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Ziele und Inhalte des Informatik- unterrichts

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11 n.7Iv(pn ZDM 93/1<br />

hat man folgen<strong>des</strong> zu spczifizieren: ( 1.1) Die Menge X der<br />

Eingabezeichen, (1.2) die Menge y der Ausgabezeichen,<br />

(2) die Menge Z der internen Zustände, (3.1) di.~ Ausgabefunktion<br />

f : X x Z -+ Y, (3.2) die (Zustands- ) Ubergangsfunktion<br />

9 : X x Z -+ Z. Diese Beschreibung wird im<br />

Unterricht an konkreten Beispielen veranschaulicht (z. B.<br />

Warenautomat, bedingter Reflex).<br />

Die wichtigsten Verhaltenstypen informationsverarbeitender<br />

Systeme sind nach wachsender Komplexität geordnet:<br />

(a) Zuordner (Systeme ohne Gedächtnis), (b) Sequentielle<br />

Automaten (Systeme mit Gedächtnis) <strong>und</strong> (c) Systeme<br />

mit Parallelarchitektur. Betrachtet man die Typen in<br />

dieser Reihenfolge, wird damit zug]eich die historische<br />

Entwicklung ihrer technischen Konzeption nachvollzogen.<br />

Damit ist der Boden bereitet, um zum Kern der<br />

ganzen Unterrichtseinheit, demBegriff der Programmierbarkeit,<br />

vorzudringen. Zur Idee <strong>des</strong> Computers gehört<br />

unabdingbar dic prinzipielle Gleichheit von Programm<br />

<strong>und</strong> Daten; beide können nur je nach Kontext unterschieden<br />

werde,n. Beispielsweise sind bei derÜbersetzung von<br />

einer Sprache in eine andere Programme ihrerseits Daten.<br />

a) Zuordner<br />

Das einfachste Verhalten zeigen die sogenannten Zuordner.<br />

Sie sind dadurch charakterisiert, daß in der<br />

Ausgabefunktion das Zustandsargument irrelevant <strong>und</strong><br />

die Ubergangsfunktion damit nicht notWendig ist. Wir<br />

haben also eine Funktion f : x-+ Y, die jeder Eingabe<br />

genau cine Ausgabe zuordnct. Zuordner sind gewissermaßen<br />

ohne Gedächtnis; manchmal werden sie auch als<br />

"triviale Maschinen" bezeichnet. Technisch realisiert<br />

wcrden Zuordner bevorzugt als elektronische Gatter<br />

(digitallogische Schaltungen), die jeder Spannungskombination<br />

am Eingang nach kurzer konstruktionsbcdingter<br />

Verzögerungszeit cinen Ausgangsspannungswcrt<br />

zuordnen. Die" Wirkung" <strong>des</strong> Zuordners<br />

wird durch die Funktion f bcstimmt. Im Unterricht<br />

behandclt man (kurz) die binären Funktionen <strong>und</strong> ihre<br />

technische Realisierung als binäre Schaltnetze.<br />

b) Sequenticlle Automaten<br />

Zuordner stehen auf der untersten Stufc der Komplexitätsska]a,<br />

da sic sich durch eine einzige Funktion f<br />

charakterisieren lassen. Auf der nächsthöheren Stufe<br />

sind die sequentiellen Automaten angesiedelt, da zu<br />

ihrer Kennzeichnung zwei Funktionen f (Ausgabefunktion)<br />

<strong>und</strong> g (Zustandsübergangsfunktion) benötigt<br />

werden. Die Bezeichnung "sequentiell" drückt aus, daß<br />

die Wertverläufe der Eingabegröße x, der AusgabegrÖße<br />

y <strong>und</strong> der Zustandsgröße z Folgen sind. Die Zeit<br />

wird als diskrete Größe aufgefaßt, das System wird nur<br />

zu diskreten Zeitpunkten, jeweils nach dem Arbeitstakt,<br />

beobachtet. Ist die Zustandsmenge endlich, spricht<br />

man von einem endlichen (sequentiellen) Automaten.<br />

Die" Wirkung" <strong>des</strong> sequentiellen Automaten wird<br />

durch die Funktionen f <strong>und</strong> g bestimmt. Die digitaltechnische<br />

