Baselbiet entdecken, Nr. 6 - Baselland Tourismus
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<strong>Baselbiet</strong> <strong>entdecken</strong> <strong>Nr</strong>. 6 – September 2013 – Seite 20 <strong>Baselbiet</strong> <strong>entdecken</strong> <strong>Nr</strong>. 6 – September 2013 – Seite 21<br />
<strong>Baselbiet</strong>er Sage: Ein Pferd hat in der guten Stube nichts zu suchen<br />
Vom hohen Ross herunter<br />
Zeit um 1880 wurden in den drei Dörfern Bubendorf,<br />
Ziefen und Reigoldswil im Fünflibertal<br />
über 700 Bandwebstühle betrieben.<br />
Die genaue Herkunft des Namens wird<br />
in Ziefen und Reigoldswil allerdings unterschiedlich<br />
erklärt: Während man sich in Ziefen<br />
erzählt, dass die Posamenter kein Vertrauen<br />
in Papiergeld hatten und sich ihren Lohn von<br />
den Basler Bändelherren deshalb in Fünflibern<br />
(die damals noch aus Silber waren) auszahlen<br />
liessen, sagt man in Reigoldswil, der Taglohn<br />
für rund 16 Stunden mühsamer Arbeit habe<br />
aus einem Fünfliber bestanden.<br />
* * *<br />
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Vor rund 200 Jahren sprach man im Fünflibertal<br />
zwar noch nicht von der Genusswoche.<br />
Doch wie man sich in Ziefen<br />
benimmt, musste während der Napoleonkriege<br />
ein Husar erfahren, als er sich unflätig<br />
benahm.<br />
Von Barbara Saladin<br />
Zur Zeit der Napoleonkriege nahm an einem<br />
kalten Winterabend eine Schwadron ungarischer<br />
Husaren in Ziefen Quartier. Der Rittmeister<br />
liess den Ortsvorsteher holen und teilte<br />
ihm seine Wünsche für die Unterbringung<br />
der Truppe mit. Zum Schluss fragte er: «Wer ist<br />
der gröbste Mann in eurem Dorf?»<br />
«Wirklich höflich sind wir in Ziefen alle<br />
nicht gerade», antwortete der Ortsvorsteher<br />
nachdenklich, «aber es mag der Schmied sein.<br />
Dieser ist nicht nur bei uns, sondern in der ganzen<br />
Talschaft als grober Mann verschrieen.»<br />
Der Rittmeister notierte sich den Namen<br />
des Dorfschmieds und ging.<br />
Wenig später ritt ein schmucker Husar zum<br />
Haus des Schmieds, sass ab und führte sein<br />
Pferd grusslos in die fremde Wohnstube. Ohne<br />
ein Wort zu sagen, ging er zur kunstvoll eingelegten<br />
Kommode, zog die oberste Schublade<br />
heraus, warf den Inhalt aus dem Fenster und<br />
schüttete stattdessen Hafer in die Schublade.<br />
Nun war das Pferd versorgt, und nach guter<br />
Reiterart durfte jetzt auch der Husar an<br />
sein leibliches Wohl denken: Er forderte grob<br />
ein kräftiges Nachtessen. Doch plötzlich fühlte<br />
er sich von hinten durch zwei starke Arme<br />
gepackt: Der hünenhafte Schmied fesselte die<br />
Hände des Soldaten auf den Rücken und führte<br />
ihn in den Stall. Wo sonst die Kuh stand,<br />
band er den Husar am Hals an und liess ihm<br />
das Essen in die Krippe schütten. Zwar tobte<br />
und wetterte der Mann grässlich, aber der<br />
Schmied sagte kalt: «Ich habe gedacht, das<br />
wäre bei euch so gebräuchlich, dass das Ross in<br />
die Stube und der Mann in den Stall kommt.»<br />
Als der Rittmeister diese Geschichte erfuhr,<br />
freute er sich königlich, denn dieser Husar war<br />
seit langem das Sorgenkind seiner Truppe. Nun<br />
hatte ihm endlich jemand Paroli geboten. Der<br />
Rittmeister und der Schmied liessen den Soldaten<br />
einen Tag lang im Stall stehen, den Kameraden<br />
und dem ganzen Dorf zum Gespött.<br />
* * *<br />
Zeichnungen: Yves Binet<br />
Husaren sieht man heutzutage keine mehr im<br />
Fünflibertal, wie das Tal der Hinteren Frenke<br />
auch genannt wird. Seinen Übernamen hat es<br />
auch nicht wegen der Napoleonkriege, sondern<br />
wegen der Seidenbandweberei erhalten: Über<br />
Jahrhunderte war das Posamenten in Heimarbeit<br />
eine der Haupteinnahmequellen der <strong>Baselbiet</strong>er<br />
Landbevölkerung, und das Hintere<br />
Frenkental war eine seiner Hochburgen. In der<br />
Wie dem auch sei: Heute ist die Posamenterei<br />
aus dem ganzen <strong>Baselbiet</strong> verschwunden, und<br />
einer der letzten Webstühle des einstigen Posamentertals<br />
findet sich im Dorfmuseum Ziefen.<br />
Wer heute von ausserhalb ins Fünflibertal<br />
kommt, sucht weder nach einer Übernachtungsmöglichkeit<br />
für fremde Soldaten noch<br />
nach Seidenbändeln, sondern meistens nach<br />
der Natur.<br />
Und diese ist hier, wo der Tafeljura in den<br />
Kettenjura übergeht, besonders reizvoll. Unzählige<br />
Wanderwege führen durch Wälder<br />
und über Wiesen, und wer kräfteschonend<br />
ganz hoch hinaus möchte, kann sich mit der<br />
einzigen Gondelbahn der Nordwestschweiz<br />
von Reigoldswil aus direkt ins Wandergebiet<br />
Wasserfallen / Passwang bringen lassen.<br />
Die Aussicht von den Jurahügeln, sowohl<br />
nach Norden ins <strong>Baselbiet</strong> als auch nach Süden<br />
übers Mittelland bis zu den Alpen, ist atemberaubend.<br />
Von der Wasserfallen aus lässt sich<br />
auch ohne grosse Mühe die Hinteri Egg erreichen,<br />
mit 1169 Metern über Meer der höchste<br />
Berg des Kantons.<br />
Den Freundinnen und Freunden von <strong>Baselbiet</strong>er<br />
Sagen sei ganz besonders die Ruine<br />
Rifenstein bei Reigoldswil ans Herz gelegt:<br />
Rund um die Burg gibt es einen Sagenweg, wo<br />
Skulpturen und Informationstafeln auf einem<br />
Rundwanderweg in die mystische Welt der Sagen<br />
entführen. Start ist beim Dorfmuseum in<br />
Reigoldswil.<br />
Reich an Mineralien<br />
Hoher Gehalt an Calcium<br />
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www.eptinger.ch