1. OSTALB SERVICE OLYMPIADE - Schwäbische Post
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<strong>1.</strong> <strong>OSTALB</strong> <strong>SERVICE</strong> <strong>OLYMPIADE</strong> Mittwoch, <strong>1.</strong> Juli 2009 10<br />
„Handle so, dass du den Kunden stets als Person siehst“<br />
Wie beim Begriff Qualität verbindet man Service immer auch das „Gute“ –<br />
Prof. Ulrich Holzbaur, der an der Hochhschule Aalen Qualitätsmanagement lehrt, weiß, worauf es bei diesem Thema ankommt<br />
Prof. Ulrich Holzbaur lehrt an<br />
der Hochschule Aalen Qualitätsmanagement.<br />
Er weiß, wie es<br />
um den Service bestellt ist und<br />
welchen Stellenwert er hat. Deshalb<br />
befassen sich auch studentische<br />
Projekte mit diesem Thema.<br />
Und natürlich versucht die<br />
Hochschule auch, für Studenten<br />
und Industrie ein guter Dienstleister<br />
zu sein.<br />
Wie definieren Sie Service als<br />
Wissenschaftler?<br />
Service ist eigentlich jede<br />
Dienstleistung. Wie beim Begriff<br />
Qualität verbinden wir damit<br />
aber immer auch das „Gute“.<br />
Service bedeutet, sich an den<br />
jetzigen und zukünftigen Anforderungen<br />
und Bedürfnissen des<br />
Kunden zu orientieren.<br />
Und wie sieht die Definition<br />
für sie als Privatmann, als Kunde<br />
aus?<br />
Als Kunde ist für mich wichtig,<br />
dass meine Anforderungen<br />
wahrgenommen und soweit<br />
möglich befriedigt werden. Servicequalität<br />
bedeutet, die<br />
Dienstleistung vom Kunden aus<br />
zu betrachten: Was will denn der<br />
oder die wirklich? Was braucht<br />
er/sie gerade? Das ist so was<br />
wie die Umsetzung des Kant-<br />
´schen kategorischen Imperativs:<br />
Handle so, dass du den<br />
Kunden stets als Person siehst<br />
und nicht als Mittel oder gar störendes<br />
Element.<br />
Ist die Hochschule ein Service-<br />
Unternehmen?<br />
Ja, und wir sind qualitätsorientiert<br />
gegenüber allen Kunden.<br />
Der Service der Hochschule<br />
richtet sich doch an die Studenten?<br />
Eine Hochschule hat vielfältige<br />
Verantwortung und viele Kunden:<br />
die Studenten werden ausgebildet<br />
und bekommen die<br />
Dienstleistung Ausbildung. Aber<br />
auch Gesellschaft und Wirt-<br />
„Ein Arzt, der jedem Patienten sagt er sei gesund, ist kein guter Arzt, obwohl jeder Patient das gerne hört“, sagt Prof. Ulrich<br />
Holzbaur. Was guter Service ist, muss genau definiert werden und Standards erfüllen. „Was sonst passiert, zeigt auch<br />
die Finanzkrise.“<br />
schaft sind wichtige Kunden einer<br />
Hochschule.<br />
Sind Sie gegenüber Ihren Studenten<br />
Serviceorientiert?<br />
Wir geben den Studenten eine<br />
gute Ausbildung und Bildung.<br />
Aber die Hochschule ist im Bereich<br />
Serviceorientierung gegenüber<br />
ihren Studenten in einer<br />
Zwickmühle, ich höre da den Tenor<br />
„Kunde sein“ nicht so gerne:<br />
Natürlich müssen wir die Studenten<br />
wie unsere Kunden behandeln<br />
und ihnen die bestmögliche<br />
Ausbildung geben. Andererseits<br />
erfordert gerade das,<br />
dass sich die Studenten nicht<br />
als Kunden fühlen, sondern aktiv<br />
mitarbeiten. Und sie müssen gefordert<br />
werden.<br />
