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Der geistliche Führer, Heft 2 (PDF) - Herz-Verlag

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6<br />

Eine solche Seele erwählt stets den niedrigsten, den schlechtesten<br />

und verachtetsten Rang, sowohl hinsichtlich des Platzes, wie<br />

auch der Kleidung und aller anderen Dinge. Und das tut sie nicht auf<br />

eine besondere Weise, weil sie der Meinung ist, daß auch die tiefste<br />

Niedrigkeit noch immer zu hoch für sie ist, und sie sich derselben für<br />

unwert achtet. Eine solche Ausführung bringt die Seele zur wahren<br />

Vernichtigung ihrer selbst.<br />

7<br />

Die Seele, welche zur Vollkommenheit strebt, beginnt ihre Leidenschaften<br />

zu ertöten. Schreitet sie darin fort, verleugnet sie sich<br />

selbst. Alsdann geht sie, mit göttlichem Beistand, zu dem Studium<br />

ihrer Nichtigkeit über, worin sie sich verachtet, vor sich zurückschaudert<br />

und sich niederwirft in der Erkenntnis, daß sie nichts sei, nichts<br />

zu tun vermöge und nichts wert sei. Daraus folgt, daß sie in sich<br />

selbst erstirbt, in ihrem Empfinden, auf viele Arten und zu allen<br />

Stunden. Aus diesem geistigen Tode endlich leitet die wirkliche und<br />

vollkommene Vernichtigung ihren Ursprung ab, insofern als von der,<br />

ihrem Wollen und Verstehen einmal abgestorbenen Seele mit Fug<br />

und Recht gesagt werden kann, daß sie zu dem vollkommenen und<br />

glücklichen Zustand der Vernichtigung gelangt sei. Dieser Zustand<br />

ist die letzte Bedingung für die Umwandlung und Vereinigung, welche<br />

die Seele selbst nicht versteht, weil sie nicht vernichtet sein würde,<br />

wenn sie dahin gelangte, sie zu begreifen. Und obgleich sie diesen<br />

glückseligen Zustand der Vernichtigung erlangt hat, soll sie doch<br />

daran erinnert werden, daß sie immer noch weiter fortzuschreiten hat<br />

und sie mehr und mehr gereinigt und vernichtet werden muß.<br />

8<br />

Wisse, daß diese Vernichtigung, um sie in der Seele vollkommen<br />

zu machen, sich in des Menschen eigenem Urteil vollziehen muß, in<br />

seinem Wollen und Wirken, seinen Neigungen, Wünschen, Gedanken<br />

und in ihm selbst. Die Seele muß ihrem Wollen, Begehren, Bestreben,<br />

Verstehen und Denken erstorben sein. Sie muß wollen, wie<br />

wenn sie nicht wollte, begehren, wie wenn sie nicht begehrte, verstehen,<br />

wie wenn sie nicht verstände, denken, als ob sie nicht dächte,<br />

ohne sich zu irgendetwas hingezogen zu fühlen. In gleicher Weise<br />

muß sie willkommen heißen Verachtung und Ehre, Auszeichnungen<br />

und Zurechtweisungen.<br />

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