plätze.<br />
Wirklich besorgniserregend müssen wir aber<br />
auch konstatieren, dass deutsche Manager<br />
das anscheinend wissen aber im Rahmen ihrer<br />
Karriereförderung prosoziales Verhalten,<br />
Wertschätzung und Humanorientierung als<br />
hinderlich betrachten und ein solches „Bossing-<br />
Verhalten“ in vielen Unternehmen sogar nur<br />
allzuoft konsequenzlos toleriert wird.<br />
Allerdings werden nach aktuell weiterem Anstieg<br />
der Burnout-Zahlen (Wiso Sept. <strong>2013</strong>)<br />
öffentlich nun immer häufiger Diskussionen<br />
über narzisstische, sozipathische und psychopathische<br />
Persönlichkeitsstörungen bei Führungskräften<br />
geführt. Ob es was bringt - wer<br />
weiß. Bereits Ende der 90er Jahre erklärte das<br />
Sigmund Freud Intsitut in Frankfurt mehr als<br />
75% der deutschen Führungskräfte aus psychoanalytischer<br />
Sicht für behandlungsbedürftig.<br />
Nach Bekanntwerden der Methode „Schäubeln“<br />
in der Politik (nach einem fürchterlichen<br />
öffentlichen Ausraster des Ministers - siehe<br />
28 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Youtube) wird offensichtlich dass das Problem<br />
der Führungsneurotiker überall vertreten ist.<br />
Vermutlich auch bei Lehrern wie aktuelle Untersuchungen<br />
aufdecken.<br />
Ein Grund stellt nach Aussage von Personalberatern<br />
die mangelnde Berücksichtigung von<br />
charakterlichen Mängeln dar.<br />
„Die neuen Führungskräfte sind mehr denn je<br />
anscheinend überengagiert ehrgeizig, fachlich<br />
kompetent und vor allem von sich selbst überzeugt<br />
- aber psychisch nicht mehr belastbar,<br />
charakterlich nachzuschulen und besorgniserregend<br />
als Gefühlsterroristen unterwegs.“<br />
Solche persönlichkeitsgestörte Menschen sind<br />
ständig auf der Suche nach Bewunderung und<br />
haben gleichzeitig eine enorme Angst vor Zurückweisung<br />
und Kränkung. Das macht sie<br />
nicht selten völlig unberechenbar.<br />
Paul Babiak und Professor Robert D. Hare beschreiben<br />
in ihrem Buch „Menschenschinder<br />
oder Manager“. Führungskräfte mit solchen Persönlichkeitsstörungen<br />
als „soziale Chamäleons“,<br />
denen es immer wieder gelingt, die Mitarbeiter<br />
äußerst geschickt zu manipulieren und um<br />
den Finger zu wickeln. Das Erwachen ist nicht<br />
selten schmerhaft bis tödlich, wie der anscheinend<br />
auf Bossing zurückzuführender Freitod<br />
zweier schweizer Banker aktuell aufzeigt. Hier<br />
wird deutlich wie wichtig es für die Mitarbeiter<br />
und besonders für die Unternehmenskultur<br />
ist, rechtzeitig ein „emotionales Schutzschild“<br />
aufzubauen und gezielt ein Charakterstärkentraining<br />
der Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
anzustreben.<br />
Auch wenn zwischen den Bossen es anscheinend<br />
nicht selten eine Art stillschweigende<br />
Übereinkunft zu geben scheint, sich lieber mit<br />
den Folgen als mit den Ursachen von Mitarbeiterfrust<br />
zu befassen, wie eine Autorin kürzlich<br />
schrieb, und vernünftige Weiterbildungsansätze<br />
durch Artikel wie „Die Gute-Laune-Lüge“<br />
oder hanebüchende Bücher wie „Positives denken<br />
macht krank“ torpediert werden, ist jeder<br />
Ansatz die charakterliche Eignung im Unternehmen<br />
zu fördern zu begrüßen.<br />
MIt der Charakterstärkenanalyse Chara24<br />
(www.chara24.de) hat die TAM - Trainer Akademie<br />
München die Grundlage für eine wirkungsvolle<br />
Strategie des Charakterstärkentrainings<br />
gelegt und die wachsende Zahl der ausgebildeten<br />
Charakterstärkentrainer wird die launologische<br />
Revolution weiter vorantreiben. Wir<br />
bleiben dran. Sie auch?<br />
***<br />
Helmut Fuchs<br />
Helmut Fuchs<br />
Psychotherapeut, Wirtschaftspsychologe und -pädagoge, Cheftrainer und „Spiritus rector“ der lernphilosophischen Strategie der neuen „Leichtigkeit<br />
des Lernens“ der renommierten TAM Trainer Akademie München, gilt als Wegbereiter des erlebnisorientierten Lernens im Management und hat in den<br />
90ern die klinische Motivanalyse von Prof.Stephen Reiss nach Europa geholt und für die Personalentwicklung aufbereitet. Mit der Gründung des WIFAL-<br />
Instituts und der Entwicklung der Protowissenschaft Launologie und den Analysetools MSA, Intrinsic und Chara 24 hat er zeitgeschichtliche Impulse für<br />
