hu wissen 3 (pdf) - Humboldt-Universität zu Berlin
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k<br />
deutsch<br />
Herr Professor Hostert, in der Graduiertensc<strong>hu</strong>le FutureLand soll<br />
sich alles um nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ng drehen, in der Öffentlichkeit<br />
ist hauptsächlich der globale Klimawandel in aller Munde.<br />
Wie bedingen sich beide?<br />
Es besteht eine enge Verbindung zwischen Landnut<strong>zu</strong>ng und<br />
Klimawandel. Wir wollen diese beleuchten und haben dabei die<br />
»Brille der Landnut<strong>zu</strong>ng« auf. Wir haben Fragen der Landwirtscha<br />
ebenso im Visier, wie die sich ändernde Waldnut<strong>zu</strong>ng<br />
und damit verbundene Kohlenstoffflüsse und vor allem auch<br />
Städte und Megastädte. Wir müssen die vielschichtigen Zusammenhänge<br />
noch viel besser durchdringen und außerdem globale<br />
Erkenntnisse und Modelle auf regionaler Ebene überprüfen.<br />
Wir versuchen dabei auch, die kulturellen Aspekte des<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngswandels <strong>zu</strong> verstehen. Wie entwickelt sich beispielsweise<br />
die globale Landnut<strong>zu</strong>ng, wenn sich in China die<br />
Mehrzahl der Menschen da<strong>zu</strong> entschließt, einen westlichen Lebensstil<br />
<strong>zu</strong> adaptieren, und der Fleischkonsum von einer Milliarde<br />
Menschen rapide ansteigt?<br />
Wir versuchen dabei auch, die<br />
kulturellen Aspekte des Landnut<strong>zu</strong>ngswandels<br />
<strong>zu</strong> verstehen<br />
We also hope to understand more<br />
about the cultural aspects associated<br />
with the transformation of<br />
land use<br />
Ihr Fachgebiet ist die Satellitenfernerkundung, die bei der Analyse<br />
des Landnut<strong>zu</strong>ngswandels eine wichtige Rolle spielt. Wie hat<br />
sich unsere Erde in den letzten Jahrzehnten in Be<strong>zu</strong>g auf Ackerflächen<br />
oder Wälder verändert?<br />
In der Tat ist der Großteil unseres heutigen Wissens über globale<br />
ökologische Zusammenhänge direkt oder indirekt auf die<br />
Beobachtung der Erde aus dem All <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. Gekoppelt<br />
mit inzwischen recht fortgeschrittenen Modellen <strong>zu</strong>r Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
lässt sich der Landnut<strong>zu</strong>ngswandel erfassen und in Szenarien<br />
in die Zukun projizieren.<br />
Aus den fernerkundlichen Beobachtungen der letzten 30 bis<br />
40 Jahre <strong>wissen</strong> wir beispielsweise, wie stark der tropische Regenwald<br />
in seiner Fläche <strong>zu</strong>rückgeht oder in welchen Regionen<br />
der Welt der Nut<strong>zu</strong>ngsdruck <strong>zu</strong> Überweidung oder Bodenerosion<br />
führt. Ohne Satellitenfernerkundung würden Veränderungen<br />
der Erdoberfläche entweder <strong>zu</strong> spät oder gar nicht in ihrem<br />
kompletten Ausmaß quantifiziert werden können.<br />
Laut Vorhersagen wird die Erdbevölkerung von heute sieben auf<br />
etwa neun Milliarden Menschen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2050 steigen,<br />
gleichzeitig nehmen Ackerflächen ab. Wird es noch mehr Hunger<br />
auf der Welt geben?<br />
Wir müssen pragmatische Lösungen suchen und werden nicht<br />
umhin kommen, dem technologischen Fortschritt genügend<br />
Raum <strong>zu</strong> bieten, ansonsten werden sich die Hungersnöte in der<br />
Zukun verschärfen. Das umfasst ressourcenschonende Bewirtschaungsformen,<br />
wassersparende Bewässerungspraktiken<br />
und verbesserte Tier<strong>zu</strong>cht gleichermaßen. Die Ausdehnung<br />
von Ackerflächen ist nur eine begrenzte Option. Sie findet in<br />
den letzten Jahrzehnten viel in Übergangszonen statt, beispielsweise<br />
in den Trockenwäldern und Dornbuschsavannen<br />
des südamerikanischen Chaco, wo savannenartige Gebiete urbar<br />
gemacht werden. Dies ist auch möglich aufgrund des erhöhten<br />
Niederschlags, den es dort seit einigen Jahrzehnten gibt<br />
– als Folge des globalen Klimawandels.<br />
NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES<br />
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