Der geistliche Führer, Heft 2 (PDF) - Herz-Verlag
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sind. Die Vollkommenen sollten immerdar nach dem Tode und nach<br />
Leiden trachten, und jederzeit in einem Zustande des Todes und Leidens<br />
sein. Nichtig ist der Mensch, welcher nicht duldet, denn er ist<br />
dazu geboren, daß er sich mühen und leiden soll. Und das gilt ganz<br />
besonders für die Freunde und Erwählten Gottes.<br />
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Lege deinen Irrtum ab und glaube, daß es für die Seele notwendig<br />
ist, daß sie sich verneine und verliere in ihrem Leben, Fühlen,<br />
Wissen und Können, um zur vollkommenen Umgestaltung in Gott<br />
gelangen zu können. Sie muß sterben lebend und nicht lebend, sterbend<br />
und nicht sterbend, duldend und nicht duldend, sich verleugnend<br />
und nicht verleugnend, ohne über etwas nachzugrübeln. Die Vollkommenheit<br />
derer, die ihr nacheifern, erlangt ihren Glanz nur durch das<br />
Feuer, durch Martyrien, Schmerzen, Qualen, Bedrängnisse und Demütigungen,<br />
welche mit Tapferkeit und Mut ertragen werden. <strong>Der</strong>jenige<br />
aber, welcher einen Rastpunkt zu haben wünscht, um auszuruhen, und<br />
die Vernunftschlüsse des Denkens und der Sinneswahrnehmungen nicht<br />
überschreitet, wird niemals in das geheime Gemach des Wissens eingehen,<br />
wenn er auch durch Lesen vielleicht einen Vorgeschmack davon<br />
bekommen kann.<br />
*<br />
8. Fortsetzung des Vorhergehenden<br />
1<br />
Wisse, daß sich der Herr nicht eher in deiner Seele offenbaren<br />
wird, als bis diese in sich selbst vernichtet und tot ist in allen ihren<br />
Sinnen und Kräften. Auch wird sie niemals zu diesem Zustande gelangen,<br />
bevor sie nicht (nach vollkommener Selbstentäußerung) den<br />
festen Entschluß gefaßt hat, ganz allein mit Gott zu sein. Ja sie darf<br />
keinen Unterschied mehr machen zwischen Achtung und Verachtung,<br />
zwischen Licht und Finsternis, Kampf und Frieden. Kurz, damit die<br />
Seele zur völligen Ruhe und zu höchstem, innerlichem Frieden gelangen<br />
kann, sollte sie zuerst in sich selbst sterben und allein in Gott<br />
und für Ihn leben. Je mehr sie in sich selbst tot ist, umsomehr wird<br />
sie Gott erkennen. Wenn sie aber auf diese fortgesetzte Selbstverleugnung<br />
und innerliche Abtötung nicht achtet, wird sie nimmermehr<br />
zu diesem Zustande gelangen, noch auch Gott in sich erhalten. Sie<br />
wird immerfort leidenschaftlichen Aufwallungen des Gemüts unter-<br />
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