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Neue Armut und ökologische Verhaltensmöglichkeiten. - WZB

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Zusammenfassung<br />

Die gesellschaftlichen Veränderungen, die einhergehen mit sinkenden Arbeitnehmereinkommen,<br />

Massenarbeitslosigkeit sowie einer wachsenden Anzahl von Alleinerziehenden,<br />

führen dazu, daß ein erheblicher Anteil der Bevölkerung dauerhaft oder<br />

zeitweise von <strong>Armut</strong> betroffen ist. Von <strong>Armut</strong> betroffene Menschen sind in ihrer<br />

materiellen Lebenssituation <strong>und</strong> ihrem Zugang zu Konsum, ihren Handlungsspielräumen<br />

sowie ihren sozialen <strong>und</strong> kulturellen Möglichkeiten erheblich eingeschränkt.<br />

Parallel zu diesen gesellschaftlichen Veränderungen sind wir mit der fortschreitenden<br />

Zerstörung unserer Umwelt konfrontiert, die eine Veränderung der Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Lebensweise notwendig macht. So wird seit dem Umweltgipfel in Rio 1992 das Konzept<br />

der „nachhaltigen Entwicklung“ debattiert. Das in diesem Rahmen entwickelte<br />

Leitbild, das sich an die Konsumenten richtet, beruht auf Selbstbegrenzung, Konsumverzicht<br />

<strong>und</strong> Steigerung des immateriellen Wohlstands, was in dem Slogan „Gut<br />

leben statt viel haben“ zum Ausdruck gebracht wird.<br />

<strong>Armut</strong> begünstigt Selbstbegrenzung <strong>und</strong> Konsumverzicht notwendigerweise aufgr<strong>und</strong><br />

materieller Knappheit. Dies könnte aus umweltpolitischer Sicht den Schluß<br />

nahelegen, daß zunehmende <strong>Armut</strong> sich positiv auf die <strong>ökologische</strong> Entwicklung<br />

auswirkt.<br />

Diese Schlußfolgerung ist jedoch nicht zutreffend. Anhand von diversen praktischen<br />

Beispielen aus den einzelnen Lebensbereichen läßt sich belegen, daß <strong>Armut</strong>sbedingungen<br />

überwiegend hinderlich <strong>und</strong> nicht förderlich für <strong>ökologische</strong>s Verhalten sind.<br />

„Nachhaltige Entwicklung“ setzt eine ausreichende existenzielle Absicherung voraus,<br />

auch wenn sich in Ansätzen durch materielle Knappheit <strong>und</strong> erwerbsarbeitsfreie Zeit<br />

alternative nachhaltige Lebensstile entwickeln.<br />

Die unterschiedlichen Perspektiven führen auch auf gesellschaftspolitischer Ebene zu<br />

zahlreichen Konfliktlinien zwischen der sozialpolitischen Forderung nach mehr materieller<br />

Absicherung <strong>und</strong> Wohlstandssteigerung für arme Menschen <strong>und</strong> dem <strong>ökologische</strong>n<br />

Postulat des „weniger ist mehr“. Dennoch zeigen sich bei näherer Betrachtung<br />

durchaus Berührungspunkte.<br />

Summary<br />

Social changes that are marked by decreasing wages, increasing unemployment as well<br />

as a growing number of single parents, have resulted in an ever rising percentage of<br />

the population living in temporary or permanent poverty. Poor people are experiencing<br />

significant restrictions in their material situation and their scope of action along<br />

with limited social and cultural possibilities.<br />

At the same time there has been a debate on the concept of sustainability since the<br />

Environmental Summit in Rio in 1992. Within this discourse the emerging model is<br />

directed towards the consumer and relies on self containment and abstention, which<br />

is signified in the slogan: „Live good rather than own much“.

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