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Der geistliche Führer, Heft 2 (PDF) - Herz-Verlag

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kommener Demut, sondern um dich vor demjenigen, welcher deine Gebrechen<br />

sieht, zu rechtfertigen, damit du aufs neue zu deiner früheren<br />

Selbstschätzung zurückkehren kannst.<br />

4<br />

Bisweilen behauptest du voller List, daß du nicht durch lasterhafte<br />

Gewohnheit, sondern von eifrigem Gerechtigkeitsgefühl dazu<br />

verleitet wirst, dich über deinen Nächsten zu beklagen. Du hältst dich<br />

zumeist für tugendhaft, standhaft und mutig, so daß du selbst dein<br />

Leben in die Hände des Tyrannen hingeben würdest, um der göttlichen<br />

Liebe willen. Indessen vermagst du kaum das geringste verletzende<br />

Wort zu ertragen, sondern betrübst dich und gerätst gleich darüber<br />

in Unruhe. Dies alles sind stets arbeitende Maschinen der<br />

Selbstliebe und des verborgenen Stolzes deiner Seele. Wisse daher,<br />

daß die Eigenliebe in dir herrscht, welche das größte Hindernis bildet<br />

zur Erlangung jenes köstlichen Friedens.<br />

*<br />

10. Es wird gezeigt, welches die falsche und welches die<br />

wahre Demut ist, nebst deren Wirkungen<br />

1<br />

Du mußt wissen, daß es zwei Arten Demut gibt; die eine ist<br />

falsch und erlogen, die andere wahr. Die erheuchelte Demut ist<br />

gleich dem Wasser, das emporsteigen soll und deshalb künstlich abwärts<br />

getrieben wird, damit es nachher in die Höhe steigt. Solche<br />

Seelen vermeiden jegliche Ehrbezeugung, damit sie für demütig gehalten<br />

werden. Sie sagen von sich selbst, daß sie sehr böse seien, damit<br />

sie für gut gehalten werden möchten; und wiewohl sie ihre eigene<br />

Fehlerhaftigkeit erkennen, so wünschen sie doch nicht, daß diese<br />

auch von andern erkannt werden sollen. Das ist falsche, erheuchelte<br />

Demut und nichts als ein geheimer Dünkel.<br />

2<br />

Die wahre Demut wird daran erkannt, daß sie zur vollkommenen<br />

Gewohnheit geworden ist. Solche Seelen denken niemals an die Demut,<br />

sondern urteilen demütig von sich selbst. Sie wirken mutig und<br />

geduldig, sie leben und sterben in Gott, sie machen sich weder aus<br />

sich selbst noch aus den Kreaturen etwas. Sie sind in allen Dingen<br />

standhaft und ruhig, erdulden frohgemut Beschwerden und wünschen<br />

deren stets noch mehr, damit sie ihrem geliebten und verachteten<br />

23

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