ein neues Denken im Managementtraining angestoßen. Mit über 50 populären Fachbüchern als Autor und Co-Autor, zahlreichen Buchbeiträgen, mehr<br />
als 1000 Fachartikeln, Etablierung des Fachnagazins Zukunfttraining und zahlreichen Lehraufträgen an renommierten Hochschulen hat er zu diesen<br />
Themen neue Sichtweisen und Handlungsszenarien hinzugefügt.<br />
Helmut Fuchs<br />
www.helmutfuchs.de<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 29
30 1 <strong>ZT</strong> <strong>ZT</strong> | Juni | August <strong>2013</strong> <strong>2013</strong><br />
JEtZt BEstEllEN auF<br />
www.emotionales-schutzschild.de
August Juni <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> | <strong>ZT</strong> 31 2
TALK Limbic<br />
WIE WIR UNS DAS UNBEWUSSTE<br />
ZUM VERBÜNDETEN MACHEN.<br />
VON RALPH HAUCK<br />
32 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 33
TALK Limbic<br />
WIE WIR UNS DAS UNBEWUSSTE<br />
ZUM VERBÜNDETEN MACHEN.<br />
„Anschauen im Laden – kaufen im Internet“ lautete im Mai eine Schlagzeile im Handelsblatt.<br />
Bei einer Studie gaben 81% der Befragten an, nach diesem Motto mindestens schon einmal gehandelt<br />
zu haben. Der stationäre Handel klagt massiv darüber, immer mehr zum Schaufenster für<br />
Internetanbieter zu verkommen.<br />
34 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Aus der Sicht des Einzelhandels<br />
informieren sich Kunden im<br />
Handel, vergleichen die Preise<br />
direkt am Smartphone oder<br />
später Zuhause am Laptop um<br />
dann seine Kaufentscheidung zu treffen. Und<br />
wenn der Kunden den POS verlassen hat, ist er<br />
meist für den Händler verloren. Ein günstigeres<br />
Angebot findet man online fast immer.<br />
Aber sind wirklich alle Kunden so berechnend<br />
oder spielt da noch ein anderer Faktor eine<br />
Rolle?<br />
Das<br />
Limbische<br />
System<br />
© medicalpicture no: 21150<br />
Sicher kenne Sie die Situation aus eigener Erfahrung.<br />
Sie tragen sich mit der Absicht ein<br />
Produkt zu kaufen, gehen in den Handel, dort<br />
finden Sie genau das Passende und sogar<br />
der Preis scheint in Ordnung.<br />
Aber irgendwie könne sie sich nicht<br />
entscheiden.<br />
Sie haben kein gutes Gefühl dabei, jetzt die Entscheidung<br />
zu treffen obwohl Sie sich mit einer<br />
klaren Kaufabsicht auf den Weg gemacht hatten.<br />
Möglicherweise spielt ja neben dem Kunde<br />
auch der Verkäufer eine Rolle in diesem Prozess.<br />
Wenn Sie sich selbst die Frage stellen, was Sie<br />
von einem guten Verkäufer erwarten, kommen<br />
Sie sehr schnell zu Eigenschaften wie Ehrlichkeit,<br />
Fachkompetenz, Kundenorientierung,<br />
Freundlichkeit oder Verbindlichkeit. Die Liste<br />
lässt sich beliebig fortsetzen ohne das sich dabei<br />
eine Tatsache ändert: Fast alle gewünschten<br />
Eigenschaften, die Kunden von einem guten<br />
Verkäufer erwarten, liegen auf der Beziehungsebene<br />
und nicht auf der Sachebene. Und genau<br />
hier liegt der Knackpunkt im Verhalten der<br />
meisten Verkäufer: Diese konzentrieren sich auf<br />
das Produkt, also die Sachebene, und nicht auf<br />
den Kunden. Fakten stehen im Vordergrund<br />
und zu diesen Fakten gehört dann auch der<br />
höhere Preis.<br />
• Die Basis unseres Gehirns,<br />
das limbische Grundprogramm,<br />
entwickelte sich vor etwa<br />
3,5 Milliarden Jahren<br />
• Das moderne Gehirn entstand<br />
vor etwa 100.000 Jahren<br />
• Die bei jedem Menschen unbewusst<br />
ablaufenden Grundprogramme sind:<br />
• Furcht, Angst<br />
• Wut, Zorn<br />
• Freude<br />
• Trauer<br />
• Ekel<br />
40 Bit/sec<br />
11 MB/sec<br />
Aus der aktuellen Hirnforschung wissen wir<br />
inzwischen, dass unser Gehirn über die Sinneskanäle<br />
etwa 100.000 mal mehr an Information<br />
pro Sekunde aufnimmt, als unser Bewusstsein<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 35
dann tatsächlich verarbeitet. Das Filtern der Informationen<br />
und damit die Entscheidung, welche<br />
Informationen für uns wichtig sind, übernimmt<br />
dabei das limbische System, der älteste<br />
Teil unseres Gehirns, der sich bereits vor etwa<br />
3,5 Milliarden Jahren entwickelt hat. Die Grundprogramme,<br />
die dabei bei jedem Menschen<br />
unbewusst ablaufen, sind Angst, Wut, Freude,<br />
