26.12.2013 Aufrufe

Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de

Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de

Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Psychologische Verän<strong>de</strong>rungen im <strong>Alter</strong> 17<br />

Lebensspanne 152 Längsschnittstudien. Auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage von über 3.000 Stabilitätskoeffizienten<br />

– diese beruhen auf Daten von über<br />

35.000 Personen, die in einem durchschnittlichen<br />

Abstand von 6,8 Jahren untersucht wur<strong>de</strong>n<br />

– konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass sich sozialemotionale<br />

Persönlichkeitsmerkmale nicht nur<br />

im Kin<strong>de</strong>s- und Jugendalter, son<strong>de</strong>rn auch im<br />

jüngeren Erwachsenenalter erheblich verän<strong>de</strong>rn.<br />

An<strong>de</strong>rs als im Bereich <strong>de</strong>r Intelligenz, wo<br />

sich interindividuelle Unterschie<strong>de</strong> bereits im<br />

<strong>Alter</strong> von etwa acht Jahren stabilisieren (Asendorpf<br />

1999), entwickelt sich eine ausgeprägte<br />

differenzielle Stabilität sozial-emotionaler Persönlichkeitseigenschaften<br />

erst im höheren Erwachsenenalter.<br />

Für praktisch alle untersuchten<br />

Persönlichkeitseigenschaften zeigten sich charakteristische<br />

Zunahmen <strong>de</strong>r Stabilität nach<br />

einem <strong>Alter</strong> von drei, 18 sowie 50 Jahren, was<br />

darauf hin<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>m Übergang zum Kin<strong>de</strong>rgartenalter,<br />

<strong>de</strong>m Verlassen <strong>de</strong>s Elternhauses<br />

sowie <strong>de</strong>m Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m die eigenen<br />

Kin<strong>de</strong>r das Elternhaus verlassen, beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />

für eine Stabilisierung sozial-emotionaler<br />

Persönlichkeitseigenschaften zukommt. In<br />

Quer- und Längsschnittanalysen, die zum Teil<br />

auf Selbst-, zum Teil auf Frem<strong>de</strong>inschätzungen<br />

(z. B. durch <strong>de</strong>n Ehepartner) beruhen, wur<strong>de</strong>n<br />

zahlreiche Belege für die Stabilität grundlegen<strong>de</strong>r<br />

Dimensionen <strong>de</strong>r Persönlichkeit gefun<strong>de</strong>n<br />

(McCrae 1982). Auch konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die Wahl <strong>de</strong>s Ehepartners, Erwartungen<br />

und differenzielle Bekräftigungen durch<br />

das soziale Umfeld o<strong>de</strong>r auch ein bevorzugtes<br />

Aufsuchen von „persönlichkeitskongruenten“<br />

Umwelten zur Stabilität von Persönlichkeitsmerkmalen<br />

ebenso beitragen wie zur Stabilität<br />

fehlangepassten Verhaltens (Von Dras &<br />

Siegler 1997).<br />

An<strong>de</strong>rerseits belegen zahlreiche Arbeiten die<br />

Gültigkeit von Entwicklungstheorien, die von<br />

einer lebenslangen Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

ausgehen. Längsschnittanalysen zur Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r weiblichen Persönlichkeit sprechen<br />

dafür, dass insbeson<strong>de</strong>re im Lebenslauf<br />

von Frauen be<strong>de</strong>utsame Verän<strong>de</strong>rungen in mehreren<br />

Persönlichkeitseigenschaften (vor allem<br />

in: „cognitive commitment“, „outgoingness“,<br />

„self-confi<strong>de</strong>nce“, „<strong>de</strong>pendability“) auftreten<br />

(Jones & Meredith 1996). Auch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>r historischen Entwicklung<br />

und Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r individuellen<br />

Persönlichkeit in <strong>de</strong>n letzten Jahren zunehmend<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Roberts und Helson<br />