Wo sind Grenzen des Service?<br />
Dort, wo das Kunde-Spielen die<br />
Qualität der Ausbildung beeinträchtigt.<br />
Wir sind ja bezüglich<br />
der Qualität unserer Ausbildung<br />
und unseres Produkts Student<br />
auch bei Industrie und Gesellschaft<br />
in der Pflicht.<br />
Ein Personalchef wird keinen<br />
Studenten einstellen, der sich<br />
nur fünf Jahre als Kunde der<br />
Hochschule hat bedienen lassen,<br />
sondern wir bilden kompetente<br />
und belastbare Persönlichkeiten<br />
heran, die in Beruf und<br />
Gesellschaft erfolgreich wirken<br />
und gestalten sollen und können.<br />
Wie vertragen sich Serviceorientierung<br />
und Prüfungen?<br />
Sehr gut – wenn ich Qualität als<br />
Qualität gegenüber allen Gruppen<br />
betrachte, die an die Hochschule<br />
Ansprüche stellen. Service<br />
bedeutet ja nicht, jeden<br />
durch einfache Prüfungen<br />
durchzuwinken. Ein Arzt, der jedem<br />
Patienten sagt er sei gesund,<br />
ist kein guter Arzt, obwohl<br />
jeder Patient das gerne hört. Der<br />
Spruch „Keiner prüft mehr genau“<br />
über eine bekannte Wirtschaftprüfung<br />
zeigt das Dilem-<br />
ma von Prüfungen: Ein Kunde,<br />
der zu scharf geprüft wird, geht<br />
zu einem anderen Dienstleister.<br />
Hier müssen Standards eingehalten<br />
werden – was sonst passiert,<br />
zeigt auch die Finanzkrise.<br />
Messen Sie die Servicequalität?<br />
Servicequalität ist auch ein<br />
Wahrnehmungsproblem. Die<br />
wahrgenommene Qualität messen<br />
wir beispielsweise durch regelmäßige<br />
Lehrevaluationen. In<br />
Fragebogen bewertet der Student<br />
die Lehrveranstaltungen.<br />
Über die Qualität unserer Absolventen<br />
bekommen wir regelmäßig<br />
positive Rückmeldungen aus<br />
der Wirtschaft. Und über die<br />
Qualität unserer Projekte und<br />
der Forschung können Sie in der<br />
Zeitung bzw. in Fachzeitschriften<br />
lesen.<br />
Wie verbessert die Hochschule<br />
die Servicequalität?<br />
Qualitätsmanagement ist ein<br />
wichtiger Prozess n der Hochschule.<br />
Unser Rektor Gerhard<br />
Schneider hat sich das Thema<br />
Qualität auf die Fahnen geschrieben<br />
und viele Projekte initiiert.<br />
Von der Akkreditierung<br />
und Evaluierung bis zur Verbesserung<br />
interner Prozesse tragen<br />
viele Aktivitäten und viele Mitarbeiter<br />
zur Qualität bei.<br />
Was würden Sie sich wünschen<br />
um die Qualität zu verbessern?<br />
Da nehm ich den Vergleich mit<br />
dem produzierenden Unternehmen:<br />
Nur wenn die Zulieferer<br />
gute Qualität liefern, kann das<br />
Unternehmen ein gutes Produkt<br />
erzeugen. In unser „Supply<br />
Chain“ vom Kindergarten bis<br />
zum Hochschulabschluss ist<br />
jede Stufe gefordert. Hier sollte<br />
nicht nur mehr in die Bildung investiert<br />
werden, sondern Bildung<br />
und Bildungsvermittlung<br />
sollten in Politik, Wirtschaft und<br />
„Kompetente Beratung kommt oft zu kurz“<br />
Was macht guten Service aus? – Diese Frage haben wir Passanten in Aalen gestellt.<br />
Sie berichten, was sie als Kunde erwarten und was oft nicht erfüllt wird<br />
Konrad Kuptz<br />
30 Jahre<br />
Kfz-Mechaniker<br />
aus Aalen<br />
Ich finde es sehr wichtig, dass<br />
man freundlich behandelt wird.<br />
