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Neue Armut und ökologische Verhaltensmöglichkeiten. - WZB

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4. Zusammenfassende Thesen<br />

Durch die Veränderung der Arbeitswelt, Massenarbeitslosigkeit, Auflösung traditioneller<br />

Familienstrukturen etc. ist (relative) <strong>Armut</strong> auch in der B<strong>und</strong>esrepublik kein<br />

unwesentliches Randproblem mehr, sondern ein erheblicher Anteil der Bevölkerung<br />

ist von ihr betroffen.<br />

Die <strong>Armut</strong>spopulation ist zunehmend heterogen. Zeiten von Erwerbslosigkeit <strong>und</strong><br />

<strong>Armut</strong> gehören für einen wachsenden Teil der Bevölkerung zur normalen Biographie.<br />

Einerseits läßt sich zwar die eher kleine Gruppe von dauerhaft Armen identifizieren,<br />

deren Chancen zur Überwindung von <strong>Armut</strong> schlecht scheinen. Dazu gehören<br />

beispielsweise Menschen, die aufgr<strong>und</strong> körperlicher oder geistiger Einschränkungen<br />

oder schlechter Ausbildung den steigenden Anforderungen im Arbeitsleben nicht<br />

genügen können, Flüchtlinge <strong>und</strong> Zuwanderer, die sprachlichen, kulturellen, rechtlichen<br />

Barrieren gegenüberstehen, Jugendliche, die in <strong>Armut</strong>svierteln aufwachsen <strong>und</strong><br />

entsprechend sozialisiert <strong>und</strong> stigmatisiert sind. Mit der Dauer der <strong>Armut</strong> schwinden<br />

Ressourcen sowie Chancen, <strong>und</strong> für diese Menschen wächst gleichzeitig Perspektivlosigkeit,<br />

soziale Ausgrenzung <strong>und</strong> Verelendung.<br />

Andererseits ist das <strong>Armut</strong>srisiko nicht mehr auf eindeutige Risikogruppen <strong>und</strong> untere<br />

Einkommensbereiche beschränkt, sondern reicht weit in mittlere Einkommenslagen<br />

hinein. Die Mehrheit der <strong>Armut</strong>spopulation sind Menschen mit unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Lebensstilen, die einmal oder wiederkehrend für kürzere<br />

oder längere Perioden in die <strong>Armut</strong> fallen, diese aber auch wieder überwinden – wobei<br />

sich ihre Einkommenslage auch dann oft im armutsnahen Bereich befindet.<br />

Die politischen <strong>und</strong> administrativen Antworten auf das Problem weisen im wesentlichen<br />

in zwei Richtungen: erstens Bekämpfung von <strong>Armut</strong> durch Erwerbsarbeit <strong>und</strong><br />

zweitens Einschnitte in das Sozialleistungssystem (im wesentlichen mit dem Ziel, die<br />

Sozialleistungskosten zu reduzieren). Die Erwerbsarbeitszentrierung selbst wird nicht<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich in Frage gestellt.<br />

Sozialpolitisch ergeben sich daraus folgende Entwicklungstrends:<br />

– Die existentielle Absicherung außerhalb von Erwerbsarbeit wird eingeschränkt,<br />

etwa die geplante Angleichung von Arbeitslosenhilfe an die Sozialhilfe, geringere<br />

Einzahlungen in die Rentenkasse bei Arbeitslosigkeit, Senkung der gesetzlichen<br />

<strong>und</strong> Stärkung der privaten Altersversorgung, Abkehr vom Bedarfsdeckungsprinzip<br />

in der Sozialhilfe – um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

– Die staatliche Kontrolle <strong>und</strong> Reglementierung sowie Diffamierung der Betroffenen<br />

nimmt zu, z. B. der Einsatz von Sozialdetektiven, Hausbesuche, Aushöhlung<br />

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