Kooperationsstrategie Bolivien 2013-2016 - Deza - admin.ch
Kooperationsstrategie Bolivien 2013-2016 - Deza - admin.ch
Kooperationsstrategie Bolivien 2013-2016 - Deza - admin.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Kooperationsstrategie</strong> <strong>Bolivien</strong> <strong>2013</strong>-<strong>2016</strong><br />
Die S<strong>ch</strong>weiz leistete<br />
in den letzten fünf<br />
Jahren zusammen<br />
mit anderen Gebern<br />
einen wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Beitrag zur Reduktion<br />
der extremen Armut<br />
und zur Stärkung der<br />
Re<strong>ch</strong>te bena<strong>ch</strong>teiligter<br />
Bevölkerungsgruppen.<br />
■ Der in den Neunzigerjahren begonnene<br />
Dezentralisierungsprozess ist in den<br />
Augen der meisten Beoba<strong>ch</strong>ter die<br />
erfolgrei<strong>ch</strong>ste Reform im 30-jährigen<br />
Demokratisierungsprozess <strong>Bolivien</strong>s.<br />
Er wurde von der S<strong>ch</strong>weiz von allem<br />
Anfang an unterstützt. Dur<strong>ch</strong> die Stärkung<br />
der Gemeindeverwaltungen<br />
und vor allem die Förderung der Partizipation<br />
der Zivilbevölkerung konnten<br />
in einem Drittel aller Gemeinden<br />
die Dienstleistungen im S<strong>ch</strong>ul- und<br />
Gesundheitswesen verbessert werden.<br />
Dur<strong>ch</strong> innovative Me<strong>ch</strong>anismen – etwa<br />
nationale Wettbewerbe – konnte das<br />
Engagement von Jugendli<strong>ch</strong>en für die<br />
Anliegen der Gemeindeentwicklung<br />
gewonnen werden. In 17 Gemeinden<br />
hat die S<strong>ch</strong>weiz den Aufbau und die<br />
Stärkung von Beratungsstellen für<br />
Opfer häusli<strong>ch</strong>er Gewalt unterstützt.<br />
Bemerkenswert sind die Beiträge zur<br />
landesweiten Kommunikation: Ein<br />
Netzwerk von über 200 Mediens<strong>ch</strong>affenden<br />
sowie 100 lokalen Radio- und<br />
Fernsehsendern bearbeitet systematis<strong>ch</strong><br />
Themen der Gemeindeentwicklung;<br />
eine Internet-Plattform hat si<strong>ch</strong><br />
zur bedeutendsten Anlaufstelle für<br />
Gemeindefragen entwickelt.<br />
Die Re<strong>ch</strong>te besonders vulnerabler<br />
Gruppen konnten gestärkt werden.<br />
So ist es in Zusammenarbeit mit dem<br />
Justizministerium und lokalen Behörden<br />
gelungen, die Guaraní-Indigenen,<br />
ein Volk von 80‘000 Mens<strong>ch</strong>en, in der<br />
Wahrnehmung und Einforderung ihrer<br />
Re<strong>ch</strong>te zu stärken. Tausende Familien,<br />
die jahrzehntelang in prekären<br />
Arbeitsverhältnissen lebten, haben<br />
Landeigentum und die Bezahlung<br />
gere<strong>ch</strong>terer Löhne erwirkt. Im Gouvernanzberei<strong>ch</strong><br />
kann die Effektivität<br />
in Zukunft dur<strong>ch</strong> eine stärkere thematis<strong>ch</strong>e<br />
Konzentration und einen direkteren<br />
Bezug zu national getragenen<br />
Reformbemühungen no<strong>ch</strong> verbessert<br />
werden.<br />
■ Im Berei<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>haltige Nutzung<br />
der natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen wurden<br />
Gemeindeverbände bei der Entwicklung<br />
und Implementierung von Plänen für<br />
das Watershed Management unterstützt.<br />
40’000 Familien konnten ihr<br />
Einkommen und die Ernährungssi<strong>ch</strong>erheit<br />
verbessern. Das mit Unterstützung<br />
der S<strong>ch</strong>weiz entwickelte und erprobte<br />
Konzept für das Watershed Management<br />
bildet die Grundlage für den<br />
Plan Nacional de Cuencas, den heute<br />
mehrere Geber und die Weltbank<br />
mitfinanzieren. Auf Gemeindeniveau<br />
wurden Pläne für die Prävention von<br />
Naturkatastrophen entwickelt, die<br />
jetzt mit lokalen Finanzen umgesetzt<br />
werden. Rund 10’000 Familien konnten<br />
so ihre dur<strong>ch</strong> Naturkatastrophen<br />
bedingten Ernteverluste signifikant<br />
verringern. Über eine Zusammenarbeit<br />
mit der Zentralregierung wird ein Versi<strong>ch</strong>erungssystem<br />
eingeführt, das die<br />
ärmsten Gemeinden in der Andenregion<br />
gegen Naturkatastrophen absi<strong>ch</strong>ert.<br />
Die Aktionen in diesem Berei<strong>ch</strong> sind<br />
geographis<strong>ch</strong> und inhaltli<strong>ch</strong> allerdings<br />