Trauer und Ekel. Ähnlich einer Suchanfrage in<br />
Google, bei der das Internet nach dem entsprechenden<br />
Begriff durchsucht wird, durchsucht<br />
unser Unbewusstes bei jedem Reiz unser Gehirn,<br />
nach entsprechenden Erfahrungen. Die<br />
dabei entstehende Neuroassoziation, die quasi<br />
die Summe aller Erfahrungen darstellt, ist dann<br />
entscheidend dafür, welche Informationen an<br />
das Bewusstsein weitergeleitet werden und<br />
welche Emotionen dabei entstehen.<br />
Genau bei diesen Emotionen liegt der Schlüssel<br />
für den Verkaufserfolg. Gelingt es uns, beim<br />
Kunden für positive Emotionen zu sorgen,<br />
steigt die Kaufwahrscheinlichkeit immens an.<br />
Kunden treffen nur dann eine Kaufentscheidung,<br />
wenn sie ein gutes Gefühl dabei haben.<br />
Für positive Emotionen können wir sorgen, in<br />
dem wir bewusster mit unserer Sprache umgehen.<br />
Wir formulieren oft gedankenlos, ohne uns<br />
bewusst zu sein, welchen Schaden wir damit<br />
gerade anrichten.<br />
Machen Sie mit mir gemeinsam ein kleines Gedankenexperiment.<br />
Lesen Sie jetzt bitte den nächsten Satz und<br />
beobachten Sie, was vor Ihrem inneren Auge<br />
passiert.<br />
Denken Sie jetzt nicht<br />
an einen rosa Elefanten.<br />
In genau dem Moment, in dem Sie den Satz lesen,<br />
entsteht vor Ihrem inneren Auge das Bild<br />
des rosa Elefanten. Sie können dann nur noch<br />
den Elefanten in Gedanken dick und fett durchstreichen.<br />
Das Bild aber ist erst einmal da.<br />
Was genau spielt sich dabei in unserem Gehirn<br />
ab?<br />
Die Worte nehmen ihren Weg vom Sinnesorgan<br />
Ohr zum Thalamus, dem größte Teil des<br />
Zwischenhirns. Von dort aus werden Sie parallel<br />
zum Großhirn, und zur Amygdala, eine Teil<br />
des Limbischen Systems, geleitet. Im Großhirn<br />
erfolgt die inhaltliche und in Amygdala die<br />
emotionale Verarbeitung. Amygdala ist dabei<br />
in der Informationsverarbeitung 20–100 mal<br />
schneller als unser Großhirn, was bedeutet,<br />
dass das Bild immer schneller als die inhaltliche<br />
Botschaft entsteht.<br />
Diese Tatsache gilt nun aber nicht nur für das<br />
entstehen von Bildern, sondern auch genauso<br />
für das entstehen von Gefühlen.<br />
Wenn man Verkäufer bei Ihren Gesprächen mit<br />
Kunden genauer beobachtet, stellt man sehr<br />
häufig fest, das diese mit Vorliebe mit negativerten<br />
Negativaussagen arbeiten.<br />
„Das ist nicht schlecht.“ statt „Das ist gut!“<br />
„Das Angebot ist nicht teuer.“ anstatt „Das Angebot<br />
ist preiswert.“<br />
36 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
„Kein Problem“ anstatt „Ja, gerne“.<br />
„Sie haben keinen Nachteile....“ statt „Sie haben<br />
den Vorteil....“<br />
Diese Sprachmuster sind auch nicht wirklich<br />
überraschend. Durch die Medien werden wir<br />
Tag für Tag mit negativen Botschaften überschüttet.<br />
„Schlechte Nachrichten“ sind „gute<br />
Nachrichten“, denn diese Sorgen für Aufmerksamkeit,<br />
was wiederum Einschaltquote oder<br />
Auflage bedeutet.<br />
In der Mathematik haben wir gelernt, dass Minus<br />
mal Minus Plus ergibt. Das gilt in der Kommunikation<br />
aber leider nicht. Negativ belegte<br />
Begriffe wie „schlecht“, „teuer“ oder „Problem“<br />
lösen immer auch negative Gefühle bei unserem<br />
Gesprächspartner aus.<br />
Diese negativen Gefühle beeinflusse dann entscheidend<br />
das weitere Handeln.<br />
Die Neurowissenschaftler Gerhard Bittner und<br />
Elke Schwarz konnten bei Ihren Forschungen<br />
diese Reaktionen unseres Gehirns sogar bildlich<br />
nachweisen. Probanden wurden mit Begriffen<br />
konfrontiert, währen man die Aktivität<br />
Ihres Gehirns im Computertomographen sichtbar<br />
gemacht hat. Dabei stellten sie fest, dass<br />
Negativreize im limbischen System eine 3 mal<br />
stärkere Gehirntätigkeit auslösen als Positive.<br />
Diese Reaktion war bei unseren Vorfahren vor<br />
Millionen von Jahren auch gewünscht. Negative<br />
Reize bedeutenden meist Gefahr und das<br />
limbische System leitet dann, alle fürs Überleben<br />
notwendige, Maßnahmen ein.<br />
Lösen wir bei unserem Gesprächspartner durch<br />
eine unbedachte Wortwahl, ein negatives Gefühle<br />
aus, müssen wir dies durch mindestens 3<br />
positive Impulse wieder ausgleichen. Erst dann<br />