Besonders im Restaurant, wenn<br />
man bedient wird oder beim Einkaufen.<br />
Außerdem sollten die<br />
Leute, von denen ich eine Auskunft<br />
erwarte, auch Ahnung von<br />
dem haben was sie mir da gerade<br />
erzählen.<br />
Die Wirtschaftskrise hat sicher einen<br />
Anteill daran, dass gerade<br />
das Entgegenkommen von vielen<br />
Menschen beeinflusst wird.<br />
Etwas kurioses ist mir bisher<br />
noch nicht passiert. Ich meine,<br />
jeder erwischt eben mal einen<br />
schlechten Tag. Da habe ich keine<br />
Probleme damit wenn so etwas<br />
mal vorkommt.<br />
„Es ist sehr wichtig, freundlich behandelt<br />
zu werden.“<br />
Mirjam Kienzle<br />
21 Jahre<br />
Praktikantin<br />
aus Hüttlingen<br />
Zuvorkommende Mitarbeiter,<br />
Hilfsbereitschaft, ein guter Umgangston<br />
und ein freundliches<br />
Auftreten sind im Servicebereich<br />
sehr wichtig. Vor allem in Bereichen,<br />
mit denen man jeden Tag<br />
konfrontiert wird.<br />
„Schlechter Service – einfach aus dem<br />
Bus verwiesen.“<br />
Neulich war ich mit dem Bus unterwegs.<br />
Dort habe ich beobachtet,<br />
dass der Busfahrer einer farbigen<br />
Frau keinen guten Service<br />
geboten hat. Da die Frau nicht so<br />
gut deutsch konnte, motzte er sie<br />
in seiner Hilflosigkeit an.<br />
Da sie danach bemerkte, dass<br />
sie sich in dem falschen Bus befand<br />
stellte sie ihn zur Rede, woraufhin<br />
er sie aus dem Bus verwiesen<br />
hat.<br />
„Schlechte Laune kann ich verzeihen.“<br />
Daniel Dubravac<br />
23 Jahre<br />
Hauptfilmvorführer im Kinopark<br />
in Aalen<br />
aus Heidenheim<br />
Ich persönlich lege viel Wert auf<br />
Kundenfreundlichkeit. Schlechte<br />
Laune kann ich noch verzeihen,<br />
aber es ist sehr negativ wenn<br />
man den Leuten ansieht, dass sie<br />
keine Lust haben. Vor allem im<br />
gastronomischen Bereich, wo<br />
man viel mit Menschen zu tun<br />
hat, ist Freundlichkeit ein Muss.<br />
Die Gäste merken sich das, wenn<br />
sie in einem Café zum Beispiel<br />
unfreundlich behandelt werden<br />
und kommen dann beim nächsten<br />
mal vielleicht nicht mehr. Etwas<br />
kurioses ist mir bisher noch<br />
nicht passiert, höchstens, dass<br />
mal jemand unfreundlich war,<br />
weil er keinen guten Tag erwischt<br />
hatte, was jedem mal passiert.<br />
Gabi Budulig<br />
45 Jahre<br />
Fotografin<br />
aus Schorndorf<br />
Schneller und guter Service ist<br />
einfach wichtig. Vor allem im<br />
technischen Bereich. Schnell<br />
muss es dann gehen, wenn ich<br />
zum Beispiel im Fast Food Restaurant<br />
etwas zum Essen will.<br />
Wenn ich einkaufen gehe, möchte<br />
ich auch gerne nett bedient<br />
werden, wobei die Leute an der<br />
Kasse weniger zuvorkommend<br />
sind. Je teurer das Produkt, desto<br />
besser der Service – so ist es<br />
zumindest meistens.<br />
Ich bin schon positiv überrascht<br />
worden vom Service. Unser neuer<br />
Laptop hat nicht richtig funktioniert.<br />
Nach einer E-Mail an die<br />
Firma, haben sie den Computer<br />
bei uns zu Hause abgeholt um<br />
ihn zu reparieren.<br />
„Je teurer das Produkt, desto besser<br />
der Service.“<br />
Martina Seyboth<br />
22 Jahre<br />
