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Ziele und Inhalte des Informatik- unterrichts

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hinzunehmen, sondern sie -ungeachtet <strong>des</strong> Autoritätsanspruchs,<br />

mit dem sie erhoben werden -zu hinterfragen.<br />

In diesem Bildungszielklingt das kantische "Habe<br />

den Mut, dich deines eigenen Verstan<strong>des</strong> zu bedienen!"<br />

nach.<br />

5) In der Förderung von Phantasie <strong>und</strong> Kreativität kommt<br />

die Bildungsdimension der ästhetischen GestaltUngsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> auch die handwerklich-technische; Seite<br />

zum<br />

Ausdruck.<br />

6) Mit Verantwortungsbereitschaft als Ziel wird die moralisch-politische<br />

Dimension <strong>des</strong> Bildungsbegriffs angesprochen.<br />

Verantwortung hat sich dabei auf die Mitmenschen<br />

<strong>und</strong> die Nachgeborenen, die Produkte<br />

menschlicherArbeit sowie die Natur zu beziehen.<br />

1.2 Bezugswissenschaften derinformatik in der Schule<br />

Eine gängige Charakterisierung der <strong>Informatik</strong> lautet:<br />

"<strong>Informatik</strong> beschäftigt sich mit der Untersuchung informationeller<br />

,Prozesse, <strong>und</strong> zwar sowohl ihrer Struktur<br />

nach als auch im Hinblick auf ihre Realisierung mittels<br />

informationsverarbeitender Automaten". Die Bezeichnung<br />

"ihrer StruktUr nach" weist auf die Rolle der Infor-<br />

{ matik als Strukturwissenschaft, die Formulierung "Reali-<br />

Vsierung mittels informationsverarbeitender Automaten"<br />

auf ihre Bestimmung als Technikwissenschaft hin.<br />

Umfassender ist die Umschreibung von <strong>Informatik</strong> als<br />

" Wissenschaft von der VerarbeitUng von Informationen in<br />

Natur, Technik <strong>und</strong> Gesellschaft". Damit soll eine "deutliche<br />

Abgrenzung gegenüber der weit verbreiteten Ansicht<br />

gesetzt werden, die <strong>Informatik</strong> sei die Wissenschaft lediglich<br />

von der technischen Verarbeitung von Informationen"<br />

(Kerner 1990, S. 192). Denn nicht nur beim Menschenbzw.<br />

in der menschlichen Gesellschaft, sondern in der gesamten<br />

belebten Welt gibt es informationelle Prozesse. Verfolgt<br />

man diesen Gedanken weiter, wird man zur Einsicht geführt,<br />

daß die <strong>Informatik</strong> in der Schule bei der Wahl ihrer<br />

Bezugswissenschaft sich nicht auf die gleichnamige Hochschuldisziplin<br />

beschränken dürfe, sondern daß diese Funk -<br />

tion den Informationswissenschaften in ihrer Gesamtheit,<br />

nämlich Kybernetik, Systemtheorie, Informationstheorie,<br />

Linguistik <strong>und</strong> Kogriitionswissenschaft (mit der KI-Forschung<br />

als informatischem Ableger) zukomme.<br />

Neben Materie <strong>und</strong> Energie ist nämlich I nformation die<br />

(}ritte f<strong>und</strong>~mentale ~a~~g~rie der realen. Welt. Wie Physi.k<br />

<strong>und</strong> Chemie (<strong>und</strong> die ubngen Naturwissenschaften) die<br />

materiell-energetische, so erforschen die Informationswissenschaften<br />

die informationelle Struktur der Welt. Biologie<br />

<strong>und</strong> naturwissenschaftliche Anthropologie stehen im<br />

Schnittpunkt beider Wissenschaftsgruppen. Die Vermutung<br />

scheint berechtigt, daß mit den Informationswissenschaften<br />

ein Wissenschaftstyp entstanden ist, der die traditionel!e<br />

Kluft zwischen Natur- <strong>und</strong> Geisteswissenschaften<br />

überbrücken könnte. Während "Bildung" ursprünglich<br />

von den Geistes- (oder Kultur- ) Wissenschaften her<br />

definiert wurde, dann im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die klassischen<br />

Naturwissenschaften in sich aufnahm,ist sie nun dabei -<br />

als Beitrag <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zum Bildungsbegriff -<br />

auch die Informationswissenschaften in sich zu begreifen.<br />

Das Fach <strong>Informatik</strong> ist gemäß dieser Auffassung als<br />

"Statthalter" der Informationswissenschaften in der Schule<br />

zu konzipieren, es hat deren Bedeutung für das Verständnis<br />

der Welt <strong>und</strong> <strong>des</strong> Selbst zu reflektieren. Dabei<br />

geht es nur am Rande um Computer: <strong>Informatik</strong> in jenem<br />

Sinne ist keine "Computerwissenschaft" -vielmehr geht<br />

es um den viel weiteren Informationsbegriff <strong>und</strong> sein umfeld<br />

in Natur, Technik <strong>und</strong> Gesellschaft. Die Informa-<br />

\<br />

tionswissenschaften <strong>und</strong> damit die <strong>Informatik</strong> in der Schule<br />

haben viel mehr mit Gegenständen der Geisteswissenschaften<br />

wie Sprache, Wissen, Bewußtsein <strong>und</strong> Lernen zu<br />

tun als je<strong>des</strong> andere Fach <strong>des</strong> "mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Aufgabenfelds" .<br />