ist unser Gesprächspartner emotional in einer<br />
neutralen Verfassung. Wir haben dann aber immer<br />
noch nicht das positive Gefühl, dass wir für<br />
ein erfolgreiches Verkaufsgespräch benötigen.<br />
Den ganzen Prozess, der unbewusst während<br />
des Gesprächs abläuft, kann man sich wie das<br />
führen von zwei Emotions-Konten vorstellen.<br />
Das limbische System summiert die positiven<br />
und die negativen Emotionen auf und zieht am<br />
Ende des Gesprächs Bilanz, welches der beiden<br />
Gefühle überwiegt. Dieses Gefühl ist dann entscheidend<br />
dafür, ob der Kunde kauft oder den<br />
Laden wieder verlässt.<br />
Gelingt es dem Verkäufer, durch einen bewussteren<br />
Umgang mit Ihrer Sprache, dem Kunden<br />
ein positives Gefühl zu vermitteln, werden aus<br />
immer mehr Besuchern auch zwangsläufig<br />
Kunden.<br />
Das gute Gefühl beeinflusst die Entscheidung<br />
mehr, als die letzten 20€ Differenz beim Preis.<br />
Hieraus ergibt sich ein spannender Ansatz, der<br />
eine interessante Fassette ins Verkaufstraining<br />
einbringen kann.<br />
***<br />
Ralph Hauck<br />
Ralph Hauck<br />
Ralph Hauck, Jg. 1964, Dipl.Ing.(FH), zertifizierter BDVT-Trainer und –Coach, ist seit über 20 Jahren in der Erwachsenenbildung tätig. Seine Erfahrung<br />
in Führung und Vertrieb sammelte er in der Telekommunikationsbranche. Heute, als Geschäftsführer der ARAMIS GmbH, betreut er mit seinem Team<br />
bundesweit Kunden aus den verschiedenen Branchen in den Themen Verkauf, Vertrieb, Kundenorientierung, Kommunikation, Führung, Teaming und<br />
in der Begleitung von Veränderungsprozessen.<br />
Ralph Hauck<br />
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August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 37
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August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 39<br />
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ChARAKTER<br />
Bossing weiter im Vormarsch<br />
von Frederic M. Fuchs<br />
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August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 41
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42 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
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Verantwortung, informatorische Belastungen<br />
und die Notwendigkeit der Selbstorganisation<br />
von Arbeitsabläufen. Neue Anforderungen in<br />
der Arbeitswelt stellen nicht per se negative<br />
Belastungen dar.<br />
Die Bearbeitung verantwortungsvoller, komplexer<br />
und abwechslungsreicher Aufgaben und<br />
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Handlungsspielräume können durchaus<br />
das Selbstbewusstsein stärken und die Arbeitszufriedenheit<br />
erhöhen. Wie sich die Veränderungen<br />
auf die Beschäftigten auswirken, ob<br />
sie überwiegend positiv bzw. negativ erlebt<br />
werden, ist nicht allein abhängig von der jeweiligen<br />
individuellen, psychischen Struktur. Vielmehr<br />
spielen die organisationalen und strukturellen<br />
Rahmenbedingungen sowie die sozialen<br />
Beziehungen auf der Kolleg/innen-und Vorgesetztenebene<br />
hierbei eine entscheidende Rolle,<br />
schrieb die Sozialforschungsstelle Dortmund<br />
schon zu dem Mobbing Report 2002.<br />
Mobbing wurde lange Zeit unterschätzt oder<br />
ausgeblendet – viele Betroffene galten noch<br />
in den 1990er Jahren mehrheitlich als Mimosen,<br />
Neurotiker oder Psychotiker. Das hat sich<br />
in den letzten Jahren zwar deutlich gebessert:<br />
Mittlerweile wissen Betriebsräte, Mediziner<br />
und Psychologen besser Bescheid über die<br />
existentielle Problematik, auch Politik und<br />
Rechtssprechung haben die bedrohlichen Vorgänge<br />
der Arbeitswelt erkannt, längst ist aber<br />
nicht alles im Reinen oder läuft mehrheitlich in<br />
die richtige Richtung. Weiterhin gibt es einen<br />
gravierenden blinden Fleck, fast schon eine tabuähnliche<br />
Wahrnehmungsstörung: Mobbing<br />
ist, entgegen weitverbreiteter Vorurteile, keine<br />
Wann Sie überlastet sind<br />
bestimme ICH!<br />
(Gesammelte Chefsprüche - Quelle: Spiegel, Zeit und Internet)<br />
„Wenn der Kuchen spricht, dann<br />
schweigt der Krümel.“<br />
„Wollten Sie nicht Karriere machen?“<br />
„Wenn Sie ein Beißer wären, würden<br />
