Der Schneckenweg - Georg Britting
Der Schneckenweg - Georg Britting
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von weither gereist, nur um von ihm auf der Leinwand<br />
sich dargestellt zu sehen, und Reichtum und<br />
Ehre Floß ihm zu, ein goldener Strom. Man<br />
erzählte sich, neidvoll und bewundernd, viele Geschichten<br />
aus seinem glücklichen Leben, und von<br />
schönen Geliebten, die er hatte, auch noch als er<br />
dann sechzig und darüber geworden war und das<br />
Alter anfing, ihn zu beugen und seinen Bart gänzlich<br />
weiß zu machen, aber seine Augen waren<br />
noch immer voll Feuer und durstig. Oft sah man<br />
ihn in guten Weinstuben sitzen, wo man für Feinschmecker<br />
zu kochen wußte und wo man ihn gut<br />
kannte und noch besser bediente, und hin und<br />
wieder war dann auch einmal eine junge Frau an<br />
seiner Seite, zu der er das Glas hob, und manchmal<br />
eine am Nebentisch verstand nur zu gut, was jene<br />
an den weißhaarigen, schlanken Mann binden<br />
mochte, und der Junge neben ihr gefiel ihr auf<br />
einmal nicht mehr so sehr.<br />
Seine Arbeitskraft verließ ihn nicht bis zuletzt,<br />
und von den Bildern seiner späten Zeit wußte man<br />
zu rühmen, daß sie an Glanz und Tiefe dazugewonnen<br />
hatten, dergleichen sie früher nicht immer<br />
besessen. Aber nun galt es, sich auf den Abschied<br />
vorzubereiten, er sah ihm mit klaren Augen entgegen,<br />
und er richtete es so ein, daß eine Stille um<br />
ihn entstand, und immer seltener traf er sich mit<br />
alten Freunden, die ihm Vorwürfe machten deswegen,<br />
aber er lächelte nur dazu.<br />
Er wußte von einem malaiischen Sprichwort,<br />
das ging ihm jetzt oft durch den Sinn: daß nur der<br />
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