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Die Lage der Arbeitnehmer der besetzten arabischen Gebiete

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<strong>Die</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong> <strong>der</strong> <strong>besetzten</strong> <strong>arabischen</strong> <strong>Gebiete</strong><br />

36. <strong>Die</strong> Beschäftigung in Israel und den Siedlungen unterliegt weiterhin einem Quotenund<br />

Genehmigungssystem für Palästinenser aus dem Westjordanland, die eine Sicherheitsprüfung<br />

absolviert haben und über eine magnetische Ausweiskarte verfügen. Das<br />

Genehmigungssystem ist anfällig für betrügerischen Missbrauch durch israelische und<br />

palästinensische Vermittler, was angeblich häufig vorkommt. Inhaber von Genehmigungen<br />

müssen mindestens 26 Jahre alt und verheiratet sein und sie müssen Kin<strong>der</strong> haben. 3<br />

Seit April 2006 ist es für <strong>Arbeitnehmer</strong> aus Gaza nicht mehr möglich, eine Genehmigung<br />

für die Arbeit in Israel zu erhalten. Daher ist eine Beschäftigung in Israel für die großen<br />

Kohorten arbeitsloser palästinensischer Jugendlicher keine Option. <strong>Die</strong> Mehrheit <strong>der</strong> in<br />

Israel beschäftigten <strong>Arbeitnehmer</strong> arbeitet im Bausektor, gefolgt vom Fertigungssektor<br />

und <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

37. Nach Angaben des Israelischen Koordinators für die Regierungstätigkeiten in den<br />

<strong>Gebiete</strong>n (COGAT) wurde die Quote <strong>der</strong> Genehmigungen 2012 um 10.000 angehoben,<br />

davon entfielen 8.000 zusätzliche Genehmigungen auf den Bausektor und 2.000 auf<br />

landwirtschaftliche Arbeit. Israelische Arbeitgeber erklärten gegenüber <strong>der</strong> Mission, sie<br />

würden es zweifellos vorziehen, anstelle von Wan<strong>der</strong>arbeitnehmern palästinensische<br />

<strong>Arbeitnehmer</strong> zu beschäftigen. <strong>Die</strong>se Bevorzugung zeigt sich auch an höheren Quoten,<br />

was klar den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> israelischen Wirtschaft Rechnung trägt. Bis März 2013<br />

war die Quote <strong>der</strong> Genehmigungen für eine Arbeit in Israel auf 47.350 angestiegen, 4<br />

zusätzlich zu den 22.955 Genehmigungen für eine Arbeit in den Siedlungen (COGAT,<br />

2013). Es besteht jedoch eine große Diskrepanz zwischen <strong>der</strong> Quote und <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Zahl <strong>der</strong> ausgestellten Genehmigungen sowie zwischen den ausgestellten Genehmigungen<br />

und den tatsächlichen <strong>Arbeitnehmer</strong>strömen. Von den 2012 in Israel und den<br />

Siedlungen beschäftigten 83.000 <strong>Arbeitnehmer</strong>n arbeitet Schätzungen zufolge ein Viertel<br />

ohne eine Genehmigung. <strong>Die</strong>s erfor<strong>der</strong>t zwar eine illegale Einreise nach Israel, die<br />

wesentlich höheren Löhne auf dem israelischen Arbeitsmarkt veranlassen jedoch täglich<br />

tausende palästinensische <strong>Arbeitnehmer</strong>, auf riskante Weise die Sperrmauer zu überwinden,<br />

da keine an<strong>der</strong>en Alternativen für die Erzielung eines menschenwürdigen Einkommens<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Einkommen und Armut<br />

38. Der von palästinensischen <strong>Arbeitnehmer</strong>n in Israel und den Siedlungen erzielte<br />

tägliche Durchschnittslohn lag 2012 mehr als doppelt so hoch wie im Privatsektor des<br />

Westjordanlands, wenngleich seine Kaufkraft gegenüber 2011 einen geringen Rückgang<br />

verzeichnete (siehe Übersicht 2.3). <strong>Die</strong> in Gaza im Privatsektor gezahlten Reallöhne<br />

nahmen zwar um 6,6 Prozent zu, mit 45,30 Neuen Israelischen Schekel (NIS) pro Tag<br />

lag <strong>der</strong> Durchschnittslohn jedoch immer noch 43 Prozent unter dem Niveau des Westjordanlands.<br />

Es besteht nach wie vor ein deutliches Gefälle zwischen den Geschlechtern,<br />

da <strong>der</strong> durchschnittliche Tageslohn palästinensischer Frauen im Westjordanland lediglich<br />

77 Prozent des Lohns <strong>der</strong> Männer erreicht (PCBS, 2013b). In Gaza lagen die Durchschnittslöhne<br />

<strong>der</strong> Frauen hingegen 31 Prozent höher als die <strong>der</strong> Männer; dies erklärt sich<br />

jedoch an <strong>der</strong> Tatsache, dass ein hoher Teil <strong>der</strong> ansonsten äußerst niedrigen Gesamtbeschäftigung<br />

<strong>der</strong> Frauen in Gaza auf den öffentlichen Sektor entfällt.<br />

3 Bis 2012 lag das erfor<strong>der</strong>liche Mindestalter bei 30 Jahren.<br />

4 Weitere 17.750 Genehmigungen wurden für Händler sowie 1.500 Son<strong>der</strong>genehmigungen mit <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

„Businessmen Cards“ (o<strong>der</strong> BMC’s) für „VIP“-Geschäftsleute ausgestellt. COGAT berichtet auch über 20.408<br />

Grenzübertritte von Händlern bei Erez im Jahr 2012, was gegenüber <strong>der</strong> Gesamtzahl von 2011 einem Zuwachs<br />

von 42 Prozent entspricht (COGAT, 2013).<br />

12 ILC.102/DG/APP

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