Sie den Urlaub verschieben.“<br />
Kein Vergnügen für den einen,...<br />
„Schneller rudern, ich will Wasserski<br />
fahren.“<br />
...viel Vergnügen für den anderen<br />
„nach oben ist immer luft.“<br />
himmlisches Argument<br />
„If you can dream it, you can make it.“<br />
Traumhaftes Argument<br />
„Zum Träumen ist die nacht da.“<br />
Traumhaftes Gegenargument<br />
„Sleep is for the weak.“<br />
Traumhaftes Killerargument<br />
„hope is not a strategy“<br />
Noch ein Killerargument<br />
„Wer Angst hat, stirbt im Bett.“<br />
Killerargument für ganz Harte, denn:...<br />
„nur die harten kommen in den<br />
Garten.“<br />
Ein Klassiker<br />
„Man muss manche Menschen erst<br />
brechen, um sie aufzubauen.“<br />
Ein Klassiker aus dem Militär<br />
„Teamwork ist, wenn alle machen, was<br />
ich sage.“<br />
Selbstbestimmung eines Chefs<br />
„Bei einem Zug entscheidet die Schiene<br />
die Richtung.“<br />
Sanfte Variation der Selbstbestimmung<br />
„Das leben ist kein Wunschkonzert.“<br />
(Aber einer spielt natürlich immer die erste<br />
Geige)<br />
Chef: „Sie arbeiten doch gern hier,<br />
oder?“<br />
Angesteller: „Ja, klar.“<br />
Chef: „Warum tun Sie‘s dann nicht?“<br />
(Wer das hört, sollte noch misstrauischer werden)<br />
„In einer höhle ist kein Platz für zwei<br />
Bären.“<br />
Warnung an potentielle Rivalen<br />
„Setzt du ein Schwein an den Tisch,<br />
legt es bald auch seine Füße drauf.“<br />
Warnung vor Kollegen<br />
„nur wer gegen den Strom schwimmt,<br />
kommt zur Quelle.“<br />
Feuchtes Sprachbild<br />
„Wenn du ein totes Pferd reitest, steig<br />
ab!“<br />
Tierisches Sprachbild<br />
„Solange in der Kirche noch georgelt<br />
wird, ist der Gottesdienst nicht aus.“<br />
Göttliches Sprachbild<br />
„Man kann nicht jedes Ei beklatschen.“<br />
Sprachbild bei seltenem Lob<br />
„Meiden Sie die B-Wörter: Betriebsrat,<br />
Bildungsurlaub, Bonus.“<br />
Ratschlag bei der Einstellung<br />
„hoher, steter Druck von allen Seiten<br />
formt aus Kohle Diamanten.“<br />
Während der Probezeit<br />
„Wir sind hier nicht bei ‚Wünsch dir<br />
was‘, wir sind hier bei ‚So isses‘.“<br />
Betriebsalltag, Teil I<br />
„nicht geschimpft ist genug gelobt.“<br />
Betriebsalltag, Teil II<br />
„Wer lacht, hat noch Reserven.“<br />
Motivationsspruch I<br />
„Das Team sieht aus wie meine Jeans -<br />
an jeder wichtigen Stelle eine niete.“<br />
Motivationsspruch II<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 43
überwiegend »kollegiale Angelegenheit« – in<br />
aller Regel bedeutet Mobbing »Bossing«.<br />
Gemobbt wird überall und in allen Branchen; in<br />
Krankenhäusern und bei der Polizei, in Kleinfirmen<br />
ebenso wie in Großunternehmen und in<br />
Staatseinrichtungen. Angestellte sind ebenso<br />
betroffen wie Beamte und Arbeiter. In mindestens<br />
jedem zweiten Fall agiert der Boss oder<br />
Vorgesetzte als Mobber: »Etwa 50 Prozent der<br />
Vorgesetzten sind aktive Mobberlnnen«, dokumentiert<br />
der Ver.di-Mobbingreport von 2006.<br />
Entsprechend des Reports verhalten sich 37,5<br />
Prozent mobbingbegünstigend, nur 12,5 Prozent<br />
gingen verantwortlich mit ihrer Rolle um.<br />
Diese Sicht der Dinge richtet sich nicht gegen<br />
das Kapital oder die Arbeitgeber. Sie entspricht<br />
den realen Verhältnissen. »Zugespitzt formuliert<br />
ist ein typischer Mobber«, bilanzieren die<br />
Autoren der staatlich beauftragten Repräsentativstudie<br />
Mobbing-Report 2002, »ein männlicher<br />
Vorgesetzter zwischen 35 und 54 Jahren,<br />
der bereits langjährig im Betrieb beschäftigt<br />
ist«.<br />
Solche Erkenntnisse scheinen sich im Alltag zu<br />
verflüchtigen. Mobbing sehen viele Menschen<br />
nach wie vor als »Kollegen-Killing«. Auch Mobbingexperten<br />
räumen dem Bossing nur ausnahmsweise<br />
den entsprechenden Stellenwert<br />
ein.<br />
Unter den Arbeitspsychologen spricht unseres<br />
Wissens nach einzig der Frankfurter Mobbingforscher<br />
Dieter Zapf wiederholt davon, dass in<br />
70 Prozent der Mobbingfälle die Chefs die Täter<br />
sind. Er fordert demgemäß eine eigenständige<br />
Bossingforschung. Bisher umsonst: Bis heute<br />
konnten wir nur wenige deutschsprachige<br />
Fachpublikationen, Diplomarbeiten oder Dissertationen<br />
über Bossing recherchieren.<br />
