06.01.2014 Aufrufe

Ziele und Inhalte des Informatik- unterrichts

Ziele und Inhalte des Informatik- unterrichts

Ziele und Inhalte des Informatik- unterrichts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

d-~l.J44~<br />

ZDM 93/1<br />

,<br />

rithmierens {z.B. Zahlentheorie, Geometrie) <strong>und</strong> vollständige<br />

Induktion. :<br />

terricht geforderten Bildungsziele ebenso durch einen modifizierten<br />

Mathematikunterricht abgedeckt werden können"<br />

(Pfahl 1990, S. 156). Unter einem "modifizierten<br />

Diese Aufgaben hat der Mathematikunterricht bisher im<br />

Mathematikunterricht" versteht er im wesentlichen die<br />

wesentlichen erfüllt. Neu hinzukommen müßten: {6)<br />

Einbeziehung numerischer Verfahren <strong>und</strong> die Anwendung<br />

heuristischer Vorgehensweisen (Pfahl a. 3. 0, 5.152).<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe der Aussagenlogik <strong>und</strong> Elemente der Prädikatenlogik,<br />

{7) binäre Codierung, Informationsmaß, Red<strong>und</strong>anz,<br />

{8) Kalküle, formale Sprachen, Automaten als<br />

Werkzeug dabei ist natürlich der Computer. Es handelt<br />

mathematische Gegenstände, {9) Gr<strong>und</strong>begriffe <strong>und</strong> Verfahren<br />

der diskreten Mathematik, insbesondere Kombina-<br />

sich also um einen typischen Fall von Computernutzung<br />

im Mathematikunterricht <strong>und</strong> somit um die Verwechslung<br />

der Punkte (1) <strong>und</strong> (2) oben. .<br />

torik <strong>und</strong> Graphentheorie. Beispielhaft hierfür ist das Lehrbuch<br />

von P. Grimaldi {1989). Hinsichtlich der "Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die Absicht, <strong>Informatik</strong> in den Mathematikunterricht<br />

zu ,;integrieren", ist etwa von gleicher Qualität wie die,<br />

der Mathematik" {Entscheidbarkeit, Berechenbarkeit) ist<br />

dergleichen dem Physikunterricht anzutun. Eine Strukturwissenschaft<br />

zu überlegen, ob es sich nicht eigentlich um ~Gr<strong>und</strong>lagen<br />

wie die Mathematik kann niemals Lern-<br />

der <strong>Informatik</strong>" handelt, sodaß deren Behandlung originä-<br />

ziele einer empirischen Naturwissenschaft (wie der Physik),<br />

re Aufgabe <strong>des</strong> <strong>Informatik</strong><strong>unterrichts</strong> wäre.<br />

ebensowenig aber auch die einer Technikwissenschaft<br />

Die Aufgaben {6) bis {9) werden vom Mathematikunterricht<br />

gegenwärtig nurunzureichend bzw. überhaupt nicht<br />

(welche die <strong>Informatik</strong> zu einem guten Teil ist) vermitteln.<br />

Deren ingenieurmäßige Komponente würde, in den Mathematikunterricht<br />

wahrgenommen, <strong>und</strong> dieser unerfreuliche Zustand wird<br />

"integriert", diesen bis zur Unkennt-<br />

vermutlich noch längereZeit andauern. Der Gr<strong>und</strong> liegt u.<br />

lichkeit verändern, was nur jenen Didaktikern gefallen<br />

a. darin, daß die Mathematikdidaktik im Gefolge der "Anwendungswelle"<br />

könnte, die die <strong>Informatik</strong> als zeitgemäße Form der Mathematik<br />

die in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren<br />

verstehen. Statt sich also Spekulationen darüber erarbeiteten Lerninhalte der sog. Neuen Mathematik<br />

hinzugeben, wie die <strong>Informatik</strong> als Schulfach überflüssig<br />

leichtfertig aufgibt, weil sie nicht sehen will oder einfach<br />

zu machen sei, sollte sich die Mathematikdidaktik lieber nicht weiß, daß das strukturmathematische begriffliche Instrumentarium<br />

auf ihre eigentlichen Aufgaben besinnen (folgender Abschnitt).<br />

für die <strong>Informatik</strong> konstitutiv ist {Beispiele:<br />

abstrakte Datentypen, deduktive Datenbanken). So wird<br />

4.3.3 Bereitstellung mathematischer Gr<strong>und</strong>lagen<br />

die <strong>Informatik</strong> einen Teil ihrer Gr<strong>und</strong>lagen selbst zu erarbeiten<br />

haben <strong>und</strong> damit Aufgaben übernehmen müssen, die<br />

eigentlich dem Mathematikunterricht zukommen.<br />

Es gibt selbstgefällige Programmierer,<br />

die die Vorstellung kultivieren, als könne <strong>Informatik</strong> auf<br />

Mathematik oder Logik verzichten.<br />

Ebenso gut kann ein ;Esel auf Beine verzichten, hat er doch<br />

Zähne, sich vorwärtszuziehen.<br />

Schnupp<br />

Die Entstehung der neuzeitlichen Naturwissenschaften<br />

im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert brachte für die Mathematik die Aufgabe<br />

