Download (6,5 MB) - Aids-Hilfe - Deutsche AIDS-Hilfe e.V.

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

40 Jens Spahn – Welche Debatten müssen heute geführt werden? Blickpunkt Aids Welche Debatten müssen heute geführt werden? Jens Spahn Interview: Corinna Gekeler Der 24-jährige CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn über Ansätze in der Präventionsarbeit und Drogenpolitik Der Grüne Volker Beck war seinerzeit der erste offen schwule Bundestagsabgeordnete. Glauben Sie, dass heute von einem ersten HIV-positiven Parlamentarier eine ähnliche Signalwirkung ausginge? Es ist unser Ziel, die Anzahl der Betroffenen zu minimieren. Am liebsten wäre mir, wir kämen gar nicht erst in die Situation, überhaupt über das Thema zu sprechen. Von daher ist es ja schon etwas anderes als die Schwulenbewegung. Außerdem wünsche ich niemandem, dass er Aids hat oder positiv ist. So wichtig es ist, HIV sichtbarer machen: Sollten wir uns deshalb wünschen, dass sich ein Abgeordneter infiziert? Aber es wäre wünschenswert, wenn sich HIV-positive Abgeordnete, so es sie gäbe, nicht verstecken müssten? Natürlich hoffe ich, dass das nicht nötig ist. Politiker, hier besonders die Politikerinnen, die über ihre Krebserkrankungen nicht schwiegen, haben ja eine Menge ausgelöst… Für mich ist klar, dass wenn einer der Kollegen erkrankt oder infiziert wäre, hätte ich keine Probleme im Umgang damit. Ich hoffe, viele meiner Kollegen auch nicht. Aber das Parlament besteht auch nur aus einem Querschnitt der Bevölkerung. Und genauso, wie es da Vorurteile
Spritzen in Gefängnissen geht? Das zieht sich durch die Diskussion in den einzelnen Bundesländern. Richtig ist, in der Situation zu helfen, meinetwegen auch durch Spritzenaustausch. Aber dabei kann es nicht bleiben, das heißt bei jedem Austauschen muss man das Bemühen haben, aus der Sucht herauszuführen. Mir reicht dieser Ansatz nicht, es nur beim Austausch zu belassen. Ich würde viel lieber darüber reden, wie es mit der HIV-Aufklärung in der Gesellschaft im Moment bestellt ist. Ich habe den Eindruck, dass das Thema an der einen oder anderen Stelle so sehr einen Spaßcharakter zu gewinnen droht, dass das Ziel, das wir erreichen wollen, nicht mehr in wirklicher Nähe ist. Dieser Eindruck macht sich auch an der Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für die Allgemeinbevölkerung fest. Es ist zwar nicht unbedingt ein Indikator, wenn die Hepatitis-Infektionen steigen, es deutet aber darauf hin, dass sich das Sexualverhalten geändert hat. Es gibt ja nun in gewissen Szenen, etwa in der Schwulenszene, viel stärker die Tendenz, ungeschützten Sexualverkehr zu haben. Was es da für Partys oder sonstige Angebote gibt; mir scheint, wir müssen noch mal ganz neu ran, was Aufklärung betrifft. Auch, weil die Leute in meinem Alter die Debatten von damals nicht mitgemacht haben. Ich weiß nicht, ob die Gefahr ausreichend in den Köpfen der Menschen ist. Oder ob nur wahrgenommen wird, was gewisse Anzeigen und Stellungnahmen der Pharmaindustrie erzählen. Die haben in der Behandlung natürlich große Schritte getan, aber HIV ist noch nicht heilbar und es gibt keinen Impfstoff. Ich glaube, das ist in weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr deutlich. Nicht nur bei Homosexuellen, denn der Anteil der Heterosexuellen an den Neuinfekengagieren Jens Spahn – Welche Debatten müssen heute geführt werden? 