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Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Wertefindung entscheidende Aufgabe<br />
Bischof Koch über gemeinsame Werte in pluralistischen Gesellschaften<br />
Wie kommt man in pluralistischen<br />
Gesellschaften zu gemeinsamen<br />
Werten? Welchen<br />
Beitrag kann die katholische<br />
Kirche dazu leisten? Dazu referierte<br />
der neue Bischof von<br />
Dresden-Meißen, Dr. Heiner<br />
Koch, bei der 64. Bundestagung<br />
des <strong>BKU</strong> in Dresden.<br />
Für viele sei die Wirtschaftskrise<br />
eine Wertekrise und Folge verantwortungslosen<br />
Handelns. Sie<br />
habe den Ruf nach einer Rückbesinnung<br />
auf Werte lauter werden<br />
lassen. Es sei jedoch schwierig, eine<br />
allgemeine Werteordnung zu definieren.<br />
Schon in der Gesellschaft<br />
eines Landes betonten unterschiedliche<br />
Gruppen unterschiedliche<br />
Werte; erst recht aber auf internationaler<br />
Ebene. „Ich glaube<br />
aber sicher, dass es allgemeine<br />
Grundwerte gibt, die uns vorgegeben<br />
sind und die wir voraussetzen<br />
können“, sagte Koch.<br />
In einer freien, demokratischen<br />
Gesellschaft könne man Werte<br />
nicht als Herrschaftswissen von<br />
oben festlegen, stellte Koch fest.<br />
Auch sie in Mehrheitsentscheidungen<br />
festzulegen sei sehr problematisch:<br />
Denn auch dem Nationalsozialismus<br />
hätten selbst definierte<br />
‚Werte‘ zugrunde gelegen,<br />
die mit Gewalt und auf Kosten<br />
einer Minderheit durchgesetzt<br />
worden seien. „Es gibt keinen anderen<br />
Weg als den intellektuellen<br />
Diskurs aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen“, betonte Koch.<br />
Dazu gehöre unbedingt auch ein<br />
religiöser Diskurs: „Glaubensfragen<br />
dürfen nicht von vornherein<br />
ausgeschlossen werden, etwa um<br />
auf einen kleinsten gemeinsamen<br />
Nenner zu kommen“, so Koch.<br />
„Das wäre von vornherein ein<br />
Sieg des Atheismus“, sagte er.<br />
Trotz rückläufiger Mitgliederzahlen<br />
der christlichen Kirchen<br />
sei der christliche Glaube keine<br />
„Minderheiten-Ethik“.<br />
Bischof Dr. Heiner Koch bei der <strong>BKU</strong>-Bundestagung.<br />
Koch zeigte sich zuversichtlich,<br />
dass in einem solchen Diskurs allgemeine<br />
Werte entdeckt werden<br />
könnten, die zwar unterschiedlich<br />
begründet, aber von allen selbstverständlich<br />
vorausgesetzt würden:<br />
dass der andere wertvoll sei; dass<br />
jeder das Recht habe, zu leben; oder<br />
dass Geiz und Betrug schlecht<br />
seien. „Als Christen brauchen wir<br />
diese Auseinandersetzung nicht<br />
zu scheuen“, ermutigte Koch. Das<br />
christliche Bekenntnis sei ein logisches<br />
Bekenntnis. Nicht logisch<br />
im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Sinn, aber als vernünftig<br />
begründbares Bekenntnis.<br />
Er verwies auf den heiligen<br />
Paulus: Der habe ausdrücklich aufgefordert,<br />
den Glauben vernünftig<br />
zu verteidigen und „vernünftig<br />
ins Gespräch zu bringen“. Koch<br />
hob hervor: „Für uns Christen ist<br />
es eine entscheidende Aufgabe,<br />
diese Wertefrage zu stellen.“<br />
Die persönliche Wertebildung jedes<br />
einzelnen erfordere Freiraum,<br />
sagte Koch: „Freiraum, sich zu<br />
überlegen: „Woran glaube ich?“<br />
und „Was ist mir wertvoll?“. Es sei<br />
problematisch, dass dieser Freiraum<br />
in Schulen und Hochschulen<br />
zurückgehe.<br />
Zugleich seien Werte stark geprägt<br />
von der eigenen Geschichte: der<br />
gesellschaftlichen Geschichte, das<br />
merke er insbesondere in seinem<br />
neuen Bistum, wo die Menschen<br />
durch die Erfahrung des politischen<br />
Umbruchs geprägt seien.<br />
Das mache Geschichtsunterricht so<br />
wichtig.<br />
Darüber hinaus präge die individuell<br />
in der eigenen Familie erlebte<br />
Geschichte. „Daher ist Familienarbeit<br />
für uns als Kirche so<br />
entscheidend“, sagte Koch. Er hob<br />
die Bedeutung der katholischen<br />
Kindergärten und Schulen dafür<br />
hervor, Familien mit christlichen<br />
Werten vertraut zu machen, insbesondere<br />
auch in seinem Bistum<br />
mit nur 3,6 Prozent katholischer<br />
Bevölkerung. „Hier blüht etwas<br />
auf“, begeisterte sich Koch, und<br />
verwies auf die zunehmende Zahl<br />
von Erwachsenen- und Familientaufen<br />
in Dresden und Leipzig.<br />
Dr. Vera Bünnagel<br />
2014 tagt der<br />
<strong>BKU</strong> in Bonn<br />
Foto: Bünnagel<br />
Die 65. <strong>BKU</strong>-Bundestagung findet<br />
vom 26.–28. September in<br />
Bonn statt. Der Vorsitzende der<br />
Diözesangruppe Bonn, Dr. Franz<br />
Rottländer, präsentierte einladende<br />
Bilder der ehemaligen<br />
Bundeshauptstadt und Geburtsstadt<br />
Ludwig van Beethovens.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 5