Der geistliche Führer, Heft 2 (PDF) - Herz-Verlag
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und genießt, ohne zu wissen was sie genießt. Sie sieht sich erhoben<br />
und emporgezogen zu diesem passiven Zustande, vereinigt mit ihrem<br />
höchsten Gut, ohne daß es ihr irgendeine Mühe und Anstrengung<br />
kostet, diese Vereinigung zu erlangen. In dieser erhabensten Region<br />
und dem heiligen Tempel der Seele findet Gott Seine Zufriedenheit.<br />
Da offenbart Er sich und schafft ein Wohlgefallen aus der Kreatur, in<br />
einer Weise, die erhaben ist über alle menschliche Fassungskraft und<br />
Vernunft. Da regiert sie auch allein der reine Geist, welcher Gott ist<br />
und gelangt (da die Reinheit der Seele für sinnliche Dinge unempfänglich<br />
ist) zur Herrschaft über sie, indem Er ihr Erleuchtungen und<br />
diejenigen Empfindungen zuteil werden läßt, welche zu der vollkommensten<br />
und reinsten Vereinigung nötig sind. Wenn die Seele aus<br />
diesen lieblichen und göttlichen Umarmungen wieder zu sich selbst<br />
gekommen ist, wird sie reich an Licht und Liebe, an einer tiefen Ehrfurcht<br />
vor der göttlichen Grüße, sowie an Erkenntnis ihrer eigenen<br />
Ohnmacht. Sie sieht sich ganz göttlich verwandelt und befähigt, liebend<br />
zu umfassen, zu dulden und vollkommene Tugend auszuüben.<br />
3<br />
Eine einfältige, reine, verliehene und vollkommene Beschauung<br />
ist deshalb eine erkannte und innerliche Offenbarung, welche Gott<br />
von Sich selbst, von Seiner Güte, von Seinem Frieden und von Seiner<br />
Milde gibt. Da zeigt sich Gott rein, unaussprechlich, abgezogen<br />
von allen besonderen Gedanken, inmitten einer innerlichen Stille.<br />
Aber es ist Gott voller Seligkeit, ein Gott, welcher uns an Sich zieht,<br />
ein Gott, welcher uns wonnesam emporhebt auf eine geistige und<br />
höchst reine Weise. Das ist ein wunderbares Geschenk, welches die<br />
göttliche Majestät gewährt wem sie will, wie sie will, wann sie will<br />
und für welche Zeit sie will. Und doch ist der Zustand dieses Lebens<br />
mehr ein solcher des Kreuzes, der Geduld, der Erniedrigung und des<br />
Leides, als der des Genießens.<br />
4<br />
Niemals wirst du dich an diesem göttlichen Wein erlaben, solange<br />
du nicht fortgeschritten bist in der Tugend und der innerlichen Abtötung,<br />
solange du dich nicht mit aufrichtigem <strong>Herz</strong>en bemühst, in<br />
deiner Seele einen großen Frieden, Stillschweigen, Vergessenheit und<br />
innerliche Abgeschiedenheit zu befestigen. Wie kann die liebliche,<br />
innere und machtvolle Stimme Gottes vernommen werden inmitten<br />
des Getöses und der Unruhe der Kreaturen? Und wie ist es möglich,<br />
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