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hu wissen 3 (pdf) - Humboldt-Universität zu Berlin

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k<br />

deutsch<br />

Wo bin ich – und wenn ja, wie viele?<br />

Wenn die Seele kein materielles Ding ist, wo kann sie sich dann<br />

befinden? An einem Ort, der keine Ausdehnung hat? Aber wie<br />

kann man dann von ihren Teilen sprechen? Denn Teile hat die<br />

Seele: Wir schmecken, riechen, denken und pflanzen uns fort<br />

– für jeden dieser unterschiedlichen Vorgänge ist ein eigenes<br />

seelisches Vermögen <strong>zu</strong>ständig.<br />

Ab dem sechsten vorchristlichen Jahr<strong>hu</strong>ndert verband sich<br />

der Ausdruck psychê, der ursprünglich den Lebensatem des<br />

Menschen bezeichnet, mit der Vorstellung von einem besonderen,<br />

in unserem Körper lo kalisierten Bereich, der für emotionale<br />

Zustände, Überlegungen und Willensentscheidungen verantwortlich<br />

ist. Sowohl Platon als auch Aristoteles betrachteten<br />

die Seele als eine komplexe Einheit von Funktionen. Aber<br />

wie kann die Zusammenset<strong>zu</strong>ng verschiedener Fähigkeiten<br />

noch eine Einheit sein? Befinden sich die verschiedenen Seelenteile<br />

in unterschiedlichen Körperteilen und wie interagieren<br />

sie miteinander?<br />

»Zur Philosophie gehört, meinen wir, wenn sie überhaupt <strong>zu</strong><br />

etwas gehört, auch die Geographie …«, meinte in der Zeit um<br />

Christi Geburt der große antike Geograph Strabon. Aus Sicht unserer<br />

modernen Forsc<strong>hu</strong>ngslandscha erscheint es überraschend,<br />

dass geistes<strong>wissen</strong>schaliches Erkenntnisstreben in einer<br />

Verbindung <strong>zu</strong>r Erforsc<strong>hu</strong>ng von Räumen stehen soll. In der<br />

Antike jedoch war die Vorstellung einer inneren Einheit und<br />

wechselseitigen Abhängigkeit von Raum und Wissen allgegenwärtig.<br />

Wer die Wiege unserer Kultur besser verstehen will,<br />

muss auch die »Bildung und Veränderung von Raum und Wissen«<br />

in den antiken Zivilisationen des Mittelmeerraums und des<br />

Nahen Ostens in der Zeit vom sechsten vorchristlichen Jahrtausend<br />

bis <strong>zu</strong>m sechsten nachchristlichen Jahr<strong>hu</strong>ndert erforschen.<br />

Körper und Seele im Alten Ägypten:<br />

Darstellung des Ba-Vogels im Ägyptischen<br />

Totenbuch. Papyrus aus dem Totenbuch des Ani,<br />

Ägypten um 1275 v. Chr.<br />

The body and soul in ancient Egypt:<br />

Depiction of Ba, a bird representing the spirit<br />

of the deceased, in the Egyptian Book of the Dead;<br />

from the Papyrus of Ani, Egypt, around 1275 BC<br />

Dieser Aufgabe widmet sich seit 2007 das Exzellenzcluster<br />

Topoi in gemeinsamer Sprecherscha von <strong>Humboldt</strong>-Universität<br />

und Freier Universität. Über 200 Wissenschaler forschen<br />

hier in rund 40 Forschergruppen und in enger Vernet<strong>zu</strong>ng mit<br />

<strong>Berlin</strong>er Institutionen altertums<strong>wissen</strong>schalicher Forsc<strong>hu</strong>ng.<br />

Die vielleicht innigste Verbindung von Raum und Wissen<br />

findet sich in der langen Tradition der Versuche, die Organe des<br />

Denkens <strong>zu</strong> lokalisieren. Die Topoi-Arbeitsgruppe »Mapping<br />

Body and Soul« forscht darüber. Dominik Perler und Philip van<br />

der Eijk sind beide Principle Investigators von der <strong>Humboldt</strong>-<br />

Universität. Der Altertums<strong>wissen</strong>schaler und Wissenschashistoriker<br />

van der Eijk ist Alexander von <strong>Humboldt</strong>-Professor.<br />

Dominik Perler ist seit Jürgen Habermas der erste Philosoph, der<br />

mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde.<br />

Die Hauptaufgabe liegt in der systematischen Analyse von<br />

alten Texten, omals in Pionierarbeit, weil die Texte erst kritisch<br />

ediert und philologisch erschlossen werden müssen. Neben<br />

den Primärtexten ist auch immer die über Jahr<strong>hu</strong>nderte<br />

reichende Rezeptionsgeschichte <strong>zu</strong> erforschen. Zu der Abhandlung<br />

»Über die Seele« von Aristoteles gibt es einen wichtigen<br />

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