1947-Die Alpenpässe zur römischen Zeit - Burgenverein Untervaz
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der Zivilbeamte, der Kurier - kurz, jeder, der etwas da im Norden zu verrichten<br />
hatte, kam nicht darum herum, die Kette der Alpen, dieses Hindernis von Fels,<br />
Schnee und Eis, zu überwinden. Und wer aus dem Norden wieder nach Italien<br />
zog, dem stellte<br />
S. 30: sich wiederum die dräuende Alpenkette in den Weg, bevor er seine sonnige<br />
Heimat im Süden betreten konnte. Versuchen wir einmal, uns auszumalen, was<br />
diese Notwendigkeit der steten Alpenüberquerung für die an südliche Sonne<br />
und Landschaft gewohnten Menschen von damals bedeutete! Wer nämlich in<br />
jener <strong>Zeit</strong> über die Alpen stieg, der empfand nicht nur das Beschwerliche und<br />
Mühsame einer solchen Reise, wie sie eine Hochgebirgswanderung von<br />
vorneherein mit sich bringt: es trat vielmehr noch ein richtiges Grauen, eine<br />
Angst und ein förmlicher Schrecken vor den Gefahren dazu, die nach der<br />
allgemeinen Ansicht in jenen Alpen und hohen Bergen lauerten. Man erblickte<br />
in den Alpen kaum je etwas anderes, als das Furchtbare, Grauenvolle und<br />
Gefährliche, etwas, dem man lieber auswich, wenn man nicht unbedingt<br />
gezwungen, war, es zu versuchen. Man sah in solchen Gebirgen bloss die<br />
abfallenden Schroffen und Felsen, die schwer zu begehenden, schwierigen<br />
Pfade, die todbringenden Abstürze, die starren Eis- und Schneefelder die voller<br />
Gefahren steckten, man hatte nichts übrig für die Grossartigkeit der Alpenwelt<br />
und die erhabene Schönheit der Berge. Kaum einer wusste etwas vom Zauber<br />
dieser Gebirgswelt, kaum einer empfand Freude an ihr - im Gegenteil: für den<br />
antiken Menschen sind die Alpen in ihrer eisigen Starre so etwas wie der<br />
Inbegriff des Furchterregenden und Absehreckenden gewesen<br />
Es ist dieselbe Einstellung, die auch noch für das Mittelalter, ja, man darf ruhig<br />
sagen, von wenigren Ausnahmen abgesehen bis auf das berühmte Gedicht des<br />
Berners Albrecht von Haller, »<strong>Die</strong> Alpen« (1728/29), vorherrschte. Erst in<br />
dieser, Also in recht neuer <strong>Zeit</strong>, hat sich das Verständnis für den grossartigen<br />
Reiz der Bergwelt und die Liebe zu den Alpen langsam und allmählich Bahn<br />
gebrochen. So fühlte sich, um nur ein Beispiel aus dem Mittelalter anzuführen,<br />
der bekannte Verfasser der »Cosmographei« (1544), Sebastian Münster, »bis<br />
in die Knochen und das Herz erzittern», als er auf der Höhe des Gemmipasses<br />
stand, hohe Berge und Felsen sind für ihn »erschröcklich« und »grausam«,