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Die Lage der Arbeitnehmer der besetzten arabischen Gebiete

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<strong>Die</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong> <strong>der</strong> <strong>besetzten</strong> <strong>arabischen</strong> <strong>Gebiete</strong><br />

Arbeit in den israelischen Siedlungen<br />

76. <strong>Die</strong> Verschlechterung <strong>der</strong> Wirtschaftsaussichten im Westjordanland hat den Druck<br />

auf die palästinensischen <strong>Arbeitnehmer</strong> erhöht, eine Beschäftigung in den israelischen<br />

Siedlungen zu suchen. Zwar steht die Arbeit in den Siedlungen im Wi<strong>der</strong>spruch zu sozialen,<br />

nationalen und politischen For<strong>der</strong>ungen, aber mangels an<strong>der</strong>er Alternativen ist sie<br />

für Tausende palästinensischer Frauen und Männer eine Notwendigkeit, um die Existenz<br />

ihrer Familien zu sichern. In den Siedlungen werden die palästinensischen Arbeitskräfte<br />

im Baugewerbe, in <strong>der</strong> Industrie, in <strong>der</strong> Landwirtschaft und im <strong>Die</strong>nstleistungssektor<br />

eingesetzt. Arbeitgeber sind privatwirtschaftliche Unternehmen, Einzelpersonen o<strong>der</strong><br />

öffentliche Stellen. <strong>Die</strong> meisten <strong>der</strong> in den Siedlungen arbeitenden palästinensischen<br />

Frauen verrichten landwirtschaftliche o<strong>der</strong> hauswirtschaftliche Tätigkeiten.<br />

77. <strong>Die</strong> in den Siedlungen im Westjordanland tätigen Unternehmen erhalten nicht nur<br />

direkte und indirekte staatliche Subventionen (APRODEV et al., 2012, Seite 17). Sie<br />

können sich auch aus dem großen Reservoir palästinensischer Arbeitskräfte bedienen,<br />

weil die für die Arbeit von Palästinensern in Israel bestehenden Quotensysteme und<br />

Einschränkungen aufgrund von Alter und Familienstand für die Siedlungen nicht gelten.<br />

Eine Überwachung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen und Durchsetzung arbeitsrechtlicher Vorschriften<br />

findet kaum statt. Allerdings hat die Mission erfahren, dass die zuständigen<br />

<strong>Die</strong>nststellen des israelischen Ministeriums für Industrie, Handel und Arbeit vor Kurzem<br />

13 Verfahren gegen Arbeitgeber in den Siedlungen eröffnet haben. 2012 berichtete <strong>der</strong><br />

Präsident des Rechnungshofs Israels über die in den Siedlungen übliche Praxis, palästinensischen<br />

<strong>Arbeitnehmer</strong>n weniger als den israelischen Mindestlohn zu bezahlen, ihnen<br />

keine sozialen Rechte zuzugestehen und sie gravierenden Berufsgefahren auszusetzen<br />

(State Comptroller of Israel, 2012; Kav LaOved, 2012a, Seite 38).<br />

78. <strong>Die</strong> fehlende Überwachung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen, auf die <strong>der</strong> Rechnungshof<br />

hingewiesen hat, und die starke Abhängigkeit von den Arbeitseinkommen in den Siedlungen<br />

machen die palästinensischen <strong>Arbeitnehmer</strong> und ihre Familien beson<strong>der</strong>s anfällig<br />

für unfaire Arbeitspraktiken und Missbrauch. <strong>Die</strong>s wird bestätigt durch Berichte aus<br />

erster Hand über Verletzungen <strong>der</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong>rechte, die <strong>der</strong> Mission übermittelt<br />

wurden, durch den Bericht des palästinensischen Arbeitsministeriums (PNA, 2013a), die<br />

jüngste PGFTU-Umfrage (PGFTU, 2013) sowie durch Berichte israelischer nichtstaatlicher<br />

Organisationen (z. B. Kav LaOved, 2012a).<br />

79. Zu den festgestellten Problemen zählen auch Repressalien gegen <strong>Arbeitnehmer</strong>, die<br />

versuchen, sich zu organisieren o<strong>der</strong> gerichtliche Schritte gegen ihre Arbeitgeber einzuleiten,<br />

die Unterlagen über das Bestehen eines Beschäftigungsverhältnisses und die tatsächlich<br />

geleisteten Arbeitsstunden zurückhalten, was sich auf die Vergütung, die Sozialleistungen<br />

und die Möglichkeit <strong>der</strong> Geltendmachung von Ansprüchen vor israelischen<br />

Gerichten auswirkt. <strong>Die</strong> Besatzung und die darauf folgende Gebietsabtrennung haben ein<br />

Umfeld geschaffen, das die Anfälligkeit für Ausbeutung und Missbrauch durch Vermittler<br />

und an<strong>der</strong>e Mittelspersonen, die keiner Regulierung unterliegen, weiter verstärkt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Frauen sind missbräuchlichen Praktiken solcher Arbeitsvermittler ausgesetzt,<br />

nicht nur durch sehr hohe Gebühren o<strong>der</strong> Lohnabzüge, son<strong>der</strong>n auch in Form von Schlägen,<br />

sexuellen Übergriffen und Zwangsmaßnahmen.<br />

26 ILC.102/DG/APP

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