Forschungsplan 2013 final.pdf - IFSH
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<strong>IFSH</strong> <strong>Forschungsplan</strong> <strong>2013</strong><br />
2.3 Forschungsprogramm<br />
Spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges hat die Friedens- und Sicherheitspolitik einen massiven<br />
Wandel erfahren. Dieser durch vielschichtige und widersprüchliche Prozesse von Transnationalisierung<br />
und Globalisierung gekennzeichnete Wandel stellt die Politik vor neue Herausforderungen und<br />
Aufgaben.<br />
Im laufenden Arbeitsprogramm nimmt sich das <strong>IFSH</strong> zweier zentraler Probleme der gewandelten friedens-<br />
und sicherheitspolitischen Lage Europas an: des zunehmenden Gewichts transnationaler Gewaltrisiken<br />
einerseits und der Frage der Eignung der vorhandenen Strategien und Instrumente internationaler<br />
Akteure zu deren Eindämmung andererseits.<br />
Transnationale Gewaltrisiken sind durch die Beteiligung nichtstaatlicher Akteure gekennzeichnet.<br />
Diese Akteure lassen sich im Gegensatz zu den klassischen Bedrohungen der Sicherheitspolitik in der<br />
Regel nicht exakt, gelegentlich überhaupt nicht benennen. Zu den transnationalen Gewaltrisiken, mit<br />
denen sich die offizielle Sicherheitspolitik befasst, zählen der Terrorismus und die organisierte Kriminalität,<br />
regionale Konflikte und Staatszerfall, aber auch Cyberwarfare und nukleare Proliferation. Sie<br />
können aus einer Vielzahl von Ursachen entstehen, von wirtschaftlicher Unterentwicklung bis zu ungelösten<br />
Territorialkonflikten und massivem Klimawandel.<br />
Die „Transnationalisierung“ von Gewaltrisiken verändert das Zusammenspiel substaatlicher, staatlicher<br />
und internationaler Akteure, da sich ihre Rollen und ihre Gewichte als Problemverursacher und<br />
-bearbeiter verschieben. Zudem werden bisher typische und politisch auch gewollte Begrenzungen des<br />
Handelns nationaler und internationaler Akteure auf allen Ebenen der Prävention und Bearbeitung von<br />
transnationalen Gewaltrisiken in Frage gestellt, da sie notwendige umfassende Problemlösungen behindern.<br />
Die Auseinandersetzung mit als „neu“ wahrgenommen Gewaltrisiken dominiert die Sicherheitspolitik<br />
der meisten europäischen Regierungen, einschließlich Deutschlands, sowie auch der zentralen Institutionen<br />
für Friedens- und Sicherheitspolitik in Europa, die Europäische Union und die Organisation für<br />
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.<br />
Im Rahmen des mittelfristigen Forschungsprogramms wollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des <strong>IFSH</strong> aus friedenswissenschaftlicher Perspektive damit auseinandersetzen, wie die europäischen<br />
sicherheitspolitischen Akteure mit diesen Risiken umgehen. Regionaler Schwerpunkt sind Institutionen<br />
der Sicherheitspolitik in und für Europa.<br />
Das Forschungsprogramm ist im Kern Fragen der Angemessenheit und Wirkungen von Strategien und<br />
Instrumenten europäischer friedens- und sicherheitspolitischer Akteure zur Einhegung und Bewältigung<br />
transnationaler Gewaltrisiken gewidmet. Insbesondere geht es dabei um folgende Forschungsthemen:<br />
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Strategien. Auf welchen Grundlagen, mit welchen Herangehensweisen und auf welchen Feldern<br />
versuchen internationale Organisationen (insbesondere EU, OSZE), aktuelle und erwartete transnationale<br />
Gewaltrisiken einzuhegen? Inwieweit können sich deren Mitgliedstaaten auf die Anpassung<br />
internationaler Organisationen an veränderte Risiken einigen?<br />
Instrumente europäischer Akteure. Welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen? Welche neuen<br />
Foren, vertragliche Regelungen, Kooperationen werden etabliert? Wie werden bestehende Instrumente<br />
und Institutionen an die neuen Herausforderungen angepasst?<br />
Angemessenheit friedens- und sicherheitspolitischer Instrumente. Sind die von den benannten<br />
friedens- und sicherheitspolitischen Akteuren vorgenommenen Einschätzungen über Gewaltrisiken<br />
und deren Ursachen adäquat? Werden die richtigen Strategien und Instrumente eingesetzt?<br />
Welche analytischen Ansätze sind für die Bewertung der Strategien und Maßnahmen internationaler<br />
Akteure angemessen?<br />
Wirksamkeit friedens- und sicherheitspolitischer Interventionen. Inwieweit sind sicherheitspolitisch<br />
motivierte Interventionen internationaler Organisationen effektiv und effizient im Sinne<br />
von Zielerreichung und Problemlösung? Wie können bestehende Ansätze der Wirkungsforschung<br />
weiterentwickelt werden?<br />
Die übergreifende Problemstellung für das mittelfristige Arbeitsprogramm des <strong>IFSH</strong> resultiert aus der<br />
Diskrepanz zwischen der Fokussierung auf „neue“ Gewaltrisiken einerseits und der Zähigkeit der in-<br />
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