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Gesundheit und Inklusion »Medizinische Zentren« für Erwachsene mit Behinderung Prof. Dr. Michael Seidel setzt sich für eine bessere gesundheitliche Versorgung von Patienten mit Behinderung ein. Ambulante, interdisziplinär zusammengesetzte »Medizinische Zentren« für die Versorgung von erwachsenen Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung fordert Prof. Dr. Michael Seidel, ärztlicher Direktor des Stiftungsbereichs Bethel.regional. Hierfür müsse »endlich die gesetzliche Grundlage geschaffen werden«. »Gerade weil die medizinische Regelversorgung an vielen Stellen immer mehr an Leistungsfähigkeit verliert, benötigen wir solche Einrichtungen«, stellt Prof. Seidel klar. Leistungsrechtlich müssten diese Zentren mit einer Pauschale vergütet werden. Zu klären wäre, wie diese Pauschale ausgestaltet werde, so der Mediziner. Entsprechende Angebote gibt es bereits in der Versorgung von behinderten Kindern. Doch die Zuständigkeit dieser Sozialpädiatrischen Zentren endet, sobald die Patienten das 18. Lebensjahr erreichen. Seine Forderung nach spezialisierten Angeboten widerspreche nicht dem Grundgedanken der Inklusion, betont der Bethel-Arzt: »Es geht nicht darum, Menschen auszugrenzen, sondern darum, 10 Menschen mit Behinderung die Fachlichkeit und Qualität zur Verfügung zu stellen, die man in der Breite des Regelversorgungssystems nicht findet.« Nur mit einer qualifizierten medizinischen Versorgung, die gleichzeitig frei von Barrieren ist, seien umfassende Teilhabechancen möglich. Frage der Haltung Barrieren, machte Prof. Seidel deutlich, beständen nicht nur in den baulichen Gegebenheiten, sondern auch in der Kommunikation mit Menschen mit Behinderung. So müsse eine wirklich barrierefreie Arztpraxis mehr sein als rollstuhlgerecht. Grundvoraussetzung sei eine offene, positive Haltung: »Zunächst einmal müssen Menschen mit Behinderung willkommen sein«, Foto: Schulz betont Michael Seidel. Erst dann würden besondere Bedürfnisse abgefragt: Ist es in den Räumen hell genug? Gibt es verwirrende Muster auf dem Fußboden, die von Menschen mit Sehbehinderung als Schwellen wahrgenommen werden könnten? Die organisatorischen Abläufe in einer Praxis müssten ebenfalls reflektiert werden. Mehrbedarf Auch im Krankenhaus ist die Versorgung von Menschen mit Behinderung eine besondere Aufgabenstellung. Problematisch wird es immer dann, wenn die Patienten keinen persönlichen Assistenten haben, der sie ins Krankenhaus begleitet: »In der durch Fallpauschalen ermittelten Finanzierung ist dieser Mehrbedarf nicht vorgesehen«, gibt Prof. Dr. Michael Seidel zu bedenken. Hier müssten oft Mitarbeitende der stationären Einrichtung einspringen, die dann wiederum an anderer Stelle fehlten. In der Ausbildung angehender Mediziner komme das Thema Behinderung bislang gar nicht vor, kritisiert Prof. Seidel. Deshalb sei es dringend nötig, die Studierenden für dieses Thema früh zu sensibilisieren: »Menschen mit Behinderung sind nicht ›austherapiert‹, sondern haben gerade wegen ihrer Behinderung einen besonderen Anspruch auf eine hochwertige Versorgung.« Auch dies sei eine Frage der Haltung. – Robert Burg –
Inklusives Wohnprojekt »Vielfalt im Quartier« Pontanus-Carré in Paderborn eröffnet Bewohner Christian Jördens feierte die Eröffnung mit Bereichsleiter Detlef Hülsmann (M.) und Einrichtungsleiter Reinhard Tölke. Im neuen Pontanus-Carré soll ein beispielhaftes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung entstehen. Fotos: Kreutner Unter dem Motto »Vielfalt im Quartier« hat Bethel.regional Ende September ein neues Wohnangebot für Menschen mit geistiger Behinderung in Paderborn eröffnet. Das Gebäude ist der erste Bauabschnitt des neuen »Pontanus-Carrés«, das der Spar- und Bauverein Paderborn im Riemekeviertel errichtet. Insgesamt entstehen im Pontanus-Carré bis 2017 vier Gebäude, in denen Menschen mit und ohne Behinderung leben werden. In dem ersten nun eröffneten Neubau in der Pontanusstraße 41 bietet Bethel 24 stationäre Plätze an – verteilt auf zwei Wohnungen für je vier Bewohner und 16 Einzelwohnungen. Zusätzlich gibt es in dem Haus 14 Wohnungen, von denen drei vom Ambulant Unterstützten Wohnen Paderborn genutzt werden. In den übrigen Einheiten leben Menschen ohne Behinderung. Geleitet wird das neue Angebot von Reinhard Tölke. Der Kontakt mit den nicht behinderten Bewohnern und Nachbarn sowie das Umfeld in einem gewachsenen Stadtteil sollen den behinderten Menschen ein Leben mitten in der Gesellschaft ermöglichen – ganz im Zeichen von mehr Normalität, Selbstständigkeit und Inklusion. Die Innenstadt und der Bahnhof sind in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Eine Haltestelle für den öffentlichen Personennahverkehr befindet sich in direkter Nähe, ebenso wie zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Apotheken und Ärzte. »Wunderbares Projekt« Für die Förderung der Teilhabe hat Bethel.regional im Erdgeschoss zudem ein Begegnungszentrum eingerichtet. Die Angebote stehen nicht nur den behinderten Hausbewohnern offen, sondern allen Menschen im Carré und in der Nachbarschaft. Der zuständige Regionalleiter Detlef Hülsmann ist überzeugt, dass das Projekt modellhaft zeigen wird, wie das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung aussehen und funktionieren kann. Außerdem habe sich die Kooperation mit dem Spar- und Bauverein Paderborn angeboten. »Wir teilen mit dem Verein viele Überzeugungen, wie behindertengerechter Wohnraum aussehen sollte, und wollten an dieser Stelle etwas bewegen«, so Detlef Hülsmann. Der Standort könnte symbolträchtiger nicht gewählt sein, denn das Pontanus-Carré befindet sich direkt an der Ecke Bodelschwinghstraße. Für Bethels Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl ist das neue Angebot ein »wunderbares Projekt«. Er erinnerte an die passende Bedeutung des lateinischen Wortes »Pontanus«, das übersetzt »zur Brücke gehörend« bedeute. Bei dem Projekt gehe es darum, Brücken zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu bauen. – Gunnar Kreutner – 11
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