Adelheid Kuhlmey, Doris Schaeffer (Hrsg.): Alter ... - Buch.de
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Psychologische Verän<strong>de</strong>rungen im <strong>Alter</strong> 19<br />
Erwachsenenalters erhalten bleibt o<strong>de</strong>r sogar<br />
weiter zunimmt, geht die Leistungsfähigkeit in<br />
<strong>de</strong>r flui<strong>de</strong>n Intelligenz zurück (Überblick in:<br />
Schaie 1996, Lin<strong>de</strong>nberger 2002). Allerdings,<br />
und hier liegt eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
theoretischen Erklärung ebenso wie <strong>de</strong>r praktischen<br />
Arbeit mit Älteren, ist die Variabilität in<br />
diesen Leistungskomponenten zwischen Personen<br />
auf je<strong>de</strong>r Stufe <strong>de</strong>s kalendarischen <strong>Alter</strong>s<br />
hoch, jedoch nimmt sie im höheren Lebensalter<br />
ein solches Ausmaß an, dass die Beschreibung<br />
in Termini von mittleren Ten<strong>de</strong>nzen fragwürdig<br />
wird. Dennoch fin<strong>de</strong>t sich bis heute vielfach<br />
und unwi<strong>de</strong>rsprochen eine entsprechen<strong>de</strong> Praxis<br />
in zentralen gesellschaftlichen Bereichen.<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r kognitiven Leistungsfähigkeit<br />
über die Lebensspanne ist nicht allein<br />
durch die genetische Ausstattung bedingt. Daneben<br />
sind auch die im Lebenslauf ausgebil<strong>de</strong>ten<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Ressourcen<br />
und Barrieren <strong>de</strong>r räumlichen, sozialen<br />
und infrastrukturellen Umwelt zu beachten.<br />
Baltes (1984) differenziert hier zwischen einer<br />
„intelligenzakzelerieren<strong>de</strong>n“ und einer „intelligenz<strong>de</strong>zelerieren<strong>de</strong>n“<br />
Umwelt. Während erstere<br />
durch kontinuierliche Anregungen <strong>de</strong>n Einsatz<br />
von Denkoperationen för<strong>de</strong>rt – und sich damit<br />
positiv auf die Intelligenz auswirkt – ist letztere<br />
arm an sensorischer und kognitiver Stimulation,<br />
sie regt nicht zum Einsatz von Denkoperationen<br />
an und beeinflusst damit die Intelligenzentwicklung<br />
negativ.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n Einflüsse <strong>de</strong>s körperlichen<br />
Trainings, eines aktiven und engagierten<br />
Lebensstils sowie <strong>de</strong>s kognitiven Trainings auf<br />
kognitive Leistungen im <strong>Alter</strong> diskutiert; die<br />
berichteten Ergebnisse ermöglichen eine differenzierte<br />
Einschätzung <strong>de</strong>r Modifizierbarkeit<br />
kognitiver Funktionen und damit auch <strong>de</strong>r kognitiven<br />
Plastizität im <strong>Alter</strong>.<br />
Einflüsse körperlichen Trainings<br />
Quer- und Längsschnittstudien machen gleichermaßen<br />
<strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />
zwischen sensomotorischen sowie kognitiven<br />
Fähigkeiten mit steigen<strong>de</strong>m <strong>Alter</strong> zunimmt<br />
(Baltes & Lin<strong>de</strong>nberger 1997, Anstey & Smith<br />
1999). Des Weiteren zeigen sich in höheren im<br />
Vergleich zu jüngeren <strong>Alter</strong>sgruppen <strong>de</strong>utlich<br />
stärkere Einbußen in kognitiven Leistungsmaßen,<br />
wenn kognitive und sensomotorische<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen gleichzeitig bewältigt wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Unter <strong>de</strong>r Annahme, dass sich altersbedingte<br />
Verän<strong>de</strong>rungen sensomotorischer und<br />
kognitiver Funktionen auf eine gemeinsame Ursache<br />
zurückführen lassen (Baltes & Lin<strong>de</strong>nberger<br />
1997), liegt es nahe, dass sich Interventionsgewinne<br />
in einem <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bereiche för<strong>de</strong>rlich<br />
auf <strong>de</strong>n jeweils an<strong>de</strong>ren Bereich auswirken.<br />
Während <strong>de</strong>r Effekt kognitiver Interventionen<br />
auf die körperliche Leistungsfähigkeit<br />
bislang nicht belegt ist, liegen zahlreiche Hinweise<br />
auf eine verbesserte kognitive Leistungsfähigkeit<br />
infolge gesteigerter körperlicher<br />
Aktivität vor (Schäfer et al. im Druck).<br />
Einer Studie von Carmelli und Kollegen<br />
(1997) zufolge ist <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r körperlichen<br />
Aktivität auf die kognitive Leistungsfähigkeit<br />
auch dann erkennbar, wenn <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r<br />
Variablen <strong>Alter</strong>, Schulbildung und Gesundheit<br />
kontrolliert wur<strong>de</strong>. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r körperlichen<br />
Aktivität für die kognitive Leistungsfähigkeit<br />
kann mit Spirduso (1982) dadurch erklärt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass Bewegung <strong>de</strong>n Stoffwechsel<br />
und Kreislauf anregt und <strong>de</strong>shalb vor Schädigungen<br />
<strong>de</strong>s neuronalen Gewebes schützt; sogar<br />
einzelne Trainingseinheiten können positive<br />
Auswirkungen haben: Erhöhte körperliche Aktivität<br />
kann zu einer spontanen Verbesserung<br />
von Gedächtnisleistungen um 35 % führen<br />
(Stones & Dawe 1993).<br />
In einer im Kontext <strong>de</strong>r Interdisziplinären<br />
Langzeitstudie <strong>de</strong>s Erwachsenenalters über die<br />
Bedingungen zufrie<strong>de</strong>nen und gesun<strong>de</strong>n <strong>Alter</strong>ns<br />
(Martin et al. 2000) durchgeführten sportwissenschaftlichen<br />
Untersuchung wur<strong>de</strong> zwischen<br />
Sportlern und Nichtsportlern, regelmäßiger und<br />
unregelmäßiger Ausübung von Sport und Bewegung,<br />
Trainingsumfang in Stun<strong>de</strong>n je Woche,<br />
unterschiedlichen Sportarten sowie nach<br />
Höhe <strong>de</strong>s Kalorienverbrauchs differenziert<br />
(zum ersten Messzeitpunkt wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />
1.390 Personen <strong>de</strong>r Kohorten 1930/32 und<br />
1950/52 untersucht). Die Ergebnisse stützen die<br />
Annahme, dass sportlich aktive Personen Informationen<br />
effektiver verarbeiten können als<br />
sportlich nicht aktive Personen: Insbeson<strong>de</strong>re<br />
visuelle und motorische Reize wur<strong>de</strong>n von<br />
sportlich aktiven Personen besser wahrgenommen,<br />
enkodiert und abgerufen. Auf Grundlage<br />
von multiplen Regressionsanalysen konnte<br />
<strong>A<strong>de</strong>lheid</strong> <strong>Kuhlmey</strong>, <strong>Doris</strong> <strong>Schaeffer</strong> (<strong>Hrsg</strong>.): <strong>Alter</strong>, Gesundheit und Krankheit - Handbuch Gesundheitswissenschaften, Verlag Hans Huber, Bern 2008<br />
© 2008 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />
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