mit sich, jenen das begriffliche Rüstzeug zu liefern; das<br />

Buch der Natur ist bekanntlich in mathematischen Lettern<br />

geschrieben. Insbesondere die Differential- <strong>und</strong> Integralrechnung<br />

hat sich im Wechselspiel mit der klassischen<br />

Mechanik entwickelt; deren Anwendungsgebiet in der<br />

Schule ist hauptsächlich der Physikunterricht. Mit der<br />

linearen Algebra <strong>und</strong> besonders mit der Stochastik, die in<br />

letzter Zeit in den Unterricht aufgenommen wurden, ist<br />

die Mathematik der Aufgabe, den exakten Wissenschaften<br />

die mathematischen Gr<strong>und</strong>lagen bereitzustellen, weiter<br />

nachgekommen. In derSchule sind für die zuletzt genannten<br />

mathematischen Gebiete neben den naturwissenschaftlichen<br />

auch sozialwissenschaftliche Fächer als Anwendungsfelder<br />

vertreten.<br />

In diesem J ahrh<strong>und</strong>ert haben nun die Informationswissenschaften<br />

zentrale Bedeutung gewonnen (siehe oben). In<br />

Fortführung der historischen Rolle der Mathematik fällt<br />

dem Mathematikunterricht somit die Aufgabe zu, auch<br />

den Informationswissenschaften begriffliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

5. Abschließende Bemerkungen<br />

Es ist nicht Vermehrung, sondern VerunstaltUng<br />

der Wissenschaften, wenn man ihre G renzen<br />

ineinanderlaufen läßt.<br />

Kant<br />

Es wurde versucht, <strong>Informatik</strong> als Schulfach mit unverwechselbarem<br />

Profil <strong>und</strong> spezifischem Beitrag zur Allgemeinbildung<br />

darzustellen, das zu Ideenaustausch <strong>und</strong> Kooperation<br />

mit anderen Schulfächern bereit <strong>und</strong> in besonderem<br />

Maße fähig ist, das sich aber nicht in andere Fächer<br />

oder übergreifende Lernbereiche "integrieren" (sprich:<br />

auflösen) läßt <strong>und</strong> das -wie alle anderen Schulfächer -<br />

einem Fachprinzip unterworfen ist, sich also insbesondere<br />

nicht in Richtung "interdisziplinärer Projektorientierung"<br />

bewegt. Der Entschluß, sich nicht in eine technikorientierte<br />

Sozialk<strong>und</strong>e umfunktionieren oder gar zur<br />

Vermittlung politischer Bekenntnisse mißbrauchen zu lassen,<br />

gilt unbeschadet einer Anerkennung derTatsache, daß<br />

für die <strong>Informatik</strong> die Verpflichtung zur Beachtung bzw.<br />

unterrichtlichen Behandlung ihrer historischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Entstehungsbedingungen <strong>und</strong> zur Übernahme von<br />

Verantwortung hinsichtlich der gesellschaftlichen Auswirkungen<br />

ihrer Resultate besteht.<br />

bereitzustellen, soweit jene im Schulunterricht eine Rolle<br />

spielen. Der Mathematikunterricht kann <strong>und</strong> sollte also<br />

"Vorleistungen" für den <strong>Informatik</strong>unterricht erbringen<br />

(Walsch 1988); zu ihnen gehören (1) Menge, Relation,<br />

Funktion <strong>und</strong> Variablenbegriff, (2) Aufbau der elementaren<br />

Datentypen N, Z, Q <strong>und</strong> der komplexen Datentypen<br />

Vektor, Folge etc., (3) Methoden mathematischer Konstruktion<br />

(z. B. kartesisches Produkt <strong>und</strong> disjunkte Vereinigung<br />

sowie die Abstraktionsmethode), (4) der Begriff<br />

der mathematischen Struktur (Gruppe, Vektorraum etc.)<br />

<strong>und</strong> die axiomatische Methode, (5) Propädeutik dl:s AJgo-<br />

Literatur<br />

Abelson, H.; Sussman, G. j.: Struktur <strong>und</strong> Interpretation von<br />

Computerprogrammen. -Berlin: Springer, 1991<br />

Ambros, W.: Das <strong>Informatik</strong>projekt -oder: Die Angst vor dem<br />

Chaos. -Erscheint im Schulcomputer-jahrbuch 1993. Stuttgart:<br />

Metzler-Teubner, 1993<br />

Autorenkollektiv: Beiträge zur Methodik <strong>des</strong> <strong>Informatik</strong><strong>unterrichts</strong>.<br />

Lehrm~terial zur Ausbildung von verdienten Lehrern<br />

<strong>des</strong> Volkes. -Halle, 1990<br />

Barth, G. u. a.: Künstliche Intelligenz. Perspektive einer wissenschaftlichen<br />

Disziplin <strong>und</strong> Realisierungsmöglichkeiten. -In:<br />

<strong>Informatik</strong>-Spektrum !4 (1991), S. 201-206<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!