41 oder besser: Nichtwissen gibt, so wird es die Probleme wahrscheinlich hier auch geben. Ich komme aus einem ländlichen Gebiet. Da ist es immer wieder ernüchternd zu sehen, wie wenig Wissen es zum Beispiel über die Infektionswege gibt. Sehen Sie in Ihrer Fraktion Entwicklungen im Umgang mit dem Thema – von Rita Süßmuths Engagement für Toleranz bis hin zur heutigen Zeit? Na ja, das ist jetzt lange her. Man muss es so sehen: Ich bin 1980 geboren und war, als die Debatte mit Frau Süßmuth anfing, keine zehn Jahre alt. Ich bin also in einer anderen gesellschaftlichen Situation groß geworden. Meine Erfahrung ist im Moment eher, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema sachlicher als früher und sehr fundiert ist, insbesondere bei uns im Gesundheitsausschuss. Ich betreue ja auch das Thema Drogenpolitik. Auch da gab es damals große Debatten, die heute nirgends mehr stattfinden. Auch hier ist die Politik immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Ich kenne nur fachliche Diskussionen in den Gremien, etwa nach Reisen oder wenn es um Anträge zur Entwicklungshilfe geht oder zu Osteuropa. Aber sonst finden eben genauso wenig Diskussionen wie in der Gesellschaft statt, obwohl die Infektionszahlen ja zeigen, dass dies vielleicht mal wieder nötig wäre. Damals wurde über Ausgrenzung und Akzeptanz debattiert. Die Linie ist klar: natürlich Akzeptanz und Integration und vor allem Aufklärung! Wie bei vielen anderen Integrationsfragen ist Aufklärung eine Daueraufgabe, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Ich habe vor kurzem die Aidshilfe in meinem Heimatort besucht und gesehen, wie wichtig Informationen und Aufklärung sind, gerade auch für Angehörige und ihre Ängste. Aber es wird natürlich immer gewisse Bevölkerungskreise geben, die wir nicht erreichen. Dagegen müssen wir kämpfen. Wie steht Ihre Partei zu akzeptierender Drogenarbeit und zur Kriminalisierung von Konsum und Konsumenten? Es ist ein Unterschied, wie man mit der Aids-Frage und wie mit der Drogen-Frage umgeht. Mir ist akzeptanzorientierte Drogenpolitik wichtig. Aber immer mit dem Ziel im Hinterkopf, dass wir die Leute aus der Sucht herausführen. Man darf ihre Situation nicht akzeptieren, sie nur bestmöglich versorgen und sagen: „der kann da bleiben“. Ich möchte eine Drogenpolitik, die Menschen aus der Sucht und der Verelendung herausführt. Diesen Ansatz kann ich nicht überall erkennen. Vielfach, auch durch die Ausstattung der Fixerstuben, landen wir dabei, uns eher in der Situation einzurichten, anstatt sie zum Positiven zu wenden. Was heißt das konkret für die Präventionsmaßnahmen im HIV-Bereich, wenn es zum Beispiel um saubere
Seite 1 und 2: 1 Herausgeber Corinna Gekeler Dirk
Seite 3 und 4: !Nietslikken! - Die Aidskrise ist n
Seite 5 und 6: Herausgeber und Bildredaktion 5 Cor
Seite 7 und 8: Inhalt 7 10 Anja Müller 12 Andreas
Seite 9 und 10: engagieren Autoren und Künstler 9
Seite 11 und 12: engagieren Anja Müller 11
Seite 13 und 14: engagieren Andreas Fischer - Reden
Seite 15 und 16: engagieren Erwin Olaf - Kiss 15
Seite 17 und 18: engagieren Tanne de Goei - Aids ist
Seite 23 und 24: engagieren Janek Scholz - Der Aidsf
Seite 25 und 26: engagieren Fabian Straßenburg - Se
Seite 27 und 28: engagieren Mia Aegerter - Hauptsach
Seite 29 und 30: engagieren Eveline von Arx - Präve
Seite 31 und 32: engagieren 20+pos - Sich auf ein ko
Seite 33 und 34: engagieren 20+pos - Sich auf ein ko
Seite 35 und 36: engagieren Sebastian Müller - Jung
Seite 37 und 38: engagieren Sebastian Müller - Jung
Seite 39: engagieren !Nietslikken! - 1995 39
Seite 43 und 44: engagieren Jens Spahn - Welche Deba
Seite 45 und 46: engagieren Paul Schulz - Tunten, Tr
Seite 47 und 48: engagieren Paul Schulz - Tunten, Tr
Seite 49: engagieren Paul Schulz - Tunten, Tr

Download (6,5 MB) - Aids-Hilfe - Deutsche AIDS-Hilfe e.V.

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?