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GrUnwald<br />
Von Gerhard Burster<br />
ein Wintermarchen<br />
- 43 -<br />
1mmer mehr bereichern auch Triathleten die Ultramarathonszene.<br />
Aber nicht nur als Laufer. Nachdem der RSC Kempten Abt. Triathlon<br />
mit Rudiger Dittmann und seinem Helferstab sehr engagtert und<br />
erfoJgreich im No~ember 1992 und 1993 jeweils einen 24-Stunden<br />
Bahn1auf durchgefuhrt hatte, ging nun am 19./20. Marz 1994 Manfred<br />
Rau yom TSV Grunwald Abt. Triathlon mit He1ferinnen und Helfern<br />
das Wagnis ein, einen 12- und 24-Stunden-Lauf durchzufuhren. Dabei<br />
gab es eine reizvolle Mannschaftswertung: Je ein 24- und ein 12<br />
Stunden-Laufer eines Vereins bildeten ein Team.<br />
Bei fruhlingshaften Temperaturen von 14 0 C schickte am Samstag<br />
urn 12 Uhr der fruhere Eisschnellauf-Olympiasieger Dr. Erhard Keller<br />
pie 24-Stunden-Laufer auf die Reise. 12 Stunden spater gesellten<br />
si ch dann noch bei 50 C die 12-Stunden-Laufer dazu. 1m Verlauf der<br />
Nacht setzte Regen ein, der dann bei -30 C in Schnee uberging.<br />
Windboen begleiteten das ganze Rennen.<br />
Beim 24-Stunden-Lauf betrug das Starterfeld exakt24 Leute,<br />
darunter mit Martina Hausmann die einzige Frau; beim 12-Stunden<br />
Lauf waren es kurioserweise analog dazu 12 gewesen, wenn nicht bei<br />
der Anreise eine der gemeldeten Lauferinnen in einen Autounfall<br />
verwickelt gewesen ware. Nicht genug der Zahlenspielerei: Mein Sohn<br />
Kassian, ab diesem Jahr M 30, aber im Marz noch 29 Jahre alt,<br />
muBte bei seinen 24 Stunden logischerweise doppelt so lange laufen<br />
wie ich mit meinen 58 Jahren beim 12-Stunden-Lauf. 1ch hatte ja die<br />
gewohnten 24 Stunden bevorzugt, aber nach 8-monatiger Zwangspause<br />
entschied ich mich in der Aufbauphase fur die kurzere Distanz, was<br />
sich fur uns in Bezug auf die Mannschaftswertung unerwarteterweise<br />
als gluckliche Entscheidung erwies.<br />
Bei den 24-Stunden-Laufern setzte sich der Schweizer Rekordhalter<br />
Aribert Hannappel schon fruh an die Spitze, die er dann allerdings<br />
vorubergehend dem sehr ungleichmaBig laufenden Thomas Blumtritt<br />
uberlassen muBte. Dahinter folgten Fritz Marquardt, Lothar Bittner,<br />
Kassian Burster und Peter Rexer. Bei 100 km hatte sich Kassian vor<br />
Aribert an die Spitze gesetzt, es folgten Fritz, Peter sowie Karl<br />
Grimm. Von Thomas war nichts mehr zu sehen, und Lothar hatte erhebliche<br />
Probleme.<br />
Ais nach 12 Stunden die ersten Ausfalle kamen, sorgten die<br />
12-Stunden-Laufer fur eine Belebung auf der Strecke. Hier fuhrte<br />
nach einer Stunde Heinrich Schmitt vor Jurgen Nicklas, Kurt Kress,<br />
Siegfried Bienk und Johanna Kress. Heinrich passierte noch als<br />
erster die 50-km-Marke, hatte dann aber wohl sein Pulver verschossen.<br />
Zur Halbzeit ~tzte sich Jurgen an die Spitze und schien einem<br />
sicheren Sieg entgegen zu laufen.<br />
Wie auch Kassian bei den 24-Stunden-Laufern. Die 150-km-Marke<br />
erreichte er nach 15:33 Stunden. Aribert hatte resigniert und machte<br />
Gehpausen. Er kam auf 16:22 Stunden bei 150 km, das ubrige Feld<br />
wurde auch langsamer, so daB er nur noch den zweiten Platz im Visier<br />
hatte. Plotzlich riB bei Kassian der Faden; sein Trainingsruckstand<br />
begann sich zu rachen. Der alte Kampe Aribert witterte Morgenluft,<br />
nutzte geschickt die Schwachephase seines Widerparts und lief dann<br />
plotzlich wieder locker und gelost zu seinem Sieg. 210,630 km waren<br />
der Lohn fur seine Leistung bei widrigen auBeren Bedingungen.<br />
Kassian folgte mit 20~ km vor Peter, Fritz und Karl. Martina folgte<br />
auf dem beachtlichen 6 ~ Rang.<br />
Bei den l2-Stunden-Laufern hatte sich auch das Blatt gewenctet.<br />
Jurgen zeigte bei seinem ersten Ultramarathonlauf am SchluB doch<br />
Schwachen und muBte sich 8efallen lassen, daB ich ihm den sicher<br />
scheinenden Sieg noch entriB. Meine 108 km sind sicher keine<br />
absolute Glanzleistung. Der erste Platz ware auch bei einem reinen<br />
l2-Stunden-Lauf fur mich nie erreichbar gewesen, weil viele der