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Zur Sozialepidemiologie der Tuberkulose in der Stadt Bremen

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6 Was ist zu tun?<br />

<strong>Zur</strong> Sicherung des Behandlungserfolges und zur Unterbrechung <strong>der</strong> Infektionskette kann das<br />

Gesundheitsamt auf verschiedene Instrumente zurückgreifen. So übernimmt das Gesundheitsamt<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen Selbstbehalte und Zuzahlungen, wenn Patienten nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d,<br />

anfallende Behandlungskosten selbst zu tragen. Werden behördliche Anweisungen wie<strong>der</strong>holt<br />

und dauerhaft missachtet schöpft das Gesundheitsamt verfügbare Sanktionsmittel künftig rigoroser<br />

aus. Dies ist ke<strong>in</strong> Rückfall <strong>in</strong> obrigkeitsstaatliches Gebaren, zur effizienten Nutzung begrenzter<br />

Personalressourcen gibt es kaum an<strong>der</strong>e Möglichkeiten. Darüber h<strong>in</strong>aus wäre es angesichts<br />

<strong>der</strong> potenziellen Gefährdung <strong>der</strong> Bevölkerung fast schon fahrlässig, bei notwendigen<br />

Maßnahmen alle<strong>in</strong> auf die E<strong>in</strong>sichtsfähigkeit <strong>der</strong> Erkrankten zu setzen und sich gegebenenfalls<br />

auf geduldige Überzeugungsarbeit e<strong>in</strong>zulassen. Mit dem <strong>Stadt</strong>amt als Vollzugsbehörde ist <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung getroffen worden, die verschiedene Eskalationsstufen vorsieht.<br />

Äußerste Mittel s<strong>in</strong>d die Vorführung von <strong>Tuberkulose</strong>kranken o<strong>der</strong> potenziell Infizierter durch<br />

die Polizei und die gerichtlich verfügte E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e spezialisierte Kl<strong>in</strong>ik.<br />

Die hier beschriebene soziale Problematik erfor<strong>der</strong>t das Ine<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen von mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Behandlung und sozialarbeiterischer Intervention. Sozialarbeiterische Kompetenzen s<strong>in</strong>d im Gesundheitsamt<br />

nur beschränkt vorhanden, <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er eigenen TBC-Sozialarbeit ist aber<br />

auch nicht erfor<strong>der</strong>lich. Notwendig ist jedoch die stärkere Zusammenarbeit aller pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong>volvierten<br />

E<strong>in</strong>richtungen. Neben dem Gesundheitsamt s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Kl<strong>in</strong>iken, nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte, das Amt für soziale Dienste sowie <strong>der</strong> Sozialpsychiatrische Dienst geme<strong>in</strong>t. E<strong>in</strong> solches<br />

Netzwerk könnte sich auf <strong>in</strong>stitutionalisierte Vorgehensweisen verständigen, die die unterschiedlichen<br />

Qualifikationen <strong>der</strong> Akteure optimal nutzen. In dieser H<strong>in</strong>sicht bewährt haben sich<br />

Fallkonferenzen, sie sollten künftig bei problematischen Fällen e<strong>in</strong> fester Bestandteil <strong>der</strong> Fall<strong>in</strong>tervention<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Kooperationen, die auch die mediz<strong>in</strong>ische Versorgungsqualität für TBC-Patienten erhöhen, exstieren<br />

bereits auf den Gebieten Diagnostik und Therapie. Früher vom Gesundheitsamt durchgeführte<br />

Röntgenuntersuchungen und Laboranalysen s<strong>in</strong>d nie<strong>der</strong>gelassenen Lungenfachärzten<br />

und mediz<strong>in</strong>ischen Laboren übertragen worden. Lediglich im Rahmen von Umgebungsuntersuchungen<br />

testet das Gesundheitsamt möglicherweise <strong>in</strong>fizierte Personen selbst. Neben Kostenvorteilen<br />

für das Gesundheitsamt – das Vorhalten e<strong>in</strong>er haus<strong>in</strong>ternen Infrastruktur für mediz<strong>in</strong>ische<br />

Analysen ließ sich wegen <strong>der</strong> anhaltend niedrigen Fallzahlen betriebswirtschaftlich nicht<br />

mehr rechtfertigen – bewirkt die Verlagerung von Leistungen auch e<strong>in</strong>e effektivere Behandlung.<br />

Nach erfolgter Diagnose können notwendige Therapieschritte ohne organisatorische Umwege<br />

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