Vieles, was für Mobbing gilt, ist auch für Bossing<br />
nicht verkehrt. Doch es gibt einige bedeutende<br />
Unterschiede.<br />
Die Autoren Fuchs/Huber schrieben bereits<br />
2009 in Ihrem Buch „Bossing“ (Kreuz-Verlag):<br />
„Wir hoffen, dass dieser Ansatz hilfreiche Impulse<br />
für Betroffene und Kollegen liefern kann<br />
ebenso wie für eine weiterführende, arbeitspsychologische<br />
oder sozialwissenschaftliche Mobbing-<br />
und Bossingforschung. Eine umfassende<br />
Erforschung des Phänomens Bossing ist dringend<br />
notwendig. Die Gefahren, die von kommunikativ<br />
wenig kompetenten, fast zwangsläufig<br />
führungsschwachen Führungskräften<br />
ausgehen, die die verschiedenen Anteile ihrer<br />
Persönlichkeit nicht integriert haben, sind für<br />
Leib und Seele der Bossing-Betroffenen eine<br />
untragbare Zumutung.<br />
Bossende Vorgesetzte haben aber auch eine<br />
betriebs- und volkswirtschaftlich desaströse<br />
Gesamtwirkung. Sie verbrennen immense Kapitalwerte<br />
ebenso wie Humankapital. Eine, vielleicht<br />
sogar die wichtigste Zukunftsressource in<br />
diesem noch jungen 21. Jahrhundert.<br />
Leider hat sich aber auch trotz zahlreicher Artikel<br />
und einiger Bücher bis heute nur wenig<br />
geändert.<br />
„Bossing muss schon im Ansatz geblockt werden.<br />
Das wichtigste Rezept lautet: Nicht alleine<br />
agieren, die Systematik der Angriffe sich und<br />
anderen durchschaubar machen. Wer sich in<br />
eine Verteidigungshaltung drängen lässt und<br />
jede einzelne Attacke zu parieren versucht,<br />
jede einzelne Lüge richtigstel len will, jede einzelne<br />
Verleumdung gerade rücken möchte<br />
— zwangsläufig immer im Nachhinein — der<br />
landet schnell im berüchtigten Hamsterrad.<br />
Denn der Sinn des Bossing ist, eine unliebsame<br />
Beschäftigte oder einen unliebsamen Beschäftigten<br />
aus dem Betrieb zu drängen — an allen<br />
Kündigungsschutzrech ten vorbei. Und der Sinn<br />
des Widerstands ist, genau das gemeinsam zu<br />
verhin dern. Und das gelingt auch, wenn Betroffene<br />
von Anfang an das „Kampffeld” des Arbeitgebers<br />
verlassen,“ schreibt Brennpunkt Betrieb<br />
von work-watch.de.<br />
AntiMoBB ev erklärt und empfiehlt:<br />
Beim Bossing muss man davon ausgehen, dass<br />
der Vorgesetzte ein Persönlichkeitsproblem hat.<br />
Ob gar neurotische Störungen von Führungskräften<br />
die Quelle der Problem sind, müsste<br />
44 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Wann Sie überlastet sind<br />
bestimme ICH!<br />
(Gesammelte Chefsprüche - Quelle: Spiegel, Zeit und Internet)<br />
„Sie benutzen nur zwei Gänge beim<br />
Denken: leerlauf und rückwärts.“<br />
Motivationsspruch III<br />
„lassen Sie das, konzentrieren Sie sich<br />
auf die einfachen Aufgaben.“<br />
Motivationsspruch IV<br />
„Überstunden sind ein Zeichen dafür,<br />
dass Sie sich mit der Firma identifizieren.“<br />
Motivationsspruch V<br />
„Ich weiß, diese zusätzliche Arbeit<br />
bedeutet eine Mehrbelastung. Verstehen<br />
Sie es als Auszeichnung.“<br />
Oder als Ausbeutung<br />
„haben Sie nichts zu tun, oder warum<br />
gehen Sie schon?“<br />
Beliebter Spruch nach einem Zwölf-Stunden-<br />
Arbeitstag<br />
„na, wieder einen halben Tag Urlaub?“<br />
Nach einem 14-Stunden-Tag auf dem Nachhauseweg<br />
„Ihr habt am Feiertag nicht frei. Dafür<br />
dürft ihr am Wochenende arbeiten.“<br />
Großzügige Geste<br />
„Ausruhen können Sie, wenn Sie tot<br />
sind.“<br />
Bis dahin wird geschuftet, bis zum Umfallen<br />
„Ich will keine Probleme, sondern<br />
lösungen.“<br />
Dann hätten Sie Chemielaborant und nicht Geschäftsführer<br />
werden sollen<br />
„Wir sitzen alle in einem Boot.“<br />
Ja, aber es ist eine Galeere<br />
„Wenn Sie anpacken, ist es so, als ob<br />
fünf leute loslassen.“<br />
Warum ist das mit dem Urlaubnehmen dann<br />
immer so ein Problem?<br />
„Mein Weg oder heimweg, was ist<br />
Ihnen lieber?“<br />
Aus dem Amerikanischen I<br />
„Ich bin wie ein Kreuzfahrtschiff. Wenn<br />
ich untergehe, dann nehme ich eine<br />
Menge leute mit.“<br />
Aus dem Amerikanischen II<br />
„lieber sonntags arbeiten als montags<br />
bei der Arbeitsagentur.“<br />
Warnhinweis Nr. 1<br />
„Sie brauchen dringend Urlaub. Das<br />
unnötige herumstehen hat Sie recht<br />
müde gemacht.“<br />
