KSG - Kölner Seniorengemeinschaft
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Seite 8<br />
Aus der <strong>KSG</strong><br />
<strong>KSG</strong> aktuell<br />
Joachim Kokott<br />
90 Jahre und ein bisschen weise<br />
Unser ältester ehrenamtlicher Mitarbeiter und gleichzeitig der, mit der<br />
längsten Dienstzeit in unserer <strong>KSG</strong>, vollendet sein neunzigtes Lebensjahr.<br />
Zunächst den herzlichsten<br />
Glückwunsch zu Deinem<br />
Ehrentag, lieber Joachim.<br />
Neunzig Jahre, das ist ein langes<br />
Leben, da weiß man bald gar<br />
nicht wo beginnen, wenn man<br />
davon berichten soll. Am besten<br />
am Anfang, lautet eine Schulweisheit,<br />
und so mache ich es<br />
auch.<br />
Unser Jubilar wurde am 10. Oktober<br />
1923 in Eisleben geboren<br />
(die Stadt, die auch Martin Luther<br />
hervorgebracht hat). Er war<br />
der Jüngste unter vier Geschwistern<br />
in einer Zeit, die von der Inflation<br />
nach dem ersten Weltkrieg<br />
gepägt war. Sein Vater war<br />
Hüttenvogt in einer Schmelzhütte<br />
(heute würden wir sagen: so eine<br />
Art Aufseher oder Vorarbeiter).<br />
Der berühmte „Silberne Löffel“<br />
im Mund, mit dem einige Menschen<br />
geboren werden, glänzte in<br />
seinem Fall, also durch Abwesenheit.<br />
Trotzdem, so klingt es aus seinen<br />
Berichten, hat er an seine frühe<br />
Jugend überwiegend angenehme<br />
Erinnerungen. Wenn man jung<br />
ist, sieht man die Welt eben mit<br />
anderen Augen.<br />
Wahrlich herbere Zeiten begannen<br />
für den Knaben, als er mit 14<br />
Jahren beide Eltern verlor.<br />
Man schrieb das Jahr 1935 und<br />
bis zum Jahr 1948, in dem er im<br />
Alter von 25 Jahren aus britischer<br />
Kriegsgefangenschaft entlassen<br />
wurde, waren 13 Jahre einer Jugend<br />
vergangen, die man sich<br />
heute kaum noch vorstellen mag.<br />
Verschiedene Kinderheime, eine<br />
harte Lehre zum Bäckergesellen,<br />
Reichsarbeitsdienst, Soldat im<br />
Krieg, und dann noch vier lange<br />
Jahre in Kriegsgefangenschaft.<br />
Das Land, in das der junge Mann<br />
nun heimkehrte, war damals noch<br />
ein Trümmerhaufen, und die später<br />
„Wirtschaftswunder“ genannten<br />
Zeiten, hatten noch nicht<br />
begonnen. Das Leben ging aber<br />
weiter, und jeder versuchte im<br />
Rahmen seiner Möglichkeiten<br />
etwas daraus zu machen.<br />
Joachim fand zunächst Arbeit als<br />
Bäcker, dann auf dem Bau, später<br />
wieder als Bäcker und 1955 legte<br />
er sogar die Meisterprüfung in<br />
diesem Beruf ab.<br />
Inzwischen hatte er auch seine<br />
spätere Frau kennengelernt. Eine<br />
fast moderne Romanze, die als<br />
Brieffreundschaft begann und in<br />
einer Ehe ihren Abschluss fand,<br />
die bis zum heutigen Tag Bestand<br />
hat. Heute lernen sich Menschen<br />
via Internet kennen.<br />
Die Zeit nach seiner Meisterprüfung<br />
war aber, trotz dieses Erfolges<br />
eine Zeit der beruflichen<br />
Umorientierung. Joachim kehrte<br />
dem Handwerk den Rücken und<br />
wechselte in die Industrie. Ein<br />
wahrer Neuanfang.<br />
Er begann als Hilfarbeiter und arbeitete<br />
sich zum Mitarbeiter in<br />
der damals gerade beginnenden<br />
Datenverarbeitung nach oben.<br />
Damals hantierte man noch mit<br />
Lochkarten und die Spezialisten<br />
auf diesem Gebiet nannte man<br />
noch nicht Programmierer, sondern<br />
Tabellierer.<br />
Er erwarb auch in diesem neuen<br />
Beruf ein Diplom und wechselte<br />
zum Gerling Versicherungskonzern<br />
nach Köln.<br />
In der EDV-Abteilung dieses Unternehmens<br />
begleitete er nun den<br />
Wandel von der mechanischen<br />
zur elektronischen Datenverarbeitung.<br />
Aus dem Tabellierer<br />
wurde ein Programmierer.<br />
Damit war beruflich etwas ruhiges<br />
Fahrwasser erreicht, in dem<br />
er bis zu seiner Pensionierung geblieben<br />
ist. Ein ruhiges Wasser<br />
bedingt aber nicht, einen ruhigen<br />
und trägen Mitfahrer. Das Gegenteil<br />
ist der Fall. Wissbegierig und<br />
selbst in hohem Alter immer<br />
noch neuen Dingen zugewandt,<br />
das zeichnet unseren Jubilar aus.<br />
Und auch wir als <strong>KSG</strong> haben<br />
davon profitiert.<br />
Dazu aber etwas später. Zunächst<br />
noch einige Sätze zu seinem privaten<br />
Leben.<br />
1956 hat er in Köln geheiratet,