Der Schneckenweg - Georg Britting
Der Schneckenweg - Georg Britting
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welke Blumen in einer Schale, und aus einem Kühler<br />
ragte der Hals einer Weinflasche. Und was klares<br />
Eiswasser gewesen war in dem silbernen Kübel,<br />
das war ein trüber, grünlicher Bodensatz nun,<br />
vom Schimmel weiß überzogen. Und überall lag<br />
Staub, und mehr als im ersten Zimmer, auf dem<br />
Boden und auf jedem Schrank und Stuhl.<br />
So war es auch im nächsten Zimmer, das der<br />
Neffe aufsperrte: sie hatten es gar nicht mehr anders<br />
erwartet, die beiden, der Neffe und der Diener,<br />
auf diesem wunderlichen Weg in die Vergangenheit.<br />
Die Zimmer stießen eins ans andere,<br />
durch Türen miteinander verbunden, und das<br />
Licht drehten sie nicht mehr an, als scheuten sie<br />
sich, das Bild der Verlassenheit zu sehr zu erhellen,<br />
und sie sprachen mit so leiser Stimme miteinander,<br />
als sollte sie niemand hören dürfen. Sie traten an<br />
den Tisch heran, an dem man gespeist hatte, mit<br />
Geschirr darauf, in dem verschimmelte Reste von<br />
Fleisch und Brot waren, und auf dem geleerte Gläser<br />
standen. Neben einem Weinglas lag ein zerknülltes<br />
Tuch. <strong>Der</strong> Neffe nahm es auf und schüttelte<br />
den Staub daraus. Es war ein kleines, zartes<br />
Taschentuch, wie es Damen benützen, und die<br />
Zerstreute hatte es liegengelassen und vergessen<br />
und auch nicht mehr zurückverlangt oder es sich<br />
wiedergeholt.<br />
Sie öffneten das nächste Zimmer, das vierte nun<br />
von fünfen, die seit Jahren versperrt gewesen waren,<br />
sagte der Diener. Dämmerig lag der Raum vor<br />
ihnen wie die andern. Wieder war der Tisch da, an<br />
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