Auszubildende zur Erzieherin<br />
aus Aalen<br />
Für mich ist guter Service wenn<br />
mir hilfsbereite und zuvorkommende<br />
Leute begegnen. Aber<br />
nur ein nettes Wesen reicht natürlich<br />
nicht aus – Fachwissen ist<br />
von Nöten, wenn ich spezifische<br />
Fragen habe.<br />
„Ich wünsche mir mehr qualifiziertes<br />
Personal.“<br />
Ich finde, der Kunde ist König,<br />
und das sollte man zu jedem<br />
Zeitpunkt bei einer Dienstleistung<br />
spüren. Ich habe schon oft erlebt,<br />
dass kompetente Beratung oft zu<br />
kurz kommt. Ich wünsche mir<br />
mehr qualifiziertes Personal, das<br />
mir auch helfen kann. Ich erwarte,<br />
dass die Beratung auf meine<br />
Persönlichkeit abgestimmt wird.<br />
Das ist vor allem im Einzelhandel<br />
beim Einkauf von Kleidern wichtig.<br />
Gesellschaft einen höheren Stellenwert<br />
bekommen.<br />
Was kann die Hochschule für<br />
die Servicequalität in der Stadt<br />
tun?<br />
Das Thema Qualität von Dienstleistungen<br />
spielt beispielsweise<br />
in Studentischen Projekten immer<br />
wieder eine Rolle. Wir analysieren<br />
in Projekten nicht nur die<br />
Qualität im industriellen, sondern<br />
auch im öffentlichen Bereich.<br />
Studentische Projekte haben<br />
zum Beispiel eine Befragung der<br />
Kunden über die Zufriedenheit<br />
mit dem Wochenmarkt durchgeführt,<br />
gerade analysieren wir,<br />
wie kinderfreundlich die Innenstadt<br />
ist. Von der Analyse der<br />
Kundenzufriedenheit über die<br />
Entwicklung von Dienstleistungsprodukten,Prozessverbesserungen<br />
oder Konzepten<br />
der Erlebnisorientierung können<br />
wir unsere Kompetenzen zu vielen<br />
Themen einbringen.<br />
Wie hat sich Service im Lauf<br />
der Jahre durch die Ansprüche<br />
der Kunden verändert?<br />
Der Service hat sich in vielen Bereichen<br />
gespalten: Zum einen<br />
den High-end-Bereich mit individueller<br />
Bedienung dort wo der<br />
Kunde bereit ist, dies zu honorieren.<br />
Und zum anderen den<br />
Low-end-Bereich mit Selbstbedienung<br />
dort, wo dem Kunden<br />
den erbrachten Service nicht<br />
honoriert hat.<br />
Honorieren kann dabei bedeuten,<br />
dass der Kunde für den Service<br />
(extra) bezahlt, dass er dafür<br />
höherwertige Produkte oder<br />
Dienstleistungen nachfragt,<br />
oder dass er den Service durch<br />
Treue und ohne Frequenz der<br />
Inanspruchnahme belohnt. Damit<br />
hat der Kunde letztendlich in<br />
der Hand, wie viel Service er bekommt.<br />
Anja Rettenmaier<br />
„Ich möchte nicht, dass mir etwas angedreht<br />
wird.“<br />
Robert Dörfer<br />
26 Jahre<br />
Dipl. Ing. für Optoelektronik<br />
und Lasertechnik<br />
aus Aalen<br />
Guter Service fängt für mich mit<br />
einem guten und freundlichen<br />
Gespräch an. Dies setzt aber<br />
auch voraus, einen kompetenten<br />
Ansprechpartner zu haben. Der<br />
Berater muss das Gefühl vermitteln,<br />
dass er einem helfen will. Er<br />
sollte einem nicht etwas „andrehen“,<br />
sondern nach meinen Bedürfnissen<br />
fragen.<br />
Von Firmen erwarte ich, dass sie<br />
eine 24 Stunden erreichbare Hotline<br />
habe und die sollte selbstverständlich<br />
kostenlos sein.<br />
Lilja Reimchen und<br />
Benedikt Walther