<strong>Informatik</strong> hat insbesondere die Aufgabe, die Errungenschaften<br />

<strong>des</strong> menscWichen Geistes, welche mit den<br />

Namen Pascal, Leibniz, Babbage, Boole, Frege, Hilbert,<br />

, Gödel, Turing verknüpft sind, der Schule zu erscWießen.<br />

Diese werden mit gleichem Recht zu den gr<strong>und</strong>legenden<br />

Bildungsinhalten gerechnet wie z. B. Homers Ilias, Platons<br />

Staat, Tacitus' Germania, Newtons Mechanik, Goethes<br />

Wilhelm Meister, Kants Kritik derreinen Vernunft,Einsteins<br />

Relativitätstheorie, DarwinsAbstammungslehre.<br />

2. Didaktische Ansätze<br />

" ;' Di~aktik stellt sich die Aufgabe, die Transparenz<br />

komplizierter Daten- <strong>und</strong> Algorithmenstrukturen so zu<br />

erhöhen, daß menschliche Veranrwortung wahrgenommen<br />

werden kann. Moderne Benutzeroberflächen lösen dieses<br />

Bildungsproblem nicht-<br />

Reger<br />

Die <strong>Informatik</strong> in der Schule hat trotz ihres vergleichsweise<br />

geringen Alters bereits einige "Paradigmenwechsel"<br />

hinter sich. Die im folgenden dargestellten Ansätze dürfen<br />

allerdings nicht als historische Stadien verstanden bzw.<br />

mißverstanden werden, bei denen eine Phase die jeweils<br />

frühere überwindet <strong>und</strong> ablöst. Vielmehr hat jede dieser<br />

Phasen einen wesentlichen Beitrag zu unserem heutigen<br />

Bild von <strong>Informatik</strong> geliefert <strong>und</strong> ist weiterhin -wenn<br />

auch nicht mit der ursprünglich beanspruchten Ausschließlichkeit<br />

-lebendig.<br />

2.1 Vorgeschichte (bis etwa 1970)<br />

Das rasche Eindringen der <strong>Informatik</strong> in die Schule wird<br />

verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß jene<br />

eine lange Vorgeschichte hat. Angeregt d\;1rch Schriften<br />

wie "Automat <strong>und</strong> Mensch" (Steinbuch), "So denken Maschinen"<br />

(Adler), "Das Bewußtsein der Maschinen"<br />

(Günther) <strong>und</strong> viele andere, die im Gefolge der Kybernetik<br />

in den sechziger Jahren in dichter Folge erschienen waren,<br />

bezogen engagierte Lehrer Fragen dieser Art in den Unterricht<br />

ein. Einige typische didaktische VerÖffentlichungen<br />

(MNU) aus jener Zeit: "Logisches Verhalten von Gehirn<br />

<strong>und</strong> Elektronengehirn" (1968), "Spielende <strong>und</strong> lernende<br />

Automaten" (1969),"Kalküle <strong>und</strong> Rechenautomaten"<br />

(1965).<br />

Zusammenfassend läßt sich diese Phase wie folgt beschreiben:<br />

Die Fragestellung ist logisch-kybernetisch <strong>und</strong><br />

interdisziplinär angelegt (mit Bezügen zu Biologie, verhaltenslehre<br />

<strong>und</strong> Linguistik); als Lehrgeräte werden Digitalbausteine<br />

(z. B. Simulog) verwendet. Es handelt sich um<br />

Vorschläge zur Ergänzung <strong>und</strong> Bereicherung <strong>des</strong> Unterrichts,<br />

etwa in Arbeitsgemeinschaften; in Lehrplänen ist<br />

von <strong>Informatik</strong> noch nicht die Rede.<br />

2.2 Hardwareorientierter Ansatz (bis etwa 1976)<br />

U ms Jahr 1965 werden die ersten Unterrichts- bzw. SchulversUche<br />

zur "Datenverarbeitung" im engeren Sinne unternommen,<br />

das Thema wird auf das Verständnis der<br />

Hardware realer Datenverarbeitungsanlagen eingeschränkt.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> steht nunmehr der Bau digitaler<br />

Schaltnetze <strong>und</strong> Schaltwerke sowie das Programmieren an<br />

Modellrechnern (z. B. DSR 2000), dabei ist die Funktion<br />

der Schaltbausteine <strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>sätzliche Arbeitsweise<br />

von Datenverarbeitungsanlagen von Interesse. AlgolU

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