Warnhinweis Nr. 2<br />
„Wenn Sie so tun als würden sie arbeiten,<br />
werde ich so tun als würde ich Sie<br />
dafür bezahlen.“<br />
Alarmstufe eins<br />
„Schauen Sie auf Ihre Kontoauszüge.<br />
Da taucht regelmäßig derselbe name<br />
auf. Und solange das so ist, wird gemacht<br />
was ich sage. Oder Sie gehen.“<br />
Es wird brenzlig.<br />
„Sie wissen doch, dass ich Ihr Zeugnis<br />
schreibe.“<br />
Höchste Alarmstufe.<br />
„Wie lange arbeiten Sie hier schon -<br />
morgen einmal nicht mitgerechnet?“<br />
Alarm missachtet<br />
„Ein Blinddarm fehlt auch.“<br />
Nach der Kündigung<br />
„Ober sticht unter.“<br />
Sinnspruch zur Top-Bottom-Logik, Teil I<br />
„Jeder hat so sein Problem - das ist<br />
jetzt Ihres!“<br />
Sinnspruch zur Top-Bottom-Logik, Teil II<br />
„Wenn ich die Suppe verbrenne,<br />
löffeln Sie sie aus. Fertig.“<br />
Sinnspruch zur Top-Bottom-Logik, Teil III<br />
„Es kann nicht nur häuptlinge geben.“<br />
Selbsteinschätzung des Chefs<br />
„Ich brauche keine hilfe, das ist alleine<br />
schwer genug.“<br />
Der Häuptling wird überheblich<br />
„Ich schicke den besten Mann aus<br />
meinem Team. Ich komme selbst.“<br />
Kurz vor dem Abheben<br />
„Über einem Geschäftsführer gibt es<br />
nur noch den lieben Gott.“<br />
Nichts mehr zu retten<br />
„Wer Burnout bekommt, arbeitet nicht<br />
genug, sonst hätte er keine Zeit dafür.“<br />
Ressourcenoptimierung II<br />
„Machen Sie heute ein Wettrennen,<br />
wer als Erstes die Firma verlässt?“<br />
Motivationsspruch II<br />
„Jetzt sind Sie schon zu zweit - und<br />
haben immer noch keine Ahnung.“<br />
Gratulationsfloskel nach Geburt<br />
„na? Mal wieder ab ins Taliban-Ausbildungslager?“<br />
Konter gegen Urlaubsantrag an Ramadan<br />
„Sie kommen mit Ihrer Meinung und<br />
gehen mit meiner.“<br />
Konter gegen Widerrede<br />
„Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich<br />
nicht.“<br />
Totschlagargument gegen renitente Mitarbeiter,<br />
frei nach Napoleon<br />
„Es ist dem Untertanen untersagt, den<br />
Maßstab seiner beschränkten Einsicht<br />
an die handlungen der Obrigkeit<br />
anzulegen.“<br />
Konter gegen Widerrede, frei nach Kurfürst Friedrich<br />
Wilhelm von Brandenburg<br />
„Eine starke Behauptung ist besser als<br />
eine schwache Tatsache.“<br />
Der Chef wird rechthaberisch<br />
„Kommen Sie mir nicht mit Sachargumenten.“<br />
Kurz vor dem Realitätsverlust<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 45
einmal wissenschaftlich untersucht werden.<br />
Es mangelt vielleicht auch an Selbstbewusstsein.<br />
Die „bossenden“ Chefs fühlten sichvon<br />
starken Mitarbeitern bedroht. Auch Unsicherheit<br />
des Chefskann zu Bossing führen. Wenn<br />
Bossing festgestellt wird, herrschte meist ein<br />
schlechtes Betriebsklima. Die eigenen Interessen<br />
der Führunskräfte stehen im Vordergrund.<br />
Im Betrieb sind die Machtstrukturen dann oft<br />
spitzenorientiert. Es wird keine menschenorientierte<br />
Führung praktiziert und es mangelt<br />
an Teamkommunikation. Zahlreiche Bossing-<br />
Opfer sind kreativ und fleißig und werden ohne<br />
Selbstverschulden plötzlich zu Sündenböcken<br />
und Blitzableitern für die Frustration des Chefs.<br />
Woran schlechte Chefs erkannt werden<br />
können:<br />
• Schiebt Entscheidungen auf die lange<br />
Bank.<br />
• Redet schlecht über Leute auf Betriebsfeiern.<br />
• Stellt Mitarbeiter vor versammelter Mannschaft<br />
bloss.<br />
• Hätschelt alte Seilschaften, mit denen er<br />
Leichen im Keller hat.<br />
• Bunkert sich im Chefzimmer ein.<br />
• Umgibt sich mit devoten Figuren, die<br />
nicht gefährlich werden können.<br />
• Verunsichert die Belegschaft mit dunklen<br />
Andeutungen.<br />
Das Wochenmagazin ZEIT definiert Psychoterror<br />
als Führungsstil und erklärt: „An jedem zweiten<br />
Mobbingfall ist der Chef beteiligt. Für Opfer<br />
von „Bossing“ sind die Folgen schwerwiegend.<br />
Auch Unternehmen und die Volkswirtschaft<br />
kommen zu gravierenden Schäden.<br />
Mindestens drei Prozent der Beschäftigten in<br />
Deutschland werden an ihrem Arbeitsplatz<br />
systematisch schikaniert, schreibt das Magazin<br />
weiter, jeder neunte Deutsche im erwerbsfähigen<br />
Alter soll schon einmal gemobbt worden<br />
sein, heißt es in der Broschüre „Wenn aus Kollegen<br />
