Der geistliche Führer, Heft 2 (PDF) - Herz-Verlag
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Nichts ist. Die zweite ist Entflammung, ein lebhaftes Verlangen, in<br />
diesem gütigen und göttlichen Feuer gleich dem Salamander verzehrt<br />
zu werden. Die dritte ist Süßigkeit, ein friedvoller, freudiger, lieblicher<br />
und inniger Genuß. Die vierte ist ein Verschlungenwerden von<br />
den Kräften in Gott, durch welches Eintauchen die Seele so von Gott<br />
durchdrungen und erfüllt wird, daß sie nun nichts anderes mehr suchen,<br />
begehren oder wollen kann, als ihr höchstes und ewiges Gut.<br />
4<br />
Aus dieser völligen Sättigung entspringen zwei Wirkungen: Die<br />
erste ist ein großer Mut, um Gottes willen zu leiden. Die zweite ist<br />
eine bestimmte Hoffnung oder Gewißheit, Ihn niemals verlieren noch<br />
von Ihm getrennt werden zu können.<br />
5<br />
Hier in dieser innerlichen Zurückgezogenheit hat der geliebte<br />
Jesus sein Paradies. Zu ihm können wir uns erheben, obwohl wir<br />
noch auf der Erde wallen müssen. Wenn du aber begehrst zu wissen,<br />
wer zu dieser inneren Zurückgezogenheit durch das göttliche Vorbild<br />
hingezogen wird, so wisse daß es der ist, welcher im Unglück, in geistiger<br />
Betrübnis und tiefer Armut fest und unerschüttert bleibt. Diese<br />
standhaften und innerlichen Seelen sind von alter Eigenheit gänzlich<br />
entblößt und völlig in Gott eingegangen, den sie ununterbrochen beschauen.<br />
Sie sind ohne Makel; sie leben in Gott und durch Ihn; sie<br />
scheinen heller als tausend Sonnen; sie sind dem Sohne Gottes teuer,<br />
die Lieblinge Gottes des Vaters und die erkorenen Bräute des Heiligen<br />
Geistes.<br />
6<br />
An drei Merkmalen wird ein geläutertes Gemüt erkannt, wie der<br />
heilige Thomas in einer seiner Abhandlungen sagt. Das erste Zeichen<br />
ist Eifer, welcher eine Kraft der Seele ist, die alle Lässigkeit und<br />
Trägheit tilgt, um sie mit Ernst und Vertrauen zum Streben nach Tugend<br />
anzuleiten. Das zweite ist Strenge, welche ebenfalls eine Kraft<br />
der Seele ist, die sich gegen die sinnlichen Begierden richtet, begleitet<br />
von einer heißen Liebe zu Mühseligkeit, Niedrigkeit und einer<br />
heiligen Armut. Das dritte ist Gütigkeit und Sanftmut des Gemüts,<br />
welche allen bitteren Groll, Neid, Widerwillen und Haß gegen den<br />
Nächsten vertreiben. Bevor nicht das Gemüt gereinigt, die Liebe geläutert,<br />
das Gedächtnis leer, der Verstand erhellt, der Wille verleugnet<br />
und entflammt ist, vermag die Seele niemals zu einer innigen und<br />
zärtlichen Vereinigung mit Gott zu gelangen. Die Seele muß deshalb,<br />
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