(1997) haben untersucht, bei welchen<br />

Frauen <strong>de</strong>r zwischen 1950 und 1980 in <strong>de</strong>r<br />

amerikanischen Kultur zunehmen<strong>de</strong> Individualismus<br />

mit einer zunehmen<strong>de</strong>n Selbstfokussierung<br />

und geringeren Wertschätzung von sozialen<br />

Normen verbun<strong>de</strong>n gewesen ist. Dabei erweisen<br />

sich die im frühen Erwachsenenalter erhobenen<br />

Werte für Ich-Stärke und Anpassung<br />

als gute Prädiktoren einer Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rung.<br />

Nach Ryff und Kollegen (2001) ist die Frage<br />

nach Stabilität versus Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

nur in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r jeweils bevorzugten<br />

Operationalisierung von Persönlichkeit<br />

und Verän<strong>de</strong>rung zu beantworten: Je nach<br />

Operationalisierung zeichnen sich nicht nur einige<br />

Menschen durch ein hohes Maß an Stabilität<br />

und an<strong>de</strong>re durch ein hohes Maß an Verän<strong>de</strong>rung<br />

aus, son<strong>de</strong>rn auch einige sowohl durch<br />

Verän<strong>de</strong>rung als auch durch Stabilität.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung von Persönlichkeitsmerkmalen<br />

für die Lebenszufrie<strong>de</strong>nheit lässt sich anhand<br />

Befun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Berliner <strong>Alter</strong>sstudie<br />

(Mayer & Baltes 1996) belegen. Höhere Werte<br />

auf <strong>de</strong>r Dimension Neurotizismus gingen mit<br />

geringeren, höhere Werte auf <strong>de</strong>r Dimension<br />

Extraversion mit höheren Zufrie<strong>de</strong>nheitswerten<br />

einher; durch die Dimension Neurotizismus<br />

konnten 20 %, durch die Dimension Extraversion<br />

9 % <strong>de</strong>r Varianz im Merkmal Lebenszufrie<strong>de</strong>nheit<br />

aufgeklärt wer<strong>de</strong>n (Staudinger et al.<br />

1996). Des Weiteren erwies sich die Dimension<br />

Neurotizismus als be<strong>de</strong>utsamer Mo<strong>de</strong>rator <strong>de</strong>s<br />

Zusammenhangs zwischen körperlichen Risiken<br />

und Lebenszufrie<strong>de</strong>nheit im <strong>Alter</strong>. Für<br />

Personen mit einem über <strong>de</strong>m Median liegen<strong>de</strong>n<br />

Neurotizismuswert wur<strong>de</strong> eine Korrelation<br />

von -.29 zwischen körperlichen Risiken und<br />

<strong>Alter</strong>szufrie<strong>de</strong>nheit ermittelt. Dieser Wert lag<br />

für die Gesamtstichprobe bei -.36, für Personen<br />

mit einem unter <strong>de</strong>m Median liegen<strong>de</strong>n Neurotizismuswert<br />

bei -.35. Nach Staudinger und<br />

Kollegen (1996) kann dieser Befund als Hinweis<br />

darauf ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n, dass es unter <strong>de</strong>r<br />

Bedingung starker körperlicher Belastungen<br />

durchaus funktional sein kann, negative Gefühle<br />

zu erleben und „regressive“ Bewältigungsstrategien<br />

zu verfolgen. In <strong>de</strong>r Berliner<br />

<strong>Alter</strong>sstudie wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Frage nachgegangen,<br />

inwieweit mit fortschreiten<strong>de</strong>m <strong>Alter</strong><br />

<strong>A<strong>de</strong>lheid</strong> <strong>Kuhlmey</strong>, <strong>Doris</strong> <strong>Schaeffer</strong> (<strong>Hrsg</strong>.): <strong>Alter</strong>, Gesundheit und Krankheit - Handbuch Gesundheitswissenschaften, Verlag Hans Huber, Bern 2008<br />

© 2008 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Keine unerlaubte Weitergabe o<strong>de</strong>r Vervielfätigung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!