Feinde werden“, die die Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA)<br />
herausgibt. Als Mobbing wird das Schikanieren,<br />
Drangsalieren, Benachteiligen und Ausgrenzen<br />
von Mitarbeitern und Kollegen über einen längeren<br />
Zeitraum verstanden.<br />
In 40 Prozent der Fällen geht der Terror im Büro<br />
von den Führungskräften aus, in weiteren zehn<br />
Prozent mobben Chef und Mitarbeiter gemeinsam.<br />
Einige Experten gehen sogar von einer<br />
Bossing-Quote von 70 Prozent aus. Die Zahlen<br />
sind erstaunlich, wenn man berücksichtigt,<br />
dass es erheblich weniger Vorgesetzte als Arbeitskollegen<br />
gibt.<br />
Tatsächlich ist Bossing häufig das Ergebnis von<br />
Führungsschwäche und ungesunden Strukturen<br />
im Betrieb. „Wenn in einem Unternehmen<br />
systematisch gemobbt wird, zeugt das von<br />
schlechtem Management“, sagt der Frankfurter<br />
46 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong>
Arbeitspsychologe und Mobbing-Forscher Dieter<br />
Zapf. Manchmal stehen aber auch einfach<br />
persönliche Animositäten zwischen Bosser und<br />
Opfer im Raum.<br />
Angesichts einer solchen Entwicklung ist es<br />
kontraproduktiv, wenn gute Ansätze zur charakterlichen<br />
Anfütterung der Führungskräfteentwicklung,<br />
wie sie zum Beispiel die Positive<br />
Psychologie bereitstellt und wie sie in vielen<br />
Programmen der Launologie enthalten sind<br />
durch Artikel über die vermeintliche Gefahren<br />
allzuguter Stimmung bei Einzelnen oder<br />
„Gefahren der Guten Laune“ hervorgehoben<br />
werden und weiterhin einer „Verniedlichung“<br />
emotionaler Gewalt das Wort geredet wird und<br />
konstruktive Gegenbewegungen erstickt werden.<br />
***<br />
Frederic M. Fuchs<br />
Wann Sie überlastet sind<br />
bestimme ICH!<br />
(Gesammelte Chefsprüche - Quelle: Spiegel, Zeit und Internet)<br />
„Ich weiß doch, was rauskommen<br />
muss. Wenn das bei dir nicht rauskommt,<br />
machst du eben was falsch.“<br />
nichts mehr zu retten<br />
„Meine Praktikantin sieht jetzt mal<br />
unter dem Schreibtisch nach, ob alle<br />
Kabel stecken.“<br />
Am Telefon zur IT-Abteilung<br />
„husten können Sie auch hier.“<br />
Konter gegen Krankmeldung<br />
„Fachlich mache ich mir um Sie gar<br />
keine Sorgen. Aber nehmen Sie doch<br />
mal zehn Kilo ab.“<br />
Gesundheitstipp in Feedback-Gespräch<br />
„Sie können gar nicht kündigen. Sklaven<br />
werden verkauft oder erschossen.“<br />
Konter gegen Kündigung<br />
„Wenn ich gehe, werde ich noch einige<br />
von euch mitnehmen.“<br />
Drohung eines Chefs, dem Altersteilzeit nahegelegt<br />
wurde<br />
„Wer ich bin? Ich bin die Eins, die<br />
euch nullen vorsteht, damit ihr überhaupt<br />
was wert seid.“<br />
Mathematisierte Top-Bottom-Logik<br />
„Viel Arbeit hat noch niemandem geschadet<br />
- das sehen Sie ja an mir.“<br />
Motivationsspruch eines geschiedenen Chefs mit<br />
Sozialphobie<br />
Frederic M. Fuchs<br />
Nach seinem Schulabschluss auf Hawai‘i studierte der inzwischen 23-Jährige Unternehmer Kommunikation & Philosophie in Italien. Während seines<br />
Studiums gründete er das Trainermagazin „Zukunft-Training“ und ermöglicht seitdem Trainern und Speakern die Perspektive ein größeres Publikum zu<br />
erreichen.<br />
Nach einem weiteren Zwischenstopp in der Schweiz lebt und arbeitet Frederic Merlin Fuchs nun seit Oktober 2012 in Berlin. Im März <strong>2013</strong> trat er der<br />
Medienagentur p5 Media in leitender Position bei.<br />
Frederic M. Fuchs<br />
www.zukunfttraining.de<br />
August <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 47
DIE DESIGN AGENTUR FÜR<br />
TRAINER · SPEAKER · COACHES<br />
www.p5media.de<br />
48 <strong>ZT</strong> | August <strong>2013</strong><br />
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impressum<br />
Zukunft Training<br />
TAM-edition Verlag in Zusammenarbeit mit der TAM-Trainer Akademie<br />
München<br />
Als Mitherausgeber treten die Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen<br />
Beiträge auf.<br />
Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrunde liegenden<br />
Quellen keine Gewähr für den Inhalt übernehmen. Jegliche Haftung für aus der<br />
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<strong>ZT</strong><br />
Z u k u n f t - T r a i n i n g