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Zur Sozialepidemiologie der Tuberkulose in der Stadt Bremen

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3 <strong>Zur</strong> Epidemiologie <strong>der</strong> <strong>Tuberkulose</strong><br />

3.1 Krankheitsbild<br />

<strong>Tuberkulose</strong> ist e<strong>in</strong>e chronisch verlaufende, durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit.<br />

1882 gelang es Robert Koch, den Erreger Mycobacterium tuberculosis nachzuweisen, bis dah<strong>in</strong><br />

führte die Mediz<strong>in</strong> <strong>Tuberkulose</strong> wie auch viele an<strong>der</strong>e Infektionskrankheiten (z.B. Cholera) u.a.<br />

auf giftige Ausdünstungen des Bodens (Miasmen) zurück.<br />

Die Gattung Mycobacterium umfasst etwa 100 Arten, darunter auch den Auslöser <strong>der</strong> Lepra<br />

(Mycobacterium leprae). Neben Mycobacterium tuberculosis existieren noch an<strong>der</strong>e, <strong>in</strong><br />

Deutschland selten vorkommende Varianten des <strong>Tuberkulose</strong>erregers. Dazu zählen das durch<br />

rohe Kuhmilch übertragbare M. bovis sowie M. africanum, M. microti und M. canettii. Der Begriff<br />

„Mycobacterium tuberculosis-Komplex“ fasst die verschiedenen TBC-Erreger zusammen.<br />

<strong>Tuberkulose</strong> befällt <strong>in</strong> 80% <strong>der</strong> Fälle die Lunge, kann aber durch Verbreitung des Erregers über<br />

die Blutbahn pr<strong>in</strong>zipiell auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Organen auftreten (extrapulmonale TBC). In Deutschland<br />

wird <strong>Tuberkulose</strong> fast ausschließlich durch Tröpfchen<strong>in</strong>fektion, also durch das E<strong>in</strong>atmen<br />

ausgehusteter <strong>in</strong>fektiöser Aerosole von Mensch zu Mensch übertragen. Dabei erhöhen beengte<br />

Wohnverhältnisse die Ansteckungsgefahr erheblich. 17 Durch ihre lipidreiche Zellwand s<strong>in</strong>d die<br />

Erreger sehr gut gegen Austrocknung geschützt und überleben außerhalb des Körpers mehrere<br />

Monate.<br />

Unter den hiesigen Lebensbed<strong>in</strong>gungen erkranken nur 5-10% <strong>der</strong> Infizierten letztendlich an<br />

<strong>Tuberkulose</strong>. Zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Infektion wird <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geatmete Erreger <strong>in</strong> den Lungenbläschen<br />

von den Abwehrzellen aufgenommen. Im Unterschied zu an<strong>der</strong>en Mikroorganismen können<br />

sich <strong>Tuberkulose</strong>bakterien <strong>in</strong> diesen Abwehrzellen vermehren. Es kommt zu e<strong>in</strong>er örtlichen Entzündung,<br />

bei <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lunge kle<strong>in</strong>e Knötchen (Tuberkel) entstehen. 18 Betroffen s<strong>in</strong>d außerdem<br />

die nahe gelegenen Lymphknoten. In den meisten Fällen gel<strong>in</strong>gt es dem Immunsystem, die<br />

e<strong>in</strong>gedrungenen Erreger abzukapseln und ihre weitere Verbreitung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Innerhalb<br />

dieser als Granulom bezeichneten Abkapselung können jedoch e<strong>in</strong>ige Erreger jahrzehntelang<br />

überdauern. Die Existenz dieser Erreger im Körper ist zumeist kl<strong>in</strong>isch unauffällig, unter Umständen<br />

werden sie jedoch zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt wie<strong>der</strong> aktiv. In Deutschland entfallen<br />

viele TBC-Erkrankungen auf ältere Menschen, die sich <strong>in</strong> jungen Jahren angesteckt hatten und<br />

bei denen <strong>Tuberkulose</strong> durch die altersbed<strong>in</strong>gte Schwäche <strong>der</strong> Abwehrkräfte ausgebrochen ist<br />

(endogene Reaktivierung).<br />

17<br />

vgl. Hähner-Rombach 2000: 43ff<br />

18<br />

vgl. im Folgenden Brandis et al. 1994: 547f<br />

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