Monsterspecht und Dicke Raupe (pdf, 2.6 MB) - Frankfurt am Main

F . K . Wa e c h t e r
E i n l e i t u n g
Der Struwwelpeter
DER STRUWWELPETER • Material: Elektronik, Plexiglas, Federstahl an einer Kopfweide
Entwurf: F. K. Waechter • Realisation: Till Hergenhahn • Einweihung: 23. Juni 2006
Einmal, es war im Heinrich-Hoffmann-Sommer des Jahres 2009, kam ein
Nachfahre des Frankfurter Irrenarztes in den späten Abendstunden auf
dem Mittelweg in den Schwanheimer Wiesen an einer Kopfweide vorbei,
und plötzlich hielt er, heftig irritiert durch zwei gelbe Lichter, inne.
„Holla, das dünkt mich aber schockierend!“ sprach er zu sich.
„Was mag mich da so erschrecken?“
Vorsichtig ging er, aus Angst an seinem Daumen lutschend,
ohne daß er es merkte, auf die Lichter zu, sah, daß es zwei Glühbirnen
waren mit einem schwarzen Punkt in der Mitte, und schüttelte den Kopf.
„Ein Baum, welcher Lichter benötigt? Auf daß er besser gesehen werde und
kein Narr wider ihn laufe? Hat man Töne!“
Der wackere Mann trat ein paar Schritte zurück, guckte mehrmals
sorgsam in die Luft, um sich zu vergewissern, daß nicht am Himmel
womöglich gleichfalls solche Lämplein hingen, zappelte mit den Armen,
um sich die letzten Reste der Furcht aus dem Leibe zu schütteln, blickte aus
sicherer Entfernung noch einmal auf die Kopfweide mit den zwei Lichtern
und begriff, daß es eine Installation war, von der er sich hatte foppen und
ins Bockshorn jagen lassen.
Da zerraufte er sich das Haar recht fürchterlich, aus Ärger
über seine Dummheit, erwog, vor Ingrimm grollend, dem Baum einen Tritt
oder einen Hieb zu versetzen, ihn gar mit Teer zu übergießen und die
Streichholzschachtel aus der Tasche seines Beinkleides zu fischen, um
das Schandwerk in Brand zu stecken, besann sich indes flugs eines Besseren
und sprach: „Ei, das wird wohl der Anti-Struwwelpeter von Kamerad
Waechter sein! Den Schelm will ich loben und ihm zu Ehren nun doch eine
gescheite Suppe essen gehen!“