Der Schneckenweg - Georg Britting
Der Schneckenweg - Georg Britting
Der Schneckenweg - Georg Britting
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Himmel herab? Er legte sich ins Gras, so, daß die<br />
Tropfen ihn nicht treffen konnten, und schloß die<br />
Augen, schlief aber nicht. Er hörte die tausend<br />
Sommergeräusche, ein dünnes Summen und Brodeln,<br />
so kochte die Wiese, und die Hände hatte er<br />
ins Gras gewühlt, tief hinein, wo die Stengel aus<br />
der Erde kommen, und wo es immer kühl ist. So<br />
lag er eine Zeitlang, und dann beschloß er, zu seinem<br />
Hochstand zu gehen. So stand er denn auf<br />
und ging. Er kam an den Holzsteg, der Bach floß<br />
mit schwarzen, schnellen Stößen, und neben dem<br />
Steg weitete er sich zu einer Bucht, an deren Rand<br />
Binsen wuchsen und in der das Wasser sich zu<br />
weißen, schaumigen Strudeln kräuselte, und grüne<br />
Wasserjungfrauen standen zitternd über der Flut.<br />
Er ging über den Steg, und der schmale Pfad, der<br />
nun kam, war kaum zu sehen, so war er bedrängt<br />
von Brennesseln, Gras und dem niederhängenden<br />
Gezweig von Sträuchern.<br />
Heuer waren wieder so viele wie sonst, und<br />
mehr noch, Schnecken da. Die kleinen, in den<br />
gelblichen und grauglänzenden Häusern, saßen auf<br />
Halmen und auf den Blättern des Elefantenohrs,<br />
die großen krochen am Boden dahin, die grauen,<br />
behausten, und die roten, die kein Haus trugen,<br />
auch – es war, als sei da eine Heerstraße der Schnecken<br />
oder ihr großer Lagerplatz, zu dem sie von<br />
weither zusammenkamen. Er wollte die Tiere<br />
schonen und schaute zu Boden, daß er keines zertrete,<br />
und bückte sich, sie aufzuheben, und warf<br />
sie wie Steine raschelnd in die Sträucher. Aber der<br />
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