Realisierung ist das binäre Schaltwerk, <strong>und</strong> man<br />

beweist den Satz: Jeder endlichc sequentielle Automat<br />

läßt sich als binäres Schaltwerk realisieren. Als Beispiele<br />

konstruiert man im U nterricht Zähler, Schieberegister,<br />

Addierwerk usw. Dabei kommt es allein auf die Funktionsbeschreibung,<br />

nicht auf die elektronische Realisierung<br />

an.<br />

c) Programmsteucrung<br />

Wahrend ein sequentieller Automat durch fest vorgegebene<br />

Funktionen f <strong>und</strong> g stets auf eine ganz bestimmte<br />

Aufgabe spezialisiert ist, besteht das Wesen eines<br />

programmgesteuerten <strong>Informatik</strong>systems darin, daß es<br />

-je nach Programm -ganz unterschiedliche Aufgaben<br />

lösen kann. Programmierbarkeit bedeutet Universalität<br />

in folgendem Sinne: ein programmierbares System läßt<br />

sich durch Vorgabe eines Programms P (Austausch von<br />

f <strong>und</strong> g) dazu veranlassen, ein beliebiges gegebenes<br />

anderes System zu imitieren {simulieren); es spielt -<br />

einem Schauspieler vergleichbar -die Rolle jenes Systems<br />

<strong>und</strong> vertritt es dabei vollständig.<br />

Die Idee der Programmsteuerung ist uralt, sie entsteht<br />

bereits im Altertum. Dabei ist das Programm allerdings<br />

in einer besonderen Systemkomponente -z. B. einer<br />

Seilwicklung oder einer bestifteten Walze -gespeichert,<br />

die beim Programmwechsel ausgetauscht wird. Das<br />

Konzept eines universellen Rechenautomaten entwikkelte<br />

bereits um 1830 der britische Mathematiker Charles<br />

Babbage: seine "Analytical Engine" sollte jede Art<br />

von Berechnung ausführen, indem sie nach dem eingegebenen<br />

Programm ihre Berechnungsschritte organisieren<br />

konnte. Hier tritt zum ersten Mal ein vom materiellen<br />

Gerät unabhängiges Programms auf; bei der Analytical<br />

Engine sollte es auf Lochkarten festgehalten<br />

werden.<br />

Das Prinzip der Universalität entwickelte Alan M.<br />

Turing -r<strong>und</strong> 100 Jahre später -theoretisch weiter:<br />

"Die spezielle Eigenschaft von Digitalcomputem,daß<br />

sie jede andere diskrete Maschine nachahmen können,<br />

läf~t sich auch so ausdrücken, daß sie universelle Maschinen<br />

sind. Die Existenz von Maschinen mit dieser<br />

Eigenschaft hat die wichtige Konsequenz, daß es -von<br />

Geschwindigkeitserwägungen abgesehen -unnötig ist,<br />

immer neue Maschinen für unterschiedliche Rechenprozesse<br />

zu entWickeln. Diese können allesamt mit<br />

einem einzigen Digitalrechner durchgeführt werden,<br />

der für jeden Fall geeignet zu programmieren ist. Es<br />

wird sich zeigen, daß infolge<strong>des</strong>sen alle Digitalcomputer<br />

in gewisser Hinsicht äquivalent sind" (Turing).<br />

Turing konstruierte in den vierziger' Jahren einen<br />

elektronischen Rechenautomaten {ACE). Das technische<br />

Konzept wird jedoch nach John von Neumann<br />

benannt, der 1946 {zusammen mit Burks, Goldstine u.<br />

a.) das Modell eines programmgesteuerten Rechners<br />

entwarf, <strong>des</strong>sen Struktur sich noch heute bei den meisten<br />

Rechenanlagen mit einem Hauptprozessor wiederfindet.<br />

Im Unterricht wird ein einfaches Computermodell<br />

{Registermaschine) entwickelt <strong>und</strong> die zugehörige<br />

Maschinensprache als formale Sprache (SatZgliederungsgrammatik)<br />

definiert. Ein Interpreter {geschrieben<br />

in Pascal oder Prolog) führt Programme in Maschinensprache<br />

aus; damit ist zugleich eine Semantik der<br />

Maschinensprache gegeben.<br />

Im Rahmen eines Themas, das man früher unter "Hardware"<br />

eingereiht hätte, können bzw. müssenalso zentrale<br />

Begriffe der theoretischen <strong>Informatik</strong> problemorientiert<br />

entWickelt werden, die Schüler bringen sie in ein praktisches<br />

Programmierprojekt ein. In ähnlicher Weise ist dies<br />

mit den Themen Berechenbarkeit bzw. Entscheidbarkeit<br />

möglich, worauf hier aus Platzgründen nicht eingegangen<br />

werden kann.<br />

4.2 Zur Wahl der Programmiersprache<br />

Eine Programmiersprache ist nicht einfach ein Weg, den<br />

Computer zur Ausführung von Operationen zu veranlassen,<br />

sondern sie ist ein Medium, in dem wir unsere Vorstellungen<br />

über Verfahrensweisen <strong>und</strong> Prozesse ausdrücken.<br />

Süßmilch<br />

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