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20 Tanne de Goei – <strong>Aids</strong> ist nicht nur eine Epidemie Blickpunkt <strong>Aids</strong><br />

Menschen sterben einsam zu Hause. Wir<br />

wollen diese menschlichen Dramen zu<br />

einer politischen Krise der Regierung machen.<br />

Wenn hier jährlich 370.000 Menschen<br />

wegen Nahrungsknappheit sterben<br />

würden, würde die Regierung sofort reagieren…<br />

Ich beendete 1998 aus Protest gegen die<br />

Verhältnisse meine HIV-Therapie. Damals<br />

gab es kaum jemanden, der behandelt<br />

wurde. Durch die starken Preissenkungen<br />

für die Medikamente sind heute in Südafrika<br />

zwar ungefähr 30.000 Menschen in<br />

Behandlung, aber Hunderttausende haben<br />

hierzu keinen Zugang. Heute weiß<br />

jeder von diesen Missständen und man<br />

kann offen darüber reden. Eine Untersuchung<br />

der Nelson Mandela Society verdeutlicht,<br />

dass 95 Prozent aller Einwohner<br />

finden, dass die Regierung Medikamente<br />

zur Verfügung stellen muss.<br />

Diese Entwicklungen und mein sehr<br />

schlechter Gesundheitszustand haben<br />

meine Position verändert. Ich habe mir<br />

selbst geschworen, dass ich mich nicht<br />

durch die immer noch recht unsinnige<br />

Regierungspolitik umbringen lasse. Darum<br />

habe ich mit der politischen Aktion,<br />

keine Medizin einzunehmen, aufgehört.“<br />

In einigen Ländern ist männliche Homosexualität verboten, Schwule werden diskriminiert<br />

und verfolgt. Dort findet Sexualität zwischen Männern meist im Verborgenen<br />

statt. Information über Safer Sex gibt es oft nicht, genauso wenig wie gute<br />

Kondome und Gleitmittel. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, ist darum sehr<br />

groß. Offen HIV-positiv zu sein, ist meist unmöglich und positive Schwule haben<br />

oft keinen Zugang zu Informationen, Gesundheitseinrichtungen und sonstiger Unterstützung.<br />

In drei Portraits werden Aktivisten vorgestellt, die für eine Verbesserung<br />

der Situation von Schwulen und HIV-Positiven in Ländern kämpfen, in denen<br />

es sehr schwierig ist, offen schwul zu leben.<br />

Othman Mellouk<br />

Marrakesh, Marokko<br />

Der 32-jährige Zahnarzt ist Vorsitzender<br />

der lokalen Abteilung der Association de<br />

Lutte Contre le Sida (ALCS). ALCS ist die<br />

einzige Organisation, die Schwule unterstützt<br />

und mit Information versorgt. Diese<br />

Arbeit ist sehr schwierig, da Homosexualität<br />

in Marokko verboten ist.<br />

„Schon seit 1994 bin ich aktiv in der<br />

ALCS, damals war ich noch Student. In<br />

Marrakesh machen wir HIV-Prävention<br />

und setzen uns für den Zugang zur Kombitherapie<br />

ein. Wir verteidigen die Interessen<br />

und Rechte Positiver, ihrer Angehörigen<br />

sowie von Randgruppen, wie zum<br />

Beispiel von Männern, die Sex mit Männern<br />

haben und von Sexarbeitern. Aufgrund<br />

des Verbots von Homosexualität ist<br />

eine Kooperation mit der Regierung oder<br />

das offizielle Beantragen von Subventionen<br />

unmöglich. Da es keine schwule<br />

Community oder so etwas wie eine<br />

schwule Identität gibt, fingen wir bei den<br />

Strichern mit unserer Arbeit an. Die Grenze<br />

zwischen Prostitution und Homosexualität<br />

ist hier sehr verschwommen. Homosexualität<br />

ist nicht nur gesetzlich verboten,<br />

sondern auch durch Religion und<br />

Gesellschaft geächtet. Viele lösen dieses<br />

Problem, indem sie denken, sie wären<br />

nicht homosexuell, weil sie Geld für den<br />

Sex verlangen.<br />

Diese Männer versorgen wir nachts mit<br />

Informationen, Kondomen und Gleitmittel.<br />

In unserer Geschäftsstelle haben wir<br />

eine Poliklinik für Geschlechtskrankheiten<br />

eingerichtet, in der wir Gesprächsgruppen<br />

anbieten und einmal im Monat ein<br />

Fest organisieren. Aber Präventionsarbeit<br />

ist sehr schwierig, da das Verteilen von<br />

Kondomen gegen den Islam ist und beweist,<br />

dass man sich prostituiert, genauso<br />

wie Gleitmittel ein Beweis für Homosexualität<br />

ist. Für die Polizei kann ein Kondom<br />

ein Beweis sein, dass man ein Sexarbeiter<br />

ist. Deshalb werfen die Männer<br />

die Kondome sofort weg, sobald sie einen<br />

Polizisten sehen.<br />

Man kann hier zwar seit 1998 die Kombitherapie<br />

erhalten, aber es gibt keine offen<br />

HIV-Positiven. Es herrscht ein Klima der<br />

Stigmatisierung und Diskriminierung. Positiv<br />

zu sein heißt, etwas getan zu haben,<br />

das man nicht hätte tun dürfen. Es gibt<br />

kein Gesetz, dass die Diskriminierung<br />

Positiver verbietet. In unserer Organisation<br />

gibt es ein paar offen Positive, aber<br />

das ist alles. Eine Frau war einmal inkognito<br />

im Fernsehen, das hat viel Staub aufgewirbelt.“

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