DER RING - Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
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Arminia-Projekt der Jugendhilfe <strong>Bethel</strong><br />
Nico freut sich – aber innerlich<br />
Marco Grube (6. v. l.) erklärt den Jugendlichen die nächste Aufgabe: (v. l.) Christian Venghaus, <strong>Bethel</strong>-Mitarbeiter Nils Olbrich,<br />
Niko, Chris, Darwin, Christan Garstecki, Justin, Alex und Timo hören zu.<br />
Foto: Schulz<br />
Es ist Freitagabend. In 90 Minuten wird das Heimspiel des Fußballzweitligisten Arminia Bielefeld<br />
gegen den 1. FC Kaiserslautern angepfiffen. Die Massen strömen Richtung SchücoArena. Und<br />
auch eine Gruppe von sechs Jugendlichen und drei Männern wartet im Gewimmel vor den Eingangstoren.<br />
Sie gehören zur <strong>Bethel</strong>er Jugendhilfe-Intensivgruppe »Step by Step« in Bielefeld. Bevor<br />
sie sich das Spiel anschauen, übernehmen sie im Stadion noch einige ehrenamtliche Arbeiten.<br />
»Danke, dass ihr wieder hier<br />
seid«, begrüßt sie der Fanbeauftragte<br />
des Fußballvereins, Christian<br />
Venghaus. Die Jugendlichen<br />
im Alter von 11 bis 16 Jahren<br />
haben schon mehrmals im Stadion<br />
geholfen. Sie verteilen Stadionzeitschriften,<br />
legen Handzettel<br />
aus, erledigen kleinere Streicharbeiten<br />
oder helfen beim Aufbau<br />
in der VIP-Lounge. »Heute<br />
müssen Arminia-Banner in der<br />
Nordtribüne gespannt werden«,<br />
informiert der Fanbeauftragte.<br />
Die Gruppe geht an den noch<br />
leeren Tribünen am Spielfeldrand<br />
vorbei zum Block B. Die meterlangen<br />
Fahnen sind ganz oben<br />
in einer Kammer verstaut. Dafür<br />
muss die Gruppe etliche Stufen<br />
erklimmen.<br />
Darwin, Justin, Timo, Niko, Alex<br />
und Chris sind nicht ganz freiwillig<br />
im Fußballstadion. »Wenn<br />
man sie fragt, dann werden sie<br />
sagen, sie hätten keine Lust,<br />
weder auf die Arbeit noch auf<br />
das Spiel. Doch insgeheim finden<br />
sie das ganz okay«, ist Marco<br />
Grube, Mitarbeiter der verhaltenstherapeutisch<br />
orientierten<br />
14<br />
Wohngruppe, sich sicher, obwohl<br />
er in gelangweilt-ablehnende<br />
Mienen schaut. Solche Unternehmungen<br />
seien wichtig für<br />
die Jugendlichen. »Zum einen<br />
wollen wir den Jungs etwas<br />
bieten. Zum anderen sollen es<br />
sinnvolle Freizeitaktivitäten für<br />
die Gesellschaft, mit und in der<br />
Gesellschaft sein.« Darüber hinaus<br />
können sich die Jugendlichen<br />
durch guten Willen Punkte erarbeiten,<br />
die ihnen Privilegien in<br />
der Wohngruppe einbringen.<br />
Keine Berührungsängste<br />
So beschwerlich den Jugendlichen<br />
die Aufgabe, Arminia-<br />
Fahnen über 17 Stuhlreihen zu<br />
ziehen und zu vertäuen, anfangs<br />
erschienen sein mag, so begeistert<br />
sind sie anschließend bei<br />
der Sache. Und auch Timo, der<br />
sich die körperliche Arbeit nicht<br />
zugetraut hat, bleibt nicht lange<br />
abseits sitzen. Niko, der jüngste,<br />
macht aus der Aktion sogar ein<br />
Sportereignis. Mit einem Fahnenende<br />
in den Händen hüpft er<br />
wendig von Sitzreihe zu Sitzreihe<br />
den Block B hinunter.<br />
Das Arminia-Projekt hat der<br />
Jugendhilfe-Mitarbeiter Christian<br />
Garstecki in die Wege geleitet.<br />
Der ehemalige Fußballspieler<br />
ist Vereinsmitglied. »Arminia<br />
engagiert sich in sozialen Projekten.<br />
Wir haben überlegt, ob<br />
wir etwas gemeinsam machen<br />
können«, so der Initiator. Berührungsängste<br />
gegenüber Jugendlichen,<br />
die zum Teil ein delinquentes<br />
und dissoziales Verhalten zeigen,<br />
hat der Fanbeauftrage von<br />
Arminia Bielefeld nicht. »Warum<br />
auch, die Jungs leisten prima<br />
Arbeit«, so Christian Venghaus.<br />
Darwin fiebert dem Spiel entgegen,<br />
Timo interessiert sich nicht<br />
dafür, Alex weiß nicht so recht,<br />
Justin kann sich etwas Besseres<br />
vorstellen, Chris ist Schalke-Fan,<br />
und Niko behauptet, überhaupt<br />
keine Lust zu haben. Seine<br />
Augen, das sieht Marco Grube<br />
sofort, sagen etwas ganz anderes.<br />
»Niko freut sich sehr – aber<br />
innerlich.«<br />
– Silja Harrsen –