no<strong>ch</strong> zu dispers. Dur<strong>ch</strong> eine territoriale<br />
Bündelung und eine Fokussierung auf<br />
die Reduzierung der negativen Folgen<br />
des Klimawandels soll die Effektivität<br />
verbessert werden.<br />
■ Im Berei<strong>ch</strong> der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Entwicklung<br />
hat die S<strong>ch</strong>weiz zur Verbesserung<br />
der Einkommen und der Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />
von rund 90’000 Personen beigetragen.<br />
Das Erziehungsministerium wurde<br />
bei der Einführung eines innovativen<br />
Systems zur Qualifizierung und Zertifizierung<br />
von Berufstätigen unterstützt.<br />
Zusammen mit grösseren privaten NGOs<br />
konnten so über 20’000 Personen –<br />
davon 56% Frauen – zertifiziert und<br />
deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
wesentli<strong>ch</strong> verbessert werden. In der<br />
KMU-Förderung lag der Akzent auf dem<br />
verbesserten Zugang zu finanziellen<br />
und ni<strong>ch</strong>t-finanziellen Dienstleistungen<br />
sowie der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Fors<strong>ch</strong>ung und Beratung. 70’000 Familien,<br />
überwiegend in armen ländli<strong>ch</strong>en<br />
Gegenden, profitierten von diesen<br />
Dienstleistungen und konnten ihre<br />
Einkommen signifikant verbessern. Die<br />
Wirkung kann no<strong>ch</strong> verbessert werden,<br />
wenn die Anstrengungen stärker auf<br />
den Markt und auf Produkte mit hoher<br />
Werts<strong>ch</strong>öpfung fokussiert werden.<br />
Wi<strong>ch</strong>tige Erfahrungen und zentrale Faktoren,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Programmdur<strong>ch</strong>führung<br />
beeinflusst haben:<br />
■ Die tiefgreifenden Veränderungen im<br />
politis<strong>ch</strong>en, sozialen und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Umfeld waren einerseits eine<br />
Opportunität für die Zielerrei<strong>ch</strong>ung,<br />
denn die öffentli<strong>ch</strong>e Hand konnte<br />
wesentli<strong>ch</strong> mehr Mittel in die Armutsreduktion<br />
investieren, und die Regierung<br />
legte einen starken Akzent auf die Stärkung<br />
der Re<strong>ch</strong>te der Bena<strong>ch</strong>teiligten.<br />
Andererseits war dieser Prozess von<br />
grossen institutionellen Veränderungen<br />
und Personalwe<strong>ch</strong>seln begleitet, was<br />
die Kontinuität beeinträ<strong>ch</strong>tigte und zu<br />
Erfahrungs- und Kapazitätseinbussen<br />
führte.<br />
■ Die Interventionen auf lokaler Ebene<br />
waren effizient und konnten gezielt<br />
auf die ärmere Bevölkerung fokussiert<br />
werden. In vers<strong>ch</strong>iedenen Berei<strong>ch</strong>en<br />
– etwa im Watershed Management<br />
oder bei den Finanzdienstleistungen<br />
– gelang es, die Erfahrungen in<br />
Sektorpolitiken einzubringen und<br />
damit das erwüns<strong>ch</strong>te scaling-up zu<br />
errei<strong>ch</strong>en.<br />
■ In allen Projekten wurden die Opportunitäten<br />
zur Stärkung der Zusammenarbeit<br />
zwis<strong>ch</strong>en Partnern des öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Berei<strong>ch</strong>s, der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft und<br />
der Privatwirts<strong>ch</strong>aft genutzt. Damit<br />
kamen ni<strong>ch</strong>t nur Synergien zum Tragen,<br />
sondern es wurde au<strong>ch</strong> ein konkreter<br />
Beitrag zum besseren gegenseitigen<br />
Verständnis geleistet.<br />
■ Alignment und Harmonisierung sind<br />
komplexer geworden. Der nationale<br />
Entwicklungsplan lief 2011 aus und<br />
wurde ni<strong>ch</strong>t erneuert. In den für die<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit relevanten<br />
Sektoren gibt es nur zum Teil<br />
verbindli<strong>ch</strong>e Strategien. Bei den zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
neuen Gesetzen besteht oft eine<br />
grosse Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>ten<br />
und der konkreten Umsetzung. Die<br />
Geber-Lands<strong>ch</strong>aft hat si<strong>ch</strong> signifikant<br />
verändert. Es müssen neue Allianzen<br />
aufgebaut und Synergien gesu<strong>ch</strong>t<br />
werden.<br />
20<br />
21