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Marcel Kolvenbach - Heinz-Kühn-Stiftung

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Peru<br />

<strong>Marcel</strong> <strong>Kolvenbach</strong><br />

Unser Besuch in Carabaya bleibt nicht ohne Folgen. Die Zeitungen in<br />

Lima schreiben, Elsa Malpartida wäre nach Sán Gabán gereist, um die Koka-<br />

Bauern zu neuen Protesten aufzuwiegeln und arbeite den Drogenterroristen<br />

in die Hände. Hugo Cabieses wird seinen Bericht und die Fotos später<br />

dem Kongress vorlegen und wird von zahlreichen Zeitungen zitiert. Nach<br />

meiner Rückkehr nach Deutschland erreicht mich eine Nachricht von Elsa<br />

Malpartida, dass auch gegen sie ein Haftbefehl vorliege und sie ihren<br />

Heimatort nicht mehr verlassen könne.<br />

5.2 Inkaman – der höchste Triathlon der Welt<br />

Politische Aktivisten der indigenen Bevölkerung heben immer wieder<br />

die Verbindung zwischen dem Aufstand von Túpac Amaru 1780 gegen<br />

die Kolonialherrschaft und den aktuellen Unruhen in der Region Puno<br />

und in anderen Teilen Perus hervor. Es ist das Ergebnis der bis heute nicht<br />

verarbeiteten Kolonialisierung und ihrer Folgen.<br />

Auf dem Weg nach Puno grüßt den Reisenden eine große Werbetafel aus<br />

Stein, bemalt mit einer indianischen Gestalt in traditioneller Kleidung und<br />

einem Slogan versehen: „Construyendo La Nación Quechua y Aymara.“<br />

– Hier entsteht die Nation der Quetchua und Aymara. Der Absender:<br />

die Regionalregierung von Puno. „Indigenismo“ ist heute nicht mehr<br />

nur das Privileg militanter Protestbewegungen, sondern das offizielle<br />

Aushängeschild der lokalen Regierungen. Es geht eine ungewollt komische<br />

Verbindung ein mit Produktnamen wie „Inka-Kola“ oder von den lokalen<br />

Firmen gesponserten Sportveranstaltungen, wie der höchste Triathlon der<br />

Welt, der „Inkaman“ mit Teilnehmern aus Peru, Kolumbien, Venezuela und<br />

Europa. Wir begegnen den Läufern, die den Titicacasee durchschwommen<br />

und Puno mit dem Fahrrad durchquert haben auf ihrem letzten Stück zu Fuß,<br />

im schnellen Lauf, hinauf zu den Inka-Grabmälern in Sillusani.<br />

Puno war die Region, in der 2004 die meisten lokalen ethnisch motivierten<br />

Konflikte ausbrachen: Am 25. April wurde der Bürgermeister von Ilave,<br />

Cirilo Robles von dem Mob gelyncht. Am 19. Oktober kam es zu den<br />

drei Toten in Sán Gabán. Am 1. November kam es zu Straßenschlachten,<br />

Plünderungen und brennenden Diskotheken verursacht durch zweitausend<br />

wütende Menschen in der Handelsstadt Juliaca. Am 10. November kam es<br />

zu der Blockade einer Brücke, wieder im Distrikt Ayapata, Carabaya.<br />

Nicht zufällig ist Puno die Region mit der engsten Anbindung an Bolivien.<br />

Im Süden des Districto sprechen die Menschen Aymará, die Sprache der<br />

Mehrheit der indigenen Bevölkerung in Bolivien. Bei Kollegen und<br />

Bekannten in Puno erfahre ich, dass die Aymará noch viel stärker mit den<br />

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