26.12.2013 Aufrufe

Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de

Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de

Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18<br />

Teil 1: <strong>Alter</strong>(n), Gesundheit und Krankheit – Theoretische Grundlagen<br />

Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rungen auftreten, die als<br />

Hinweis auf eine vermin<strong>de</strong>rte „psychologische<br />

Funktionalität“ ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n können. Die<br />

Ergebnisse bestätigen zunächst die getroffene<br />

Annahme hinsichtlich <strong>de</strong>r persönlichen und sozialen<br />

Erwünschtheit <strong>de</strong>r Dimensionen Extraversion<br />

und Neurotizismus, insofern diese be<strong>de</strong>utsame<br />

Korrelationen in <strong>de</strong>r erwarteten Richtung<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>Alter</strong>szufrie<strong>de</strong>nheit aufwiesen. Des<br />

Weiteren zeigte sich, dass die Untersuchungsteilnehmer<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>m <strong>Alter</strong> zum einen<br />

geringere Werte für Extraversion und Offenheit<br />

aufwiesen sowie weniger positive Emotionen<br />

und subjektives Lebensinvestment angaben.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren erlebten sich die älteren Untersuchungsteilnehmer<br />

in stärkerem Maße als external<br />

kontrolliert und emotional vereinsamt.<br />

Die beschriebenen <strong>Alter</strong>sunterschie<strong>de</strong> waren in<br />

ihrem Ausmaß vergleichsweise gering. Während<br />

externale Kontrolle und emotionale Einsamkeit<br />

mit r = .33 bzw. r = .29 mit <strong>de</strong>m <strong>Alter</strong><br />

noch vergleichsweise korrelierten, waren die<br />

Zusammenhänge für Offenheit (r = -.20) und<br />

Extraversion (r = -.19) <strong>de</strong>utlich geringer, für die<br />

Dimension Neurotizismus ergab sich kein be<strong>de</strong>utsamer<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Lebensalter.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Persönlichkeit erklärte das<br />

Lebensalter <strong>de</strong>utlich weniger Varianz als im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Intelligenz. Dennoch können die<br />

ermittelten Unterschie<strong>de</strong> in ihrer Gesamtheit<br />

nach Smith und Baltes (1996, S. 234) „in Richtung<br />

geringerer psychologischer Funktionalität<br />

und mehr Dysfunktionalität als Hinweis auf<br />

eine Art chronischer Stressreaktion im hohen<br />

<strong>Alter</strong>“ interpretiert wer<strong>de</strong>n.<br />

In ihrer Analyse von Profilen „psychologischer<br />

Funktionstüchtigkeit“ haben Smith und<br />

Baltes (1997) zwölf Merkmale zur Erfassung<br />

von intellektueller Leistungsfähigkeit, Selbst<br />

und Persönlichkeit sowie sozialer Beziehungen<br />

einer Clusteranalyse unterzogen. Während insgesamt<br />

53 % <strong>de</strong>r Männer unter ein „günstiges“<br />

Cluster subsumiert wer<strong>de</strong>n konnten, lag <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong><br />

Anteil unter <strong>de</strong>n Frauen bei 41 %.<br />

Dieser Geschlechtsunterschied trat sowohl in<br />

<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r 70- bis 84-Jährigen als auch in<br />

<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r 85-Jährigen und Älteren auf: In<br />

<strong>de</strong>r jüngeren Gruppe fan<strong>de</strong>n sich 76 % <strong>de</strong>r<br />

Männer und 63 % <strong>de</strong>r Frauen, in <strong>de</strong>r älteren<br />

Gruppe 30 % <strong>de</strong>r Männer und 19 % <strong>de</strong>r Frauen<br />

in einem als „günstig“ charakterisierten Cluster.<br />

Der berichtete Geschlechtsunterschied geht vor<br />

allem auf zwei Cluster zurück: Auf ein durch<br />

hohe Werte für Neurotizismus, soziale Externalität<br />

und erlebte Unterstützung gekennzeichnetes<br />

sowie auf ein durch schwere kognitive Beeinträchtigungen,<br />

hohe Neurotizismuswerte und<br />

geringe Werte für Extraversion und internale<br />

Kontrolle gekennzeichnetes Cluster. In ersterem<br />

ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Männer mehr als doppelt<br />

so hoch wie <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Frauen, in letzterem<br />

ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Frauen mehr als doppelt<br />

so hoch wie <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Männer.<br />

Verän<strong>de</strong>rbarkeit kognitiver<br />

Leistungen im <strong>Alter</strong> durch<br />

Intervention<br />

Die Analyse <strong>de</strong>r Intelligenzentwicklung wird in<br />

<strong>de</strong>r gerontologischen Forschung vielfach im<br />

Kontext eines Zwei-Komponenten-Mo<strong>de</strong>lls<br />

vorgenommen, das zwischen kristalliner und<br />

flui<strong>de</strong>r Intelligenz bzw. kognitiver Pragmatik<br />

und kognitiver Mechanik differenziert. Dabei<br />

bezieht sich <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r kristallinen Intelligenz<br />

o<strong>de</strong>r kognitiven Pragmatik auf die Fähigkeit,<br />

vertraute kognitive Probleme zu lösen. In<br />

dieser Intelligenzkomponente spiegeln sich die<br />

vom Individuum rezipierten und organisierten<br />

Wissensinhalte und Wissenssysteme wi<strong>de</strong>r, die<br />

für jene Gesellschaft und Kultur charakteristisch<br />

sind, in <strong>de</strong>r es lebt. Die kristalline Intelligenz<br />

ist ein Indikator für das Ausmaß, in <strong>de</strong>m<br />

sich ein Individuum Verhaltensweisen und<br />

Strategien angeeignet hat, die in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Gesellschaft als intelligentes Verhalten betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n, also <strong>de</strong>r inhaltlichen Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>s Denkens und Wissens. Der Begriff <strong>de</strong>r<br />

flui<strong>de</strong>n Intelligenz o<strong>de</strong>r Mechanik bezieht sich<br />

dagegen auf solche Fähigkeiten, die sich relativ<br />

unabhängig von systematischen Akkulturationseinflüssen<br />

entwickeln. Mit <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r<br />

flui<strong>de</strong>n Intelligenz o<strong>de</strong>r kognitiven Mechanik<br />

sind kognitive Basisoperationen angesprochen,<br />

die vor allem für die Bewältigung neuartiger<br />

kognitiver Probleme notwendig sind. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Intelligenzkomponenten unterschei<strong>de</strong>n sich<br />

hinsichtlich ihres Verlaufs im mittleren und<br />

höheren Erwachsenenalter <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r:<br />

Während die Leistungsfähigkeit in <strong>de</strong>r kristallinen<br />

Intelligenz über weite Abschnitte <strong>de</strong>s<br />

<strong>A<strong>de</strong>lheid</strong> <strong>Kuhlmey</strong>, <strong>Doris</strong> <strong>Schaeffer</strong> (<strong>Hrsg</strong>.): <strong>Alter</strong>, Gesundheit und Krankheit - Handbuch Gesundheitswissenschaften, Verlag Hans Huber, Bern 2008<br />

© 2008 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Keine unerlaubte Weitergabe o<strong>de</strong>r Vervielfätigung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!