Modellseminar: Tatort Deutschland Seite 42
Modellseminar: Tatort Deutschland Rhein-Zeitung, 5.9.2013 Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Sport: Wenn der Trainer die Grenzen überschreitet Mainz - Eltern wähnen ihre Kinder gerade im Sportverein gut <strong>auf</strong>gehoben. In den allermeisten Fällen ist das auch so, und dennoch gibt es wie überall schwarze Schafe, die ihre Machtposition ausnutzen: Trainer, die bei der Hilfestellung zu weit gehen, Übungsleiter, die mit unter die Dusche kommen. Im Interview mit unserer Zeitung spricht Ines Rose, Leiterin des Mainzer Polizeikommissariats II für Sexualdelikte und Gewaltdelikte gegen Frauen und Kinder, über die Gefahren sexuellen Missbrauchs im Sport. <strong>Die</strong> 55-Jährige, selbst Mutter von drei Kindern, führt keine konkreten Fälle an. „Es sollen keine alten Wunden <strong>auf</strong>gerissen werden“, sagt Rose. Mit der Erfahrung von 35 Jahren Polizeiarbeit erzählt die Kriminalhauptkommissarin von Täterstrategien und darüber, wie sich Kinder und Eltern vor Übergriffen schützen können. Rose warnt auch vor einem Generalverdacht. Um Panikmache zu vermeiden: Sexueller Missbrauch im Sport, wie ernst ist das Problem? Das ist kein Problem, das im Vordergrund steht. Aber: Täter suchen sich Gelegenheiten, um ihre Neigungen auszuleben. Sie suchen sich gern Tätigkeiten, bei denen sie mit den Opfern zu tun haben. Wir finden Täter oft bei Sportveranstaltungen, bei Kinderfestivals, in Sportvereinen. Und die, die sich ehrenamtlich anbieten, sind auch oft Täter. Gibt es konkrete Zahlen? Einige Experten sprechen davon, dass ein Drittel aller Sportlerinnen schon einmal Opfer sexueller Belästigung oder Gewalt war. Zahlen kann ich nicht nennen, weil das Dunkelfeld riesig groß ist. Hier sind schließlich Kinder betroffen, die sich „outen“ müssen, und wenn sich ein Kind dazu entschließt, sind da oft noch die Eltern, die das vielleicht nicht wollen. Dazu kommt, dass Täter und Opfer in einer Beziehung stehen. Je näher diese Beziehung ist, desto schwerer ist es, das Ganze anzuzeigen, weil man ja auch die positiven Dinge einer solchen Beziehung nicht verlieren will. Ein Beispiel: Der Trainer gaukelt dem Opfer vor - natürlich nicht ganz uneigennützig: Du bist ein kleiner Star, und ich werde dich fördern. Da entsteht eine gewisse Abhängigkeit, die will man als Kind nicht verlieren, nach dem Motto: Das ist ja der, der mich groß macht, der mich fördert. Kinder, die ihren Trainer anhimmeln, werden nichts sagen. Ist der Sport besonders gefährdet? Natürlich gibt es die schwarzen Schafe überall. Der Sport bietet aber eine Gelegenheit, sich körperlich nahe zu kommen, je nach Sportart mehr oder weniger. Gibt es Sportarten, die besonders betroffen sind? Das sind die Einzelsportarten, bei denen der Trainer etwa durch Festhalten am Barren körperlichen Kontakt quasi <strong>auf</strong>nehmen muss. Dann gibt es aber auch Sportarten, die besonders im Fokus stehen. Jeder kleine Junge Seite 43