DER RING - Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
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Gemeinsamer Unterricht – NRW-Fachtagung in <strong>Bethel</strong><br />
Inklusion in der Schule gibt es nicht zum Nulltarif<br />
»<strong>Bethel</strong> ist ein leuchtendes<br />
Vorbild«, lobte Dr. Wolfram<br />
von Moritz, Dezernent für<br />
Schul- und Bildungspolitik<br />
der Ev. Kirche von Westfalen.<br />
Damit spielte er auf den<br />
Gemeinsamen Unterricht von<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
mit und ohne sonderpädagogischen<br />
Förderbedarf im<br />
Gymnasium der Friedrich-v.-<br />
Bodelschwingh-Schulen an.<br />
Dr. von Moritz war einer von<br />
zehn Experten, die bei einem<br />
Fachtag in Bielefeld-<strong>Bethel</strong><br />
auf dem Podium über die Frage<br />
»Wie geht Inklusion?« diskutierten.<br />
Die Veranstaltung<br />
wurde vom Bündnis »Gemeinsam<br />
länger lernen« Mitte<br />
Oktober in den Friedrich-v.-<br />
Bodelschwingh-Schulen ausgerichtet.<br />
»Von solchen Bedingungen wie<br />
in <strong>Bethel</strong> können andere Schulen<br />
nur träumen«, unterstrich auch<br />
Dorothea Schäfer, Vorsitzende<br />
der Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft. Damit Gemeinsamer<br />
Unterricht gelingt, bedarf<br />
es einer langen Vorlaufzeit mit<br />
Planungen, Qualifizierungen<br />
sowie Hospitationen. Und auch<br />
die personellen Ressourcen<br />
müssten stimmen, so der Schulleiter<br />
des Gymnasiums, Hans-<br />
Wilhelm Lümkemann. »2007,<br />
ein Jahr bevor die Schülerinnen<br />
und Schüler mit Förderbedarf in<br />
die fünfte Klasse aufgenommen<br />
wurden, hatten wir schon eine<br />
Sonderschulpädagogin im Kollegium.«<br />
Sechs Jahre später sind<br />
es bereits sechs.<br />
Sonderpädagogen müssen in<br />
der inklusiven Schule fest angestellt<br />
sein – dafür plädiert Barbara<br />
Manschmidt. »Die Schule<br />
braucht Förderschullehrer, die<br />
zum Team gehören, und keine<br />
›Helikopter-Sonderpädagogen‹,<br />
die einfliegen und gleich<br />
wieder weg sind«, warnte die<br />
Beim Fachtag in <strong>Bethel</strong>: (v. l.) Pastor Bernward Wolf, stellvertretender <strong>Bethel</strong>er Vorstandsvorsitzender,<br />
Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
NRW, Hans-Wilhelm Lümkemann, Barbara Manschmidt, Frank Thies,<br />
Leiter der Mamre-Patmos-Schule, und Dorothea Schäfer.<br />
Geschäftsführerin des Stiftungsbereichs<br />
Schulen vor der Praxis,<br />
Sonderschullehrer als Kurzzeitberater<br />
in die Regelschulen zu<br />
entsenden. Genau das komme<br />
aber immer wieder vor, kritisierte<br />
Dorothea Schäfer. »Und damit<br />
nicht genug – es gibt sogar<br />
Schulen, die erfahren vor den<br />
großen Ferien, dass sie danach<br />
mit dem Gemeinsamen Unterricht<br />
anfangen sollen. Sie haben<br />
überhaupt keine Zeit zu planen.<br />
So gelingt Inklusion nicht.«<br />
Rechtsanspruch<br />
Im Düsseldorfer Landtag steht<br />
das 9. Schulrechtsänderungsgesetz<br />
kurz vor seiner Verabschiedung.<br />
Sobald es verabschiedet<br />
ist, haben Kinder mit Förderbedarf<br />
einen Rechtsanspruch auf<br />
einen Platz in einer allgemeinen<br />
Schule. Doch was wird aus den<br />
Förderschulen, wenn alle Regelschulen<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
inklusiv werden? Katja Ach ist<br />
der Meinung, sie sollten bestehen<br />
bleiben. Die Mutter einer<br />
schwer behinderten Tochter<br />
erklärte den über 100 Besuchern<br />
des Fachtags, warum sie die<br />
Beschulung ihres Kindes in einer<br />
Förderschule für besser hält.<br />
»Wir sind heilfroh, dass es die<br />
Mamre-Patmos-Schule in <strong>Bethel</strong><br />
mit ihrem hoch differenzierten<br />
Angebot für die unterschiedlichsten<br />
Förderbedarfe gibt. Unsere<br />
Tochter wäre in einer Regelschule<br />
mit größeren Klassen nicht gut<br />
aufgehoben. Sie hat Unterricht<br />
in Kleinst-Lerngruppen«, so die<br />
Mutter, die selbst Lehrerin ist.<br />
Wie ihre Tochter hat ein Drittel<br />
der Schülerinnen und Schüler in<br />
der Mamre-Patmos-Schule einen<br />
besonders hohen Förderbedarf.<br />
»Niemand will die Förderschulen<br />
abschaffen«, stellte der Leiter<br />
der Projektgruppe Inklusion im<br />
NRW-Schulministerium, Ralph<br />
Fleisch hauer, klar und fügte hinzu:<br />
»Wenn aber immer mehr Eltern<br />
wünschen, dass ihr behindertes<br />
Kind im Gemeinsamen Unterricht<br />
in einer allgemeinen Schule<br />
beschult wird, werden wir in<br />
dem einen oder anderen Landstrich<br />
für eine Handvoll Kinder<br />
keine Förderschulen mehr vorhalten.«<br />
– Silja Harrsen –<br />
Foto: Schulz<br />
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