Erwin Meyer - GWDG
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Schlussbemerkungen<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Meyer</strong> arbeitete immer sehr intensiv, nicht nur im Institut,<br />
sondern auch noch im Wohnzimmer zu Haus, wo er seinen<br />
Schreibtisch stehen hatte (ein häusliches Arbeitszimmer hatte er<br />
sich nicht eingerichtet). So saß er abends und am Wochenende oft<br />
stundenlang mit dem Rücken zum eigentlichen Wohnbereich, bis<br />
seine Frau den Schreibtisch umdrehte, damit sie ihren Mann auch<br />
mal von vorn sehen konnte.<br />
<strong>Meyer</strong> wurde zum Ende des Sommersemesters 1967 emeritiert,<br />
nachdem er das 68. Lebensjahr vollendet hatte. Da noch kein<br />
Nachfolger am Institut war, konnte er sich noch für ein volles Jahr<br />
” selbst vertreten“, d. h. die Institutsleitung bis Oktober 1968 fortsetzen.<br />
Er hatte ein sicheres Gespür für gute Leute“, sodass viele<br />
”<br />
wichtige Positionen weltweit von seinen Schülern besetzt wurden.<br />
Einen seiner profiliertesten Schüler, Manfred R. Schroeder, gewann<br />
man dann auch für seine Nachfolge (ab Herbst 1969; in der Zwischenzeit<br />
leitete H. Kuttruff das Institut). Schroeder war nach seiner<br />
Promotion zu den Bell Laboratories in die USA gegangen und<br />
hat vor allem zur Raumakustik und zur Physikalischen Sprachforschung<br />
in den USA und weiterhin auch in Göttingen bahnbrechende<br />
Beiträge geleistet, die den guten Ruf des Instituts weiter festigten.<br />
Der Autor dieser Schrift wurde 1994 zu einem Vortrag auf einer<br />
der halbjährlichen Tagungen der Acoustical Society of America<br />
von dem Sitzungsleiter mit den Worten angekündigt Dieter comes<br />
”<br />
from the legendary Third Physical Institute in Göttingen“. Hätte<br />
Schroeder den Ruf nach Göttingen abgelehnt, hätten Kuttruff und<br />
Eisenmenger auch hier bleiben können; sie standen gemeinsam als<br />
” Doppelspitze“ an zweiter Stelle auf der Berufungsliste.<br />
Manche von <strong>Meyer</strong>s frühesten Göttinger Studenten, die noch<br />
von den Kriegserlebnissen geprägt und vorwiegend an praktischen<br />
Dingen interessiert waren, schnitten in den Theorieprüfungen nicht<br />
sonderlich gut ab. Der Theoretiker Richard Becker, bekannt durch<br />
gute deutschsprachige Lehrbücher, aber international weniger profiliert,<br />
gewann dadurch den Eindruck, dass in <strong>Meyer</strong>s Institut keine<br />
ernst zu nehmende Physik betrieben wurde und ließ <strong>Meyer</strong><br />
dies auch spüren. Das änderte sich, als Becker auf einer Infor-